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02.11.13 / Europäischer Gleichklang / Glasmuseum Rheinbach eröffnet internationale Ausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-13 vom 02. November 2013

Europäischer Gleichklang
Glasmuseum Rheinbach eröffnet internationale Ausstellung

Im Rahmen eines interkulturellen Kooperationsprojektes hat das Glasmuseum Rheinbach eine neue Ausstellung eröffnet. Die 1991 in Weimar gegründete Plattform zur verstärkten Zusammenarbeit Deutschlands, Frankreichs und Polens ist unter der Bezeichnung „Weimarer Dreieck“ bekannt. Das Rheinland pflegt vielfältige Verbindungen zu den Nachbarländern. So hat Bonn zum „50. Jahrestag des Elysée-Vertrages 2013“ eine Brücke zur lothringischen Hauptstadt Nancy geschlagen. Der Rhein-Sieg-Kreis wiederum unterhält seit Jahren eine Partnerschaft mit dem polnischen Landkreis Bunzlau [Bolesławiec].

Die interkulturelle Veranstaltungsreihe „Kulturdreieck – Rheinland, Frankreich, Polen“ läuft bis Ende November. Das Ziel des grenzüberschreitenden Projektes ist, die jeweils eigene Kultur den Nachbarn näherzubringen und die des anderen verstehen zu lernen sowie Gemeinsamkeiten zu pflegen und Begegnungen zu ermöglichen. Die Kulturämter der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises erarbeiteten gemeinsam mit zahlreichen Partnern ein umfangreiches Programm.

Das Glasmuseum Rheinbach – das sich zur Aufgabe gemacht hat, die nordböhmische Glasveredlungstradition zu wahren und lebendig zu halten – beteiligt sich am „Kulturdreieck“ mit der Präsentation „Drei Sprachen: Glas – Le verre en trois langues – Trzy jazyki: szkło“. Bei einem Rundgang durch die Ausstellung sieht der Besucher, wie facettenreich die Annäherung von verschiedenen Künstlern an den Werkstoff Glas sein kann. Zu sehen sind Arbeiten von Stanislaw Borowski (Polen), Georg Linden (Deutschland) und Gérald Vatrin (Frankreich). Beeindruckend sind die unterschiedlichen künstlerischen Temperamente, die vom fantastischen Realismus über archaische Stilisierungen bis hin zu geheimnisvollen Fetischen reichen. Alle drei Künstler versuchen, an Grenzen zu gehen und hängen die Messlatten immer höher. Mehr an gravurtechnischer Schwierigkeit als bei Borowski ist ebenso wenig denkbar wie bei Lindens Formübersteigerung oder Vatrins Formenvariationen.

Bei der Vernissage verwies Museumsleiterin Ruth Fabritius auf den bekannten Wahlspruch der drei Musketiere aus Alexandre Dumas‘ gleichnamigem Roman „Einer für alle, alle für einen“. Auch wenn es bei dem Kulturprojekt um Europa geht, das zusammenwächst, sowie um historische Erzfeindschaften im Zentrum Europas, die endgültig beigelegt sind, gab Fabritius zu bedenken, dass dieses Motto doch nicht ganz passt. Die Lebensläufe der an der Ausstellung beteiligten Künstler aus den drei Ländern werfen für die aus Siebenbürgen stammende Fabritius interessante Fragen auf. Sie sagt: „Aber was bitte schön, ist das Polnische an Stanislaw Borowski, der in Frankreich geboren wurde, in Polen lebte, nach Deutschland flüchtete, in Rheinbach neu startete, dann nach Hennef ging und nach der Wende in Bunzlau ein neues Studio aufbaute, von wo aus seine Arbeiten und die seiner Söhne in alle Welt, vor allem nach Amerika, aber auch in den fernen Osten gingen? Was, bitte schön, ist das Deutsche an Georg Linden, der in Bonn geboren wurde, wo er auch heute noch lebt, der als Glasabteilungsleiter an der hiesigen Glasfachschule inzwischen zahlreiche Absolventen geprägt hat und mit der Glaskünstlervereinigung NRW, der auch die Borowskis angehören, auf zahlreichen wichtigen Glasausstellungen präsent ist.“ Und schließlich ist auch bei Gérald Vatrin nicht etwas typisch Französisches zu erkennen. Der Künstler lebte mit seiner Familie zehn Jahre lang im afrikanischen Mali und hat ausgeprägte ethnologische Interessen.

Für alle ist das Zusammenspiel von Glas und Licht faszinierend. Erst das passende Licht bringt die skurril-poetische Bilderwelt Stanislaw Borowskis zum „Erwachen“. Auch die Objekte von Gérald Vatrin lüften ihre Geheimnisse nur, wenn sie ins richtige Licht gerückt werden. Ebenso kommt der Kontrast zwischen der schrundig-rauen Außenhaut und dem fein abgestuften Blau oder Türkis im Inneren der Boote von Georg Linden vor allem bei optimalem Licht zum Tragen.

Die Ausstellung ist bis zum 24. November zu besichtigen. Passend zur Thematik gestaltet das Glasmuseum Rheinbach am 16. November 2013 einen literarisch-kulinarischen Abend mit dem Titel „Einer für alle – alle für einen“. Geplant ist auch ein Workshop im Rahmen der offenen Museumswerkstatt. Dieter Göllner

Glasmuseum Rheinbach, Himmeroder Wall 6, 53359 Rheinbach, Telefon (02226) 917501, E-Mail: Glasmuseum@Stadt-Rheinbach.de


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