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02.11.13 / Buchhandel kämpft gegen Wandel an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-13 vom 02. November 2013

Buchhandel kämpft gegen Wandel an

Der traditionelle Buchmarkt steht inmitten eines revolutionären Umwälzungsprozesses. Ging man früher in die Buchhandlungen, um sich über Neuerscheinungen zu informieren, reicht heute ein Mausklick. Wohl in keiner anderen Branche kann man das gesamte Katalogangebot zu Hause bequem vom Sessel aus überblicken. Dass dieses veränderte Konsumverhalten Auswirkungen auf den Buchmarkt haben muss, liegt auf der Hand. Nach Schätzungen des „Buchreports“ wird hierzulande schon fast jedes vierte Buch über Amazon verkauft.

Dieser Konkurrenz ist kaum eine Sortimentsbuchhandlung gewachsen. Mit E-Books, dem Weihnachtsgeschäft von Büchergeschenken und Bestsellern wie „Shades of Grey“ hält man sich über Wasser. Trotzdem wird zum Beispiel Deutschlands größter Filialbuchhändler, die Thalia Gruppe, 20 seiner knapp 300 Filialen schließen müssen. Hugendubel, Weltbild und – vor allem – kleineren Buchhandlungen geht es nicht viel besser.

Um nicht ganz vom Markt zu verschwinden, setzen diese Unternehmen verstärkt auf „Lifestyle-Welten“ mit Kaffee-Bars und den Verkauf von DVD, CD, Spielen und Geschenkartikeln. Bei Thalia machen diese „Non-Book“-Produkte bereits 25 Prozent des Umsatzes aus. Die Zukunft für reine Qualitätsbuchhandlungen sieht düster aus. Es könnte wie in Frankreich kommen, wo neue Bücher – außer im Internet – größtenteils nur in Bahnhofsbuchhandlungen oder Supermärkten zu beziehen sind. Da sich Studenten verstärkt im Internet kostenlose Literatur über zeno.org oder archive.org besorgen, verschwinden auch in den Universitätsstädten nach und nach die Fachbuchhandlungen. Die schöne neue Bücherwelt wird digital sein. Tws

 

Zeitzeugen

Jeff Bezos – In Brad Stones jüngst erschienener Biografie über den Amazon-Gründer wird der 49-jährige US-Amerikaner, dessen Vermögen auf 25 Milliarden Dollar geschätzt wird, als von Gier und Erfolgssucht getriebener Unternehmer beschrieben, der weniger Bücher, denn Zahlen liebt. Hauptsache sein 1994 gegründetes Unternehmen wächst. Längst bietet Amazon neben Büchern auch Elektroartikel, Koffer, Schuhe, Uhren und sogar Lebensmittel an. Im August kaufte Bezos für 250 Millionen Dollar die schwächelnde, aber renommierte Zeitung „Washington Post“. Das Meinungsmonopol im Mediengeschäft dürfte sein nächstes Ziel sein.

Großherzog Henri von Nassau-Weilburg – Der seit 2000 amtierende Großherzog von Luxemburg steht dem dank hoher Steuereinnahmen am niedrigsten verschuldeten Land Europas vor. Mit sieben Prozent erhebt es die nied­rigsten Unternehmenssteuern auf geistiges Eigentum, was zahlreiche Firmen wie Amazon anlockt, die von dem Steuerparadies profitieren. Es wird geschätzt, dass Amazon durch legale Steuertricks mit Tochtergesellschaften in Luxemburg schon über zwei Milliarden Euro eingespart hat.

Christopher Schroer – Der Verleger hatte in einem offenen Brief an Jeff Bezos seine Zusammenarbeit mit Amazon gekündigt. Grund waren die „katastrophal schlechten Konditionen“, die der Onlineriese ihm als Kleinverleger von Kunstbüchern biete. So kritisiert er vor allem den Rabatt von 50 Prozent, den Amazon von den Verlegern beim Weiterverkauf von Büchern verlange. Wegen der aggressiven Rabattpolitik hatte bereits der Diogenes Verlag über mehrere Monate seine Bücher nicht über Amazon vertreiben lassen. In den USA haben sich schon einige Verlage in die Knie zwingen und sich über verlorene Rabattschlachten die Buchpreise von Amazon diktieren lassen.

Neelie Kroes – Die niederländische Politikerin der wirtschaftsliberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie ist seit 2010 EU-Kommissarin für die Digitale Agenda. Bei Amtsbeginn wollte sie sich dafür einsetzen, dass E-Books auf jedem Lesegerät zu lesen und auf dem Kindle auch Amazon-fremde Bücher zu laden sind. Geschehen ist bislang nichts.


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