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16.11.13 / Nett, aber nicht mehr / Historische Orte im Blick

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-13 vom 16. November 2013

Nett, aber nicht mehr
Historische Orte im Blick

Einzelne Orte in Deutschland, die im vergangenen Jahrhundert eine besondere Bedeutung erlangten, stellt der Berliner Ch. Links Verlag in großformatigen Bänden vor. Im Zusammenwirken mit den Fernsehsendern ARD und rbb ist in diesem Verlag unter dem Titel „Geheimnisvolle Orte“ das erste Buch zur Fernsehserie mit dem gleichlautenden Titel erschienen. Der 1976 geborene Historiker und Publizist Jan Martin Ogiermann hat die weitverzweigte Historie von fünf Stätten in einzelnen Kapiteln aufgerollt, die überschrieben sind: „Der Reichstag. Das Haus der Deutschen“, „Die AVUS. Ur-Autobahn, Test- und Rennstrecke“, „Beelitz-Heilstätten. Lungensa-natorium“, „Neustadt an der Dosse. Die preußischen Gestüte“ und „Prora. Die gescheiterte Urlauberstadt der NS-Volksgemeinschaft“.

Es folgen Ausführungen über die riesigen, kasernenartigen Gebäude am Strand von Prora auf Rügen. Auf einer Länge von 4,3 Kilometern waren die heute noch vorhandenen acht Wohnblöcke seit August 1939 bereits fertiggestellt, als die Bauarbeiten bei Kriegsbeginn weitgehend zum Erliegen kamen. Zu DDR-Zeiten vor allem militärisch genutzt, gerieten die überwiegend leer stehenden Monumentalbauten von Prora nach der „Wende“ immer wieder einmal ins Blickfeld der Öffentlichkeit, so 2011, als eine Jugendherberge mit 400 Betten im frisch sanierten Teil von Block 5 eröffnet wurde.

Anders verhält es sich bei der „Stadt der Pferde“, wie die Zusatzbezeichnung von Neustadt (Dosse) im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg lautet. Den meisten Zeitgenossen dürfte nicht mehr bekannt sein, dass sich in Neustadt an der Dosse einst das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt befand, das der preußische König Fried-rich Wilhelm II. 1788 auf dem wüst liegenden Gelände eines ehemaligen Maultiergestüts erbauen ließ. Mehrfach ergaben sich Verbindungen zum ostpreußischen Gestüt Trakehnen, zuletzt 1944, als 100 Stuten „unter dem Vorwand einer Blutauffrischung – Gauleiter Erich Koch hatte die Evakuierung Ostpreußens verboten – in die Mark Brandenburg gebracht wurden“. Geholfen hat es nichts: „Die Rotarmisten, die Neustadt einnahmen, wussten um den Wert der Gestüte und sperrten sie ab.“ Von 364 Pferden war Anfang Juni 1945 noch ein lahmer Hengst übrig.

Interesse zu wecken vermag der Autor auch mit seinem Beitrag über die Beelitz-Heilstätten südwestlich von Berlin, in dem die frühen Errungenschaften in der Therapie von Lungenkrankheiten vorgestellt werden und der Wandel in den gesundheitspolitischen Debatten aufgegriffen wird. Nur wenige der unverändert erhaltenen historischen Bauten des ehemaligen Krankenhauskomplexes werden inzwischen wieder als Klinikgebäude genutzt. Auch in diesem Fall, so erfährt man, ergaben sich für die großen, noch brach liegenden Flächen seit der Wiedervereinigung unerfreuliche Fehlschläge mit Blick auf ein praktikables neues Konzept für das Gelände.

Echte Geheimnisse werden zwar auch in den Kapiteln über den Reichstag und die berühmte Automobil-Versuchs- und Sportstrecke (AVUS) nicht enthüllt. Dafür aber erzählt der Autor komplette Geschichten mit wenig bekannten, staunenswerten Einzelheiten. Dagmar Jestrzemski

Jan Martin Ogiermann: „Geheimnisvolle Orte. Der Reichstag – AVUS Berlin – Beelitz-Heilstätten – Neustadt/Dosse – Prora“, Ch. Links Verlag, Berlin 2013, gebunden, 160 Seiten, 24,90 Euro


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