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31.08.13 / 40 Jahre lebendiges Vereinsleben / Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherott feierte Doppeljubiläum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

40 Jahre lebendiges Vereinsleben
Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherott feierte Doppeljubiläum

Das Sommer- und Stiftungsfest wird im Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacherrott „alle Jahre wieder“ in Anwesenheit von zahlreichen Gästen mit einem musikalisch umrahmten Kulturprogramm gefeiert. Diesmal stand das Fest zusätzlich unter dem Zeichen eines Doppeljubiläums. Verständlich, dass sich noch mehr Landsleute, Vertreter des politischen und kulturellen Lebens aus Nordrhein-Westfalen sowie zahlreiche Freunde des Hauses eingefunden hatten, um gemeinsam 40 Jahre seit dem Bestehen des Vereins Haus Schlesien und 35 Jahre seit dem Erwerb des historischen Fronhofes zu zelebrieren.

Im Rahmen der vom Vereins-präsidenten Reinhard Blaschke eröffneten offiziellen Veranstaltung gab es viele Worte der Anerkennung. Zu den Gratulanten gehörten der stellvertretende Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Rolf Bausch, der Bürgermeister der Stadt Königswinter, Peter Wirtz, und der Bürgermeister der Stadt Bonn, Horst Naaß. Gewürdigt wurden vier Jahrzehnte lebendiges Vereinsleben und Beständigkeit sowie das kontinuierliche Engagement des Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde im Sinne der Traditionspflege und Völkerverständigung.

„Schlesien, unsere verlorene Heimat, können wir zwar seit Jahren wieder besuchen − wovon übrigens auch rege Gebrauch gemacht wird –, aber sie liegt mit ihrer Grenze fast 700 Kilometer von hier in weiter Ferne. Dies ist eine Feststellung, die zum Ausdruck bringt, dass dieses Haus Schlesien hier in Königswinter bis zum heutigen Tage und auch für die Zukunft seine Daseinsberechtigung haben sollte, wenn wir uns über Schlesien, seine Kultur und Kunst informieren und unterhalten“, betonte Reinhold Blaschke und fügte hinzu: „Es kann nur immer wieder gesagt werden: Die reiche deutsche Provinz Schlesien, ob es nun Oberschlesien, Niederschlesien oder das Glatzer Bergland ist, ist eine reiche Kulturlandschaft, die in ihrer 800-jährigen deutschen Geschichte, [,,,] ein kulturelles Erbe hinterlassen hat, was nicht verloren gehen darf und was wir uns zum Ziel gesetzt haben, mit den jetzigen Bewohnern weiter zu erhalten und zu pflegen. Das sind wir unseren Vorfahren schuldig.“

Die in der Satzung von Haus Schlesien festgeschriebene erstrangige Aufgabe der Pflege und des Erhalts historischer Exponate bis hin zu grenzüberschreitenden Verständigungsmaßnahmen mit den Menschen, die jetzt mit polnischer und tschechischer Staatsangehörigkeit in Schlesien wohnen, will man weiterhin durch verschiedene Projekte und Aktivitäten erfüllen.

Mit einem Dank-Gottesdienst in der Emmaus-Kirche von Heisterbacherrott wurde das abwechslungsreiche Programm des Festtages eingeleitet. Um die Besonderheit des Ereignisses hervorzuheben, hat der Präsident des Vereins Haus Schlesien, Reinhard Blaschke, Pfarrer Tomasz Stawiak von der evangelischen Friedenskirche in Jauer [Jawor] eingeladen, die Predigt zu halten. Am Rande des Festaktes verriet Stawiak, dass er und seine Frau Marxena von Jauer aus rund 800 Kilometer gefahren sind und im Haus Schlesien eigentlich wieder zu Hause angekommen seien. „Wir fühlen uns hier als Schlesier unter Schlesiern. Wir stellen gerade fest, das unsere Kinder ähnliche Trachten haben, wie jene der Teilnehmerinnen der Tanzgruppe.“

Die Jubiläumsgäste konnten sich bei Führungen durch Haus Schlesien und durch die aktuelle Sonderausstellung „Schönheit der Form. Skulpturen des Breslauer Künstlers Stanislaw Wysocki“ davon überzeugen, dass die Geschichte, Kultur und Kunst Schlesiens in dieser Einrichtung für die Gegenwart und Zukunft professionell aufbereitet und bewahrt wird. Viel Wissenswertes rund um die Aktivitäten, Sammlungen und Einrichtungen des Hauses bot die Leiterin des Kulturzentrums, Nicola Remig, die durch ihr kompetentes Team unterstützt wurde.

Heinz Stirken, Geschäftsführer von Haus Schlesien, führte durch das Kulturprogramm des Festtages und stellte dem Publikum die auftretenden Akteure und deren kulturellen Wirkungskreis vor. Für gute Stimmung sorgten die schwungvollen Reigen der Trachtengruppe „Fröhlicher Kreis“ aus Bergisch-Gladbach unter der Leitung von Bernadette Grüne-Glattki. Auch die Tänzerinnen und Tänzer der von Michael Knappe betreuten „Brückenberger Trachtengruppe“ aus Bonn zeigten eine Auswahl bekannter Volkstänze. Weitere musikalische Höhepunkte boten die Gruppe „Blechschaden“ aus Königswinter und die „Bläserfreunde Niederdollendorf“.

Die beeindruckenden Worte des polnischen Pfarrers Tomasz Stawiak werden in der Erinnerung der Jubiläumsgäste wohl noch lange nachwirken: „Das Pflegen des Schlesischen in der schlimmsten Zeit hat es erlaubt, zu den Wurzeln zurückzukehren. Deshalb ist der heutige und jeder weitere Jahrestag von Haus Schlesien ein Grund zur Danksagung. Über all die vergangenen Jahre war das Haus ein Ort der Zuflucht und ein Ersatz für die verlorene Heimat. Andererseits aber war es auch ein Beispiel von Brückenbau und Versöhnung mit denjenigen, die oft, auch vertrieben, nach dem Zweiten Weltkrieg nach Schlesien kamen. Und heute können wir sagen, dass diese Aufgabe gelungen ist. In Europa haben wir keine Grenzen mehr, und in Schlesien, von Ostrawa bis Grünberg, können wir ohne Bange in vielen europäischen Sprachen sprechen.“ Dieter Göllner


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