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14.12.13 / Wird Syrien islamisiert? / Autoren bieten verschiedene Sichtweisen des dortigen Konfliktes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-13 vom 14. Dezember 2013

Wird Syrien islamisiert?
Autoren bieten verschiedene Sichtweisen des dortigen Konfliktes

Die meisten der deutschen Autoren dieses Sammelbandes waren früher für die SED, später für „Die Linke“ tätig, und mitunter liest sich ihr Werk wie ein kommunistischer Schulungsbrief: Da ist von „Klassengebundenheit“ des islamischen Fundamentalismus die Rede, davon, dass Muslimbrüder der „Rammbock gegen die sich entwickelnde Arbeiterbewegung“ seien. Doch immer wieder findet man auch brauchbare Basisinformationen. So etwa, dass in Syrien 26 ethnische und/oder religiöse Gruppen lebten, deren Abgrenzungen aber unwichtig seien, so Nahost-Kennerin Karin Leukefeld: „Der Graben in Syriens Gesellschaft verläuft bis heute zwischen der städtischen, modernen und zumeist westlich orientierten und einer ländlichen Bevölkerung, deren Wert und Verhaltensweisen oft mittelalterlich anmuten.“ Durch islamischen Fundamentalismus würde alles schlimmer, denn der führe zurück zu ahistorischer Primitivität, meint der Ägypter Mandouh Habashi. „Der heutige Tag wird aus einer Perspektive analysiert, die vor 1500 Jahren gültig war ... Das macht es absolut unmöglich, heutige Politik zu verstehen.“

Über die Politik in Syrien können sich auch die Buchautoren nicht einigen. Ist es unter der Führung von Baschar al-Assad ein säkularer Staat mit religiöser Toleranz und Rechtssicherheit oder ein „durch Korruption, Gewalt, Folter und schwere Menschenrechtsverletzungen diskreditiertes Regime“? Sind die Assad-Gegner eine „gewaltfreie Opposition“, die den „völkerrechtlichen Status einer Befreiungsbewegung“ verdiente, oder sind sie „kriminelle Söldner“, die von Katar und Saudi-Arabien geschickt wurden? Und ist der Zeitpunkt für Lösungen bereits versäumt, da doch Milizen in ihrem Dorf oder Stadtviertel kämpfen, „aber nicht für ein vereintes Syrien“? Da sind selbst die Herausgeber überfragt und raten zu „genauem Hingucken“.

Genau hingeguckt auf Israel hat Karin Kulow, vormals tätig am „Institut für Internationale Arbeiterbewegung“. Mit dem Land befindet sich Syrien weiterhin im Kriegszustand, kann es aber nicht mehr von den Golanhöhen aus beschießen und öffnet darum Al-Kaida Grenzen und Waffenarsenale. Die Türkei betrachten Norman Paech und Erhard Crome. So habe Ankara vor allem nur Angst, dass in einem zerfallenden Syrien die Autonomie der Kurden im syrisch-türkischen Grenzgebiet gestärkt würde.

Das Buch schließt mit einem „Who is Who in der syrischen Politik“, bei dem das empfohlene Hingucken besonders angebracht ist, um die wenigen soliden Daten herauszufiltern. Wolf Oschlies

Wolfgang Gehrcke, Christiane Reymann (Hrsg): „Syrien. Wie man einen säkularen Staat zerstört und eine Gesellschaft islamisiert“, PapyRossa, Köln 2013, broschiert, 187 Seiten, 9,90 Euro


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