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31.08.13 / Wie OP am offenen Herzen / Mexiko öffnet Öl- und Gasgeschäft wieder ausländischen Investoren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Wie OP am offenen Herzen
Mexiko öffnet Öl- und Gasgeschäft wieder ausländischen Investoren

Wenn es etwas gibt, worauf die Mexikaner besonders stolz sind, dann ist es ihr Kronjuwel, der staatliche Öl-Gigant Petroleos Mexicana, kurz Pemex genannt. Mexiko ist der neuntgrößte Öl- und Gas-Produzent der Welt. Ausländische Gesellschaften dominierten einst das lukrative Geschäft, bis vor genau 75 Jahren Präsident Lazaro Cardenas der Herrschaft des Fremdkapitals ein Ende setzte und die Öl- und Gas-Gewinnung mit der Gründung der Pemex verstaatlichte. Das war nicht nur ein wirtschaftlicher Entschluss, sondern ein höchst patriotischer Schritt. Die Pemex wurde zum Symbol der Unabhängigkeit von den USA und anderen globalen Mächten, aber zugleich auch zu einer Art heilige Kuh, selbstherrlich und unantastbar. Ein Drittel der mexikanischen Wirtschaftkraft wird von dem Öl-Giganten bestritten. Schulen, Hospitäler, Staudämme, Autobahnen und Häfen entstanden mit seinem Geld.

Doch wie jedes Machtmonopol allmählich auch dunkle Seiten offenbart, so geriet die Pemex immer mehr in die Schatten von Korruption und Missmanagement. In den letzten zehn Jahren verringerte sich die Produktion alarmierend. Seitdem die leicht zu gewinnenden Ölvorräte, vor allem in den flachen Wassern im Golf von Mexiko, sich dem Ende nähern und jetzt mit neuen Technologien tiefe Quellen und an Land Schieferfelsformationen erschlossen werden müssten, braucht Mexiko ausländisches Kapital und die Fachkenntnisse von Experten, um seinen vorhandenen Öl- und Gasreichtum für die Zukunft zu nutzen.

Eben diese Situation hat nun den neuen Präsidenten Enrique Pena Nieto zu dem Schritt bewogen, im Rahmen eines ehrgeizigen Reformprogramms die Pemex wieder privatem und somit ausländischem Kapital zu öffnen. Ein Aufschrei ging daraufhin durchs Land. Umfragen ergaben, dass 65 Prozent der stolzen Mexikaner jede fremde Einmischung ablehnen. „Sie verschachern den Reichtum der Mexikaner“, wetterte der Führer der Linken, Andres Manuel Lopez Obrador und rief zu einer „ideologischen Schlacht“ auf. Patrioten und Reformer liefern sich Rededuelle. Die Opposition, angeführt von der PAN-Partei von Ex-Präsident Felipe Calderon, die während ihrer Regierungszeit bereits kleinere Schritte in derselben Richtung unternommen hatte, entwickelt gerade einen eigenen Plan.

„Die Debatte über eine Energie-Reform stellt die größte Herausforderung in der Geschichte der jungen mexikanischen Demokratie dar“, schrieb Kolumnist Juan E. Pardinas in der prominenten Zeitung „Reforma“. Aber Pena Nieto lässt sich nicht vom Widerstand beirren. Am 12. August stellte er in Los Pinos, dem „Weißen Haus“ von Mexico Stadt, mit einer patriotischen Feier, bei der er mit seinem Kabinett und hochdekorierten Militärs die Nationalhymne schmetterte, seinen Plan als eine notwendige und grandiose Investition in die Zukunft vor. Da Pena Nietos eigene Partei, die PRI, und die Nationale Aktionspartei seinen Plan unterstützten, wird erwartet, dass die Initiative in beiden Häusern des Kongresses durchkommt. Dann müssen noch 17 der 32 mexikanischen Provinzen ihre Zustimmung geben. Details, ob eine Gewinn- oder auch Produktionsbeteiligung für private Investoren vorgesehen ist, sind noch nicht offiziell. Die Kontrolle, so Pena Nieto, soll auf jeden Fall beim Staat bleiben. Aber es ist anzunehmen, dass mit dieser plötzlich aufgetauchten Chance die internationale Öl-Branche bereits in den Startlöchern steht. Liselotte Millauer


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