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30.11.13 / Gemeinsam für den Erhalt / Allenburg: Russisch-Orthodoxe Kirche zeigt sich gesprächsbereit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-13 vom 30. November 2013

Gemeinsam für den Erhalt
Allenburg: Russisch-Orthodoxe Kirche zeigt sich gesprächsbereit

Seit die Mehrzahl der Kirchen im Königsberger Gebiet der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) übereignet wurde, drohte den Gotteshäusern der weitere Verfall, weil russische Mittel für Restaurierungen fehlten und die Arbeiten der lutherischen Gemeinden und die überwiegend aus Spenden finanzierte Hilfe aus der Bundesrepublik Deutschland zurückging. Seit einigen Monaten kommt Bewegung in die Angelegenheit, die ROK signalisiert zunehmend Gesprächsbereitschaft mit den lutherischen Gemeinden. Dies gibt Anlass zu der Hoffnung, dass die noch erhaltenen Kirchen im Gebiet doch noch eine Zukunft haben, wie das Beispiel der Ordenskirche Allenburg zeigt.

Die Übergabe alter deutscher Ordenskirchen an die ROK hatte bewirkt, dass vielerorts − wie in Allenburg − lutherische Gemeinden, die mit Unterstützung von Fördervereinen und Spendengeldern Kirchen vor dem sicheren Verfall bewahrt hatten, ihre Arbeiten einstellten. So auch in Allenburg, wo Freiwillige seit 2005 die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädige Kirche restauriert hatten, Dach, Stützpfeiler und der Turm sowie das Tor sind inzwischen wiederhergestellt, dennoch bleibt noch viel zu tun. Schautafeln weisen darauf hin, dass die Lutherische Gemeinde sich um den Erhalt gekümmert hat und dass es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt. Tatsächlich befinden sich hier schützenswerte historische Zeugnisse wie die Grabplatte des Kammerherrn Albrecht Friedrich von Rauschke sowie weitere in die Kirchenmauern eingelassene Grabplatten. Seit die ROK mit der Obhut der Ordenskirche Allenburg, errichtet in den Jahren 1405 und 1406, betraut wurde, drohen selbst die restaurierten Abschnitte wieder zu zerfallen, weil der Diözese schlichtweg die Mittel fehlen.

Dieses und weitere Negativbeispiele des Umgangs mit denkmalgeschützten Objekten haben den Gouverneur Nikolaj Zukanow auf den Plan gerufen. Mehrfach rügte er öffentlich die Arbeit der Denkmalschutzbehörde im Gebiet. Der Leiterin Larissa Kopzewa warf er vor, dass diese in ihrer zweijährigen Amtszeit nichts bewegt habe. Kein Baudenkmal, keine Kirche sei unter ihrer Ägide restauriert worden. Die der ROK übereigneten Kirchen seien dem Verfall überlassen worden, anstatt restauriert zu werden. Zukanow kritisierte das Fehlen eines Planes, denn die Gesetzesgrundlage biete die Möglichkeit, Kirchen für 49 Jahre an lutherische Gemeinden zu verpachten. Kopzewa rechtfertigte sich damit, dass die zugesagten Mittel aus dem Staatshaushalt nur spärlich flössen.

Ein Beispiel für das Zustandekommen eines Pachtvertrags ist die Kirche von Groß Legitten im Kreis Labiau. Sie ist seit 2002 an die Propstei Königsberg verpachtet. Auch hier wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten mithilfe von Spenden ehemaliger Bewohner des Kreises und der Kreisgemeinschaft Labiau durchgeführt und die lutherische Gemeinde hält hier ihre Gottesdienste ab, doch verhandeln zurzeit die Propstei, die Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen mit der ROK über eine Übertragung der Kirche an die lutherische Gemeinde.

Auch in der verfahrenen Situation um die St. Katharinenkirche von Arnau hat sich etwas bewegt. Die ROK hat ein westliches Metallkreuz am Eingang der Kirche errichten lassen. Nach langwierigem Gezerre hat sich die ROK auf eine Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Arnau unter Leitung von Walter T. Rix eingelassen. Die ROK steht nicht nur beim Gouverneur in der Kritik, auch viele Bewohner der Exklave werfen der ROK Gier nach fremdem Eigentum vor. Viele sprechen sich dafür aus, lutherische Kirchen den Protestanten zurückzugeben.

Die Denkmalschutzbehörde versprach nach der Schelte des Gouverneurs Besserung. Zukanows Anliegen ist es, das Gebiet für Touristen attraktiv zu machen. Wenn 2014 des 100. Jahrestags des Beginns des Ersten Weltkriegs gedacht wird und die erwarteten vielen Besucher erscheinen, will der Gouverneur auch etwas Sehenswertes präsentieren können. Deutsche Baudenkmäler und Kirchen gehören für ihn zweifelsfrei dazu. M. Rosenthal-Kappi


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