19.04.2024

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Preußische Allgemeine Zeitung - Aktuelle Ausgabe

© Preußische Allgemeine Zeitung Folge 15/14 vom 12.04.2014

S. 1 Preußische Allgemeine Zeitung

Zum Widerstand keine Kraft
Obwohl CDU-Delegierte um die EU-Skepsis der Bürger wissen, ist diese kein Thema

Der Europaparteitag der CDU ist zu einer Heerschau der Langeweile geraten. Angereiste Medienvertreter wurden Zeugen einer Ein-Mann-Veranstaltung, garniert mit ein paar Statisten.

Angela Merkel dominiert ihre Partei mittlerweile dermaßen, dass es selbst Unionsanhängern unheimlich wird. Die CDU ist zum Verein grauer Schleppenträger der Vorsitzenden verkümmert. Merkel prangt sogar auf den CDU-Plakaten zur EU-Wahl, obschon sie selbst gar nicht zur Wahl steht, sondern David McAllister der Spitzenkandidat der Partei bei der EU-Wahl ist.

Nach Resten von Meinungsvielfalt stöbernd, stießen die Beobachter allein auf das Unwohlsein einiger CDU-Gruppen über die schwarz-roten Rentenpläne, den Mindestlohn oder die Frauenquote. Interessant ist, dass zu europapolitischen Fragen innerhalb der CDU nicht mehr der geringste Dissens zu existieren scheint.

Dies hat sicherlich damit zu tun, dass die letzten Kritiker der Euro-„Rettungspolitik“ in der CDU nach der Bundestagswahl beiseite gedrängt und praktisch mundtot gemacht wurden. Doch das dürfte nicht der alleinige Grund für das Schweigen sein. Dieses Schweigen trug denn auch mehr die Züge von Erschöpfung denn von agiler Geschlossenheit.

Vieles in und an der EU ärgert die Bürger mehr als nur ein wenig, auch jenseits des Euro, den zu kritisieren in der CDU tabu ist. Die Regulierungswut sowie die Undurchsichtigkeit der Brüsseler Entscheidungsprozesse bringt viele Menschen, auch CDU-Anhänger, auf. Ebenso eine milliardenschwere Subventionspolitik, welche den fleißigen Menschen Geld wegnimmt, um es an Kreise weiterzuleiten, deren Berechtigung oftmals zweifelhaft ist.

Schließlich sehen sich die Bürger den dramatischen Folgen der sogenannten „Arbeitnehmerfreizügigkeit“ oder der naiv gefeierten offenen Grenzen ausgesetzt, welche inzwischen immer sichtbarere massive soziale Probleme und eine mancherorts drastisch steigende Grenzkriminalität in ihre Wohnorte spülen.

All das bekommen gewiss auch die Delegierten des CDU-Parteitags in ihrer Heimat zu spüren. Doch von all dem fiel in Erfurt kein Wort.

So war denn der Eindruck der Erschöpfung wohl nicht nur oberflächlich. Die Parteitagsdelegierten spürten womöglich instinktiv, dass alle wichtigen, die EU betreffenden Entscheidungen ihrem Einfluss längst entzogen sind. An ihrer statt sind es Kommissionen und intransparente, von Lobbyisten durchsetzte Ausschüsse und „Expertengremien“, welche die Politik der EU bestimmen.

Mit Demokratie freilich hat das nicht mehr viel zu tun. Doch statt dagegen aufzubegehren, lassen die Delegierten der CDU (wie die anderer etablierter Parteien auch) die Entmachtung der Demokratie durch den EU-Apparat einfach geschehen. Das ist die verdeckte, gleichwohl die eigentliche Botschaft von Erfurt, und die ist mehr als bedenklich. Hans Heckel


Letztlich gescheitert
Auswärtiger Ausschuss: Negative Bilanz des Afghanistan-Einsatzes

Bestenfalls als gemischt mit stark pessimistischer Tendenz lässt sich die Bilanz des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages zum seit über zwölf Jahren laufenden Engagement in Afghanistan bezeichnen. Die Einschätzung der Ausschussmitglieder und der von ihnen eingeladenen Experten geht von einem „verlorenen Krieg“ bis zu einer „positiven Bilanz der Entwicklung zumindest einiger Landesteile“. Das Land sei zwar „stabiler, aber nicht stabil“ geworden und bedürfe auch weiterhin der Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft, so der Ausschussvorsitzende Norbert Röttgen (CDU).

Die Übernahme der Sicherheitsverantwortung durch afghanische Kräfte und damit perspektivisch eine Rückkehr zu staatlicher Souveränität, wurde als „prinzipiell richtiger Weg“ gewürdigt. Allerdings seien die Erfolgsaussichten fraglich, denn das von der internationalen Staatengemeinschaft etablierte Regierungssystem leide unter „schweren, strukturellen Mängeln“. Kritisiert wurde, dass von Anfang an der Fehler gemacht wurde, auf Stammesherren mit ihren Truppen zu setzen, statt diese zu entwaffnen. Zudem seien Freiheitserfahrungen, Bildungsfortschritte, Gesundheitswesen sowie der Zugang zu Trinkwasser und Energie regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Nur dort, wo der Staat mit solchen Angeboten besser funktioniere als andere Kräfte, könne er profitieren. Auch Fortschritte beim Aufbau der Wirtschaft blieben fraglich, solange diese nicht beim Großteil der Bevölkerung ankommen würden.

Der Journalist Peter Scholl-Latour erteilte jedem Zweckoptimismus eine klare Absage. Als einer der geladenen Experten forderte er „mehr Realismus“, denn zu einer Bestandsaufnahme gehöre das Eingeständnis, dass der Krieg in Afghanistan verloren und das Konzept des „Nation-building“ gescheitert sei. J.H.


Feministische Linguistik
Staatsangehörigkeitsgesetz wird »geschlechtergerecht« angepasst

Feministische Linguistik hält zunehmend auch in Gesetzestexte Einzug. Im Zuge der von der Bundesregierung geplanten Neuregelung zur doppelten Staatsbürgerschaft muss das Staatsangehörigkeitsgesetz geändert werden. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Justizminister Heiko Maas (SPD) wollen bei dieser Gelegenheit gleich den Gesetzestext ausländer- und geschlechtergerecht anpassen. Zur Begründung hieß es, dass die Bundesregierung damit rechne, dass sich „nun besonders auch zureisende Frauen für die deutsche StaatsbürgerInnenschaft anmelden, denn sie müssen sich jetzt nicht mehr sprachlich ausgegrenzt fühlen“.

Nach Angaben der Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ soll beispielsweise Paragraf 1 („Deutscher im Sinne dieses Gesetzes ist, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt“) umformuliert werden in: „Deutsche oder Deutscher im Sinne dieses Gesetzes ist, welche(r) die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.“ Das Wort „Ausländer“ wird ersetzt durch „Zureisende“. „Staatsangehörige“ werden zu „Staatsangehörigkeit Inhabende“, „Spätaussiedler“ zu „Spätaussiedelnden“ und „Lebenspartner“ zu „Lebenspartnernden“.

Was wie ein Aprilscherz anmutet, entspricht dem vom Bundesjustizministerium seit 1999 in 3. Auflage herausgegebenen „Handbuch der Rechtsförmlichkeit“. Darin wird die „sprachliche Gleichbehandlung von Männern und Frauen“ propagiert, denn „werden in Vorschriften Personen bezeichnet, stimmt das grammatische Geschlecht der gewählten Personenbezeichnungen nicht immer mit dem natürlichen Geschlecht der benannten Personen überein“. Dementsprechend wurden bereits die Straßenverkehrsordnung und das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb sprachlich angepasst. J.H.


Jan Heitmann:
Farce zur Wahl

Es ist nicht zu übersehen: Erstmals treten die Konservativen von der Europäischen Volkspartei und ihre sozialistischen Gegenspieler jeweils mit einem Spitzenkandidaten zur EU-Wahl an. Beide, der Luxemburger Jean-Claude Juncker und der deutsche Sozialdemokrat Martin Schulz, bewerben sich um den komfortablen Präsidentenstuhl der EU-Kommission. Seit Eröffnung des Wahlkampfes können die Europäer deren Konterfeis kaum noch entkommen. Doch der Eindruck, dass sie darüber abstimmen dürfen, wer in dieses Amt kommt, täuscht gründlich, denn der EU-Präsident wird nicht vom Volk gewählt. Auch das EU-Parlament, über dessen Zusammensetzung die Wähler entscheiden dürfen, hat bei der Personalie nicht mitzureden, sondern die im Europäischen Rat gefällte Entscheidung der Staats- und Regierungschefs nur zu bestätigen. Im Lissabonner Vertrag steht, der Rat solle bei seinem Votum „das Ergebnis der Wahlen zum EU-Parlament berücksichtigen“. Er soll, muss aber nicht.

Mit den beiden Spitzenkandidaten im Mittelpunkt ist der EU-Wahlkampf eine Farce. Den über 300 Millionen Wahlberechtigten wird ein demokratisches Verfahren vorgegaukelt, das gar nicht existiert. Indem ihnen suggeriert wird, dass sie über etwas Wichtiges zu entscheiden hätten, sollen sie an die Wahlurnen gelockt werden. Dass sie hinters Licht geführt wurden, werden sie merken, wenn die Staats- und Regierungschefs hinter den verschlossenen Türen des Rats einen ihnen genehmen Dritten zum Kommissionspräsidenten küren, ist doch weder Juncker noch Schulz deren Favorit. Dann allerdings könnte das EU-Parlament einmal Courage zeigen und die Bestätigung verweigern.


S. 2 Aktuell

Visa für alle
EU will auch Bürgern aus Nicht-EU-Staaten ein Jahr Aufenthalt im Schengen-Raum gewähren

Deutschland tut nicht genug, so lautet regelmäßig die Klage, wenn die Bundesrepublik noch mehr Asylbewerber aufnehmen soll. Nach nun veröffentlichten Zahlen, nimmt Deutschland allerdings nicht nur mehr Asylbewerber auf als jedes andere Land in Europa, es ist unter den Industrieländern auch weltweit zum Hauptziel für Asylbewerber geworden.

Gemäß dem Datenmaterial der EU-Statistikbehörde Eurostat ist die Zahl der Asylbewerber in der Europäischen Union 2013 gegen-über dem Vorjahr um fast 30 Prozent gestiegen. Insgesamt stellten 434000 Personen in einem der 28 EU-Staaten einen Asylantrag. Mit 126700 Anträgen und über 29 Prozent ist Deutschland innerhalb der EU zum Hauptziel geworden.

Nach Daten der Uno, die am 20. März vorgelegt wurden, ist Deutschland aber nicht nur in Europa Spitzenreiter. Vielmehr hat von den 600000 Menschen, die im vergangenen Jahr in einem Industrieland Asyl beantragt haben, eine relative Mehrheit dieses in der Bundesrepublik getan. Zwar geht die UNHCR im Gegensatz zu Eurostat von „nur“ 109600 Asylanträgen in der Bundesrepublik aus, doch verweist Deutschland auch mit dieser Zahl die ungleich größere, ökonomisch leistungsfähigere und bevölkerungsreichere USA mit 88000 Anträgen auf Platz zwei.

Für die Differenz von 17100 Anträgen zwischen Eurostat und UN-Flüchtlingshilfswerk könnte eine Rolle spielen, dass deutsche Behörden inzwischen in beachtlichem Umfang Asylanträge bearbeiten, für die andere Länder zuständig sind. So ist im Fall der sogenannten „Lampedusa-Flüchtlinge“ Italien zuständig. Asylbewerber aus Tschetschenien betreten wiederum im Regelfall in Polen zum ersten Mal EU-Boden, so dass Warschau für die Verfahren zuständig ist. Wie eine Anfrage der Partei „Die Linke“ im Bundestag zutage förderte, geht selbst die Bundesregierung davon aus, dass 2013 jedes dritte Asylgesuch hierzulande eigentlich in den Zuständigkeitsbereich eines anderen EU-Staates fiel. Im vierten Quartal soll der Anteil dieser Verfahren sogar auf mehr als 50 Prozent gestiegen sein.

Einem Tropfen auf den heißen Stein gleicht da die Ankündigung der Bundesregierung, die Zahl der Asylgesuche aus Serbien und Mazedonien verringern zu wollen. So ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Asylbewerber als auch illegalen Einwanderer noch weiter steigen wird.

Nun bekannt gewordene Pläne der EU-Kommission sehen vor, dass Bürger aus Nicht-EU-Staaten künftig nicht nur leichter Visa erhalten, sondern diese auch noch zu einem längeren Aufenthalt in der EU berechtigen sollen. Wie die „Welt“ berichtet, will EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström „durch eine intelligentere Visapolitik für wirtschaftliches Wachstum“ sorgen. Werden die Brüsseler Pläne umgesetzt, dann wird es praktisch künftig keine Ablehnungen von Visa-Anträgen mehr geben. Gleichzeitig soll mit einem neuen „Rundreise-Visum“ ein Aufenthalt von einem Jahr im Schengen-Raum ermöglicht werden. Nach Darstellung der EU-Kommission soll die weitere Einreise-Liberalisierung Mehreinnahmen von rund 130 Milliarden Euro bei Hotels, Restaurants und Geschäften sowie 1,3 Millionen neue Jobs in der Tourismusbranche bringen.

Folgt man der schlichten Logik der EU-Kommission, dann hätte sich eigentlich schon die großzügige Visa-Vergabe der letzten Jahre wirtschaftlich extrem segensreich auswirken müssen. Nach Angaben der Brüsseler Kommission hat sich die Zahl der Visa-Antragssteller für eine Einreise in die Schengen-Staaten zwischen 2009 und 2012 um insgesamt 48 Prozent erhöht, wobei lediglich 4,8 Prozent der Anträge abgelehnt wurden. Den wirtschaftlichen Niedergang einer ganzen Reihe von Ländern der Euro-Zone hat die massenweise Vergabe von Visa augenscheinlich nicht aufhalten können. Eher scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Die steigenden Asylbewerberzahlen und das Anwachsen illegaler Einwanderung haben vielerorts für Angst vor Überfremdung, Arbeitslosigkeit und Kriminalität gesorgt.

Es ist nicht auszuschließen, dass die Folgen dieser von den etablierten Parteien ignorierten oder diffamierten Ängste sich zunehmend auch im politischen Bereich bemerkbar machen. Italiens separatistische Lega Nord hat inzwischen angekündigt, dass sie nach den EU-Wahlen eine Allianz gegen Massenzuwanderung im neuen EU-Parlament plant. Der Kampf gegen die illegale Migration soll als gemeinsames Fundament einer Allianz der Lega Nord mit dem Front National, der österreichischen FPÖ und Geert Wilders’ Partei für die Freiheit dienen. Norman Hanert


Renzi zieht Zügel fester
Verhaftungen lassen Zweifel aufkommen, dass der italienische Ministerpräsident Südtirol Autonomierechte belässt

Das Veneto und die Lombardei wollen los von Rom. In der italienischen Hauptstadt stehen indes die Zeichen auf mehr Zentralisierung. Derweil muss in Bozen die mit Matteo Renzis Partito Democratico (PD) regierende Südtiroler Volkspartei (SVP) um jene „Schutzklausel“ für Südtirol bangen, die ihr der politische Jungstar an der Spitze der italienischen Regierung zusagte, um die Bedenken über eine zwangsläufige Aushebelung der Selbstverwaltungsrechte des Landes durch die von ihm mit Silvio Berlusconi verabredete Staats- und Verfassungsreform zu zerstreuen. Doch ob Renzi verlässlich ist, muss mit Fragezeichen versehen werden. Angesichts widerspenstiger Kräfte im Senat, der zweiten Parlamentskammer, welche er zu einer funktionslosen Versammlung lokaler und regionaler Honoratioren degradieren will, gilt dasselbe.

Seit Renzi sich vom Bürgermeister der Stadt Florenz zum Herrn im Palazzo Chigi zu Rom aufgeschwungen hat, haftet an dem wie ein gestiefelter Kater daher kommenden Renzi das Stigma des Wortbruchs. So hatte er kurz vor dem von ihm betriebenen Sturz seines Parteifreundes Enrico Letta beteuert, das Amt des Ministerpräsidenten nicht anzustreben, schon gar nicht ohne Mandat. Die SVP weiß daher, dass er sie verschaukeln kann, tut aber so, als ob dies ausgeschlossen sei. Von Letta hatte sie die Zusicherung erhalten, dass das einst mit Pier Luigi Bersani, dem glücklosen Vorgänger Renzis als Chef des linken PD, geschlossene – aber schon mehrmals gebrochene Wahlabkommen – weitergelte. Mit Letta hatte Kompatschers Vorgänger Luis Durnwalder ein Memorandum über autonomiepolitische Maßnahmen unterzeichnet, die aufgrund früherer Verpflichtungen Roms ohnehin längst hätten getroffen worden sein müssen; dennoch harren einige weiter der Umsetzung.

Eine Kostprobe davon, wie es die Zügel zu straffen gedenkt, gab Rom unter seinem neuen „Ersten Consul“ Renzi bereits. In abschreckender Weise wurden im Rahmen einer Razzia der Justizbehörden von Brescia 24 Personen festgenommen. Gegen 27 andere laufen Ermittlungsverfahren. In mehreren Städten des Veneto fanden umfangreiche Hausdurchsuchungen statt. Die Verdächtigten werden des Separatismus, Terrorismus und des Umsturzversuchs sowie der Herstellung und des Besitzes von Kriegswaffen beschuldigt. Man wirft ihnen zudem vor, sie hätten gewalttätige Aktionen mit dem Ziel geplant, die Unabhängigkeit des Veneto und anderer norditalienischer Regionen zu erreichen und damit die Einheit des italienischen Staates zu unterminieren.

Bestrebungen, sich von Italien zu lösen, gewannen besonders im Veneto an Boden. In einem Online-Referendum zum Thema Unabhängigkeit Venetiens, an dem sich 2,36 Millionen Wahlberechtigte (73 Prozent der Wählerschaft der Region) beteiligten, antworteten 89 Prozent der Beteiligten auf die Frage „Willst Du, dass die Region Veneto eine unabhängige und souveräne Republik wird?“, mit einem klaren „Ja“. Es nimmt angesichts dieses massiv zum Ausdruck gekommenen Willens zur Selbstbestimmung kaum wunder, dass der Ex-Parlamentarier Franco Rocchetta, 1980 Gründer der „Liga Veneta“ – sie ging 1989 in der Lega Nord auf – und jetzt einer der Initiatoren des Online-Referendums, unter den Verhafteten ist.

Die politische Klasse in Rom befürchtet angesichts wachsender regionaler Erosionserscheinungen eine Art „Domino-Effekt“. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Veneto ergreift die Lega Nord in der Lombardei eine ähnliche Initiative. Lega Nord-Chef Matteo Salvini gab bereits die Richtung vor. Man zielt auf „ein offizielles Unabhängigkeitsreferendum“; es soll am 18. September stattfinden, dem Tag, an dem in Britannien das Referendum über Schottlands Souveränität vorgesehen ist. Die von Salvinis Stellvertreter Roberto Maroni geführte Mitte-Rechts-Koalition im lombardischen Regionalparlament bringt zudem einen Gesetzesentwurf zur Umwandlung der Lombardei in eine Region mit Sonderautonomie ein. Diesen Status hat die Autonome Region Trentino-Alto Adige inne, in welchem die Provinzen Trient und Südtirol seit Ende des Zweiten Weltkriegs (zwangs)vereint sind. Just diese „Privilegien“ sollen nach Renzis (Staats- und Verfassungs-)Reformplänen, für die er Berlusconis Forza Italia braucht, beseitigt werden, womit die (Sonder-)Autonomien zwangsläufig gekappt würden.

Die in Italien wirkenden Erosionskräfte – auch im nach dem Ersten Weltkrieg annektierten Südteil Tirols gab es im Herbst 2013 ein eindrucksvolles „Los-von-Rom“-Referendum, organisiert von der Landtagspartei Südtiroler Freiheit – sind keine Rand- oder Einzelerscheinungen. Fliehkräfte wirken auch anderswo. Soeben fand in Brüssel eine machtvolle und farbenprächtige „Selbstbestimmungskundgebung der Völker und Regionen Europas“ statt. Wenngleich in den Medien verschwiegen, nahmen daran gut 25000 Menschen teil und unterstrichen den Willen von Flamen, Katalanen, Schotten, Basken, Venetern, Lombarden und Südtirolern zur Selbstbestimmung. Ihr Marsch quer durch Brüssel unter der Losung „Europe, we will

vote!“ signalisiert, dass auf nicht zu unterschätzenden Terrains Europas Umbrüche hin zu freien, selbstbestimmten und selbstverwalteten neuen Gemeinwesen im Gange sind, organisiert von Repräsentanten volklicher Entitäten, die sich nicht mehr mit Halbfreiheiten abspeisen lassen und also ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen. Ihre Botschaft kommt allmählich an. In Bozen allerdings träumt die SVP-Führung weiter von „Vollautonomie“, anstatt beherzt der in ihren Parteistatuten verankerten Selbstbestimmung für Südtirol auch von sich aus Schubkraft zu verleihen. Rainer Liesing


MELDUNGEN

EU-Geld gezielt nur für Roma

Brüssel – EU-Justizkommissarin Viviane Reding wünscht sich einen separaten Hilfsfonds für eine bessere Integration der Roma. Diesen würden sie gern mit zehn Millionen Euro ausstatten, doch bisher konnte sie keine Mehrheit für ihren Plan bekommen. Bei einer Sitzung mit 500 europäischen Politikern und Vertretern der Roma wurden über die bisherigen Erfolge bei der Integration der Volksgruppe gesprochen. „Es ist nun an den Mitgliedstaaten, sicherzustellen, dass die Integration der Roma bei der Verwendung der EU-Mittel in den nächsten sieben Jahren vorrangig berücksichtigt wird“, forderte László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration. Derzeit werden Gelder für die Roma aus dem allgemeinen EU-Sozialfonds genommen. Dies führe laut Reding jedoch dazu, dass andere Sozialprojekte in Konkurrenz zur Roma-Integration stünden. Ein eigener Hilfsfonds würde das Problem beheben. Bel

 

Asylheim: Bau trotz Pleite

Dietzenbach – Mit rund 700 Asylbewerbern muss der Kreis Offenbach in diesem Jahr rechnen. Da Unterkünfte fehlen, müssen die Gemeinden der Region nun neu bauen. Hierfür muss der Kreis Geld zur Verfügung stellen. Dies fällt schon anderen Kreisen schwer, doch in diesem Fall trifft der Zwang einen besonders Notleidenden. Der Landkreis steht nach finanziellen Problemen unter dem kommunalen Rettungsschirm des Landes Hessen und muss strenge Sparvorgaben erfüllen. Da fallen die 4,8 Millionen Euro, die der Kreis nun für den Bau mehrerer Unterkünfte bezahlen muss, schwer ins Gewicht. Auch bedeutet die steigende Zahl an Asylbewerbern, dass die zuständigen Kreismitarbeiter mehr Personen betreuen müssen. Bel


S. 3 Preussen/Berlin

Im Strudel der Inkompetenz
ICC, Landesbibliothek, BER: Berlins Großprojekte scheinen dem Senat völlig zu entgleiten

Die großen Bauprojekte, welche die Amtszeit von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) kennzeichnen, sind von einem immer mehr ausufernden Maß an Inkompetenz und Größenwahn gekennzeichnet. Kongresszentrum, Großbibliothek oder BER, alles versinkt im Strudel der Planlosigkeit.

Was vor über einem Jahr noch als pessimistische Panikmache abgetan werden konnte, ist nun zur Realität geworden. In Berlins Internationalem Congress Center (ICC) sind nach 35 Jahren Nutzungsdauer die Lichter ausgegangen. Berlins verantwortliche Politiker haben bis zur letzten Minute allerdings kein verwertbares Konzept, wie es mit dem Sanierungsfall ICC weitergehen kann. Seit der letzten Veranstaltung am 9. April ist die Zukunft des asbestverseuchten und technisch verschlissenen Mammutbaus damit ungewisser denn je. Die Berliner Messegesellschaft hat an einer künftigen Nutzung kein Interesse. Gründe: Trotz der riesigen Ausmaße ist der Anteil der vermarktbaren Fläche lachhaft gering, dazu übersteigen die horrenden Betriebskosten des ICC die Einnahmen.

Noch verbreitet der Senat die Hoffnung, dass sich ein Investor findet, der das Gebäude übernimmt und zu einem Einkaufs-Center mit angeschlossenem Hotelbetrieb umbaut. Ob es dem Senat tatsächlich gelingt, einen derartigen Retter für das „Raumschiff“ zu finden, ist zweifelhaft. Trotz diverser Untersuchungen und Gutachten ist bisher nämlich nicht wirklich klar, wie viel eine Sanierung und Modernisierung des ICC am Ende wirklich kosten wird. Die Schätzungen schwanken zwischen 200 und 400 Millionen Euro. Da der Senat sich mit maximal 200 Millionen Euro beteiligen will, müsste der Rest von einem sehr finanzkräftigen Investor getragen werden.

Zieht sich die entsprechende Suche hin, könnte sich schnell bewahrheiten, was der Bau-Sachverständige Rainer Tepasse inzwischen befürchtet: „Wenn im ICC erst einmal das Licht ausgeht, ist es auch bald tot.“

Mit dem Flughafen Tempelhof hätte das Land Berlin in der Ära Wowereit dann bereits die zweite architektonische Großanlage, für die weder eine endgültige Bestimmung gefunden ist noch Sanierungsmittel vorhanden sind. Im Fall des rund 300000 Quadratmeter großen Tempelhofer Flughafengebäudes wurde bereits 2005 ein Sanierungsaufwand von 466 Millionen Euro errechnet. Was das Land Berlin angesichts solcher Kosten veranlasst hat, den Bund im Jahr 2009 aus dem Tempelhofer Flughafengelände auch noch herauszukaufen und sich den riesigen denkmalgeschützten Gebäudekomplex damit allein ans Bein zu binden, bleibt einstweilen ein Rätsel.

Bisher kann das Land nur tröpfchenweise einstellige Millionenbeträge für dringendste Reparaturen in Tempelhof bereitstellen, an eine vollständige Sanierung ist nicht zu denken. Angesichts dieser Bürde ist erstaunlich, wie schnell ein Vorschlag abgebügelt wurde, der im Fall des ICC eine Menge Kosten erspart hätte. Bereits im Jahr 2012 hatte der CDU-Finanzpolitiker Christian Goiny vorgeschlagen, das Kongress­zentrum als neuen Standort für die Berliner Landesbibliothek zu nutzen. Damit hätten sich gleich zwei finanzielle Klippen umschiffen lassen: Die Sanierung des ICC und ein ohnehin geplantes neues Bibliotheksquartier.

Vor allem die SPD aber beharrte auf dem von ihr favorisierten Bibliotheksneubau auf dem Tempelhofer Feld. Noch bevor der erste Spatenstich getan ist, zeichnet sich bei dem bereits spöttisch als „Klaus-Wowereit-Gedächtnisbibliothek“ bezeichnetem Projekt eine Kostenexplosion ab. War bisher von 270 Millionen Euro die Rede, so stimmte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher vor Kurzem vorsorglich schon mal die Öffentlichkeit darauf ein, das der Neubau in Wowereits Heimatbezirk 30 Prozent mehr kosten wird, als bisher kalkuliert. Angesichts der damit drohenden 350-Millionen-Marke versicherte Wowereit lapidar, es handele sich dabei lediglich um die übliche Kostensteigerung wie bei jedem länger laufenden Projekt. „Das ist nichts Ungewöhnliches im Baubereich. Aber Summen von 400 Millionen und mehr sind völlig aus der Luft gegriffen“, so Wowereit.

Zieht man einen internationalen Vergleich heran, dann scheint allerdings jede der vom Berliner Senat genannten Summen aus einer anderen Welt zu stammen: Wien hat für 28 Millionen Euro eine neue Großbibliothek erhalten. Die neue Zentralbibliothek in Amsterdam, die momentan als internationaler Maßstab gilt, hat 90 Millionen Euro gekostet. Naheliegend ist die Frage, warum Berlin eine Bibliothek für 350 Millionen Euro benötigt.

Dass es am Ende selbst mit dieser astronomischen Summe nicht getan sein wird, lassen die neuesten Hiobsbotschaften vom Hauptstadtflughafen BER befürchten. Nachdem, was die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf hochrangige Quellen, unter anderem im Brandenburgischen Wirtschaftsministerium, berichtet, drohen beim Berliner Skandal-Flughafen die Kosten weiter auf bis zu acht Milliarden Euro anzusteigen. Bislang gebe es zudem keine Baudokumentation, den Verantwortlichen sei daher nicht wirklich bekannt, was, wo und wie gebaut wurde.

Die meisten Daten und Kosten, die BER-Chef Hartmut Mehdorn nennt, sollen daher auf puren Schätzungen basieren. Dazu sei sogar mit einer Eröffnung vor 2017 nicht mehr zu rechnen. Mehr noch: Die Planabweichungen und Fehlbauten seien „so gravierend, dass eine Reparatur oder ein Umbau nicht genügt“. Erwogen werde deshalb sogar, den Flughafen komplett neu zu bauen. Norman Hanert


Schlüters Triumph
von Vera Lengsfeld

Obwohl er einer der bedeutendsten Künstler des Barock war und als Baumeister das Gesicht der Stadt fast ebenso geprägt hat wie Friedrich Schinkel, war Andreas Schlüter in Berlin fast vergessen. Im Westen sowieso, denn die wenigen Überreste seiner Kunst befinden sich im Ostteil der Stadt. In Ost-Berlin blieb Schlüter besser im Gedächtnis, weil der Abriss seines Meisterstücks, des Berliner Schlosses, zu ersten organisierten Massenprotesten gegen das SED-Regime führte. Selbst der Dichter Bert Brecht, der in der Kneipe der damals noch stehenden Schinkelschen Bauakademie seinen Stammtisch hatte, beteiligte sich daran.

Im Hof des Zeughauses kann man Schlüters meisterhafte Köpfe sterbender Krieger bewundern. Auf der ehemaligen Schlossbrücke, die heute als Rathausbrücke ein unauffälliges Dasein führt, thronte einst sein berühmtes Standbild des Großen Kurfürsten hoch zu Ross, das heute vor dem Schloss Charlottenburg zu sehen ist. Im Bode-Museum steht bis heute eine Kopie davon. Aktuell empfängt diese monumentale Plastik die Besucher einer großen Ausstellung „Schlossbaumeister – Andreas Schlüter und das barocke Berlin“, die anlässlich des 300. Todestages von Schlüter veranstaltet wird.

Es ist in zweierlei Hinsicht eine triumphale Rückkehr: Einst verbannte Schlüters Dienstherr Friedrich I. den Baumeister, der aus seiner eher provinziellen Residenzstadt eine Kunstmetropole mit europäischer Ausstrahlung gemacht hatte, mit Schimpf und Schande aus der Stadt. Schlüter war der Münzturm eingestürzt. Da gab der Monarch kein Pardon.

Nach dem Beschluss des Deutschen Bundestages, das Schloss wieder aufzubauen, kehrte Schlüter endgültig in die Mitte der Stadt zurück. Wenn die Mauern des Schlosses wieder stehen, wird man wissen, wie richtig dieser Beschluss war. Jeder wird dann wieder die kunstvollen Fassaden bestaunen, der Reichtum der Figuren wird alle in Verzückung versetzen und Berlin um eine Attraktion reicher sein. Wer will, kann sich noch heute Fassadenelemente aussuchen, deren Rekonstruktion er finanzieren möchte, und sich damit in die ewige Liste der Unterstützer eintragen, die künftig im Schloss zu sehen sein wird.

Die Ausstellung im Bode-Museum vermittelt einen Eindruck von der sinnlichen Pracht, die von den Schlüterschen Figuren ausgeht. Sie werden künftig der eher nüchternen Hauptstadt wieder mehr Wärme verleihen.

Die monumentalen Figuren des Schlüter­hofes, die im Bode-Museum bewundert werden können, verdanken ihr Überleben übrigens der oben erwähnten Bürgerinitiative gegen den Schlossabriss. Auch für diese Mutigen ist die Rückkehr Schlüters nach Berlin ein später Triumph.


Die »Kümmerer« kommen
Gegen die Lethargie: Einmaliges Projekt belebt märkische Dörfer

Das in Deutschland einmalige Projekt „Dorfkümmerer“ belebt seit 2012 ländliche Regionen der Mark nach spanischen Vorbildern und gilt als bundesweit wegweisend. Zehn neue Organisatoren stehen jetzt bereit, um konkrete Vorhaben in ihren Gemeinden in Brandenburg zu entwickeln und umzusetzen.

Acht sogenannte Dorfkümmerer haben sich zwischen Juli 2012 und Dezember 2013 in den Landkreisen Oberhavel, Barnim und der Uckermark für ihre Gemeinden stark gemacht, alle sind über 55 Jahre alt. Das brandenburgische Sozialministerium rief das Projekt 2012 ins Leben, um Signale gegen die ländliche Abwanderung zu setzen. „Die Orte brauchen Menschen, die sich mit Engagement, Ideenreichtum und Mut für die dörfliche Gemeinschaft einsetzen und andere dazu bewegen, sich zu bewegen“, so Günter Baaske (SPD), Minister für Arbeit und Soziales damals. 16 Projekte verwirklichten die „Kümmerer“ in ihrer Amtszeit.

Der Erhalt oder die Wiedereröffnung alter Dorfläden bildet ein zentrales Ziel, und so zeichnete 2013 die Robert-Bosch-Stiftung den dank Dorfkümmerer mit Leben erfüllten Laden im Klockower Ortsteil Schönfeld (Uckermark) als „Neulandgewinner“ aus. Es ist ein Preis für zukunftsweisende Ideen gegen regionalen Niedergang.

Die Ergebnisse des Gesamtprojekts liegen oft im Kleinen: In Flieht-Stegelitz setzte sich Ursula Macht für eine Gemüse-Versorgergemeinschaft ein und förderte den Tourismus, in Nassenheide baute „Kümmerer“ Manfred Korinth einen privaten Kindergarten, förderte Mehrgenerationenprojekte und Existenzgründer. Kurt Glowe regte in Brüssow in der Uckermark „Lebens-Energie für das Dorf“ an: Dorfküche, Dorf-Atelier und Gemeinschaftsgärten vereinte er zu einem sozialunternehmerischen Gesamtvorhaben.

Bis Mitte April bereiten sich nun zehn Dorfkümmerer in den Kreisen Barnim, Märkisch-Oderland und Oder-Spree auf ihre nun auf sechs Monate ausgelegte Tätigkeit vor. Nach einer anschließenden Werkstattphase starten sie im Sommer mit der Arbeit. Der Zuschlag ging bewusst an bereits in ihren Gemeinden aktive Alteingesessene, denn Erfahrung vor Ort ist erwünscht. Das Geld für das Projekt, bisher 100000 Euro, kommt vom Europäischen Sozialfonds. Die „Kümmerer“ erhalten zudem monatlich 400 Euro Aufwandsentschädigung aus einem Topf der Generali-Versicherungsgruppe. SG


Linker Terror
Wirt bedroht, weil er sich gegen Dealer wehrt

Zuletzt blieb es weitgehend friedlich, als die Antifa vor der Kreuzberger Kneipe „Liesert’s Falckensteiner“ zur Demo unter dem Motto „Stand against Apart­heid“ aufmarschiert ist. Die Linksextremisten berichteten von 100 Teilnehmern. Andere Beobachter wollen nur einige Dutzend gesehen haben.

Anlass der Aktion war ein Hausverbot, das der Wirt des 49 Jahre alten Traditionslokals gegen Drogendealer ausgesprochen hatte. Die Dealer, vorwiegend Schwarzafrikaner, hatten das Lokal aufgesucht, um sich zu verstecken. Gäste fühlten sich bedroht und belästigt, so dass der 72-jährige Wirt Günther Liesert die Dealer des Hauses verwies. „Der Drogenhandel verlagerte sich zuletzt auch vor unsere Haustür. Manche Stammgäste haben regelrecht Angst, nachts nach Hause zu gehen.“

Damit hat er sich den Hass der extremen Linken zugezogen, die ihn nun akut bedrohen. Auf der Internetplattform „linksunten Indymedia“ wünscht man sich ein rasches Ende der Lokalität und äußert die Hoffnung, dass „Lie­sert’s Falckensteiner“ das 50. Jubiläum nicht mehr erleben möge, eine unmissverständliche Drohung.

Nicht von ungefähr sah sich mittlerweile die Polizei veranlasst, den rüstigen Senior vor den gewalttätigen Linken zu warnen. Er müsse mit Sachbeschädigungen, Graffitischmierereien oder eingeworfenen Fenstern rechnen. Am Tag nach der polizeilichen Warnung hatte der Wirt dann vorsichtshalber die Jalousien unten gelassen. Er will erst einmal die Fußballweltmeisterschaft „überstehen“ und dann von Monat zu Monat weitersehen. Theo Maass


Grabstätten nur für Lesben

Die Evangelische Kirche hat ein 400 Quadratmeter großes Feld des Georgen-Parochial-Friedhofs in Prenzlauer Berg für lesbische Frauen reserviert. Eine Sprecherin des Evangelischen Kirchenkreises Berlin-Stadtmitte erklärte, ein Begräbnisfeld für Lesben sei mit einem Familiengrab zu vergleichen. In diesem Fall sei es die Verbundenheit „zu einer Community“, die über den Tod hinaus zum Ausdruck kommen solle. Die alleinige Entscheidung über die Belegung trifft die Sappho-Frauenwohnstiftung, nach eigenen Angaben die „erste Wohnstiftung von Lesben für Lesben“ mit Sitz in Wuppertal. Deren Sprecherin lobt, dass der Lesbenfriedhof auch nach dem Tod die „Wahlverwandtschaft“ deutlich werden lasse. Der 1814 angelegte Friedhof der Georgen-Parochial-Gemeinde wurde 1970 geschlossen, jedoch sind seit 1991 wieder Bestattungen möglich. Auf dem als „Gartendenkmal“ klassifizierten Gelände finden seit Jahren umfangreiche denkmalpflegerische Maßnahmen statt. J.H.


S. 4 Hintergrund

Stumpfes Schwert
Sanktionen gegen Handelspartner Russland wirken hilflos und fallen auf EU zurück

Zurzeit wird über Wirtschaftssanktionen gegen den „Aggressor“ Russland diskutiert, um den Kreml davon abzuhalten, weiteren Einfluss in der Ukraine auszuüben. Doch über diesen Punkt herrscht innerhalb der EU Uneinigkeit. Während die USA weniger von den Folgen einer Blockadepolitik gegenüber Moskau betroffen sind, wird allen voran Deutschland herbe Verluste hinnehmen müssen.

Am Thema Sanktionen gegen Russland scheiden sich die Geister. Einerseits betonen Politiker aller Couleurs, dass sie an einer diplomatischen Beilegung der Ukraine-Krise interessiert seien, doch verhängten sie Strafen gegen Russland, die wenig Wirkung zeigten. In einem ersten Schritt erließ die EU im Einklang mit den USA Einreiseverbote für hohe Vertreter Russlands und der Ukraine sowie Kontensperrungen. Über die Auswahl der Beamten, zumeist Politiker der zweiten Riege in der Umgebung des Präsidenten, hat man im Kreml Scherze gemacht. In einem weiteren Schritt ist an Wirtschaftssanktionen gedacht, die aber vor allem der deutschen Wirtschaft schaden. 300000 deutsche Arbeitsplätze hängen laut Rainer Lindner, Geschäftsführer beim Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft, am Russlandgeschäft.

Moskau betont immer wieder, an guten Beziehungen zum Westen interessiert zu sein. Schließlich ist man in hohem Maße gegenseitig abhängig. Die EU bezieht ein Drittel ihres Gases aus Russland und muss im Falle zu strenger Sanktionen mit Lieferengpässen rechnen. Gazprom-Exportleiter Alexander Medwedjew betonte jedoch in einem Interview: „Gas ist keine Waffe, sondern eine Ware.“ Weder Russland noch Deutschland hätte etwas von gegenseitigen Blockaden.

Als in der vergangenen Woche die US-Kreditkartenfirmen Master und Visa sich an Sanktionen gegen Russland beteiligten und die Kreditkarten zweier russischer Banken, darunter der regierungsnahen Bank „Rossija“, nicht mehr bedienten, sprang sofort ein chinesisches Bankhaus ein, um die internationalen Geschäfte der russischen Bankkunden zu übernehmen.

Für die USA bietet die Krise in der Ukraine eine Möglichkeit, den russischen Einfluss in der Region zurückzudrängen. Gleichzeitig dürften sie an einer Annäherung zwischen Moskau und Peking nicht interessiert sein. Deshalb setzt Außenminister John Kerry auf Gespräche mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Law-row, bislang ergebnislos.

Die Europäische Union als Bündnispartner, der in der Ukraine-Krise die Chance verpasst hat, sich als eigenständiges Gegengewicht zur amerikanischen Beeinflussung in Kiew aufzutreten und sich stattdessen den Entscheidungen aus Washington unterwirft, wird am Ende selbst die Folgen der verhängten Sanktionen zu spüren bekommen. Deutschland wird darunter größter Verlierer sein. Gerade Angela Merkel hätte ihre Position als tonangebende Politikerin innerhalb der EU ausbauen können.

Wirtschaftssanktionen erweisen sich oft als stumpfes Schwert. Im aktuellen Falle eröffnen sie Kreml-Chef Putin neue Möglichkeiten: Im Mai wird er nach China reisen, um mit Xi Jinping seit langem geplante Gas- und Rüstungsverträge zu unterzeichnen. China, das sich bei der Krim-Abstimmung im Sicherheitsrat enthalten hat, profitiert am meisten von der Ukraine-Krise.

Sanktionen könnten Russland obendrein näher an seinen ehemaligen Partner Iran heranrücken lassen, dem Putin dem Westen zuliebe in den vergangenen Jahren die kalte Schulter gezeigt hatte.

Manuela Rosenthal-Kappi


Offerte mit Kalkül
USA wollen EU helfen, von russischem Gas unabhängig zu werden

Die EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton und der EU-Energiekommissar Günther Oettinger sahen sich in den ersten Tagen dieses Monats massiven Avancen aus den USA ausgesetzt. US-Außenminister John Kerry war eigens nach Brüssel gereist, um mit den beiden EU-Repräsentanten über eine mögliche Unabhängigkeit von russischen Gas- und Öllieferungen zu diskutieren. Hierbei machte er kein Hehl daraus, dass die USA jederzeit bereit seien, als Ersatz für die aus Russland kommenden Rohstoffe einzuspringen.

„Wir können nicht zulassen, dass Energie als politische Waffe oder als Instrument der Aggression eingesetzt wird“, kritisierte Kerry eingangs Moskau, das den Gaspreis gegenüber der Ukraine um 43 Prozent erhöht hat. Allerdings ließ er dabei unerwähnt, dass der alte Preis auf einem 2010 ausgehandelten Rabatt vom Weltmarktpreis beruhte, der im Zusammenhang mit der vertraglich vereinbarten Stationierung der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim bis 2042 ausgehandelt worden war. Die Entwicklungen der vergangenen Wochen haben jedoch diesen Vertrag in mehrfacher Hinsicht hinfällig gemacht, zumal auch die Krim nun zu Russland gehört. Und so ist es vielmehr so, dass Kerrys Angebot, zusammen mit der EU die Ukraine über Polen, die Slowakei und Ungarn mit Gas zu beliefern, einer Kampfansage an Russland gleichkommt. Das Gas hierfür soll aus dem gegenüber Russland wenig freundlich eingestellten Aserbaidschan über die Türkei in die EU und dann in die Ukraine kommen, zudem wollen die USA auch selbst als neuer Lieferant einspringen und gleich die gesamte EU mit beliefern, denn schließlich, so Kerry, müsse Europa seine Energieversorgung diversifizieren.

Zwar hat der US-Politiker nicht ganz Unrecht, denn während Deutschland nur 35 Prozent seiner Gaslieferungen aus Russland bezieht, decken einige osteuropäische Staaten ihren Bedarf fast zu 100 Prozent mit Gas von dort, gleichzeitig verfolgt er aber ganz klar eigene Interessen. So macht es misstrauisch, dass die USA, die doch angeblich eine Re-Industrialisierung dank des über das Fracking-Verfahren erlangte billige Gas erleben, dieses nun mit den Europäern teilen wollen.

Fakt ist, dass der massive Ausbau der Förderung via Fracking dazu geführt hat, dass der Gaspreis in den USA aufgrund des so entstandenen Überangebots auf unter fünf US-Dollar je marktüblicher Handelseinheit gesunken ist. Das hatte jedoch zur Folge, dass die Förderung via Fracking für viele Unternehmen unrentabel wurde, da die technisch aufwendige Förderung einen Preis von sieben und acht US-Dollar erfordert. Würde die Nachfrage gesteigert, indem man Teile des Gases verflüssigt per Schiff gen Europa liefert, würde der Preis wieder steigen, die Förderung sich wieder lohnen und die USA auch langfristig über einen im Vergleich günstigen Gaspreis verfügen, da die Europäer von einem Wechsel von Russland zu den USA als Gaslieferant fast das Dreifache des jetzigen Preises zahlen müssten. Bel


Russische Wirtschaft gerät unter Druck

Wenn auch Sanktionen gegen Russland nicht zu dem vom Westen gewünschten Ergebnis führen und Moskau nicht zum Einlenken bewegen werden, so zeigen sich doch unerwünschte Nebenwirkungen für die russische Wirtschaft, die zwar nicht ursächlich durch die Strafen erzeugt, durch diese aber forciert werden.

Russlands Wirtschaft befindet sich seit vergangenem Jahr im Abwärtstrend. Einige Experten sprechen bereits von einer Rezession. Das Wirtschaftswachstum liegt unter einem Prozent. Die Industrie stagniert weiter, so dass geplante Großprojekte auf Eis gelegt werden müssen. Wegen der Rubelabwertung steigt die Inflation. Sie wird vermutlich bald bei sieben Prozent liegen statt der prognostizierten fünf bis sechs Prozent, was sich negativ auf die Verbrauchernachfrage auswirkt. Die Russen werden vorsichtig und sparen.

Vorsichtig verhalten sich auch Investoren aus Angst vor massiven Verlusten. Auch wenn Staatsfirmen wie Gazprom auf neue Investitionen wie die Beteiligung deutscher Firmen an Projekte in Sibirien sowie aus Asien hoffen, zeugen die Wirtschaftsdaten von einer weniger optimistischen Situation: Der reine Kapitalabfluss lag im ersten Quartal dieses Jahres bei 60 Milliarden Dollar, am Jahresende könnten es schon 100 Milliarden Dollar sein.

Putin gibt sich dennoch selbstbewusst: Als Retourkutsche an Visa- und Master-Card kündigte er ein eigenes Bezahlsystem an, das den Amerikanern Konkurrenz machen soll. Den Kartenunternehmen Master und Visa werde ihre Blockade teuer zu stehen kommen: Der mögliche Verlust wird auf vier Milliarden Dollar geschätzt. MRK


Zeitzeugen

Alexander Medwedjew – Der für den Export zuständige Gazprom-Leiter spricht von „in Stein gemeißelten“ Lieferverträgen mit dem Westen, denen auch Sanktionen nichts anhaben könnten. Allerdings signalisiert er auch, dass der asiatische Markt für Gazprom interessanter wird und China Partner bei Projekten in Sibirien werden könnte.

Xi Jinping – Er gilt als großer Wirtschaftslenker und Geostratege, der bereit ist, auch unpopuläre Reformen durchzuführen, jedoch im Westen wegen der Menschenrechtsverletzungen in China kritisiert wird. China gibt sich neutral, enthielt sich bei der Krim-Abstimmung im Sicherheitsrat. Dennoch ist das Land auf den Handel mit den USA und der EU angewiesen. Der Besuch Putins dürfte zu Gasverträgen und Militärlieferungen nach China führen.

Joe Kaeser – Mitten in der größten diplomatischen Ost-/West-Krise seit dem Ende des Kalten Krieges traf sich der Siemens-Chef mit Putin, um die 160-jährige Tradition, die Siemens und Russland verbindet, zu feiern. Dafür wurde er von deutschen Politikern heftig kritisiert. Kaeser hält an der guten Zusammenarbeit mit Russland fest und ist gegen Wirtschaftssanktionen, die vor allem Deutschland schadeten. Diese Auffassung teilt auch die Mehrheit der Deutschen.

John Kerry – Der amerikanische Außenminister ist seit einigen Wochen ein viel beschäftigter Mann. Seine Regierung schickt ihn auf Friedensmission in den Nahen Osten, zu Treffen mit Sergej Lawrow wegen der Krise in der Ukraine oder zur Visite nach Brüssel, um EU-Politikern amerikanisches Fracking-Gas als Alternative für russisches Pipeline-Gas anzubieten.

Günther Oettinger – Energie soll laut ihm in Zukunft aus verschiedenen Quellen kommen, damit Europa von Ländern wie Russland oder Iran unabhängig wird. Zwar sprach der EU-Energiekommissar beim kürzlich in Brüssel abgehaltenen Energierat davon, dass amerikanisches Schiefergas mittelfristig die Hälfte der russischen Importe ersetzen könnte, allerdings mahnte er auch, die eigenen Quellen wie Kohle-, Öl- und Gasvorkommen neben Atomkraft stärker zu nutzen.


S. 5 Deutschland

Der Mindestlohn ist ein Placebo
Hiesige Arbeitnehmer bleiben dem ruinösen Wettbewerb mit immer mehr Zuwanderern ausgesetzt

Der gesetzliche Mindestlohn kommt. Angeblich soll er für mehr „Gerechtigkeit“ sorgen. In Wahrheit soll er einen Skandal überdecken, der geboren wurde, als neulinke Ideologie und gewissenloses Profitstreben sich verbündeten.

Der gesetzliche Mindestlohn ist unter Dach und Fach. Anfang des Monats beschloss das Bundeskabinett die Gesetzesvorlage, wie zu erwarten mit allerhand Ausnahmen. So sollen Jugendliche bis 18 Jahre, Praktika bis zu sechs Wochen oder auch Zeitungszusteller von der Regelung ausgenommen bleiben.

Auch Landzeitarbeitslose sollen das erste halbe Jahr weniger als den Mindestlohn bekommen dürfen. Das gilt allerdings nur, wenn ihr Unternehmen nicht tarifgebunden ist, was auch als Ansporn für Betriebe verstanden werden kann, die Tarifgemeinschaft zu verlassen, um Geld zu sparen.

Von der Saisonarbeit geprägte Bereiche wie das Hotel- und Gaststättengewerbe sollen bei der Umsetzung des Mindestlohns „unterstützt“ werden. Das gilt auch für die Landwirtschaft. Deren Vertreter hatten geklagt, dass sie ihre Saisonkräfte nicht mit 8,50 Euro oder mehr entlohnen könnten, ohne ihre Marktfähigkeit einzubüßen – mit schlimmen Folgen für alle Beteiligten: Die Höfe in Deutschland stürben, damit fielen auch die vollbezahlten Stellen weg. Und die Saisonarbeiter müssten sich fortan in ihrer Heimat bei der osteuropäischen Konkurrenz verdingen, die aber noch weitaus schlechter zahle als deutsche Betriebe.

„Unterstützung bei der Anpassung“ aber riecht gewaltig nach Subventionen. Sollen also demnächst deutsche Steuerzahler osteuropäischen Spargelstechern den Lohn aufstocken? Oder Abgaben an das deutsche Hotelgewerbe entrichten, damit die Hoteliers „ordentlich“ zahlen können? Desgleichen an Restaurantbesitzer?

Den bisherigen Erfahrungen mit staatlicher Erzwingung von „Gerechtigkeit“ folgend ist ein neues Subventionsloch fast zu erwarten. Ebenso gebiert der Mindestlohn mit all den Ausnahmen und Einschränkungen ein weiteres Bürokratiemonster, das noch dadurch weiter aufgebläht werden wird, dass bereits jetzt Klagen gegen die Ausnahmen angekündigt werden. Die Linkspartei lehnt die vielen Sonderregelungen als „diskriminierend“ ab und bezeichnet sie daher als grundgesetzwidrig.

Die Bedenken hinsichtlich der volks- und betriebswirtschaftlichen Folgen eines gesetzlichen Mindestlohns an sich sind beiseitegeräumt. Ebenso wird ignoriert, in welchem Umfang bereits jetzt in solchen Branchen, in denen ein tariflicher Mindestlohn seit Jahren existiert, die Untergrenze virtuos und legal unterlaufen wurde. So wurden bei Raumpflegern in Hotels die Mindestanforderungen derart hochgeschraubt, dass sie nicht erfüllbar waren, so dass die Betroffenen weit weniger als den Mindestlohn erhielten.

Die Grundfrage, warum es überhaupt zu einem solch starken Verfall der Löhne in etlichen Berufsgruppen gekommen ist, wird aus ideologischen Gründen allerdings verdrängt. Die Preisfindung am Arbeitsmarkt funktioniert wie auf jedem Markt nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Steigt die Nachfrage über das Angebot, steigt der Preis, fällt die Nachfrage hinter das Angebot zurück, fällt er. Konkret: Übersteigt das Angebot an Arbeitskräfte die Nachfrage nach ihnen, sinken die Löhne. Gibt es mehr Nachfrage nach Arbeitskräften, als am Markt vorhanden sind, müssen Arbeitgeber die Löhne anheben.

In seltsamer Eintracht aber unterstützen Gewerkschaften und Sozialdemokraten die Arbeitgeberseite dabei, den deutschen Arbeitsmarkt für unerschöpflichen Nachschub an Arbeitskräften aus dem Ausland zu öffnen und damit die Konkurrenzsituation für hiesige Arbeitskräfte zu verschlechtern.

Das war einmal anders. Als infolge der ersten Ölkrise 1973 das Angebot an Arbeitsplätzen hierzulande abrupt einbrach, reagierte der damalige sozialdemokratische Bundeskanzler Willy Brandt sofort: Per Anwerbestopp blockte er den weiteren Zuzug von Gastarbeitern umgehend ab. Dabei saßen ihm die Gewerkschaften massiv im Nacken, die den Schutz deutscher Arbeiter vor einem ruinösen Wettbewerb mit weiteren ausländischen Konkurrenten forderten.

Bei der zweiten Ölkrise ab 1980 sagte Brandts Nachfolger und Parteifreund Helmut Schmidt, ihm komme „kein Türke mehr über die Grenze“. Und dessen Nachfolger Helmut Kohl (CDU) legte gar in seiner frühen Kanzlerschaft Programme auf, um speziell Türken zur Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen.

Ganz anders 2014: Heute fordern Gewerkschaften einträchtig mit Arbeitgebern „mehr Freizügigkeit“ und unterstützen jede erdenkliche Maßnahme, um mehr fremde Arbeitskräfte auf den deutschen Arbeitsmarkt zu lassen. Einwände werden als „rassistisch“, „rechtspopulistisch“ oder „antieuropäisch“ verteufelt. Der „Mindestlohn“ erscheint dabei wie ein Placebo. Da auch er die Marktgesetze am Arbeitsmarkt nicht aushebeln kann, wird er den Verfall der Löhne im Ganzen jedoch kaum aufhalten. Wirklich helfen könnte da nur eine Angebotsbegrenzung, Doch genau die wird besonders von Gewerkschaften und politischer Linker, die genau diese Begrenzung einst forderten, verbissen bekämpft.

Resultat: Im März stieg die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorjahresmonat um 314000 auf 41,7 Millionen, während sich die Zahl der Arbeitslosen nur um 43000 verringerte. Während die Stellen besetzt werden von Zuwanderern, bleiben die hiesigen Arbeitslosen offenbar auf der Strecke und versinken in immer größerer Menge im Sumpf der Dauer-Transferempfänger, wo Arbeitsfähigkeit und Motivation nach und nach auf der Strecke bleiben. Hans Heckel


Kontrolle verstärken
BKA wegen zu vieler Fehler in der Kritik

Es sind keine guten Zeiten für Jörg Ziercke, den Präsidenten des Bundeskriminalamtes (BKA). Immer noch müssen er und seine Beamten im Prozess um die Morde des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) erklären, warum ihnen jahrelang Hinweise auf das vermeintliche Terrortrio entgangen waren. Bei der Aufarbeitung der Affäre um den US-Geheimdienst NSA wurden Fragen nach der Effizienz der BKA-Abteilung Polizeilicher Staatsschutz laut. Und nun ist Ziercke selbst ins Visier der Kritiker geraten. Was wusste er von den Ermittlungen seiner Behörde im Fall des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy, der unter Verdacht steht, über einen kanadischen Anbieter kinderpornografisches Material geordert zu haben? Einen ehemaligen Mitarbeiter seines Hauses, der ebenfalls auf der Bezugsliste der Händler stand, hat er diskret in den vorläufigen Ruhestand entsorgt.

Nun häufen sich die Fragen nach der Kontrolle des BKA. Ziercke selbst weist die Diskussion seit Monaten „als überflüssig“ zurück. Seine Behörde handle zur polizeilichen Gefahrenabwehr aufgrund konkreter Gefahren und sei daher ohnehin einer richterlichen Kontrolle unterzogen. Allerdings veröffentlichte bereits vor einigen Monaten ein sechsköpfiges Expertengremium, das im Auftrag der Bundesregierung die sogenannten Sicherheitsgesetze der vergangenen zwölf Jahre erstmals grundlegend überprüft hat, einen Bericht mit der Empfehlung, das BKA ähnlich wie die Geheimdienste unter die Aufsicht eines Kontrollgremiums des Bun-destags zu stellen. Bisher ist das BKA als Polizeibehörde dem Bundesinnenministerium unterstellt, Antiterrorermittlungen werden vom Amtsgericht in Wiesbaden kontrolliert, wo die Behörde ihren Sitz hat. Mancher Innenpolitiker der Großen Koalition würde lieber den Bundesgerichtshof zuständig sehen, darüber hinaus ein Kontrollgremium des Bundestags einrichten. Ziercke ist strikt dagegen: „In den vorhandenen Rechtsnormen ist die Übermittlung von personenbezogenen Daten zwischen Nachrichtendiensten, Polizeien und anderen Behörden eindeutig geregelt, weshalb es für die Errichtung der Zentren keiner Parallelgesetze bedarf.“ Peter Entinger


Warnung vor dem Strohmann
Etihad versucht Mehrheit bei Air Berlin zu erlangen

Nachdem Air Berlin mehrmals die Vorlage der Jahresbilanz verschoben hat, ist erneut eine Diskussion um die Zukunft von Deutschlands zweitgrößter Fluglinie entbrannt. Branchenkenner gehen davon aus, dass die arabische Fluggesellschaft Etihad Airways bei der wirtschaftlich stark angeschlagenen Air Berlin komplett das Ruder übernehmen will. Das Problem dabei ist, dass nach den geltenden internationalen Vereinbarungen die wertvollen Streckenrechte daran gekoppelt sind, dass die Fluglinie ein mehrheitlich deutsches oder zumindest europäisches Unternehmen bleibt.

Damit die Fluggesellschaft des Emirats Abu Dhabi trotzdem in den Besitz der Rechte kommt, sind mehrere Lösungen denkbar. So könnten die Araber ihren Anteil bei Air Berlin von derzeit knapp 30 Prozent auf nur 49,9 Prozent aufstocken. Die übrigen Anteile übernähmen deutsche Gesellschafter wie etwa der Firmengründer Joachim Hunold. Im Bundesverkehrsministerium besteht aber die Sorge, dass diese Gesellschafter nur als Strohmänner gedacht sein könnten und in Wahrheit Emirates alles bestimmt. Auch die EU-Kommission hat angekündigt, die Etihad-Beteiligungen untersuchen zu wollen.

Als eine weitere mögliche Variante gilt ein indirekter Erwerb von Air Berlin über die angeschlagene italienische Fluglinie Alitalia. Derzeit sucht Italiens Regierung händeringend nach einem Investor für den Pleitekandidaten Alitalia. Nach einem Blick in die Geschäftsbücher, ist die zeitweise am Kauf von Alitalia interessierte Fluggesellschaft Air France-KLM wieder abgesprungen. Umso wahrscheinlicher wäre es, dass die italienische Regierung nicht allzu genau hinsähe, wenn sich die finanzkräftige Etihad als Retter anböte. Folgendes Szenario wäre dann denkbar: Alitalia würde faktisch aus Abu Dhabi gelenkt werden, aber auf dem Papier weiterhin als europäische Fluglinie firmieren. Alitalia könnte so als Strohmann für Etihad auftreten und bei Air Berlin die Rolle eines europäischen Mitgesellschafters spielen. Würde Rom mitspielen, könnten sowohl Alitalia als auch Air Berlin das behalten, was sie aus Sicht der Araber so interessant macht: ihre Streckenrechte in Europa.

Angesichts solcher Aussichten sind die Bundesregierung als auch die Lufthansa alarmiert. Würde Etihad durch die Hintertür im europäischen Luftverkehr Fuß fassen und so zum direkten Konkurrenten für Lufthansa werden, dann wäre dies ein äußert ungleicher Kampf. Etihad befindet sich nämlich im Besitz der Regierung von Abu Dhabi, also der Herrscherfamilie Al Nahyan, die Etihad als langfristiges Investment betrachtet. Ob die Fluglinie Gewinne macht oder wie aktuell in ganz Europa einen Verlustbringer nach dem anderen aufkauft, ist für den Besitzer zweitrangig. In der Beziehung hat Etihad gegenüber der Lufthansa einen Wettbewerbsvorteil.

Allerdings ist die Vorstellung, dass stets gleiche und faire Ausgangsbedingungen herrschen angesichts der aktuellen Bedingungen der Globalisierung illusorisch. Wohin naive Parolen vom freien Spiel der Kräfte führen, lässt sich am Schicksal des Baukonzerns Hochtief ablesen. Als im Jahr 2010 Befürchtungen laut wurden, der hochverschuldete spanische Konzern ACS habe es nur auf das Tafelsilber und die Kasse von Hochtief abgesehen, beschied der damalige Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP): „Er wolle … nicht in Marktprozesse eingreifen.“ Vier Jahre später scheinen sich nun die schwärzesten Prognosen in Sachen Hochtief zu bestätigen. Nicht einmal drei Jahre sind seit der feindlichen Übernahme im Mai 2011 vergangen und schon ist der einstige deutsche Branchenprimus durch die Spanier weitgehend ausgeschlachtet.

Nun droht im Drama um Hochtief der letzte Akt eingeläutet zu werden, so zumindest interpretiert die „Wirtschaftswoche“ die derzeit laufenden Aktivitäten der Spanier. Was vom deutschen Konzern noch nicht verscherbelt worden ist, dürfte alsbald der spanischen ACS einverleibt werden. Damit würde das Unternehmen Hochtief schließlich vom Markt verschwinden. Absurderweise wird Hochtief seinen Ausverkauf an den spanischen Investor aus der eigenen Kasse bezahlt haben. N.H.


MELDUNGEN

Marine blutet aus

Berlin – Mittelmeer, Horn von Afrika und demnächst noch die Absicherung der Vernichtung syrischer Chemiewaffen. Die nur noch 12000 Köpfe zählende Deutsche Marine trägt einen großen Teil der Einsatzbelastung der Bundeswehr und hat damit ihre Belastbarkeitsgrenze erreicht. Selbst der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Axel Schimpf, kann daran nichts mehr beschönigen: „Die Marine ist, was ihre Ressourcen angeht, fast ausgereizt. Das gilt sowohl materiell als auch personell.“ Derzeit sind fast zehn Prozent aller Dienstposten nicht besetzt. Um den Personalbedarf zu decken, müsste nach der Rechnung des Verteidigungsministeriums jeder sechste Taugliche eines Jahrgangs zur Bundeswehr gehen und von diesen wiederum jeder Sechste sich für die Marine entscheiden. Eine Rechnung, die nicht aufgeht. J.H.

 

Angriff auf AfD-Wahlstand

Duisburg – Die Duisburger Polizei fahndet derzeit nach mehreren Männern, die am vergangenen Sonnabend einen Wahlkampfstand der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) angegriffen haben. Nachdem die AfD-Wahlkämpfer den ganzen Tag über bereits beschimpft und sogar bespuckt worden waren, griffen am späten Nachmittag mehrere Vermummte gezielt den Stand an. Laut Zeugenaussagen sollen sie versucht haben, die Unterschriftenliste zu entwenden, die die AfD dringend benötigt, um für die Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen im Mai zugelassen zu werden. Am Montag nach dieser Aktion endete die Frist, bis zu der die nötige Anzahl Unterstützerunterschriften eingereicht werden musste. Die Entwendung der Liste misslang, doch ein AfDler wurde verletzt, der Wahlstand demoliert und Werbematerial zerstört. Bel


S. 6 Ausland

Angst vor der eigenen Saat
Saudi-Arabien distanziert sich von islamistischen Gruppierungen und versucht, Ägypten zu stabilisieren

Die 529 in der ägyptischen Provinzstadt Minja gefällten Todesurteile gegen Anhänger der Muslimbrüder stießen in der westlichen Welt auf Ablehnung. In Ägypten hingegen wurden sie vergleichsweise gelassen hingenommen, und für Saudi-Arabien sind sie offenbar ein Zeichen dafür, dass sich das krisengeschüttelte Nachbarland in die gewünschte Richtung entwickelt.

Wie kann ein mit Todesurteilen endender Schnellprozess gegen 529 Anhänger der Muslimbrüder im Sinne des radikal-islamistischen Saudi-Arabien sein? Und wieso bevorzugt Riad einen Militär an der Spitze Ägyptens? Fakt ist, dass der ägyptische Armeechef Abdel Fattah al-Sisi die Festigung seiner Macht massiv Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait verdankt. Sie haben seit dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi, der nach dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak mit seinen Muslimbrüdern in Wahlen die Macht in Ägypten erlangt hatte, die neue Übergangsregierung mit umgerechnet zwölf Milliarden US-Dollar gestützt. Hatten die USA zuvor Mursi gefördert, ist es nun Saudi-Arabien, das versucht, in Ägypten Einfluss zu gewinnen.

Diese Konstellationen sind äußerst verwirrend, wenn man nicht weiß, dass die Muslimbrüder, obwohl Moslems wie die Saudis, deren erklärte Feinde sind. Zugegeben, das waren sie nicht immer, doch spätestens 1990, als sie sich auf die Seite von Iraks Saddam Hussein stellten, riss das Band, das die wahhabitischen Saudis und die Muslimbrüder verbunden hatte, entzwei. Zudem – und auch das verwundert aus westlicher Perspektive – sind die Moslembrüder aus Sicht Riads viel zu pluralistisch. Mit ihren Forderungen nach religiöser Erneuerung und politischen Reformen sind sie dem saudischen Herrscherhaus ein Dorn im Auge, noch mehr als es der Westen je sein könnte, denn die Muslimbrüder verweisen bei ihrem Vorgehen auf den Islam. Da eine derartige Strategie auch bei der saudischen Bevölkerung verfangen könnte, die dann Veränderungen fordert, wurde Anfang April in Riad ein Anti-Terror-Gesetz verabschiedet, das neben atheistischem Gedankengut auch die Muslimbrüder, al-Kaida, die im syrischen Bürgerkrieg aktive Al-Nusra-Front und die Isis-Milizen sowie die Hisbollah zu Terrororganisationen erklärt.

Hatte Saudi-Arabien lange willkürlich fast jede islamistische Gruppierung in der Welt unterstützt und war dafür auch massiv kritisiert worden, so schränkt das Land nun die Förderung extrem ein und erklärt sogar vorherige Freunde zu Feinden. Künftig drohen saudischen Bürgern, die im Ausland für den Islam gekämpft haben, bis zu 20 Jahren Haft. Die Angst davor, dass ausgebildete Kämpfer zurück nach Saudi-Arabien kehren, mit dem Ziel, die dortige Monarchie zu stürzen, ist offenbar groß.

Noch interveniert Riad zwar nicht gegenüber den USA, die die aus ihrer Sicht moderaten syrischen Rebellen im Kampf gegen Baschar al-Assad mit Waffen beliefern, doch selbst wird weniger aktiv mitgemischt. Dies ist insoweit verwunderlich, da der verhasste Assad dank Unterstützung der ebenfalls verhassten libanesischen Hisbollah allmählich wieder die Oberhand im Bürgerkrieg zu erlangen scheint. Die Hisbollah wiederum wird genau wie die Moslembrüder von Katar finanziert, mit dem sich Riad vor wenigen Wochen deswegen derart überworfen hat, dass man gegenseitig die Botschafter abzog.

Momentan erscheint es den Saudis allerdings wichtiger zu sein, Ägypten zu stabilisieren. Daher wird auch der Armeechef al-Sisi in seinem Ringen um das Präsidentenamt unterstützt. Zudem ist er, wie er beim Sturz der Mursi-Regierung und der Muslimbrüder gezeigt hat, nicht nur ein Mann, der bereit ist, Gewalt einzusetzen, sondern auch ein gläubiger Moslem. Seine Frau soll Schleier tragen, und er selbst kann auch gläubige Moslems an sich binden. Diesen gilt es nun, eine Alternative zu den Muslimbrüder zu bieten, die genau wie unter Mubarak inzwischen wieder verboten sind. Dies mag Katar und übrigens auch der Türkei nicht gefallen, und auch im Oman, Tunesien und Marokko akzeptiert man sie noch in der eigenen politischen Landschaft, doch das war es dann auch schon. Die USA haben schon vor Längerem bemerkt, dass sie mit Mursi auf das falsche Pferd gesetzt haben und halten sich derzeit bedeckt.

Sollten die 529 Todesurteile in Minja jedoch vollstreckt oder gar noch weitere gefällt werden, könnte Ägypten die Spaltung drohen, auch wenn zahlreiche Beobachter erstaunt darüber waren, wie gleichgültig die Ägypter überwiegend auf die Urteile reagierten, die jeglicher Rechtsstaatlichkeit widersprechen. Bis zum 28. April will der ägyptische Großmufti, der islamische Rechtsgelehrte, prüfen, ob er die Urteile aus dem Massenprozess für rechtskräftig erklärt.

Ende Mai steht al-Sisi als Präsident zur Wahl. Da die Stimmung im Land für den inzwischen zurückgetretenen Armeechef spricht, dürfte es für ihn ein klarer Sieg werden. Nach über zwei Jahren Unruhen wollen die Ägypter offenbar wieder Frieden im Land, auch wenn dieser zum Teil nur durch erhöhte Militärpräsenz zu erreichen ist. Die Ideale, die viele Bürger des Landes im Rahmen des „Arabischen Frühlings“ auf die Straße trieben, sind inzwischen in Vergessenheit geraten. Meinungs- und Pressefreiheit sind weniger wichtig als ein voller Bauch und Sicherheit, so die Erkenntnis der Ägypter aus den Ereignissen der letzten Jahre. Diese Resignation wiederum ist ganz im Sinne Saudi-Arabiens. Das Land steht aufgrund der Altersschwäche des Königs demnächst vor einem Herrscherwechsel. Unruhe, die von außen ins Land getragen wird, kann man hierbei in Riad gar nicht gebrauchen. Rebecca Bellano


Unklare Position
Krimtataren wollen eigenes Referendum

Am 15. April wollen die Krimtataren auf einer Sitzung des Kurultai (große Versammlung) über die Durchführung eines eigenen Referendums entscheiden. „Als einziges Volk mit dem Recht, die Krim zu besiedeln“, fordern sie ein autonomes Gebiet auf der Halbinsel.

Während die westliche Presse berichtete, die Mehrheit der Krimtataren seien für den Verbleib in der Ukraine und gegen das Referendum gewesen, sprechen die Zahlen eine andere Sprache. 95 Prozent der Befragten stimmten für den Anschluss an Russland bei einer Beteiligung von 83 Prozent der wahlberechtigten Bewohner der Krim. Hätte die nichtrussische Bevölkerung, deren Anteil knapp 42 Prozent beträgt, dagegen gestimmt, wäre ein anderes Ergebnis herausgekommen. Die Beobachterkommission, zu der auch EU-Abgeordnete zählten, stellten keine Verstöße gegen die Wahlvorschriften fest.

Offenbar ist die Spitze der krimtatarischen Vertreter uneinig. Der geistliche Führer Mustafa Dschemilew ist Abgeordneter der „Vaterlandspartei“ im ukrainischen Parlament. Er schlägt bedrohliche Töne gegenüber Moskau an und fordert härtere Sanktionen. Die russische Presse berichtet hingegen von einer wachsenden Zahl Krimtataren, die einen russischen Pass beantragen. Lenur Isljamow, der den krimtatarischen TV-Sender ATR und ein Taxiunternehmen leitet, sagt, die Krimtataren seien es leid, ihren Platz zwischen der Ukraine und Russland zu suchen. Er ruft seine Landsleute auf, auf Moskau zuzugehen.

280000 (zwölf Prozent) der 2,5 Millionen Bewohner der Krim sind Krimtataren, ein Turkvolk, dessen Sprache dem Türkischen nahekommt. Unter Stalin wurden die Krimtataren als „Nazi-Kollaborateure“ verfolgt und deportiert, 1988 durften sie zwar in ihre Heimat zurückkehren, jedoch nicht in ihre alten Siedlungsgebiete im Süden der Krim, sondern sie wurden auf der ganzen Halbinsel verteilt.

Dass die Vertretung der Krimtataren für die Zukunft der Krim eine Rolle spielt, hat auch Wladimir Putin verstanden. Er versprach Investitionen in die soziale Infrastruktur, in tatarische Schulen und Kindergärten, und signalisierte die vollständige Rehabilitation der Krimtataren als „Opfer Stalins“. Die neue Krim-Regierung bot den Krimtataren einen Platz im Kabinett an. Manuela Rosenthal-Kappi


Die Kriegstreiber von Ankara
Konferenz-Mitschnitt offenbart, dass Türkei in Syrien militärisch eingreifen will

Nachdem in der Türkei in den vergangenen Wochen schon mehrere kompromittierende Skandale an die Öffentlichkeit gelangt sind, ist nun eine neue Qualität erreicht. Bei einer heimlich im türkischen Außenministerium mitgeschnittenen Besprechung haben sich ranghohe türkische Beamte darüber unterhalten, wie sich ein Vorwand für einen Angriffskrieg gegen Syrien inszenieren lässt. Die Echtheit des Mitschnitts wurde von Ankara nicht bestritten, sämtliche Vorwürfe gingen in die Richtung, mit der Veröffentlichung wäre die Sicherheit der Türkei gefährdet worden.

Die beteiligten Personen – Außenminister Ahmet Davutoglu, Geheimdienstchef Hakan Fidan, Unterstaatssekretär Feridun Hadi Sinirlioglu und Vize-Armeechef Yasar Güler – sprechen darüber, wie es sich arrangieren ließe, dass eine militärische Intervention im Nachbarland vor der Öffentlichkeit gerechtfertigt erscheint. Den Ansatzpunkt für die Überlegungen bietet eine völkerrechtliche Skurrilität. Rund 25 Kilometer südlich der Türkei auf syrischem Gebiet liegt das Grabmal von Süleyman Schah, dem Großvater des osmanischen Reichsgründers Osman. Vertraglich abgesichert gilt die Grabstätte als türkisches Territorium, das sogar von 25 türkischen Soldaten bewacht wird. Nachdem die Gegend um das Grab im Zuge des syrischen Bürgerkrieges inzwischen von radikalen Islamisten erobert wurde, sind von der Erdogan-Regierung bereits Vergeltungsschläge für jeden Angriff auf das Grabmal angekündigt worden. Aus dem abgehörten Gespräch ergibt sich nun allerdings, dass die türkische Führung sogar bereit ist, selbst einen Vorwand für Militärschläge gegen Syrien zu inszenieren. „Ich schicke vier Männer auf die andere Seite und lasse sie acht Stück (Granaten oder Raketen) auf ein leeres Feld (in der Türkei) schießen. Das ist kein Problem. Ein Vorwand lässt sich konstruieren“, so Geheimdienstchef Fidan, der als enger Vertrauter Erdogans gilt.

Deutlich wird ebenso, von wem die Anregung zu derartigen Überlegungen stammt: „Der Premierminister hat gesagt, dass wir in der gegenwärtigen Situation diesen Angriff als Chance für uns sehen sollten.“ Der Hinweis deutet an, worum es bei den Planspielen zu gehen scheint: Der Schutz der osmanischen Grabstätte auf syrischem Gebiet als sprichwörtlicher Fuß in der Tür, dem weitere militärische Schritte in Syrien folgen.

Dass es in Ankara solche Überlegungen gibt, kann als Zeichen des Scheiterns von Erdogans bisheriger Syrien-Politik gesehen werden. Bei dem Versuch, die Regierung des Nachbarlandes zu stürzen, sind die „gemäßigten“ Islamisten, die von der Türkei zusammen mit den USA unterstützt werden, ins Hintertreffen geraten. Durchgesetzt haben sich stattdessen fanatische Kräfte wie die Al-Nusra-Brigaden oder die Isis-Milizen, die für einen islamischen Staat im Irak und der Levante kämpfen. Diese Gruppen stehen nun unmittelbar vor der türkischen Grenze und werden damit für die Türkei zum Problem.

Auswirkungen hätte Ankaras Kriegsprovokation unter falscher Flagge bis nach Deutschland, denn im Dezember 2012 wurde auf Ersuchen Ankaras ein Bundeswehrkontingent im Süden der Türkei stationiert. Ein scheinbar von Syrien auf türkisches Gebiet erfolgender Angriff würde zudem den Nato-Bündnisfall samt Verpflichtungen für Deutschland auslösen.

Geradezu skandalös wirkt vor diesem Hintergrund, wie ein Großteil der deutschen Politik und der Medien mit dem Mitschnitt umgegangen sind. Verharmlosend war meist nur von der abgehörten Konferenz die Rede, aber wenig über die dabei besprochenen Kriegspläne. Oft genug wurde sogar hinter der Meldung „Erdogan sperrt Youtube“ die noch brisantere Nachricht versteckt, worum es der türkischen Regierung bei der Blockade des Internetdienstes eigentlich ging, nämlich um den Versuch, die Verbreitung des brisanten Mitschnitts zu verhindern, um den Versuch zu verheimlichen, dass die Führung des Nato-Mitglieds Türkei überlegt, wie sich ein Kriegsvorwand inszenieren lässt.

Spannend könnte vor diesem Hintergrund werden, welche rhetorischen Kunststücke aufgeboten werden, wenn sich am 20. Juli die türkische Besetzung Nord-Zyperns zum 40. Mal jährt. Ähnlich wie Russland nun auf der Krim hatte die Türkei 1974 ihre militärische Intervention damit gerechtfertigt, eigene Landsleute auf Zypern schützen zu müssen. Vier Jahrzehnte Besetzung und die Installation eines international isolierten Marionettenregimes auf Nord-Zypern waren für den Westen bisher kein Hindernis, mit der Türkei über einen Beitritt zur EU zu verhandeln. Genauso überfällig erscheint die Frage, welche Berechtigung ein Militärbündnis wie die Nato noch hat, wenn es Mitglieder wie die Türkei duldet. N. Hanert


MELDUNGEN

Stimmzettel im Müll

Ankara – Einem Bericht der türkischen Zeitung „Hürryiet“ zufolge sind nach den türkischen Kommunalwahlen in der südtürkischen Provinz Osmaniye Stimmzettel in Müllsäcken gefunden worden. Fundort waren sechs Schulen, die als Wahllokale gedient hatten. Dem Bericht nach waren die aufgefundenen Stimmzettel zugunsten der derzeit größten Oppositionspartei Republikanische Volkspartei (CHP) und der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) zur Verbrennung vorgesehen. Nach dem veröffentlichten amtlichen Endergebnis hat in dem betreffenden Wahlbezirk die Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) von Premier Recep Tayyip Erdogan nur knapp vor der kemalistischen CHP gewonnen. N.H.

 

Boston-Attentat: Russland warnte

Washington – Einem Bericht des US-Fernsehsenders NBC News zufolge hat es im Vorfeld des Anschlags auf den Boston-Marathon vom 15. April vergangenen Jahres mehrere Ermittlungspannen gegeben. So soll der russische Nachrichtendienst FSB mit detaillierten Informationen mindestens zweimal US-Sicherheitsbehörden vor Tamerlan Zarnajew, dem mutmaßlichen Haupttäter, gewarnt haben. Eine Überwachung der Reiseaktivitäten des gebürtigen Tschetschenen soll unter anderem deshalb im Sande verlaufen sein, weil der Familienname Zarnajew beim National Counterterrorism Center (NCTC) in einer abweichenden Schreibweise in einer Datenbank für Terrorverdächtige erfasst wurde. Währenddessen ließen Anwälte der Familie wissen, dass das FBI mehrfach versucht habe, Tamerlan Zarnajew als Informanten anzuwerben. N.H.


S. 7 Wirtschaft

Reif für Veränderung
Schwäche der österreichischen Wirtschaft lässt Oppositionsparteien zumindest in Umfragen steigen

Das jahrelange Debakel um das Milliardengrab der Pleitebank Hypo Alpe Adria nagt gewaltig am Renommee österreichischer Politiker und Banker. Hinzu kommt nun die fatale Abhängigkeit von russischem Gas. Steht die Wirtschaft Österreichs vor ihrem Niedergang?

„Was ist mit unserem Gas?“, so die meistgehörte Reaktion im Alpenland, als Anfang März die Krim-Krise eskalierte. Österreich deckt einen wesentlichen Teil seines Energiebedarfs durch importierte Gaslieferungen, deren Pipelines durch die Ukraine laufen. Die Hauptstadt Wien liegt nur 450 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt; umso besorgter reagierten Politiker und Wirtschaftsleute auf die Nachrichten aus dem Nachbarland.

Der Energiebedarf Österreichs hat sich in den letzten 40 Jahren nahezu verdoppelt, zum wesentlichen Teil gedeckt durch fossile Träger wie Erdöl, Gas und Kohle. Die Erneuerbaren Energien wie Wasser, Biomasse, Sonne werden zwar ausgebaut, spielen aber nach wie vor nur eine Nebenrolle in der Energieversorgung. Vor allen Dingen Bergbau und Industrie, die zusammen 22,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaften, sind abhängig von zuverlässigen Energielieferungen, die nun gefährdet erscheinen, sollte sich die Lage im Osten wieder zuspitzen. Österreichs Politiker der Großen Koalition aus ÖVP und SPÖ waren daher in den vergangenen Wochen auf EU-Ebene vor allen Dingen daran interessiert, den „russischen Bären“ nicht durch harte Wirtschaftssanktionen weiter zu reizen.

In den vergangenen 20 Jahren hat Österreich mit seinen 8,5 Millionen Einwohnern wie kaum ein anderes Land Europas vom Fall des Eisernen Vorhangs profitiert. Österreichische Firmen belebten wieder ihre Netzwerke aus dem alten Habsburger Reich. Wer heute durch Slowenien, Ungarn, Tschechien, die Slowakei oder Kroatien fährt, sieht überall die Schilder österreichischer Firmen, Sparkassen und Banken. Genau hier begann das große Debakel um die heute notverstaatlichte Hypo Alpe Adria. Die kleine 1894 im Bundesland Kärnten gegründete Regionalbank sollte sich zum großen Player in Südosteuropa zwischen Alpen und Adria entwickeln. 1991 begann die Bank mit ihrer Expansion in Slowenien. Im Jahr 2006 erreichte die Garantiesumme der Bank mit 24,7 Milliarden Euro ihren Höchststand. 2007 übernahm die Bayrische Landesbank (BayernLB) für rund 1,6 Milliarden Euro die Mehrheit an der Bank, womit das Desaster bald auf das CSU-geführte Bayern übergreifen sollte. Wegen der Finanzkrise schrieb das Institut 2008 rote Zahlen. Im Geschäftsjahr 2009 betrug der Verlust bereits 1,6 Milliarden Euro. Die Bank musste notverstaatlicht werden. Die BayernLB stieg schließlich gerade noch rechtzeitig mit einem Milliardenverlust aus dem Abenteuer aus. Heute wird die Bank mit immer neuen Geldspritzen staatlicherseits gestützt. Gerade gab die EU grünes Licht für bereits geflossene Gelder und neue Staatshilfen bis zur Höhe von 5,4 Milliarden Euro bis 2017.

Für ein Land mit einem BIP von rund 314 Milliarden Euro im Jahr 2013 mögen die Verluste tragbar sein, aber sie nagen an der Innovationsfähigkeit und der Reputation des Landes, besonders an deren Finanzminister und ÖVP-Parteichef Martin Spindelegger. Untersuchungsausschüsse des Parlaments stehen im Raum und die schwarz-rote Große Koalition aus ÖVP und SPÖ verliert derzeit massiv an Zustimmung der Wähler. Eine Sonntagsfrage im Auftrag des „Kurier“ zeigt, dass die Regierungskoalition ihre Mehrheit verloren hätte.

Auch die im letzten Jahr gestiegene Arbeitslosenquote auf über fünf Prozent bereitet den Koalitionären Sorge. Gemessen am EU-Durchschnitt sind für Österreich zwar immer noch niedrige Werte, aber Wirtschaftsforscher aus Linz zeigten sich alarmiert, weil darunter 78000 Jugendliche sind, die weder eine Arbeit noch eine Ausbildung besitzen. Kaum zu trösten vermag die Alpenländler, dass Krisenländer wie Bulgarien, Italien oder Spanien eine dreifach höhere Zahl solchermaßen verlorener Jugendlichen aufweisen.

Für die Oppositionsparteien sind diese Nachrichten Wasser auf ihre Mühlen. Die Umfragewerte der konservativen FPÖ und der wirtschaftsliberalen Neos-Partei steigen. Die Große Koalition verwalte den Stillstand des Landes, behauptet der Neos-Parteichef, Matthias Strolz. Die Regierenden würden mit ihrer Klientel-Politik nicht zukunftsfähig sein. Das Bildungs- und Sozialsystem müsste dringend fit gemacht werden. Ein Fünftel der österreichischen Schüler könnten kaum mehr richtig Lesen und Schreiben. Im Pensionssystem sei das faktische Eintrittsalter viel zu

niedrig und tauge für die Enkelgeneration nicht mehr. Daher schlägt Strolz ein Flexi-Rentensystem ähnlich wie in Schweden vor, wo Lebensarbeitszeitkonten geführt werden. Die Vorschläge für Wirtschafts-, Bildungs- und Sozialreformen kommen bei den Wählern gut an. Die FPÖ liegt nach der letzten Wählerumfrage des „Kurier“ mit 24 Prozent bereits auf Platz 2 und die Neos haben mit 13 Prozent die Grünen überholt. Hinrich E. Bues


China vorerst stabil
Wachstum in Ostasien in diesem Jahr offenbar passabel

Da an eine wirkliche Erholung der Konjunktur in Europa nicht zu denken ist, blicken die deutschen Unternehmen noch aufmerksamer als sonst Richtung Asien. Hier ruhen ihre Hoffnungen auf ein gutes Geschäftsjahr 2014. Umso mehr dürften die Experteneinschätzungen der letzten Tage bei ihnen für Erleichterung gesorgt haben. So erwartet die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) für die Region Ostasien insgesamt in diesem Jahr ein Wachstum von 6,7 Prozent. Südkorea würde sich erholen, Indien wieder auf den Weg des Wachstums zurückfinden, ebenso Malaysia. Motor der Region bliebe aber immer noch China, dem die ADB ein Wachstum von 7,5 Prozent zutraut. Das ist zwar deutlich weniger als das erfolgsverwöhnte Reich der Mitte noch vor einigen Jahren verzeichnen konnte, aber angesichts der Rahmenbedingungen passabel.

Die in Hongkong sitzende ADB ist mit ihrer Einschätzung keineswegs allein. Auch die Weltbank schließt sich den Prognosen an. Da sich China in einer Phase des Umbruchs befindet, wird allgemein aber eher von weniger, denn von mehr Wachstum ausgegangen. Peking will, dass China nicht mehr Billigproduzent ist, sondern setzt auf Konsum und Dienstleistungen. Aus gleich mehreren Gründen leidet die Industrie an großen Überkapazitäten, die behutsam abgebaut werden müssen. Massenarbeitslosigkeit würde die Stabilität des 1,2 Milliarden Einwohner zählenden Landes gefährden. Ziel ist, das Bildungsniveau der Bevölkerung und deren Wohlstand deutlich zu erhöhen.

Im Ausland wird die von Peking betriebene Transformation eher positiv bewertet. Zwar wird China damit einerseits auch immer mehr zum Konkurrenten für die westlichen Industrienationen, andererseits winkt ein riesiger Absatzmarkt für westliche Produkte. Die Unternehmensberatung Ernst & Young rechnet damit, dass aufgrund des Anwachsens der Mittelschicht im Jahr 2030 rund 30 Prozent des weltweit verfügbaren Einkommens in chinesischen Haushalten zu finden sein werden. Allerdings stellt das Land mit seinen allein 40 Millionenstädten und den teils sehr unterschiedlichen Lebensgewohnheiten keineswegs einen einheitlichen Markt dar. Diesen für sich einzunehmen, dürfte auch für deutsche Firmen eine Herausforderung darstellen. Bel


Paris geht leer aus
Yuan-Handel: Frankfurt am Main und London von Peking auserkoren

Der Finanzplatz Frankfurt am Main ist der große Gewinner der jüngsten Europa-Reise von Chinas Premier Xi Jinping. Wie aus einer Absichtserklärung der Deutschen Bundesbank und der chinesischen Zentralbank hervorgeht, wird die Mainmetropole zum ersten Handelszentrum in der Euro-Zone für die chinesische Währung Yuan. Teil der vereinbarten Kooperation ist der Aufbau einer sogenannten Clearing Bank, über die in Frankfurt künftig der Handel in Yuan abgewickelt werden kann. Welche Bank in Frankfurt eine Lizenz der chinesischen Zentralbank für solche Währungsgeschäfte erhält, ist noch nicht bekannt. Es ist davon auszugehen, dass die Wahl auf die dortige Niederlassung eines chinesischen Geldinstitutes, etwa der Bank of China, fallen wird.

Für die Stadt Frankfurt, die mit Rückendeckung der deutschen Politik darum geworben hat, Standort der Clearing Bank zu werden, ist die Entscheidung ein großer Erfolg. Nun nicht mehr gezwungen, auf Hongkong auszuweichen, wird vor allem für deutsche Mittelständler das China-Geschäft einfacher. Da bei Finanztransaktionen der Umweg über eine Dollar-Umrechnung entfällt, wird mit einem jährlichen Sparpotenzial von mindestens 500 Millionen Euro gerechnet. Zudem werden sich Wechselkursrisiken besser absichern lassen.

Neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet das Abkommen der beiden Zentralbanken aber auch der Frankfurter Börse: Sie kann künftig mehr auf Yuan laufende Anleihen und andere chinesische Finanzprodukte handeln. Quasi als Nebeneffekt könnte damit auch der Devisenhandel in Frankfurt wieder zunehmen. Große Teile dieses Geschäfts waren in den vergangenen Jahren entweder nach London abgewandert oder weggefallen, da innerhalb der Euro-Zone kein Handel mit Devisen mehr nötig ist.

Um den Zuschlag, die erste Drehscheibe für den Yuan-Devisenhandel außerhalb Asiens zu werden, hatten sich die großen Finanzplätze Europas einen regelrechten Wettkampf geliefert. Die chinesische Entscheidung für Frankfurt ist vor allem für Frankreichs Präsident François Hollande ein herber Rückschlag. Seine Bestrebungen, dass der Finanzplatz Paris die Kontrolle über das Euro-System übernimmt, haben einen Dämpfer erhalten. Trotz des Zuschlags für die Mainmetropole hofft Frankreichs Regierung jedoch weiterhin, Paris als Zentrum für den Handel mit der chinesischen Währung in der Euro-Zone etablieren zu könnte. Hoffnungen auf einen Anteil am Yuan-Geschäft macht sich ebenso noch immer Luxemburg. Ausschlaggebend für Frankfurt war für die Chinesen am Ende der Umfang der Handelsbeziehungen. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Volksrepublik in der Euro-Zone.

Neben Frankfurt kann die City of London nach Xi Jinpings Europa-Besuch einen Erfolg vermelden. Chinas Notenbank hat mit ihrem britischen Pendant ebenfalls ein Kooperationsabkommen unterzeichnet. Mit den beiden Handels-plätzen Frankfurt und London kommt das Reich der Mitte seinem Ziel näher, die eigene Währung langfristig neben dem US-Dollar und dem Euro als feste Größe zu etablieren. N.H.


MELDUNGEN

Krankenhäuser in Nöten

Dublin – Jede fünfte Klinik der 1500 untersuchten Krankenhäuser aus neun europäischen Ländern ist insolvenzgefährdet, so das Fazit der irischen Unternehmensberatung Accenture. Zum Zeitpunkt der Untersuchung 2011 schrieb die Hälfte der Kliniken Verluste. Da sich die Lage verschlechtert hat, dürften es jetzt noch mehr sein. Bel

 

Eigene Währung für Schotten

Edinburgh – Im Rahmen des für September geplanten Referendums, in dem sich die Schotten für eine Lossagung von Großbritannien entscheiden können, werfen nun Experten die Frage auf, ob ein unabhängiges Schottland nicht auch eine eigene Währung benötige. Die Einführung einer solchen wird mit Kosten von über eine Milliarde Euro beziffert. In Schottland ansässige Banken und Finanzdienstleister überlegen auch deswegen, ihren Hauptsitz an den Finanzplatz London zu verlegen. Dies wäre für Schottland fatal, da in der Branche sechs Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigt sind und 13 Prozent der Wirtschaftsleistung hier generiert werden. Bel

 

EZB dreht Geldhahn zu

Wien – Nachdem die EZB der österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria in den ersten Apriltagen bis auf weiteres weitere Kredite versagt hat, ist die Große Koalition erneut verzweifelt dabei, die Bank mit Steuergeldern (siehe Aufmacher) zu retten. Wenige Tage, nachdem die EZB den Geldhahn zugedreht hat, sah sich die Regierung gezwungen, weitere 750 Millionen Euro sofort an die Bank zu überweisen. In den nächsten Monaten werden vermutlich weitere 700 Millionen Euro folgen müssen, um die große Kapitallücke zu schließen. Bel


S. 8 Forum

Falsche Taktik
von Jan Heitmann

Historische Vergleiche sind so eine Sache, besonders dann, wenn man über allenfalls rudimentär zu nennende Geschichtskenntnisse verfügt. Dementsprechend hätten die beiden Juristen Hillary Clinton und Wolfgang Schäuble besser schweigen sollen, statt Wladimir Putin mit Adolf Hitler zu vergleichen. Bei Schäuble kam die edle Selbsterkenntnis, dass man „blöd“ sein müsse, um „jemanden mit Hitler zu vergleichen“, indes erst, als eben dieser Vergleich bereits über seine Lippen gekommen war. Schäuble meinte nämlich, bei Putins Krim-Politik Analogien zu Hitlers Vorgehen in der Sudetenkrise erkannt zu haben. Ganz abgesehen davon, dass die politischen Rahmenbedingungen 1938 andere waren als heute in Sachen Krim — Stichwort Münchner Abkommen — sollte ein Minister seine Worte besser abwägen. Gestehen wir ihm zu, dass er Putins und Hitlers Politik lediglich vergleichen, nicht aber gleichsetzen und schon gar nicht beide Männer auf eine Stufe stellen wollte. Dann aber sollte er zu seiner Äußerung stehen, diese auch klarstellen und auch den Mut haben, sich zu seiner mangelnden Geschichtskenntnis zu bekennen. Medienschelte ist mit Sicherheit die falsche Taktik.


Nicht hoffnungslos
von Philipp Hötensleben

Afghanistan ist alles andere als stabil, die Taliban sind nicht besiegt. Viel zu viel ist schiefgelaufen beim Engagement der sogenannten internationalen Staatengemeinschaft und läuft noch immer schief (siehe S. 1). Und doch ist nicht alles schlecht im Land, die Lage noch nicht ganz hoffnungslos. Denn die Afghanen haben bei der Präsidentenwahl gezeigt, dass sie an die Zukunft glauben und dass sie wollen, dass es unter einer handlungsfähigen Regierung mit ihrem Land vorangeht. Trotz unmissverständlicher Todesdrohungen der Taliban sind sie zur Wahl gegangen und haben den demokratischen Wechsel an der Staatsspitze ermöglicht. Sie haben all denen, die den Aufbau der Demokratie am Hindukusch verhindern wollen, stolz den Tintenfinger gezeigt. Das Zeichen dafür, dass man gewählt hat und das Symbol für das erwachte demokratische Bewusstsein eines Volkes, das man landläufig nur mit Krieg, blutigen Stammesfehden und Drogenhandel in Verbindung bringt. Und der scheidende Präsident Hamid Karzai hat etwas von seiner früher so bewunderten Weisheit zurückgewonnen, indem er darauf verzichtet hat, durch die Aufstellung eines Verwandten oder einer Marionette so etwas wie eine Präsidialdynastie zu begründen.

Wer immer der Wahlsieger sein mag, gewonnen hat schon jetzt in jedem Fall das afghanische Volk. Bei allem berechtigten Pessimismus bei der Beurteilung der gegenwärtigen Lage und der Zukunftsaussichten Afghanistans gebührt ihm Respekt. Denn es hat mutig eine Grundvoraussetzung dafür geschaffen, dass das Land nach dem Rückzug der internationalen Truppen nicht zwangsläufig im Chaos versinkt.


Ankara endlich Grenzen zeigen
von Rebecca Bellano

Wann ist eigentlich die rote Linie überschritten oder gibt es gar keine? Letzteres ist wahrscheinlich, wenn es um das Thema EU-Beitritt der Türkei geht. Gut, dieser steht nicht für heute oder morgen, ja nicht einmal für in zehn Jahren an, doch trotzdem wird weiter verhandelt und fließt weiter aus den EU-Töpfen für Beitrittskandidaten Geld nach Ankara.

Bereits Erdogans hartes Vorgehen gegen die Gezi-Park-Demonstranten im letzten Sommer hätte bei der EU für Entsetzen sorgen sollen. Selbst als er wegen Korruptionsverdacht auf Regierungsebene ermittelnde Staatsanwälte absetzte, geschah nichts. Und obwohl in der Türkei unzählige Journalisten in Haft einsitzen und Erdogans Umgang mit freier Meinungsäußerung, wie am Beispiel von Twitter- und Facebook-Sperrung zu sehen war, nicht europäischen Werten entspricht, gilt das Land weiter als Beitrittskandidat. Doch was soll man als EU-Bürger eigentlich selbst noch von den Repräsentanten in Brüssel halten, wenn sie sich so wenig für die eigenen Werte einsetzen?

Natürlich ist es unrealistisch, dass die Türkei unter Erdogan zu europäischen Werten zu bekehren ist, doch das weiß im Grunde jeder der Beteiligten, und daher wäre es viel wertvoller, dieses auch offen zu akzeptieren. Vermutlich hätte Ankara nach anfänglich wütendem Getöse schlussendlich sogar mehr Respekt vor der EU, wenn diese dem Land offen den Beitrittsstatus aberkennen würde und fortan mit der Türkei nur noch als Partnerland verhandeln würde.

Wenn EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso den EU-Beitrittsprozess als „Anker der Reformen in der Türkei“ bezeichnet, so kann dies eigentlich nur höhnisches Gelächter bei den Türken auslösen. Allein im letzten Jahr hat sich das Land weiter von der EU wegbewegt, als es sich in den letzten Jahrzehnten zubewegt hat. Und nun tauchen auch noch Gerüchte auf, Ankara sei Organisator des Giftgas-Anschlages im syrischen Bürgerkrieg gewesen. Der US-Journalist Seymour Hersh will erfahren haben, dass US-Geheimdienste beim Abhören von türkischen Regierungsmitgliedern erfahren hätten, wie diese sich zu der gelungenen Aktion gratuliert hätten, da man so hoffe, die USA zum Kriegseintritt in Syrien bewegen zu können.

Angesichts der Meldung vor einigen Tagen, nach welcher der türkische Geheimdienstchef und Außenminister über einen fingierten Angriff von syrischer Seite auf die Türkei beratschlagten, um so einen Krieg gegen Syrien zu rechtfertigen (siehe Seite 6), erscheint Hershs These gar nicht so abwegig. Doch da schon das an die Öffentlichkeit gelangte äußerst brisante Gespräch des Außenministers mit dem Geheimdienstchef keine außenpolitischen Folgen für die Türkei hatte, dürfte selbst dann, wenn Hersh denn Recht hat, Ankara nichts passieren.

Diese Narrenfreiheit nervt nicht nur, sie zerstört auch den Glauben an die Repräsentanten des eigenen Systems.


Moment mal!
Zwickmühle trotz Windmühle
von Klaus Rainer Röhl

Manche Dinge, die in unserem Land selbstverständlich sind, kann man Ausländern nicht erklären, die Begriffe auch nicht übersetzen. Die bleiben dann als Fremdwort im Englischen bestehen. Wie zum Beispiel „Kindergarten“ oder „Weltschmerz“, ein Wort, das nach dem Erfolg von Jean Paul seinen weltweiten Siegeszug antrat begann. Im Ausland umschreibt man die skurrilen Befürchtungen der Deutschen mit „Le Waldsterben“ oder einfach mit „German Angst“. Gemeint ist das Gefühl, was unsere Nachrichtenmagazine im Fernsehen fast jeden Abend verbreiten. Sechs große Magazinsendungen haben wir in der ARD, fünf davon sind knall-links, von Alt-68ern und ihren Nachfolgern mit gleichbleibend ernster Miene wie eine Nachricht vorgetragen. Unglaubliche Missstände! Geldgierige Firma oder Regierung ist schuld. „Panorama“, „Fakt“, „Report Mainz“, „Kontraste“, „Monitor“ haben nachgefragt. Und bekamen keine Antwort. Die sechste Magazinsendung, „Report München“, einst zaghaft rechts, ist inzwischen auch auf die Angst-Linie eingeschwenkt und von den linken Brüdern kaum noch zu unterscheiden. Wir bleiben dran. Und in der nächsten Woche sehen Sie wieder unsere Kollegen. Unsere Kollegen vom Angst-Kartell. Angst vor zu viel Ozon oder zu wenig Ozon. Angst vor zu viel Sonne (Sonnenbrand = Hautkrebs) oder zu wenig Sonne (Vitaminmangel), zunehmende Erderwärmung oder Kältetod, Wassermangel oder Überschwemmungen. Angst vor eigentlich allem. Besonders natürlich vor der „Klima-Katastrophe“.

Die allgemein gesicherte Annahme – wie die, dass die Erde eine Kugel ist oder der Regen von oben nach unten fällt – ist, dass eine zunehmende Erwärmung der Erdatmosphäre droht, die durch den Ausstoß von immer mehr Kohlendioxid (CO2) verursacht wird. Das löst eine Serie von „Katastrophen“, Überschwemmungen, Dürren, Regenzeiten, Trockenperioden aus, grob zusammengefasst, eine Klima-Katastrophe. Obwohl das von zahllosen weltweiten Konferenzen anerkannt und bedauert wird, ist die Industrialisierung und damit die Produktion von CO2 global immer weiter gestiegen – ein nachvollziehbarer Grund nicht nur für die Deutschen, Angst zu bekommen. Falls diese Behauptungen stimmen. Eben das aber ist die Frage, die sich niemand mehr stellt. Denn die Erdtemperaturen haben sich im Gegensatz zu den ständigen Behauptungen des Weltklimarats (IPCC) zumindest in den letzten 15 Jahren nicht erhöht. Als 1767 die Temperaturmessungen begannen, war es – geringfügig – kälter. In der Erdvergangenheit aber war es oft sehr viel wärmer.

Nehmen wir mit der Mehrheit der veröffentlichten Meinung einmal an, dass der Ausstoß von CO2 tatsächlich nicht zu stoppen wäre, so bliebe nur der Rückgriff auf die einzige Energieform, die kein CO2 produziert – die Atomenergie. Die meisten Industriestaaten bauen deshalb ihre Atomkraftwerke aus. Nur die Deutschen nicht. Die Deutschen, geführt von einer Koalition aus zwei sozialdemokratischen Parteien unter Federführung von Königinmutter Angela Merkel, angeleitet und streng korrekt kontrolliert von mehrheitlich links denkenden Journalisten, haben sich zu allen unausgesetzten Kohlendioxid-Ängsten noch deutsche Extra-Sorgen aufgehalst:

Aufgeschreckt durch die Zerstörung des japanischen Atomkraftwerks in Fukushima durch einen Tsunami, die die Japaner nur zu mehr Vorsicht bei dem Bau zweier neuen Reaktoren veranlasste, erklärte Mutter-Kanzlerin Merkel ohne viel Federlesen oder Nachdenken die Politik der Minderheit der Grünen zu der ihren und verkündete den von diesen gar nicht mehr für möglich gehaltenen „Atomausstieg“, überzeugt, dass zuletzt am deutschen Wesen die Welt genesen müsse: Durch die Rückkehr zu der bei Beginn der industriellen Revolution aufgegebenen und aus touristischen Gründen in den Niederlanden und auf Ibiza erhaltenen Windmühlen. Ergänzend dazu beschloss sie praktisch im Alleingang, auch hierbei dem Vorschlag der Grünen folgend, die möglichst flächendeckende Installation von Solaranlagen auf deutschen Dächern zu fördern. Seitdem gibt es die „Erneuerbaren“. So werden sie in den Medien ohne Zusatz als fester Bestandteil unserer Welt zitiert und festgeschrieben. Wind ist dabei unser verlässlichster Lieferant. Aber der Strom aus den Umwelt- und nervenschädlichen Windmonstern, die bereits weite Flächen in Nord- und Mitteldeutschland bedecken, reichen nicht aus für den großen Energie-Bedarf des Industrielands Deutschland, lassen sich auch nicht ohne Schwierigkeiten transportieren. Da sind unsere im wahrsten Sinne des Wortes Verantwortlichen auf die Idee gekommen, wieder mehr Kohlekraftwerke zu nutzen, die heimische Braunkohle weiter im großem Umfang abzubauen und auf Gas zu setzen – Gas aus Russland, das wir uns dank Gazprom-Freund Gerhard Schröder ja für alle Zeiten gesichert haben. So wird – Schildbürger erhebt euch, und die Welt erlebt euch! – wieder massenhaft Kohlendioxid in die Luft geblasen! Was nun? Zwickmühle trotz Windmühle.

Wo aber Gefahr wächst, wächst doch das Rettende auch. Und Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hatte gleich die praktische Lösung: Energie sparen. Zimmertemperatur senken, dicken Pullover anziehen. Es störte sie nicht einmal, dass diese Idee von Parteifreund Thilo Sarrazin stammt. Es höre sich zwar blöd an, sagte sie letzte Woche im Deutschlandfunk nach der Veröffentlichung des Weltklimaberichts, „aber es kann schon sein, dass wir in Mitteleuropa doch ab und an unsere Wohnungen nicht mehr auf 22, 23 Grad heizen, sondern vielleicht nur auf 20 Grad“. Und: „Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass wir etwas anders leben müssen.“

Nur die CSU klagt noch über den „Verzichtsumweltschutz!“ Aber die Ministerin liegt voll im Trend. Das letzte Titelbild des „Spiegel“ schreit es geradezu heraus: Konsumverzicht. Weniger haben, glücklicher leben. Das Heft enthält übrigens auffallend wenig Werbung, nur zwei dicke Werbe-Einlagen und viele Eigenanzeigen. Bestimmt da schon das Sein das Bewusstsein?

Weniger haben! Heilfasten für Leute, die das neueste Smartphone schon besitzen und die Flugreise nach den Bahamas schon bezahlt haben. Verzicht für die bedrohte Welt. Die in der Klimakatastrophe unterzugehen droht, von der wir jeden Tag hören und lesen. Wie die Weltklima-Konferenz befunden hat. Alle sind sich einig.

Nur manchmal ist es wie bei dem Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. Ein Kind steht auf und ruft: „Der Kaiser ist ja nackt!“ Und der ganze Zauber bricht zusammen. So ein Einzelgänger ist der Klima-Ökonom Richard Tol. Der Wissenschaftler hat seine Unterschrift unter dem Bericht des Weltklimarats zurückgezogen, weil er ihn nicht länger mitverantworten könne. Im britischen Fernseh-Sender BBC sagte er: „Es gibt viele Bürokraten, Politiker und Wissenschaftler, deren Jobs davon abhängen, dass die Klima-Katastrophe möglichst schlimm erscheint!“ Das wird die Verantwortlichen in Deutschland nicht irritieren. Weil unsere gegenwärtige Energiepolitik nichts mit Sinn zu tun hat. Sondern mit Starrköpfigkeit. Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun. Auf Deubel komm raus.


S. 9 Kultur

Solo mit Schutzengel
Kulturpreisträger Siegfried Matthus feiert 80. Geburtstag − Symposium und Konzerte zu Ehren des Opernkomponisten in Weimar

Am 13. April feiert der Kulturpreisträger der Landsmannschaft Ostpreußen von 1997 seinen 80. Geburtstag. Der in Mallenuppen geborene Siegfried Matthus gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten.

Die Oper lebt! Und zwar nicht nur mit den gängigen Stücken von Mozart, Wagner, Verdi. Einer, der deutsche Bühnen regelmäßig mit zeitgenössischem Opernstoff versorgt, ist der ostpreußische Komponist Siegfried Matthus. Zusammen mit Kollegen wie Wilfried Hiller, Helmut Lachenmann, Aribert Reimann oder Wolfgang Rihm ist Matthus einer der fleißigsten Opernkomponisten unserer Zeit.

Seit 1960 hat er ein Dutzend Bühnenstücke geschrieben, darunter nicht nur unter Opernfreunden so bekannte Werke wie „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“, „Judith“ nach Friedrich Hebbel oder „Die unendliche Geschichte“ nach Michael Endes Märchenbuch. 2005 entstand anlässlich der Wiedereinweihung der Dresdner Frauenkirche sein „Te Deum“. Viele Orchesterwerke schrieb er in serieller und Zwölftontechnik.

Weitere moderne Werke werden folgen. Denn trotz hohen Alters macht sich bei Matthus keine Spur einer Erlahmung seiner Schaffenskraft bemerkbar. „Ich habe für die nächsten Jahre eine Reihe großer und schöner Kompositionsaufträge, die alle nur den Fehler haben, dass sie schon morgen fertig sein sollen“, berichtet Matthus der PAZ, „darunter sind sinfonische und chorsinfonische Kompositionen und Opern. Mit einer konzentrierten Zeiteinteilung werde ich alles schaffen.“

Denn die nächsten Termine warten schon. So findet vom 24. bis 27. April in Weimar zum 80. Geburtstag des Komponisten ein internationales Symposium mit Konzerten statt, das unter der Schirmherrschaft des Dirigenten Kurt Masur steht. Im großen Saal des Congress Centrums spielt am Sonnabend, 26. April, um 19.30 Uhr die Staatskapelle Weimar Or­chesterwerke von Matthus, darunter auch sein „Lamento“ von 2007.

Mit dem Werk hat Matthus seine Flucht aus der Heimat musikalisch verarbeitet. „Der Dirigent Christian Thielemann, obwohl in Berlin geboren, liebt Ostpreußen sehr“, erinnert sich Matthus an die Entstehung des Werks, „ich musste ihm oft von meinen Erinnerungen erzählen und be­klagte dann, dass ich wohl nie die Zeit haben würde, dies alles aufzuschreiben. ,Dann komponieren Sie es doch‘, antwortete Thielemann.“

Matthus ließ sich nicht zweimal bitten. Nicht als Klagelied, sondern als aufrüttelndes Erinnern findet das „Lamento“ musikalische Bilder eines ostpreußischen Schicksals. Da ist zunächst die von ihm als paradiesische Kindheit empfundene Vergangenheit in dem im Regierungsbezirk Gumbinnen gelegenen Mallenuppen, wo der Vater ihm das Akkordeonspiel lehrt. „Und meine Mutter hat mir sehr viele ostpreußische und deutsche Volkslieder vorgesungen“, sagt Matthus, „das ist sicher ein wichtiges Fundament in meinen Kompositionen.“

Dann bricht der Krieg herein. Im Herbst 1944 beginnt die Flucht, bei der die 84-jährige Großmutter und die neugeborene Schwester sterben. Um die Verbindung nicht abreißen zu lassen, muss der junge Matthus ständig zwischen den Fuhrwerken, auf denen seine Geschwister verteilt sind, hin- und hergehen. Er erinnert sich: „In der einen Hand schleppte ich mein kleines Akkordeon und in der anderen das Saxofon meines Vaters. Bei dem großen Frost und dem tiefen Schnee habe ich das körperlich nicht mehr durchhalten können und musste deshalb beide Instrumente stehen lassen.“

Irgendwann verliert Matthus seine Eltern aus den Augen. Er strandet bei ei­ner Tante und einem Onkel im märkischen Ort Läsikow. Erst an­derthalb Jahre später kommt es zur Vereinigung der Familie. „Wenn ich heute über diese Ereignisse nachdenke, dann glaube ich daran, einen Schutzengel gehabt zu haben, den ich in meiner jugendlichen Phantasie auch einmal in einem abendlichen Fenster meines Geburtshauses gesehen habe“, sagt Matthus. Im „Lamento“ erscheint dieser Schutzengel ganz real als Sopransolo.

Die Vorliebe für die menschliche Stimme entdeckte Matthus auf der Oberschule von Rheinsberg. Er wurde Leiter des Schulchores und dirigierte über 60 Stimmen. Grundlage dafür waren seine stundenlangen Klavierübungen. Im Zeichensaal stand ein Klavier, auf dem er an den Nachmittagen ungestört spielen konnte. Als er im Rahmen eines Schulausfluges nach Berlin im Admiralspalast seine erste Oper sah – Mozarts „Zauberflöte“ –, entschied er: „Ich werde Komponist, Opernkomponist.“

Mit Geige und Trompete bewarb sich Matthus er­folgreich an der Berliner Musikhochschule. Mit ersten Kompositionen wurde er Hospitant bei dem Komponisten Rudolf Wagner-Régeny und Meisterschüler beim Schöpfer der DDR-Hymne, Hanns Eisler. Jetzt gab es kein Halten mehr, Matthus wurde als Hauskomponist der Komischen Oper Berlin einer der wichtigsten Musiker in der DDR. 1979 ehrte man ihn sogar mit dem Vaterländischen Verdienstorden.

Doch so richtig warm wurde er mit dem Arbeiter- und Bauernstaat nicht: „Man wollte mich immer als DDR-Komponisten be­zeichnen“, so Matthus, „doch ich habe mich selbst immer einen deutschen Komponisten genannt, der in der DDR lebt.“ In Konflikt mit den Staatsoberen kam er 1976, als ihn die Akademie der Künste Berlin/West zu ihrem Mitglied wählte. Im Jahr der Biermann-Ausbürgerung reagierten die Mächtigen gereizt auf jede Provokation ihrer Künstler. Matthus wurde vor die Wahl gestellt: Entweder er tritt aus der West-Akademie aus oder er fliegt aus der Komischen Oper. Ein Kompromiss entschärfte die Lage.

Seiner Karriere tat das keinen Abbruch. Durch Welttourneen mit namhaften Orchestern hatte er sich auch im Westen einen Na­men gemacht. Im Jahr des Mauerfalls übertrugen das DDR-Fernsehen und das ZDF eine Aufführung seiner Oper „Graf Mirabeau“ anlässlich des 200. Jahrestages der Französischen Revolution. Gleich nach dem Mauerfall startete er sein ehrgeizigstes Projekt: das Festival Kammeroper Schloss Rheinsberg.

Damit schließt sich ein Kreis: An dem Ort, wo er sich als Schüler entschloss, Komponist zu werden, war er seit 1990 künstlerischer Leiter. Auf seine Initiative hin wurde das Schlosstheater wieder aufgebaut, das einst der Bruder Friedrichs des Großen, Prinz Heinrich von Preußen, errichten ließ. Nach dem Tod des Prinzen 1802 wurde das Theater dem Verfall überlassen, ein Granattreffer besiegelte das Schicksal 1945. Unter der Leitung von Matthus blüht es nun wieder auf. Über 370000 Besucher haben in den 24 Festivaljahren nun schon 70 Operninszenierungen erlebt. Für Matthus ist 2014 der letzte Festivalsommer, er übergibt die Leitung in jüngere Hände − und hat nun selbst freie Hand beim unermüdlichen Komponieren. Harald Tews


Im Zwist vereint
Sizilianischer Archäologiepark − Die einst verfeindeten antiken Städte Selinunt und Segesta

Dort, wo sich heute Touristenscharen durch antike Tempel und Ruinen laufen, tobte einst ein tödlicher Streit: Gemeint sind die beiden westsizilianischen Städte Segesta und Selinunt, deren über zwei Jahrhunderte währender Konflikt um etwa 580 v. Chr. begann. Seine Position im Machtdreieck Athen, Karthago und Rom versuchte man mit immer wieder wechselnden Bündnispartnern zum eigenen Vor- und zum Nachteil des Gegners zu nutzen.

Beide Städte liegen 70 Kilometer voneinander entfernt und sind griechischen Ursprungs. Während Segesta der Überlieferung Vergils nach eine Gründung von König Acestes und Teilen des aus Troja entkommenen Gefolges von Aeneas war, wurde Selinunt im 7. Jahrhundert v. Chr. von Dorern aus dem sizilianischen Megara Hyblaea gegründet.

Selinunt war der westlichste Vorposten griechischer Zivilisation auf Sizilien, verbündete sich jedoch eine Zeit lang mit Karthago, um sich Schutz vor dem mächtigen Segesta zu sichern. Segesta wiederum verbündete sich mit Athen gegen Selinunt, was 415 v. Chr. zu der verheerenden Sizilienexpedition der Athener führte. Danach verschob sich das Gleichgewicht, und Segesta verbündete sich seinerseits mit Karthago. Selinunt hingegen hielt nach dem Abzug der geschlagenen Athener den Gegner für schutzlos und fiel 413 v. Chr. in das Territorium von Segesta ein.

Karthagos Reaktion war drastisch: Selinunt wurde 409 v. Chr. nach Berichten des Diodorus Siculus von einer 100000 Mann starken karthagischen Armee neun Tage lang belagert und nach der Eroberung vollständig zerstört. Von den 25000 Einwohnern fanden 16000 den Tod, 5000 en­deten in Kriegsgefangenschaft.

In der Folgezeit wurde Selinunt von Griechen und Puniern wieder aufgebaut und blieb unter karthagischer Kontrolle, bis die Stadt 250 v. Chr. im ersten punischen Krieg von den Römern erneut zerstört wurde, wovon sie sich nie wieder erholte.

Die Überreste von Selinunt liegen hoch über dem Meer in einem archäologischen Park von rund 40 Hektar Größe. Dieser Park gilt als einer der weitläufigsten und eindrucksvollsten nicht nur Siziliens, sondern ganz Europas. Zwar sind sämtliche Tempel und Gebäude bereits vor Jahrhunderten eingestürzt. Was der Krieg übrig ließ, vollendeten Erdbeben.

Doch wurde neben Teilen der Akropolis einer der fünf Tempel 1956 aus vorhandenen Fragmenten wieder aufgebaut. Dies gilt unter Archäologen als umstritten, erfreut jedoch jedes Besucher- und Fotografenherz. Dieser als „Tempel E“ bezeichnete Bau war womöglich der Göttin Hera ge­weiht und weist die typischen Charakteristika eines dorischen Ringhallentempels auf: die Verjüngung nach oben sowie die Neigung der Säulen nach innen. Sein Gebälk schmückten Metopen, also Relieffelder mit Szenen aus der griechischen Mythologie, wie die Hochzeit von Hera und Zeus. Diese zählen zu den Prunkstücken des archäologischen Muse­ums von Palermo. Das berühmteste Fundstück, die als „Ephebe von Selinunt“ bekannte meterhohe Bronzestatue eines Jünglings, ist hingegen im nahe Selinunt gelegenen städtischen Museum von Castelvetrano zu bewundern.

Dem 409 v. Chr. mit Hilfe der Karthager siegreichen Segesta ging es nach der Zerstörung Selinunts nur zwölf Jahre später auch nicht viel besser: Als karthagischer Verbündeter wurde Segesta 397 v. Chr. von Dionysus I. von Syrakus belagert und 307 v. Chr. durch Agathokles von Syrakus zerstört. Wieder aufgebaut, unterwarf die Stadt sich schließlich 260 v. Chr. Rom. Endgültig zerstört wurde sie von den Vandalen.

Der nicht ganz fertiggestellte Tempel von Segesta wurde ab etwa 420 v. Chr. auf einem Hügel außerhalb der Stadt errichtet. Er gilt als der am besten erhaltene dorische Tempel Siziliens, der am deutlichsten das klassische Ideal eines griechischen Tempelbaus verkörpert mit seinen sich nach oben verjüngenden und leicht nach innen geneigten Säulen. Der Zweck des Tempels ist unklar: Da noch unfertig, wurde er nicht ge­weiht. Nicht zuletzt der isolierten Lage verdankt dieser Tempel sei­ne gute Erhaltung: Von Erdbeben verschont, gab es keinen Versuch, ihn als Steinbruch zu verwenden.

Gut erhalten ist auch das antike Theater östlich des Tempels auf dem Monte Barbaro, das die Griechen in den Fels gehauen und die Römern vergrößert haben. Von den 20 Sitzreihen des halbkreisförmigen Zuschauerraums, der über 3000 Menschen fassen konnte, hat man heute freien Blick auf den Golf von Castellamare, da vom Bühnengebäude nur noch die Grundmauern stehen. Im Juli und August finden hier Theateraufführungen antiker Dramen statt. Angelika Fischer


Händel mit Händel
Johann Mattheson starb vor 250 Jahren

Um Knopfesbreite wäre Georg Friedrich Händels Leben schon am 5. Dezember 1704 beendet gewesen. Damals duellierte sich der musikalische Hitzkopf auf dem Hamburger Gänsemarkt mit einem Kollegen, der ihm in Sachen Dickköpfigkeit in nichts nachstand: Johann Mattheson. Dieser geriet mit Händel in Streit, weil der seinen Dirigentenplatz während einer Aufführung an der berühmten Hamburger Oper nicht räumen wollte.

Vom Cembalo aus dirigierte Händel die Mattheson-Oper „Die un­glück­selige Cleopatra, Königin von Egypten“, während der Komponist selbst die Rolle des Antonius sang. Als dieser sich auf der Bühne wirkungsvoll „entleibet hatte“, wollte Mattheson seine Oper zu Ende dirigieren. Daraufhin kam es vor der Oper zum Degenduell, das laut Mattheson „für uns beide sehr unglücklich hätte ablaufen können, wenn es Gottes Führung nicht so gnädig gefüget, daß mir die Klinge im Stoßen auf einem breiten, metallenen Rockknopf des Gegners zersprungen wäre“.

Einem robusten Knopf verdankt Händel dieser Anekdote nach sein Leben. Dass beide Kontrahenten das Duell wohl eher auf die leichte Schulter genommen haben, zeigt die Tatsache, dass sie zeitlebens Freunde blieben. Der 1681 in Hamburg geborene Mattheson, der schon im Knabenalter als Sopran Frauenrollen an der Oper sang, der Proben leitete und dort 1699 mit den „Plejades“ seine erste Oper aufführte, verschaffte Händel erst als Geiger, dann als Cembalist einen Platz im Orchestergraben der Gänsemarkt-Oper. Ein Jahr vor dem Duell fuhren beide nach Lübeck, um sich um die Nachfolge Diet­rich Buxtehudes als Organist der Marienkirche zu bewerben. Da die Besetzung der Stelle mit der Auflage verbunden war, Buxtehudes nicht ganz taufrische Tochter zu heiraten, lehnten beide dankend ab. Statt ihrer opferte sich Johann Christian Schieferdecker. Er heiratete die Tochter und bekam die Stelle.

Händel komponierte wenig später in London. Mattheson blieb Hamburg verbunden, musste aber seine musikalische Karriere wegen beginnender Taubheit an den Nagel hängen. Er wurde Legationssekretär des englischen Gesandten, übersetzte Defoe aus dem Englischen, gab eine satirische Wochenzeitschrift heraus und publizierte mit dem „Vollkommenen Capellmeister“ ein musikalisches Standardwerk. Am 17. April 1764 starb er in Hamburg. tws


S. 10 Geschichte

Gründervater der deutschen Soziologie
Max Weber gilt als Klassiker der gesamten Kultur- und Sozialwissenschaften – Vor 150 Jahren wurde er geboren

Max Weber teilte das Schicksal des Militärtheoretikers Carl von Clausewitz. Nach dem Tod infolge einer Krankheit gab die jeweilige Ehefrau den schriftlichen Nachlass des Gatten heraus und begründeten dessen wissenschaftlichen Ruhm. Allerdings setzte sich Max Webers Ruhm nur allmählich durch und sein eigentlicher „Durchbruch“ zum Klassiker der Soziologie erfolgte erst in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, als Weber schon über ein Vierteljahrhundert tot war.

Max Weber kam am 21. April 1864 als preußischer Untertan in Erfurt zur Welt, wo sein Vater zeitweilig als besoldeter Stadtrat Dienst tat. Früh zog die Familie jedoch nach Berlin, wo er behütet aufwuchs. In seinem akademischen Werdegang deutete nichts darauf hin, dass er zu einem der bedeutendsten deutschen Geisteswissenschaftler des 20. Jahrhunderts werden sollte und zum wohl meistzitierten Soziologen weltweit, dessen geistiges Erbe man selbst im fernen Japan nicht weniger stark pflegt als in seinem Heimatland. Ursprünglich studierte der junge Weber in Berlin alte Geschichte beim berühmten Theodor Mommsen, der ihn für einen der begabtesten seiner Studenten hielt. Doch wandte sich Weber schließlich von der Geschichte den Rechtswissenschaften zu und promovierte über ein handelsrechtliches Thema. Er habilitierte sich im Handels- und römischen Recht, hatte aber danach als ordentlicher Professor Lehrstühle für Nationalökonomie in Freiburg und Heidelberg sowie nach einer krankheitsbedingten langen Pause dann in München inne.

Doch ist Weber weder als Historiker oder Jurist noch als Nationalökonom hervorgetreten, sondern als einer der Gründerväter der deutschen Soziologie, an dessen Person und Werk sogar die ihn wahrlich nicht liebenden Vertreter der „kritischen Theorie“ von Max Horkheimer über Theodor W. Adorno bis Jürgen Habermas nicht vorbeikamen. Denn Weber erwies sich in seinen Forschungen als ein ausgesprochener „Theoretiker der Moderne“, dessen Forschungen und Begriffsbestimmungen man einfach nicht ignorieren konnte. Weber kamen bei seinen soziologischen Forschungen seine althistorischen Kenntnisse beispielsweise über das Wesen der antiken Stadt ebenso zugute wie sein Wissen auf dem Gebiet der Volkswirtschaftslehre. Methodisch verdankte der präzise formulierende Denker Weber viel der zeitgenössischen Rechtswissenschaft. Diese Wissenschaft zeichnete sich damals in Deutschland durch eine ungeheuer trennscharfe sowie glasklar und logisch argumentierende Methodik aus, die man im Weberschen Denken immer aufs Neue bewundern kann. Insbesondere schätzte Weber die Arbeiten des aus Österreich stammenden Staatsrechtlers Georg Jellinek, eines Professorenkollegen aus seiner Heidelberger Zeit.

Von Weber stammt eine noch heute gebräuchliche Definition des spröden Wissenschaftsgebietes Soziologie: „Soziologie … soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will … ‚Soziales‘ Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.“

Ebenso leistete er Grundlegendes zur Erkenntnis der modernen Gesellschaft, insbesondere bei der Erforschung des „Geistes“ des Kapitalismus. Weber beschäftigte sich neben seinen Untersuchungen zum Wesen der modernen (kapitalistischen) Gesellschaft mit Forschungen, wodurch sich eigentlich „legitime Herrschaft“ auszeichnet. Seine Schrift „Politik als Beruf“ wurde zum Klassiker für Politikwissenschaftler. Auf dem deutschen Soziologentag von 1910 benannte Weber als seine drei Hauptforschungsfelder neben der Soziologie des Zeitungswesens, sprich der Medien, die Erforschung der Auslese für führende Berufe sowie die „Soziologie des Vereinswesens“, sprich des Parteiwesens. Zudem befasste sich der Wissenschaftler mit „Typen und Tendenzen der Demokratie“. Gerade heute, wo viel über „plebiszitäre Demokratie“ gestritten wird und mancher Politiker seinen erfolgreicheren Gegner als „Populisten“ zu verunglimpfen sucht, kann Weber uns helfen, den eigentlichen Inhalt dieser häufig nur negativ besetzten Begriffe zu erkennen.

Als sein wohl bekanntestes und wirkungsmächtigstes Werk gilt die 1904/05 erstmals erschienene Studie „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“, wobei manche der „Islamophobie“ geziehenen Zeitgenossen heute stark auf den von Weber geprägten Begriff des „okzidentalen Rationalismus“ verweisen, den es leider im Orient kaum zu geben scheint. Gemäß Weber gehörte zu einer „Okzidentalen Gesellschaft“ neben einer vorrangig durch „Massendisziplinierung“ geprägten Sozialordnung zusätzlich noch die rationale Struktur von Recht und Verwaltung.

Ungeheuer modern wirkt Weber, wenn er auf den großen Unterschied von „Verantwortungsethik“ und „Gesinnungsethik“ verweist. Ein Politiker muss gemäß Weber immer ein Verantwortungsethiker sein, sich also der Verantwortung für seine Entscheidungen bewusst werden und deren unvermeidliche Konsequenzen tragen. Doch in unserer modernen Welt glänzen gerade deutsche Politiker fast immer nur als Gesinnungsethiker. Es ist beispielsweise leicht zu behaupten: „Kein Mensch ist illegal“, aber dabei eine daraus wachsende Einwanderung in deutsche Sozialsysteme stillschweigend zu tolerieren. Doch die Verantwortung für eine stetig wachsende Staatsverschuldung, steigende Kriminalität, eine beständig hohe Arbeitslosigkeit, für eine in diesem Ausmaß bislang in Deutschland unbekannte religiöse Unduldsamkeit bestimmter nichtchristlicher Einwanderergruppen sowie letztlich für eine sich zersetzende Sozialordnung will und wird kein deutscher Politiker übernehmen.

Weber persönlich handelte da anders und trat als „Verantwortungsethiker“ aus dem „Alldeutschen Verband“ 1899 wieder aus, als sich dieser nicht vehement genug dafür einsetzte, die deutsche Grenze für polnische Wanderarbeiter dicht zu machen. Doch ungeachtet dieser heute wahrscheinlich als „Ausländerphobie“ verteufelten Konsequenz wurde der einstige wissenschaftliche Außenseiter im Laufe der Jahrzehnte zu einem anerkannten Klassiker der Geisteswissenschaften und zeugt mit seiner Person von einer glanzvollen, schöpferischen Wissenschaftsperiode im Wilhelminischen Deutschland.

Jürgen W. Schmidt


Deutsche Pioniere im ewigen Eis
Vor 75 Jahren endete die Antarktisexpedition der »Schwabenland« – Vermessungsflüge mit bordeigenen Dornier-Flugbooten

Am 17. Dezember 1938 verließ das deutsche Forschungsschiff „Schwabenland“ den Hafen von Hamburg, um sich auf eine mehrmonatige Reise in die Antarktis zu begeben. Der Anstoß zu dem Unternehmen ging seinerzeit von Hermann Göring in seiner Eigenschaft als Beauftragter für den Vierjahresplan aus. Einerseits sollte damit an frühere deutsche Polar-Forschungsreisen angeknüpft werden, zum anderen wollte man sich hier Deutschlands Beteiligung am Walfang sichern, der für die Fettversorgung von großer Bedeutung war. Beteiligt an den Vorbereitungen waren die Oberkommandos der Kriegsmarine und der Luftwaffe, das Reichsfinanzministerium und das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie die Deutsche Lufthansa, die Deutsche Werft Hamburg und der Norddeutsche Lloyd. Die Organisation lag in den Händen des Ministerialdirektors und Staatsrats Helmut Wohlthat, nach dem später ein Gebirgsmassiv in der Antarktis benannt wurde.

Kapitän des Schiffes war Alfred Kottas, zum Expeditionsleiter hatte man Kapitän Alfred Ritscher ausgewählt, der schon an früheren deutschen Polar-Expeditionen teilgenommen hatte und deshalb ausreichende Erfahrungen mitbrachte. Auch nach ihm wurde später ein Stück Land in der Antarktis benannt. Als dritter Kapitän befand sich Otto Kraul an Bord, der als Walfangleiter fungierte und außerdem als ausgebildeter Eislotse beratend zur Seite stand. Das Schiff führte zwei Dornier-Flugboote mit, die jeweils über eine vollständige Ausrüstung – auch für Notlandungen – verfügten und mit modernster Navigation ausgestattet waren. Die Tanks jedes der beiden Flugboote fassten Treibstoff für 15 Stunden. Zur Expedition selbst gehörten 82 Teilnehmer, darunter Wissenschaftler aus den Bereichen Meteorologie, Geophysik, Geografie und Ozeanografie, weiterhin Offiziere, Ingenieure, Funker, Elektriker, Maschinisten und Matrosen sowie zwei erfahrene Flugbootbesatzungen von je vier Mann samt dem dazugehörigen technischen Personal.

Am 19. Januar 1939 wurde die Schelfeiskante des antarktischen Kontinents erreicht. Während der Hin- wie später auch der Rückreise wurden der Luftdruck, die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Niederschläge, die Strahlenintensität der Sonne, die Windrichtung sowie die Windgeschwindigkeit gemessen und aufgezeichnet. Die Messung des Luftdrucks, der Temperatur und der Feuchtigkeit erfolgte mit Hilfe von Radiosonden über einen Zeitraum von 106 Tagen. Dabei kamen 184 Sonden zum Einsatz, deren durchschnittliche Gipfelhöhe 18000 Meter betrug, der Rekord lag sogar bei 28,5 Kilometern. Für Höhenwindmessungen wurden außerdem Ballons eingesetzt. Doch die Arbeit erstreckte sich nicht nur auf die laufenden meteorologischen Beobachtungen, vielmehr wurden auch ozeanografische und biologische Forschungen – zum Teil mittels Stationen, insbesondere auf dem Null-Meridian – vorgenommen wie etwa Echolotungen oder die Messung der Temperatur und des Salzgehalts des Meereswassers. Schließlich standen auch Tierbeobachtungen auf dem Programm.

In der Antarktis selbst erstreck­te sich der Tätigkeitsbereich der Expedition über ein Gebiet von rund 600000 Quadratkilometern, was ungefähr der Größe des damaligen Deutschen Reiches entsprach. Das Territorium lag im norwegischen Sektor, maß eine Breite von 1200 Kilometern und erhielt die Bezeichnung „Neu-Schwabenland“. Hier kamen nun die beiden Flugboote zum Einsatz, die zwischen dem 20. Januar und dem 5. Februar 1939 fast 16000 Kilometer zurücklegten und dabei eine umfangreiche luftfotografische Vermessung des Gebietes vornahmen. So stellte das Unternehmen denn auch die größte Flugexpedition in der Antarktis vor dem Zweiten Weltkrieg dar. 11600 Luftbilder wurden aufgenommen und damit 350000 Quadratkilometer vermessen, weitere 250000 Quadratkilometer Gebiet wurden von den Flugbooten eingesehen, wobei man Fernflüge bis zu 500 Kilometer weit über das Inlandeis ausführte. Folglich kam eine Fülle von – heute leider weitgehend unbekanntem – Bildmaterial zusammen, davon etwa die Hälfte in Schwarz-Weiß, der Rest sogar schon in Farbe.

Am 6. Februar 1939 begab sich die „Schwabenland“ auf die Rück­reise, nicht ohne noch einige Pinguine als „Souvenirs“ mitzunehmen. Am 5. März wurde Kapstadt erreicht, wo das Schiff zwei Tage im Hafen lag und die Expeditionsteilnehmer nach monatelangem Aufenthalt in der Einsamkeit von Eis, Schnee und Südpolarmeer endlich wieder Großstadtleben genießen konnten. Anschließend ging die Fahrt weiter nach Südamerika. Am 21. März lief die „Schwabenland“ in den Hafen von Recife ein, wo man noch einmal an Land ging. Von dort aus verlief die Route in Richtung Nordosten zu den Kapverdischen und danach den Kanarischen Inseln, und am 12. April 1939 endete die Expedition nach 117-tägiger Reise wieder am Ausgangsort Hamburg.

Schon in Cuxhaven wurden die Expeditionsteilnehmer von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft begrüßt, die dann auf dem Schiff mit nach Hamburg fuhren. Dort gab es am Abend ein Festessen im Hotel „Vier Jahreszeiten“, und am nächsten Morgen lag ein Begrüßungstelegramm Adolf Hitlers vor, der allen Teilnehmern „herzliche Glückwünsche“ zukommen ließ. Bereits zuvor hatte Hermann Göring als Initiator des Unternehmens in einem Schreiben an den Expeditionsleiter, Kapitän Ritscher, allen Teilnehmern für ihren Einsatz gedankt und im pathetischen Stil jener Zeit ergänzt: „Sie und Ihre Expedition haben an die große Tradition deutscher Forschung anknüpfen können und eine Leistung vollbracht, die der Stellung Großdeutschlands in der Welt würdig ist.“

Erst 1941 wurde der Bericht des teilnehmenden Geografen Ernst Hermann unter dem Titel „Deutsche Forscher im Südpolarmeer“ veröffentlicht. Aber da befand sich Deutschland bereits im Krieg mit dem Rest der Welt, und so erhielten die damals gewonnenen Ergebnisse kaum Beachtung. Wolfgang Reith


S. 11 Preussen

»Eine nicht sehr sympathische Aufgabe«
Walter Nicolai leitete von 1913 bis 1919 den preußisch-deutschen Militärgeheimdienst

Walter Nicolai war mehr als der geheimnisvolle Chef der Mata Hari. Seiner Arbeit war es zu verdanken, dass die deutsche Armee nie von einer gegnerischen Angriffsoperation überrascht wurde. Wichtige weltpolitische Ereignisse sah er jedoch nicht voraus.

„Ich nannte mich mit Stolz preußischer Kadett“, so wird sich der 1873 als Sohn eines preußischen Hauptmanns geborene Walter Nicolai seiner Kinder- und Jugendjahre erinnern. Seine Mutter hatte ihre Söhne nach dem frühen Tod des Ehemanns aus Geldmangel ins Kadettenhaus Oranienstein gegeben, um ihnen die bestmögliche Schulbildung zu ermöglichen. Im Jahre 1893 absolvierte der allzeit strebsame und fleißige Walter mit Erfolg die Kriegsschule in Hannover und war nun mit 19 Jahren Leutnant.

In seinem Truppenteil, dem preußischen Infanterie-Regiment Nr. 82 in Göttingen, avancierte der junge Offizier schnell zum Bataillonsadjutanten und errang die Hand der Tochter seines Regimentskommandeurs, des späteren Generalleutnants Hugo von Kohlhoff. Nach einem harten Auswahlverfahren gelang es Walter Nicolai, in die Kriegsakademie in Berlin aufgenommen zu werden, die er von 1900 bis 1903 besuchte. Für Nicolai war es Ehrensache, danach als Generalstabsoffizier in den „Großen Generalstab“ übernommen zu werden. Er glänzte durch körperliche Rüstigkeit sowie französische und englische Sprachkenntnisse. Die russische Sprache beherrschte er fließend, so dass er sich Jahrzehnte später in Moskau mit seinen Verhöroffizieren auf Russisch unterhalten konnte. Ab 1904 setzte man ihn probehalber in der Abteilung I des Generalstabs ein, die sich mit dem Studium Russlands und dessen Armee befasste.

Nachdem 1904 der Russisch-Japanische Krieg ausgebrochen war, lockte man Nicolai mit einer Sonderaufgabe. Falls er noch schnell die japanische Sprache erlernen würde, könnte man ihn nach dem fernen Japan entsenden, um dort die Erfahrungen jenes Kriegs zu studieren. Doch als Nicolai am 29. Mai 1906 sein japanisches Dolmetscherexamen vorweisen konnte, war der Krieg bereits zu Ende gegangen.

Stattdessen wurde ihm mit dem Einsatz als Nachrichtendienstoffizier an der russischen Grenze eine andere Sonderaufgabe angeboten. Vom Nachrichtendienst hatte Nicolai bis dahin noch nichts gehört, auch schien ihm eine solche Aufgabe gemäß seinen 1945/46 in Mos­kau niedergeschriebenen Erinnerungen „nicht sehr sympathisch“. Doch ein Gespräch mit dem Schwiegervater stimmte ihn um: Ein preußischer Offizier tue dort seine Pflicht, wo ihn seine Vorgesetzten hinstellten.

Hintergrund der Abordnung von Hauptmann Nicolai zum Generalkommando des I. Armeekorps in Königsberg war die mangelnde Effektivität des militärischen Nachrichtendienstes. Die Sektion III b wurde mit Oberstleutnant Karl Brose zwar von einem ausgesprochenen Russlandfachmann geleitet, doch konnten ihre insgesamt nur drei Offiziere in Berlin den Informationshunger von Oberst Otto von Lauenstein in der für Russland zuständigen Abteilung des Generalstabs kaum stillen. Lauenstein und Brose wollten deshalb mit dem jungen Hauptmann Nicolai den Versuch wagen, in Königsberg nahe der russischen Grenze bessere Informationen über die russische Armee zu sammeln. Nicolai wusste, dass man von ihm Erfolge erwartete, und er besaß den Ehrgeiz, diese Erwartung zu erfüllen. Außerdem begann ihm, ziemlich unerwartet, seine neue Aufgabe sogar Vergnügen zu bereiten. Von 1906 bis 1910 war Nicolai mit derartigem Erfolg in Königsberg tätig, dass er mehrfach Dankschreiben von Brose bekam.

Nachdem Nicolai anschließend zwei Pflichtjahre als Kompaniechef absolviert hatte, wurde er sogar selbst im März 1913 Chef der Sektion III b. Sein Amtsvorgänger, Major Wilhelm Heye, war jetzt nämlich dran, zwei Jahre als Bataillonskommandeur zu absolvieren. Nicolai sollte dessen Platz „warm halten“ und nach Heyes

Rückkehr als Militärattaché nach Schweden gehen. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs brachte alle Personalplanungen durcheinander. Nunmehr musste Major Nicolai bis November 1918 den deutschen militärischen Nachrichtendienst inklusive der Spionageabwehr leiten und sich um die Propaganda in Deutschland wie im Ausland kümmern.

Ihm ist es zu verdanken, dass die Kriegsgegner die deutsche Armee zu keiner Zeit mit einer Angriffsoperation überrumpeln konnten. Den Kriegseintritt der USA und die russische Revolution vermochte er aber nicht vorauszusehen. Der deutsche Geheimdienst war eben ein militärischer, kein politischer Geheimdienst. Unvergessen machte er sich mit der Entscheidung, die Tänzerin Mata Hari als Agentin zu engagieren, deren tragisches Ende Stoff für Romane und Filme bot. 1919 wurde Oberstleutnant Nicolai mit dem „Charakter als Oberst“ pensioniert. Im Ruhestand schrieb er seine Erinnerungen und widmete sich militärpolitischen Studien.

Im September 1945 wurde Nicolai vom sowjetischen Geheimdienst in seinem Altersruhesitz im thüringischen Nordhausen verhaftet und nach Mos-kau verschleppt. Dort ist er nach vielen Verhören am 4. Mai 1947 in der berüchtigten Haftanstalt Butyrka gestorben. Erst 1999 wurde Nicolai von der russischen Generalstaatsanwaltschaft rehabilitiert.

Jürgen W. Schmidt


Pathos und Anklage auf kleinstem Format
Ausstellung »Gold gab ich für Eisen. Der Erste Weltkrieg im Medium der Medaille« im Berliner Bode-Museum

Gold gab ich für Eisen“ lautet der Haupttitel einer Ausstellung, welche das Berliner Bode-Museum bis zum 1. März kommenden Jahres in ihren Räumlichkeiten zeigt. Aussagekräftiger über das Thema des Präsentierten ist da schon der Untertitel: „Der Erste Weltkrieg im Medium der Medaille.“

Im Ersten Weltkrieg kam der damalige Direktor des Münzkabinetts im heutigen Bode-Museum, das damals noch Kaiser-Friedrich-Museum hieß, Julius Menadier, auf die Idee, mit Gedenkmünzen an das große Völkerringen zu erinnern.

Zusammen mit der Gesellschaft „Freunde der deutschen Schaumünze“ rief Menadier im Dezember 1915 zu entsprechenden Arbeiten auf. Das Echo war groß; zahlreiche Künstler, die teilweise noch heute einen guten Namen haben, beteiligten sich an der Aktion. Der Verkauf sollte Kriegsopfern und Hinterbliebenen zugutekommen. Viele Medaillen sammelte das Münzkabinett gleich bei sich und bewahrt so bis heute einen äußerst eindrucksvollen Schatz.

Dieser bildet die Basis für die im äußeren Rahmen kleine, vom Gehalt her aber informative und auch emotional berührende Ausstellung „Gold gab ich für Eisen“, die im Rahmen des Berliner Themenjahres „1914. Aufbruch. Weltbruch“ am 21. März im Bode-Museum eröffnet worden ist.

Gezeigt werden deutsche Weltkriegsmedaillen von 40 Künstlern, daneben in geringerer Anzahl Kriegsmedaillen der Alliierten sowie – und damit wird der Bogen bis in die Gegenwart geschlagen – Arbeiten von 16 Künstlern, die aus heutiger Sicht das Kriegsgeschehen ausdrücken. Die Medaillen bestechen fast durchweg durch hohe handwerkliche Qualität.

In der Darstellung steht künstlerisches Niveau neben platter Propaganda. Bei dem Versuch, Menadiers Vorgabe, „die ungeheuren Erlebnisse des Weltkriegs in dauernder Gestalt festzuhalten und der spätesten Nachwelt zu überliefern“, zu entsprechen, fanden nahezu alle heroischen Motive Verwendung, die man bei der Heldenverehrung, bei Trauer und Anklage, bei Verhöhnung des Feindes und beim Trost trauernder Hinterbliebener kennt: Fackelträger und blitzeschleudernde Götter, stürmische Naturgewalten, heroisierte Männer und Frauen, strahlende Schwerter und natürlich wiederholt die tatsächlichen führenden politischen und militärischen Akteure von damals, neben dem Kaiser die Heerführer Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff.

Oft ist ein ermutigender oder tröstender Spruch beigegeben wie „Durch heldenhafte Tat / und edlen Opfermut / hat deutsche Frauenkraft / dem Vaterland gedient“ oder „Ganz Europa /die ganze Welt / die ganze Welt / wird deutsch werden“. Und als im November 1918 der Waffenstillstand abgeschlossen werden musste, hieß es auf einer Münze trotzig: „Ein 70-Millionen-Volk leidet, aber stirbt nicht.“

Die Künstler unserer Tage, die im Bode-Museum ausgestellt sind, gehen das Thema ganz anders an. Sie zeigen die Schrecken des Krieges anhand zerschossener Körper und mit Leichen gefüllter Schützengräben, memorieren Antikriegs­texte und bezeugen das Leid der Zivilbevölkerung.

Eingraviert sind Texte wie „Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen“ oder „1914–2014 / 10 Millionen Tote / 20 Millionen Invalide / 70000 Gas-Tote / 956 Milliarden Goldmark Kriegskosten / 100 Jahre Weltkrieg I“. In diesem Teil der Ausstellung sind auch andere Formate zu sehen, mitunter Vierecke und scharfkantige Stücke unterschiedlichster Größe. Insgesamt stellen sie eine bittere Reaktion ihrer Künstler auf das Pathos der früheren Kollegen dar.

Wer wegen der Ausstellung schon einmal im Bode-Museum ist, sollte sich dessen jüngste Neuerwerbung auf keinen Fall entgehen lassen. Im Erdgeschoss, im Raum 107, ist eine Muttergottes des spätmittelalterlichen Bildschnitzers Michel Erhart (um 1500) zu bestaunen. Die kaum 40 Zentimeter hohe Figur strahlt einen solchen Charme und eine solch natürliche Anmut aus, dass man sich nur staunend fragt, wie aus einem Stück Holz ein solches Meisterwerk entstehen kann. Dirk Klose

Nähere Informationen erteilt das Bode-Museum, Am Kupfergraben, 10117 Berlin, Telefon (030) 266424242, www.smb.museum


Er verkörperte über 150 Rollen

Paul Dahlke, der in hunderten Filmen sowie in mehreren Serien und Hörspielen mitwirkte, würde am 12. April seinen 110. Geburtstag feiern. Er wurde unter anderem zum Staatsschauspieler gekürt, außerdem erhielt er mehrere Auszeichnungen wie den Pommerschen Kulturpreis.

Unter dem Sternzeichen des Widders geboren, wuchs er in Köslin auf und ging in Stargard zur Schule. Später besuchte er die Oberrealschule in Dortmund, wo er 1922 sein Abitur machte. Seinen eigentlichen Wunsch, nämlich Seemann zu werden, gab er für das Bergfach auf und bezog das Technikum in Clausthal. Nach vier Semestern entschied er sich abermals um und ging an die Berliner Universität, dort belegte er Philosophie, Theaterwissenschaften und Literatur.

Nach seiner finalen Entscheidung zugunsten der Schauspielerei holte er sich seine letzte Erfahrung in der Schauspielschule von Max Reinhardt. Nachdem er diese 1926 absolviert hatte, begann er 1928/29 mit Theaterauftritten auf Berliner und Münchener Bühnen. 1931 lernte er den Regisseur Heinz Hilpert kennen, mit dem er lange Zeit zusammenarbeitete und der seine Karriere in großem Maße förderte.

1934 verpflichtete sich Dahlke bis 1944 dem Deutschen Theater Berlin, wobei er insbesondere als Darsteller in Shakespeare-Stücken und Dramen von Gerhart Hauptmann brillierte.

Seine erste Filmrolle erhielt er 1934 im Alter von 30 Jahren. Er spielte den Gouverneur in dem Film „Liebe, Tod und Teufel“, der von seinem Partner Hilpert gedreht wurde. Aufgrund seines großen Erfolges wurde er zum viel gefragten Schauspieler, so spielte er alleine bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in 48 Filmen mit. Zu den herausragenden Rollen gehörten: Iwan Casarowitsch in dem Film „Es war eine rauschende Ballnacht“ (1939), Just in „Das Fräulein von Barnhelm“ (1940) sowie seine Rolle als Ehemann der Madeleine in „Romanze in Moll“ (1943).

Allerdings konnte er einer Beteiligung in nationalsozialistischen Propagandafilmen nicht entgehen. So spielte er in den NS- Streifen „Verräter“ (1936), „Patrioten“ (1936) und „Reitet für Deutschland“ (1941) mit.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete er erst einige Zeit bei den „Münchener Kammerspielen“, bis er sich wieder der Filmindustrie zuwandte. Allerdings spielte er in dieser Zeit häufiger Nebenrollen, in denen er nicht gefordert wurde. Trotzdem spielte er noch ab und zu große Rollen wie Justus in „Das fliegende Klassenzimmer“ oder der Geheimrat Schlüter in „Drei Männer im Schnee“. Allein nach 1945 spielte er in über 100 Filmen mit. Er verkörperte damit über 150 Rollen in seinem Leben, bis er Anfang der 70er Jahre aufhörte in Kinofilmen mitzuwirken. Dies war jedoch nicht das Ende seiner schauspielerischen Karriere, vielmehr spielte er seitdem in Fernsehserien wie „MS-Franziska“ mit, in denen er ebenfalls eine hohe Popularität erreichte.

Dahlke war mit der Schauspielerin Elfe Gerhard-Dahlke verheiratet, mit der er keine Kinder hatte. Neben der Schauspielerei, beschäftigte er sich auch mit der Malerei und der Bildhauerei. Dahlke starb vor 30 Jahren, am 23. November 1984 in Salzburg, wo er Zeit seines Lebens gewohnt hatte. Lasse Serger


S. 12 Leserforum

Leserforum

Dora, das Krim-Monstrum

Zu: Zweimal scheint genug (Nr. 11)

In Sewastopol auf der Krim sahen wir als Kriegsgefangene vom gegenüberliegenden OK-Sterbelager 7241/13 aus Hunderte von zerstörten Eisenbahnwaggons am Eingang des Forts Maxim Gorki II.

Acht Schienenstränge führten in die insgesamt 23 Quadratkilometer umfassende Anlage, die als größte dieser Art in der Welt galt. Ausgeschaltet wurde sie mit dem schwersten Geschütz der deutschen Wehrmacht, ja der gesamten kriegsführenden Mächte überhaupt.

Die deutsche 80-Zentimeter-Kanone (E) „Dora“ war ein Monst­rum mit einem Gewicht von 134,5 Tonnen und einer Rohrlänge von 32,48 Metern. Es konnte mit drei Ladungen geschossen werden. Mit einem Geschossgewicht von 4800 Kilogramm (Sprenggranaten) wurde eine Schussweite von 47 Kilometern erreicht. Und mit 7100 Kilogramm schweren Panzergranaten wurden Schussweiten von immerhin noch 38 Kilometern erzielt.

In der Feuerstellung wurde das Geschütz auf zwei Doppelgleise gesetzt, wozu noch je ein Gleis für die beiden Aufbaukräne rechts und links der Hauptgleise kam. Für die Montage des Geschützes waren 250 Mann notwendig. Dazu kamen für Bodenarbeiten und sonstige Hilfsarbeiten noch weitere 4120 Mann. Der Geschützführer war ein Generalmajor.

Für den Transport musste das Rohr in zwei Lasten zerlegt werden. Insgesamt waren sieben Lasten des Geschützes zu verfrachten. Der Verschluss hatte allein ein Gewicht von 110 Tonnen. Der Beschuss drückte dabei das gesamte Fort soweit in die Tiefe, dass die Schießscharten verschwanden.

Helmut Panzer, Locarno/Schweiz

 

 

Warum Aufruhr?

Zu: Kiews Probleme mit der Demokratie (Nr. 13)

Die gläsernen Wahlurnen bei der Krim-Wahl haben mich zunächst irritiert. Aber: Garantiert wäre bei undurchsichti­gen Urnen − selbst bei Versiege­lung − behauptet worden, es wären vorher schon Abstimmzettel hineinmanipuliert worden. Der zusammengefaltete Zettel ließ beim Einwurf jedenfalls nicht erkennen, wer wie abgestimmt hat.

Eine andere ungelöste Frage: Was soll eigentlich geschehen, wenn die Menschen in der OstUkraine unter diesen neuen Verhältnissen nicht mehr leben wollen? Merkwürdig: Als die Tschechoslowakei sich in zwei Staaten trennte, gab es im Westen weder Kriegsgeschrei noch amerikanische Nato-Aufmärsche. Warum sollte das in der Ukraine nicht funktionieren?

Lorenz Spiewok, Berlin

 

 

Der Wahnsinn der Manager

Zu: Fatales Schmalspurdenken (Nr. 12)

Ich kann dem Buchautor Benedikt Herles nur beipflichten. Als ich Anfang der 1990er Jahre Betriebswirtschaftslehre studierte, gab es einen Professor, der zu Beginn der ersten Vorlesung verlauten ließ, er sei ein Gegner des Praxisbezugs. Was mir damals außerdem auffiel, war, dass das „shareholder value“-Prinzip brachial eingeführt wurde.

Schon Fragen, ob damit nicht eine Abkehr von den Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft verbunden sei, wurde von den Professoren mit dem Hinweis abgeledert, der Frager sei von gestern. Ernüchternd war in diesem Zusammenhang, dass sich die meisten Kommilitonen nicht für diese Zusammenhänge interessierten.

„Ich lerne das auswendig und gut isses!“, wurde mir einmal beschieden, und so sehen unsere geistlosen Führungsetagen auch vielfach heute aus. „Gut“ kann man das wohl nicht mehr nennen, was ich später in höheren Etagen des Managements der Finanzwirtschaft mitbekam. Gerade in großen Instituten waren Vorstände anzutreffen, deren Allgemeinbildung sich auf erschreckend niedrigem Niveau befand.

Dafür kannten die Eitelkeit und Überheblichkeit keine Grenzen, vor allem, wenn man sich in Besitz des umfangreichsten Wortschatzes neuester englischer Fachbegriffe wähnte. Schlechte Allgemeinbildung geht zudem Hand in Hand mit mangelndem Weitblick und fehlendem Wissen über Zusammenhänge sowie Fingerspitzengefühl gegenüber der Gesellschaft.

Aber das interessiert sowieso niemanden in den Wolkenkuckucksheimen des Managements.

Gernot Schmidt, Wilnsdorf

 

 

Politische Aasgeier

Zu: Kiews Probleme mit der Demokratie (Nr. 13)

„Ukrainische Übergangsregierung“? Was für ein schöner Euphemismus für faschistische Putschisten und Kleptokraten, die mit fünf Milliarden US-Dollar einen Staatstreich mit gekauften „Demonstranten“ und mehr als 100 Toten durchführten.

Da war alles am Start, was der „Westen“ zu bieten hat: vom billigen Rummel- und Preisboxer über eine hochkorrupte Gasprinzessin bis hin zu einem „Regierungschef“, der extra aus den USA eingeflogen wurde. Und kaum waren diese Schergen installiert, schon wurden europäische Außenminister vom Verwesungsgeruch dieser „Regierung“ magisch angezogen; schließlich wollte man sehen, wofür man künftige deutsche Steuergelder ausgibt. Dagegen sind selbst griechische Kleptokraten ein Hort der Ehrlichkeit.

Mathias Dumke, Wedel

 

 

Viele Lachkrämpfe

Zu: Deutsche zahlen die Zeche (Nr. 13)

Langsam komme ich aus den „traurigen Lachkrämpfen“ nicht mehr heraus. Weil sich auch Herr Putin mittlerweile totlacht. Wenn die EU und die US-Amerikaner den Russen kein Erdgas und Öl mehr abnehmen, dann sind es die Chinesen, Inder oder Japaner, denen der Russe noch Rabatt gibt und somit die Amerikaner und die EU lächerlich macht.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier wieder Leute am wirken sind, die wie vor 25 Jahren nichts merken, sich aber am Platz der Sonne wohlfühlen und weit weg vom deutschen Volk und den anderen EU-Völkern sind. Wirklich traurig. Aber wir Deutsche schauen leider nur zu und lassen uns den medialen Müll der Presse und des gleichgeschalteten TV gefallen – ganz große Ausnahme unsere PAZ –, aber das wird sich wohl nicht ändern.

Ralf Meier, Pölsfeld

 

 

Eine Lachnummer

Zu: Volk ohne Fürsprecher (Nr. 14)

Ich bin gegen die Doppelte Staatsbürgerschaft, noch dazu, wenn die Kulturkreise dermaßen verschieden sind.

Gegen Kopftücher haben wir in Deutschland jahrzehntelang gekämpft, und jetzt kommt vielleicht via Islam noch das „Ganzkörperkondom“ für Frauen. Wenn wir als Europäer nach Islamland reisen, sollen wir uns den Gepflogenheiten anpassen; umgekehrt sollen wir aber in unserem Land andere Vorschriften akzeptieren, die unseren Gewohnheiten zuwiderlaufen?

Kein Wunder, dass die Türken uns Deutsche nicht als vollwertig ansehen – ich tue es auch nicht mehr.

W. Scholz, München

 

 

Offener Rassismus

Zu: Aus dem öffentlichen ­Blick­feld entfernt (Nr. 13)

Wer in Namibia war und das Land mit aufmerksamen Sinnen bereiste, der kennt die „umgekehrte Apartheit“ dieser Swapo-Regierung. Diskriminierung der Weißen durch Vorkaufsrecht von Schwarzen und Umbenennung von Städten, Straßen und Orten. Unterm Strich: Schikane gegen alles „Weiße“, gegen Deutsche.

So ist der Charakter dieser ach so freien Organisation, die unsere Grünen und Sozialisten so hoch loben. Die Ereignisse rund um das Reiterdenkmal in Windhuk sind nur ein Teil dieser Ausgrenzungen.

Georg Schmidt, Affalterbach

 

 

Moderne Frau?

Zu: Die falsche Botschaft (Nr. 9)

Die Frau ist von Natur aus konservativ, und die heutige Welt sprengt die Ordnung des Frauenlebens. Deswegen ist sie un­glücklich. Der heutigen Welt fehlt es an jenem Mindestmaß an Güte, Mütterlichkeit, Erbarmen, Takt und Zartgefühl,

Das Bild der Frau ist heute problematisch, es wird erschwert durch die Herrschaft der Sensation. Die Öffentlichkeit beherrscht die von der Sensation geprägte Frauenerscheinung.

Nicht die emanzipierte, also die dem Mann gleichgestellte Frau, sondern das Ewig-Weibliche muss wieder mehr an Bedeutung gewinnen.

Ingeborg Schollen, Antwerpen/Belgien

 

 

Ein Akt der Selbstbestimmung

Zu: Polternde Propaganda (Nr. 11)

Ihre Berichterstattung zur Krim-Krise ist erfreulich ausgewogen. Bei den Mainstream-Medien hingegen geht es fast immer stramm „prowestlich“ gegen Russland im Allgemeinen und gegen Präsident Putin im Besonderen, auch wenn rein sachlich nichts dafür spricht. Die Krim, die ansonsten ethnisch und historisch nichts mit der Ukraine zu tun hat, wurde dieser erst neun Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschlagen.

Auch nach dem Ende der Sowjetunion hat man niemals nach dem Willen der Krimbewohner gefragt. Demgegenüber ist die jetzige Volksabstimmung und die Eingliederung nach Russland ein später Sieg des Selbstbestimmungsrechts. Es ist jedenfalls ein Fortschritt; ich freue mich jedenfalls für die Russen.

Aber Selbstbestimmung soll ja nicht für Verlierer der Geschichte wie Russen und Deutsche, insbesondere auch die Vertriebenen, gelten. Ebenso bezeichnend wie beschämend ist, dass Berliner Politiker fast aller Couleurs sich der Machtstrategie von der Nato, den USA und von EU-Kommissaren unterordnen oder manchmal als Überzeugungstäter eines neuen Drangs nach Osten auftreten. Dieser ist nicht gerechtfertigt, weil Russland keine aggressive Welt­macht mehr ist − wohl aber die Vereinigten Staaten. Deren Absicht scheint tatsächlich zu sein, Europa zu schaden, indem sie jetzt einen Keil zwischen uns und Russland treiben.

Strategisch-militärisch geht das Kalkül wohl dahin, Russland durch Belassung der Krim bei der Ukraine weitgehend den Zugang zum Schwarzen Meer und damit dem Mittelmeer zu sperren. Beziehungsweise es geht aus Mos­kauer Sicht darum, dieses bedrohliche Szenario vor der eigenen Haustür zu verhindern. Ansonsten sind die zugesagten Milliardenhilfen wegen der ethnisch höchst fragilen Ukraine und der innenpolitisch teils korrupten, teils auch rechtsextremen Kräfte, höchstwahrscheinlich verloren und politisch desaströs.

Nach den ansonsten angewandten Kriterien ist die Ukraine ein „failed state“, also ein gescheiterter Staat. Moskau kann nicht einfach zuschauen, wenn viele Millionen Russen in der Ost-Ukraine gegen ihren Willen in einen antirussischen Kiewer Staat mit Anwartschaft auf Nato-Eintritt übernommen werden sollen. Politische Analysen, wonach es wegen der wirtschaftlichen Verflechtungen schon nicht zu einem Großkrieg kommen werde, sind Beruhigungspillen oder viel Optimismus gegenüber knallhartem Machtpoker.

Auch vor 1914 gab es ähnliche Verflechtungen und verbreitete Friedensbestrebungen, was bekanntlich die Katastrophe nicht verhindert hat. Im heutigen Machtszenario ähnelt die Ukraine dem einstigen Serbien, welches zwecks Zertrümmerung Österreich-Ungarns unter Inkaufnahme eines Großkrieges Rückendeckung auch aus Paris, London und später Washington erhielt. Nur dass der heutige Feind nicht mehr das damalige Bündnis Berlin-Wien ist, sondern ein Russland, dass sich der sogenannten Kooperation, gleich der westlichen finanziellen, wirtschaftlichen und ideologischen Vereinnahmung erfolgreich widersetzt hat, seitdem Putin regiert. Deswegen wird er als neuer Hitler diffamiert. Zwecks Fortbestand einer Alternative zu vielen spätrömisch-dekadenten Erscheinungen im moralisch reichlich angefaulten Westen inklusive Deutschlands ist nur zu hoffen, dass Russland sich behauptet.

Berlin aber sollte sich trauen, eine echte Vermittlerposition einzunehmen, wenn es einigermaßen unbeschädigt davonkommen will.

Rolf Kraft, Koblenz

 

 

Es war der Heiligenbeiler Kessel!

Zu: Der letzte Weg aus der Hölle des Heilsberger Kessels (Nr. 12)

Zur PAZ-Überschrift denke ich, dass es sich statt des „Heilsberger Kessels“ um den Kessel von Heiligenbeil handelt, denn Heilsberg liegt von Balga, dem Kern des Heiligenbeiler Kessels, am Frischen Haff recht weit entfernt.

Wir waren die letzten Jahre während unserer Reisen ins nördliche Ostpreußen äußerst erstaunt, dass einige Gebäude die schweren Kampfhandlungen überstanden haben und noch deutsche Spuren erhalten sind.

Wenn man von Braunsberg her gefahren kommt, fällt dem Besucher sofort die imposante Eiche mit einem Gedenkstein an der Straßengabelung der alten R 1 zur Landstraße nach Grünwalde auf. Es ist die zu Ehren des 70. Geburtstages von Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck am 1. April 1885 gepflanzte Eiche.

Sogar der Gedenkstein steht noch dort aus dieser Zeit, nur dass nach 1945 die Bismarckgedenktafel entfernt und gegen eine Gedenktafel für den Sowjeteroberer Heiligenbeils, Mamonow, ersetzt wurde.

Von der evangelischen Kirche stehen nur noch Mauerreste. Eine Tafel erinnert daran, dass die Kirche in ihrer Geschichte schon dreimal abgebrannt und wieder aufgebaut worden sei. Seit 1945 „blieb nur noch eine Ruine“.

Einige Gebäude lassen noch etwas vom alten Heiligenbeil erahnen, wie das Amtsgericht und das alte Postamt, an dem noch das Baujahr 1885 gut zu lesen ist und wo das alte Posthorn grüßt. Wir waren ebenfalls im benachbarten Balga, und dort steht wohl das einzig erhaltene und noch bewohnte Haus am Ortseingang.

Dort sammelt der Bewohner viele Gegenstände, die von den ehemaligen deutschen Bewohnern Balgas oder von den Flüchtlingen zurückgelassen werden mussten. Der Gang durch den Wald zur Kirchenruine und an der Burgruine vorbei zum Haff lässt eine tief beklemmende Atmosphäre aufkommen.

Man kann sich kaum noch vorstellen, welche Tragödie sich hier zugetragen hat, besonders auch, weil die Natur ein gnädiges Tuch darüber zu decken versucht.

Ich freue mich immer wieder auf die nächste Ausgabe der PAZ, auch deshalb, weil dort nicht die staatlich verordnete Einheitsmeinung publiziert wird und man als denkender Bürger gut informiert wird. Bitte machen Sie möglichst noch recht lange auf diese Weise weiter.

Rupert Hamm, Jena

 

 

Schweizer Zungen

Zu: Brüsseler Willkürherrschaft (Nr. 7)

Die Behauptung, die Schweizer hassten die Deutschen, ist lächerlich. Allerdings fühlen sich manche Deutschschweizer mit ihrer mundartlichen Ausdrucksweise den Deutschen im Gespräch unterlegen.

Denn der Deutsche in der Schweiz spricht seine Muttersprache. Für den Schweizer ist Hochdeutsch aber beinahe eine Fremdsprache, zudem hat er noch Französisch sowie Englisch zu lernen, um seine Bundesgenossen besser zu verstehen.

Roland Hartmann, Meilen

 

 

Kontra Gentechnik

Zu: Genmais: EU-Kritik plötzlich erlaubt (Nr. 8)

Dass zum Beispiel genmanipuliertes Saatgut ertragreicher sei, stimmt schon nach dem dritten Anbaujahr nicht mehr. Und in Brasilien ist genau dieser Mais nach drei Jahren nicht mehr resis­tent gegen Schädlinge, und die Bauern müssen zusätzlich Pestizide spritzen.

Genmanipuliertes Saatgut trägt nicht dazu bei, den Hunger weltweit zu verringern, sondern im Gegenteil, die bäuerliche Landwirtschaft wird zerstört. Siehe Indien, wo sich hunderte Bauern umbringen. Und das finden Sie überall in der Dritten Welt. Ja, sogar neuerdings in den Vereinigten Staaten.

Burckhard Preuß, Hohenfelde/Ostsee


S. 13 Das Ostpreußenblatt

Konsequenter Einsatz für Deutsche
Stolz auf bisher Erreichtes: Verein der Deutschen in Memel begeht sein 25-jähriges Jubiläum

Der Verein der Deutschen in Memel [Klaipeda] feiert am 26. April sein 25-jähriges Bestehen. Er kann stolz sein auf das im Kleinen und doch grenzüberschreitend Geleistete. Im Mittelpunkt standen stets die Menschen in der Stadt und im Landkreis Memel wie die Besinnung und Pflege der deutschen Kultur.

Alles begann im Jahr 1989 im Schriftstellerhaus in Wilna mit der ersten Zusammenkunft der Deutschen in Litauen. Im selben Jahr fand sich die Initiativgruppe der Deutschen aus dem Memelland, welche die Gründung des Deutsch-Litauischen Kulturverbands in Memel initiierte. Bis 1992 wurde dieser Verband von Jurate Aleksandraviciene, Johanna Jagminiene und Gert Sedelies geleitet, danach übernahm Magdalena Piklaps die Leitung. Eine der Aufgaben des Verbands war die Wiedergründung der Zeitung „Deutsche Nachrichten für Litauen“. Die Zeitung gewann rasch Leser in Litauen, Deutschland und in vielen Republiken der Sowjetunion. Wegen fehlender finanzieller Unterstützung aus der Bundesrepublik musste die Zeitung im April 2005 eingestellt werden.

Bereits 1989 wurde der Vereins-chor gegründet, der mit deutschen Liedern den Verein im In- und Ausland repräsentierte. Der erste offizielle Chorauftritt erfolgte an dem für alle Memelländer wichtigen Tag im Jahr 1989 während der Enthüllung des „Ännchen von Tharau Denkmals“ auf dem Theaterplatz. 1990 gründete der Verein eine allgemein zugängliche deutschsprachige Bibliothek. Sie wird kontinuierlich mit aktuellen Veröffentlichungen ergänzt und deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften gelangen zur Auslage.

Heute ist es nichts Besonderes, aber 2000 war der vereinseigene Computerraum der erste überhaupt in Memel. Zahlreiche Schüler konnten hier ihre ersten Erfahrungen am Computer sammeln.

Der wichtigste und dauerhafteste Erfolg war 1992 die Gründung einer staatlichen Schule für die deutsche Volksgruppe in Memel. Wie mühsam war der Beginn 1990/91, als Freiwillige von Haus zu Haus gegangen sind und alle Memelländer befragt haben, ob sie ihre Kinder in so eine Schule lassen würden. Das Ergebnis war überwältigend, viele wollten eine solche Schule. Der Anfang mit nur vier Klassen gestaltete sich schwierig. Kein eigenes Schulgebäude, nicht genügend Lehrmittel. Doch der Einsatz von Schulleiterin Angele Klitiene führte die Schule an die Spitze der Memeler Lehranstalten. Die heutige Direktorin Jolita Andrijauskiene hat es 2008 geschafft, dass die „Deutsche Hermann-Sudermann-Schule“ zum Gymnasium wurde und dass es mittlerweile zu den besten der Stadt zählt. Besonders aktiv ist die Gesangsgruppe. Die jungen Sänger treten mit ihrem deutschen Programm im In- und Ausland auf und gewannen schon zahlreiche Preise.

Das Jahr 1992 war auch von einem zweiten wichtigen Ereignis gekennzeichnet. Die Stadtverwaltung Memel stellte dem Verein ein eigenes Haus zur Nutzung zur Verfügung. Es war ein heruntergekommenes Gebäude am Rande der Innenstadt, das mit finanzieller Unterstützung der Bundesrepublik saniert und als Begegnungs- und Kulturzentrum des Vereins zu neuem Leben erweckt wurde. Als „Simon-Dach-Haus“ wurde es am 8. Oktober 1996 eröffnet. Damit hatte der Verein endlich seine eigenen „vier Wände“, in denen deutsche Sprachkurse angeboten werden, Konzerte, Seminare, Vorlesungen, Werkstätten und Begegnungen stattfinden. Der Verein der Deutschen ist im heutigen städtischen Leben integriert und trägt zur kulturellen Vielfalt sowie als Brücke zur Vergangenheit und nach Deutschland einen wesentlichen Teil zum Miteinander bei. Mit Stolz blickt man auf die Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit. Seit einigen Jahren werden eine Laternenwerkstätte, ein Martinsumzug durch die Innenstadt sowie Adventskonzerte veranstaltet. Ein kultureller Höhepunkt ist seit 1999 das jährliche Projekt „Deutsche Kulturtage“. Den Interessierten werden bis zu 20 facettenreiche Veranstaltungen angeboten. Durchschnittlich sind jährlich über 5000 Besucher bei den verschiedenen Kulturmaßnamen des Vereins im Simon-Dach-Haus zu verzeichnen. Zu den emotionalsten Momenten der vergangenen 25 Jahre gehören die drei großen Begegnungstreffen mit Landsleuten aus Deutschland. Sie standen jeweils unter einem prägnanten Motto: „Unvergessene Heimat“ 1995, „Der Heimat treu“ 1996 und „Heimat, ich trage dich im Herzen“ 1998.

Stolz ist man im Simon-Dach-Haus auf die hochrangigen Besucher und Staatsgäste. Zu den bekanntesten zählen Roman Herzog, Klaus Kinkel, Wolfgang Thierse und 2013 Bundespräsident Joachim Gauck. Aber auch für litauische Politiker ist es eine Besuchsadresse. Das alles hätte man ohne Hilfe zahlreicher Freunde, Förderer und Unterstützer nicht schaffen können. Dankbar ist man über die Unterstützung durch die Landsmannschaft Ostpreußen und die Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise.

Vieles hat sich in diesen 25 Jahren verändert. Viele der ersten Mitglieder sind verstorben, auch haben zahlreiche Memelländer Litauen verlassen. Litauen ist Mitglied der EU und Nato und ein freies Land am Rande Mitteleuropas. Leider hatten diese positiven Veränderungen auch eine Kehrseite. Nach dem EU-Beitritt wurden die Unterstützungsgelder für den Erhalt und Betrieb des Hauses reduziert und später ganz gestrichen. Auch aufgrund der abnehmenden Mitgliederzahl wird es immer schwerer, die steigenden Gas- und Strompreise zu zahlen. Deswegen freut man sich über jeden Besuch, möglichst mit Übernachtung, wie auch über jedes Dittchen an zweck-gebundener Unterstützung.

Der Verein wird weiterhin mit Energie und Ehrgeiz für den Erhalt des Deutschtums im Memelland eintreten. M.P.


»Von Allenburg bis Pinten«
Museum Friedländer Tor in Königsberg zeigt deutsche historische Wappen

Das Museum Friedländer Tor präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen gemeinsam mit dem russischen Heraldiker Grigorij Michajlowitsch Lerman eine Wappenschau, die über Herkunft, Bedeutung und Beispiele der Wappenherstellung in den Städten Ostpreußens und der heutigen Kaliningrader Oblast Aufschluss gibt.

Wappen sind ein historisches Erbe. Es ist bezeichnend, dass das russische Wort für Wappen „gerb“ aus dem deutschen „Erbe“ abgeleitet ist. Ein Wappen stellt ein historisches Dokument dar, das den Menschen unabhängig ihrer Sprache verständlich ist. Eine Stadt kann untergehen und wieder auferstehen, aber das Wappen ist die Erklärung einer Stadt in der Sprache der Symbolik. Bilder alter Wappen beflügeln unsere Phantasie: Beim Versuch, ihr Wesen zu durchdringen, begreifen wir die Symbolkraft ihrer einzelnen Zeichen. Aber die Zeichen haben mehrschichtige Bedeutungen, die es auszulegen, zu erklären gilt. Die Städte des Deutschen Ordens erhielten mit ihren Gründungsurkunden eine Charta mit Rechten und Privilegien, die ihnen Selbstverwaltung, Handelsfreiheit und das Recht auf eine eigene Gerichtsbarkeit zusicherte. Jede Stadt hatte ein eigenes Siegel, das viele Jahre lang das gleiche Muster, Schrift und Zeichnung hatte.

Themen der Wappen waren Gegenstände der Natur, der Kunst oder Phantasien, die Symbole der Herrscher oder architektonische Motive. Diese Stadtsymbole waren gut sichtbar an Rathäusern und anderen Gebäuden angebracht. Die Wappen der ostpreußischen Städte können fast immer in ihren Druckerzeugnissen wiederentdeckt werden. In diesem Sinne sind Stadtwappen Ausdruck der Geschichte einer Stadt.

Zur Zeit erkennen viele Städte den kulturellen Wert alter Wappen wieder und nehmen sie entweder zum Vorbild für eigene oder nutzen die historischen Wappen. Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Mai geöffnet. PAZ

Museum Friedländer Tor, ul. Dzerschinskogo 30, 236004 Kaliningrad. Telefon 007 (4012) 644020.


Strom aus Kohle und Gas

Bei einem Beratungsgespräch der Regierung hat Premierminister Dmitrij Medwedjew sich über die Energieversorgung des nördlichen Ostpreußens ausgelassen. Bis zum Jahr 2020 wird sich der Stromverbrauch in der Region schätzungsweise verdoppeln. Laut Medwedjew sei es vordringliches Ziel, Kraftwerke zu bauen, die in der Lage sind, Strom aus verschiedenen Rohstoffen zu erzeugen. Neben Öl und Gas müsse auch auf Kohle als Energieträger zurückgegriffen werden. 2013 wurde ein unterirdisches Gaslager in Betrieb genommen, der Bau fünf weiterer Lager ist geplant. Das Königberger Gebiet soll für den Fall gerüstet sein, dass die Stromlieferungen aus Litauen ausbleiben. MRK


MELDUNGEN

Schule und Kulturzentrum

Labiau – In der Kreisstadt entsteht ein neues Schulzentrum für 1000 Schüler, das eines der modernsten der Region werden soll. Es wird neben einem Schwimmbad zwei Sportsäle haben, eine Bühne sowie einen Wintergarten. Gebiets-Bauminister Sergej Majorow besuchte kürzlich die Baustelle, dabei überzeugte er sich über den Fortgang der Arbeiten. Die Stadt Labiau hat mit der renommierten Baufirma „Monolit“ einen Vertrag über das 13 Millionen Euro teure Projekt geschlossen. Die Firma hat bereits ähnliche Schulzentren in Cranz und Königsberg gebaut. Sie garantiert die Fertigsstellung bis zum Herbst. Die Labiauer Behörden legen große Hoffnung auf die neue Schule: Sie soll auch als Kulturzentrum genutzt werden. Da sie über eine der modernsten Ausstattungen verfügen wird, könnte sich das kulturelle Leben Labiaus positiv entwickeln. MRK

 

Grausiger Fund am Straßenrand

Ludwigsort – Anwohner, die auf dem Weg zum örtlichen Friedhof waren, machten einen grausigen Fund. Am Straßenrand war ein Plastiksack mit menschlichen Gebeinen abgelegt worden. Die alarmierte Polizei stellte fest, dass Arbeiter auf dem städtischen Friedhof einen hölzernen Kasten ausgegraben hatten, der die Gebeine mehrerer Menschen enthielt. Anstatt die Polizei zu informieren, packten sie die Knochen in einen Plastiksack und legten ihn an der Straße ab. Die zum Fundort gerufene Forensikergruppe stellte fest, dass einige der Gebeine Anhänger und Aufschriften trugen. Eine kriminaltechnische Untersuchung wurde angeordnet. MRK

 

Hoffnungsträger Kläranlage

Heinrichswalde – Gemeinsam mit europäischen Partnern entsteht in Heinrichswalde eine Kläranlage, die im Rahmen des Programms zur grenzüberschreitenden Zusam-menarbeit finanziert wird. Neben der Kläranlage soll eine zentrale Kanalisation entstehen, an die nach und nach sowohl Wohnhäuser als auch Unternehmen angeschlossen werden. Zur Zeit sind die Bauarbeiten zur Hälfte abgeschlossen. Die Inbetriebnahme ist für den 19. August geplant. Sergej Artjuchow, Chef der Kreisverwaltung, rechnet dank der Kläranlage mit einem Aufschwung für die Region, da sich neue Unternehmen niederlassen würden. Mit dem stufenweisen Anschluss der umliegenden Wohnhäuser an die Kanalisation geht auch die Grundsanierung von Wohnraum einher. Im vergangenen Jahr wurden 17 Häuser, in denen 380 Menschen wohnen, modernisiert. In diesem Jahr können weitere 614 Menschen in 41 Häusern auf die Moderniserung ihrer Wohnungen hoffen. MRK


S. 14 Ostpreussische Familie

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

unsere Ostpreußische Familie war immer für Überraschungen gut und ist es auch heute, denn wir können einen Erfolg melden, den wir wirklich nicht erwartet hatten und erst recht nicht so schnell. Es geht um die Fragen nach ihrer Herkunft, die uns Frau Marlene Behfeld aus Dorsten stellte und die ein nur schwer entwirrbares Bündel bilden. Dass überhaupt auf eine dieser Fragen eine Resonanz erfolgen würde, war zu bezweifeln und an eine Lösung war überhaupt nicht zu denken. Denn viele der uns von Frau Behfeld übermittelten Angaben beruhten auf Vermutungen oder ungenauen Auskünften, die schon mit ihrer Geburt zusammenhingen. Marlene wurde vermutlich im Februar 1948 im russischen Internierungslager 533 Bagationowsk/Pr. Eylau geboren. Ihre Mutter Erika Mülling geb. Radziwill wurde 1948 entlassen und zog zu ihrem in Bottrop lebenden Ehemann. Das nicht von ihm stammende Kind wurde zur Adoption freigegeben, bei der die Mutter irreführende Angaben machte, die sie später – als es um die nachträgliche Ausstellung der Geburtsurkunde ging – korrigierte. Erst nach dem Tod der Mutter begann sich die Tochter mit ihrer Herkunft zu beschäftigen und war dabei auf die wenigen Informationen einer Schwester ihrer Mutter angewiesen, die inzwischen verstorben ist.

Erika Mülling geb. Radziwill stammte laut ihren Angaben zur Geburts­urkunde ihrer Tochter, aus Wigrinnen. Krs. Sensburg. Das Geburtsdatum ist unbekannt, selbst eine ungefähre Jahreszahl kann nicht angegeben werden. Frau Behfeld meint, dass ihre Mutter zwischen 1910 und 1920 als jüngstes Kind des aus Gerdauen stammenden Gustav Radziwill geboren wurde. Auf diese vermutliche Lehrerfamilie konzentrierten sich nun ihre Suchfragen, mit denen sie sich an verschiedene Institutionen wandte, so auch an die „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin, die Frau Behfeld den Rat gab, sich an unsere Ostpreußische Familie zu wenden, denn es sei erstaunlich, welche Verbindungen dort geknüpft würden. Wir freuten uns natürlich über diese Anerkennung, aber sie ist auch eine Verpflichtung, die – und nun kommt das Erstaunliche – tatsächlich erfüllt werden konnte. Denn schon einige Tage nach der Veröffentlichung in der PAZ Folge 12 erreichte uns eine Mail von Marlene Behfeld, die sich herzlich für unsere Bemühungen bedankte und uns mitteilte, dass sich tatsächlich eine Leserin aus Minden gemeldet hätte, die ihr mehr über die Familie ihrer leiblichen Mutter vermitteln kann. Frau Behfeld wollte sie baldmöglichst anrufen, sah sich aber verpflichtet, uns sofort über diese unerwartete Resonanz zu informieren. Die uns natürlich überraschte, denn ich hatte bezweifelt, ob wegen der ungenauen Angaben tatsächlich auch nur eine der mit dem Fall zusammenhängenden Fragen lösbar wäre. Frau Behfelds Dank an unsere Familie: „Es ist schon erstaunlich, welche Netzwerke funktionieren und auch zu erfahren, wie andere Menschen einem ohne Eigennutz helfen mochten“.

Dieser uns sehr berührende Satz steht auch für die nächste Suchfrage, aber sie führt weit in die Vergangenheit zurück, denn es handelt sich um eine Hilfe, die 70 Jahre lang unvergessen blieb und für die im Namen der Geholfenen ein später Dank abgestattet werden soll. Sie ist wohl eine der schönsten Suchbitten, die ich bisher vermitteln konnte, und ich wünschte, sie hätte den ersehnten Erfolg. Eine ostpreußische Familie hat nie vergessen, wer sie damals gerettet hat und wenn auch die Menschen, die hauptsächlich an dieser Hilfsaktion beteiligt waren, nicht mehr leben, so übernehmen die Angehörigen, die damals Kinder waren, nun nach Jahr und Tag den Versuch, Verbindung mit den Nachfahren des Mannes aufzunehmen, der für ihr Schicksal die Weichen stellte. Und somit übergebe ich Vilmar John aus Darmstadt das Wort, der mit seinen Geschwistern zusammen diese späte Suche startet, für die er als Übermittler unsere Ostpreußische Familie gewählt hat:

„Unsere Großmutter Else Ludorf hat während des Zweiten Weltkrieges in Königsberg bei der Dienststelle Luftgaukommando 1 als Lohnbuchhalterin gearbeitet. Ihr damaliger Chef hieß Ernst Schirrmacher, *04.10.1900. Er hat unserer Familie das Leben gerettet, indem er unsere Großmutter sowie unsere Mutter Elfriede John geb. Ludorf und uns drei Kinder mit aus Königsberg herausgenommen hat, als er seine gesamte Dienststelle im Herbst 1944 schrittweise nach Westen verlegte. Für diese Ausreise organisierte er Eisenbahnwaggons. Wir erreichten schließlich am 04.95.1945 Rieseby in Schleswig-Holstein zusammen mit der Ehefrau unseres Retters, Gertrud Schirrmacher, *17.05.1912 in Bladiau, und ihren vier Söhnen, die im gleichen Alter wie wir John-Kinder waren. Wir verbrachten hier in Rieseby einige Jahre zusammen mit anderen Flüchtlingen, die dann nach Hessen, NRW oder Baden-Württemberg umgesiedelt wurden. Leider haben wir trotz verschiedener Versuche keine Spur der Schirrmacher-Söhne finden können. Je älter wir werden, desto mehr wird uns bewusst, dass unser Überleben mit großer Wahrscheinlichkeit nur durch den Mut und die Hilfsbereitschaft des Herrn Ernst Schirrmacher möglich war. Unser Großvater hat vermutet, dass der Chef seiner Frau schon zu Fluchtbeginn gewusst hätte, dass es keine Zukunft für uns in Königsberg gäbe. Zu gerne würden wir John-Geschwister nun Kontakt zu seinen Söhnen finden − zum einen, um über sie ihrem Vater Dank und Anerkennung auszusprechen, zum andern, um noch einmal Erinnerungen über viele Jahre gemeinsamer Kindheit austauschen zu können“.

Die drei John-Kinder sind Vilmar, *28.06.1939 in Königsberg, Regina, *14.10.1941 in Königsberg, und Carla. *04.06.1944 in Trakehnen. Sie suchen die Brüder Schirrmacher: Günther, *27.04.

1936, Dieter, *04.01.1938, Horst, *01.11.1940 und Klaus, *04.09.

1943, alle in Königsberg geboren. Wer kann Angaben zu den Gesuchten machen (Postanschrift: Vilmar John, Postfach 130258, 64242 Darmstadt, Carla Jaenich Tel.: (06151) 537476, E-Mail: carlajaenich@gmail.com)

Der Palmsonntag wird sicher manche Vertriebenen, die in der Heimat konfirmiert wurden, noch immer an den Tag ihrer Einsegnung erinnern. Zu diesem Kreis gehört Herr Horst Neumann aus Braunschweig, der sich auf seine Konfirmation so genau besinnen kann, als sei sie gestern gewesen. Das Einsegnungsfoto besitzt er nicht mehr, es ging im Fluchtgepäck verloren wie alle Urkunden, Zeugnisse oder sonstigen Dokumente. Doch dieser Verlust wurde überschattet durch den Tod seiner Eltern, die auf der Flucht ihr Leben lassen mussten. Die Eltern: Das war das Landwirtsehepaar Franz und Emma Neumann aus Paplacken, wo ihr am 15.10.1920 dort geborener Sohn Horst bis März 1935 zur Schule ging. Von Ostern 1933 bis Palmsonntag 1935 besuchte er den Konfirmandenunterricht in Saalau, der von dem Pfarrer Roland Buhre, einem Baltendeutschen aus Riga, abgehalten wurde. Es waren etwa 70 Mädchen und Jungen, die an dem Unterricht teilnahmen. Eine große Anzahl, die sich aus den vielen, zu diesem Kirchspiel gehörenden Ortschaften erklärte: Wirbeln, Albrechtshöfen, Pruskehmen, Rudlacken, Laschningken, Wirtkallen, Katrinlacken, Siemohnen, Auer, Schönwiese, Gnottau, Paplacken, Paschmackern, Berschienen und Schmackerlauken. Die altpreußischen Ortsnamen mussten bei der Umbenennung im Jahre 1938 neuen Ortsbezeichnungen weichen.

Der heute 93-jährige kann noch genau sagen, wie dieser für ihn so wichtige Tag ablief: „Wir versammelten uns im Flur des großen Pfarrhauses, die Mädchen in weißen Kleidern, die Jungen in dunkelblauen Anzügen. Wir brauchten nur aus der Türe zu treten, dann lag das Portal der Kirche vor uns. Zuerst ging der Pfarrer die Stufen empor, dahinter folgten die Mädchen und Jungen jeweils zu zweit. Mit dem Lied „Jesu geh voran“ zogen wir feierlich in die Kirche ein. Jeder Konfirmand wurde einzeln eingesegnet bis auf das Zwillingspaar Adolf und Herta Treinis“. Nicht nur diese Namen sind Horst Neumann in Erinnerung geblieben, er kann auch noch weitere nennen wie Herbert Kämereit, Oskar Schmidt, Käthe Habert, Hilde Kuhnke, Franz Wagner, auch die Nachnamen Busies und Wachsmann fallen ihm ein. Nach der Einsegnung wurden die Aufnahmen gemacht, die ein Fotograf vornahm: Mädchen und Jungen getrennt. Herr Neumann erinnert sich noch genau, dass er in der ersten Reihe als Zweiter links neben Pfarrer Buhre saß.

Soweit seine Angaben zu dem gesuchten Foto, obgleich er nicht viel Hoffnung hat, dass irgendwo noch ein Exemplar existiert. Von seinen ehemaligen Mitkonfirmanden dürften, wenn überhaupt, nur noch wenige leben, viele sind auf der Flucht umgekommen, gefallen, verschollen oder später verstorben. Aber vielleicht haben sich in einigen Familien noch alte Fotos erhalten, und es findet sich darunter auch dieses Konfirmationsbild? Wenn er davon einen Abzug erhalten könnte, würde für Herrn Neumann ein großer Alterswunsch in Erfüllung gehen. Die Kirche von Saalau blieb übrigens erhalten und wird heute als Kulturhaus benutzt! (Horst Neumann, Wendenring 14 in 36114 Braunschweig, Telefon: (0531) 338640.)

Auch in mir wurde beim Lesen dieses Suchwunsches wieder eine Erinnerung wach. Der Name „Laschningken“ war es, der mich sofort in meine Kindheit zurückversetzte und die echt ostpreußische Landhochzeit noch einmal auferstehen ließ, die ich als Fünfjährige dort verleben durfte. Unvergessen auch deshalb, weil auf dieser so viel Unvorhergesehenes geschah, das in die Annalen unserer Familiengeschichte einging und für mich als Schriftstellerin später genügend Stoff für eine heitere Erzählung bot. Die herrliche Landhochzeit fand, wie in Ostpreußen üblich, nach der Ernte im September statt, und ich weiß noch heute, dass ich mich über die Veilchen wunderte, die in üppiger Fülle in dem bunten Bauerngarten blühten. Sie waren für mich doch Frühlingsboten − ja, darüber habe ich gerade in Folge 11 geschrieben und damit auch Erinnerungen bei manchen Leserinnen und Leser geweckt. So war auch Herr Hans-Georg Balzer aus Groß Köries – für den unsere Familienseite immer ein besonders wertvolles Stückchen von To Huus ist − sehr erfreut, weil ich in diesem Beitrag der Dichterin Agnes Miegel gedachte, denn ihre Gedichte hatte er schon als Schuljunge geliebt. Sein „To Huus“ war Königsberg, wo der 1931 geborene Hans Georg Balzer die Steindammer Knaben-Mittelschule besuchte. Dort begann seine Liebe zur heimischen Literatur, wie er schreibt: „Dank unserer hervorragenden Deutschlehrerin Fräulein Reinbacher wurden die Gedichte von Agnes Miegel schon früh zum unverlierbaren Bestandteil meiner Heimat. Als wir zum Jahreswechsel 1947/48 nach schwerem Überlebenskampf aus unserer Heimat ausgewiesen wurden, hatte ich nur noch diese wunderbaren Gedichte als unsichtbares Fluchtgepäck, das mir niemand abnehmen konnte. Besonders berührt hat mich, dass Sie in dem Zusammenhang auch das Gedicht ,Heimweh‘ erwähnen. Bei den vielen zu Herzen gehenden Gedichten von Agnes Miegel steht es bei mir an erster Stelle, denn es teilte nach der Vertreibung meine Sehnsucht nach dem verlorenen Land meiner Kindheit, das ich erst nach 47 Jahren wieder sehen durfte. Damals, in der Zeit hinter dem Eisernen Vorhang und abgeschnitten von den Landsleuten aus der Heimat lernte ich verstehen, was Heimweh ist.“

Das konnte inzwischen gemindert werden, denn was Hans-Georg Balzer als unsichtbares Fluchtgepäck mitgenommen hatte, steht heute griff- und lesebereit in seinem Bücherschrank, in dem vieles aus den Schaffen der Dichterin zu finden ist. Einen herzlichen Dank für Ihre anerkennenden Worte für unsere Arbeit in der PAZ, auf die Sie, lieber Herr Balzer, schon jede Woche warten. So wohl auch auf diese Folge, die Sie ja mit unserem Dankeschön etwas überraschen dürfte.

Unser Landsmann Knut Walter Perkuhn aus Wriedel/Brockhöfe ist es dagegen schon fast gewohnt, seinen Namen in unserer Kolumne zu lesen, denn für ihn und seine dokumentarische Tätigkeit vor allem für die eigene Ahnenforschung und Sippengeschichte hat sich unsere Ostpreußische Familie schon seit Jahren als dichtmaschiges Netzwerk erwiesen. Kein Wunder, dass er auch in meiner Veilchen-Geschichte fündig wurde und uns nun einen eigenen Veilchen-Beitrag zukommen lässt, der nicht im Gestern sondern im Heute spielt:

„Ich las Ihre Erzählung ,Hände voller Veilchen‘ und dabei wanderten meine Gedanken zurück in das Jahr 2001, als ich erstmals seit Kriegsende unser Familiengut Lisettenfeld aufsuchte. Es war in der Osterwoche, und ich erkundigte unser einstiges Gut fünf Tage lang. Am Tag der Abreise durchstreifte ich noch einmal die Vegetation, die von der einstigen Parkanlage übrig geblieben war, und fand zwischen den Bäumen eine kleine Kolonie von Schneeglöckchen und daneben Büschel von Veilchenblättern! Sofort lief in zu meinem Wagen und holte eine Tüte und einen Löffel, eilte zurück und grub von beiden Pflanzensorten einige Stücke aus. Wieder hier in Brockhöfe angekommen setzte ich sie in unserem Garten nahe der Lebensbaumhecke wieder ein. Seitdem kommen die Schneeglöckchen und etwas später die Veilchen aus unserem Lisettenfelder Park in jedem Frühling immer wieder – nun schon 13 Jahre lang! − und erinnern mich an mein Zuhause und an meine Jugendzeit. Beim Lesen Ihres Artikels wurde ich sofort wieder daran erinnert, zumal auch in diesem Jahr wieder die Schneeglöckchen blühen!“ Und jetzt werden es auch die Veilchen sein, und Knut Walter Perkuhn übermittelt uns mit seinen ostpreußischen Frühlingsboten, die in der Lüneburger Heide Wurzeln geschlagen haben, einen österlichen Gruß!

Eure Ruth Geede


»Verwandt mit den Wellen, verwandt mit dem Land«
Medienpädagoge und Philosoph Alfred Rohloff legt Lyrikband mit Gedichten auch über seine ostpreußische Heimat vor

Gedichte als unsichtbares Fluchtgepäck − so wie Hans-Georg Balzer seine geliebten Miegel-Gedichte in der Erinnerung behalten hat, ergeht es vielen von uns Vertriebenen. Wie oft hat uns ein Gedicht in schweren Stunden getröstet, hat uns Mut gemacht, hat uns ein Stück Heimat bewahrt und damit Geborgenheit gegeben. Und vielleicht wollte manch ein Empfindsamer, der das lyrische Gedicht liebt, auch versuchen, die eigenen Gedanken und Empfindungen in Verse zu kleiden, ohne sich gleich der Illusion hinzugeben, ein Dichter zu sein. Einer ist es in aller Stille doch geworden und tritt nun mit einem Gedichtband an die Öffentlichkeit, der mit fast 200 Gedichten Einblick in ein reiches lyrisches Schaffen gewährt: Alfred Rohloff, ein im Raum Stallupönen geborener Ostpreuße, der heute im Süden der Lüneburger Heide lebt und der sich nun als über 80-Jähriger entschloss, seinen bisher herausgegebenen wissenschaftlich-philosophischen Büchern einen Lyrikband folgen zu lassen. Sein Stallupöner Schulkamerad Dieter Grau, Bonn, hat uns auf diese Neuerscheinung aufmerksam gemacht und einige Erläuterungen dazu geschrieben, mit denen wir das Buch vorstellen:

„Wer sich mit dem unter dem Titel ,Die Herde fremdfüßiger Worte‘ im Athena-Verlag erschienenen Buch beschäftigt, ist erstaunt über die sprachlichen Nuancen und die inhaltliche Vielfalt, aber besonders über die feinsinnige Art, mit welcher der Autor seinen Themen durch Sprache ,Leben einhaucht‘. Der Bogen reicht von – scheinbar – schlichten, volkstümlichen Gedichten, ähnlich denen von Matthias Claudius, über klassisch anmutende Themen, wie sie Goethe gestaltet hat, bis hin zu sehr modernen lyrischen Produkten, wobei man bei Letzteren spürt, dass sich hinter der sprachlichen Fassade eine wichtige Aussage verbirgt, es sich also − anders als bei vielen modernen Gedichten – nicht nur um leeres ,Wortgeklingel‘ handelt.

Rohloff schreibt im Nachwort über seine Vorstellung von dichterischem Schaffen: ,Gedichte, die reden, ohne etwas sagen zu wollen, … sind mir ein Graus.‘ Bei seinen Gedichten hat er die Gefahr der ,Inhaltslosigkeit‘ gebannt, und das ist neben vielen anderen einer der Vorzüge, durch die sich dieser Lyrikband auszeichnet.

Alles in allem ist der Gedichtband ein gutes Beispiel dafür, wie ein Autor mit Wurzeln in dem ehemaligen deutschen Osten ei­nerseits seiner Bindung zu seiner Heimat und den schicksalhaften kriegsbedingten Ereignissen dichterischen Ausdruck zu verleihen versteht, andererseits aber auch weit darüber hinaus geht und damit ein lyrisches Werk präsentiert, das durch Könnerschaft besticht und Gedichte für Interessierte bereithält, die – wie es im Klappentext heißt – berichtend, nachdenklich, traurig, wehmütig, aber ebenso fragend, humorvoll und optimistisch sein können.“

Soweit die von Grau geschriebene Vorstellung des im Athena-Verlag erschienenen Gedichtbandes. Natürlich wünschen sich nun Literaturfreunde eine Leseprobe, aber die Fülle von rund 200 Gedichten macht die Wahl schwer. Und nicht nur das: Eine Zeitungsseite mit so vielschichtigen Themen wie diese eignet sich nicht gerade für den Abdruck von gehobener Lyrik. Wählen wir also ein Gedicht aus der von Grau vorgelegten Auswahl, das sich mit unserer Heimat befasst, mit der sich Rohloff so verbunden fühlt, als sei er ein Teil von ihr. Und so betitelt er es: „Verwandtes Land“:

„Verwandt mit den Wellen, verwandt mit dem Land, das wellig und leer, / als spielte es treulich noch einmal das Meer.

So reden die Dünen, so rede ich auch, wo der Himmel sich bückt / und die Stirne mit strähnigen Gräsern sich schmückt.

Verwandt mit den Dünen und sacht wie das Meer, so geht hier der Schritt, / und ohne zu zagen gehe ich mit.“ R.G.


S. 15 Glückwünsche

Wir gratulieren

ZUM 101. GEBURTSTAG

Drobeck, Helene, geb. Annies, aus Neukirch, Kreis Elchniederung, am 18. April

ZUM 100. GEBURTSTAG

Napierski, Helene, geb. Witzki, aus Winsken, Kreis Neidenburg, am 12. April

ZUM 98. GEBURTSTAG

Kleemann, Hildegard, aus Lyck, am 18. April

Kohse-Grebenstein, Frida, geb. Augstein, aus Tölteninken, Kreis Wehlau, am 14. April

Mollenhauer, Martha, geb. Dunkel, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 17. April

Oehm, Elsbeth, geb. Malessa, aus Sentken, Kreis Lyck, am 12. April

Wallis, Lisbeth von, geb. Przykopanski, aus Saiden, Kreis Treuburg, am 16. April

ZUM 97. GEBURTSTAG

Graef, Annelore, geb. Glaser/von Terzi, aus Lyck, am 18. April

Krolczik, Hildegard, geb. Olschewski, aus Muschaken, Kreis Neidenburg, am 12. April

ZUM 96. GEBURTSTAG

Meiser, Herta, geb. Broska, aus Rotbach, Kreis Lyck, am 18. April

ZUM 95. GEBURTSTAG

Hermenau, Frieda, geb. Will, aus Wehlau, am 18. April

Schwan, Gertrud, geb. Schidlowski, aus Paradies, Kreis Mohrungen, am 14. April

ZUM 94. GEBURTSTAG

Achenbach, Kurt, aus Schuggern, Kreis Ebenrode, am 13. April

Dormeyer, Lydia, aus Lyck, am 15. April

Herdam, Gerhard, aus Neidenburg, am 18. April

Körner, Hedwig, geb. Prengel, aus Rhein, Kreis Lötzen, am 13. April

Milius, Gustav, aus Pillau, Kreis Samland, am 14. April

Röper, Liselotte, geb. Butschies, aus Neukirch, Kreis Elchniederung, am17. April

Rudat, Gertrud, geb. Halw, aus Treuburg, am 14. April

Tararako, Martha, geb. Paykowski, aus Hellengrund, Kreis Ortelsburg, am 12. April

Van der Venn, Hilde, geb. Drazba, aus Giersfelde, Kreis Lyck, am 16. April

ZUM 93. GEBURTSTAG

Broschat, Herta, aus Heldenfelde, Kreis Lyck, am 17. April

Czisso, Ernst, aus Regeln, Kreis Lyck, am 14. April

Fröse, Willy, aus Erlen, Kreis Elchniederung, am 13. April

Glanert, Erna, geb. Weinz, aus Roddau Perkuiken, Kreis Wehlau, am 15. April

Herforth, Sophie, aus Breslau, am 16. April

Herold, Johanne, aus Theerwisch, Kreis Ortelsburg, am 13. April

Jortzik, Irmgard, aus Neuendorf, Kreis Treuburg, am 17. April

Juckel, Ursula, geb. Wohlgemuth, aus Neulinkuhnen Kreis Elchniederung, am 14. April

Kunowski, Herta, geb. Dreier, aus Wolittnick, Kreis Heiligenbeil, am 15. April

Lange, Liesbeth, geb. Grigull, aus Pregelswalde, Kreis Wehlau, am 16. April

Peyinghaus, Marianne, aus Alt Gertlauken, Kreis Wehlau, am 15. April

Polkowski, Elfriede, geb. Brodowski, aus Klein Lasken, Kreis Lyck, am 16. April

Pröstler, Martha, aus Brodau, Kreis Neidenburg, am 16. April

Spendowski, Elisabeth, geb. Aukthun, aus Kuglacken, Kreis Wehlau, am 16. April

Stangel, Heinz, aus Eydtkau, Kreis Ebenrode, am 18. April

ZUM 92. GEBURTSTAG

Elste, Gertrud, geb. Gollub, aus Klein Rauschen, Kreis Lyck, am 14. April

Fydrich, Elfriede, geb. Lardong, aus Elbings Kolonie, Kreis Elchniederung, am 15. April

Hassio, Erna, geb. Waschinski, aus Lyck, Yorkstraße, am 15. April

Israel, Gerhard, aus Reimannswalde, Kreis Treuburg, am 12. April

Krug, Ingeborg, aus Schloßbach, Kreis Ebenrode, am 14. April

Nikutta, Ernst, aus Kukukswalde, Kreis Ortelsburg, am 17. April

Nitsch, Irma, geb. Kowalzik, aus Milussen, Kreis Lyck, am 15. April

Peter, Elizabeth, geb. van den Pluijm, aus Wehlau, am 14. April

Polenz, Else, geb. Hausmann, aus Schloßbach, Kreis Ebenrode, am 16. April

Rapold, Gerda, geb. Behring, aus Bärwalde, Kreis Samland, am 16. April

Schnitzer, Else, geb. Bärenstrauch, aus Hohenwalde, Kreis Heiligenbeil, am 12. April

Schoen, Dieter, aus Kernhall, Kreis Tilsit-Ragnit, am 15. April

Wollermin, Walter, aus Maihof, Kreis Lyck, am 13. April

ZUM 91. GEBURTSTAG

Badorrek, Kurt, aus Lehmanen, Kreis Ortelsburg, am 16. April

Balen, Herta Van, geb. Bogdahn, aus Groß Degesen, Kreis Ebenrode, am 14. April

Beyer, Emma, aus Disselberg, Kreis Ebenrode, am 14. April

Bludau, Erika, aus Lyck, am 14. April

Drubba, Otto, aus Rosenheide, Kreis Lyck, am 18. April

Fortak, Walter, aus Ittau, Kreis Neidenburg, am 18. April

Hokamp, Eleonore, geb. Klein, aus Regeln, Kreis Lyck, am 16. April

Kirschbacher, Paul, aus Budlacken, Kreis Wehlau, am 12. April

Kraas, Anna, geb. Perkampus, aus Eichhagen, Kreis Ebenrode, am 15. April

Riedel, Dr. Dietrich, aus Fischhausen, Kreis Samland, am 16. April

Schmidtke, Edith, geb. Janz, aus Lentenbude, Kreis Elchniederung, am 15. April

Schulz-Harbrücker, Ilse, aus Lötzen, am 14. April

Syskowski, Horst, aus Pfaffendorf, Kreis Ortelsburg, am 12. April

ZUM 90. GEBURTSTAG

Bannach, Irmgard, geb. Mroß, aus Niostoy/Muschaken, Kreis Neidenburg, am 18. April

Borutta, Gerhard, aus Selmenthöhe, Kreis Lyck, am 12. April

Bostell, Ingeburg v. aus Königsberg/Pr., am 14. April

Breitmoser, Robert, aus Auersberg, Kreis Lyck, am 13. April

Christiansen, Käthe H.R., geb. Preuss, aus Treuburg, am 16. April

Göttschling, Lotte, geb. Gielich, aus Wenzbach, Kreis Ebenrode, am 16. April

Hartmann, Gertrud, aus Ebenrode, am 15. April

Krack, Frieda, geb. Schönfeld, aus Partheinen, Kreis Heiligenbeil, am 12. April

Kroll, Bernhard, aus Balga, Kreis Heiligenbeil, am 16. April

Nikoleit, Hedwig, geb. Foltin, aus Grundensee, Kreis Lötzen, am 15. April

Röhmer, Ursula, geb. Brausewetter, aus Argemünde, Kreis Elchniederung, am 18. April

Spath, Irmgard, geb. Kulschewski, aus Auglitten, Kreis Lyck, am 17. April

Stiebel, Ernst, aus Steinkendorf, Kreis Lyck, am 17. April

Struck, Hildegard, geb. Girod, aus Eibenau, Kreis Treuburg, am 12. April

Szilinski, Helene, geb. Dehn, aus Klein Ponnau, Kreis Wehlau, am 12. April

Vogtländer, Heinz, aus Polenzhof, Kreis Elchniederung, am 17. April

Wagner, Arno G., aus Klaussen, Kreis Lyck, am 12. April

Wittkowski, Hans, aus Neidenburg, am 18. April

ZUM 85. GEBURTSTAG

Arndt, Eva, geb. Kell, aus Sköpen, Kreis Elchniederung, am 14. April

Bleyer, Margarete, geb. Steiner, aus Altbruch, Kreis Ebenrode, am 18. April

Depkat, Heinz, aus Mühlenhöh, Kreis Tilsit-Ragnit, am 1. April

Finneisen, Herbert, aus Borschimmen, Kreis Lyck, am 15. April

Förster, Lucie, geb. Becker, aus Tischken, Kreis Tilsit-Ragnit, am 9. April

Franke, Gertrud, geb. Lissek, aus Waldrode, Kreis Ortelsburg, am 15. April

Frischkorn, Eva, geb. Erzberger, aus Lindental, Kreis Elchniederung, am 14. April

Gäth, Rosemarie, geb. Henseleit, aus Wehlau, am 13. April

Hülsen, Siegfried, aus Ludwigswalde, Kreis Samland, am 15. April

Iwohn, Traute, geb. Markgraf, aus Georgenheide, Kreis Elchniederung, am 15. April

Jebramek, Erwin, aus Dreimühlen, Kreis Lyck, am 15. April

Joswig, Annemarie, geb. Müller, aus Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße, am 15. April

Katzmarski, Hildegard, geb. Quadt, aus Nassawen, Kreis Ebenrode, am 14. April

Kewitz, Maria, geb. Krogull, aus Freythen, Kreis Ortelsburg, am 14. April

Klimaschewski, Oskar, aus Gorlau, Kreis Lyck, am 18. April

Kownatzki, Paul, aus Herzogshöhe, Kreis Treuburg, am 14. April

Kramer, Irmgard, geb. Liedtke, aus Uderhöhe, Kreis Wehlau, am 15. April

Kratky, Gisela, geb. Haedge, aus Kaunen, Kreis Neidenburg, am 17. April

Kulschewski, Reinhold, aus Milucken, Kreis Lyck, am 13. April

Nitschmann, Helene, geb. Katzmarski, aus Neu Schiemanen, Kreis Ortelsburg, am 17. April

Oschinski, Claus, aus Groß Przellenk, Kreis Neidenburg, am 15. April

Pesch, Ernst-Ulrich, aus Leißienen, Kreis Wehlau, am 13. April

Ruckpaul, Werner, aus Almen, Kreis Ebenrode, am 18. April

Ruschinczyk, Helmut, aus Kleschen, Kreis Treuburg, am 18. April

Schau, Rosemarie, aus Lyck, Königin-Luisen-Platz, am 13. April

Schmidt, Gerd, aus Sanditten, Kreis Wehlau, am 14. April

Schönrock, Rudi, aus Hohenwalde, Kreis Heiligenbeil, am 18. April

Schwabe, Gertraud, geb. Becker, aus Langsee, Kreis Lyck, am 15. April

Tchorz, Charlotte, geb. Waschulewski, aus Schützendorf, Kreis Ortelsburg, am 12. April

Thiel, Ulrich, aus Wehlau, am 12. April

Todtenhaupt, geb. Stumpf, aus Wehlau, am 16. April

Zoellner, Sidonie, geb. Fink, aus Holländerei, Kreis Wehlau, am 12. April

ZUM 80. GEBURTSTAG

Amenda, Elisabeth, geb. Kays, aus Wallendorf, Kreis Neidenburg, am 13. April

Bahnsen, Lucie, geb. Neubacher, aus Torffelde, Kreis Tilsit-Ragnit, am 8. April

Baltrusch, Hans-Georg, aus Powunden, Kreis Samland, am 18. Mai

Beinker, Wilhelm, aus Allenburg, Kreis Wehlau, am 16. April

Besemer, Klaus, aus Stucken, Kreis Elchniederung, am 12. April

Beyreuther, Ingrid, geb. Tubies, aus Merunen, Kreis Treuburg, am 16. April

Bröde, Herbert Ulrich, aus Neidenburg, am 13. April

Chaberny, Otto, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 12. April

Cirkel, Hildegard, geb. Boenig, aus Goldbach, Kreis Wehlau, am 14. April

Elmenthaler, Franz, aus Burgkampen, Kreis Ebenrode, am 14. April

Fischer, Ruth Edeltraut, geb. Pappaj, aus Filitz, Kreis Neidenburg, am 15. April

Gerlach, Walter, aus Moorrege, am 15. April

Giesbers, Elfriede, geb. Lutz, aus Bludau, Kreis Samland, am 16. April

Gott, Charlotte, geb. Wittrin, aus Ragnit, Kreis Tilsit-Ragnit, am 13. April

Gremke, Waltraud, geb. Lunkowski, aus Pregelswalde, Kreis Wehlau, am 17. April

Grönert, Paul, aus Diedrichsdorf, Kreis Neidenburg, am 17. April

Hommel, Irmgard, geb. Aßmann, aus Groß Engelau, Kreis Wehlau, am 14. April

Horst, Irene Irma, geb. Josuhn, aus Hohensprindt, Kreis Elchniederung, am 16. April

Janert, Lothar Konrad Fritz, aus Pohiebels, Kreis Rastenburg, und aus Angerlinde/Pieragienen, Kreis Insterburg, und aus Budewald/Budwallen, Kreis Labiau, am 22. April

Kerstan, Margarete, geb. Jagiarstek, aus Flammberg, Kreis Ortelsburg, am 15. April

Kieselbach, Werner, aus Jagsten, Kreis Elchniederung, am 12. April

Lissewski, Herbert, aus Statzen, Kreis Lyck, am 15. April

Lychottka, Elsbeth, aus Berndhöfen, Kreis Lyck, am 18. April

Maaß, Vera, geb. Kaschmann, aus Bladiau, Kreis Heiligenbeil, am 13. April

Meyer, Marianne, geb. Wolter, aus Sauerken, Kreis Mohrungen, am 14. April

Rosin, Betty, geb. Kledtke, aus Wilhelmsbruch, Kreis Elchniederung, am 13. April

Rückauf, Edith, aus Markshöfen, Kreis Ortelsburg, am16. April

Schmalz, Hildegard, geb. Müller, aus Bergwalde, Kreis Lötzen, am 16. April

Schubmann, Marlene, geb. Wenzel, aus Tölteninken, am 17. April

Sefzig, Klaus, aus Albrechtswalde, Kreis Mohrungen, am 13. April

Stiller, Erika, geb. Wiemer, aus Lindenhof, Kreis Schloßberg, am 18. April

Strauß, Anneliese, geb. Abel, aus Neumalken, Kreis Lyck, am 14. April

Ströhl, Gerda, geb. Trompell, aus Posselau, Kreis Samland, am 12. April

Sziegand, Irmgard, geb. Rosenau, aus Duneiken, Kreis Treuburg, am 18. April

Ters, Erhard, aus Lyck, am 12. April

Thomas, Reinhold, aus Klein Heirnichsdorf, Kreis Elchniederung, am 12. April

Waldemar, Siebert, aus Grenzhöfchen Wensken, Kreis Angerburg, am 14. April

Wiemer, Kurt, aus Lindenhof, Kreis Schloßberg, am 18. April

Wittstruck, Inge-Lore, geb. Kristahn, aus Stobingen, Kreis Wehlau, am 17. April

Zehe, Klaus, aus Dietrichsdorf, Kreis Neidenburg, am 18. April

Zietlow, Helga, geb. Loesch, aus Germau, Kreis Samland, am 15. April

ZUM 75. GEBURTSTAG

Balzereit, Axel, aus Königsberg, am 15. April

Dornheim, Lilli, geb. Grünke, aus Sangnitten, Kreis Preußisch Eylau, am 13. April

Drochner, Wolfgang, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, am 17. April

Goldwich, Otto, aus Schützengrund, Kreis Ortelsburg, am 14. April

Gratzke, Elli, geb. Scheffler, aus Usdau, Kreis Neidenburg, am 13. April

Kijek, Walter, aus Preußenwalde, Kreis Ortelsburg, am 16. April

Klopp, Ursula, geb. Korsch, aus Pregelswalde, Kreis Wehlau, am 17. April

Krauledat, Renate, geb. Winter, aus Scharfeneck, Kreis Ebenrode, am 15. April

Meyer, Willi, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 17. April

Nadolny, Adalbert, aus Preußenburg, Kreis Lötzen, am 15. April

Lück, Annemarie, geb. Arndt, aus Gundau, Kreis Wehlau, am 13. April

Quednau, Edith, geb. Herzoneit, aus Rhein, Kreis Lötzen, am 15. April

Rehme, Helga, aus Wehlau, am 18. April

Retter, Manfred, aus Schiewenau, Kreis Wehlau, am 15. April

Schmidt, Manfred, aus Moithienen, Kreis Ortelsburg, am 17. April

Schülke, Waltraut, geb. Tuttlies, aus Trammen, Kreis Elchniederung, am 16. April

Semmling, Erwin, aus Rautersdorf, Kreis Elchniederung, am 13. April

Szengel, Ingrid, geb. Fritz, aus Aßlacken, Kreis Wehlau, am 14. April

Timmermann-Nispel, Günter, geb. Nispel, aus Thomaten, Kreis Elchniederung, am 13. April

Walpuski, Ursula, geb. Raeder, aus Rohmanen, Kreis Ortelsburg, am 15. April

Zibell, Inge, geb. Mose, aus Parnehnen, Kreis Wehlau, am 15. April

Zimmermann, Helga, geb. Kallweit, aus Birkenmühle, Kreis Ebenrode, am 16. April

Eiserne Hochzeit

Sahm, Gerhard, aus Tharau, Kreis Preußisch Eylau, und Ehefrau Irmgard, geb. Arndt, aus Schwengels, Kreis Heiligenbeil, am 18. April


S. 16-17 Heimatarbeit

Landsmannschaftliche Arbeit

BUND JUNGES OSTPREUSSEN

Vorsitzender: Stefan Hein, Gst.: Buchtstr. 4, 22087 Hamburg, Tel.: (040) 4140080, E-Post: kontakt@junge-ostpreussen.de, www.junge-ostpreu­ssen.de.

BJO-Sommerfahrt vom 21. Juli bis 1. August 2014 nach Nordostpreußen mit Besuchen in Königsberg, Trakehnen, auf der Kurischen Nehrung und in der Rominter Heide. Die vollständige Einladung mit allen Einzelheiten ist unter www.junge-ostpreussen.de zu finden. Anmeldeschluss: 20. Juni 2014 (Visapflicht).

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Uta Lüttich, Feuerbacher Weg 108, 70192 Stuttgart, Telefon und Fax (0711) 854093, Geschäftsstelle: Haus der Heimat, Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, Tel. und Fax (0711) 6336980.

Landesgruppe – Mittwoch, 23. April, 18 Uhr, Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart: Vortrag der Landesgruppe. Zweiter Vortrag aus der Reihe der Wintervorträge 2014. Karla Weyland, Landesfrauenreferentin LOW Hessen: „Hermann Löns, Natur- und Heimatdichter, Naturforscher und -schützer“. – Sonnabend, 3./Sonntag 4. Mai, Bad Mergentheim: Delegierten- und Kulturtagung mit einer Preußischen Tafelrunde und einem reichhaltigen kulturellen Programm. Die Landesgruppe Westpreußen organisiert eine Busfahrt von Stuttgart nach Bad Mergentheim mit Zusteigemöglichkeiten in Pforzheim, Ludwigsburg, Heilbronn. Der Pauschalbetrag wird mit 40 Euro veranschlagt. Dieser beinhaltet das gemeinsame Essen der Tafelrunde sowie Busfahrt und Eintrittspreise. Die Vorsitzenden der Gruppen werden gebeten, an der Tagung teilzunehmen. Nähere Auskünfte und Anmeldung bei Hans-Werner Schwalke, Wilhelm-Stähle-Straße 8, 70736 Fellbach, Telefon (0711) 512907, Fax (0711) 5160341.

Ludwigsburg – Mittwoch, 23. April, 15 Uhr, Kronenstuben, Kronenstraße 2: Stammtisch. – Für das Deutschlandtreffen am 17./18. Mai in der Messe Kassel biete die Landesgruppe eine Busfahrt vom 12. bis 18. Mai mit vorherigem Besuch von Rotterdam, Den Haag, Gouda, Keukenhof und Amsterdam in Holland an.

Reutlingen – Die Gruppe fährt zum großen Heimattreffen aller Ostpreußen aus nah und fern nach Kassel. Das Treffen findet vom 17. bis 18. Mai in der Messe Kassel statt. Die Fahrt geht ab Reutlingen vom 16. bis 19. Mai, also vier Tage mit drei Übernachtungen mit Frühstück in das Viersterne Waldhotel Schäferberg Espenau bei Kassel. Leistungen: Busfahrt, drei Übernachtungen, dreimal Frühstücksbüffet. Der Transfer zur Messe zum Heimattreffen ist inklusive. Am Tag der Anreise ist noch eine Stadtrundfahrt in Kassel und die Besichtigung der Wilhelmshöhe geplant. Auch für Sonntag, 18. Mai, nach dem Treffen wird es noch eine Überraschung geben. Am Montag, 19. Mai, wird die Gruppe nach dem Frühstück auf der Heimfahrt den Edersee besuchen. Nach Absprache ist eine Schifffahrt möglich. Die Kosten für Fahrt, Übernachtung und Frühstück betragen 300 Euro pro Person. Alle Landsleute und Freunde der unvergessenen, verlorenen Heimat sind herzlich eingeladen mitzufahren, denn: Ostpreußen lebt! Weitere Auskunft bei Ilse Hunger, Telefon (07121) 52541. Es sind noch Plätze frei. Es werden wieder interessante und unvergessliche Tage werden.

Stuttgart – Sonnabend, 24. Mai, Landesfrauentagung, um 9.45 im Hotel Wartburg. Der Vormittag unserer diesjährigen Frauentagung ist zum großen Teil unserer Arbeit gewidmet. Um 14 Uhr beginnt nach der Mittagspause der kulturelle Teil unserer Tagung mit einem Vortrag über „Bedeutende ostpreußische Persönlichkeiten“.

Ulm/Neu-Ulm – Sonntag, 13. April, 14.30 Uhr, Auferstehungskirche Böfingen: Heimatgottesdienst.

 

BAYERN

Vorsitzender: Friedrich-Wilhelm Böld, Telefon (0821) 517826, Fax (0821) 3451425, Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg, E-Mail: info@low-bayern.de, Internet: www. low-bayern.de.

Altmühlfranken – Sonnabend, 17., bis Sonntag, 18. Mai: Deutschlandtreffen der Ostpreußen in Kassel. Gemeinsame Fahrt mit dem Reisebus nach Kassel.

Ansbach – Sonnabend, 12. April, 15 Uhr, Orangerie: Jahreshauptversammlung, mit Ehrungen. Anschließend Königsberger-Klopse-Essen.

Bamberg – Mittwoch, 16. April, 15 Uhr, Hotel Wilde Rose, Keßlerstraße: Vortrag „100 Jahre Beginn des Ersten Weltkriegs, Kampfhandlungen in Ostpreußen“.

Landshut – Dienstag, 15. April, 14 Uhr, Gasthaus zur Insel: Brauchtum zu Ostern.

München – Jeden Montag, 18 bis 20 Uhr, Haus des Deutschen Ostens: Ostpreußischer Sängerkreis. Kontakt: Dr. Gerhard Gräf, Offenbachstraße 60, 85598 Baldham, Telefon (08106) 4960.

 

BERLIN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch, Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon (030) 2547345, E-Mail: info@bdv-bln.de, Internet: www.ostpreussen-berlin.de. Geschäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb der Geschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

Gumbinnen, Johannisburg, Lötzen, Sensburg – Diens-tag, 15. April, 13 Uhr, Restaurant Dalmata, Albrechtstr. 52, 12167 Berlin: Frühlingsfest. Anfragen für Gumbinnen: Joseph Lirche (030) 4032681, für Johannisburg und Sensburg: Andreas Maziul (030) 5429917, für Lötzen: Gabriele Reiß, (030) 75635633.

Pillkallen/Schlossberg – Donnerstag, 17. April, 14 Uhr, Haus des Älteren Bürgers, Werbellinstraße 42, 12053 Berlin. Anfragen bei Helga Rieck, Telefon 6596822.

Angerburg, Darkehmen, Goldap – Donnerstag, 24. April, 14 Uhr: Restaurant „Oase Amera“, Borussiastraße 62 , 12102 Berlin: Kleinostern in Ostpreußen. Anfragen: Marianne Becker, (030) 7712354.

Königsberg, Samland, Labiau – Freitag, 24. April, 14 Uhr, Johann-Georg-Stuben, Johann-Georg-Straße 10, 10709 Berlin: Treffen der Gruppen. Informationen bei Prof. Wolfgang Schulz, Telefon (030) 2515995.

Bartenstein – Sonnabend, 26. April, 14 Uhr, Rathaus Zehlendorf Zimmer 21, Kirchstraße 1 – 3, 14163 Berlin. Anfragen: Elfriede Fortange (030) 4944404.

 

BREMEN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Telefon (0421) 25 09 29, Fax (0421) 25 01 88, Hodenberger Straße 39 b, 28355 Bremen. Stellvertrende Vorsitzende: Marita Jachens-Paul, Ratiborer Straße 48, 27578 Bremerhaven, Telefon (0471) 86176. Landesgeschäftsführer: Jörg Schulz, Am Anjes Moor 4, 27628 Uthlede, Telefon (04296) 74 77 01.

Bremerhaven – Freitag, 25. April: Heimatnachmittag oder Ausflug ins Historische Museum.

 

HAMBURG

Erster Vorsitzender: Hartmut Klingbeutel, Kippingstr. 13, 20144 Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mobiltelefon (0170) 3102815. 2. Vorsitzender: Manfred Samel, Fried-rich-Ebert-Straße 69 b, 22459 Hamburg, Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

BEZIRKSGRUPPE

Hamburg/Bergedorf – Freitag, 25. April, 15 Uhr, Haus des Begleiters, Harders Kamp 1: Treffen der Frauengruppe. Thema: „Auf unserer Wiese gehet was … es ist der Storch“.

Hamburg/Wilhelmsburg –Montag, 28. April, 15 Uhr, Gasthaus Waldquelle, Meckelfeld, Höpenstraße 88, (mit Bus 443 bis Waldquelle): Heimatnachmittag.

KREISGRUPPE

Königsberg – Dienstag, 15. April, 13.30 Uhr (Einlass 13 Uhr), Restaurant Lackemann, Litzowstieg 8, 22041 Hamburg-Wandsbek (U- und Busbahnhof Wandsbek-Markt). Traditionelles Königsberger-Klopse-Essen mit anschließendem bunten Programm. Anmeldungen bis zum 12. April erbeten bei Brigitte Reimer, Telefon 873495. Gäste sind herzlich willkommen.

Insterburg – Die Gruppe trifft sich jeden 1. Mittwoch im Monat (außer Januar und Juli) mit Liedern und kulturellem Programm um 12 Uhr, Hotel Zum Zeppelin, Frohmestraße 123–125. Kontakt: Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69 b, 22459 Hamburg. Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

Sensburg – Sonnabend, 26. April, 14 Uhr, Café Prinzess, Alsterdorfer Straße 572, Hamburg-Ohlsdorf: Jahreshauptversammlung. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.

 

HESSEN

Vorsitzender: Eberhard Traum, Wächtersbacherstraße 33, 63636 Brachtal, Telefon (06053) 708612.

Frankfurt am Main – Bei strahlend schönem Frühlingswetter unternahmen Mitglieder der Kreisgruppe Frankfurt Ende März eine Fahrt in ihre preußische Vergangenheit. Es ging auf Spurensuche in die Kinder- und Jugendjahre der Königin Luise von Preußen, ihre Verbindung zu den Landgrafen von Hessen und den gekrönten Häuptern Europas. Ziel war das Rokoko-Schlösschen Braunshardt in Weiterstadt. Empfangen wurde die Gruppe vom engagierten Kastellan des Schlosses. Im etwas größeren grünen Saal sprach er aufschlussreich von der Geschichte dieses Gebäudes und seiner europäischen Verknüpfung. Waren doch die hiesigen Landgrafen mit dem englischen Adel sowie auch dem russischen Zarenhof verwandt. Seinerzeit vertraute Queen Victoria ihrem Tagebuch an, dass sie die intimen Räume dieses schönen Schlosses Braunshardt mit seinen grünen, gelben und blauen Salons an kleine bunte Pralinenkästchen erinneten. Nach einer alle Räume umfassenden Führung durch die in den vergangenen Jahren restaurierten Räume wartete eine stilvolle Kaffeetafel im gelben Salon auf die Gruppe. Die Vorsitzende, Gerlinde Groß, nahm in einem Vortrag die Anwesenden mit auf eine Geschichtsreise durch die Erlebnisse der Kinder- und Jugendjahre der Luise Auguste Wilhelmine Amalie von Mecklenburg-Strelitz. Die spätere Königin Luise durfte die schöne Zeit ihrer ersten großen Liebe mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm in diesem Schlösschen verbringen. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter kam sie 1786 mit ihren beiden Schwestern in die mütterliche Fürsorge und Obhut ihrer Großmutter, Marie-Luise von Hessen Darmstadt, bekannt unter dem Namen Prinzessin Georg, nach Darmstadt. Ohne höfischen Zwang erlebte sie geborgene Kinder- und Jugendjahre und reifte zu einer schönen jungen Frau heran, die das Schicksal dann im Jahr 1793 in den Kreis der Hohenzollern führte. Nach ihrem ausführlichen Bericht überreichte Gerlinde Groß dem Kastellan des Hauses, Herrn Halama, ein gerahmtes Bild der jugendlichen Luise für einen der schönen Räume im Schloss. Ein Spaziergang mit Gedanken- und Informationsaustausch, vorbei an Kavaliershäuschen und blühenden Sträuchern im frühlingserwachenden Schlosspark, bildete den Abschluss dieses eindrucksvollen Nachmittags.

Wiesbaden – Sonnabend, 12. April, Haus der Heimat, Großer Saal, Friedrichstraße 35: Jahreshauptversammlung/Mitgliederversammlung nach § 8 der Satzung mit Informationen und Bildern aus dem Vereinsleben. Vor dem offiziellen Teil Kaffee und Raderkuchen. – Donnerstag, 17. April, 12 Uhr, Gaststätte Haus Waldlust, Ostpreußenstraße 46: Stammtisch. Serviert werden Königsberger Klopse. Es kann nach der Speisekarte bestellt werden. Wegen der Platz- und Essensdisposition bitte unbedingt anmelden bis spätestens 11. April bei Irmgard Steffen, Telefon (0611) 844938. – Beim letzten Monatstreffen der Gruppe ging es um Westpreußen. Am 31. Januar 1773 erhielt das „Land an der unteren Weichsel“ durch Kabinettsorder seinen Namen, als Friedrich II (der Große) die seit 1466 getrennten Teile des Preußenlandes wieder zusammenschloss und verwaltungsbedingt in die Provinzen West- und Ostpreußen gliederte. Der Lichtbildervortrag von Dieter Schetat spannte einen Bogen von der einstigen Kreisstadt Wirsitz, dem Geburtsort des Raketenpioniers und Weltraumforschers Wernher von Braun, über Bromberg, Preußisch Stargard, Konitz und entlang des Weichselflusses über Thorn, Graudenz und dem Eisenbahnknotenpunkt Dirschau bis zur Danziger Bucht. In Marienwerder mit dem gewaltigen Bauwerk von Burg und Dom fällt neben der künstlerischen Ausgestaltung des Mittelschiffs die Kapelle an der Nordseite ins Auge, in der sich das barocke Grabmal von Generalmajor Otto Friedrich von der Groeben, dem Gründer der ersten brandenburgischen Kolonie in Afrika, befindet. Im Kellergewölbe ist die kleine Klause der heiligen Dorothea von Montau, in der sie seit 1393 die knapp fünfzehn Monate ihres restlichen Lebens verbrachte. Beeindruckend die Zisterzienserkirche in Pelplin mit ihrer reichen und kunstgeschichtlich wertvollen Innenausstattung. Und an der Nogat gelegen der gewaltige Komplex der Marienburg des Deutschen Ritterordens, einst Hauptsitz des Hochmeisters. Von der Ordensburg Rehden sind nur noch Reste des Südflügels und zwei Ecktürme geblieben. Auf dem großen Marktplatz in Kulm, dem Geburtsort des Heidedichters Hermann Löns, beeindruckt das schmucke Rathaus im Renaissancestil. Durch einzigartige Landschaft schlängelt sich auf 195 Kilometern der Oberländische Kanal mit seinen Rollbergen, bis er im Naturschutzgebiet Drausensee kurz vor Elbing endet. Die zu 95 Prozent zerstörte Industriestadt mit der einstigen Schichauwerft ist in Teilen mit schmucken Häusern wieder aufgebaut; gut erhalten ist noch das alte Markttor. In einem Westpreußen-Bilderbogen dürfen Danzig, 1815 Provinzialhauptstadt Westpreußens, Zoppot und Oliva nicht fehlen, ehe sich der Referent der Kaschubischen Schweiz zuwendet. Von der höchsten Erhebung des Landes, dem Turmberg mit 331 Metern, hat man einen weiten Blick auf das seen- und waldreiche Hügelland. In der Klosterkirche des Hauptortes Karthaus ist mit dem spätgotischen „Goldenen Altar“ eine Rarität zu bewundern, zumal nur wenige dieser Kunstwerke die Jahrhunderte überlebt haben. Die farbenfrohe kaschubische Tracht und die Stickerei in den sieben Farben kamen in der Bilderreihe im Rahmen einer Folkloredarbietung im Örtchen Zuckau mit Musik und Tanz besonders zum Ausdruck.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke, Alter Hessenweg 13, 21335 Lüneburg, Telefon (04131) 42684. Schriftführer und Schatzmeister: Gerhard Schulz, Bahnhofstraße 30b, 31275 Lehrte, Telefon (05132) 4920. Bezirksgruppe Lüneburg: Manfred Kirrinnis, Wittinger Straße 122, 29223 Celle, Telefon (05141) 931770. Bezirksgruppe Braunschweig: Fritz Folger, Sommerlust 26, 38118 Braunschweig, Telefon (0531) 2 509377. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto v. Below, Neuen Kamp 22, 49584 Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

Buxtehude – Freitag, 18. April, 15 Uhr, Hoheluft: Osterkaffee. Die Gruppe erinnert sich an ostpreußische Osterbräuche und bietet zum guten Kaffee nach alter Sitte Gründonnerstagskringel nach ostpreußischem Rezept an. Kostenbeitrag pro Person drei Euro.

Holzminden – Freitag, 25. April, 15.30 Uhr, Felsenkeller: Jahreshauptversammlung. Im Anschluss daran wird Hans Henke einen Lichtbild-Vortrag von der Geschichte und der heutigen Ruine der achteckigen Pfarrkirche in Rauterskirch halten.

Osnabrück – Donnerstag, 24. April, 15 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu, Blumenhaller Weg 43: Literaturkreis. – Freitag, 25. April, 15 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu, Blumenhaller Weg 43: Treffen der Frauengruppe.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Geschäftsstelle: Buchenring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964) 1037, Fax (02964) 945459, E-Mail: Geschaeft@Ostpreussen-NRW.de, Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

Landesgruppe – Für die Fahrt zum Ostpreußentreffen am 17./18. Mai in Kassel sind noch einige wenige Plätze frei, ebenso Zimmer im gebuchten Hotel. Bei Interesse bitte melden bei Manfred Ruhnau, Kreisgruppe Bonn, Telefon (02241) 311395.

Bonn – Sonntag, 13. April, 15 bis 16 Uhr, Stadthalle Bad Godesberg: Kulturelle Veranstaltung. Das Thema des Nachmittags lautet: „Riga – Kulturhaupstadt Europas 2014“. Beginn mit gemeinsamem Kaffeetrinken, anschließend Programm. Gäste sind herzlich willkommen. Eintritt frei. – Jeden 1. Mittwoch, Stadthalle Bad Godesberg: Treffen der Frauengruppe. – Jeden 3. Mittwoch, 17.30 Uhr, Stadthalle Bad Godesberg, Erkerzimmer: Stammtisch.

Dortmund – Jeden dritten Montag von 14.30 bis 16.45 Uhr Treffen in der Heimatstube Märkische Straße. Auskünfte erteilt Marlies Hein unter Telefon (0209) 98894112.

Düsseldorf – Jeden Mittwoch, 18.30 bis 20 Uhr, GHH/Eichendorff-Saal, 1. Etage: Chorprobe der Düsseldorfer Chorgemeinschaft Ostpreußen – Westpreußen – Sudetenland. –Mittwoch, 23. April, 14 Uhr: Führung durch die Joseph-Schmidt-Ausstellung mit Dr. Katja Schlenker. – Mittwoch, 23. April, 15 Uhr, Eichendorff-Saal: Film „Ein Lied geht um die Welt“ (1933). – Mittwoch,

30. April, 13 Uhr: Führung durch die Joseph-Schmidt-Ausstellung mit Dr. Katja Schlenker. – Montag, 5. Mai, 19 Uhr, Staatskanzlei NRW: „25 Jahre Umbruch in Ostmitteleuropa und 10 Jahre EU-Mitgliedschaft der Republiken Polen und Tschechei“. Podiumsdiskussion. – Mittwoch, 7. Mai, 15 Uhr, Eichendorff-Saal: Film „08/15“, Teil 2 (D1955). – Mittwoch, 7. Mai, 15 Uhr, GHH/Raum 311/Siebenbürger Sachsen: Ostdeutsche Stickerei mit Helga Lehmann und Christel Knackstädt. – Freitag, 9. Mai, 18 Uhr, Restaurant Lauren’s, Bismarckstraße 62: Stammtisch.

Gütersloh – Donnerstag, 17. April, 15 Uhr, Gütersloher Brauhaus, Unter den Ulmen: Osterfeier. – Montags, 15 bis 17 Uhr, Elly-Heuss-Knapp-Realschule, Moltkestraße 13: In unregelmäßigen Abständen findet der Ostpreußische Singkreis statt. Informationen bei Renate Thamm, Telefon (05241) 40422. –

Köln − Dienstag, 15. April, 14.30 Uhr, Bürgerzentrum Köln-Deutz, Tempelstraße 41–43: Treffen der Ostpreußenrunde. Es wird darauf hingewiesen, dass eine ordentliche Mitgliederversammlung mit der Neugründung des Kreisverbandes Köln der Landsmannschaft Ostpreußen anberaumt worden ist. Aus formaljuristischen Gründen muss die bereits einmal durchgeführte Wahl wiederholt werden. Es stehen folgende Punkte auf der Tagesordnung: 1. Neugründung, 2. Satzungsänderung, 3. Wahl des neuen Vorstandes, 4. Ostpreußentreffen in Kassel vom 16. bis 19. Mai, 5. Verschiedenes. Um zahlreiches Erscheinen, besonders der eingetragenen Mitglieder, wird gebeten.

Neuss – Donnerstag, 24. April, 15 bis 18 Uhr, Ostdeutsche Heimatstube, Oberstraße 17: Tag der offenen Tür mit Kaffee und Kuchen. – Sonntag, 27. April, 15 Uhr (Einlass 14 Uhr), Marienhaus, Kapitelstraße 36: Frühlingsfest mit Tanz, Vorträgen und einer Tombola. – Freitag, 16., bis Montag, 19. Mai: Jahresausflug nach Kassel mit Besuch des Deutschlandtreffens der Ostpreußen am 17. und 18. Mai. Anmeldung bei Peter Pott, Zollstraße 32, 41460 Neuss, Telefon (02131) 3843400. Programm bitte anfordern.

Wesel – Sonnabend, 12. April, 17 Uhr, Heimatstube, Kaiserring 4: Frühlingsfest mit traditionellem Grützwurstessen. Verschiedene Darbietungen zur Unterhaltung stehen auf dem Programm. Anmeldungen werden bis zum 3. April erbeten bei Paul Sobotta, Telefon (0281) 45657, oder Christa Elias, Telefon (02858) 6403.

Witten – Montag, 14. April, 15 Uhr, Evangelisch-Lutherische Kreuzgemeinde, Lutherstraße 6–10: Ehrungen für Mitglieder anlässlich des Jubiläums.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Wormser Straße 22, 55276 Oppenheim.

Ludwigshafen/Rhein – Sonnabend, 12. April, 15 Uhr, Ludwigshafen-Gartenstadt, Forsterstraße (Haus der AWO): Treffen der Gruppe zur Osterfeier.

Mainz – Donnerstag, 24. April: Besuch des römischen Gräberfeldes am Bettelpfad in Mainz-Weisenau nahe der Göttelmannstraße. Treffpunkt: 14 Uhr, Mainz, Bahnhofsplatz 2. – Jeden Freitag, 13 Uhr, Café Oase, Schönbornstraße 16, 55116: Die Gruppe trifft sich zum Kartenspielen. – Freitag, 16., bis Sonntag, 18. Mai: Busfahrt zum Deutschlandtreffen der Ostpreußen in Kassel. Die Fahrt wird von der Kreisgruppe Darmstadt durchgeführt. Auskunft erteilt der Vorsitzende Gerhard Schröder, Telefon (06151) 148788.

 

SACHSEN

Vorsitzender: Alexander Schulz, Willy-Reinl-Straße 2, 09116 Chemnitz, E-Mail: alexander.schulz-agentur@gmx.de, Telefon (0371) 301616.

Limbach-Oberfrohna – Sonnabend, 3. Mai, 14 Uhr, Esche Museum: Veranstaltung der Gruppe. Dieser Heimatnachmittag steht unter dem Motto: „Trakehnen und seine weltberühmte Pferdezucht“. Erinnerungen an die Heimat und die unvergessliche Tüchtigkeit der Vorfahren werden die Teilnehmer erfreuen und verbinden. Kultur und Brauchtum bleiben stets der Mittelpunkt der Veranstaltungen. In Großwaltersdorf (Sachsen) gibt es ein gemütliches kleines Landhotel: Der Trakehnerhof. Familie Richter besitzt eine Trakehner Pferdezucht und ist jederzeit gerne bereit, Führungen durchzuführen. Sie zeigen voller Stolz ihre edlen Pferde. Dieser Nachmittag wird mit viel spannenden Erlebnissen erwartet. Ausstellungsstücke werden zu sehen sein, die an die Heimat erinnern. Diese Veranstaltung ist nur möglich durch die finanzielle Unterstützung des sächsischen Innenministeriums Dresden. Die Gruppe sagt herzlichen Dank dafür. Alle Landsleute und Gäste sind recht herzlich zu dieser interessanten Veranstaltung eingeladen.

 

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Michael Gründling, Große Bauhausstraße 1, 06108 Halle, Telefon privat (0345) 2080680.

Gardelegen – Freitag, 25. April, 14 Uhr, Begegnungsstätte der Volkssolidarität: Ehrung Immanuel Kant mit Einweihung der Gedenktafel unter dem Straßenschild. Kaffetrinken.

Magdeburg – Sonntag, 13. April, 14 Uhr, Sportgaststätte Spielhagenstraße: April, April, der weiß nicht, was er will. – Dienstag, 22. April, 13.30 Uhr, Immermannstraße: Treffen der Stickerchen. – Freitag, 25. April, 16 Uhr, TuS, Zielitzer Straße: Treffen des Singekreises.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vors.: Edmund Ferner. Geschäftsstelle: Telefon (0431) 554758, Wilhelminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

Bad Malente – Freitag, 2. Mai, 18 Uhr, Restaurant-Bistro Marktplatz, Lindenallee 14: Traditionelles Fleck-, Königsberger Klopse und Wellwurst-Essen. Die Gruppe möchte nach alter ostpreußischer und schlesischer Art einen gemütlichen Abend gestalten, wobei jeder Einzelne zur Unterhaltung beitragen kann. Teilnehmer können auch Freunde und Bekannte mitbringen. Jeder Gast ist herzlich willkommen. Auch über die Teilnahme von Kurgästen freuen sich die Organisatoren. Es kann auch ein Gericht nach Karte bestellt werden. Um Anmeldung für das Essen bis spätestens 25. April wird gebeten im Blumenhaus Franck (Inhaber R. Dluzak), Bahnhofstraße 26, Malente. Teilnehmer von außerhalb können sich auch unter Telefon (04523) 2659 (Klaus Schützler) anmelden. Eine Portion Fleck, Königsberger Klopse oder Wellwurst kostet 9 Euro, dazu wird ein Schnaps gereicht.

Pinneberg – Sonntag, 13. April, 15 Uhr: „Heimat in mir“. Irmgard Powierski liest aus ihren Büchern. Anmeldungen unter Telefon (04101) 62667 oder (04101) 73473.

 

THÜRINGEN

Vors.: Edeltraut Dietel, August-Bebel-Straße 8 b, 07980 Berga an der Elster, Tel. (036623) 25265.

Eisenach – Dienstag, 15. April, 14 Uhr, Rot-Kreuz-Weg 1: Heimatnachmittag.

Jena – Freitag, 25. April, 14 Uhr, Gaststätte Schlegelsberg, Oskar-Zachau-Straße 6, 07749 Jena: Gruppentreffen mit Vortrag von Dr. Rubach über Ostpreußen in der Panorama. Alle Landsleute sind herzlich willkommen.


S. 18-19 Heimatarbeit

Aus den Heimatkreisen

EBENRODE (STALLUPÖNEN)

Kreisvertreter: Dr. Gerhard Kuebart, Schiefe Breite 12a, 632657 Lemgo, Telefon (05261) 8 81 39, E-Mail: gerhard.kuebart@ googlemail.com.

Zum Deutschlandtreffen in Kassel werden alle Ebenroder oder Stallupöner dort erwartet. Unser Mitglied Gerhard Scheer bietet von Wuppertal aus eine dreitägige Busreise nach Kassel an mit Übernachtung im Hotel IBIS-Budget, Max-Planck-Straße 12, 34253 Lohfelden, Telefon (0561) 518485. Es wird auch für separat anreisende Mitglieder empfohlen und liegt günstig zu den Messehallen. Die Fahrt ist wie folgt geplant:

Abfahrt: Freitag, 16. Mai, ab Wuppertal, zirka 8 Uhr, über Iserlohn und Menden der Autobahn 44 durch Ostwestfalen mit Fahrt nach Waldeck zum Edersee. Freizeit für individuelle Besichtigungen, Möglichkeit zum Mittagessen in einem Restaurant, oder Kaffee und Kuchen am Edersee See. Zirka 17 Uhr Eintreffen am Hotel in Kassel, Zimmerbezug und Abendessen. Je nach Ankunft, Freizeit zum Beispiel Möglichkeit zu einem Stadtbummel. – Sonnabend, 17. Mai, nach dem Frühstück besuchen Sie das Ostpreußentreffen. In den Hallen erwartet Sie eine Fülle an Infoständen der einzelnen Kreisgemeinschaften und Treffpunkte zum Plachandern. Zirka 20 Uhr, abhängig vom Festprogramm, nach dem Abendessen im Restaurant Zeit zum gemütlichen Beisammensein. – Sonntag, 18. Mai, nach dem Frühstück und Koffer verladen, Fahrt zum Ostpreußentreffen. Abhängig vom Festprogramm Nachmittag-Ausflug mit dem Bus zum Weltkulturerbe Herkules, von hier haben Sie einen wunderbaren Blick über die Stadt, das Schloss und den Park Wilhelmshöhe. Zirka 17 Uhr Heimreise, Rückankunft zirka 20 Uhr. Programmänderungen möglich. – Unsere Leistungen: Sie fahren in unserem modernen Fernreisebus, der mit WC, Klimaanlage, Getränkeservice, Liegesessel mit Sicherheitsgurten auf allen Plätzen, Fußstützen u.v.m. ausgestattet ist. Gelenkt von Ihrem persönlichen Busfahrer. Hotel Unterkunft, Insolvenzversicherung, Reiseleitung, ohne Eintrittsgelder. Reisepreis 269 Euro im DZ/DU/WC. Einzelzimmer 293 Euro. Mindestteilnehmerzahl 30 Personen. Anmeldung bei Scheer-Reisen, Leonhardstraße 26, 42281 Wuppertal, Telefon (0202) 500077. Auf Wiedersehen in Kassel!

 

ELCH-NIEDERUNG

Kreisvertreter: Manfred Romeike, Anselm-Feuerbach-Str. 6, 52146 Würselen, Telefon/Fax (02405) 73810. Geschäftsstelle: Hartmut Dawideit, Telefon (034203) 33567, Am Ring 9, 04442 Zwenkau.

Einladung zu Ortstreffen der Orte Tawe, Inse, Loye und Karkeln vom Freitag, 25., bis Sonntag, 27. April ins Hotel Schaumburger Hof, Graf-Wilhelm-Straße 22, 31515 Steinhude, bei Hannover, Telefon (05033) 1570. − 25. April, ab 10 Uhr: Treffen im Clubzimmer. – 26. April, ab 10 Uhr: Treffen im Clubzimmer. 14 Uhr: Beginn der Veranstaltung. – 27. April, 10 Uhr: Gottesdienst in der Kirche zu Steinhude (wer daran interessiert ist). Anreisemöglichkeiten: Mit dem Auto: A 2 Abfahrt Steinhude. Mit der Bahn: Ab Hannover mit dem Nahverkehrszug bis Wunstorf, dann mit dem Bus nach Steinhude. Anmeldung an: Ruth Woldeit, Schotteweg 23, 44379 Dortmund, Telefon (02301) 670160 oder rwoldeit@t-online.de, oder an: Rosemarie Zimare geb. Lemke (geb. in Tawe), Juliusstraße 11, 22769 Hamburg, Telefon (040) 438911 oder zimare@alice-dsl.net. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.

 

GERDAUEN

Kreisvertreter: Walter Mogk, Am Eichengrund 1f, , 39629 Bismark (Altmark), Telefon (0151) 12 30 53 77, Fax (03 90 00) 5 13 17. Gst.: Doris Biewald, Blümnerstraße 32, 04229 Leipzig, Telefon (0341) 9600987, E-Mail: geschaeftsstelle@ kreis-gerdauen.de.

Unser diesjähriges Hauptkreistreffen findet zusammen mit dem Deutschlandtreffen der Ostpreußen am 17./18. Mai 2014 auf dem Messegelände in Kassel statt. Ein eigenes Programm wird es nicht geben, da im Rahmen des Deutschlandtreffens bereits eine große Palette von Veranstaltungen, Ausstellungen, Verkaufs- und Informationsständen in den Messehallen angeboten werden. Der Stand der Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen befindet sich in Halle 1/2, wo auch ausreichend Sitzplätze für unsere Landsleute reserviert sind. Bitte kommen Sie recht zahlreich nach Kassel und bringen Sie Ihre Kinder und Enkel mit. Sie zeigen damit Ihre Verbundenheit mit unserem Heimatkreis und mit Ostpreußen als Ganzes – ganz nach dem Motto des Deutschlandtreffens: „Ostpreußen hat Zukunft!“

Unser Hauptkreistreffen ist laut Satzung zugleich die Mitgliederversammlung der Heimatkreisgemeinschaft. Während dieser soll in Kassel über die wichtigsten Regularien für die Gründung unserer lange geplanten Stiftung Kreis Gerdauen entschieden werden – die Stiftungssatzung und das Stiftungsgeschäft. Voraussetzung ist, dass die Abstimmung der Entwürfe mit dem Innenministerium Schleswig-Holstein bis dahin abgeschlossen ist. Der Beschluss der Mitgliederversammlung soll während der Zusammenkunft des Kreistages erfolgen, die für Sonnabend, 17. Mai, um 9.30 Uhr im Tagungsraum im ersten Stock der Messe (über dem Haupteingang) einberufen wurde. Interessierte Mitglieder sind dazu herzlich eingeladen.

Die Tagesordnung der Kreistagssitzung geht allen Kirchspielvertretern, den Stellvertretern sowie den Mitgliedern des Ältestenrates rechtzeitig mit der Einladung zu.

 

HEILIGENBEIL

Kreisvertreterin: Elke Ruhnke, Im Bökel 76, 42369 Wuppertal, Tel.: (0202) 46 16 13. E-Mail: ruhnke@kreis-gemeinschaft-heiligenbeil.de. Stellvertreter: Christian Perbandt, Im Stegfeld 1, 31275 Lehrte, Tel.: (05132) 57052. E-Mail: perbandt-@kreisge­meinschaft-heiligenbeil.de. 2. stellvertretender Kreisvertreter: Bernd Schmidt, Heideweg 24, 25578 Dägeling, Telefon (04821) 8 42 24. E-Mail: Schmidt.ploessen@gmx.de. 2. Schriftleiterin: Brunhilde Schulz, Zum Rothenstein 22, 58540 Meinerzhagen, Tel.: (02354) 4408, E-Mail: brschulz@dokom.net. Internet: www. kreisgemeinschaft-heiligenbeil.de

Am 5. und 6. April kamen im Ostheim Bad Pyrmont die Vertreter des Kreistages der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil zu ihrer jährlichen Sitzung zusammen. Es wurden erfolgreich die Weichen für die Zukunft unserer Kreisgemeinschaft gestellt. Kreisvertreterin Elke Ruhnke war zu aller Bedauern erkrankt und konnte nicht an der Sitzung teilnehmen. Daher übernahm der 2. Kreisvertreter Christian Perbandt die Leitung der Versammlung. Es war eine Sitzung, bei der konzentriert und besonnen gearbeitet wurde. Besonders positiv ist zu erwähnen, dass auch fast 70 Jahre nach Flucht und Vertreibung die Kreistagsmitglieder angesichts der Herausforderungen unserer Zeit bei der Lösung der sich uns stellenden Probleme gemeinsam an einem Strang ziehen. Beendet wurde die Kreistagssitzung mit dem gemeinsamen Singen des Ostpreußenliedes.

 

LÖTZEN

Kreisvertreter: Dieter Eichler, Bilenbarg 69, 22397 Hamburg. Geschäftsstelle: Ute Eichler, Bilenbarg 69, 22397 Hamburg, Telefon (040) 6083003, Fax: (040) 60890478, E-Mail: KGL.Archiv@gmx.de

Mittwoch, 16. April: Ende der Ausstellung „Ostpreußen verzaubert“ im Rathaus Neumünster.

Sonnabend, 26. April: Von 10 bis 16 Uhr Gelegenheit, das Lötzener Heimatmuseum in der Patenstadt Neumünster, Sudetenlandstr. 18 h (Böcklersiedlung) mit der Sonderausstellung „Ostpreußen, wie es war – Kindheitserinnerungen in der Malerei von Helene Dauter“ zu besuchen. Die für diesen Tag (16.15 Uhr) angekündigte Filmvorführung „Flucht aus Goldap – Schicksal einer ostpreußischen Familie“ muss leider entfallen. Sie wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

 

LYCK

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesensee, Diesberg 6a, 41372 Niederkrüchten. Stellvertr. Kreisvertreter: Dieter Czudnochowski, Lärchenweg 23, 37079 Göttingen, Telefon (0551) 61665. Karteiwart: Siegmar Czerwinski, Telefon (02225) 5180, Quittenstraße 2, 53340 Meckenheim.

Am Sonntag, 27. April, findet das Regionaltreffen Nord in Lübeck statt. Ort: Hotel Hanseatischer Hof, Beginn 11 Uhr. Die neue Kreisvertreterin Bärbel Wiesensee stellt sich den Anwesenden vor. Hubertus Hilgendorff referiert über die Umbaumaßnahmen des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg.

Am 19. April dürfen Günter Donder und Edith geb. Kania das Fest ihrer Diamantenen Hochzeit feiern. Günter stammt aus Stettenbach und Edith aus Kutzen, Kr. Lyck. Vor 60 Jahren wurden sie von Pfarrer Edward Mallek in Lyck getraut. Im Jahre 1958 wurde die Familie Donder in die Bundesrepublik ausgesiedelt.

Günter Donder ist seit 1980 Ortsvertreter seines Heimatdorfes und seit 1983 Bezirksvertreter des Bezirks Baitenberg und Kreistagsmitglied. Mit dem Sildbernen Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen wurde er bereits im Jahre 2000 ausgezeichnet. Ehefrau Edith ist seit einem Jahr Ortsvertreterin von Kutzen. Günter Donder ist Maler mit etlichen Ausstellungen seiner Werke. Außerdem hat er drei Bücher geschrieben und ein masurisches Wörterbuch verfasst.

Die Kreisgemeinschaft Lyck, die Günter Donder vieles zu verdanken hat, gratuliert dem Jubelpaar ganz herzlich und wünscht noch viele gemeinsame Jahre bei guter Gesundheit.

Reinhard Donder bietet auch in diesem Jahr eine Reise nach Lyck/Masuren an. Termin: 14. bis 22. Juni, Abfahrt wird festgelegt.

Wir planen einen Gottesdienst auf dem ehemaligen Ortsfriedhof in Kalkofen, er ist jetzt vollständig wieder hergestellt am Ortseingang ist ein Stein aufgestellt in deutscher und polnischer Sprache, wohl erstmalig in Masuren. Ein Holzkreuz zirka 6 Meter hoch, aufgestellt im Mai 2008, und ein Ortsstein, aufgestellt 2007. Beide Objekte stehen unter Denkmalschutz. Der Friedhof erinnert an die deutschen Bewohner dieses Ortes und es ist ein Schmuckstück. Wir planen eine Feierstunde auf dem Friedhof und wollen der Wiedererstehung gedenken, als Termin haben wir Dienstag, den 17. Juni, 10 Uhr, festgelegt. Hierfür planen wir eine Busreise. Anreise per Bus, eventuell ab Dortmund, (Bremen oder Hannover), Hamburg. Unterbringung in der Pension Rejrat, Kosten insgesamt zirka 700 Euro.

Neben dieser Feierstunde ist geplant, soweit alles in Vorbereitung und muss noch bestätigt werden. Zur Auswahl stehen: Staken auf der Krutinna, Besuch Nikolaiken, Wolfsschanze, Walfahrtsort Heilige Linde, Kleinbahnfahrt in Lyck, eine historische Begehung von Kalkofen, hier ist besonders die Erlebnisgeneration gefragt, ihren Beitrag beizusteuern, eine Bootsfahrt auf dem Lycker See. Wir geben uns Mühe jeden Herkunftsort von Mitreisenden im Kreis Lyck anzufahren. Weitere Ausflüge in die Umgebung, Ziele wie gewünscht, denn wir sind mobil. Bringen Sie Ihre Kinder und Enkel mit, damit in unserer Erinnerung etwas von dem bleibt, was mal war. Anmeldung bei Reinhard Donder, Seebergen 2, 22952 Lütjensee, Telefon (04154) 7114. E-Mail: donder-luetjensee@t-online.de

 

RASTENBURG

Kreisvertreter: Hubertus Hilgendorff, Tel. (04381) 4366, Dorfstr. 22, 24327 Flehm. Gst.: Patenschaft Rastenburg: Kaiserring 4, 46483 Wesel, Tel. (0281) 26950.

Als Wahlleiter gebe ich hiermit bekannt, dass die in diesem Jahr durchgeführten Wahlen abgeschlossen sind. Der allgemeine Aufruf der Kreistagsmitglieder zu den Wahlen erfolgte im Ostpreußenblatt Nr. 5 vom 25. Januar 2014. Mit Schreiben vom 10. März 2014 waren im zweiten Wahlgang gemäß § 6 der Satzung die 19 Bezirksvertreter aufgerufen, den Vorstand (Kreisausschuss) neu zu wählen. Einreichtermin war der 24. März 2014. Zu wählen waren der Kreisvertreter, der Stellvertreter und vier Beiräte. Die Wahl erfolgte schriftlich nach den Grundsätzen der Mehrheitswahl. Dem Wahlaufruf sind 18 Mitglieder fristgerecht nachgekommen. Alle Rückumschläge waren ordnungsgemäß verschlossen. Von den 18 im Wahlumschlag abgegebenen Stimmzetteln war keiner ungültig. Nach Auszählen der Stimmen gehören somit dem Kreisausschuss an: Erster Vorsitzender und Kreisvertreter: Hubertus Hilgendorff; Stellvertretende Kreisvertreterin: Edith Kaes; Beiräte: Ursula Paehr, Hermann Paehr, Alfred Zachau, Christel Klein.

 

TILSIT–STADT

Stadtvertreter: Hans Dzieran, Stadtgemeinschaft Tilsit, Postfach 241, 09002 Chemnitz. Geschäftsführer: Manfred Urbschat, E-Mail: info@tilsit-stadt.de.

Der Vorstand der Stadtgemeinschaft trat im März zu einer turnusmäßigen Sitzung in Schmalkalden zusammen. Im Mittelpunkt der Beratung standen die Vorbereitungen auf das Deutschlandtreffen in Kassel, der Haushaltsbericht 2013 und der Sachstand bei der Wiedererrichtung des Königin-Luise-Denkmals in Tilsit. Der Vorstand nahm Berichte über die Tagung der Ostpreußischen Landesvertretung, das 6. Deutsch-Russische Forum in Duisburg und die Kreisvertretertagung entgegen. Im Namen des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen wurde Erwin Feige,

2. Vorsitzender der Stadtgemeinschaft, für seinen langjährigen Einsatz mit dem Silbernen Ehrenzeichen ausgezeichnet. Hans Dzieran dankte allen Vorstandsmitgliedern für ihr aktive Arbeit und das harmonische Miteinander im zurückliegenden Jahr und richtete abschließend den Blick auf das sechzigjährige Bestehen der Patenschaft Kiel-Tilsit. Mit der Patenschaft wurde den Tilsitern geholfen, die kulturhistorische Vergangenheit Tilsits zu bewahren und Mut gemacht, eine Brücke der Verständigung zu den heutigen Bewohnern ihrer Heimatstadt zu schlagen. Die gemeinsamen Bemühungen der Stadtgemeinschaft Tilsit und ihrer Patenstadt Kiel um gutnachbarliche Beziehungen und offenen Dialog mit der Stadt Tilsit [Sowjetsk] führten dazu, dass die Patenschaft im Jahre 1992 mit dem Abschluss der Städtepartnerschaft Kiel- Tilsit [Sowjetsk] zu einem Dreiecksverhältnis erweitert wurde und damit eine besondere völkerverbindende Dimension erhielt. Die sechs Jahrzehnte seit der Übernahme der Patenschaft haben zu einem gedeihlichen Miteinander bei der Bewahrung der geschichtlichen Vergangenheit der Stadt am Memelstrom und der Pflege ihres kulturellen und städtebaulichen Erbes geführt. Die Patenschaft hat sechzig Jahre gehalten und wird auch weiter Bestand haben.


Ostern anno dazumal
Museen zeigen Traditionen aus den Vertriebenengebieten

Die Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler, die sich mit ihren Familien in Deutschland längst eingelebt haben, tragen in großem Maße dazu bei, dass die Osterzeit mit dem einen oder anderen typischen Brauch aus den ehemaligen Herkunftsgebieten bereichert wird.

Im Pommerschen Landesmuseum von Greifswald findet ein Familiensonntag zum Eierbemalen nach pommerscher Art statt. Den Besuchern wird die Möglichkeit gegeben, unter dem Motto „OsterleckerEien und BastelEien“ mit traditionellen Färbemitteln Eier in unterschiedlichen Techniken zu „veredeln“. Zum Einsatz kommen Zwiebelschalen, Krappwurzel oder rote Bete sowie Wachs.

Ostereier in vielen Variationen sind im Oberschlesischen Landesmuseum von Ratingen-Hösel zu sehen. Die traditionelle Schau „Ei-Faszination. Ostereier und Osterbräuche“ zeigt bis zum 4. Mai eine Auswahl von fein und aufwändig dekorierten schlesischen Ostereiern. Handgefertigte Eier aus dem Oppelner Raum werden zum Kauf angeboten. Historische Fotografien, Filmausschnitte, Kunstreproduktionen, ja sogar Kochrezepte ergänzen die Ausstellung. In einem Kreativkurs demonstrieren die Volkskundlerinnen Theresa Dudek und Gertrud Kontny die traditionelle schlesische Kratztechnik.

Auch bei einem Besuch im Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacherrott sind typisch schlesische „gekratzte“ und „geritzte“ Ostereier sowie eine Sammlung von Keramikhasen nach Bunzlauer Art zu entdecken.

Das Osterfest hatte in den angestammten Siedlungsgebieten der Rußlanddeutschen sowohl gemeinsame Züge wie auch regionale Unterschiede, wobei die Eier auch hier als Symbole für neues Leben und Fruchtbarkeit galten. Das gegenseitige Beschenken mit bunt gefärbten sowie mit Sprüchen versehenen Eiern ist eine typische Tradition. Maria Schumann – eine engagierte Deutschlehrerin aus dem sibirischen Krasnojarsk, die seit Jahren in Hannover lebt – bietet mit ihrer rund 1000 Schmuck- und Ostereier aus aller Welt umfassenden Sammlung Einblicke in Ostertraditionen und Verzierungstechniken verschiedener Kulturen.

Volkskundliche Literatur, in der die schlesischen Osterbräuche detailliert beschrieben werden, ist in der Bibliothek des Schlesischen Museums zu Görlitz zu entdecken. Will-Erich Peuckert schreibt im Band „Schlesische Volkskunde“, dass in der Oppelner Gegend am Ostertag Schmackostern und Begießen angesagt waren. Auch rund um Glogau schmückten ledige Burschen ihre Ruten (Schmackostern) mit bunten Bändern, zogen singend damit durchs Dorf und schlugen die Mädchen symbolisch.

„Schlesische Volkskunde – Auf kulturgeschichtlicher Grundlage von Joseph Klapper“ ist eine weitere Publikation, die unter den Bräuchen der vorösterlichen Zeit das „Todaustreiben“ und das „Gründonnerstagsgeschenk“ erwähnt. Feierliche Umritte sowie der Walpurgisabend runden die Osterzeit ab.

Jörg Marx hat unter dem Titel „Kreuzlastecka – Österliche Geschichten und Bräuche aus der Grafschaft Glatz“ zusammengetragen. Hier startet der „Brauchtumsreigen“ mit „Fastenlügen“ und „Ostergelächter“, führt über „Klappern“ und „Schnarren“ bis hin zum feierlichen Kirchgang. Josef Brauner hebt in dem Buch „Schlesischer Volksbrauch im Kirchenjahr“ die Auferstehungsfeier mit dem Ostergottesdienst als Höhepunkt der Festtage hervor. Unter den Speisen, die der Priester segnete, nahmen die bunten Ostereier eine besondere Rolle ein. Brauner beschreibt auch das „Saatreiten“ – eine feierliche Prozession zu Pferde, die u.a. die Gemeinde Schönwalde bei Frankenstein organisierte. Überliefert ist auch, dass vielerorts das magische „Gründonnerstagswasser“ sehr begehrt war.

Der „Osterwasserbrauch“ war auch in einigen Gegenden von Ostpreußen bekannt und wird heute noch gepflegt. In den Sammlungen des Ostpreußischen Landesmuseums Lüneburg befindet sich ein Kupferstich zum Osterwasser, den Gertrud Lerbs in Königsberg, um das Jahr 1935, gestaltet hat. Die Tradition besagt, dass in der Osternacht junge Frauen und Mädchen vor Sonnenaufgang schweigend zu einem Fluss gehen mussten, um das Wasser gegen den Strom zu schöpfen. Das Wasser wurde das ganze Jahr über aufbewahrt. Allerdings: Wenn beim Heimholen des Osterwassers gesprochen oder gelacht wurde, verlor es seine heilende Kraft. Laut einer ostpreußischen Quelle aus dem 19. Jahrhundert soll sich am Ostermorgen das bei Sonnenaufgang geschöpfte Wasser in Wein verwandeln.

Wissenswertes und Erinnerungen an frühere Osterbräuche sind in der Veröffentlichung „Vom Feste-feiern in Ostpreußen – Berichte über die Festbräuche zu Hause und Anregungen für Familie und Arbeit mit Gruppen“ von Hedwig von Lölhöffel-Tharau im Kapitel „Vom Rasemuckenjagen und vom Schmackostern“ nachzulesen. D. Göllner


S. 20 Heimatarbeit

»Der Kaiser kommt«
600 Gäste beim Frühlingsfest der Landsmannschaft in Anklam

Pünktlich zum Frühlingstreffen der Ostpreußen am 15. März in Anklam hatte sich ein Orkantief angekündigt. Schon früh frischte der Wind bis zur Stärke neun auf. Eingeladen hatten die Veranstalter wie immer kräftig – aber was, wenn die große Mehrzweckhalle „Volkshaus“ nur halb voll würde? Ganz zu schweigen von den Kosten, auf denen man sitzen bleiben würde? Doch das war eine Rechnung ohne die Ostpreußen. Schließlich hatte sich ein besonderer Ehrengast angesagt: Philip Kiril Prinz von Preußen, ältester Ur-Urenkel des letzten deutschen Kaisers und preußischen Königs Wilhelm II., war einer Einladung der Landsmannschaft Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern zum Frühlingstreffen 2014 nach Anklam gefolgt. Kaum jemand wollte sich diesen Besuch entgehen lassen – in preußischer Pflichterfüllung füllten mehr als 600 Landsleute von nah und fern die Halle, die mit leuchtenden Forsythien, einem Meer von Osterglocken und den Fahnen und Schildern aller ostpreußischen Heimatkreise festlich geschmückt war. Der Posaunenchor Friedrich aus dem Kaiserbad Bansin (Usedom) eröffnete die Feierstunde mit einem Choral, ehe der Landesvorsitzende Manfred Schukat die vielen Besucher und den hohen Ehrengast begrüßte. Preußen ist ohne Ostpreußen nicht zu denken – seine Geschichte beginnt schließlich hier. Umgekehrt hat Ostpreußen dem Staat Preußen in seiner Entwicklung viel zu danken. Schukat erinnerte an große Namen wie Herzog Albrecht und die Reformation, Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. und seinen „Aufbau Ost“ in Ostpreußen; Trakehnen, die Aufnahme der Hugenotten und Salzburger; den Königsberger Philosophen Immanuel Kant mit Weltgeltung; Königin Luise und den Tilsiter Frieden 1807; Regierungspräsident Theodor von Schön und viele andere mehr. In Preußen galt „mehr sein als scheinen; viel leisten, wenig hervortreten“. Preußische Tugenden, wie Pflichtbewusstsein, Fleiß, Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit, wurden auch in Ostpreußen groß geschrieben. Wer dies befolgte, konnte im tolerantesten Staat seiner Zeit gern „nach eigener Façon selig werden“. Nach dieser Einführung bezeichnete es Manfred Schukat als besondere Ehre und große Freude, Philip Kiril Prinz von Preußen begrüßen zu können. Doch der Nachkomme des preußischen Königshauses war in höherer Mission gekommen – er arbeitet als ganz normaler evangelischer Pfarrer in Birkenwerder nördlich Berlin und stellte sich als solcher vor. Manfred Schukat hatte mit seinem stadtbekannten, 24 Jahre alten gelben VW-Bus persönlich den Kaiser-Enkel vom Bahnhof abgeholt. Aus dem gleichen Zug stiegen noch andere Reisende aus. „Wohin sie denn wollen? – Natürlich zum Ostpreußentreffen. – Na, dann nichts wie einsteigen und mitkommen!“

Diese Episode griff Philip von Preußen auf: Glauben heißt einsteigen in den Bus, der zum Himmel fährt. Und: Versöhnt mit Gott und Menschen zu sein und ewige Hoffnung zu haben. Dieser Weg führt von der verlorenen irdischen zur himmlischen Heimat – eine Perspektive, die vieles ertragen lässt. Solche Andacht gab es bei den Ostpreußen lange nicht, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Zum Dank bekam Pfarrer von Preußen ein Präsent mit Spezialitäten aus der Heimat sowie einen Ziegelstein mit Original-Schriftstempel „Cadinen“, Kreuz und Königskrone.

Im weiteren Programm folgte das feierliche Totengedenken, ein Grußwort der Stadt Anklam und die obligatorische Saalrunde selbstgemachter, hochprozentiger Bärenfang für alle Besucher mit Zutaten aus Ostpreußen. Der Kant-Chor war aus dem 700 Kilometer entfernten Gumbinnen eigens zum Treffen nach Anklam angereist, um die Ostpreußen mit geistlichen und Volksliedern zu erfreuen. Erst im vorigen Jahr hat die Landesgruppe mit dem russischen Kulturhaus Gumbinnen einen Partnerschaftsvertrag geschlossen, der mit viel Leben gefüllt ist. Im Mai und August gibt es dort zwei Gegenbesuche mit Gruppen aus Mecklenburg-Vorpommern. Eine Augenweide war das Tanzprogramm des Fritz-Reuter-Ensembles Anklam, das wie der Kant-Chor 40 Jahre jung ist. Zum großen Finale stimmten alle Mitwirkenden auf der Bühne gemeinsam mit den Besuchern und gegenseitig gereichten Händen noch einmal das Ostpreußenlied an. Das NDR-Fernsehen brachte noch am selben Abend einen Kurzbericht im Nordmagazin.

Beim Auswerten der ausgelegten Listen wurden mehr als 30 neue Besucher ermittelt. Doch ohne die 40 fleißigen, ehrenamtlichen Helfer wäre dieses schöne Treffen nicht zu bewältigen gewesen. Allein am Getränkestand wurde fast 2000 Mal Bärenfang verkauft. Nun rüsten sich die Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern zum 20. Deutschlandtreffen in Kassel, wo es auch ein Wiedersehen mit Philip Prinz von Preußen gibt: Er wird dort den evangelischen Gottesdienst halten. Fazit: Anklam ist immer eine Reise wert!

Friedhelm Schülke


Erfolgsprojekt Bildarchiv
Goldenes Ehrenzeichen für Manfred Schwarz und Thomas Mack

Dr. Manfred Schwarz gelangte schon sehr früh zu der Auffassung, dass die Sammlung beziehungsweise Sicherstellung des ostpreußischen Kulturgutes und dessen öffentliche Präsentation grundlegende Aufgaben der Kreisgemeinschaften sind. Zudem beobachtete er, dass die Verwaltung der in den vorhandenen Bildarchiven befindlichen originalen und reproduzierten Fotos aus deutscher Zeit und auch der Zugang zu den Archivenfür Außenstehende in der Regel recht mühsam und aufwändig waren. Um Abhilfe zu schaffen, regte Schwarz an, ein gemeinsames zentrales Bildarchiv für Ostpreußen im Internet zu errichten. Im Jahre 2005 warb er daher bei der Stadtgemeinschaft Tilsit, der Kreisgemeinschaft Elchniederung und der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit für seine Idee. Besonders wichtig war ihm der Blick auf die Nachgeborenen, die täglich im Internet unterwegs sind. Dabei sollte ihnen nicht nur die Schönheit der Heimat ihrer Vorfahren gezeigt werden, sondern auch deren Alltag und Arbeitswelt mit dem Ziel, die eigenen Wurzeln zu finden und das Land, in dem die Ahnen gelebt haben, zu entdecken.

Schwarz konnte die drei Kreisgemeinschaften von der Notwendigkeit eines solchen Vorhabens überzeugen. Ab Spätsommer 2005 bestand die Möglichkeit, die ersten Bilder dieser Kreise unter der Adresse www.bildarchiv-nordostpreussen.de zu betrachten. Diese Internetadresse, die die drei Kreisgemeinschaften in gemeinsamer Verantwortung betrieben, existierte etwas länger als ein Jahr.

2006 setzte sich Schwarz gemeinsam mit dem Bildarchivar der Kreisgemeinschaft Elchniederung, Udo Ernst, und dem Archivar der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit, Walter Klink, intensiv dafür ein, das bestehende elektronische Bildarchiv auf ganz Ostpreußen zu erweitern. Diese Idee fiel beim Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen auf fruchtbaren Boden. Unter der Internetadresse www.bildarchiv-ostpreussen.de übernahm die LO das Bildarchiv Ostpreußen im Oktober 2006 als verantwortliche Betreiberin. Projektleiter und Systemadministrator wurde Dr. Manfred Schwarz. Er ist seitdem für die Durchführung des Projektes verantwortlich, organisiert die Systementwicklung und beauftragt zu diesem Zweck geeignete EDV-Spezialisten.

Aus eigener Initiative heraus spricht Schwarz mit hohem persönlichem Einsatz Privatleute und unterschiedliche Organisationen und Einrichtungen an, um neue Bilder für das Bildarchiv Ostpreußen zu gewinnen.

In Thomas Mack fand Schwarz einen hervorragenden Systementwickler, dessen Fachkompetenz und Fleiß maßgeblich zum Erfolg des Projektes beigetragen haben. Es ist Mack gelungen, ein System von hoher Benutzerfreundlichkeit – sowohl für die Nutzer als auch für die Einsteller – ins Leben zu rufen, das er seitdem kontinuierlich weiter entwickelt.

Zielsetzung des Bildarchivs war und ist es auch weiterhin, eine Bilddokumentation aller ostpreußischen Heimatkreise zu schaffen und anhand von Abbildungen ein möglichst umfangreiches Bild Ostpreußens darzustellen. Die Heimatkreisgemeinschaften wurden aufgefordert, sich an diesem Vorhaben zu beteiligen und jeweils einen verantwortlichen Bildarchivar zu benennen, der auch als Bildeinsteller tätig sein sollte.

Heute ist das Bildarchiv Ostpreußen mit über 50000 verfügbaren Bildern die umfangreichste Sammlung historischer Aufnahmen der Provinz Ostpreußen. Damit dürfte es sich weltweit um das größte frei zugängliche Internetbildarchiv handeln. Es enthält neben Fotos auch Landkarten und Dokumente aus öffentlichen und privaten Sammlungen. Das Bildarchiv wird ständig erweitert. Auch aktuelle Bilder, die einen Bezug zum historischen Ostpreußen haben, finden Aufnahme. Eine aussagekräftige Dokumentation der Bildobjekte liefern die Verortung über ein vollständiges Kartensystem im Maßstab 1 : 25000 sowie zahlreiche Orts- und Gebietspläne. Über eine Suchfunktion, die auch in kyrillischer Schrift zu bedienen ist, wird der Nutzer durch das elektronische Archiv geleitet. Bei Bedarf können die Fotos als Papierabzüge oder in Dateiform zur Verfügung gestellt werden. Dr. Manfred Schwarz und Thomas Mack haben sich ehrenamtlich um die Sicherung, Erhaltung und Präsentation ostpreußischen Kulturgutes bleibende Verdienste erworben und einen grundlegenden Beitrag dazu geleistet, die Kultur Ostpreußens für künftige Generationen zu erhalten und sie an diese zu vermitteln.

In Würdigung ihrer außergewöhnlichen Leistungen und ihres nachhaltigen Einsatzes für Ostpreußen verleiht die Landsmannschaft Ostpreußen Dr. Manfred Schwarz und Thomas Mack das Goldene Ehrenzeichen. P.W.


S. 21 Lebensstil

Der Zaren Ostereier
Um Fabergé-Eier ranken sich viele Mythen − Jetzt ist eines dieser millionenteuren Kunstschätze auf einem Flohmarkt aufgetaucht

Von 1888 bis 1917 schenkten die Zaren erst ihren Frauen und später auch ihren Müttern zu Ostern ein Fabergé-Ei. Nach der russischen Revolution wurden die kostbaren Schmuckstücke in alle Welt verstreut. Jetzt tauchte eines wieder auf − in einer Flohmarktbude.

Fabergé war bis 1917 eine an den europäischen Königs- und Fürstenhöfen hoch geschätzte Herstellerfirma für erlesene Goldschmiedekunst. Ihre heutige Be­kanntheit beruht in erster Linie auf den legendären kaiserlichen Ostereiern, die in der St. Petersburger Werkstatt des Hofjuweliers Peter Carl Fabergé (1846−1920) für den russischen Zarenhof entworfen und ausgeführt wurden. Vermutlich ist die heutige überaus hohe Wertschätzung dieser Preziosen zum Teil dem öffentlichen Interesse an der Zarenfamilie und ihrem tragischen Schick­sal geschuldet.

Von 1885 bis zum Revolutionsjahr 1917 entstanden bei Fabergé im Auftrag der Zaren Alexander III. und Nikolaus II. mindestens 50, nach anderer Überlieferung 55 filigrane Ostereier aus edlen Materialien in aufwendiger Handwerkstechnik, sämtlich einzigartige Kreationen. Weitere Prunkeier, die als nicht-kaiserliche Ostereier bezeichnet werden, ließen Aristokraten und Industrielle bei Fabergé anfertigen. Infolge der russischen Revolution wurden die kostbaren Miniaturen in viele Länder weltweit zerstreut.

Nach der kürzlich gemeldeten sensationellen Auffindung eines weiteren Fabergé-Eis ist nun der Verbleib von 43 kaiserlichen Ostereiern geklärt. Ein Schrotthändler hatte auf einem Flohmarkt im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten für 14000 Dollar ein mit Edelsteinen besetztes Goldei auf goldenem Ständer mit einer Uhr im Innern erworben. Das entzückende Kunstwerk wurde nachträglich als jenes Schmuckei von Fabergé identifiziert, das Zar Alexander III. 1887 für seine Gemahlin Maria Fjodorowna herstellen ließ. Ein anonymer Käufer erwarb das Ei mittlerweile für „mehrere Millionen“ Dollar.

Das Geschäftshaus Fabergé mit Zweigstellen in Moskau, Odessa, Kiew und London beschäftigte mehr als 700 Mitarbeiter. Die hugenottisch-stämmige Familie Fabergé stammt aus Schwedt an der Oder. Anfang des 19. Jahrhunderts zog Peter Fabergé, der Großvater von Peter Carl, mit seiner Familie nach Pernau ins Baltikum. 1842 gründete dessen Sohn Gustav in St. Petersburg eine Goldschmiedewerkstatt, deren Leitung er 1870 seinem erst 24-jährigen, hochtalentierten und geschäftstüchtigen Sohn Peter Carl überließ. 1882 trat auch der jüngere Sohn Agathon in die Firma ein. Im selben Jahr verkauften die Brüder erstmals Ge­schmeide im altrussischen Stil aus eigener Fertigung an die Zarenfamilie.

Mit ihren Arbeiten errang das Haus Fabergé danach mehrere Goldmedaillen im In- und Ausland, so dass die Markenbezeichnung „Fabergé objets d’art“ rasch weit über Russlands Grenzen hinaus zum Inbegriff für Luxus und Exklusivität wurde. 1885 gab Zar Alexander III. bei Fabergé das erste Schmuckosterei als Ge­schenk für seine Gemahlin in Auftrag. Beim Öffnen des „Hennen-Eis“ aus emailliertem Gold kommt als Überraschung im goldenen Dotter ein emailliertes Goldhuhn zum Vorschein, worin sich noch eine diamantbesetzte Goldkrone befand. Aufgrund dieser Anfertigung erhielt Peter Carl Fabergé den Titel „Kaiserlicher Hofjuwelier“. Es war der Auftakt zur Serie der faszinierenden Fabergé-Eier.

Seit Jahrhunderten ist es in Russland Brauch, zu Ostern, dem wichtigsten Fest der orthodoxen Kirche, Eier zu verschenken und sich dreimal zu küssen. Verzierte Ge­schenk­eier aus wertvollen Ma­terialien waren am Za­renhof keine Neuheit, doch erst mit den Prunk­eiern von Fabergé wurde diese Variante der Juwelierskunst überaus beliebt und be­gehrt. Insgesamt zehn filigrane Ostereier ließ Zar Alexander III. bis 1894 bei Fabergé für seine Ge­mahlin entwerfen und ausführen. Weitere fünf Ostereier soll er als Ge­schenk für den Zarewitsch Nikolaus bestellt haben.

Nach dem Tod seines Vaters setzte Zar Nikolaus II. ab 1895 die Tradition fort. Bis 1917 beauftragte der letzte russische Zar seinen Hofjuwelier jährlich mit der Lieferung zweier Schmuckeier, um sie zu Ostern der Zarin Alexandra und seiner Mutter zu überreichen. Nur während des Russisch-Japanischen Krieges von 1904/05 fielen die Bestellungen aus, nicht aber während des Ersten Weltkriegs bis 1917.

Um den Wünschen der Zarenfamilie nach Neuartigem und Hochkarätigem zu entsprechen, boten Peter Carl Fabergé und sein jeweiliger Chef-Werkmeister stets ihren ganzen Einfallsreichtum auf, wo­bei die Planungen streng geheim gehalten wurden. In jedem Osterei steckt eine spezielle Überraschung, die erst beim Öffnen sichtbar wird, sich bewegt oder erklingt. Zu einigen Entwürfen ließ sich Peter Carl Fabergé offenbar durch Exponate im Dresdner Grünen Gewölbe inspirieren. So ist bei dem „Renais­sance-Ei“ von 1894 als Vorbild ein um 1700 in Amsterdam gefertigter eiförmiger Behälter im Grünen Gewölbe zu erkennen. Jede Anfertigung ist einem bestimmten Thema ge­widmet. Be­sonders beliebt waren bei der Zarenfamilie gemalte Miniaturen von Mitgliedern der kaiserlichen Familie, ihren Palästen und wichtigen Ereignissen.

Eines der bemerkenswertesten Beispiele dafür ist das Osterei zum 15. Thronjubiläum von Nikolaus II. von 1911. Es weist bei einer Größe von 13 Zentimetern (ohne Ständer) 17 Portraits und Ereignisbildnisse auf. Je begehrter die Marke Fabergé wurde, desto teurer wurden die Erzeugnisse dieses Herstellers. Hatte der Preis für das Hennen-Ei noch 4115 Rubel betragen, so steigerten sich die Preise bis auf 24600 Rubel für das Winter-Ei der Zarenmutter, das 1913 aus Anlass des 300-jährigen Bestehens der Romanow-Dynastie gefertigt wurde.

Während der Oktoberrevolution von 1917 floh Peter Carl Fabergé nach Finnland und dann nach Wiesbaden. Seine Geschäftsanteile hatte er zuvor an seine Angestellten verkauft, diese wurden jedoch von den bolschewistischen Machthabern zur Stilllegung der Produktion gezwungen. Zahlreiche Fabergé-Eier aus Zarenbesitz gelangten in den 1920er Jahren durch Veräußerungen der Sowjets in die USA, wo sie später von ihren Eigentümern größtenteils verschiedenen Mu­seen überlassen wurden. Objekte von Fabergé gehören zum russischen Kulturerbe, daher ist eine beachtliche Anzahl der Prunkeier heute wieder in russischem Besitz. Elf kaiserliche Ostereier sind Teil der Fabergé-Kollektion in der Rüstkammer des Kreml.

2013 öffnete das St. Petersburger Fabergé-Museum seine Tore. Präsentiert wird die Sammlung des Großindustriellen Viktor Vekselberg mit neun kaiserlichen und sechs nicht-kaiserlichen Oster­eiern. 2004 hatte Vekselberg in den USA für 100 Millionen Dollar die Kunstgegenstände erworben, die der Verleger und Sammler Malcolm Forbes zusammengetragen hatte. Im Rahmen einer Sonderschau waren die Preziosen 2005 im Berliner Schloss Charlottenburg zu bewundern.

Die weltweit größte Kollektion mit Fabergé-Fabrikaten besitzt der russische Kunstsammler Alexander Iwanow. Für 12,5 Millionen Euro ersteigerte er 2007 das sogenannte Rothschild-Ei beim Auktionshaus Christie’s in London. Sein 2009 gegründetes Fabergé-Museum in Baden-Baden ist das erste Privatmuseum außerhalb von Russland. Es beherbergt Ausstellungsstücke von nahezu un­schätzbarem Wert. D. Jestrzemski


Von Uta über Uta
In Naumburg trafen sich die Namensvetterinnen der ebenso rätselhaften wie schönen Stifterfigur des Doms aus dem 13. Jahrhundert

Alle zwei Jahre findet in Naumburg das große Uta-Treffen statt. Da strömen Frauen dieses Namens – die meisten bereits im gesetzten Alter − aus allen Teilen Deutschlands, zu­weilen auch Österreichs und der Schweiz in die Domstadt, um der Namenspatronin im Westchor des Naumburger Doms ihre Reverenz zu erweisen, sich gegenseitig kennenzulernen und gleichzeitig die einzigartige Burgenlandschaft an den Ufern der Saale zu erkunden.

In diesen Tagen ist die Domstadt Naumburg von Kopf bis Fuß auf Uta eingestellt. Die jüngste Teilnehmerin am Uta-Treffen ist gerade einmal 14 Monate alt. Ihre rüstige Großmutter gleichen Namens steckt der Enkelin einen Schnuller in den Mund, als diese sich während des Festaktes im Dom mit lautem Geschrei bemerkbar macht. Domdechant Curt Becker fährt indes unbeirrt in seiner launigen Rede fort und zeigt sich begeistert darüber, dass manche der insgesamt 118 Utas bereits zu „Wiederholungstäterinnen“ geworden sind.

Das Uta-Treffen ist inzwischen eine feste Institution. Nachdem sich jährlich Tausende von Besuchern den Hals verdrehen, um die ebenso schöne wie rätselhafte Stifterfigur der Markgräfin Uta von Naumburg auf der Empore im Westchor des Domes zu bewundern, lag diese Initiative auf der Hand, meint eine Uta aus Leipzig.

Ein Heer von Pressefotografen bittet jetzt zum Gruppenfoto. Unten an der Treppe haben sich drei achtjährige Naumburgerinnen im Uta-Kostüm mit selbst gebastelter Krone aufgestellt. Und im Kreuzgang warten bereits die zwölf Stifterfiguren – die Damen in langen Mänteln mit elegantem Faltenwurf, die Männer bewaffnet mit Schwertern und Schilden, so wie es sich für mittelalterliche Knappen gehört.

Trotz Wind und Nieselregen lächelt die hübsche, von Ehemann Ekkehard und Schwägerin Reglindis gerahmte Uta tapfer in die Kameras. „Heute braucht keener eene Motivglocke“, witzelt ein älterer Herr in unverkennbarem Sächsisch, bevor er sich mit einer kleinen Gruppe zur Turmbesteigung aufmacht.

Den Höhepunkt unter den angebotenen Begleitprogrammen bildet die Führung durch die Ausstellung „Weg und Werke des Naumburger Meisters“. Ein als solcher verkleideter Kunstexperte erklärt, inwieweit sich die Stifterfiguren im Dom von den in früheren Epochen geschaffenen Skulpturen unterscheiden. Die Gesichter zeigen zum ersten Mal Emotionen. Wie Uta und ihre Entourage wirklich aussahen, liegt jedoch völlig im Dunkeln. Die Stifterfiguren wurden erst 200 Jahre nach deren Tod, also im 13. Jahrhundert, in Stein gehauen. Unverkennbar ist die Ähnlichkeit der Figuren mit jenen an der Kathedrale von Reims. Der Steinmetz hinterließ seine Handschrift ebenfalls an den Sakralbauten in Metz, Noyon und Mainz. Den Zenit seiner Kunst aber erreichte er in Naumburg. Große Tafeln beschreiben die Ausstellungsstücke im Detail, und Video-Animationen simulieren die „Einpassung“ der Figuren in das Gemäuer des Domes.

Über Mittag sind die Gaststätten und Restaurants der Domstadt bis auf den letzten Platz gefüllt. Einige Utas schlendern vor dem Essen noch über den Marktplatz, der durch seine Geschlossenheit besticht. Mit prachtvollen herrschaftlichen Häusern und einem imposanten Rathaus präsentiert Naumburg sich als Gesamtkunstwerk. Am Nachmittag spannt sich über dem mächtigen Dom ein azurblauer Himmel. Erste Sonnenstrahlen vergolden die hohen Bogenfenster. „Echtes Uta-Wetter“, sagt die platinblonde Uta aus Schwerin, die viel lieber Angelika hieße. Aber ihre Mutter war halt so vernarrt in die steinerne Markgräfin namens Uta.

Die Zwillingsschwestern Claudia und Nadja Beinert aus Staßfurt in Sachsen-Anhalt haben mit ihrem Roman „Die Herrin der Kathedrale“ Uta ein literarisches Denkmal gesetzt. Auf die Lesung in der Marienkirche im Schatten des Naumburger Doms gab es einen wahren Ansturm. Welche Uta möchte nicht erfahren, wie sich das Leben ihrer Namensgeberin abgespielt haben könnte. Denn über die Vita der Markgräfin ist kaum etwas bekannt. Wahrscheinlich lebte sie zwischen 1000 und 1046. In der Phantasie der beiden jugendlichen Autorinnen setzt eine gütige Uta sich nach der Ermordung ihrer Mutter durch den gewalttätigen Vater zeitlebens für Recht und Menschlichkeit ein. Dieser mittelalterliche Thriller wird der Domstadt und ihrer Ikone bestimmt zu noch größerer Popularität verhelfen.

2014 erfüllt das Uta-Treffen einen weiteren Zweck. Die Region Saale-Unstrut mit ihren Burgen, Weinbergen und schmucken kleinen Orten bewirbt sich unter dem Motto „Saale-Unstrut. Meine Welt. Mein Erbe“ um die Aufnahme ins Welt-Kulturerbe. Natürlich bildet Naumburg mit seinem Dom, den Stifterfiguren im Westchor und seinem geschlossenen Stadtbild den Mittelpunkt dieser Initiative. Alle sind zuversichtlich, dass die „Schutzpatronin“ Uta es schon richten wird. Denn wer kann ihrer Anmut und Schönheit widerstehen? Kein Geringerer als der Autor von „Der Name der Rose“, Umberto Eco, bekannte unlängst: „Wenn ich ein weibliches Ge­schöpf aus der Kunstgeschichte treffen wollte, dann Uta von Naumburg oder Leonardos Dame mit Hermelin.“ Vielleicht hat er auch schon eine Rose auf den Sockel unter ihrem Standbild gelegt, wie es manche Herren im reifen Alter zu tun pflegen.

Bevor das Uta-Treffen endet, wird noch einmal Bilanz gezogen. Die meisten der 118 Teilnehmerinnen kamen wie üblich aus der Nachbarschaft Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Dazu einige wenige aus Bayern, Baden-Württemberg − und eine PAZ-Au­torin aus Hamburg. 2012 begrüßte Naumburg allerdings eine aparte schwarze Uta aus Jamaika mit Nachnamen Smith. „Weil ich einen so banalen Nachnamen habe, dachten meine Eltern, mein Vorname müsste nun ein ganz besonderer sein“, erklärte sie.

Das nächste Uta-Treffen findet im März 2016 statt. Es liegen bereits zahlreiche Anmeldungen vor. Uta Buhr


S. 22 Neue Bücher

Werbung für Peking
Über China-Politik der USA

„China ist in akuter Gefahr“, meint der geopolitische Analyst und Wirtschaftswissenschaftler F. William Engdahl. Für ihn steht nämlich fest, dass die USA spätestens seit 2005 den Plan verfolgen, dem chinesischen Staat und damit auch dem chinesischen Wirtschaftswunder einen tödlichen Schlag zu versetzen. Als Motiv hierfür nennt er die drohende Ablösung der Vereinigten Staaten als führende Wirtschafts- und Handelsnation der Welt durch das Reich der Mitte. Dazu komme der Umstand, dass China an die zwei Billiarden Dollar in US-Staatspapieren angelegt habe und somit zum größten Gläubiger Washingtons avanciert sei.

Um den zu mächtig gewordenen Riesen in Asien niederzuringen, verfolgen die USA angeblich eine Mehrfachstrategie, die Engdahl in „China in Gefahr. Wie die angloamerikanische Elite die neue eurasische Großmacht ausschalten will“ skizziert. Zum Ersten bemühten sich die USA darum, die Kontrolle über die chinesische Währung Renminbi und den chinesischen Außenhandel zu erlangen, welche derzeit noch von Peking ausgeübt werde. Zum Zweiten konterkarierten die Vereinigten Staaten alle Versuche Chinas, sich die Rohstoffe Afrikas und Zentralasiens zu sichern, und schürten in diesem Zusammenhang diverse regionale Konflikte wie beispielsweise im Sudan sowie in den chinesischen Randprovinzen Tibet und Xinjiang. Zum Dritten untergrabe Wa-shington die chinesische Volksgesundheit, indem es in einer Art verborgener Neuauflage der Opiumkriege Fast Food, genmanipulierte Nutzpflanzen, Agrarchemie-Toxine sowie dubiose Medikamente und Impfstoffe gegen noch dubiosere Krankheiten wie zum Beispiel die „Vogel“- und „Schweinegrippe“ nach China exportiere. Zum Vierten sei es unter dem gegenwärtigen Präsidenten Barack Obama dazu gekommen, dass das Pentagon das längst abgenutzte Feindbild „Islam“ durch ein neues Feindbild namens „China“ ersetzt habe, worauf vor allem das enorm verstärkte militärische Engagement der USA im pazifischen und südostasiatischen Raum hindeute. Und zum Letzten tobe da auch noch der Medienkrieg, der durch Google, YouTube und Facebook geführt werde und die innere Einheit sowie die kulturelle Basis des Reiches der Mitte unterminieren solle.

An den Ausführungen Engdahls ist sicher einiges zutreffend, jedoch kommt seine Argumentation in der Summe viel zu dramatisch, ja alarmistisch und darüber hinaus auch sehr einseitig parteiergreifend daher. So vermag man als nüchtern denkender Leser kaum nachzuvollziehen, was den Verfasser wohl dazu bewogen hat, gerade das regulierungssüchtige China als ein Land zu bezeichnen, welches über die Macht verfüge, „einen Gegenpol zur totalitären Kontrolle über die gesamte Welt zu bilden“. Ebenso abenteuerlich ist die Behauptung, die russisch-chinesisch-iranische „Kooperation könnte zu der Kraft werden, die einen atomaren Weltkrieg verhindert“. Angesichts solcher und ähnlicher Sätze drängt sich unweigerlich der fatale Eindruck auf, Engdahl sei von Peking für eine Imagekampagne verpflichtet worden.

Andererseits hat der Analyst aber auch nicht unrecht, wenn er dafür plädiert, dass die Bundesrepublik weniger auf die Wünsche und Interessen der USA schauen und eine eigenständige Chinapolitik im nationalen Interesse Deutschlands betreiben solle. W. Kaufmann

F. William Engdahl: „China in Gefahr. Wie die angloamerikanische Elite die neue eurasische Großmacht ausschalten will“, Kopp Verlag, Rottenburg 2014, gebunden, 302 Seiten, 19,95 Euro


»Unternehmen Titanic?«
Balkan-Experte über die Annäherung der Region an die EU

Was, bitte, kann man von der Objektivität eines Buches erwarten, bei dem gleich am Anfang statt eines Vorwortes zahlreiche Geleitworte von Politikern und anderen Würdenträgern stehen. Vom serbischen Ministerpräsidenten über den kroatischen Präsidenten bis zum Premier Montenegros melden sich in „Brennpunkt Balkan. Blutige Vergangenheit. Ungewisse Zukunft“ alle zu Wort und bedanken sich beim Autor Christian Wehrschütz für sein Engagement für den Balkan. Mit seiner Be-richterstattung über die Region habe der Korrespondent des österreichischen Staatssenders ORF geholfen, die Situation und die Belange der Nachfolgestaaten Jugoslawiens einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.

Bei dem Buch ist tatsächlich etwas weichgespült und zwar der Titel, wie der Autor im Nachwort erklärt. Der sollte eigentlich „Unternehmen Titanic? Der Balkan auf dem Weg in die EU“ heißen und so verstärkt die Spekulationen von Intellektuellen aufgreifen, die glauben, dass die EU genauso zerbricht wie das ehemalige Jugoslawien. „Auch Bücher sind das Ergebnis eines Kompromisses; in diesem Fall war der Titel ein Kompromiss zwischen dem Verlag und dem Autor“, so Wehrschütz.

Auf jeden Fall ist man nach der Lektüre des Buches überzeugt, dass sich die EU an der Region zumindest den Magen verderben dürfte, so spannungsreich und wenig hoffnungsfroh stellt Wehrschütz die Lage auf dem Balkan dar. Wobei seine Berichte keineswegs nur negativ sind. Angesichts einiger Fotos ist man sogar überrascht, wie viele hübsche kleine Städtchen mit Habsburger Architektur es dort noch gibt, vermuten die meisten doch hier vor allem graue Hochhausbauten aus der Tito-Zeit neben ärmlichen Bauernhäuschen.

„Der W(R)estbalkan und die EU. Hängepartie statt dynamische Annäherung“ lautet der Titel des ersten Kapitels. Wehrschütz betont, dass die EU-Begeisterung vor allem in Kroatien, das seit

dem 1. Juli 2013 Mitglied der EU ist, keineswegs überschwänglich zu nennen sei. Und in Serbien würde man sowieso aus historischen Gründen eher gen Moskau statt Brüssel blicken. Zudem würde auch die Türkei versuchen, Einfluss in der Region zu gewinnen, was Wehrschütz anhand aktueller Beispiele, aber auch der Historie darstellt.

Interessant ist zudem, dass im Kosovo und Montenegro seit Jahren der Euro Zahlungsmittel ist, obwohl diese Länder nicht offiziell Mitglied der Euro-Gemeinschaft sind und diese sogar gegen die Einführung 2002 in Montenegro war. Im Falle Pristinas soll Brüssel diese Zahlungsverkehrserleichterung jedoch begrüßt haben, was darauf hindeutet, wie stark das sich 2008 von Serbien gegen dessen Willen losgesagte Kosovo sich über Mittel der EU finanziert. Auch auf die Unabhängigkeit Montenegros von Serbien geht der Autor ein, die jedoch sanfter vonstattenging.

Der Leser erfährt in dem vorliegenden Buch sehr viel über die jüngste Vergangenheit und derzeitige Lage der Region. So geht der Experte auch auf die Vergangenheitsbewältigung infolge der Balkankriege ein und wie kritisch das Haager Tribunal zur Aufarbeitung dort gesehen wird. Wehrschütz betont, dass diese viele „Schönheitsfehler“ habe und die Urteile auch nicht immer nachvollziehbar seien. Doch da die Nachfolgestaaten Jugoslawiens einfach nicht selbst in der Lage gewesen seien, „Täter und Urheber dieser massenhaften Verbrechen“ zu bestrafen, sei das Tribunal ein notwendiges Übel.

Vor allem der wirtschaftlichen Not der Menschen und deren zumeist bescheidenen Perspektiven widmet sich der Journalist. Hierzu passt vor allem seine Reportage „Bauer sucht Frau“, in der es um die zunehmende Land- und Landesflucht geht. So würden immer mehr Menschen ihr Glück in den Städten, aber auch im Ausland suchen, was dazu führe, dass nur wenige junge Leute zurück-blieben, die wiederum Probleme hätten, Partner zu finden. Das führe nun dazu, dass noch vor 20 Jahren verfeindete Volksgruppen allein aus der Not heraus wieder untereinander heiraten. Und liest man, wie viele Menschen dort von bäuerlicher Eigenversorgung leben, so hat man das Gefühl, eine Zeitreise zu machen.

Ob Blutrache, Denkmalbau oder Nationalhelden – Wehrschütz’ Buch bietet neben den Hauptthemen Politik, Geschichte und Wirtschaft zahlreiche interessante Details, die seine Ausführungen zu einer runden Sache werden lassen und ein differenziertes Bild der Region vermitteln. Rebecca Bellano

Christian Wehrschütz: „Brennpunkt Balkan. Blutige Vergangenheit. Ungewisse Zukunft“, styria premium, Wien 2013, gebunden, 238 Seiten, 24,99 Euro


Lobenswerte Spurensuche
Oberstudienrat i.R. erforscht jüdische Vergangenheit seines Wohnortes

Im Taunusdorf Eisenbach (heute Gemeinde Selters-Eisenbach), Landkreis Limburg, lebten bis zur Pogromnacht am 9. November 1938 noch sechs Mitglieder einer von zwei Linien der jüdischen Familie Aumann. Die um 1920 noch 14 Angehörigen beider Linien dieser Familie waren in Eisenbach die einzigen jüdischen Einwohner. Beide Familien führten Ladengeschäfte und waren geachtete Mitbürger. Mit der NS-Diktatur begannen für sie Ausgrenzung und Verfolgung, und dies, obwohl die Nationalsozialisten in dem kleinen Ort laut Statistik der letzten beiden Reichstagswahlen nur eine Minderheit stellten.

Im Herbst 1942 meldete der Bürgermeister Peter Reichwein mit kaltschnäuzigem Stolz, Eisenbach sei nunmehr „judenfrei“. 1945 kehrte Sally Aumann (1897–1994), der Auschwitz überlebt hatte, als einziger von drei überlebenden Verwandten in sein Heimatdorf zurück. Aber er blieb nicht lange, sondern emigrierte bald darauf nach New York. 1994 starb er im Alter von 97 Jahren in New Jersey.

Fast 70 Jahre später war das Schicksal der jüdischen Familie Aumann zwar nicht vergessen, aber noch nicht einmal ansatzweise erforscht. Der in Selters-Eisenbach lebende promovierte Historiker Oberstudienrat i.R. Bernd A. Weil empfand diese Forschungslücke als äußerst schmerzlich. Bereits 1984 hatte er die Namen und Verwandtschaftsverhältnisse der Aumanns in einem Aufsatz publiziert. In Eigeninitiative nahm er vor einigen Jahren das nicht zu unterschätzende Vorhaben in Angriff, eine möglichst lückenlose und detaillierte Geschichte der Aumann-Familie auszuarbeiten. Dafür recherchierte er beharrlich in Bibliotheken und Archiven in Deutschland, Tschechien, Polen, Israel, Großbritannien und den Vereinigten Staaten, durchsuchte Datenbanken, sprach und korrespondierte mit Zeitzeugen. Aus der Fülle des zusammengetragenen Materials hat Weil den Stoff für eine umfassende, zutiefst bewegende Dokumentation von hoher inhaltlicher Dichte herausgefiltert und als Buch publiziert, das den Titel „Unvergessene Nachbarn. Das Schicksal der Eisenbacher jüdischen Familien“ trägt.

Veranschaulicht durch zahlreiche Fotos, Originaldokumente und Karten legt der Autor die Lebensgeschichten von 14 Menschen vor, in denen sich „die gesamte Palette des totalitären Treibens des Terrors unter Adolf Hitler widerspiegelt: Diffamierung, Treiben in den Suizid, Inhaftierung, Enteignung und Entrechtung, Vertreibung, Flucht und Exil, Vernichtung Behinderter als ‚lebensunwert‘, Deportation und Ermordung von Babys, Frauen und Alten – aber auch Überleben,

Rückkehr, Auswanderung und Neubeginn“. Insofern sei die Geschichte der Familie Aumann trotz ihrer Einzigkeit ein „Pars pro toto“ der Verfolgungsgeschichte der Juden im Dritten Reich, wie Weil betont. Mit den Fragen nach der Schuld hat er sich in diesem Rahmen hingegen nur ansatzweise beschäftigt. Dagmar Jestrzemski

Bernd A. Weil: „Unvergessene Nachbarn. Das Schicksal der Eisenbacher jüdischen Familien“, BoD, Norderstedt 2013, broschiert, 359 Seiten, 39,90 Euro


Die vielen Facetten des Scheiterns
Als »literarischer Schatz« gefeierter Roman über einen Durchschnittsmenschen

Als im Jahr 1965 der Roman „Stoner“ des US-amerikanischen Autors John Edward Williams (1922–1994) auf dem Buchmarkt erschien, fand er viel Beachtung. Seither ist das Buch, das als „literarischer Schatz“ bezeichnet wird, in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Jetzt liegt es auch in deutscher Übersetzung vor. Sein Autor war von 1954 bis zu seiner Emeritierung 1985 Professor für englische Literatur an der Universität Denver. Er veröffentlichte vier Romane und zwei Gedichtbände. Nichts war ihm vermutlich vertrauter als der Universitätsbetrieb in einer Stadt des Mittleren Westens, aber er beharrte darauf, dass es sich bei dem Universitäts-, Ehe- und Familienroman „Stoner“ um reine Fiktion handele. Das Buch beginnt mit dem ungewöhnlichen Hinweis, dass in Hinsicht auf die Leistungen des Titelheldens in seiner Fachdisziplin nichts Großartiges zu erwarten sei.

Die Lebensgeschichte dieses Mannes hat der Autor ruhig und mit dem Blick eines Menschenkenners nacherzählt. Genau dieses bewirkte den großen internationalen Erfolg des Buches, während der Inhalt unspektakulär erscheint. Er ist es nicht, und das bemerkt der Leser bald ... William Stoner ist der einzige Sohn eines armen Farmerehepaares aus Missouri. Seine Eltern schicken ihn zum Studium der Agrarwissenschaften auf die Universität in Columbia/Missouri, weil sie sich davon zukünftige Verbesserungen im Landbau erhoffen. Ermutigt von einem wohlwollenden Professor, entscheidet sich Stoner nach zwei Semestern zum Wechsel des Studienfachs und damit für eine universitäre Laufbahn im Fachbereich Englische Literatur.

Nach dem Urteil seines Kommilitonen und Fachkollegen David Masters ist die Universität für ihn in gewissem Sinn eine Art Zufluchtsort. Tatsächlich motiviert Stoner nicht nur seine jäh erwachte Liebe zur englischen Sprache und Literatur zu dem Schritt, sondern er ist sich darüber klar geworden, dass er keinesfalls ein mühseliges und karges Dasein wie seine Eltern führen möchte. Nachdem die USA 1917 den Mittelmächten den Krieg erklärt haben, lässt sich David Masters als Freiwilliger rekrutieren. Wenige Monate später fällt er im Gefecht. Mit ihm verliert Stoner einen guten Freund, den besten, den er hatte und auch jemals haben wird.

Seine zukünftige Frau Edith lernt Stoner bei einem Empfang des Dekans kennen. Er ist nicht imstande, das Wesen der gehemmten und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestörten jungen Frau, deren Attraktivität ihn blendet, richtig einzuschätzen. Als Ehemann wird er sich mit den Allüren der herrschsüchtigen Frau an seiner Seite auseinandersetzen müssen, die später alles daran setzt, um ihm die gemeinsame Tochter Grace zu entfremden.

Stoner ist ein Mann ohne Ellenbogen. In seinem Fachbereich gibt es einen einflussreichen Kollegen, Hollis Lomax, der aus rein persönlichen Gründen eine Abneigung gegen ihn gefasst hat und ihm eine Falle stellt. Stoner könnte nach der Pfeife dieses Mannes tanzen, doch er weigert sich, und das wird ihm zum Verhängnis. Allmählich schwindet seine Freude an der Forschung, und er stellt die Arbeit an seinem zweiten Buch ein.

Auf die Frage, warum gutwillige Menschen wie William Stoner mit ihrer Einstellung „Leben und leben lassen“ selbst an jener ruhigen Lebensführung gehindert werden, die sie anderen aufrichtig gönnen, gibt es verschiedene Antworten. Darüber hat John Edward Williams ein großartiges Buch geschrieben. D.J.

John Edward Williams: „Stoner“, dtv, München 2013, geb., 347 Seiten, 19,90 Euro


S. 23 Rautenberg Buchhandlung

Rautenberg Buchhandlung


S. 24 Panorama

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Was fällt dem ein? / Wie Akif Pirinçci zum neuesten Hitler wurde, wieso schizophren heute modern ist, und warum Ausländer sowieso keine Ahnung haben

Du liebe Zeit! Mit seinem binnen weniger Tage raketenartig zum Bestseller hochgeschossenen Buch „Deutschland von Sinnen“ hat Akif Pirinçci die bundesdeutsche Gemütlichkeit gründlich zerdeppert. Sämtliche großen Main­stream-Medien kochen vor Wut oder beben vor Entsetzen.

Was hat der Mann bloß angestellt, dass die alle so aufjaulen? Die „Zeit“ hebt das Buch mit dem Untertitel „Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer“ gar auf eine Ebene mit Hitlers „Mein Kampf“!

Pirinçcis Gegner wissen vor lauter Eifer gar nicht, wo sie anfangen sollen mit dem Verriss. Am besten mit dem Titel, sagten sich einige und stellten fest, dass man ja schon daran sehen könne, gegen wen der Kerl da auf unflätigste Weise hetze. In der Tat strotzt das Buch von Kraftausdrücken, die Sie in der PAZ nie lesen werden. Aber ist der Autor daher frauen-, homosexuellen- und zuwandererfeindlich?

Im Buch findet sich da eigentlich nichts, er prangert nur das an, was er den „irren Kult“ nennt, lässt aber keinen Zweifel aufkommen, dass er Frauen liebt, ihm Homosexuelle im Grunde egal sind und Zuwanderer – das ist er selber, als Zehnjähriger 1969 nach Deutschland eingewandert.

Dass er mit seinem Buch dennoch zur neuen Hassfigur aufstieg, liegt vielleicht daran, wen er sich alles zum Feind gemacht hat. Die Feinde zählt er selber auf, indem er schimpft: „Nicht Künstler, große Denker und Visionäre geben heutzutage im Kulturleben und im Feuilleton in Wahrheit den Ton an, sondern irgendwelche Lesben auf Gender-Main­streaming-Lehrstühlen, Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsbeauftragte, Organisationen wie Pro Asyl oder Flüchtlingsräte, Solar- und Windenergiebarone, Greenpeace & Co., Professoren für Soziologie und bestellte Gutachter für die Migranten- und Wohlfahrtsindustrie (Armenbericht, Kriminalität von Ausländern etc.), Umweltverbände, stramme Kommunisten von den Linken, eine staatsfetischistische Justitia, faschistoide Zusammenrottungen wie die Antifa, schlussendlich ein vor allem von den Grünen im Laufe von 30 Jahren installiertes Gutmenschentum, dessen Fundament aus nichts als Lügen besteht.“ In keinem anderen Land der Welt gebe es eine politische Führung, die ihr eigenes Land verachte, ja hasse, nur in Deutschland sei sowas möglich, meint Akif Pirinçci. Die Medien kommen nicht besser weg.

Das ist hart, oder, wie die Kanzlerin sagen würde, „nicht hilfreich“.

Wenn das alles so ist, wie Pi­rinçci schreibt, und wenn das Buch bei den Deutschen so schnell zum Renner wurde, fragt man sich doch, wie Politik und Medien so sehr an unseren angeblichen Empfindungen vorbeihandeln und vorbeischreiben können?

Der Autor schimpft uns Duckmäuser, die sich alles gefallen ließen. Das ist uns zu billig, vielleicht sind wir ja bloß ein bisschen schizophren?

Was ich damit meine? Beispielsweise sowas hier: In einer großen Tageszeitung heult sich ein Journalist aus, dass er in Berlin auf Schritt und Tritt von Einbrecherbanden, Räubern und Gewalttätern umzingelt sei. Ins Nachbarhaus sei schon fünfmal eingebrochen worden, auf bestimmten Buslinien hole man sein Telefon besser nicht mehr heraus, es würde geraubt. Er reiht Tatbericht an Tatbericht, gruselig.

Die Täter nennt er „junge Männer“, wobei jeder ahnt, dass bestimmte Volkszugehörigkeiten etwas häufiger auftauchen dürften als andere. Wer die bekannten Herkünfte im Kopf ergänzt und ein paar Kraftausdrücke hineinstreut, hat schon seinen Pirinçci. Am Schluss seines Artikels kommt der Zeitungsmann dem Deutsch-Türken sogar auch sprachlich recht nahe: „Wenn ich die Meldungen lese, in denen uns regelmäßig versichert wird, die Kriminalität gehe zurück, könnte ich kotzen.“ Das ist Pirinçci pur: Hier herrscht das Chaos, doch die Staatsmacht schaut weg und lügt uns obendrein die Jacke voll.

In derselben Zeitung aber wird nur drei Tage später Pirinçci wegen seines Buches als „Borderliner“ eingetütet, also als ein biss­chen plemplem. Einer, der obendrein nur deshalb nicht gegen Juden hetze, weil „man das zurzeit nicht so sagen“ könne, also ein verkappter Antisemit in Wartestellung. Das ist wie die Chose mit „Mein Kampf“ bekanntlich die moralische Höchststrafe.

Das ist schon ganz schön „schizo“ und trifft damit exakt den Takt der Zeit. Einerseits sind wir selbstverständlich für das, was die Grünen bunt, tolerant und weltoffen nennen. Wir finden die offenen Grenzen in Europa ganz wunderbar und die Proteste gegen die neue Moschee einfach nur menschenverachtend.

Aber schon einen Moment später kann irgendwo ein Ventil platzen und aus uns schießt eine wilde Empörung über „Ausländerbanden“ und „Islamisten“ oder „Kopftuchfrauen“ oder gewaltgeneigte „Orientalen“ heraus, üppig garniert mit allerlei Schimpfwörtern. Und natürlich über die Politik, die Medien oder die mächtigen Interessenvereine, über die sich der Pirinçci nun so hergemacht hat.

Doch wieder einen Moment darauf kann alles vorbei sein und der Mensch, eben noch auf Pi­rinçci getrimmt, findet es ungeheuerlich, dass hetzerische Titel wie „Deutschland von Sinnen“ überhaupt verkauft werden dürfen.

Unser Nachteil ist, dass wir uns bei derlei Metamorphosen nicht zuschauen können. Da sind Leute wie Pirinçci im Vorteil. Ein alter Bekannter, dessen Hautfarbe die afrikanische Herkunft jedermann sichtbar macht, erzählte mal, wie er sich am Rande einer Party regelrecht im dunklen Flur „versteckt“ habe, um seinen deutschen Freunden im Wohnzimmer zu lauschen. Die echauffierten sich immer lauter über „migrantische“ Unsitten. Als er wie Kai aus der Kiste dann plötzlich in der Stube stand, hätten die eben noch Schimpfenden allesamt sofort auf den Duktus eines Grünen-Parteitags umgeschwenkt. Er sei ehrlich beindruckt gewesen, wie umstandslos und stringent sie diese Pirouette hinbekommen hätten, geistiger Formationstanz in Perfektion sozusagen

Die strengen Reihen sollten allerdings nicht lange halten. Sobald er dann nämlich ins Gespräch einstieg und zur Verblüffung der anderen „den Sarrazin“ gab (wie er es ausdrückte – Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ war gerade neu und groß in der Debatte), sei die Runde in eine derart erbarmungswürdige Verwirrung gefallen, dass er das Thema aus reinem Mitgefühl auf den letzten Rügen-Urlaub umgelenkt habe.

Dabei wusste er gar nicht, welches Glück er hatte, dass sie ihn nicht noch belehrten, weil sie doch wohl besser wüssten, was er als „Migrant“ zu denken habe. So geschehen in Berlin: Da bedrängten sogenannte „Unterstützer“ die Afrikaner auf dem Oranienplatz, dort in Wind und Kälte auszuhalten und ja keine Vereinbarung mit der Stadt zu schließen – bis einem Afrikaner der Kragen platzte und er Chef-„Unterstützer“ Dirk Stegemann vor laufender RBB-Kamera anfuhr: „Hör zu: Wir wollen hier nicht länger wie Esel leben!“ Man sei nicht hier, „um Politikspiele zu spielen“, daher nehme man die Vereinbarung an.

Der linke Routinier Stegemann nahm das ganz souverän. Er verstehe den „Ausbruch“, schließlich seien die Menschen „emotional stark unter Druck“. Auf Deutsch: Der Afrikaner hat keine Ahnung, was gut für ihn ist, aber da müsse man Mitleid haben. Wie sagte der Zeitungsjournalist von vorhin? Genau: Man könnte kotzen.

Akif Pirinçci, „Deutschland von Sinnen“, Manuscriptum Verlag, Waltrop und Leipzig 2014, 276 Seiten, broschiert, 17,80 Euro


MELDUNGEN / ZUR PERSON

Intensivtäter meist Immigranten

Berlin – Bei Intensivtätern in Berlin steigt der Anteil von Immigranten immer mehr an: 2011 hatten 77 Prozent von ihnen ausländische Wurzeln, 2012 waren es 79 und 2013 gar 84 Prozent. Dies geht aus einer Anfrage der SPD hervor. In Neukölln stellen arabische junge Männer bei einem Bevölkerungsanteil von neun Prozent 49 Prozent der Intensivtäter. Intensivtäter unter 18 haben in dem Stadtteil fast alle einen Einwanderungshintergrund. H.H.

 

Rassistische Mondgesichter

San Francisco – Der Software-Riese Apple will seine beliebten „Smileys“ nach dem Protest von Antirassismus-Aktivisten multikultureller gestalten. Die kleinen Mondgesichter werden gern als Anhang für Kurznachrichten verwendet, meist lächelnd. Obwohl gelb, sind sie den Aktivisten aber zu „nordeuropäisch“, was „rassistisch“ sei. Nun hat Apple versprochen, auch afrikanisch und asiatisch aussehende „Smileys“ ins Programm zu nehmen. H.H.

 

Ultranationaler Teeverkäufer

Rund 814 Millionen Inder − und damit so viele wie nie zuvor auf der Welt − sind seit dem 7. April aufgerufen, bis zum 12. Mai einen neuen Ministerpräsidenten zu wählen. Wenn am 16. Mai ausgezählt wird, könnte der Sohn eines Teeverkäufers die größte Volksdemokratie der Welt regieren.

Wahlbeobachter zählen Narenda Modi zu den aussichtsreichsten Kandidaten. Der 63-jährige Chefminister des Bundesstaates Gujarat gilt in der Hindu-Bevölkerung als Hoffnungsträger, der eine nationale Auferstehung verspricht. Mit der Losung „Heil dir, Mutter Indien!“ elektrisierte er Zehntausende bei seinen Wahlkampfveranstaltungen.

Von der Herkunft und vom Auftreten her unterscheidet sich Modi grundlegend vom Konkurrenten Rahul Gandhi. Dem Enkel von Indira Ghandi, der als Führer der regierenden Kongresspartei zur Nachfolge des nicht mehr zur Wahl antretenden Ministerpräsidenten Manmohan Singh bereitsteht, wird als Repräsentant der reichen und korrupten Clique keine Erneuerung zugetraut.

Modi ist da von einem anderen Kaliber. Er ist ein hinduistischer Hardliner, der schon als Schüler einer extremistischen Hindu-Organisation beitrat. Als er 2001 Chef von Gujarat wurde, hatte er ein Jahr später die Pogrome gegen die muslimische Bevölkerung zu verantworten. Diese entluden sich, nachdem bei einem Anschlag auf einen Zug 56 Hindu-Pilger ums Leben kamen. Bei den anschließenden Rachefeldzügen kamen bis zu 2000 Muslime ums Leben. Da die Rolle Modis damals undurchsichtig blieb, wurde er von der EU und den USA mit Einreiseverboten belegt, die mittlerweile aufgehoben sind. Wie die Atommacht Pakistan reagiert, wenn ein Ultranationalist im Nachbarstaat Indien an die Macht kommt, wird sich zeigen. Experten erwarten bereits ein Aufflammen islamistischer Terroranschläge. H. Tews


MEINUNGEN

Volker Schnabel beklagt auf „rottmeyer.de“ (4. April), wie sich die Europäer mit ihrer Sanktionspolitik gegenüber Russland ins eigene Fleisch schneiden:

„Obwohl Europa ganz im Gegensatz zu den USA mit der russischen Wirtschaft eng verflochten ist, und ein Konflikt mit dem russischen Nachbarn für die europäische Wirtschaft und damit insbesondere für Deutschland erhebliche Risiken in sich birgt, brannten bei den selbst ernannten Völkerrechtsverteidigern in der EU schlagartig alle diplomatischen Sicherungen durch.“

 

 

Ifo-Chef Hans-Werner Sinn macht im „Handelsblatt“ (2. April) deutlich, dass die Euro-Krise keineswegs beendet und zudem ein gesundes Misstrauen gegenüber der EZB angebracht sei:

„Das Geld wirkt allerdings nur wie ein Schmerzmittel bei einer schweren Krankheit. Es stellt sich das Gefühl ein, die Krankheit sei überwunden. Aber in Wahrheit wird die Heilung durch das Schmerzmittel nicht beschleunigt, sondern eher noch verlangsamt ... Die EZB ist selbst der größte Gläubiger der Krisenbanken Südeuropas. Wenn sie die Abwicklung für diese Institute fordert, dann trägt sie selber die Abschreibungsverluste. Die EZB hat ein Interesse daran, die toxischen Anlagen der Banken in die Zeit der funktionierenden Bankenunion hineinzuschmuggeln, wo sie selbst wirksam vor Abschreibungsverlusten geschützt ist.“

 

 

Der Wiener Publizist Werner Reichel freut sich in „Eigentümlich frei“ (8. April) über die linke Aufregung zu Akif Pirinçcis neuem Bestseller „Deutschland von Sinnen“:

„Die bisherigen Mittel, um unbequeme Geister mundtot zu machen und zu diskreditieren, greifen bei Pirinçci nicht. Es ist ihm nämlich ziemlich egal, ob er als Nazi bezeichnet wird oder nicht ... Pirinçci hat mit ,Deutschland von Sinnen‘ die politisch korrekte Kruste, die alles überzieht und erdrückt, ein Stück aufgebrochen, er hat etwas in Gang gesetzt. Hoffentlich folgen ihm andere nach. Ansonsten werden die politisch korrekten Bücklinge die Risse wieder ganz schnell mit ihrem Meinungsbrei zuschmieren.“

 

 

In Berlin gehen jetzt selbsternannte grüne Verkehrswächter auf Streife, um per Telefon-App Falschparker aufzustöbern und direkt bei der Polizei anzuschwärzen. Ulf Poschardt („Welt“, 7. April) findet dieses Denunziantentum nur noch widerwärtig:

„Es ist jene wutbürgerliche Servilität, gerne zum verlängernden Arm des Staatsapparates und seiner Polizeibehörden werden zu wollen, der jenes Untertanentum so bemerkenswert macht. Hinzu kommt die einseitige Vorverurteilung durch das Briefing des Denunziantentums. Radfahrer und Fußgänger sind gut, Auto- und Motorradfahrer böse.“

 

 

Thomas Satinsky warnt in der „Pforzheimer Zeitung“ vom 8. Aprilvor den Folgen wachsender Grenzkriminalität:

„Das geeinte Europa hat mittlerweile zur Folge, dass jeder potenzielle Gauner mühelos als Tourist getarnt in den Westen pilgern kann, um hier seine Klau- und Einbruchstouren zu unternehmen. Die Folgen sind fatal: Längst hat die hiesige Bevölkerung das Vertrauen in Polizei und Ermittlungsbehörden verloren.“