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17.08.13 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Perfekt abgerichtet / Warum manche Meldung nicht in die Medien gehört, was die Grünen unter »Anregung« verstehen, und warum wir lieber kiffen sollen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Perfekt abgerichtet / Warum manche Meldung nicht in die Medien gehört, was die Grünen unter »Anregung« verstehen, und warum wir lieber kiffen sollen

Das Journalistenhandwerk ist nicht einfach. Dauernd muss man Nachrichten danach auswählen, ob sie berichtenswert sind oder nicht. Wenn der Redakteur bei einem großen „Leitmedium“ oder gar beim Regierungsfunk beschäftigt ist, soll er obendrein entscheiden, ob eine Meldung „hilfreich“ ist oder nicht. „Hilfreich“ sind Meldungen, die der guten Gesinnung Bestätigung liefern, „nicht hilfreich“ sind solche, die nicht ins Bild der weltanschaulichen Leitlinien passen.

Beispiel gefällig? Wie es der Zufall will, kamen dieser Tage gerade welche vorbei: In Garbsen bei Hannover zündeten mutmaßlich andersgläubige Leute eine Kirche an, das Gotteshaus brannte komplett nieder. Haben Sie davon gehört? Nein? Wie auch: Kein großes Medium hat das weitergemeldet. Nur Regionalfunk und Lokalzeitungen brachten das. Die mussten das tun, weil unter ihren Lesern und Hörern auch jene sind, denen der Brandgeruch selbst in die Nase gekrochen war. Wenn die nichts zu dem Brand in den Medien sehen, könnten sie ja auf den Verdacht kommen, sie würden nicht „umfassend informiert“.

Wenige Tage später belagerten Buddhisten eine Moschee, es gab Verletzte. Da das Gotteshaus heil blieb, dürfte das doch wohl gar keine Meldung in deutschen Medien wert sein, zumal sich der hässliche Zwischenfall im weit entfernten Sri Lanka und nicht bei Hannover oder so zugetragen hat. Richtig?

Falsch: Alle großen, überregionalen deutschen Medien breiteten die Geschichte aus, ja sie schaffte es sogar in die Hauptabendnachrichten des Staatsfernsehens, wo über Garbsen keine Silbe verloren worden war.

Da sehen Sie, wie gewissenhaft deutsche Journalisten auswählen, was sie uns zumuten und was nicht. Die Garbsen-Meldung könnte schließlich „Vorurteile schüren“, da der Ort seit Jahren von einer orientalischen Jugendbande terrorisiert wird, welche rassistisch verwirrte Garbsener nun auch im Verdacht der Kirchen-Brandstiftung haben. Die Sri-Lanka-Sache hingegen ist volkspädagogisch wirklich wertvoll.

Die Gewissenhaftigkeit unserer Medienmacher hat erfreulicherweise längst auf uns Bürger abgefärbt. Die Zivilgesellschaft von Garbsen hat entschlossen auf den Kirchenbrand reagiert: mit einer Demonstration gegen Rassismus und „gegen Rechts“. Da fragen wir uns, warum sich Menschen immer noch damit abmühen, irgendwelche Tiere zu dressieren. Holen Sie sich doch einfach einen Bundesbürger! Der ist schon perfekt abgerichtet und folgsam bis zur Selbstverleugnung.

Allerdings weiß jeder Dompteur, dass eine gute Dressur täglich aufgefrischt werden muss. Sonst machen sich die Biester schleichend selbstständig, entwickeln am Ende gar so etwas wie einen „freien Willen“. Also immer ordentlich die Peitsche schwingen!

Allerdings sollte man mit dem dummen Vieh verständnisvoll umgehen, damit es nicht zu sehr bockt. Am effektivsten ist die Dressur, wenn der Hund das Empfinden hat, dass er freiwillig Männchen macht, nicht um Ihrem Befehl zu gehorchen, sondern zum eigenen Spaß.

Die tier- und menschenfreundlichste Partei, die es überhaupt gibt, weiß sehr genau um das Geheimnis der „sanften Dressur“. Die Grünen wollen mit dem Pflicht-Vegetariertag in öffentlichen Kantinen die Deutschen nicht etwa auf Fleischverzicht dressieren, flöten sie uns im kuscheligen Therapeuten-Singsang zu. Nein, sie möchten, wie sie sagen, uns damit nur dazu „anregen“, weniger Fleisch zu essen. Ist das nicht entzückend? Sie fordern die autoritäre Weisung zum Fleischverzicht und nennen das dann traubenzuckersüß „Anregung“.

Strauchdiebe sollten sich diese wunderbare Formulierung merken und sie vor Gericht nutzen: „Nein Herr Vorsitzender, ich wollte Herrn X nicht berauben. Ich wollte ihn mit der Pistole vor der Brust nur dazu anregen, die Kohle rauszurücken.“ Das gibt bestimmt Strafminderung.

Stolze 36 Prozent der Deutschen finden es laut Umfrage ganz super, sich von den Grünen das Fleischessen verbieten zu lassen und befürworten den „Veggie Day“. Brav! Dafür gibt’s ein Tofuwürstchen extra.

Im Zuge der „sanften Dressur“ ist es allerdings erforderlich, dass man seine Anordnungen irgendwie begründet. Man muss nämlich so tun, als diskutiere man sie erst mal, damit die Leute das Gefühl haben, sie dürften mitreden. Dürfen sie natürlich nicht, oder hat man Sie je nach der „Energiewende“ oder der „Frauenquote“ befragt? Eben.

Trotzdem sollte es so aussehen, als hätte man, wir leben schließlich in einer Demokratie. Daher müssen sich leider auch die Grünen immer wieder Begründungen einfallen lassen fürs nächste Verbot.

Das war früher recht umständlich, ist es aber nicht mehr, seit wir das „Klima“ gefunden haben. Damit geht alles: Zum Vegetariertag heißt es, die Tiere auf der Weide furzten Methan aus, ein „Klimagas“. Das mit dem Klima ist eine richtige Allzweckwaffe. Irgendwelche „Klimagase“ fallen nämlich bei allem an, was wir tun: beim Fliegen und Fahren, beim Essen und Trinken, beim Schlafen und Laufen, beim (von der stromfressenden Hausanlage) Musikhören und beim Musikmachen, beim Tanzen und beim Sport, kurzum, beim ganzen Leben, Lieben und sogar beim Sterben. Selbst das Denken ist nicht „klimaneutral“, weil der Prozess Sauerstoff benötigt, und bei jedem unserer Atemzüge stoßen wir „Klimagas“ aus.

Mit dem „Klima“ und der „Weltrettung“ auf der Fahne können wir den Leuten also alles verbieten, was uns gerade einfällt. Allerdings dürfte das auf die Dauer langweilig werden, und Langeweile mögen wir nicht. Daher lassen sich die Gesellschaftsdompteure hin und wieder eine andere Begründung fürs Verbieten einfallen. Gern genommen wird beispielsweise die „soziale Gerechtigkeit“. So wollen die „Jungen Grünen“ von Schleswig-Holstein die Erste Klasse in der Bahn verbieten, weil sie ein Relikt der Klassengesellschaft sei. Auch mit dem Argument der „Humanität“ kann man Verbote züchten: Die grüne Bundestagsfraktion will die Affenhaltung in Zoos verbieten, weil die Tiere da so litten.

Wollen die denn alles verbieten? Nein, das zu behaupten wäre ungerecht. In alter Tradition kämpfen die Grünen immer noch für die Legalisierung von Marihuana. Allerdings ziehen sie gleichzeitg verbissen gegen den Konsum von Tabak zu Felde.

Wie so etwas im Erfolgsfalle ausgehen kann, konnten wir bei unseren niederländischen Freunden studieren: Dort gibt es seit langem die sogenannten „Coffee­shops“. Der Name führt in die Irre: Das sind nicht etwa die Lust­höhlen koffeinsüchtiger Bohnen-Junkies; das sind Lokale, in denen man legal Marihuana kaufen und konsumieren darf. Da sich die Wirkstoffdichte im Marihuana über die Jahre per Züchtung drastisch erhöht hat, verdünnten die Kiffer das „Gras“ mit immer mehr normalem Zigarettentabak.

Dann kam das Rauchverbot, das für den Tabak, nicht aber für Marihuana galt – ganz so, wie die Grünen es auch bei uns wünschen. Ergo mussten die „Coffee­shop“-Besucher das Kraut künftig pur qualmen. Der Erfolg war durchschlagend. Schon nach wenigen Minuten vollkommen dicht, fielen sie reihenweise um wie nasse Säcke. Es war wirklich peinlich, weshalb es darüber in den verantwortungsbewussten Medien unseres Landes auch nicht viel zu lesen gab.

Warum aber Marihuana erlauben und normalen Tabak verbieten? Nun ja, im Qualm einer Zigarette kann jeder noch klar denken. Wer klar denkt, stellt öfters etwas in Frage. Der interessiert sich am Ende gar auch dafür, wer in niedersächsischen Kleinstädten Kirchen abfackelt – und warum. Zugekifft ist uns das alles schnurzpiepe. In dem Zustand machen wir alles, was man von uns verlangt. Daher ist Marihuana dem Dressurerfolg bei Menschen weitaus zuträglicher als normaler Tabak.


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