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09.11.13 / Grüner Ablasshandel / Joschka Fischer hat »Nachhaltigkeit« als Geschäftsidee entdeckt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-13 vom 09. November 2013

Grüner Ablasshandel
Joschka Fischer hat »Nachhaltigkeit« als Geschäftsidee entdeckt

Zumindest auf der politischen Bühne hat sich der Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne) mittlerweile rar gemacht. Nachdem Fischer sich auffällig zurückgehalten hatte, als es darum ging, für die Grünen im Bundestagswahlkampf aktiv zu werden, stand das Grünen-Urgestein nun unlängst wieder im Rampenlicht. Und zwar sprach Fischer bei einer Messe in Düsseldorf am Stand der Sonderschau „Kunststoff bewegt“, die vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau und der Chemie-Lobbyorganisation „PlasticsEurope“ organisiert worden war. In einer 15-minütigen Rede zum Thema „Nachhaltigkeit“ bescheinigte Fischer der Branche, dass „die alten Feindschaften, Umweltaktivisten hier, chemische Industrie dort“ beendet seien. Auch wenn eine Anfrage der „Bild“-Zeitung nach der Höhe des Redner-Honorars nicht beantwortet wurde, ist zu vermuten, dass Fischer fürstlich entlohnt worden ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass „Joschka“ Unternehmen, die lange Zeit einen eher negativen Ruf in Umweltfragen hatten, zu einem „Öko-Image“ verhilft. Der ehemalige Straßenkämpfer ist mit seinem Beratungsunternehmen JF & C dick im Geschäft in Sachen „Nachhaltigkeit“. Die als Referenz angegebene Kundenliste kann sich sehen lassen, sie reicht vom Siemens-Konzern, der jahrelang unter schweren Korruptionsvorwürfen stand, über den Atomkraftbetreiber und Kohleverstromer RWE bis hin zum Autobauer BMW. Stand das bayerische Unternehmen lange unter Beschuss einflussreicher Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, die BMW vorwarfen, „Klimaschweine“ und „Spritfresser“ zu produzieren, änderte sich das Image merklich, nachdem Joschka Fischer als Berater angeheuert worden war. Zu den wirklich verbrauchsarmen Fahrzeugen gehören die Premiumfahrzeuge von BMW zwar noch immer nicht, erstaunlicherweise sind aber inzwischen die Vorwürfe gegen den Autobauer seltener geworden.

Nicht von ungefähr kann da der Verdacht aufkommen, der Wandel beruhe weniger auf Fischers Beratungsleistung an sich, als dass er als Geschäftsidee recht clever eine Neuauflage des katholischen Ablasshandels auf die Beine gestellt hat – in der modernen Variante unter dem Vorzeichen „ökologischer Nachhaltigkeit“. Im Klartext: Fischer wirft sein Renommee gegen klingende Münze in die Waagschale, um in Sachen Ökologie den Ruf von Unternehmen aufzupolieren. Auf der Internetseite seiner Beratungsfirma

JF & C wird ganz offen die Stärkung der „Reputation“ von Unternehmen als Leistung angeboten. Offeriert wird zudem „die Umsetzung unternehmerischer Nachhaltigkeitsstrategien sowie der dazugehörigen Kommunikation“.

Das ist offenbar ein lukratives Geschäftsmodell, denn Fischer, der 1985 im hessischen Landtag zur Vereidigung als bundesweit erster grüner Minister noch in Turnschuhen antrat, residiert mittlerweile in der noblen Villengegend von Berlin-Grunewald. Diese Geschäftstüchtigkeit Fischers dürfte einen Anteil daran haben, dass mittlerweile auch hochrangige Grüne auf Distanz zu ihm gehen. Wer so weit von der Partei entfernt stehe wie der „Herr Fischer“, sei kein Experte mehr für „grüne Belange“, ätzte etwa unlängst Jürgen Trittin in Richtung des ehemaligen politischen Weggefährten. N.H.


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