© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-13 vom 30. November 2013

Kopfloses Denkmal
Königsbergs Kulturerbe wird aufgelistet

Die Anlage eines Verzeichnisses der Architekturdenkmäler in Königsberg ist in vollem Gange. Spezialisten untersuchen Skulpturen und andere Objekte, die von kulturellem oder historischem Wert sein könnten. Auf den Straßen der Stadt erscheinen selbst an völlig unerwarteten Orten goldene Tafeln. Auf ihnen steht der Name des schützenswerten Objekts, die Art des Schutzes und das Entstehungsdatum.

So auch neben einem Wohnhaus der Vorkriegszeit. Doch das Schild bezieht sich nicht auf das Haus, sondern auf eine beschädigte Skulptur. „Kunstdenkmal mit städtischer Bedeutung. Skulptur ,Kind mit Katze‘, Anfang 20. Jahrhundert. Unter staatlichem Schutz stehend. Personen, die das Objekt des kulturellen Erbes beschädigen, werden entsprechend der Gesetzgebung der Russischen Föderation zur Verantwortung gezogen“, ist auf dem Schild zu lesen. Dabei ist deutlich erkennbar, dass ihr bereits gehöriger Schaden zugefügt wurde. Der Skulptur fehlt der Kopf, an seiner Stelle ragen Moniereisen heraus.

Wie ein Bewohner des Hauses berichtete, rankt eine Legende um diese Skulptur. Sie soll seit Kriegsende dort stehen und sie sei ein Geschenk eines Deutschen gewesen, der in der Nähe gewohnt habe. Als ein Bewohner des Hauses sich Geld bei seinem Freund geliehen gehabt habe, habe dieser den Kopf der Staute heruntergerissen und erklärt, dass er diesen erst zurück­geben werde, wenn die Schulden getilgt seien. Deshalb stehe die Skulptur bis heute kopflos da. Die Bronzetafel wurde erst kürzlich angebracht. Jurij Tschernyschew