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19.10.13 / Vorbild für Friedrich II. / Prinz Eugen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-13 vom 19. Oktober 2013

Vorbild für Friedrich II.
Prinz Eugen von Savoyen

Der österreichische Feldherr Prinz Eugen von Savoyen ist zum Sinnbild europäischer Selbstgefährdung und Selbstbehauptung geworden. Das verbindet ihn mit Friedrich II., der sein symbolischer Erbe im Feldherrenruhm genannt werden könnte. Beide haben mit ihren Taten und ihrer Ausdauer die Entstehung der modernen Mittelmächte Preußen-Deutschland und Österreich-Ungarn bewirkt. Durch Eugen gewinnen die Habsburger im Frieden von Karlowitz 1699 Türkisch-Ungarn und Slawonien hinzu. Damit wird Österreich zu einer territorialen Großmacht.

Die Autoren der Biografie „Prinz Eugen. Heros und Neurose“, die beide noch nicht das 50. Lebensjahr erreicht haben, erinnern sich daran, dass sie den Prinzen in der Volksschule noch als epochale bis sagenhafte Gestalt nahegebracht bekamen. Konrad Kramar und Georg Mayrhofer bringen nun ihrerseits die volkstümliche Darstellung Eugens auf das Niveau gegenwärtiger Fassungskraft. Bei der Deutung machen sie keine Konzessionen an den Zeitgeist. Sie schreiben spannend und flüssig, ohne romanhaft auszuufern oder spekulativ-sensationell abzuirren. Die kurzen Andeutungen hinsichtlich eines möglichen Missbrauchs des Knaben und der vermuteten Ausrichtung seines Geschlechtstriebs sind nicht mehr als Fußnoten eines umfassenden Textes, der Eugen als einen bahnbrechenden Typus schildert, als ein Leitfossil der Epoche. Dabei war er zunächst einmal der Sohn einer in Ungnade gefallenen Mätresse von Ludwig XIV., der Olympia Mancini. Seine Kindheit war dadurch verschattet, die Aussichten waren ernüchternd. Darum trat er die Flucht nach vorn an. Zu einer geistlichen Laufbahn bestimmt, drängte es ihn zum Kriegshandwerk. Als ihm Frankreich wegen seines schwächlichen Körperbaus einen standesgemäßen Einsatz verweigerte, setzte er sich zum kaiserlichen Heer ab und bewährte sich 1683 während der Verteidigung Wiens gegen die Osmanen bei der Schlacht am kahlen Berge. Zehn Jahre später war er bereits Feldmarschall. 1703 wurde Eugen zum Präsidenten des Hofkriegsrates ernannt. Im Gegensatz zu vielen Feldherren, deren Genius sich nur auf dem Schlachtfeld bewährte, war er auch diplomatisch mit

allen Wassern gewaschen. Er musste sich in zahlreichen Intrigen behaupten und erklomm den Gipfel seines Ruhms schließlich im Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg. 1716 siegte er bei Peterwardein. Die Belagerung und Einnahme von Belgrad im Jahr 1717 begründet den Mythos, der sich gleich darauf im Volkslied „Prinz Eugen, der edle Ritter“ niederzuschlagen beginnt. Der Stern des sagenhaften Savoyers steht nun im Zenith. Friedrich der Große hat ihn später als den eigentlichen Kaiser jener Jahre bezeichnet. 1718 beendet der Frieden von Passarowitz alle Türkenkriege endgültig.

Eugens Verdienste und Fähigkeiten als Staatsmann, Baumeister und Förderer der Künste und Wissenschaften werden in eigenen Kapiteln dargestellt. Seine Höflichkeit und Zuverlässigkeit gegenüber den geistigen Gesprächspartnern wird hervorgehoben und es wird gezeigt, dass sich sein Verantwortungsgefühl auch auf die einfachen Bauleute erstreckte, deren Einkommen an seine baulichen Unternehmungen gebunden waren.

Tragisch, wie dieses heroische Leben begann, so endete es auch. Im Polnischen Erbfolgekrieg entgleitet dem von Krankheit gepeinigten Prinzen der Feldherrnstab. Eine neue Zeit war angebrochen und so endet das Buch mit Friedrich II., der auf der Höhe des eigenen Ruhms die Legende von dem edlen Ritter Eugen weiter ausbaut. Friedrich nannte sich zuletzt seinen Schüler und charakterisierte Eugen: „... mit einer erhabenen Einsicht verband er überlegene Fähigkeiten, teils die Dinge zu seinem Vorteil zu wenden, teils seine Fehler wiedergutzumachen.“ Nicht viel anders sehen es Kramar und Mayrhofer, die den „Menschen hinter dem Mythos“ als „vielschichtig, genial, seiner Zeit weit voraus, von Ängsten getrieben und von Zwängen bestimmt“ beschreiben. S. Hennig

Konrad Kramar, Georg Mayrhofer: „Prinz Eugen. Heros und Neurose“, Residenz Verlag, St. Pölten 2013, geb., 253 Seiten, 21,90 Euro


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