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17.08.13 / Glaubenskrieg ums Rauchen / Was vor einigen Jahrzehnten noch im Trend lag, ist jetzt verpönt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

Glaubenskrieg ums Rauchen
Was vor einigen Jahrzehnten noch im Trend lag, ist jetzt verpönt

Das Urteil des Amtsgerichts Düsseldorf gegen den Rentner Friedhelm Adolfs, starkes Rauchen in der Wohnung sei ein berechtigter Kündigungsgrund, hat die Debatte um das Rauchverbot erneut beflügelt. Hier tun sich allerdings große Diskrepanzen schon beim Streit um die Kosten der Sucht auf. Und nirgends wird so vehement Politik mit Statistiken betrieben wie bei der Frage, welche volkswirtschaftlichen Kosten durch das Rauchen entstehen.

Niederländische Wissenschaftler sind im Auftrag des Instituts für öffentliche Gesundheit zu der Erkenntnis gelangt, dass die längere Lebenserwartung der Gesunden und Schlanken den Staat letztlich teurer kämen. So sei etwa die Zahl der Krebserkrankung bei beiden Gruppen gleich hoch, die Gesunden hätten mehr Schlaganfälle. Während Raucher in Holland etwa 220000 Euro Behandlungskosten verursachten, sei dieser Betrag bei Nichtrauchern mit 281000 Euro anzusiedeln. Die niederländische Studie beschäftigt sich aber nur mit den Kosten für das Gesundheitswesen. Gesamtwirtschaftlich summieren sich dazu aber Ersparnisse für die Rentenkassen durch früheren Tod der Raucher auf, kommen steuerliche Einbußen, Verluste für Produzenten und Verkäufer, langwierige Behandlungskosten für lang lebende Nichtraucher und vieles andere hinzu. Zudem sei es sinnvoller, gegen die Fettleibigkeit vorzugehen, bei der übrigens Deutschland in Europa einsam an der Spitze liegt.

Während die Niederländer also behaupten, dass schlanke, gesunde Menschen für das Gesundheitssystem teurer als Raucher und Übergewichtige seien, summieren die Gegner des blauen Dunstes astronomische Kosten für den Schaden durch den Konsum von Tabak auf. In Deutschland allein sollen etwa 19 Milliarden Euro jährliche Kosten entstehen, weltweit bis zu 500 Milliarden. Nirgends aber wird so richtig ersichtlich, wie seriös diese Zahlen tatsächlich sind.

Die Volkswirtin Ulrike Günzel von der Universität Hamburg beispielsweise errechnete, dass der wahre Preis einer Schachtel Zigaretten ungefähr bei 40 Euro liegen müsse, solle den Kosten Rechnung getragen werden, die der Konsum verursacht. Wissenschaftler der Universität Cartagena errechneten sogar einen fiktiven Preis pro Schachtel von 107 Euro.

Die Hamburgerin zählt zu den Kosten unter anderem die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Direkte Kosten wie durch Rauchen verursachte Schäden im Verkehr, Müllbeseitigung und durch Raucher verschuldete Brände kämen hinzu. Selbst das vorzeitige Sterben und die Entlastung der Altersversicherungen sowie die Zahlungsverläufe aller Sozialversicherungen (Krankengeld, Frühberentungen, Hinterbliebenenversicherung, Erwerbsminderungsrenten und krankheitsbedingte niedrigere Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen) einberechnet, bleibe im Gegensatz zur niederländischen Studie ein Defizit zulasten des Rauchens, zumal wenn betriebliche Kosten wie Schäden bei Passivrauchern, Kosten durch Vertretungen, häufige Krankheitsfälle, Raucherpausen, Einarbeitung neuer Mitarbeiter und ähnliche Belastungen mit eingerechnet werden. Wer lügt sich nun wo in die Tasche?

Fakt ist, dass in Deutschland täglich 400 Millionen Zigaretten geraucht werden, vier Millionen Zigarren und Zigarillos, 40 Tonnen Feinschnitt und vier Tonnen Pfeifentabak. Im Schnitt wird pro Raucher 30 Jahre lang geraucht. Am Ende muss jeder selbst entscheiden, ob er zum Glimmstängel greift oder nicht. Joachim Feyerabend


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