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19.10.13 / »Fünf Ebpo, bitte!« / Kyrillisch jetzt auch auf Fünf-Euro-Scheinen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-13 vom 19. Oktober 2013

»Fünf Ebpo, bitte!«
Kyrillisch jetzt auch auf Fünf-Euro-Scheinen

Geschrieben „Ebpo“, gesprochen „Evro“: Gemeint ist die europäische Ge­meinschaftswährung „Euro“ in slawisch-kyrillischer Schreibweise. Seit 2007 ist das slawische Bulgarien EU-Mitglied, womit das kyrillische Alphabet, das die Bulgaren auf ihrem Reichstag im Jahr 893 „erfanden“, europäische Schriftnorm wurde. Die Ereignisse von vor 1120 Jahren hatte damals der Chronist Regino von Prüm beschrieben, und der Fortgang der Geschichte ist seit diesem Jahr auf den neuen Fünf-Euro-Scheinen zu sehen, wo die Währung in lateinischer (Euro), griechischer (Eyp Ω) und slawischer Schrift (Ebpo) erscheint. Vielen fällt es nicht auf, ein paar freut es und nur kroatische Radikale protestieren dagegen wie auch gegen die neuen zweischriftliche Ortschilder im slawonischen Vukovar, weil sie Kyrillisch als Schrift serbischer Mörder und Kriegsverbrecher ansehen.

Es gibt etwa ein Dutzend von Varietäten des Kyrillischen. Die „kroatische“ Sprache wurde um 1100 als Inschrift auf der Steintafel von Baška verewigt, die in der slawischen Glagolica-Schrift verfasst war, einer Vorform der Kyrilliza. Letztere ist nach dem Slawenapostel Kyrill von Saloniki (um 826/827–869) benannt, der mit seinem Bruder Method seit 1982 Schutzpatron Europas ist.

Über ein Jahrtausend lang ha­ben die Slawen ihre liturgischen Texte in Kyrillisch geschrieben, selbst im romanischen Rumänien war sie bist 1865 offizielle Schriftnorm, im rumänischen (aber sowjetisch besetzten) Moldawien gar bis 1998. Peter der Große reformierte das Kyrillische um 1700, der Serbe Vuk Karadžic um 1850 (und sein Freund Goethe lernte diese Schrift). Stalin wollte sie abschaffen, da sie allzu sehr an Orthodoxie und Reaktion erinnerte. Heinrich Himmler riet den Bulgaren zum Verzicht des Kyrillischen, so wie im Jahr 2000 der österreichische Slawist Otto Kronsteiner, der die Bulgaren damit so verärgerte, dass sie ihm ihren Ehrendoktor wegnahmen.

Wie es mit dem urslawischen Alphabet weitergeht, demonstrieren seit über 20 Jahren die bekanntesten serbischen Wochenzeitungen: „Nin“ hält eisern am Kyrillischen fest, weil es urserbisch ist, während „Vreme“ (Zeit) lateinisch druckt, weil das Gros der Slawen so schreibt und international die meisten PCs darauf codiert sind. Wolf Oschlies


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