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31.08.13 / Verbraucher fühlen richtig / Tatsächliche Inflation deutlich höher als offizielle Teuerungsrate

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Verbraucher fühlen richtig
Tatsächliche Inflation deutlich höher als offizielle Teuerungsrate

Was viele Verbraucher insgeheim schon länger ahnen, haben Volkswirte der Unicredit Bank nun mit Zahlen untermauert: Die im Alltag erlebte Inflation ist deutlich höher, als die Teuerungsrate, die offiziell ausgewiesen wird. Während das Statistische Bundesamt für Juli einen Wert von nur 1,9 Prozent berechnet hat, kamen die Ökonomen der Unicredit auf eine Teuerungsrate von 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Anders als die amtlichen Statistiker hatten die Bankökonomen die untersuchten Waren stärker nach ihrer Kaufhäufigkeit im Alltag gewichtet.

Diese Herangehensweise führt dazu, dass der sogenannte statistische Warenkorb völlig anders aussieht. Lebensmittel haben nun einen Anteil von 27 Prozent an den Einkäufen, in die offizielle Statistik fließen Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke dagegen nur mit etwa zehn Prozent ein. Resultat dieser näher am Alltag vieler Verbraucher liegenden Berechnungsart ist die sogenannte „gefühlte Inflation“. Diese betrug im Juli nach der Unicreditberechnung nicht von ungefähr 2,9 Prozent. Als Grund für die deftigen Preissprünge werden Ernteausfälle infolge der Wetterbedingungen, aber auch eine wachsende Nachfrage aus Schwellenländern genannt.

Zumindest kurzfristig ist für die Verbraucher keine Entlastung in Sicht. Die Erzeugerpreise, die als zuverlässiger Frühindikator gelten, haben im Juli mit 4,1 Prozent so kräftig angezogen wie seit über einem Jahr nicht mehr. Dass der Handel diese Preiserhöhungen der Erzeuger komplett an die Verbraucher weitergereicht hat, dürfte nur eine Frage von Wochen sein. Hält die Entwicklung an, dürfte kaum zu vermeiden sein, dass die Berechnung des statistischen Warenkorbes von „Otto Normalverbraucher“ auch in der breiten Öffentlichkeit zur Diskussion steht.

Bemühungen wie die vorgelegte alternative Inflationsberechnung sind zwar sehr anerkennenswert, bei dem üblicherweise dafür verwendeten Begriff „gefühlte Inflation“ schwingt allerdings immer auch der subtile Unterton einer nicht ganz objektiven Wahrnehmung der steigenden Lebenshaltungskosten durch die Verbraucher mit. Tatsächlich immer mehr in Frage zu stellen ist aber die offizielle Berechnungsart, mit der zu hohen Gewichtung selten gekaufter Konsumgüter wie etwa TV-Geräten oder Computern, die tendenziell im Preis gefallen sind. Zumindest am Lebensalltag der meisten Deutschen untergewichtet sind dagegen der Bedarf an Lebensmitteln, aber auch die drakonischen Preissteigerungen etwa bei Gebühren von Behörden.

Die meisten Normalbürger haben inzwischen längst die Konsequenz aus der stetigen Verteuerung im Alltag gezogen: Die Deutschen sparen am Essen, so das Ergebnis einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Nielsen. Da Lebensmittel nach Einschätzung der meisten Verbraucher deutlich teurer geworden sind, wird häufiger auf Sonderangebote und reduzierte Ware sowie auf Eigenmarken des Handels zurück-gegriffen. Fast jeder dritte Deutsche sucht im Handel mittlerweile nach preisreduzierter Ware und nutzt Coupons. Gespart wird immer stärker an Frischware wie Fleisch, Obst und Gemüse. N.H.


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