Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-13 vom 30. November 2013
Die ostpreußische Familie Lewe Landslied, „so ganz kann ich es noch immer nicht begreifen, dass wir uns gefunden haben!“, sagte meine Besucherin und schüttelte den Kopf, „nie hätte ich daran gedacht, nie im Leben!“ Sie war gekommen, um mit mir über das Wunder zu sprechen, das unsere Familie bewirkt hatte. Nicht nur für sie, sondern auch für ihren Freund Werner Mai aus längst vergangenen Kindertagen, mit dem sie Hand in Hand durch das brennende Königsberg lief. Daran erinnert sich Frau Ursula Brandenburg noch heute: „Wenn die Sirenen gingen, habe ich gesagt: Jetzt muss ich schnell Wernerchen holen! Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich für ihn Verantwortung trage. Dabei war er gerade mal zwei Jahre jünger.“ Und obwohl der kleine Nachbarsjunge erst fünf Jahre alt war, als die Flucht sie trennte, hatte er seine Ulla nie vergessen. Und sie spät, aber nicht zu spät gesucht, denn wir konnten tatsächlich aufgrund der Veröffentlichung seines Suchwunsches Frau Ursula ausfindig mache, obgleich sie nun einen anderen Namen trug. Als das Telefon bei ihr in Vlotho läutete und eine Stimme sagte: „Bist du die Ursula aus der Schönstraße 11 in Königsberg? Weißt du, wer hier ist? Dein Freund Werner Mai!“ – da musste sie sich zuerst einmal hinsetzen und brachte keinen Ton heraus. Noch heute schwankt ihre Stimme, wenn sie von diesem Wiederhören nach 68 Jahren berichtet. Ein Wiedersehen hat es noch nicht gegeben, aber das soll im nächsten Jahr erfolgen. Darüber und über unsere gemeinsame Heimatstadt Königsberg haben wir lange gesprochen, und ich konnte bei ihr manche verschüttet geglaubte Erinnerung freilegen. Der „kleine Werner“ hatte da schon mit seiner Heimatliebe gute Vorarbeit geleistet. Zwei Nachbarskinder haben sich gefunden – zwei sollen sich finden, wenn es nach den Wünschen von Frau Brigitte Freiwald aus Gelting geht. Auch sie sucht einen Freund aus Kindertagen, von dem sie seit fast 70 Jahren nichts mehr gehört hat, aber sie denkt immer an ihn, denn sie trägt noch heute sein Bild in der Handtasche. Das mag kaum glaublich klingen, aber lassen wir Frau Freiwald selber erzählen: „Ich suche seit Jahren Hans Joachim Fieguth aus Klein Lichtenau. Wir waren Nachbarskinder, sind zusammen zur Schule gegangen und haben nach der Schule gespielt in einem schönen Kinderzimmer. Ich kann mich so gut daran erinnern. Seine Mutter Gertrud hat uns beide oft abgeholt, im Winter mit dem Schlitten. Eines Tages hat sein Opa uns abgeholt, Gustav Fieguth, weil Joachims Vater gefallen war. Nach diesem Tag durfte ich immer länger bei ihm sein. Wir waren damals acht Jahre alt. Im Sommer 1944 ist seine Mutter zu ihrer Familie nach Berlin geflüchtet. Möchte gerne wissen, wie sein Leben verlaufen ist, ob er und seine Mutter den Krieg überlebt haben. Ich habe sogar ein altes Diabild von ihm, wo er auf dem Arm seines Vaters sitzt. Dieses Bild habe ich immer in meiner Handtasche. Die Handtaschen wurden oft gewechselt, aber das Bild blieb immer drin, bis heute. Würde es ihm so gerne schenken oder seinen Kindern oder Jemanden aus seiner Familie. Vor Jahren habe ich Verwandte von ihm gefunden, die auch Nachbarn waren, aber die wissen von nichts. Nun hoffe ich auf unsere Ostpreußische Familie, die ist groß und so hilfreich und immer bereit, Wünsche zu erfüllen. Dafür sage ich Danke.“ Ob diese Suche so erfolgreich wird wie die von Werner und Ulla, ist allerdings mehr als fraglich. Zwar steht der Name fest, Hans-Joachim Fieguth, aber seine Mutter stammte wohl aus Berlin und hatte nach dem Fortzug anscheinend keine Beziehung mehr zu den ostpreußischen Verwandten ihres Mannes, die schon aufgrund der Kriegs- und Nachkriegswirren nicht zustande kommen konnte. Vielleicht überlebten Mutter und Sohn nicht die Bombenangriffe und Kämpfe um Berlin – es gibt viele, sehr viele Fragezeichen. Dass Frau Freiwald überhaupt auf einen Erfolg hofft, hat seinen Grund: Schon vor zehn Jahren hatte sie über unsere Ostpreußische Familie alte Freunde aus ihrer Heimat gesucht – und in Uruguay gefunden. Ihr zweiter Suchwunsch fand keine Resonanz, aber er war auch ungleich schwieriger zu erfüllen. Zu Beginn dieses Jahres suchte sie nach ehemaligen Kameraden ihres Vaters Paul Erdmann, der seit den Kämpfen in der Ukraine im März 1944 als vermisst gilt. In der PAZ Nr. 1 hatten wir ihre Suchfrage veröffentlicht, leider ohne Erfolg. Nun bekam Frau Freiwald ein Foto in die Hände, das ihren Vater 1943 nach einem Lazarettaufenthalt in Frankreich mit weiteren Entlassenen zeigt. Sie glaubt zwar nicht, dass jemand ihren Vater erkennt – Zweiter von rechts in der obersten Reihe –, aber vielleicht haben ältere Leser einen Bezug zu diesem Foto. Leider fehlen das genaue Datum sowie die Ortsangabe. Über Zuschriften zu allen hier angeführten Fragen würde sich unsere treue Leserin freuen. (Brigitte Freiwald, Ostlandstraße 1 in 24395 Gelting, Telefon 04643/2464.) Jetzt kommt die Zeit, wo der Nussknacker wieder tätig wird, und eine Nuss gibt es auch bei uns zu knacken, jedenfalls nach Ansicht von Frau Ute Eichler, die uns die nächste Suchfrage übermittelte. Allerdings glaube ich nicht, dass es eine harte Nuss sein wird, denn es sind mehrere Personennamen angegeben, von denen einige uns weiterhelfen könnten. Das von ihr geführte Heimatmuseum der Kreisgemeinschaft Lötzen in Neumünster erfreut sich regen Interesses, und manche Besucher bringen auch ein Gastgeschenk mit, das sie dem Museum anvertrauen wollen, weil es ein Relikt aus der Heimat ist und sie es dort gut bewahrt wissen. So erhielt Frau Eichler von einem „Nachwuchs-Schlesier“ aus Neumünster ein Poesiealbum, das eindeutig aus Ostpreußen stammt, genauer aus dem Kreis Tilsit-Ragnit, und dort mit großer Wahrscheinlichkeit aus Schalau (Paskallwen). Denn dieser Name ist der meistgenannte unter den dort eingetragenen Ortsbezeichnungen, weitere sind Ragnit, Neuhof-Ragnit und Altenkirch, wo „Tante Herta“ wohnte. In dem an Großfamilien so gesegneten alten Ostpreußen ist es nicht verwunderlich, dass sich eine weitere Tante in dieses Album eingetragen hat, die es mit der Widmung: „Meiner lieben Helga als kleines Andenken von Deiner Tante Trudel“ zum Weihnachtsfest 1939 verschenkte. Es ist anzunehmen, dass diese leider nachnamenlose Helga mit ihren Eltern und den Brüdern Helmut und Werner in Schalau gelebt hat, das knapp 500 Einwohner hatte und eine Dependance des Remonte-Gestüts Ragnit-Neuhof war. Jedenfalls müssen einige der Freundinnen – Ruth Samulewitz, Edith, Minna, Hannelore, Ursula – dort gewohnt haben. Welche Schule Helga besuchte, ist aus den Eintragungen nicht zu entnehmen – wahrscheinlich in Ragnit, da Schalau zu diesem Kirchspiel gehörte –, aber es gibt einige Namen von Schulkameradinnen wie Hildegard Tiedtke, Hannelore Mirwaldt, Ursula Purrotat und eine nachnamenlose Else. Anscheinend wurden die Bezeichnungen je nach Zuneigungsgrad säuberlich getrennt, denn Schulfreundinnen nannten sich Gerda und Marta Zablowski, Eva Pierags sowie die Schwestern Erna und Herta Behrendt aus Gierschunen. Nur eine Lehrerin hat sich in dem Album verewigt: U. Schwindt. Die letzte Eintragung erfolgte im November 1943. Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit Albumbesitzerin Helga die Schule verließ, sie dürfte damals etwa 14 Jahre alt gewesen sein. Aber damit begeben wir uns schon in das Feld der Vermutungen, und wir haben doch genügend konkrete Angaben, die weiterhelfen dürften. Gut, 75 inzwischen verflossene Jahre sind schon eine lange Zeit, aber vielleicht liest ja jemand aus den Familien der Genannten diese Suchfrage und kann über Helga und ihre Familie nähere Angaben machen, die weiter helfen könnten. „Die Freude wäre groß“, schreibt Frau Ute Eichler, an deren Adresse die Antworten zu richten sind. (U. Eichler, Billenbarg 69 in 22397 Hamburg, Telefon 040/6083003, Fax 040/60890478, E-Mail: KGL.Archiv@gmx.de) Ach ja, die Poesiealben – wie wurden sie doch zur Quelle heiterer Erinnerungen, wenn man sie später las, die Ermahnungen, die eine Zehnjährige ihrer gleichaltrigen Schulkameradin gab: „Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein.“ Oder die innigen Freundschaftsbezeugungen, die ein Albumblatt umrundeten: „In allen vier Ecken soll Liebe drin stecken!“ Gedichte, auch wenn sie nicht von Goethe stammen, sind immer gut! Leider nicht für den Abdruck auf unserer Familienseite, und damit muss ich einige Leser und Leserinnen enttäuschen, die mir ihre selbst verfassten Poeme zugesandt haben – und das sind nicht wenige! Der Hauptgrund liegt darin, dass die PAZ eine aktuelle Wochenzeitung ist, und auch die Fragen, die wir in unserer Ostpreußischen Familie behandeln, werden ja aus dem Heute gestellt, auch wenn sie das Gestern betreffen. Lyrik verlangt eben einen anderen Rahmen, man kann nicht ein Gedicht in enge Spalten pressen. Das tut manchmal weh, und ich versuche dann, andere Lösungen zu finden. Bei den kleinen heiteren Reimereien ist das leichter zu realisieren, wenn man einige Verse heraussucht, die gerade zu dem betreffenden Thema passen und es sogar auflockern können. Wenn es sich aber um Dichtung handelt, die als Kulturbeitrag anzusehen ist und als solcher auch empfunden wird, ist es schwierig, eine für Autor und Leser gerechte Lösung zu finden. Bücher sind eben Schätze und als solche hat Herr Hans Ulrich Thiele aus Bielefeld auch die beiden Bände „Chronik des Kreises Elchniederung“ empfunden, die Frau Krey aus Laatzen abgeben wollte. Er schrieb mir hocherfreut, dass er sie bekommen hat und bat mich, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Bücher aus und über unsere Heimat nicht auf den Müll gehören. Herr Thiele ist bereit, eine größere Anzahl Bücher ostpreußischer Autoren aus seinem Bestand abzugeben, die zwischen 1900 und 1930 erschienen, also heute schwer zu erhalten sind. Es handelt sich um Werke von Agnes Miegel, Ernst Wiechert, Hermann Sudermann und Richard Skowronek. Interessenten sollen sich bitte bei ihm unter der E-Mail-Adresse „freude82@web.de“ melden. Eure Ruth Geede |
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