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30.11.13 / Öko vom Giftacker / Italien: Mafia entsorgte Abfall unter Feldern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-13 vom 30. November 2013

Öko vom Giftacker
Italien: Mafia entsorgte Abfall unter Feldern

Abgeordnete der italienischen Protestbewegung „Fünf Sterne“ haben erreicht, dass eine in Italien bisher unter Verschluss gehaltene Aussage eines Mafia-Aussteigers veröffentlicht worden ist. Über 16 Jahre war es ein Staatsgeheimnis, was der Ex-Mafia-Boss Carmine Schiavone bereits 1997 vor einem Untersuchungsausschuss ausgesagt hatte. Laut Schiavone befinden sich unter den Feldern Kampaniens große Mengen Sondermüll aus ganz Europa, der von der Mafia dort illegal entsorgt worden sei. Noch bis 1992 sollen in weiten Landstrichen Süditaliens Millionen Tonnen an toxischem Müll wie Abfällen aus Krankenhäusern, Industrie und Pharmaunternehmen vergraben worden sein.

Die Aussage deckt sich mit den Erkenntnissen von Ermittlern und italienischen Journalisten. Für die Camorra, die lokalen Mafia-Clans aus Neapel und Kampanien, aber auch die kalabresische ’Ndrangheta ist die illegale Abfallentsorgung längst zu einem Milliardengeschäft geworden. Schätzungen gehen davon aus, dass die verschiedenen Mafia-Gruppen in Italien in den vergangenen zehn Jahren bis zu 43 Milliarden Euro mit der illegalen Entsorgung von Müll verdient haben.

Inzwischen werden die Folgen des Giftgeschäfts immer deutlicher. In Teilen Kampaniens ist die Zahl der Krebserkrankungen mittlerweile deutlich höher als im Rest Italiens. Eine entsprechende Warnung hatte der Ex-Mafiosi Schiavone im Zuge seiner Aussagen gemacht: „Die Leute in der Gegend riskieren alle, in 20 Jahren an Krebs zu sterben.“ Doch die Auswirkungen reichen längst über die Region hinaus. Das fruchtbare Kampanien gilt als eines der wichtigsten Gemüseanbaugebiete Italiens. Obendrein werden immer öfter traditionelle Anbauflächen auf den Bio-Anbau umgestellt, auf denen ökologisch erzeugte Nahrungsmittel für den Export ins übrige Europa hergestellt werden. Gemessen an der Hektarzahl lag Italien im Jahr 2012 nach amtlichen Angaben beim ökologischen Anbau auf dem zweiten Platz in Europa – gleich hinter Spanien. Die größten ausgewiesenen Flächen für den Bio-Anbau liegen mit Sizilien, Kalabrien und Kampanien ausgerechnet in den Regionen, in denen die Mafia in den letzten Jahrzehnten den meisten Giftmüll entsorgt hat. N.H.


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