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28.09.13 / Und die Party geht weiter ... / bis es kracht Politik des billigen Geldes wird fortgesetzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-13 vom 28. September 2013

Und die Party geht weiter ...
bis es kracht Politik des billigen Geldes wird fortgesetzt

Der deutsche Aktienindex Dax erreicht derzeit Bestwerte. Doch das ist nicht der guten Konjunktur und den hohen Unternehmensgewinnen zu verdanken, sondern der Politik des billigen Geldes der Zentralbanken. Doch diese wird inzwischen selbst für gesunde Volkswirtschaften zur Gefahr.

Larry Summers zog seine Kandidatur für den Chefposten der US-Notenbank Fed zurück, bevor der Machtkampf auch nur begonnen hatte. Eine machtvolle Allianz, angeführt von linken Ökonomen und der US-Bankenlobby, war gegen den Mann in Stellung gegangen, der Bill Clinton, US-Präsident von 1993 bis 2001, als Finanzminister gedient hatte.

Summers Rückzug bestärkt die Befürchtung, dass die Notenbank bei der Politik der uferlosen Geldproduktion auch in den kommenden Jahren bleiben wird, selbst wenn der derzeitige Fed-Chef Ben Bernanke 2014 seinen Hut nimmt. Summers wollte zu einer solideren Geldpolitik zurückkehren.

Im Frühjahr hatte Bernanke angedeutet, dass die US-Währungshüter noch im Laufe dieses Jahres ihr Programm zum Ankauf von US-Staatsanleihen im Wert von je 85 Milliarden US-Dollar pro Monat zurückfahren könnten. Durch die Ankäufe finanziert die Notenbank das horrende Defizit der Regierung mit ungedecktem Geld, dem kein volkswirtschaftlicher Gegenwert gegenübersteht – für die Anhänger einer konservativen Geldpolitik, wie sie die Bundesbank über Jahrzehnte erfolgreich betrieben hatte, eine Todsünde.

Nach dem jähen Ausscheiden von Summers tritt mit Janet Yellen eine Kandidatin zurück ins Rennen, die als Verfechterin des „billigen“ Geldes gilt. Ist das schlimm? Kommt auf den Blickwinkel an: Eine solche Politik produziert Gewinner und Verlierer. Auf der Gewinnerseite stehen verschuldete Staaten und Banken, Verlierer sind die Sparer.

Indem die Notenbank dem Staat dessen Anleihen abkauft, finanziert sie ihn direkt, und das zu sagenhaft niedrigen Zinsen. Dieses Zinsniveau überträgt sich auf den gesamten Markt, denn wo es billigsten Kredit ohne Grenzen gibt, da muss nicht mehr mit attraktiven Zinssätzen um private Anleger, sprich Sparer, geworben werden. Die Banken brauchen sich zudem nicht auf das riskante Geschäft mit Privat- und Firmenkrediten einzulassen. Stattdessen spekulieren sie mit dem billigen, sprich äußerst zinsgünstigen, Geld, das die Notenbank unablässig in den Markt pumpt. Da auch andere große Notenbanken wie die Bank von England, die Bank von Japan und die Europäische Zentralbank (EZB) ähnlich verfahren wie die Fed, ist eine globale Niedrigzinsblase entstanden. Abzulesen ist diese an Börsenkursen, die in höchste Höhen steigen, obwohl die Wirtschaft vor sich hindümpelt: Dort sammelt sich das frische Geld. Das angebliche Ziel, mit dem billigen Geld die Konjunktur in der Realwirtschaft anzukurbeln, wird nach wie vor nicht erreicht, da die Finanzbranche lieber an den Finanzmärkten Spekulationsgewinnen nachjagt.

Die Befürworter der uferlosen Geldproduktion argumentieren, dass die Summen schon irgendwann in die Realwirtschaft durchdringen und dort die Konjunktur tatsächlich wieder in Gang bringen. Doch danach sieht es kaum aus. Und das Beispiel Japans zeugt davon, dass dies auch so bleiben dürfte. Skeptiker sehen daher die Zerstörung von Geld und Sparguthaben als viel wahrscheinlicheres Endresultat der massenhaften Geldschöpfung an denn ein Anspringen der Konjunktur.

Japan verfolgt die Politik des billigen, unbegrenzt produzierten Gelds schon seit mehr als 20 Jahren. Ergebnis: Die Staatsverschuldung entspricht mittlerweile 250 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP) des Landes. Und sie steigt um zehn Prozent jährlich an. Vergleich: In Deutschland liegt die Schuldenquote bei gut 80 Prozent des BIP und steigt derzeit nur minimal.

Erste Folge: Obwohl Japan für seine Staatsschulden nur Minimalzinsen von rund einem Prozent und weniger zahlt, geht laut Schätzungen bereits die Hälfte der Steuereinnahmen für den Schuldendienst drauf. Der erhoffte Wirtschaftsaufschwung aber bleibt weitgehend aus. Kritiker fürchten, dass das Inselreich in den kommenden Jahren einen finanziellen GAU erleben könnte. Ab einem bestimmten Moment verlieren historischen Erfahrungen zufolge die Menschen das Vertrauen in die Schuldentragfähigkeit ihres Staates und die Haltbarkeit von dessen Währung. Massive Inflation ist die Folge, auf welche Regierungen, etwa die deutsche 1923, mit noch rasanterem Gelddrucken reagieren. Die niedrig verzinsten Staatsanleihen verlieren drastisch an Wert.

In Japan sind neben der staatlichen Postbank vor allem Rentenfonds bis unters Dach voll mit Staatsanleihen. Würden die Anleihen in ihren Depots im Wert verfallen, zeichnet sich nach der geldpolitischen auch eine soziale Ka-tastrophe in dem überalterten Volk an. Millionen japanische Sparer verlören einen Gutteil ihrer Altersvorsorge.

Da die Entwicklung in den USA, Großbritannien und mit Abstrichen auch in der Euro-Zone in eine ähnliche Richtung geht, käme der Zusammenbruch Japans dem Blick in eine Zukunft gleich, die andere Weltregionen wie die unsere noch vor sich haben. Dabei wirkt das billige Geld wie eine Droge auf Finanzmärkte und Regierungen. Solange Kredit so günstig zu haben ist, bleibt die Neigung, sparsam zu sein, eher gering. Und die Finanzmärkte können mit der Geldflut jonglieren und damit noch mehr Geld verdienen. Da sie zudem davon ausgehen, dass der Staat sie nie pleitegehen lassen würde, spekulieren sie quasi risikofrei und daher umso gewagter.

Für die politische Linke ist der Prozess durchaus begrüßenswert. In ihren Augen liegt ohnehin zu viel Vermögen in privater und zu wenig in staatlicher Hand. Die (offen oder verdeckt) staatlich gelenkten Notenbanken sorgen mit ihrer Niedrigzins- und Geldschwemmenpolitik dafür, dass das Vermögen von privater in staatliche Hand übergeht – ganz ohne Steuererhöhungen oder gar offene Enteignungen. Wobei Privatvermögen nicht gleich Privatvermögen ist: Das ganz große Privatkapital spielt in der Liga der Banken, nicht der Sparer, und hat daher auch ganz andere Interessen als der gewöhnliche Mittelschichtler. „Großinvestoren“ wie George Soros profitieren massiv von der Geldschwemme und können ihre Gewinne in sichere Sachwerte investieren, bevor die Währung zerrüttet ist. So zog Multimilliardär Soros denn auch mit linken Ökonomen und der Bankenlobby einträchtig an einem Strang, als es galt, Larry Summers zu verhindern, weil dieser zu einer (etwas) solideren Geldpolitik zurückkehren wollte. Hans Heckel


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