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07.12.13 / Unvollendetes »Traumschiff«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Unvollendetes »Traumschiff«

Gern wird der deutschen Marine nachgesagt, sie habe bis heute einen unerfüllten Traum, den Traum vom eigenen Flugzeugträger. Einmal wäre er fast in Erfüllung gegangen, mit der vor 75 Jahren vom Stapel gelaufenen „Graf Zeppelin“.

Der Erste Weltkrieg hatte gezeigt, wie verwundbar Schiffe aus der Luft waren. In dem Ende 1932 vorgelegten Aufbauplan für die Reichsmarine war daher auch ein Flugzeugträger vorgesehen. Die konkreten Planungen für dessen Bau begannen zwei Jahre später und im November 1935 erhielt die Werft Deutsche Werke Kiel AG den Auftrag für den Bau des „Trägers A“. Da dort zugleich weitere Kriegsschiffe gebaut wurden, erfolgte die Kiellegung erst Ende 1936. Danach ging der Bau zügig voran, so dass das gut 260 Meter lange und 36 Meter breite Schiff schon zwei Jahre später vom Stapel laufen konnte. Dem Stapellauf am 8. Dezember 1938 wohnten neben der versammelten Prominenz des Reiches mehrere hunderttausend Schaulustige bei. Namensgeber für den bis heute einzigen deutschen Flugzeugträger wurde der Luftschiffpionier Ferdinand Graf von Zeppelin.

Auf der „Graf Zeppelin“ sollten 43 Flugzeuge verschiedener Typen Platz finden, was im Vergleich zu den Trägern anderer Nationen wenig war. Dafür war eine ungewöhnlich schwere artilleristische Bewaffnung vorgesehen, die allerdings als nicht mehr zeitgemäß galt. Andere Einrichtungen wie die pressluftgetriebenen, mit Startwagen versehenen Flugzeugkatapulte, durch die die Maschinen mit eingezogenem Fahrwerk hätten starten können, waren dagegen zukunftweisend. Als Besatzung waren über 1700 Mann vorgesehen, davon 155 Flugzeugführer. Am 29. April 1940 verfügte Adolf Hitler zugunsten der U-Boot-Fertigung einen Baustopp. Daraufhin wurde die „Graf Zeppelin“ über Stettin nach Gotenhafen geschleppt und als Depotschiff verwendet. Von den Erfolgen der britischen Flugzeugträger ermuntert, nahm die Kriegsmarine den Trägerbau Ende 1942 wieder auf. Die „Graf Zeppelin“ wurde zurück nach Kiel geschleppt und die Ausrüstungsarbeiten gingen weiter, bis Hitler am 2. Februar 1943 das endgültige Aus für das Trägerprojekt befahl. Das zu 90 Prozent fertiggestellte Schiff wurde nach Stettin geschleppt und dort aufgelegt. Um sie nicht der vorrückenden Roten Armee unversehrt in die Hände fallen zu lassen, wurde die „Graf Zeppelin“ am 25. April 1945 durch ein Sprengkommando auf Grund gesetzt.

Im März 1947 hob die russische Marine das auf ebenen Kiel liegende Schiff und schleppte es erst nach Leningrad und dann nach Swinemünde. Über sein weiteres Schick­sal kursierten jahrzehntelang die wildesten Spekulationen. Tatsächlich hat die „Graf Zeppelin“ ein unspektakuläres Ende als Zielschiff genommen. Am 14. August 1947 wurde sie auf die Ostsee geschleppt und nach Sprengversuchen mit Artilleriegeschossen und Bomben durch Torpedos versenkt. Über den Untergangsort herrschte 59 Jahre lang Unklarheit, bis eine polnische Ölfirma das Wrack im Sommer 2006 bei der Suche nach Öl- und Gasvorkommen zufällig entdeckte. Die „Graf Zeppelin“ ruht 55 Kilometer vor dem westpreußischen Großendorf [Wladyslawowo] in 80 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. J.H.


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