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07.12.13 / Erfolgreiche Melkkuh / Mittelstand floriert, klagt aber über hohe Steuer- und Abgabenlast

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Erfolgreiche Melkkuh
Mittelstand floriert, klagt aber über hohe Steuer- und Abgabenlast

Mit einiger Verzögerung, dafür aber nachhaltig, könnte das Versprechen von den „blühenden Landschaften“ zwischen Elbe und Oder in den kommenden Jahren doch noch Realität werden. Im gesamtdeutschen Vergleich sieht das Bonner Institut für Mittelstandsforschung (IfM) mittelständische Unternehmen aus den sogenannten neuen Bundesländern auf der Überholspur: „Während die Gesamtwirtschaft in Ostdeutschland sich von der Deindustrialisierung und Privatisierung nach der Wende noch nicht erholt hat, sind die mittelgroßen Unternehmen im Osten dabei, den Westen einzuholen – wenn nicht sogar zu überholen“, so die Studienleiterin Friederike Welter gegenüber der „Wirtschaftswoche“. Noch recht unspektakulär nimmt sich der als Beleg angeführte Vorsprung beim Umsatzwachstum aus. Gesamtdeutsch legten mittelständische Unternehmen im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent zu, in den neuen Ländern betrug das Umsatzplus im Schnitt 3,2 Prozent. Ein beachtliches Fünftel der dortigen Mittelständler gehört allerdings zur Kategorie der Wachstumschampions, die ein Umsatzplus von mindestens zehn Prozent erwirtschaftet haben. Bundesweit stammten im vergangenen Jahr sogar 44 Prozent dieser „Turbo“-Mittelständler aus den neuen Ländern.

Trotz solcher Erfolgsgeschichten sehen sich viele deutsche Mittelständler von der Politik immer mehr in die Rolle der sprichwörtlichen Melkkuh gedrängt. Während weltweit die Steuer- und Abgabenlast für mittelgroße Firmen sinkt, wachse der Druck auf die entsprechenden deutschen Unternehmen, so das ernüchternde Fazit, das die Wirtschaftsberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) in ihrer Untersuchung „Paying Taxes 2014“ zieht. Anhand von Berechnungen für ein fiktives Modellunternehmen mit 60 Mitarbeitern ist in Deutschland die Gesamtbelastung – also der Anteil aller Steuern und Abgaben am Gewinn – von 46,8 Prozent im Jahr 2012 auf aktuell 49,4 Prozent angestiegen. Im Vergleich von 189 Ländern fiel Deutschland damit von Rang 72 auf Platz 89 zurück. Wesentlich bessere Noten erhielten Finnland (Platz 21), die Niederlande (Platz 28) und selbst das oft gescholtene Frankreich (Platz 53).

Ein Grund für das schlechte Abschneiden Deutschlands ist, dass Unternehmen bisher kostenintensive Anschaffungen zum Großteil direkt nach dem Kauf abschreiben konnten, um die Steuerlast zu senken. Das Streichen dieser Möglichkeit hat die deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich stark belastet. Hinzu kommen Kosten, die in der üblichen Steuerdiskussion gern unter den Tisch fallen, von PricewaterhouseCoopers allerdings in die Untersuchung einbezogen wurden. Schaut man nämlich nicht nur auf die direkten Steuern, sondern auch auf Abgaben etwa zur Kranken- und Rentenversicherung und versteckte Steuern wie Lkw-Maut oder Energiesteuer, dann ist die Belastung für Mittelständler nur in sieben EU-Ländern höher als in Deutschland. EU-weit am niedrigsten lag die Gesamtquote in Kroatien (19,8 Prozent), Luxemburg (20,7 Prozent) und im mit deutschen Steuermilliarden geretteten Zypern (22,5 Prozent). N.H.


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