19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.09.13 / Merkels Eigentor / Gezielte Demobilisierung der Wähler reduziert auch Jubelschar der Kanzlerin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-13 vom 14. September 2013

Merkels Eigentor
Gezielte Demobilisierung der Wähler reduziert auch Jubelschar der Kanzlerin

Gleichgültigkeit statt Leidenschaft erfasst viele Bürger auch in diesem Wahlkampf. Zusammen mit den gefrusteten Nichtwählern stellen sie jedoch eine Gefahr für die CDU dar.

Das sei eben ihr Trick: Merkel habe ihre letzte Wahl nicht wie andere dadurch gewonnen, dass sie als Stürmerin den Gegner überrannt habe. Nein, sie habe die andere Seite einfach „demobilisiert“, also quasi eingeschläfert.

Die Strategie ging auf. Doch nun scheint es, als wende sie sich gegen die Kanzlerin und CDU-Chefin selbst. Es sind die Unionsanhänger, welche derzeit einen reichlich „demobilisierten“ Eindruck vermitteln. Wenige Tage vor der Auftaktveranstaltung zur heißen Wahlkampfphase fürchteten die Veranstalter gar ein Desaster, es drohten halbleere Reihen. Ganz so schlimm wurde es nicht, aber dennoch mussten große Teile der Düsseldorfer Halle zugehängt werden, um den Eindruck von Leere zu vermeiden. Merkels Ringen auf den letzten Metern der Kampagne gilt denn auch vor allem der Überwindung der Trägheit ihrer Fans. Es werde knapp, so der Appell der Kanzlerin.

Ob die Botschaft zündet, bleibt dahingestellt. Die Trägheit hat mehrere Ursachen: Das „Schlimmste“, was bei einer Abwahl von Schwarz-Gelb passieren könne, sei eine neue große Koalition, lauten die meisten Prognosen. Die kann einen CDU-Anhänger kaum schrecken. Dazu kommt aber noch etwas: Die Union hat sich politisch so weit in die linke Mitte bewegt, dass CDU-Mitglieder, die vor Jahrzehnten noch voller Eifer in jede Wahlkampagne gezogen sind, heute nicht mehr recht wissen, wofür sie eigentlich streiten sollen.

Ähnlich geht es FDP-Freunden, die mit ansehen mussten, wie die Partei ihrer Wahl in der abgelaufenen Wahlperiode so gut wie nichts umsetzen konnte. Man denke nur an die vollmundigen Ankündigungen zum Steuerrecht.

Selbst Grünen-Wähler haben es diesmal schwer. Die Energiewende ist reichlich verhagelt und so manchem grünen Mittelschichtler scheint überdies zu dämmern, dass die Steuererhöhungspläne seiner Partei am Ende auch ihn treffen. Das drückt auf die Begeisterung. Schließlich haben immer neue Verbotsphantasien und der Blick auf den Umgang mit Pädophilen in der Vergangenheit den Grünen einiges von ihrem Nimbus genommen.

Die Sozialdemokraten schließlich haben einen Spitzenkandidaten, der allein auf Rot-Grün setzt und daher aller Voraussicht nach dem 22. September Geschichte ist. Das lähmt den Eifer von Anhängern und Wahlkämpfern beträchtlich.

Der Neuling AfD stößt mit Freude in die Lücke, welche die Trägheit der Etablierten ihm lässt. So schaffen es die „Alternativen“ offensichtlich stärker als die Altparteien, ihre Anhänger zu mobilisieren, die auf Veranstaltungen oder im Internet überdurchschnittlich starkes Engagement zeigen. In der Endphase, wenn es um die Überzeugung von Bürger zu Bürger geht, könnte das entscheidend werden. Hans Heckel


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren