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07.12.13 / Suche nach einem frühen Ölbild von Käthe Kollwitz / Gerettet aus dem Rautenberg-Haus in Rauschen – Wo blieb es?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Suche nach einem frühen Ölbild von Käthe Kollwitz
Gerettet aus dem Rautenberg-Haus in Rauschen – Wo blieb es?

Die deutsche Kunstszene hat mit dem spektakulären Bilderfund in München ihre Sensation, die sie noch lange Zeit aufgrund der ungeklärten Besitzverhältnisse beschäftigen wird. Aber auch das bewahrte ostpreußische Kunstschaffen ist immer für Überraschungen gut, und so können wir uns heute mit einem Werk beschäftigen, das nur wenigen Kunstexperten bekannt sein dürfte – wenn überhaupt. Es handelt sich um das wahrscheinlich einzige Ölbild der Malerin, Graphikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz. Und deshalb kann man schon von einem außergewöhnlichen Werk sprechen, dessen Entdeckung für manchen Kunstfreund eine kleine Sensation bedeutet. Wie für mich, als ich das Schreiben von Herrn Alfred Wegewitz aus Fürstenwalde erhielt, der bewirkt hatte, dass das vor der Vernichtung oder Plünderung gerettete Ölbild wieder in die richtigen Hände gelangte, und nun nach einer Kopie des wohl einmaligen Jugendwerkes der großen Königsbergerin sucht.

In ihre Heimatstadt führen auch die Spuren zurück, die Herr Wegewitz bis zu den künstlerischen Anfängen der 1867 in Königsberg geborenen Tochter des jur. Referendars Carl Schmidt verfolgen kann. Die Familie Schmidt besaß ein Sommerhaus im Ostseebad Rauschen und Käthe, die eine geradezu schwärmerische Liebe zur „samländischen See“ hatte, teilte diese mit der gleichaltrigen Tochter des benachbarten Ehepaares Rautenberg. Die Freundin stand 1886 der damals 19-jährigen Künstlerin Modell zu einem Ölbild, das in dem Wohnzimmer des Rautenbergschen Hauses in Rauschen seinen Platz fand. Dort hing es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges und galt nach dem Russeneinfall als vernichtet oder geraubt. Es fragte auch niemand danach, denn die Angehörigen der Familie Rautenberg waren nach der Flucht über ganz Deutschland verstreut, einige waren nach Südamerika ausgewandert. Alle Rautenbergs waren sich damals einig, dass der Besitz in Rauschen unwiederbringlich verloren gegangen sei.

Es geschah an einem grauen Nebeltag im Jahr 1956, als ein Enkel der von Käthe Kollwitz abgebildeten jungen Frau die Galerie Moritzburg besuchte. Dr. Rautenberg, damals Chirurg am Kreiskrankenhaus Beeskow, hatte einen Fortbildungskurs in Halle genutzt, um sich die Arbeiten der im April 1945 in Moritzburg verstorbenen Käthe Kollwitz anzusehen. Zu seiner Überraschung entdeckte er darunter das verschwunden geglaubte Porträt seiner Großmutter. Bei seiner Nachfrage erfuhr er, dass es sich um die Leihgabe eines in einem Quedlinburger Altersheim lebenden Künstlers handelte, der das Bild unbefristet gegen eine monatliche Zahlung übergeben hatte. Was nun begann, war ein Tauziehen um das Bild, denn jede Seite beanspruchte es für sich. Der alternde Künstler behauptete, das Bild noch vor dem Russeneinfall aus dem verlassenen Haus in Rauschen gerettet zu haben, da er von früheren Besuchen den ideellen Wert des Werkes einzuschätzen wusste. Er hätte es als herrenloses Gut aus dem Rahmen geschnitten und nach Quedlinburg mitgenommen. Nach Kriegsende hätte er es, um seine Altersversorgung aufzubessern, der Galerie Moritzburg mit dem bereits erwähnten Leihvertrag überlassen.

Nun kommt Rechtsanwalt Alfred Wegewitz ins Spiel, der von der Erbengemeinschaft Rautenberg beauftragt wurde, die Herausgabe des Bildes zu erreichen, was ihm auch letztendlich gelang. Es war für den Anwalt sehr schwierig, die juristisch klare Rechtsposition durchzusetzen, weil von dem alten Herrn argumentiert wurde, dass ohne sein Handeln das Bild wahrscheinlich so oder so verloren gegangen wäre. Man einigte sich schließlich auf einen Vergleich: Dem alten Herrn sollten die Zahlungsrechte aus dem Leihvertrag lebenslang erhalten bleiben, während der Herausgabeanspruch gegen die Galerie ab sofort an die Erbengemeinschaft übergehen sollte. Man schied ohne Groll voneinander. Als der alte Herr verstarb, kündigte Dr. Rautenberg den Leihvertrag mit der Galerie Moritzburg und holte das Bild ab. Der Chirurg ging um das Jahr 1960 in die Bundesrepublik. Das Ölgemälde der Käthe Kollwitz ist seitdem aus dem Blickwinkel von Herrn Wegewitz verschwunden. Der Jurist, der sich heute mit regionalgeschichtlichen Themen befasst, sucht nun dringend eine Kopie des Bildes, fand aber bisher keinen ehemaligen Miterben. Deshalb wendet sich Herr Wegewitz aufgrund eines Hinweises, den ihm der derzeitige Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg, E. C. Rautenberg, gab, an uns mit der Frage: Wo befindet sich jetzt dieses vermutlich einzige Kollwitz-Ölbild, und wäre es möglich, eine Kopie zu bekommen? Wenn unsere Ostpreußische Familie fündig werden sollte, hätten auch wir einen Wunsch: eine Kopie von der Kopie! (Alfred Wegewitz, Weinbergsgrund 8 in 15517 Fürstenwalde/Spree, Telefon 03361/32557, E-Mail: alfred.wegewitz@gmx.de) R.G.


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