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21.12.13 / Kein Wille zur Versöhnung / Ankara zwischen Armenien und Aserbaidschan

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-13 vom 21. Dezember 2013

Kein Wille zur Versöhnung
Ankara zwischen Armenien und Aserbaidschan

Durch die Hintertür betrat der türkische Außenminister Ahmed Davutoglu das Luxushotel „Armenia Marriott Yerevan“, in dem am 12. Dezember das 29. Treffen seiner Kollegen der Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation (SMWK) stattfand. Die 1992 von der Türkei ins Leben gerufene SMWK wird von Istanbul aus dirigiert, doch das jetzige Treffen in Armeniens Hauptstadt blieb für Ankara ohne Ergebnis. Oder wollte Davutoglu Anschauung dazu, wie illusionär das Vorhaben ist, das Verhältnis zu Armenien vor 2015 zu normalisieren, also vor dem 100. Jahrestag des Beginns des osmanischen Genozids an einer Million armenischer Mitbürger? Die Türken, Rechtsnachfolger der Osmanen, bestreiten dieses Verbrechen.

2009 signierten Armenien und die Türkei in Zürich ein „Protokoll“ zur Normalisierung ihres Verhältnisses, das bis heute sogenannter toter Buchstabe ist, weswegen in Eriwan gefordert wurde, die damalige Unterschrift zu widerrufen. Armeniens Staatspräsident Sersh Sargsjan wollte Davutoglu eigentlich gar nicht treffen, da vor dem Hotel Armenier mit den Worten „Stopp dem Genozid!“ lauten Protest äußerten.

Armenien hat Ende November Ankara Forderungen übermittelt, die vorrangig zu erfüllen sind: „1. Die Türkei soll sich öffentlich zum Völkermord von 1915 bekennen und das armenische Volk um Verzeihung bitten, zum Beispiel vor dem Memorial in Zizernakaberd. 2. Die Türkei muss die von ihr abgeriegelte Grenze zu Armenien öffnen und offiziell diplomatische Beziehungen aufnehmen. 3. Die Türkei muss ihre Unterstützung Aserbaidschans im Konflikt um das armenische Nagorny Karabach beenden.“ Wie zur Illustration des Konflikts erschien am 11. Dezember das Buch „Armenien vom Schick-sal unbesiegt“, das die türkischen Gräuel 1915/16 und die aserbaidschanischen 1992/94 detailliert dokumentiert.

Das öl- und gasreiche Aserbaidschan ist Ankaras Ziehkind, das diesen Umstand nutzt, um Armenien in eine regionale Isolation zu treiben. Die Türkei dürfe ihr Verhältnis zu Armenien erst dann normalisieren, wenn sich dieses aus Nagorny Karabach zurückziehe, heißt es aus Aserbaidschan. Diplomatische Beziehungen zu Eri-wan werde Baku erst aufnehmen, wenn Armenien 300 Miliarden US-Dollar Wiedergutmachung für die vom ihm 1992/94 verursachten Schäden zahle. Auf internationalem Parkett werde man weiter mit Armenien reden, „damit niemand sagen könne, es gäbe gar keine Beziehungen“.

Das erinnert an frühere serbisch-kosovarische Szenarien: Selbstbestimmung der Völker versus territoriale Integrität. Aber Ankara und „seine“ Aseris sollten an die Russen denken, die bis 2044 von ihrer armenischen Basis Gjurm aus, die Putin im Oktober mit Raketen nachrüstete, über ihr „nahes Ausland“ im Kaukasus wachen. Hinzu kommen Eriwans Avancen an die armenische Diaspora in Übersee, in Syrien, Georgien und in der Türkei. Diese Menschen kennen Werfels Roman „40 Tage des Musa Dagh“, in dem der österreichische Autor das armenische Elend von 1915 beschrieb, wofür ihm „das dankbare armenische Volk“ in Wien ein Denkmal setzte. Wolf Oschlies


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