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16.11.13 / Rätselraten um IWF / Wieso veröffentlicht Währungsfonds Idee einer Vermögensabgabe?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-13 vom 16. November 2013

Rätselraten um IWF
Wieso veröffentlicht Währungsfonds Idee einer Vermögensabgabe?

Die Idee des Internationalen Währungsfonds (IWF), europäischen Sparern zehn Prozent ihres Guthabens zu pfänden, um die Staatsschulden zu verringern, hat heftige Debatten ausgelöst. Sozialdemokratische Politiker haben offen Sympathie für die Teilenteignung bekundet, von anderer Seite hagelte es heftigen Protest.

Für Rätselraten sorgte die Tatsache, dass der IWF solche Gedankenspiele offen vorträgt. Bislang galt es als ausgemacht, dass derartige Fischzüge überraschend erfolgen müssten, um zu verhindern, dass die Sparer ihr Geld in Sicherheit bringen können.

Die Offenheit lässt Spekulationen ins Kraut schießen, welche Absichten der Fonds eigentlich verfolgt. Zwar steht an der Spitze des IWF die Französin Christine Lagarde. Doch es besteht kein Zweifel, dass der Fonds vor allem ein Instrument von US-Interessen ist. Zbigniew Brzezinski, immer noch einer der wichtigsten Vordenker der US-Politik, bezeichnete schon 1997 den IWF als Blaupause dafür, wie die Sicherung der USA als einzige Weltmacht funktionieren müssen: Alle zahlten, doch nur Washington entscheide.

Möglicherweise, so der Verdacht, diene das öffentliche Spiel mit Sparerenteignungen in der Euro-Zone dazu, Anleger zum Verlassen Europas zu drängen. Einer der Hauptprofiteure wären die USA selbst. Dort spitzt sich die Lage nach dem abermaligen Überschreiten einer Schuldengrenze weiter zu. Dies könnte finanzstarke Anleger dazu bewegen, die Finger von US-Staatsanleihen zu lassen. Das wiederum hätte zur Folge, dass Washington die Zinsen für US-Staatsschuldpapiere womöglich deutlich anheben müsste, um trotz der Unsicherheit Geld anzulocken, was zu erheblichen Zusatzlasten führen würde.

In einem solchen Umfeld ist es das Günstigste, wenn beispielsweise europäische Investoren ihr Geld aus Furcht vor einer Teilenteignung vom Euro-Raum abziehen und in die USA schaffen, weil ihnen die Unsicherheit in der Heimat noch gravierender erscheint als in den Vereinigten Staaten – auch in der Finanzwelt ist der Einäugige König unter den Blinden. Insofern wirkt das IWF-Papier sehr im Sinne der USA.

Dessen ungeachtet zeigt die offene Sympathie für die Teilenteignung in Kreisen der deutschen Politik, wozu die politische Klasse noch alles bereit ist, um den Bankensektor und die defizitären Staatshaushalte auf Kosten der Mittelschicht zu sanieren. Dabei wird zwar darauf verwiesen, dass es ja nur „Reiche“ treffen solle, um so auf den Wogen eines verbreiteten Sozialneids reiten zu können.

Fakt ist, dass die wirklich „Reichen“ mit ihrem Kapital global sehr beweglich sind. Sie können große Summen jederzeit woanders anlegen, wo sie niemand mit „Sonderabgaben“ behelligt – wenn sie es nicht schon getan haben nach der Enthüllung der IWF-Gedanken. Finanzplätze wie Singapur buhlen eifrig um jene betuchte Kundschaft. Die einfachen Sparer hingegen sind in ihrer Heimat meist gefangen. Sie werden es daher sein, die bei einer solchen Abgabe bluten müssen. Hans Heckel


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