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04.01.14 / Jahr der Erneuerung / Wichtige Führungsposten bei beiden großen Kirchen in Deutschland werden neu besetzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-14 vom 04. Januar 2014

Jahr der Erneuerung
Wichtige Führungsposten bei beiden großen Kirchen in Deutschland werden neu besetzt

Das US-Magazin „Time“ wählte Papst Franziskus zum „Mann des Jahres 2013“. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Für die katholische Weltkirche ging ein „turbulentes Jahr“ zu Ende, wie der Chef der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, erklärte. Nach dem unerwarteten Papst-Rücktritt inspiriert nun der neue Pontifex „vom Ende der Welt“ viele, die auf die Kirche und das Christentum hoffen. Was aber wird das neue Jahr den Kirchen in Deutschland bringen?

Nikolaus Schneider, Präses der Rheinischen Landeskirche, wird nach zehn Jahren an der Spitze der zweitgrößten evangelischen Kirchengemeinschaft am 3. März zurücktreten. „Man kann wirklich nicht sagen, dass das ,Haus‘ nun geordnet und bestellt sei“, bemerkte Schneider erstaunlich selbstkritisch. Gemeint war der Verlust von 21,6 Millionen Euro seiner Landeskirche bei einer kircheneigenen Firma, die dem linksliberalen Vorsitzenden die Bilanz verhagelt. Doch Schneider ist auch Chef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dieses Amt hat er noch bis 2015 inne. Margot Käßmann, seine Vorgängerin, kämpft sich derweil als „Lutherbotschafterin“ durch die Mühen der Ebene. Die Vorbereitungen auf das Reformationsgedenkjahr 2017 gestalten sich zäh. Die erhoffte Resonanz bleibt aus, stattdessen werden die dunklen Seiten des Reformators von Theologen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt: Die von der Reformation ausgehenden Kriege, Luthers Hasstiraden gegen Juden, Türken oder Bauern, insbesondere seine Mordaufrufe erscheinen heute wenig vorbildhaft. Ob Luther die 95 Thesen an der Schlosskirche von Wittenberg wirklich angeschlagen hat, bleibt zweifelhaft, weil es dafür beim Reformator keine direkten Belege gibt.

Die deutsche katholische Kirche blickt ebenfalls auf kein erfolgreiches Jahr zurück. Der Finanz- und Medienskandal im Bistum Limburg wird derzeit von einer päpstlichen Kommission untersucht. Ob der Limburger Bischof auf seinen Bischofsstuhl zurückkehren kann, ist derzeit noch offen. Sicher ist aber, dass die wichtigen Bischofsstühle von Freiburg und Köln, deren Inhaber, Robert Zollitsch und Joachim Meisner, aus Altersgründen zurücktreten müssen, neu besetzt werden. Für einen unharmonischen Abgang sorgte Erzbischof Zollitsch im Freiburger Bistum mit einer „Seelsorgeempfehlung“ für die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Heiligen Kommunion. Weil die Empfehlung nicht dem Kirchenrecht entsprach, wurde sie vom obersten vatikanischen Glaubenshüter, dem deutschen Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, zurückgewiesen.

Der nun emeritierte Papst Benedikt XVI. hatte bei seiner letzten Rede auf deutschem Boden im Konzerthaus in Freiburg seiner Heimatkirche die „Entweltlichung“ ins Stammbuch geschrieben. Weniger Strukturen, weniger Finanzen, dafür aber mehr geistliche Inhalte hatte der Pontifex gefordert. Dieses Programm will Papst Franziskus nun in die Praxis umsetzen. Sein Apostolisches Schreiben „Evangelii gaudium“ („Die Freude des Evangeliums“), das von der Boulevardpresse und Reformkräften zunächst begeistert aufgenommen wurde, kann jedoch leicht missverstanden werden. Wer die 180 Seiten liest und nicht nur einige Sätze herauspickt, wird feststellen, dass die erhoffte „Revolution“ im Vatikan und der Kirche nicht ausbrechen wird. Theologisch liegen der alte und der neue Papst auf einer Linie. Franziskus will mit der „Revolution der Zärtlichkeit“ den christlichen Missionsauftrag wiederbeleben und nicht die kirchliche Lehre aufweichen, was deutschen Reformkatholiken vorschwebt. Über 100-mal kommt das Wort „Mission“ in seinem Schreiben vor. Mehr symbolischer Art sind die Zeichen, die der Papst mit einem bescheideneren Lebensstil persönlich setzt.

Die Kirche der Zukunft wird missionarisch sein oder sie wird nicht mehr sein, könnte als Zusammenfassung gelten. Umgekehrt wird eine christliche Kirche, die ein Wischi-Waschi-Profil zeigt, untergehen, so die einfache Logik. Das ist eine Überzeugung, die von der evangelikalen oder orthodoxen Christenheit ebenfalls unterstützt wird. Der russische Präsident Wladimir Putin sicherte dem Papst bei seinem Vatikan-Besuch im Dezember zu, dass die russisch-orthodoxe und die katholische Weltkirche bei einer moralischen Erneuerung zusammenarbeiten wollen. H. E. Bues


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