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09.11.13 / Im Winter droht der Knall / Hellenen erzürnt über skandalöse Ungleichbehandlung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-13 vom 09. November 2013

Im Winter droht der Knall
Hellenen erzürnt über skandalöse Ungleichbehandlung

An Drohungen und dem Stellen von Ultimaten herrscht im Ablauf der bisherigen Griechenland-Rettung kein Mangel. Inzwischen könnte allerdings das Maß für viele Griechen und auch für die Regierungskoalition tatsächlich so weit voll sein, dass es zu einer Eskalation der politischen Lage in Griechenland kommt. Umso brisanter ist der Umstand, dass zusätzlich zu den vier Milliarden Euro, die ohnehin für 2014 eingeplant sind, noch einmal zwei Milliarden Euro entweder eingespart oder als zusätzliche Einnahmen aufgetrieben werden sollen. Dies ist nicht nur für viele griechische Normalbürger nach diversen Sparrunden und Sondersteuern ein Ding der Unmöglichkeit. Auch von der Regierungskoalition unter Premier Antonis Samaras kommt diesmal ein klares Nein. Inzwischen steht sogar die Drohung im Raum, es im Extremfall auf Neuwahlen ankommen zu lassen, falls die Troika bei ihrer harten Haltung bleibt.

Der wahrscheinliche Gewinner, falls solch ein Szenario eintritt, ist die linksradikale Partei Syriza um Alexis Tsipras, die fordert, Griechenland solle die Bedienung seiner Schulden komplett einstellen. Aus Sicht vieler Griechen ist ohnehin die Belastungsgrenze erreicht. Mit dem Euro in einer falschen Währung gefangen, kommt Griechenlands Wirtschaft nicht auf die Beine. Die griechische Bürokratie scheint unreformierbar, die Pfründe der milliardenschweren griechischen Schiffsreeder gelten bis heute als unantastbar, während der Durchschnitts-Grieche die Sparrunden und Steuererhöhungen über sich ergehen lassen musste.

Zu einem Katalysator der politischen Entwicklung könnte sich der bevorstehende Winter entpuppen. Während viele Touristen das Thema Griechenland mit sonnigen Inseln in Verbindung bringen, können die bevorstehenden Monate in Griechenland tatsächlich empfindliche Kälte mit sich bringen. Schon seit Mitte Oktober ist die Zeit angebrochen, zu der sich griechische Haushalte für gewöhnlich mit Heizöl eindecken. Das Problem in diesem Jahr: Für viele Griechen ist Heizöl inzwischen unerschwinglich geworden – nicht zuletzt wegen einer Sondersteuer, die von der Troika durchgesetzt worden ist. Als Folge wird sich laut Umfragen die Hälfte der Haushalte in diesem Jahr generell kein Heizöl mehr leisten können. Ein weiterer Nebeneffekt: Mit dem massiv ausbleibenden Verkauf macht auch die Sondersteuer auf das Heizöl kaum noch Sinn.

Dass ganze Teile der griechischen Bevölkerung nach Jahren der „Rettungspolitik“ inzwischen regelrecht verarmt und verelendet sind, hat sich bereits im letzten Winter bemerkbar gemacht. Über vielen griechischen Städten und Dörfern hing eine Dunstglocke, weil in den Haushalten zum Heizen Müll verbrannt wurde. Vom illegal abgeholzten Brennmaterial bis hin zu Kunststoffen landete alles im Ofen, was Wärme versprach. Sollte der kommende Winter mit empfindlichen Minusgraden aufwarten – was vor allem in Nordgriechenland leicht möglich ist –, dann könnte dies der sprichwörtliche Funken sein, der das Pulverfass Griechenland politisch zur Explosion bringt. N.H.


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