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07.12.13 / Tränen der Pappeln / Forscher verfolgen den Weg des Bernsteins

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-13 vom 07. Dezember 2013

Tränen der Pappeln
Forscher verfolgen den Weg des Bernsteins

Spätestens seit den „Jurassic Park“- Filmen ist das fossile Harz jedem ein Begriff. Fand sich doch dort in einem Bernsteinstück ein Insekt, in dessen Blut Genmaterial eines Dinosauriers vorhanden war. Auch ohne Hollywoods Ideen war Bernstein für die Menschen jedoch schon immer faszinierend. Schmuck, Heilmittel oder magischer Zauber: Der honiggelbe Naturstein beflügelt die Phantasie seit Jahrtausenden.

Als Phaeton, der Sohn des Helios, von einem von Zeus gesandten Blitz getötet wird, verwandeln sich seine Schwestern, die Heliaden, in ihrem Schmerz zu Pappeln, und ihre Tränen werden zu Bernstein. So der Mythos. Die echten Bernsteine sind zwar nicht von Pappeln, aber von Nadelbäumen „geweint“ worden. Und was mit diesen „Tränen“ im Laufe der Menschheitsgeschichte passierte, haben Dieter Quast, Mitarbeiter des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, und Michael Erdrich, Lehrender an der Universität in Lublin/Polen, auf einem imaginären Weg durch die Bern-steinstraße aufgezeichnet. In einem im August erschienen Sonderheft der Reihe „Zeitschrift Archäologie in Deutschland“ aus dem Konrad Theiss Verlag führen die Verfasser zusammen mit anderen Autoren Interessierte in das sagenumwobene Reich des Ostseegoldes.

Zunächst einmal lernt man, dass im Laufe der Jahrtausende zwar der größte Teil des Sonnensteins an den Küsten der Ostsee gesammelt wurde, er aber an einigen anderen Orten der Welt ebenfalls vorkommt. Im ersten Kapitel erfährt man etwas über die Entstehung, Vorkommen und die Gewinnung des Schmucksteines, um danach über die erste Nutzung und den folgenden lukrativen Massenhandel informiert zu werden. Bernstein war auch ein Luxus in der Römerzeit. Das Römische Reich hat große Mengen Bernstein importiert. Fesselnd ist die Erkenntnis, dass mithilfe moderner wissenschaftlicher Methoden eindeutig nachweisbar: Der größte Teil archäologischer Bernsteinfunde Europas und Vorderasiens stammt aus baltischen Lagerstätten. Wie, warum und wozu, auf welchen Wegen gelangte das kostbare Gut in den Mittelmeerraum? Wie kam baltischer Bernstein in das Grab einer chinesischen Prinzessin? Diese und viele weitere Fragen werden im Sonderheft spannend und anschaulich beantwortet. Zahlreiche Abbildungen herausragender Funde ergänzen den Weg des Lesers durch die faszinierende Welt der goldenen Göttertränen.

Silvia Friedrich

Dieter Quast und Michael Erdrich: „Die Bernsteinstraße“, Sonderheft „Archäologie in Deutschland“, 112 Seiten mit rund 100 farbigen Abbildungen, 14,95 Euro


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