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14.12.13 / Chronist des Kampfes um Ostpreußen / Kurt Dieckert, Autor des Standardwerks zum militärischen Untergang der Provinz 1944/45, kam vor 120 Jahren zur Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-13 vom 14. Dezember 2013

Chronist des Kampfes um Ostpreußen
Kurt Dieckert, Autor des Standardwerks zum militärischen Untergang der Provinz 1944/45, kam vor 120 Jahren zur Welt

Am 17. Dezember jährt sich der Geburtstag von Major a. D. Kurt Dieckert zum 120. Mal. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs diente der spätere Verfasser des Buches „Der Kampf um Ostpreußen“ als Verbindungsoffizier zwischen dem Regierungspräsidium zu Gumbinnen und der 3. Panzer-Armee, was ihm unzählige Detailinformationen einbrachte. Nicht zuletzt deswegen wandte sich der Gräfe und Unzer Verlag gerade an ihn, als es nach Kriegsende galt, ein Werk über den Endkampf in Ostpreußen zu veröffentlichen. Zwar betrachtete sich Dieckert keineswegs als Schriftsteller, doch begab er sich einsichtsvoll in die vornehme Pflicht, aufgrund seiner Kenntnisse die Kriegshandlungen wahrheitsgerecht zu schildern und vor dem Vergessen zu bewahren.

Er unterzog sich der Mühe, in breiter Korrespondenz mit den Kommandeuren der ostpreußischen Einheiten das Kriegsgeschehen auf dem Heimatboden zu rekonstruieren. Einzelinformation um Einzelinformation wie auch neu erstellte taktische Karten rundeten langsam das Gesamtbild ab.

Er vermied es jedoch, auf die mühselig erarbeiteten Quellen egoistisch zu pochen, und noch bevor er an die eigentliche Ausarbeitung seines Buchs ging, stellte er das Material dem 1955 aus sowjetischer Gefangenschaft zurückgekehrten General Otto Lasch für dessen Werk „So fiel Königsberg“ uneigennützig zur Verfügung.

1956 aufgrund eines ersten Herzinfarkts pensioniert, widmete sich Dieckert nunmehr geradezu verbissen dem Andenken an die Heimat. Er benutzte in Ermangelung eines eigenen Arbeitszimmers das Wohnzimmer seines hannoverschen Reihenhauses, immer wieder durch seine Kinder oder das aufgetragene Essen gestört.

Die Arbeitsbedingungen sollten sich noch verschlimmern: Ein zweiter Herzinfarkt brachte ihn schließlich ins Krankenhaus. Sprichwörtlich bis zum letzten Atemzug am 28. Oktober 1959 diktierte er seiner Frau Manuskriptteile. Seinem Wunsch entsprechend vervollständigte General a. D. Horst Großmann das Manuskript zwecks Veröffentlichung.

Das durchaus selbstlose Dienen-Wollen, das fürsorgliche Denken gegenüber Untergebenen wie auch der Nation ziehen sich wie ein roter Faden durch den beruflichen und militärischen Werdegang Diekerts. Nach dem Abi­tur am bedeutenden Königsberger Friedrichskollegium immatrikulierte sich Dieckert 1912 als Architekturstudent an der Technischen Universität in Danzig-Langfuhr. Als herzschwach geltend, wurde er 1914 ausgemustert, um 1915 doch „auf Umwegen“ als Kriegsfreiwilliger angenommen zu werden. Der Erste Weltkrieg sah ihn auf östlichen Schauplätzen, bis er 1918 an die belgische Front versetzt wurde, um noch im gleichen Jahr als Leutnant d. R., mit dem Eisernen Kreuz Zweiter Klasse dekoriert, der Entlassung entgegenzusehen. An die Alma mater zurückgekehrt, bestand er schon im darauffolgenden Jahr seine Diplom-Prüfung, um letztlich zur Preußischen Staatshochbauverwaltung zu wechseln. Sein erster Auftrag bestand in der Wiederherstellung der kriegszerstörten Kirche zu Allenburg, seiner Geburtsstadt im Kreis Wehlau. Von 1925 bis 1934 in Westdeutschland arbeitend, fand er sich anschließend als Regierungs- und Baurat in Gumbinnen wieder, wo er mit seiner inzwischen gegründeten Familie die schönsten Jahre seines Lebens verbringen sollte. „Seine Haupt- und Lieblingsbeschäftigung galt der baulichen Betreuung der Domänen, Forsten und Gestüte sowie dem ländlichen Siedlungsbau“, erinnert sich sein Sohn Hans.

Der aufgrund militärischer Übungen inzwischen zum Hauptmann d. R. avancierte Kurt Dieckert leitete mit Beginn des Zweiten Weltkriegs eine sogenannte Sperrkompanie im ostpreußischen Grenzbereich, um 1942 jedoch auf eigenen Wunsch an die Wolchow-Front versetzt zu werden. Dort ereilte ihn im Nahkampf sehr bald eine schwere Verwundung, die ihm neben dem Eisernen Kreuz Erster Klasse und dem Silbernen Verwundetenabzeichen ein unbewegliches Bein einbrachte. Für geraume Zeit an seinen Amtsschreibtisch zurückverbannt, stellte er sich bei näherrückender Front 1944 als Verbindungsoffizier im Regierungsbezirk Gumbinnen zur Verfügung. Wegen seines lahmen Beins im Februar 1945 aus der Wehrmacht entlassen, gelang ihm über den Seeweg die Flucht in den Westen, wo er seine Familie nach ungewisser Trennung wieder in die Arme schließen konnte. Sehr bald fasste er wieder im angestammten Beruf Tritt, um 1951 als Oberregierungs- und -baurat bei der Regierung in Hannover zu wirken.

Bei alledem hatte sich Dieckert nie in die jeweils aktuellen Ströme der Tagespolitik, sei es in Monarchie, Demokratie oder Diktatur, hineinzwängen lassen. Oberster Maßstab blieben stets Vaterlandsliebe und Mitmenschlichkeit.

Dieckert zog seine Schaffenskraft gewiss aus einem besonders intakten Familienleben, dem er stets neben seinem beruflichen Streben besondere Aufmerksamkeit widmete. Er verstand es zudem vorzüglich, nach der Flucht in Westdeutschland eine geradezu vorbildliche ostpreußische Familientradition aufzubauen, wovon eine familieneigene Ostpreußensammlung zeugt: etwa 1000 Sachbücher, 600 weitere Titel schöngeistiger Literatur, Kurenwimpel, Masurenteppiche und vieles mehr. So konnte er den eigenen Kindern und künftigen Nachkommen die Heimatliebe lebendig vorleben. Eine große Zahl geretteter selbsterstellter Gemälde und Aquarelle ostpreußischer Landschaften weisen den passionierten Jäger und Reiter zudem als feinsinnigen Naturbetrachter aus.

„Der Kampf um Ostpreußen“ stellt neben vielen Abhandlungen über seine engeren Heimatregionen der Kreise Wehlau und Gumbinnen also nur einen Mosaikstein im Gemahnen Kurt Dieckerts an Ostpreußen dar. Dass er sich dabei als Autor stets in den Hintergrund stellte, ist leider nicht mehr alltäglich. PAZ


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