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30.11.13 / Schulmedizin öffnet sich / Immer mehr Ärzte entdecken die Möglichkeiten der Naturheilkunde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-13 vom 30. November 2013

Schulmedizin öffnet sich
Immer mehr Ärzte entdecken die Möglichkeiten der Naturheilkunde

Die kommende Generation von Ärzten wird derzeit an den Universitäten damit vertraut gemacht, dass der Schulterschluss zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde, eine ganzheitliche Medizin und moderne Entwicklungen der Biotechnologie neue Wege und Chancen der Therapie eröffnen. Medizin und Pharmabranche sehen sich so einem interessanten Wandel gegenüber, und auch der Patient muss sich darauf einstellen.

Nach Auffassung einer neuen Generation von Medizin-Professoren rücken eine schonendere Linderung von Beschwerden und eine Befreiung von Schmerzen ohne Chemie näher. Trotz großer Fortschritte der Schulmedizin erfreuen sich alternative und komplementäre Heilmethoden wachsender Beliebtheit, insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Auch vermeintlich „austherapierte“ Patienten und deren Ärzte suchen oftmals Behandlungsalternativen jenseits der anerkannten schulmedizinischen Therapien, von alten Rezepten über Akupunktur und anderer Methoden fernöstlicher Medizin bis hin zu moderner Gentherapie.

Gleichzeitig führt der noch bestehende Zwist zwischen Schul- und alternativer Medizin zur Verunsicherung beim Patienten. Da wird Schulmedizin mit unpersönlicher Apparatemedizin oder gefährlicher Chemie gleichgesetzt, die Naturheilkunde hingegen mit ungefährlicher, „sanfter“ Medizin – mit der Folge, dass das Vertrauen in die Wirksamkeit längst belegter Verfahren schwindet oder auf lebensnotwendige Therapien verzichtet wird. Gleichzeitig wächst der Glaube an rein spekulative „naturheilkundliche“ Verfahren, ja werden Unsummen ausgegeben für unseriöse Methoden. Dies gilt insbesondere für dubiose Krebstherapien.

Die Behandlung mit Naturheilverfahren gehört in jedem Falle in die Hand erfahrener Experten, ganz gleich, ob es sich um Verfahren der sogenannten Schulmedizin oder Naturheilkunde handelt. Um diese Klarstellungen ist vor allem die Heidelberger Akademie der Wissenschaften bemüht.

„Die Medizin unterliegt gegenwärtig einem grundlegenden Wandel, wodurch die an der Fürsorge orientierte Arzt-Patient-Beziehung zunehmend durch eine an den Kundenwünschen orientierte Dienstleister-Kunden-Beziehung ausgetauscht wird“, postuliert etwa der Professor Giovanni Maio von der Universität Freiburg. Maio gehört unter anderem der Ethikkommission für Stammzellenforschung an. Der moderne Patient verstehe sich in vielen Fällen nicht mehr als Patient, sondern sei Konsument geworden. Ob Anti-Ageing-Produkte, kosmetische Maßnahmen an Brust, Haut oder Zähnen, ob Sexualhormone gegen das Altern oder Mittel zur Abschaffung des „beschwerlichen“ Menstruationszyklus, ob Ritalin für nicht kranke Kinder, ob Wachstumshormone für Kinder außerhalb der Idealgröße, ob Präimplantationsdiagnostik für nicht schwangere Frauen, ob stimmungsaufhellende Medikamente für nicht kranke Patienten, ob individuelle Gesundheitsleistungen jeglicher Art – in vielen Bereichen der derzeit noch gültigen Medizin habe diese Wünsche setzende Praxis breiten Eingang gefunden.

Von der Geburt des ersten Retortenbabys im Jahr 1978 über die erste Organverpflanzung, das Klonschaf Dolly bis hin zur Aufklärung des genetischen Codes des Menschen sind in den letzten 25 Jahren immer wieder Grenzen überschritten worden, die als unüberwindbar galten. Scheinbar fest gefügte Säulen unseres Weltbildes gerieten durch neue Forschungen ins Wanken. Eine ethische Grundsatzbestimmung erscheint schon allein deswegen den Kritikern dieser Entwicklung dringend notwendig. Dieser Prozess scheint jetzt endlich in Gang gekommen und es werden neue und alte Verfahren miteinander verknüpft. Joachim Feyerabend


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