20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.11.13 / Den Nerv getroffen / Vor 150 Jahren geboren: Richard Dehmel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-13 vom 16. November 2013

Den Nerv getroffen
Vor 150 Jahren geboren: Richard Dehmel

Kaum war der Erste Weltkrieg ausgebrochen, da meldete sich auch der Dichter Richard Dehmel freiwillig an die Front. Nötig hätte er es nicht gehabt: Er war berühmt, reich und schon über 50 Jahre alt. Doch im preußischen Infanterieregiment „Graf Bose“ wollte er, wie er es aus­drückte, „zum Völkerkampf um die bessere Zukunft“ dienen. Nach nur zwei Jahren war seine militärische Laufbahn durch eine Verletzung beendet. Dafür rief er die Landsleute zum Durchhalten auf. Aber zu dem Zeitpunkt hörte kaum noch einer auf seine Stimme.

Das war vor 1914 anders. Dehmel hatte damals den Zenit seiner Popularität er­reicht. Der Dramatiker Frank We­dekind feierte ihn sogar als den „größten deutschen Dichter“. Tatsächlich gab es kaum einen Haushalt, in dem nicht einer seiner vielen Gedichtbände stand. Der S. Fischer Verlag gab seit 1906 eine zehnbändige Ge­samtausgabe heraus. Eine dreibändige Ausgabe mit ausgewählten Werken erreichte noch bis 1922 seine 18. Auflage. Aber danach ließ die Strahlkraft des Autors so rapide nach, dass sich heute kaum noch jemand an ihn erinnert.

Geboren am 18. November 1863 im brandenburgischen Wendisch-Hermsdorf als Sohn eines Försters verbrachte er einen Teil seiner Jugend in Danzig, wo er das Abitur machte. Nach seinem Studium in Leipzig war er in Berlin beim Verband deutscher Privat-Feuerversicherungen tätig, ehe er freier Schriftsteller wur­de. Den An­trieb dazu gab auch seine Frau, die Märchendichterin Paula Oppenheimer, mit der zusammen er einige Kinderbücher veröffentlichte.

Doch seine Leidenschaft war die Dichtung, und mit ihr traf er um die Jahrhundertwende den Nerv der Zeit. Viele seiner hoch expressiven und emotionalen Sprachkunstwerke wurden von Komponisten wie Richard Strauss, Max Reger oder Arnold Schönberg vertont. Doch in den 1920er Jahren war Dehmels schnörkelige Jugendstilpoesie plötzlich nicht mehr gefragt. Er zog nach Blankenese bei Hamburg in die Nähe seines Dichterkollegen und Freundes Detlev von Liliencron. Dort starb er 1920 an der Folgen seiner Kriegsverletzung. Harald Tews


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren