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04.01.14 / Steinkohle im Aufwind / Erneuerbare Energien fördern indirekt »schmutzigere« Kraftwerke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-14 vom 04. Januar 2014

Steinkohle im Aufwind
Erneuerbare Energien fördern indirekt »schmutzigere« Kraftwerke

Deutschland importierte 2013 mehr Steinkohle als in den Jahren zuvor. Nach Angaben des Vereins der Kohlenimporteure dürften die Einfuhren auf über 50 Millionen Tonnen bis Ende 2013 gestiegen sein. Als Gründe gab der Verein die sinkende inländische Förderung und die höhere Nachfrage von Kraftwerken an. In den ersten sechs Monaten 2013 erhöhten sich die Steinkohleeinfuhren nach Deutschland um 15 Prozent oder um 3,4 Millionen auf insgesamt 25,7 Millionen Tonnen, so dass Ende des Jahres erstmals seit 1957 mehr als 50 Millionen Tonnen importiert würden.

Deutschland bezieht über zwei Drittel seiner Steinkohle aus dem Ausland, vorrangig aus Kolumbien, Russland und den USA. Knapp drei Viertel der gesamten Steinkohle benötigen die Kraftwerke zur Wärme- und Energieerzeugung, während 25 Prozent für die Eisen- und Stahlverarbeitung verbraucht werden, deren Nachfrage aber derzeit rückläufig ist.

Erich Schmitz, Geschäftsführer des Vereins der Kohlenimporteure, sieht zwei Gründe für die erhöhten Einfuhren. Aufgrund der ungünstigen Bedingungen in Deutschland ist nur ein Teil der inländischen Steinkohlevorräte international wettbewerbsfähig und wird auch nur noch bis 2018 subventioniert. Der zurückgehende deutsche Steinkohlenbergbau muss deshalb durch erhöhte Importe ausgeglichen werden. Zudem sind die Steinkohlekraftwerke im Vergleich zu Gaskraftwerken derzeit wegen der international niedrigen Preise für Steinkohle rentabler, so dass sie wieder in Zeiten niedriger Preise an der Strombörse infolge der Energiewende an Bedeutung gewinnen. Trotzdem bleibt oft nur ein minimaler Gewinn.

Der Verein der Kohlenimporteure befürwortet deshalb eine grundlegenden Reform bei der Vergütung des regenerativen Stroms und einen marktwirtschaftlich ausgerichteten, nicht diskriminierenden Kapazitätsmarkt. „Anderenfalls“, so Schmitz, „wird es zu einer Massenankündigung der Stilllegung von älteren Kohle- und Gaskraftwerken bei der Bundesnetzagentur kommen, die die Versorgungssicherheit in Deutschland dann in ein bis zwei Jahren erheblich gefährden könnte.“

Da bis 2022 alle Kernkraftwerke und konventionelle Altanlagen vom Netz gehen oder aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter betrieben werden, besteht ein deutlicher Investitionsbedarf, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Indes lagen der Bundesnetzagentur zuletzt Anträge zur Schließung von 28 Kraftwerksblöcken mit insgesamt knapp 7000 Megawatt Leistung vor, von denen aber fünf als systemrelevant eingestuft werden.

Die Energiekonzerne wollen wegen der Energiewende vor allem viele ihrer Gaskraftwerke stilllegen, während die Netzagentur die Erzeugungskapazitäten im Blick hat und nicht jeden Antrag genehmigt. Die Große Koalition aus CDU, CSU und SPD will den Ausbau der Erneuerbaren Energien denn auch bremsen, um die „alte Energiewirtschaft“ zu unterstützen. Die konventionellen Kraftwerke seien als Teil des „nationalen Energiemixes“ auf absehbare Zeit unverzichtbar. Vor diesem Hintergrund werden Kohleimporte auch in der Zukunft von Bedeutung sein. Ulrich Blode


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