29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.08.13 / Finnland bald ohne Euro? / Gemeinschaftswährung hat den Finnen immer weniger zu bieten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-13 vom 24. August 2013

Finnland bald ohne Euro?
Gemeinschaftswährung hat den Finnen immer weniger zu bieten

Nicht Griechenland oder einer der üblichen Problemkandidaten, sondern Finnland könnte das erste Land sein, das die Euro-Zone verlässt, so lautet die Botschaft eines Interviews, das der Ex-Volkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, der schwedischen Wirtschaftszeitung „Dagens Industri“ gegeben hat. „Finnland nimmt nicht mehr vollständig an den Rettungsaktionen teil und verlangt Sicherheiten für seine finanzielle Beteiligung“, so die Begründung Mayers für seine Einschätzung. Eine weitere Rolle könnte die ursprüngliche Motivation Finnlands für den Beitritt zur Währungsunion spielen. „Sie wollen sich vor Russland schützen, aber der Euro ist der falsche Verein dafür – das ist die Nato“, so Mayer.

So ungewohnt die Einschätzung in Bezug auf Finnland zunächst einmal klingt, für die vorgebrachte Sichtweise spricht einiges. Geprägt durch die historischen Erfahrungen, agiert Finnlands Politik zuweilen außerordentlich flexibel und pragmatisch auf geänderte äußere Bedingungen. Als der Zusammenbruch der Sowjetunion in Finnland eine tiefe Wirtschaftskrise verursachte, war im Jahr 1995 der Beitritt zur EU der rettende Ausweg. Die Mitgliedschaft in der EU und später in der Euro-Zone brachte den Finnen eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt ein.

Mit der anhaltenden Krise der Euro-Zone scheint nun wiederum Russland als Wirtschaftspartner mehr Gewicht zu bekommen, während die Bedeutung der EU sinkt. Trotz der historisch eigentlich stark belasteten Beziehungen zu Russland – Stichwort Winterkrieg 1939/40 und die spätere Finnlandisierung – werden die Handelsbeziehungen zu Russland immer enger, der Austausch mit der übrigen EU geht dagegen zurück. Deutlich wird die Entwicklung anhand der Zahlen für die ersten fünf Monaten dieses Jahres: Die finnischen Exporte in die EU gingen um vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Allerdings stiegen Finnlands Ausfuhren nach Russland um vier Prozent. Ähnlich sieht der Zuwachs bei den Touristenzahlen aus Russland aus. Die Zahl der russischen Besucher stieg im vergangen Jahr um zehn Prozent auf 3,6 Millionen. Damit kam nahezu die Hälfte aller ausländischen Besucher Finnlands aus Russland.

Treibende Kraft hinter der Entwicklung sind finnische Konzerne wie das Handelsunternehmen Kes-ko oder die Kaufhauskette Stock-man, die Russland als Markt entdeckt haben. In Russland selbst haben finnische Produkte wiederum traditionell einen guten Ruf. Resultat ist ein Aufschwung der Wirtschaftsbeziehungen, der im übrigen Europa seines Gleichen sucht. Seit dem Jahr 2000 haben sich die finnischen Exporte nach Russland fast verdreifacht. Geliefert wird die gesamte Palette, die Finnlands Wirtschaft liefern kann: von Holzprodukten über Bergbaumaschinen bis zu Mobiltelefonen.

Mit dem Pfand derart florierender Wirtschaftsbeziehungen zu Russland im Hintergrund könnte eines Tages in Finnland tatsächlich die Stimmung zugunsten eines Euro-Ausstiegs kippen. Hält der wirtschaftliche Niedergang der Euro-Zone bis dahin an, dann könnte eine Rückkehr zur Finnmark spätestens im Jahre 2015 im Zuge der dann anstehenden finnischen Parlamentswahlen ernsthaft zur Dis-kussion stehen. N.H.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren