20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
07.09.13 / Der Tod kennt keinen Urlaub / Wer auf Kreuzfahrten zu ausschweifend lebt, riskiert mehr als nur seine Gesundheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-13 vom 07. September 2013

Der Tod kennt keinen Urlaub
Wer auf Kreuzfahrten zu ausschweifend lebt, riskiert mehr als nur seine Gesundheit

Häufigste Todesursache bei Reisen auf See ist Ertrinken nach Untergängen? Schon lange nicht mehr. Seitdem immer mehr Senioren auf Kreuzfahrtriesen reisen, ist es der natürliche Tod durch Herzinfarkt oder Unfall an Bord.

Schon seit einer Stunde schauen sich die drei befreundeten Ehepaare die Kreuzfahrtfotos der Gastgeber an. Bei Snacks und Wein berichten die Weitgereisten, was sie in den vier Monaten ihrer Weltreise alles gesehen haben. „Und stell dir vor, in den vier Monaten an Bord gab es 22 Todesfälle“, so der 64-jährige Heimgekehrte. Ungläubig schauen die anderen beiden Paare ihren Gastgeber an. Auch der Hinweis, dass die meisten Passagiere nur wenige Tage an Bord waren und somit durch häufige Wechsel in den vier Monaten insgesamt fast 3000 Gäste mit dem Kreuzfahrtschiff reisten, lässt die hohe Zahl an Todesfällen schier unglaublich erscheinen. Stimmt diese Zahl?

Zwei von vier von der PAZ befragte Kreuzfahrtanbieter möchten sich nicht zu dem heik­len Thema äußern. Ein weiterer antwortet auf die Anfrage überhaupt nicht. Nur Tui Cruises bietet Informationen. „Der Tod ist Bestandteil des Lebens. Und so kommt es auch immer wieder zu natürlichen Todesfällen auf Kreuzfahrtschiffen. Tui Cruises zählt bisher nur wenige Todesfälle an Bord“, schreibt Pressereferentin Sarah Gorski.

Die Bordreiseleitung sowie die zuständige Fachabteilung der Tui-Unternehmenszentrale, heißt es weiter, unterstützten im Todesfall eines Gastes den kompletten Abwicklungsprozess und vermittelten zwischen allen relevanten Instanzen. Dies gelte selbstverständlich auch für Krankheitsfälle, bei denen es beispielsweise einer Notausschiffung bedarf. Zudem verfüge die Reederei für den Notfall in den jeweiligen Zielhäfen über enge Kontakte zu den Hafenagenten. „Diese kennen sich mit den örtlichen Gegebenheiten bestens aus und verfügen über alle wichtigen Kontakte im Zielgebiet. Sie sind unsere Experten an Land und zum Beispiel auch für kranke Crewmitglieder zuständig“, erklärt Gorski. Grundsätzlich empfiehlt Tui Cruises, vor der Abreise den Abschluss einer umfassenden Auslandskrankenversicherung.

Zu den Spezialisten beim Thema Krankenrücktransport zählt der ADAC. Auf die Frage, ob das Unternehmen seine Versicherten auch im Todesfall in die Heimat transportiert, mag man sich nicht äußern. Allerdings teilt der ADAC mit, dass sein Ambulanzdienst sich 2012 weltweit um 52800 Reisende gekümmert habe und somit um 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Patienten würden in der Türkei (6500), Spanien (6200), Österreich (5600), Italien (4100), Frankreich (1700), (Griechenland (1500) und den USA (1400) betreut. 14100 dieser kranken oder verletzten Urlauber muss­ten danach per Krankenrück­transport zurück nach Deutschland ge­bracht werden. Dies ist für den ADAC im Falle eines von Ärzten begleiteten ADAC-Ambulanz-Sonderflugs mit eigener Maschine ziemlich teuer und kostet je nach Maschinentyp beispielsweise von den Kanarischen Inseln nach Deutschland 45000 Euro, aus Mexiko 70000 und von Asien oder Australien auch einmal bis zu 130000 Euro. In 70 Prozent der Fälle sind die Ursache für den Rücktransport Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfälle oder Hirnblutungen, gut 15 Prozent gehen auf Unfälle zurück.

Rolf Lichtner, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Bestatter, betont, dass Schiffsreisen auf den ersten Blick an ältere Menschen keine besonderen gesundheitlichen Anforderungen stellen. Daher sei diese Reiseform gerade in dieser Altersgruppe sehr beliebt. Doch da nun einmal der Tod keinen Urlaub kennt, seien Sterbefälle, so Lichtner, schon unter dem statistischen Aspekt nicht ungewöhnlich.

Und wer schon einmal eine Kreuzfahrt gemacht hat, weiß, dass viele sich das gute Essen an Bord überreichlich schmecken lassen. Diese bei manchen an Völlerei grenzende Beschäftigung bildet bei bereits gesundheitlich angeschlagenen Menschen in Kombination mit während der Reise durchlebten Klimawechseln für so manchen eine tödliche Mischung.

„Die Überführung Verstorbener ist weltweit unproblematisch“, beruhig Lichtner die trauernden Hinterbliebenen. Auf Schiffen geschiehe dies in der Regel so, dass mit der Todesbescheinigung durch den Bordarzt bei festgestelltem natürlichen Tod der Verstorbene in einem auf jedem Passagierschiff dafür vorgesehenem Raum gekühlt aufbewahrt werde und im nächsten Hafen den zuständigen Behörden beziehungsweise einem Bestattungsunternehmen zur Überführung übergeben werde. Und die Gesellschaft TransRep International, die für die im Bundesverband der Deutschen Bestatter organisierten Firmen den Verwaltungsakt übernimmt, beruft sich auf ihre Erfahrung.

Derzeit klären sie gerade die Überführungsbestimmungen mit der tunesischen Botschaft in Deutschland. Bedauerlicherweise seien manche Botschaftsmitarbeiter bezüglich der Bestimmungen ihrer eigenen Länder oft überfragt. Und selbst in Europa gebe es keine einheitlichen Regelungen. Während die Griechen nur zuvor einbalsamierte Verstorbene überführten, bestünden die Italiener nicht auf derartige Verkomplizierung. Rebecca Bellano


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren