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31.08.13 / Muse der Romantiker / Caroline Schlegel-Schelling wurde vor 250 Jahren geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Muse der Romantiker
Caroline Schlegel-Schelling wurde vor 250 Jahren geboren

Die Romantik ist auch die Epoche der Frauen. Eine ganze Reihe von Dichterinnen wie Bettine von Arnim und Karoline von Günderode, Musikerinnen wie Clara Schumann oder Salondamen wie Rahel Varnhagen von Ense hat diese Zeit mitgeprägt. Allein aus dem Schlegel-Tieck-Kreis, dem wir die bis heute gängige Shakespeare-Übersetzung zu verdanken haben, gesellen sich drei weitere bedeutende Damen hinzu: die Übersetzerin Dorothea Tieck, die Autorin Dorothea Schlegel – sie schrieb den bekannten Liebesroman „Florentin“ und war Ehefrau von Fried­rich Schlegel – sowie Caroline-Schlegel-Schelling.

Letztere ist vielleicht die Unbekannteste, da ihr Name über keinem Romanwerk und keiner Übersetzung auftaucht. Aber sie ist auf keinen Fall die Unbedeutendste. Denn sie hat ihren Teil dazu beigetragen, dass das Projekt Romantik in Deutschland zu einem Erfolgsmodell wurde. Um sie scharten sich die die Spitzen der Epoche, sie versammelte in ihrem Jenaer Salon eine Reihe von Einzelkämpfern und -ideen, die sich dann zu einer einzigen kraftvollen Stimme vereinigten.

Als Professorentochter am 2. September 1763 in Göttingen geboren, ging sie früh eine Vernunftehe mit einem Bergarzt ein und lebte in dem Ort Clausthal im Harz. Für sie war es eine Zeit, die sie bis zum Tod ihres Mannes als Verbannung empfunden hat.

Caroline stand lieber im Mittelpunkt als am gesellschaftlichen Rand. Als sie den Reiseschriftsteller und Revolutionär Georg Forster kennenlernte, fing sie 1792 in Mainz an, sich für revolutionäre Ideen zu begeistern. Wegen ihrer Verbindung zu den Mainzer Jakobinern kam sie in Haft, wurde aber wenig später auf Fürsprache von August Wilhelm Schlegel freigelassen. Den Shakespeare-Übersetzer heiratete sie 1796 und war von nun an Mittelpunkt des Ro­mantikerkreises von Jena. Man liebte oder hasste sie. Goethe war ihr Freund, Schiller nannte sie verächtlich nur „Dame Luzifer“. Für ihren Schwager Friedrich Schlegel war sie wiederum die Muse. In seinem Skandal-Roman „Lucinde“ beschreibt er verschlüsselt nicht nur sein freizügiges Verhältnis zu seiner Frau Dorothea, sondern auch das freigeistige – heute würde man sagen emanzipatorische Wesen – von Caroline.

Als Frau ließ sie sich nicht unterordnen. Bürgerliche Engstirnigkeit und familiäres Eingesperrtsein waren ihr ein Gräuel. In ihrem Salon propagierte sie ihre Ideen, die von den Größen der damaligen Epoche aufgesogen wurden: so von den Dichtern Novalis, Tieck und Brentano, dem Maler Tischbein sowie den Philosophen Schleiermacher und Fried­rich Wilhelm Schelling, den Caroline nach der Scheidung von A. W. Schlegel 1803 heiratete.

Diese schillernde Frauengestalt ist wohl nur vergleichbar mit Alma Mahler, die 100 Jahre später erst einen Musiker (Gustav Mahler), dann einen Architekten (Walter Gropius) und schließlich einen Schriftsteller (Franz Werfel) heiratete. Caroline Schlegel-Schelling, die am 7. September 1809 in Maulbronn starb, war ein ähnlicher Klatschspalten-Star der Romantiker. Harald Tews


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