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14.12.13 / Nicht immer hat’s gekracht / Ein hoher Anteil der 1,35 Millionen Bomben endete als Blindgänger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-13 vom 14. Dezember 2013

Nicht immer hat’s gekracht
Ein hoher Anteil der 1,35 Millionen Bomben endete als Blindgänger

Die Zahl der von den Alliierten auf Deutschland abgeworfenen Bomben stieg ab 1940 stetig. Waren es 1940 10000 Tonnen, so 1941 30000, 1942 40000 und 1943 120000 Tonnen. Im letzten vollständigen Kriegsjahr 1944 waren es mit 650000 Tonnen am meisten. Obwohl bereits am 8. Mai der Krieg zu Ende war, wurden 1945 noch einmal eine halbe Millionen Tonnen alliierte Bomben über dem Reich abgeworfen.

Diese Bombenabwürfe führten zu verheerenden Vernichtungen in Deutschland, doch explodierte nicht jede Bombe, die deutschen Boden traf. Die Blindgängerquote wird auf zehn bis 20 Prozent geschätzt. Das heißt, dass unter den 1,35 Millionen Tonnen Bomben, die im Zweiten Weltkrieg über Deutschland niedergingen, zwischen 135000 und 270000 Tonnen Blindgänger waren.

Die Ermittlung genauerer Zahlen für die Bundesrepublik leidet darunter, dass es keinen nationalen Kampfmittelräumdienst gibt, vielmehr die Kampfmittelräumung Ländersache ist. Experten schätzen noch um die 100000 unentdeckte Blindgänger. Da es den US-Amerikanern insbesondere um kriegswichtige Produktionsstätten und den Briten vor allem um die Terrorisierung der Zivilbevölkerung ging, weisen vor allem Großstädte und Ballungsräume wie das Ruhrgebiet eine hohe Blindgängerdichte auf.

Von diesen nicht detonierten Kampfmitteln werden Jahr für Jahr etwa 5500 entschärft. Es handelt sich um einen Kampf gegen die Zeit. Denn je später die Blindgänger entdeckt werden, desto gefährlicher ist ihre Entschärfung. Über die Jahrzehnte korrodieren nämlich die Zünder sowohl im Erd­reich als auch im Wasser.

Neben Bomben mit korrodiertem Zünder gelten auch solche mit Langzeitzündern als besonders gefährlich. Etwa zehn Prozent der alliierten Sprengbomben hatten einen derartigen Zünder mit Verzögerung. Die verzögerte Sprengung diente dem Zwecke, die Aufräumarbeiten nach einem Bombenangriff und die anschließende Nutzung des bombardierten Terrains zu einem lebensgefährlichen Risiko zu machen. Ihre Funktionstüchtigkeit vorausgesetzt, ging bei einer normalen Bombe das Risiko, dass sie vor ihrer Detonation dem Gegner in die Hände fiel, gegen null. Das war bei einer Bombe mit Langzeitzündung anders. Vielmehr war die Wahrscheinlichkeit vergleichsweise hoch, dass der Kriegsgegner bei den Aufräumarbeiten nach dem Bombenangriff auf sie stieß. Um nun zu verhindern, dass der Gegner sie entschärfte, wurde bei diesen Bomben der Ausbau des Zünders durch entsprechende Konstruktionsmerkmale extra erschwert. Ein weiteres Problem bei Blindgängern unter den Bomben mit Zeitzünder besteht darin, dass man nie weiß, in welcher Phase der Zündungsverzögerung der Mechanismus sich befindet.

Der schlimmstmögliche Fall ist die Selbstauslösung, da sie unkontrolliert erfolgt. Hierzu kommt es schätzungsweise ein bis zweimal pro Jahr. Sie endet nicht selten tödlich. Manuel Ruoff


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