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28.09.13 / Wie hoch ist die Rechnung – und wer zahlt?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-13 vom 28. September 2013

Wie hoch ist die Rechnung – und wer zahlt?

Wer am Ende die Rechnung bezahlen muss, ist klar: natürlich der Autofahrer. Wie hoch die Rechnung für den Einzelnen sein wird, weiß niemand. Die höchst unterschiedlichen Zahlen, die in Umlauf gesetzt werden, um das Elektroauto entweder hochzujubeln oder niederzumachen, verbindet nur eins: Sie stimmen nicht.

Was muss der umweltbewusste Autofahrer also wirklich berappen, wenn er elektrisch fahren will? Bei der Anschaffung schon mindestens 10000 Euro mehr als für ein vergleichbares Auto mit Benzin- oder Dieselmotor. Dafür muss er auch noch die weitaus schmalere Modellauswahl sowie Einbußen bei Reichweite und Platzangebot in Kauf nehmen. Die Kosten für Verschleißreparaturen dürften niedriger sein, da der Elektroantrieb einfacher aufgebaut und weniger anfällig ist. Dafür sind die Batterien umso teurer. Hier werden Preise zwischen 5000 und 10000 Euro genannt, bei Laufzeiten zwischen 50000 und 200000 Kilometern.

Die Hersteller werben mit besonders niedrigen Betriebsausgaben. Angeblich kosten 100 Kilometer Fahrt weniger als drei Euro. Wird der Stromverbrauch jedoch nicht unter optimalen Laborbedingungen gemessen, sondern im Alltag mit vielen Tempowechseln und halbwegs zügiger Fahrweise, kommt man schnell auf das Doppelte. Und selbst wenn man für Strom nur die Hälfte wie für Sprit zahlt: Bis ich damit den höheren Kaufpreis hereingespart habe, sind die Batterien hinüber und ich fange wieder neu an zu „sparen“.

Unklar ist auch, wie Elektroautos künftig versteuert und versichert werden sollen. Auch dies hätte man sich überlegen sollen, bevor man kühne Ziele verkündet. H.J.M.

 

Zeitzeugen

Andreas Flocken – Der 1845 geborene Mechaniker hat 1888 – zwei Jahre nach Benz und Daimler – das weltweit erste Elektroauto gebaut und in Fahrt gesetzt. 15 Jahre lang baute seine Fabrik in Coburg solche Fahrzeuge, dann wurde die Produktion eingestellt. Die Marke existiert unter neuem Besitzer heute noch und arbeitet gemeinsam mit der Technischen Hochschule Aachen an der Entwicklung von Elektromotoren für Fahrzeuge.

Hans Bernhard Reichow – Der 1899 geborene Architekt und Stadtplaner war in der Nachkriegszeit der einflussreichste Verfechter einer „autogerechten Stadt“ (so einer seiner Buchtitel). Ihm folgend gaben viele westdeutsche Städte dem Straßenverkehr absoluten Vorrang. Dass dies ein fataler Irrweg war, ist längst auch dem deutschen Autofahrer bewusst. Teuer wurde die Beseitigung der damaligen städtebaulichen Sünden.

Peter Meyer – Der 1949 geborene Präsident des ADAC setzt sich vehement dafür ein, die Autofahrer in Deutschland nicht noch weiter finanziell zu belasten. Unter seiner Regie versteht sich Deutschlands größter Automobilclub (über 18,5 Millionen Mitglieder) nicht nur als Dienstleister, sondern auch als verkehrspolitische Interessenvertretung. So wehrt sich der Verband energisch gegen jede Form einer Pkw-Maut. Ferner ruft er die Politik immer wieder auf, den Autofahrern nicht zusätzliche Lasten durch die Energiewende aufzubürden.

Wolfgang Schäuble – Der Finanzminister, wer immer dieses Amt in Zukunft innehat, ist der Lieblingsfeind aller Autofahrer. In verschiedensten Formen müssen sie jedes Jahr über 50 Milliarden Euro in die Staatskasse einzahlen. Das erzeugt bei den Betroffenen Ärger, bei Vater Staat aber Begehrlichkeiten. Auch lähmt es die Bereitschaft, auf Einnahmen zu verzichten. So wird in Berlin schon eifrig darüber nachgedacht, wie man an das Geld jener Autofahrer herankommt, die nach dem Willen der Kanzlerin 2020 ein Elektroauto fahren sollen. Hubraumsteuer geht nicht, Schadstoffsteuer auch nicht. Also muss die Ministerialbürokratie sich etwas ganz Neues einfallen lassen – oder hofft insgeheim, dass die Millionen-Prognose der Kanzlerin wohl doch etwas zu kühn war.


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