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30.11.13 / Auf Santorin traut man sich / Die griechische Mittelmeerinsel hat sich zu einem Hochzeitsparadies vor allem für Paare aus den asiatischen Ländern entwickelt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-13 vom 30. November 2013

Auf Santorin traut man sich
Die griechische Mittelmeerinsel hat sich zu einem Hochzeitsparadies vor allem für Paare aus den asiatischen Ländern entwickelt

Das griechische Vulkan-Archipel Santorin ist asiatisch geworden. Nirgendwo sonst in Europa lassen sich so viele Paare aus Japan oder China trauen.

So viele Brautpaare wie in dem kleinen Ort Oia auf der griechischen Insel Santorin sieht man selten. Zugegeben, diese Kulisse ist perfekt, um den Bund fürs Leben zu schließen. So viele bunte Häuser an Steilhängen über blauem Meer und unter blauem Himmel findet man selten als Hintergrund fürs Hochzeitsfoto. Da Eheschließungen für viele Menschen nicht mehr nur eine Feier im Familien- und Freundeskreis sind, sondern als aufwendige Veranstaltungen in­szeniert werden, bieten professionelle Hochzeitsplaner mit ihren Agenturen fertige Hochzeitspakete an.

Das romantische Santorin steht bei vielen Paaren ganz oben auf der Wunschliste. Aus dem Ka­talog können die Kunden zwischen einer kirchlichen oder standesamtlichen Trauung wählen; bei der kirchlichen Trauung hat das Paar die Wahl zwischen katholisch, protestantisch und griechisch-orthodox. Um den Se­gen eines Geistlichen zu erhalten, darauf weist der Katalog aus­drück­lich hin, muss aber mindestens einer der Partner auch dieser Konfession angehören.

Heiraten hat viel mit Bürokratie zu tun. Damit auch in Griechenland alles glatt läuft, erhält das Brautpaar schon beim Buchen eine Liste, welche Papiere es vorher an die Behörden im Lande zu schicken hat, wofür Übersetzungen durch ein griechisches Konsulat vorliegen müssen und welche Unterlagen sogar im Original zur Hochzeitszeremonie mitgenommen werden müssen. Da kann ein Paar nur hoffen, dass der Koffer bei der Anreise nicht auf einem Gepäckband verlorengeht. Denn die übersetzten Heirats-Dokumente sind nur ein halbes Jahr lang gültig.

Aber dafür, dass alles glatt läuft, sorgt ja die Agentur. Sie kümmert sich um die Reservierung der Termine bei Behörden und in den Kirchen, den Blumenschmuck auf dem Altar und sorgt für eine Betreuung in der Landessprache des Brautpaares. Wer den Reisepreis für Trauzeugen sparen will, kann auch die sich vor Ort von der Agentur organisieren lassen.

Im Rundum-sorglos-Hochzeits­paket der Unternehmen sind auch die Gebühren für Standesamt, Ausstellen der Heiratsurkunde und die nötigen Steuern enthalten. „Inkludiert“ nennen Touristiker das heute auf Neudeutsch, nachdem man ihnen den Vorwurf ge­macht hat, sie würden ihre Sprache mit zu vielen Anglizismen durchsetzen. Am Schluss der Buchung stellt sich die wichtige Frage, wie der Abschluss einer Reiserücktrittskosten-Versicherung vom Partner/der Partnerin empfunden wird.

Für solche Reise-Angebote müssen die Veranstalter selbstverständlich auch Werbung machen. Nicht nur auf dem deutschen Markt, denn dort ist die Zahl der Heiratswilligen leicht rückläufig. Im Touristikmarkt dagegen boomt seit einiger Zeit Japan, wovon sich jeder jederzeit an vielen Touristikzielen der Welt durch einfachen Augenschein überzeugen kann. Steigend ist aber auch die Zahl chinesischer Touristen. Und so sieht man in den engen Gassen von Santorin Tag für Tag immer wieder asiatische Hochzeitspaare. Einige von ihnen werden begleitet von einem ganzen Tross aus Fotografen, Videofilmern, Stylisten, die für das perfekte Aussehen der Braut sorgen, und Assistenten, die alles perfekt ausleuchten.

Diese Teams kennen die pittoresken Stellen der Insel, sie dirigieren die Paare von einem Ort zum anderen. So ist es für nicht heiratende Touristen zeitweise kaum noch möglich, ein Urlaubsfoto zur Erinnerung zu schießen, ohne zu­gleich ein asiatisches Brautpaar mit im Bild zu haben. Oder präziser ausgedrückt, eine asiatische Braut. Denn oft scheint es nur wichtig zu sein, zu Hause zeigen zu können, wie schön die Braut vor der schönen Kulisse Santorins ausgesehen hat. Derweil sitzt der Bräutigam in Jeans und T-Shirt daneben und beobachtet die Inszenierung. Oder aber, er wählt die Sparvariante und macht die Fotos seiner Braut gleich selber. Das passt in eine Zeit, in der eine der deutschen Hochzeitsmesse ihre Besucher mit der Werbung lockt, es gäbe auch Schnäppchenangebote.

Ein aufwendiger Fototermin ist in Japan wichtiger Bestandteil einer Hochzeit. Denn nur wenige japanische Paare kaufen sich die teure Hochzeitskleidung. Oft wird sie nur geliehen, und selbst das geht ins Geld. Die Verleiher kassieren dafür einschließlich möglicherweise notwendiger Änderungen umgerechnet zwischen 3000 und 5000 Euro. Wie viele der auf Santorin gezeigten Brautkleider nur geliehen sind, wäre indiskret gewesen zu hinterfragen. Aber desto wichtiger ist es, den Auftritt für die Nachwelt und die Daheimgebliebenen zu dokumentieren.

Auch dabei beweisen Asiatinnen repräsentative Sparmöglichkeiten. So gehen sie im eleganten weißen oder cremefarbenen Kos­tüm mit kniefreiem Rock zu den Orten mit schönem Hintergrund für die Fotosession. Dort ziehen sie aus einer Tasche ein knöchellanges, farblich passendes Tülltuch, schlingen es gekonnt um die Hüfte und stehen im langen, eleganten Brautkleid vor der Kamera. Damit der Tüll nicht knüllt, nehmen sie ihn für den Weg zur nächsten „Location“ wieder ab.

Anreisen kann man zur Hochzeit selbstverständlich mit dem Flugzeug, aber auch Kreuzfahrt­reedereien bieten Hochzeitsreisen an. Wenn das Schiff vor Santorin seine Anker fallen lässt, wartet auf das Paar bereits ein Beiboot, um es an Land zu bringen. Dort nimmt das Team der Hochzeitsagentur es in Empfang, fährt es zur Trauungszeremonie und anschließend zur wichtigen Fototour über die Insel. Besonders beliebt dafür ist Oia, der wohl schönste Ort der Insel, der die meisten pittoresken Motive bietet.

Abends geht es zurück aufs Schiff, das Hochzeitsessen wird schon wieder im Bordrestaurant serviert. Aber auch da kann ein Paar sicher sein, dass es romantisch sein wird. Denn nahezu alle Kreuzfahrtschiffe, die vor Santorin liegen, nehmen erst ihre Anker auf, wenn die Sonne untergegangen ist. Und das ist auf der Insel ein besonders schönes Naturschauspiel. Eigel Wiese


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