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30.11.13 / Unabhängigkeit dank Napoleons Niederlage / Niederlande: Der Wiedererlangung der Selbstständigkeit vor 200 Jahren folgte die Begründung des Königtums der Oranier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-13 vom 30. November 2013

Unabhängigkeit dank Napoleons Niederlage
Niederlande: Der Wiedererlangung der Selbstständigkeit vor 200 Jahren folgte die Begründung des Königtums der Oranier

Dieses Jahr feiern die Niederländer den 200. Jahrestag der Proklamation der Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit. 232 Jahre zuvor hatten die Generalstaaten bereits die Unabhängigkeit vom habsburgischen Spanien erklärt. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges, der mit einer Schwächung des Heiligen Römischen Reiches und der den Kaiser stellenden Habsburger einherging, wurde diese Unabhängigkeit im Westfälischen Frieden von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt.

Nach der Französischen Revolution gerieten die Niederlande dann unter den Einfluss der Französischen Republik. 1793 erklärte jene mit Großbritannien auch den Niederlanden den Krieg und marschierte 1794/95 in letztere ein. Sympathisanten der revolutionären französischen Besatzungsmacht gründeten daraufhin die Batavische Republik.

Zwei Jahre nach der Französischen Republik wandelte Napoleon auch deren niederländischen Satellitenstaat in eine Monarchie um. 1806 wurde aus der Batavischen Republik das Königreich Holland mit Napoleons Bruder Louis als Monarchen. 1810 hielt Napoleon die Zeit für gekommen, den französischen Traum eines Frankreichs bis zum Rhein zu verwirklichen. Als König Lodewijk Napoleon, wie er sich nun nannte, sich weigerte, in die dafür notwendige Abtretung der südrheinischen Gebiete seines Königreiches an Frankreich einzuwilligen, besetzten die Franzosen erneut ihren nördlichen Nachbarn. Statt es mit einem neuen Satellitenstaat zu versuchen, machte Napoleon kurzen Prozess und annektierte Holland.

Die Erfolge der Alliierten in den Befreiungskriegen erlaubten den Niederländern dann, am 2. Dezember 1813 die Unabhängigkeit von Frankreich zu proklamieren. Mit dieser Wiedererlangung der Unabhängigkeit ging die Rückkehr der Oranier aus dem Exil einher. Diese hatten seit dem frühneuzeitlichen Unabhängigkeitskampf gegen die Spanier eine führende Rolle in den Niederlanden gespielt und ab 1747 den Erbstatthalter gestellt. Der von den Franzosen 1795 vertriebene Wilhelm V. war zwar mittlerweile gestorben, doch knüpfte man insofern an die Tradition an, als man dessen Sohn zum neuen Staatsoberhaupt erkor. Im postnapoleonischen Zeitalter der Restauration wurde allerdings nicht zu der für diese Zeit für einen Flächenstaat ungewöhnlichen republikanischen Tradition zu­rück­gekehrt. Vielmehr wurde Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau als Wilhelm I. erst Fürst und 1815 dann König der Niederlande.

Auf dem Wiener Kongress wurden die Niederlande zur „Schildwacht Englands auf dem Kontinent“ ausgebaut, um eine treffende Formulierung Wilhelms I. zu benutzen. Für diesen Raum verfolgten die Briten zwei Ziele. Zum einen sollte der der Themsemündung gegenüberliegende Teil des europäischen Kontinents nicht in den Besitz einer seefahrenden Großmacht geraten. Und zum anderen sollte Frankreich auch im Norden durch einen starken Nachbarn eingedämmt werden. Gerne hätten es die Engländer daher gesehen, wenn die zu Lande starke, aber zu Wasser eher unbedeutende Großmacht Österreich die Habsburgischen Niederlande zurückgenommen hätten. Der österreichische Kaiser lehnte jedoch den Rückerhalt der schwer zu verteidigenden Exklave ab. Folglich wurden die vormaligen Habsburgischen Niederlande dem nördlichen Nachbarn zugeschlagen. So entstand 1815 das Königreich der Vereinigten Niederlande.

Verständlicherweise versuchte das katholische Frankreich, den großen protestantischen Nachbarn im Norden zu sprengen. Es unterstützte daher die Erhebung der überwiegend katholischen und teilweise frankophonen südlichen Provinzen des Vereinigten Königreiches. Die Gründung des Königreiches Belgien war ganz in seinem Sinne. Denn der neue Nachbar im Norden war erstens schwächer, zweitens katholischer und drittens auch noch stärker französisch geprägt als sein Vorgänger. Großbritannien erhielt als Kompensation für die Schwächung seiner „Schildwacht auf dem Kontinent“ die internationale Garantie der Selbstständigkeit und Neutralität des neuen Staates. Diese Garantie schien den Briten Gewähr dafür zu bieten, dass weder Frankreich im Norden aus seinen 1815 gezogenen Grenzen ausbrach noch der der Themsemündung gegenüberliegende Teil Belgiens in die Hand einer seefahrenden Großmacht geriet.

Frankreich, Großbritannien und die anderen Großmächte hatten sich 1830 auf der Londoner Konferenz auf diese Lösung geeinigt und da nützte es den Niederländern wenig, dass sie nicht von ihren südlichen Provinzen lassen wollten. 1839 fügten sie sich in das Unabänderliche und schlossen mit dem neuen Staat auf ihrem vormaligen Territorium Frieden. Die territoriale Entwicklung der Niederlande war damit im Wesentlichen abgeschlossen. Manuel Ruoff


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