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31.08.13 / Katar lässt Villa verfallen / Berlin: Barbusige Frauenfiguren stoppten wohl Botschaftspläne

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Katar lässt Villa verfallen
Berlin: Barbusige Frauenfiguren stoppten wohl Botschaftspläne

Putten und Büsten auf dem Dach sind wahrscheinlich der Grund, warum eine der schönsten Villen im Berliner Stadtteil Zehlendorf dem Verfall preisgegeben wird. Die denkmalgeschütze Villa Calé hatte sich der Verleger Franz Calé von 1904 bis 1907 erbauen gelassen. Als das Emirat Katar das historische Haus samt Gartengrundstück 1997 kaufte, hieß es, die Villa solle als Botschaft dienen. Bis dato steht das Haus mit 800 Quadratmetern Wohnfläche und großem Garten aber leer und verfällt zusehends.

Der vermutete Grund, aus dem die Scheichs das für zwei Millionen Mark gekaufte Gebäude nicht nutzen: Auf dem Dach des neoklassizistischen Baus befinden sich Skulpturen barbusiger Frauen. Da in Katar eine fundamentalistische Form des Islam Staatsreligion ist, scheint die Nutzung der Villa aus „Sittlichkeitsgründen“ für die Scheichs nicht in Frage zu kommen. Der Denkmalschutz wiederum verhindert, dass die Figuren auf dem Dach entfernt werden. De facto hat sich die Villa damit für Katar als Fehlkauf entpuppt.

Damit nicht genug: Auch bei der scheinbar einfachsten Lösung – einem Verkauf des Gebäudes –scheint momentan alles festgefahren. Interessenten sind bisher bei den Kataris abgeblitzt. Wie der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, sollen 1,9 Millionen Euro, die ein Investor für die Villa geboten hat, der Botschaft Katars zu wenig gewesen sein. Da ein potenzieller Käufer obendrein noch geschätzte zwei Millionen Euro in die Restaurierung stecken müsste, droht der Verfall des historischen Gebäudes damit seinen Fortgang zu nehmen.

Den zuständigen deutschen Behörden, die sich in Denkmalschutzfragen mit ihren Auflagen für Eigentümer schon mal als regelrechter Albtraum entpuppen können, scheinen im diesem Fall weitgehend die Hände gebunden. „Leider gibt es keine gesetzliche Pflicht zur Nutzung von Eigentum. Wir stehen da wie der Ochs vor dem Zaun. Katar muss sich ernsthaft fragen lassen, warum es dieses historische Gebäude überhaupt erworben hat“, so der zuständige Stadtrat für Stadtent­wicklung, Norbert Schmidt (CDU), zum „Tagesspiegel“.

Nicht zuletzt der diplomatische Status des Käufers und die wirtschaftliche Bedeutung des steinreichen Emirats dürften ein Übriges tun, dass die zuständigen Berliner Behörden die Unterhaltspflicht des Eigentümers für die denkmalgeschützte Villa nicht allzu laut anmahnen. N.H.


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