29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.11.13 / Polen nabeln sich ab / Warschau leidet unter weniger Überweisungen von Gastarbeitern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-13 vom 09. November 2013

Polen nabeln sich ab
Warschau leidet unter weniger Überweisungen von Gastarbeitern

Polnischer Drang nach We-sten“, ironisieren Polen ihren geopolitischen „Kompass“, der sie zu westlichem Wohlstand führte. Vor allem 2010 lohnt sich dieser Drang nach Westen finanziell. Denn neben den 5,5 Milliarden Euro, die die EU überwies, sandten polnische Gastarbeiter weitere 6,5 Milliarden Euro an ihre Lieben in der Heimat. Seitdem nehmen aber die Überweisungen der in den Westen entsandten Gastarbeiter drastisch ab, aber auch aus Brüssel kommt weniger, klagt Finanzexperte Janusz Kobeszko: „Bis 2020 werden von der EU und von Gastarbeitertransfers jährlich acht Milliarden Euro weniger fließen.“ Ab 2014 gilt der neue EU-Haushaltsplan und laut diesem erhält Polen bis 2020 insgesamt 106 Milliarden Euro, wovon sein eigener EU-Beitrag von 23 Milliarden abgezogen wird.

Aber auch die Überweisungen gehen stark zurück, weil immer mehr Polen im Ausland Dauerwohnsitz annehmen. Migrationsforscher Pawel Kaczmarczyk verweist darauf, dass der Exodus der Polen nach dem antirussischen Aufstand 1830/31 als politische Fluchtbewegung begann, dann aber bald zur Arbeitsemigration wurde. Ende des 20. Jahrhundert kamen die gen Westen strebenden Gastarbeiter nicht mehr aus Armutsgebieten, sondern aus allen Regionen Polens und gingen in zahlreiche Länder Westeuropas. 2013 lebten in Deutschland 420000 Polen und etwa 2,2 Millionen mit polnischen Wurzeln sowie in England 550000 Gastarbeiter aus der Republik. Die ausländische „Polonia“ hat zu stolzen 90 Prozent Arbeit oft in Jobs unter ihrer Qualifikation und war in den Gastländern wenig angesehen. Englische Aussprüche wie „No Irish, No Blacks, No Poles“ sind unvergessen.

„Die ausreisen wollten, sind längst weg“, so Kaczmarczyk. Ab 2014 können Polen theoretisch ohne Visa in die USA reisen, doch er rechnet nicht mit einer Massenabwanderung. Emigranten ließen sich zudem immer ein Rückkehrtürchen offen, aber keiner wird es nutzen, wenn nicht bald wesentliche Verbesserungen auf dem polnischen Arbeitsmarkt einträfen.

Polens Bevölkerung wird im nächsten Jahrzehnt von rund 39 Millionen auf 34 Millionen fallen, so Finanzfachmann Kobeszko, der betont, dass das Land eigentlich „seine“ Leute dringend benötigt und zwar entweder auf dem heimischen Arbeitsmarkt oder als der Heimat verbundene Gastarbeiter. Letztere dürften bis 2023 130 Milliarden Euro erwirtschaften, wovon aber immer kleinere Teile in die Heimat überwiesen würden. Dort fehlten zudem bald Wissenschaftler, Ingenieure und Ärzte, die zu einem großen Teil ausgewandert sind. Heute ist Polnisch sogar

zweithäufigste Sprache in England, und mit der Arbeit von Polen werben Firmen: „Deutsche Qualität, polnische Preise“. In Deutschland ist es weniger idyllisch: Polen dürfen problemlos Arbeit annehmen, wissen aber nur wenig von deutschen Bestimmungen, was viele scheitern lässt.

Noch sind die Polen gelassen. Sie vertrauen auf Ausländer, die bei ihnen arbeiten wollen, wozu bereits „Beschäftigungsprogramme“ bestehen: Und so kamen bisher 200000 Ukrainer, zudem Weißrussen, Vietnamesen aber auch über 10000 Deutsche. Wolf Oschlies


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren