19.04.2024

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31.08.13 / Thälmann muss weg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Thälmann muss weg
von Vera Lengsfeld

Auf dem halben Weg zwischen Berlin-Mitte und Weißensee steht im Prenzlauer Berg ein an Hässlichkeit kaum zu überbietendes Monument. Aus einem beschmierten, doppelt mannshohen Betonsockel ragt eine geballte Faust neben einem Glatzkopf und einer stilisierten Fahne. Ernst „Teddy“ Thälmann, ein gebürtiger Hamburger, Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands bis 1933, wurde hier vom sowjetischen Bildhauer Lew Kerbel auf Wunsch des DDR-Politbüros ein Denkmal gesetzt. Es sollte das in den 80er Jahren auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes entstandene Wohnquartier krönen. Der Arbeiterführer als Sinnbild für die permanente Revolution.

Doch schon, als es entstand, sorgte es für jede Menge Ärger: In den Monaten, da die 200 Teile des Denkmals gegossen wurden, war den Bildhauern der DDR kein Bronzeguss möglich, weil das Monument den gesamten Bronzevorrat der DDR beanspruchte. Weit schlimmer wirkte sich der „Wunsch“ Kerbels aus, dass sein Werk im Hintergrund nicht von den stehengebliebenen, denkmalgeschützten Gasometern beeinträchtigt werden sollte.

Als die Parteiführung umgehend die Anweisung gab, die von den Ost-Berlinern sehr geliebten Industriedenkmale zu sprengen, entstand innerhalb von 14 Tagen eine breite Bürgerinitiative gegen diesen Akt der Barbarei. Studenten und Professoren der Kunsthochschule, Schauspieler und Schriftsteller protestierten. Zehntausende Unterschriften wurden gesammelt. In Anbetracht des Volkszorns weigerten sich die Berliner Sprengmeister, die Arbeit auszuführen. Es musste ein Sprengteam aus dem Bezirk Potsdam geholt werden. Trotz zahlreicher Absperrungen rund um die Gasometer gelang es tausenden Berlinern, die Sprengung mit Buh-Rufen zu begleiten.

Danach stand Thälmann vor einer trost­losen Neubaukulisse, die Thälmann-Park genannt wurde. Statt sich ein Denkmal zu setzen, hat sich das Politbüro einen Ausweis seines schlechten Geschmacks ausgestellt.

Nach der Vereinigung wurde sehr schnell beschlossen, das Ungetüm abzureißen. Allerdings wurde der Beschluss nie ausgeführt. Es wurden lediglich die Schrifttafeln mit platter Propaganda entfernt. Seitdem entwickelt sich das Denkmal zum Schandfleck und Mahnmal für die Unfähigkeit von Demokraten, ihre eigenen Beschlüsse auszuführen, wenn eine gut organisierte Minderheit dagegen sturmläuft.

Dabei räumen selbst Linke-Politiker wie Stefan Liebich ein, dass Thälmann, der die KPD stalinisiert und gegen die SPD auch mit der NSDAP gemeinsame Sache gemacht hat, kein Vorbild sei. Die richtige Konsequenz, die Entfernung seines Denkmals, muss endlich gezogen werden.


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