18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
26.10.13 / Besser schweigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-13 vom 26. Oktober 2013

Besser schweigen
von Jan Heitmann

Vorbei sind die Zeiten, in denen ehemalige Regierungschefs und Minister noch wirklich Staatsmännisches zu sagen hatten. Helmut Schmidt inszeniert sich unverdrossen als Weltökonom, obwohl die wirtschaftspolitische Bilanz seiner Regierungszeit wahrlich kein Ruhmesblatt ist. Mit Helmut Kohl spricht zwar der „Kanzler der Einheit“. Und doch ist er der Mann in der Wolljacke geblieben, die er einst für den Mantel der Geschichte hielt, und die ihn davor bewahrt hat, als „Birne“, der größte Tölpel im Kanzleramt, in die Historie einzugehen. Und dann ist da noch Hans-Dietrich Genscher, der zwar nie Kanzler, aber so eine Art heimlicher Nebenkanzler war.

Noch immer tritt „Genschman“ gern bei FDP-Parteitagen auf, wo er das Parteivolk in Sachen Europa und Euro auf Linie bringen will. Kürzlich setzte er noch einen drauf: „Die FDP steht für Europa und für den Euro. Wer das nicht akzeptiert, sollte sich fragen, ob er bei uns noch richtig ist.“ Sind offener politischer Diskurs und Meinungsfreiheit in der FDP also Auslaufmodelle? Statt dessen gibt Genscher den Erlkönig: „Und bist Du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt.“ Glücklicherweise gibt es bei den Liberalen noch kluge und mutige Köpfe wie Frank Schäffler oder Sylvia Canel, die sich von den Alten emanzipiert haben und sich darauf besinnen, wofür gerade ihre Partei eigentlich steht und das auch durchsetzen wollen.

„Die zornigen alten Männer“, so der Titel eines Buches, in dem ehemalige Vertreter der gesellschaftlichen „Elite“ sich 1984 zur Lage der Nation äußerten, sollten sich auf ihren vor langer Zeit erworbenen Lorbeeren ausruhen und besser schweigen. Genscher ist dafür das beste Beispiel.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren