26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.11.13 / Gemeinsam profitieren / Manche Städte und Regionen bewerben sich zusammen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-13 vom 23. November 2013

Gemeinsam profitieren
Manche Städte und Regionen bewerben sich zusammen

Um das Weltkulturerbe auf eine breitere Basis zu stellen, werden von der Une-sco binationale oder multinationale Bewerbungen gerne aufgenommen. Zu den Kandidaten 2014 gehören beispielsweise die „großen Kurstädte Europas“, zu denen sich Karlsbad, Franzensbad, Marienbad, Bad Luhatschowitz (alle Tschechien), Baden-Baden, Bad Ems, Bad Homburg, Wiesbaden, Bad Kissingen (alle Bundesrepublik Deutschland), Bath (England), Montecatini Terme (Italien), Spa (Belgien) und Vichy (Frankreich) zusammengeschlossen haben. Bad Kissingen kann die größte Wandelhalle Europas vorweisen, in Karlsbad punkten vor allem das eng bebaute Egertal mit den wie an einer Schnur aufgereihten gründerzeitlichen Hotelbauten sowie die historischen Trink- und Wandelhallen. Und Spa hat der modernen „Wellness“ ihren überhaupt seinen Namen gegeben.

Doch vermutlich wird kein Tourist die Kurorte nacheinander abreisen, um die Idee und die Geschichte der europäischen Kur nachzuvollziehen. Allein: Jeder Kurort wird mit dem Status „Weltkulturerbe“ Werbung machen. Gerade für notleidende Bäder, die wie Bad Ems Schwierigkeiten haben, in der modernen Zeit zu bestehen, ist der Erbe-Titel eine Gelegenheit, neue Zielgruppen anzusprechen.

Was geschieht jedoch mit den nicht mit aufgenommenen Bädern wie dem unterfränkischen Bad Brückenau oder das noch kleineren Bad Bocklet? Wer reist in Zukunft noch nach Bad Elster im Vogtland oder nach Bad Sülze in Vorpommern? Die kleineren Bäder müssen sich viel mehr als Karlsbad oder Baden-Baden Sorgen um ihre Zukunft machen. Es bedarf keiner großen Phantasie, um sich auszumalen, dass die Lenkung der Touristenströme zu den ohnehin bekannten Hauptbädern dazu führen wird, dass die kleineren Orte weiter verlieren. Wie beim Buchmarkt: Leser konzentrieren sich auf die Bestseller, die anderen Titel haben es jedes Jahr schwerer, überhaupt noch wahrgenommen zu werden.

Im Erzgebirge haben die Planer zahlreiche Orte – Städte, Bauwerke und Landschaften – ausgewählt, um die Montanregion, die mit dem Silberabbau reich wurde, zum Weltkulturerbe zu küren. Das Erzgebirge steht bereits auf der sogenannten Tentativliste der Unesco und kann 2014 auf eine Auszeichnung hoffen. Auf deutscher wie auf tschechischer Seite ist die Liste der Orte sehr umfassend, und zukünftige Touristen werden auch in kleine, fast vergessene Orte geführt, die womöglich bald den Welterbe-Status besitzen und so dem Dornröschenschlaf entkommen.

Doch auch im Erzgebirge gibt es geschichtsträchtige Orte, die nicht auf der Liste stehen. So Johanngeorgenstadt. Der kleine Ort, dessen Bevölkerung seit 1953 von 45000 auf unter 5000 Einwohner zurück-gegangen ist, blickt auf eine dramatische Geschichte zurück. Zu DDR-Zeiten mussten die Menschen unter schrecklichen Bedingungen für die sowjetische Besatzungsmacht Uran abbauen. Dem Bergbau zuliebe wurde gar das Stadtzentrum abgerissen – nur die Kirche blieb stehen. Heute lässt ein Schaubergwerk, über dessen Eingang noch ein roter Stern prangt, die Geschichte lebendig werden. N.A.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren