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07.12.13 / Deutschland unattraktiv / Chemische Industrie investiert zunehmend im Ausland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Deutschland unattraktiv
Chemische Industrie investiert zunehmend im Ausland

Der Standort Deutschland wird für die chemische Industrie immer unattraktiver. Besonders die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten bereiten den meisten deutschen Chemiemanagern Sorge. Nach einer vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) vorgelegten Studie stiegen 2012 die Investitionen der deutschen Chemie in Sachanlagen im Ausland um rund 25 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro, hierzulande lagen die Investitionen der drittgrößten deutschen Branche mit 6,3 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Damit übertrafen erstmals seit 2001 die Investitionen im Ausland die inländischen Investitionen.

Wachstumsprognosen weisen darauf hin, dass sich diese Entwick­lung in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Während in Europa die Chemienachfrage stagniert, steigt diese in Schwellenländern besonders stark an. Die Investitionen deutscher Chemieunternehmen in Asien und Lateinamerika stiegen 2012 um 27 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Einen Aufschwung der chemischen Industrie erleben auch die USA, die zu einem attraktiven Investitionsziel werden. Der Hauptgrund für diese Entwick­lung ist die Förderung von Schiefergas, die die Energie- und Rohstoffkosten sinken lässt. In Deutschland sind die Energiekosten vor allem wegen der Energiewende kräftig gestiegen und setzen die Unternehmen wirtschaftlich unter Druck. Hierzulande ist der Strom rund zweieinhalbmal so teuer wie in den USA, Gas sogar dreimal so teuer. Eine Umfrage der Fachzeitschrift „CHEManager“ unter mehr als 300 Managern der Chemiebranche ergab, dass fast drei Viertel der Befragten die Energiekostensituation am Standort Deutschland als schlecht bezeichnen und mehr als ein Drittel negative Auswirkungen auf das Betriebsergebnis erwarten.

Bereits im vergangenen Mai warnte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo, vor einem Abwandern der heimischen Industrie, weil die US-Regierung mit ihrer Unterstützung der Gasförderung für sinkende Energiepreise im dortigen Markt gesorgt habe. In den vergangenen drei Jahren investierte die deutsche Chemie rund 6,5 Milliarden Euro in Nordamerika in neue Produktionsanlagen oder in deren Erweiterung. Allein 2012 stiegen die Investitionen in Nordamerika um 54 Prozent auf rund 3,2 Milliarden Euro. Die Attraktivität der USA für die deutsche Chemie zeigt sich auch daran, dass inzwischen über 41 Prozent ihrer Auslandsinvestitionen dorthin gehen. 2005 waren es nur knapp 28 Prozent.

VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann hob hervor, dass die Unternehmen im Ausland, insbesondere in den USA, bessere Produktionsbedingungen vorfänden und so ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern könnten. Dennoch ist Deutschland weltweit immer noch der größte Chemikalienexporteur und verfügt über eine chemiespezifische Infrastruktur mit hochqualifizierten Arbeitskräften. BDI-Präsident Grillo wies darauf hin, dass dieser Vorteil durch eine schleichende Desinvestition gefährdet sei, wenn sich Chemieunternehmen und Zulieferer schrittweise vom Standort Deutschland verabschiedeten. Ulrich Blode


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