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02.11.13 / Kein Freund

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-13 vom 02. November 2013

Jan Heitmann:
Kein Freund

Als es im Sommer um die Ausspähung von Millionen Deutschen durch die US-Geheimdienste ging, hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel still. Fast so, als ob sie das nichts anginge. Man müsse „mit unseren amerikanischen Freunden“ reden, „partnerschaftlich und vertrauensvoll“, ließ sie wissen, damit ja kein Schatten auf das deutsch-amerikanische Verhältnis fällt. Dann schickte sie Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich nach Washington. Dort mimte man „Eintracht unter Freunden“, Friedrich ließ sich mit dümmlichen Erklärungen abspeisen und trat demütig die Heimreise an. Und schließlich ließ Merkel durch ihren Kanzleramtsminister kurzerhand verkünden, die Sache sei erledigt.

Heute, wo sie weiß, dass auch sie das Opfer von US-Lauschangriffen geworden ist, gibt sie sich auf einmal empört. Vielleicht geht ihr jetzt auch auf, dass die USA Deutschland nicht als gleichberechtigten Partner, sondern als Satrapen betrachten, und dass US-Präsident Barack Obama nicht ihr Freund ist. Es bewahrheitet sich die zumeist Charles de Gaulle zugeschriebene, tatsächlich aber von dem britischen Politiker Lord Palmerston stammende Erkenntnis „Staaten kennen keine Freunde, Staaten kennen nur Interessen“. Ohnehin kann es Freundschaft nur zwischen Menschen, nicht aber zwischen Staaten geben. Staaten können Bündnisse schließen aber keine Freundschaften. Doch auch persönliche Freundschaft entpuppt sich in der Politik allzu oft als Chimäre. Merkel sollte die Freiheitsmedaille, die ihr Obama im Juni 2011 mit großer Geste überreicht hat, ihrem Duzfreund zurückschicken. Wer solche Freunde hat, braucht wahrlich keine Feinde.


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