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17.08.13 / Sie fuhr unter Reichs- wie US-Flagge / Die »Prinz Eugen« gehörte zu den wenigen großen Einheiten der Kriegsmarine, die den Zweiten Weltkrieg überstanden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

Sie fuhr unter Reichs- wie US-Flagge
Die »Prinz Eugen« gehörte zu den wenigen großen Einheiten der Kriegsmarine, die den Zweiten Weltkrieg überstanden

Tausende Zuschauer hatten sich am 22. August 1938 bei strahlendem Sonnenschein auf der Germania-Werft in Kiel versammelt, um an der Taufe des Schweren Kreuzers „Prinz Eugen“ teilzunehmen. Bei dem Staatsakt war Adolf Hitler anwesend und als Ehrengast das ungarische Staatsoberhaupt Miklós Horthy, dessen Ehefrau Magdolna das neue Kriegsschiff der deutschen Kriegsmarine taufen durfte.

Nach dem Ersten Weltkrieg war der Aufbau der deutschen Marine durch den Versailler Vertrag extrem eingeschränkt. Erst durch das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935, das den Ausbau der deutschen Flotte auf 35 Prozent der britischen Flotte erlaubte, wurde der Weg zu neuen Kriegsschiffen frei. Als schnelle Schwere Kreuzer mit starker Bewaffnung wurden dann die „Admiral Hipper“, „Blücher“ und „Prinz Eugen“ gebaut.

Die Indienststellung der „Prinz Eugen“ erfolgte am 1. August 1940. Der erste große Einsatz für die zwischen 1380 und 1599 Mann starke Besatzung war die Teilnahme am „Unternehmen Rheinübung“ im Mai 1941, bei welcher der Schwere Kreuzer zusammen mit dem Schlachtschiff „Bismarck“ englische Versorgungskonvois angreifen und zerstören sollten. Es kam zu einem Treffen mit den englischen Großkampfschiffen „Hood“ und „Prince of Wales“, bei dem die „Hood“ versenkt und die „Prince of Wales“ beschädigt wurde. Die deutschen Schiffe trennten sich, die ebenfalls beschädigte „Bismarck“ wurde danach durch die englische „Ark Royal“ versenkt, die „Prinz Eugen“ erreichte unversehrt den Atlantikhafen Brest. Der Aufenthalt dort war jedoch gefährlich, da der Hafen in Reichweite der Royal Air Force lag und die „Prinz Eugen“ und die dort ebenfalls liegenden Schlachtschiffe „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ ein attraktives Angriffsziel für die Engländer boten. Nach einem Luftangriff im Juli 1941, bei dem 60 Besatzungsmitglieder der „Prinz Eugen“ getötet worden waren, wurden die Schiffe nach Abschluss der Reparaturarbeiten zurück nach Deutschland befohlen. Den drei großen Kriegsschiffen gelang es im Februar 1942, nahezu unbemerkt durch den Ärmelkanal auf dem kürzesten Weg die Heimat zu erreichen. Auch wenn es ein taktischer Erfolg war, lagen sie jetzt im Gebiet der Nordsee, Ostsee und vor Norwegen fest und waren keine Bedrohung mehr für die alliierten Geleitzüge zwischen Amerika und England.

Beim Einsatz in Norwegen erhielt die „Prinz Eugen“ am Heck einen schweren Torpedotreffer durch ein englisches U-Boot und kehrte, gejagt von der Royal Air Force, auf einer gefährlichen Reise mit eingeschränkter Manö­vrierfähigkeit nach Kiel zur Reparatur zurück. Der erneute Durchbruch nach Norwegen verzögerte sich, und Anfang 1943 beschloss Adolf Hitler, die einsatzfähigen großen Kriegsschiffe außer Dienst zu stellen. Großadmiral Karl Dönitz gelang es, die großen Einheiten als Ausbildungsschiffe im aktiven Dienst zu halten, um sie dadurch bei Bedarf weiterhin einsatzfähig zu halten. So unterstützte die „Prinz Eugen“ dann ab August 1944 die Abwehrkämpfe des Heeres an der Ostfront durch Artilleriebeschuss und nahm an den Kämpfen um Memel im Oktober 1944 und um Königsberg Ende Januar 1945 teil. Durch den Landzielbeschuss mit der präzise schießenden Schiffsartillerie konnten sich die deutschen Heereseinheiten neu formieren, während der sowjetische Vormarsch gestört wurde. Beim „Unternehmen Rettung über die Ostsee“ eskortierte die „Prinz Eugen“ zahlreiche Flüchtlingsschiffe. Nach dem Kampf um Danzig, Gotenhafen und Hela führte die letzte Fahrt über Swinemünde und Sassnitz gen Westen. Bei Kriegs­ende lag die „Prinz Eugen“ in Kopenhagen und wurde dort als größte intakte überlebende Einheit der deutschen Kriegsmarine an die Engländer übergeben.

Per Losentscheid fiel das Schiff den Amerikanern zu und wurde dort als „USS Prinz Eugen“ in Dienst gestellt. Angehörige der US Navy wurden von der an Bord verbliebenen deutschen Restbesatzung in die technischen Besonderheiten eingewiesen. Das Schiff wurde 1946 über Boston, wo es als ehemaliges feindliches Schiff bestaunt wurde, nach Philadelphia überführt. Auf der Werft dort wurden viele Ausrüstungsgegenstände ausgebaut. Die Weiterfahrt führte durch den Pa­na­makanal und San Diego nach Honolulu. Das Ende fand die „Prinz Eugen“ durch die US-amerikanische Atombombenversuchsserie „Operation Crossroads“ im Bikini-Atoll, wo sie mit vielen weiteren Versuchsschiffen verankert wurde, um die Auswirkungen von Atombomben auf Schiffe zu dokumentieren. Das Schiff überstand die direkten Angriffe, allerdings wurden durch die Erschütterungen Stopfbuchsen an der Propellerwelle beschädigt, durch die dann Wasser eindrang. Am 22. Dezember 1946 kenterte die „Prinz Eugen“ nur 250 Meter vom Strand entfernt. Bis heute ragt das Heck wie ein Mahnmal aus dem Wasser. Britta Heitmann


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