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17.08.13 / Selbstständigkeit gegen Müßiggang / Königsberg eröffnet Zentrum für Existenzgründer − Jaroschuk ermutigt Hochschulabsolventen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

Selbstständigkeit gegen Müßiggang
Königsberg eröffnet Zentrum für Existenzgründer − Jaroschuk ermutigt Hochschulabsolventen

Die Folgen der Wirtschaftskrise sind auch im Königsberger Gebiet sichtbar. Weil mittelständische Betriebe weitgehend fehlen und die Großkonzerne russlandweit Personal abbauen, haben vor allem Hochschulabgänger Probleme, Arbeit zu finden. Dem will der Staat mit einem Förderprogramm für Hochschulabsolventen entgegenwirken. Kürzlich eröffnete Königsbergs Bürgermeister Alexander Jaroschuk ein Informationszentrum für Existenzgründer.

Die Idee zur Gründung eines Informationszentrums für Existenzgründer wurde bereits im vergangenen Jahr im Rahmen des staatlichen Förderprogramms „Du bist Unternehmer“ geboren. Es zielt darauf ab, in der breiten Öffentlichkeit für mehr Eigeninitiative und den Mut zur Selbstständigkeit zu werben. Ein wichtiger Bestandteil sind Seminare mit dem Ziel, die unternehmerische Kompetenz zu fördern. Erfahrungswerte zeigen, dass jeder vierte Absolvent einer solchen Bildungsmaßnahme sich später dazu entschlließt, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Dass in Russland ein gesunder Mittelstand fehlt, tritt aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtentwick­lung immer deutlicher zutage. Allein in den vergangenen Monaten haben in ganz Russland Zehntausende kleinerer und mittlerer Betriebe geschlossen. Hintergrund dafür war, dass der Staat beschlossen hatte, ab 2013 die Beiträge zur Kranken- und Sozialversicherung zu verdoppeln. Diese Belastung konnten viele Unternehmer nicht mehr stemmen und gaben auf.

Alexander Jaroschuk hat das staatliche Programm mit der Gründung eines Zentrums zur Förderung des Jungunternehmertums in Königsberg unterstützt, wobei er die Leiter für Sport- und Jugendpolitik in der Stadtverwaltung mit ins Boot nahm.

Jetzt können junge Menschen, die sich selbstständig machen wollen, ihre Ideen mit Unterstützung von professionellen Beratern verwirklichen. Die Institution hat neben einem Tagungsraum einen mit Büromaschinen ausgestatteten Arbeitsplatz, ein Chefbüro sowie eine Geschäftsbibliothek. Das Zentrum hat die Aufgabe, den Existenzgründern beratend und informierend zur Seite zu stehen und Analysen durchzuführen. Partner des Projekts sind die Agentur für Jugendangelegenheiten des Königsberger Gebiets, die Industrie- und Handelskammer sowie die Vereinigung der Zentren zur Unterstützung des kleineren und mittleren Unternehmertums. Es wird erwartet, dass das neu gegründete Zentrum in den kommenden zwei Jahren etwa 200 junge Unternehmer hervorbringen wird. Bei der Eröffnung des Zentrums rief Alexander Jaroschuk die Königsberger Jugendlichen dazu auf, alle Möglichkeiten einer höheren Bildung zu nutzen. Mit Bedauern stellte er fest: „Von den Studenten sind 90 Prozent Herumlungerer. Sie sitzen, trinken, laufen herum und nehmen Drogen. Nach fünf Jahren Studium werden aus ihnen ahnungslose Juristen, Finanzleute oder Banker. Väter und Mütter, alle rufen: ‚Schafft Arbeitsplätze, mein Sohn hat keinen schlechten Abschluss!‘ Aber Arbeitsplätze kosten Geld. Niemand will einen Jungen oder ein Mädchen, das fünf Jahre lang dem fröhlichen Studentenleben frönte, einfach so einstellen. Es gibt schon eine ganze Armee in Königsberg mit Diplomen, die sofort alles haben willollen.“

Eine Aufgabe des Zentrums ist es laut Jaroschuk, den jungen Menschen zu erklären, dass sie nicht untätig bleiben sollen, sondern ihre Fähigkeiten und ihre Hochschulbildung zur Eigeninitiative nutzen. „Damit sie schon früh darüber nachdenken, was morgen sein wird. Wem nutzen sie, welchen Berufsweg werden sie einschlagen mit diesem Diplom und mit dieser Herangehensweise?“

Jaroschuk brachte seine Kritik an der Jugend in teils drastischen Formulierungen vor. Dabei hat sich seit dem Inkrafttreten des Verbots für den Verkauf von Spirituosen in der Zeit von 22 Uhr abends bis 10 Uhr morgens vieles zum Besseren verändert. Früher hatten sich an den Supermarktkassen abends Schlangen gebildet mit Leuten, die Flaschen unter den Armen trugen, die sie anschließend in den nahegelegenen Höfen und Parks bis in die Morgenstunden hinein entleerten. Die Trinkgelage führten zu massiven Beschwerden durch Anwohner. Heute sind die Läden ab 22 Uhr wie leergefegt und in den Höfen ist es ruhiger.

In letzter Zeit fallen immer mehr junge Leute auf, die ihre Freizeit sinnvoll nutzen. Es gibt einen Fahrradclub, der sich abends zu Radtouren aufmacht und sich für den Ausbau von Radwegen einsetzt. Bleibt zu hoffen, dass die Zahl dieser Aktiven und Sportlichen noch steigen wird. Jurij Tschernyschew


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