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17.08.13 / »Eine Nation, eine Armee« / Türkei und Aserbaidschan beschließen militärische Kooperation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

»Eine Nation, eine Armee«
Türkei und Aserbaidschan beschließen militärische Kooperation

Unmittelbar vor der Visite des aserbaidschanischen Verteidigungsmininsters Safar Abijew vergangene Woche in Washington bei seinem amerikanischen Amtskollegen Chuck Hagel füllte eine Meldung über die geplante Zusammenlegung der aserbaidschanischen mit der türkischen Armee die aserbaidschanischen Zeitungen. Zwar ist die Kooperation der beiden Streitkräfte an sich nichts Neues − seit 2010 existiert die türkisch-aserbaidschanische Partnerschaft im Militärbereich mit gemeinsamen Manövern und Anti-Terror-Übungen in der Türkei 2011 und 2012 −, doch scheint die Aussage Zahid Orucs, Mitglied des Komitees der Nationalversammlung für Sicherheits- und Verteidigungspolitik Aser-baidschans, − die Türkei und Aserbaidschan teilten einen einheitlichen Blick auf die regionalen Probleme und daher müsse die Formel der Zusammenarbeit nicht nur lauten „Eine Nation, zwei Staaten“, sondern „Eine Nation, eine Armee“, einem bestimmten Zweck zu dienen. Will sich Aserbaidschan durch Modernisierung und Aufrüstung seiner Armee hin zu Nato-Standards mit der Türkei als starkem Partner im Rücken unter den Schutz des westlichen Militärbündnisses stellen? Experten glauben, dass ein Militärdreieck Aserbaidschan, Türkei und Georgien als Brückenkopf der USA für einen möglichen Militärschlag gegen den Iran genutzt werden könnte.

Die Ausbildung aserbaidschanischer Offiziere gibt der Türkei die Möglichkeit, Einfluss auf die aserbaidschanische Politik zu nehmen. Armenien äußerte bereits die Befürchtung, dass ein Zusammengehen der Streitkräfte eine Vereinigung beider Staaten nach sich ziehen könnte. Die Voraussetzungen hierzu wären ideal. Aserbaidschan und die Türkei gehören zu den Turkstaaten, beide Volksgruppen sprechen dieselbe Sprache, sie haben die selbe Religion und Kultur.

Eine Expansion der Türkei in den Kaukasus würde die Geopolitik der gesamten Region verändern. Russische Beobachter werfen Erdogan vor, das Osmanische Reich wiederherstellen zu wollen. Dazu passe, dass 2014 der Luftstützpunkt der USA in Kirgistan an die Türkei übergehen könnte, deren Unternehmen laut iranischen Medien dort Objekte des US-amerikanischen Raketenschutzschildes errichten würden, also in einer Zone des Osmanischen Reiches, zu der neben dem Nordkaukausus auch der Iran und Mittelasien zählt. Zu den Turkstaaten gehören auch die ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan und Kirgistan sowie die autonomen Republiken der Russischen Föderation Altai, Dagestan und Tartastan. Russland droht neben dem Verlust des Einflusses im Kaukasus das weitere Vordrängen der Nato an seine Grenzen.

Während die Aserbaidschaner den Zusammenschluss ihrer Streitkräfte mit der türkischen bejubeln, glaubt der Nachbar Armenien, dass Aserbaidschan versuchen könnte, den schwelenden Konflikt um die aserbaidschanische Exklave Berg-Karabach mit türkischer Hilfe gewaltsam zu lösen. Armenien bildet aufgrund seiner Partnerschaft mit Russland und dem Iran ein Gegengewicht zum türkischen Einfluss in der Region und profitiert von der derzeitigen Pattsituation. Die Verteilung der Machtverhältnisse ist jedoch labil. Armeniens Präsident Sersch Sargsjan strebt die Annäherung an die EU an in der Hoffnung auf Schutzgarantien, und die aserbaidschanische Armee, die noch über ein großes Arsenal an sowjetischen Waffen verfügt, orderte erst vor kurzem in Moskau Waffen für 750 Millionen Euro. MRK


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