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16.11.13 / Die 60er im Herzen / Pop-Wunderkind Jake Bugg – Am 19. November startet er in Berlin seine Deutschlandtour

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-13 vom 16. November 2013

Die 60er im Herzen
Pop-Wunderkind Jake Bugg – Am 19. November startet er in Berlin seine Deutschlandtour

Als Blues in Teenager-Gestalt, als musikalisches Wunderkind wird er be­zeichnet. Jake Bugg versetzt die Musikwelt ins Staunen. Die spricht von diesem grade 19-Jährigen voller Begeisterung. Unauffällig mit Beatlesfrisur kommt er daher. Niemandem würde er auf der Straße auffallen. Wenn da nicht diese Stimme wäre und seine Musik. Welche alte Seele hat sich in diesem blassen Tee­nager einen neuen Körper gesucht? Sein Debütalbum schoss in England von Null auf Platz 1 der Charts. In England feiert man ihn sogar als neuen Bob Dylan. Er mag die Vergleiche nicht. Er hätte viele Einflüsse, lässt er wissen. Seine Musik spielt er mit einer Souveränität, als hätte es so etwas nie zuvor gegeben.

1994 wird Jacob Edwin Kennedy oder Jake Bugg, wie er sich als Künstler nennnt, in Clifton, einem sozial schwachen Stadtteil von Nottingham, geboren. Das Scheidungskind interessiert sich hauptsächlich für Fußball. Zwei Ereignisse werden zur Initialzündung. In einer TV-Sendung sieht er Don McLean das Lied „Vincent“ singen. Jake ist begeistert. Zufällig bringt ihm sein Onkel eine Gitarre mit und zeigt ihm Grundakkorde. Jake bringt sich das Gitarre spielen selber bei und lernt von den Rockmusikern vergangener Zeiten: Beatles, Jimi Hendrix, Donovan, Buddy Holly. Mit 14 beginnt er Songs zu schreiben. Das ist erst einmal nicht verwunderlich. Viele Jugendliche versuchen sich musikalisch Luft zu machen. Doch Jake ist anders. Da schreibt jemand über die Welt, als hätte er sie bereits gesehen, berichtet vom fernen Amerika, ohne je dort gewesen zu sein, singt von den Dingen des Lebens wie ein alter Mann. Dazu diese „rostige“ Stimme. Die, und das mag er unschön finden oder nicht, tatsächlich manchmal an Bobby Dylan erinnert. Als der so unvergleichlich im ersten Video der Musikgeschichte seinen „Subterranean Homesick Blues“ in unsere Gehirne brannte. Niemals seitdem war das Gefühl einem Sänger gegenüber derart ähnlich. Da steht einer einfach da und überzeugt. Vielleicht, weil es aus dem Herzen kommt. Die alte Seele hat auch ein altes Herz. In vier Jahren reift ein Songschreiber heran, der Seinesgleichen sucht. Jake setzt seine Musik ins Internet. Auch er ist ein Kind dieser Zeit, obwohl er lieber in den 60ern oder 70ern geboren worden wäre, wie er sagt.

Die BBC wird aufmerksam. Eine Brauerei bedient sich seines „Country Songs“ für ihre Werbung. Ein Plattenvertrag mit Mercury Records und eine Tournee durch England mit Stars wie Lana Del Rey folgen. Sein erstes Album, schlicht „Jake Bugg“ bezeichnet, wird aufgenommen. Sein Musikstil überzeugt die Fachpresse. Rock, Folk, Pop, Country, alles zusammen in einer wunderbaren Art vorgetragen, die Gänsehaut garantiert. Die schreibende Zunft überschlägt sich. Journalisten suchen erfolglos nach Fehlern. Es kann doch nicht sein, dass wir da mit einem Musiker gesegnet sind, wie es ihn seit den Anfängen der Rockgeschichte nicht mehr gegeben hat. Warum nicht?

Warum nicht einfach mal staunen über einen Jungen, der so singt, als wäre er mit allen Wassern des Lebens gewaschen? Der sich nicht darum schert, was die Öffentlichkeit denkt, und der sich in jedem Land, das er mittlerweile bereist hat, per Internet bedankt. Seine anstehenden Konzerte in Deutschland sind ausverkauft. Im Februar 2014 tritt er in der Royal Albert Hall in London auf. „Sold out“, auch hier. Wenn man ihm zuhört, packt es einen schnell. Irgendwann, an irgendeiner Stelle in seinen Songs, schnappt die Falle zu. Dann gibt es kein Zurück mehr. Vielleicht haben viele dieses Gefühl noch nie gespürt. So ist das also, wenn ein Künstler die Welt verzaubert. So echt, so ehrlich. Nichts zählt mehr als das, was der da vorne grade erzählt. Silvia Friedrich


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