26.04.2024

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Preußische Allgemeine Zeitung - Aktuelle Ausgabe

© Preußische Allgemeine Zeitung Folge 14/15 vom 04.04.2015

S. 1 Preußische Allgemeine Zeitung

Es ist aus
Griechenland: Selbst die eifrigsten Berufsoptimisten streichen die Segel

Das Griechenland-Spiel ist aus. Doch wenn die EU nicht endlich die richtigen Lehren aus dem Fiasko zieht, sind ihre Tage gezählt.

Selbst den eifrigsten Berufsoptimisten geht die Luft aus. SPD-Finanzexperte Joachim Poß, dessen Partei sich für die griechischen Forderungen bislang noch mit am offensten zeigte, räumt öffentlich ein: „Wir sehen der Entwicklung fassungslos zu.“

Es geht offenbar dem Ende entgegen. Athen fallen keine neuen Lügen und lauen Versprechungen mehr ein, welche die Verhandlungspartner in der EU ihren Völkern noch ernsthaft verkaufen mögen. Wie ein Falschspieler, dem die gezinkten Karten ausgegangen sind, fuchtelt die griechische Regierung zeternd in der Luft herum oder stampft drohend mit dem Fuß auf. Doch zetern und drohen verfangen nicht mehr, und das heißt nicht weniger als: Es ist vorbei.

Die Regierungen der Euro-Zone dürften sich alle Mühe geben, einen Austritt Griechenlands so beiläufig wie möglich zu kommentieren. Seit Monaten schon heißt es, die Gefahren eines „Grexit“ seien seit 2010 gegen Null gemindert worden, die Euro-Zone viel stabiler als damals.

Mit solchem Gerede verpassen die Verantwortlichen eine historische Chance zur Einsicht – und verspielen damit die Aussicht, die EU von Grund auf zu reformieren und so auf Dauer zu sichern.

Griechenlands Euro-Eintritt war kein außergewöhnlicher Betriebsunfall, sondern logische Folge eines generellen Denkfehlers, der mit dem „Grexit“ keineswegs verschwunden sein wird. Der Denkfehler ist es anzunehmen, dass etwas, das nicht funktioniert, nur dadurch besser und funktionstüchtig wird, dass es angeblich der „Vertiefung der europäischen Einigung“ dient. So hat man ein eingespieltes System von Nationalwährungen zugunsten des Euro-Experiments in den Müll getreten. Einziger Grund: „Mehr Europa“. Allein, um angeblich die „Integration“ zu vertiefen, hat Deutschland sein Hochschulwesen zerrüttet zugunsten des EU-„Bologna“-Systems. Resultat ist ein dramatischer Qualitätsverlust. Beim Schengener Abkommen über die offenen Grenzen das Gleiche: Die Folge ist unkontrollierte Zuwanderung, die Milliarden verschlingt, die Sozialsysteme überlastet und ethnische Konflikte schürt.

Die Bürger erleben mit Argwohn, wie das Brüsseler Bürokratiemonster ein Jahr für Jahr dichteres Netz an Vorschriften über sie auswirft, das sie als sinnlose Gängelung erfahren. Häufigste Rechtfertigung: Es bedürfe eben einheitlicher europäischer Regeln, weil wir die Integration vertiefen müssten. Wer fragt, wozu eigentlich, der wird mit pseudo-historischem Brimborium abgefertigt wie, sonst sei „der Frieden gefährdet“ und ähnlichem Unsinn.

Den Griechen gilt die EU heute als der Feind schlechthin, oft mit Deutschland in eins gesetzt. Zwietracht und Spaltung also stehen am Ende der „Integration“ um jeden Preis. Wenn die EU daraus nicht bald Lehren zieht, sind ihre Tage gezählt. Hans Heckel


Vieles faul bei der GEZ
Vetternwirtschaft, Bearbeitungsstau und drohende Entlassungen

Die unter der euphemistischen Bezeichnung „Beitragsservice“ firmierende Inkassoorganisation der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, landläufig noch immer GEZ genannt, steht unter Korruptionsverdacht. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, soll eine enge persönliche Vertraute des Geschäftsführers im Zuge einer Umstrukturierung zur Abteilungsleiterin gemacht werden. Eine derzeit als Sekretärin beschäftigte Mitarbeiterin soll demnach Geschäftsbereichsleiterin werden, obwohl selbst Teamleiter mindestens ein abgeschlossenes Fachhochschulstudium vorweisen müssen. Ein Mitarbeiter äußerte gegenüber der Zeitung, er habe den Eindruck, „dass sachfremde Erwägungen und persönliche Verbindungen wichtiger sind als die tatsächliche berufliche Qualifikation“. Nach Informationen der „FAZ“ soll es dazu mittlerweile eine Stellungnahme der Geschäftsführung für den Verwaltungsrat geben, in der die geplanten Stellenbesetzungen offenbar als „Zufallsprodukt“ hingestellt werden.

Kritik gibt es auch am erheblichen Bearbeitungsstau. So soll es zwei Millionen unerledigte Vorgänge geben. Das betrifft offenbar nicht nur die „Sollstellung“ und den Einzug, sondern auch mehrere hunderttausend unbearbeitete Anfragen von Zwangszahlern. Laut GEZ-Pressestelle hat das damit zu tun, dass etwa 3,6 Millionen Wohnungen neu erfasst worden seien. Der Führung des Hauses sei ein „hochmotorisierter Dienstwagen“ aber wichtiger als die Lösung der Probleme, heißt es in einem Brief eines Mitarbeiters an den Verwaltungsrat. Trotz des Bearbeitungsstaus sollen 200 der knapp 1300 Stellen abgebaut werden.

Die von den neun Landesrundfunkanstalten betriebene „Verwaltungsgemeinschaft“ treibt für diese jährlich rund 7,5 Milliarden Euro an Zwangsbeiträgen ein. J.H.


173000 Asylanträge in 2014
Deutschland nimmt weltweit die meisten Asylbewerber auf

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) ist die Zahl der Asylanträge in den Industriestaaten 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent auf 866000 gestiegen. Allein 173000 Erstanträge, rund ein Fünftel, entfielen dabei auf Deutschland, das damit weltweit die meisten Asylbewerber aufnahm. Im Verhältnis der Asylanträge zur Einwohnerzahl war laut UNHCR Schweden das Land mit den meisten Asylbewerbern, gefolgt von Malta, Luxemburg, der Schweiz und Montenegro. Als Gründe für die Asylbewerberwelle nennt das UNHCR „die Kriege in Syrien und im Irak wie auch andere bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und sich verschlechternde Sicherheits- und humanitäre Bedingungen in vielen Staaten“.

Die EU-Kommission hat unterdessen zur Bewältigung der durch die Asylbewerberschwemme entstehenden Kosten die Förderung von 22 nationalen Mehrjahresprogrammen für die kommenden fünf Jahre beschlossen und dafür in einer ersten Tranche 1,8 Milliarden Euro bereitgestellt. Insgesamt stehen sieben Milliarden Euro zur Verfügung. Obwohl es die höchste Belastung durch Asylbewerber zu tragen hat, erhält Deutschland mit 356 Millionen Euro lediglich den dritthöchsten Gesamtbetrag nach Frankreich und Großbritannien. Davon sollen 221,4 Millionen Euro aus dem europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) fließen, mit dem die EU Mitgliedstaaten bei der Erhöhung von Aufnahmekapazitäten, der Verbesserung der Qualität von Asylverfahren, bei Rückkehrerprogrammen und der Integration von Immigranten unter die Arme greift. Weitere 134,4 Millionen Euro stammen aus dem Fonds für die Innere Sicherheit (ISF), über den unter anderem der Einsatz moderner Technologien bei der Grenzkontrolle verbessert werden soll. U.M.


Jan Heitmann:
Teuer wird’s

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat allen Grund, zufrieden zu sein: Aus seiner fixen Wahlkampfidee einer Pkw-Maut ist tatsächlich ein Gesetz geworden. Nun kann sich die CSU damit brüsten, ihre Wahlversprechen einzuhalten – und seien sie noch so unsinnig. Die Maut ist absehbar weder finanziell lohnend oder verkehrspolitisch sinnvoll noch hat sie in der verabschiedeten Form irgendeine ökologische Lenkungswirkung. Zudem ist zu erwarten, dass der Europäische Gerichtshof sie kassiert. Der CSU kann es bei dem Vorhaben demzufolge tatsächlich nicht um Inhalte, sondern nur um eine Machtdemonstration gegenüber der „großen Schwester“ CDU und dem Koalitionspartner SPD gegangen sein.

Dass ihre Maut mit dem Luxemburger Richterspruch wieder vom Tisch sein wird, wissen Dobrindt und sein Parteichef Horst Seehofer genau. Deshalb haben sie, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, eifrig daran mitgewirkt, dass bereits die Weichen für eine EU-weite Maut gestellt wurden. Versteckt in ihrem Vorschlag zur „Energieunion“ hat die EU-Kommission im begleitenden „Maßnahmenpaket für Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor“ ein entsprechendes Vorhaben angekündigt. Dem haben die für Energie, Umwelt und Verkehr zuständigen Minister der EU-Mitgliedsländer zugestimmt. Und die Staats-und Regierungschefs, unter ihnen selbstverständlich auch Angela Merkel („Mit mir wird es keine Maut geben“), haben das bei der letzten Sitzung des Europäischen Rats gebilligt.

Bei einer EU-Maut wird es aber ganz bestimmt keine Entlastung bei der Kfz-Steuer für deutsche Autofahrer geben. Und das bedeutet: Teuer wird‘s.


S. 2 Aktuell

Thesen statt Aufklärung
Ob Germanwings-Absturz oder MH17-Katastrophe: In beiden Fällen wurden schnell Schuldige gefunden

Sowohl im Fall der abgestürzten Germanwings-Maschine vor wenigen Tagen als auch der MH17-Ka-tastrophe in der Ukraine vor acht Monaten wurden nur wenige Tage nach den Abstürzen Schuldzuweisungen ausgesprochen. Ob die Öffentlichkeit in beiden Fällen jemals eine abschließende Klärung des Absturzhergangs erfahren wird, bleibt offen.

Eine schnelle Aufklärung wurde nach dem tragischen Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen versprochen, und eine erste Vermutung wurde zwei Tage nach dem Absturz geliefert: Der Copilot habe Schuld. Ein junger Mann, der seinem Arbeitgeber seine schwere Krankheit verschwieg (monate- oder jahrelang?) soll das Flugzeug absichtlich gegen die Felsen des steilen Gebirges gelenkt haben.

Mit dieser These ist zugleich jede Diskussion über einen möglichen technischen Defekt der Maschine beendet worden. Der Fall kann mit dieser oberflächlich plausibel erscheinenden Erklärung schnell zu den Akten gelegt werden, woran Airbus-Industries und den Fluggesellschaften Lufthansa und ihrer Billigtochter Germanwings gelegen sein dürfte.

Im Falle der malaysischen Boeing, die vor acht Monaten über ukrainischem Territorium abstürzte, wurde im Westen schnell die Anschuldigung verbreitet, prorussische Rebellen hätten das Flugzeug abgeschossen. Doch in beiden Fällen gibt es Zweifel an der Richtigkeit der Schuldzuweisung.

In ersterem ist auffällig, dass es nach dem Auffinden des Stimmenrekorders widersprüchliche Meldungen bezüglich des Flugdatenschreibers gab. Mal hieß es, er sei gefunden worden, aber beschädigt, und die Datenchips seien entfernt worden, dann wieder soll er weiter verschollen sein. Die Auslegung der französischen Staatsanwaltschaft, dass der Copilot ein Massenmörder gewesen sein soll, stützt sich auf reine Indizien, Beweise für diese These fehlen bis jetzt. Ein geistig Verwirrter im Cockpit nützt auch dem Staatsanwalt, der auf einen raschen Ermittlungserfolg verweisen kann, wie auch Airbus und Germanwings, denen eine Mitschuld am Geschehen so kaum nachzuweisen ist.

Dass es auch noch eine andere Möglichkeit für die Katastrophe geben könnte, wird indessen ausgeblendet. Gegen die vorschnelle Verurteilung eines Kollegen wehren sich Piloten. Jörg Handwerg, Pressesprecher der Pilotengewerkschaft Cockpit (VC), sagte in Interviews, dass der harte Konkurrenzkampf im Billigflugmarkt zu Einsparungen auch bei der Sicherheit geführt habe. Der 24 Jahre alte Airbus soll häufiger Probleme gehabt haben und musste wegen technischer Störungen am Boden bleiben, teilte ein Germanwings-Pilot der Presse mit. Die Selbstmordtheorie verschleiert auch die Tatsache, dass in der Vergangenheit immer wieder hohe Konzentrationen des Nervengifts TCP in der Kabine gemessen wurden, ein allgemeines Sicherheitsproblem des A320, für das offenbar noch keine Lösung gefunden wurde.

Der langjährige ehemalige Lufthansapilot Peter Haisenko mahnt einen besonneneren Umgang mit der Wahrheit an. Laut dem Flugexperten, der in seiner beruflichen Laufbahn selbst an der Aufklärung von Unfällen beteiligt gewesen ist, benötigt man für die Auswertung eines Flugzeugunglücks neben dem Stimmenrekorder auch eine Auswertung des Flugdatenschreibers, um den Hergang im Flugsimulator nachvollziehen zu können. Das deckt sich mit der Aussage Handwergs.

Haisenko hatte sich schon bei den vorschnellen Schuldzuweisungen an die prorussischen Rebellen beim MH17-Absturz zu Wort gemeldet und anhand von Bildanalysen die These vertreten, dass ein SU25-Kampfjet der ukrainischen Armee das Flugzeug versehentlich abgeschossen haben müsse. Als Haisenko Anfang März nachlegte, weil er in Holland vorliegende Fotos von Wrackteilen analysiert und Teile einer R60M-Luft-Luft-Rakete in den Trümmern identifiziert hatte, was seine Vermutung bestätige, hielten westliche Medien, wie Reuters, sofort mit angeblichen Beweisen für die angebliche Schuld der Russen dagegen. So zitierte die Agentur erst jetzt angebliche Zeugen, die eine Rakete gesehen haben wollen, welche zum Flugzeug aufstieg. Jedoch bezichtigte ein Zeuge Reuters, seine Aussage ins Gegenteil verkehrt zu haben.

Dass bei der Aufklärung des MH17-Absturzes manipuliert wurde und wird, legt auch die Tatsache nahe, dass außer einem nichtssagenden Zwischenbericht der holländischen Ermittler bis heute keine Details veröffentlicht wurden. Erst nachdem die Angehörigen der Opfer öffentlich die schlampige Arbeit der Ermittler angeprangert hatten, sah man sich genötigt, die Wrack-teile zu bergen und in den Niederlanden zu untersuchen. Das Einsammeln ist immer noch nicht beendet und das, obwohl OSZE-Mitarbeiter sofort Zugang zum Unglücksort im Rebellengebiet hatten.

Der Eindruck, dass die Wahrheit nicht ans Tageslicht kommen soll, wird nicht nur durch die Aussage des estnischen Ex-Generals Urmas Rossimäggi untermauert: Er gehe davon aus, dass die Ermittlungen ergebnislos verlaufen werden, sollte sich herausstellen, dass die ukrainische Armee für den Abschuss verantwortlich sei. Auch der US-Investigativjournalist Robert Perry sagte, es gebe Hinweise darauf, dass das Flugzeug von jemand anderem als von prorussischen Rebellen getroffen worden sei. Die USA verfügten über Satellitenaufnahmen, Abhördaten und sie hätten die Möglichkeit, „ihre Nase in alles zu stecken, selbst in weltweite Telefongespräche“. Neueste Angaben der CIA zur Flugzeugkatastrophe enthielten dagegen genau dieselben Angaben wie fünf Tage nach der Tragödie. Dabei hat die holländische Ermittlungsbehörde kürzlich Meldungen der Ukraine dementiert, sie habe Beweise für die Schuld der Russen. Der Sicherheitsrat der Niederlande wird voraussichtlich erst Mitte des Jahres einen endgültigen Ermittlungsbericht vorlegen.

Ob und wann die Wahrheit über den Airbus-Absturz in den französischen Alpen ans Tageslicht kommen wird, hängt maßgeblich davon ab, ob der Flugdatenschreiber noch gefunden wird und eine Auswertung erfolgen kann.

Manuela Rosenthal-Kappi


»Die Europäer haben mich enttäuscht«
Nach Litauen und Polen foltert die CIA nun im Kosovo – Berlin unterstützt das Treiben Washingtons

Das litauische Parlament hat beschlossen, dass der Verdacht, eine Einrichtung der USA nahe der Hauptstadt Wilna sei ein Foltergefängnis der CIA gewesen, nicht weiter verfolgt wird. Dabei stehen die Umstände kaum mehr in Zweifel. Als erstes Medium berichtete vor Jahren bereits der US-Sender ABC über das CIA-Foltergefängnis, das in einer Reitanlage nahe der Hauptstadt untergebracht gewesen sei. Jetzt lag dem litauischen Parlament sogar ein Bericht des US-Senats über das Foltergefängnis vor, das unter dem

US-Präsidenten George Bush junior eingerichtet worden war, mit Einverständnis der litauischen Regierung. Aber auch dieses Schuldeingeständnis aus den USA kann das litauische Parlament nicht dazu bewegen, seine Mitschuld einzuräumen. Vor rund sechs Jahren gab es einen Ausschuss, der von „verschärften Befragungsmethoden“ und geheimen Flügen berichtete, weiter aber nichts bestätigen konnte, weil die US-Behörden nicht kooperierten.

Das Thema ist jetzt beendet. Parlamentssprecherin Loreta Grauziniene erklärte: „Es wird keine neue Untersuchung erwogen, da es unter den Parlamentsmitgliedern dafür keine ausreichende Unterstützung gibt.“ Da muss man genau hinhören: Nicht, weil etwa die Verdachtsmomente zu wenig wären, lässt man die Sache fahren, sondern weil die Parlamentarier das nicht wollen.

Insofern ist das Lager Geschichte, da das aktuelle CIA-Folterzentrum in Europa nicht mehr in Litauen und auch nicht mehr in Polen liegt, das sich hierin auch besonders hervorgetan hatte, sondern in dem von der Nato geschaffenen, hoch-mafiösen Balkanstaat Kosovo.

Dieser Staat ist nichts als ein mit Souveränitätsrechten ausgestattetes Vorfeld des US-Militär-Stützpunktes Camp Bondsteel. Dieses ist 386 Hektar groß, von einer Mauer umgeben und beherbergt bis zu 5000 Soldaten. Die Aufgaben der Einrichtung gliedern sich in drei Bereiche: Von hier wollen die USA vor allem den Rohöl-Transport aus dem Nahen Osten kontrollieren. Hier ist der wichtigste Umschlagplatz für den Heroinhandel aus Südostasien, den die CIA betreibt, und an dem die Autoritäten des Kosovo angemessen teilhaben. Schließlich ist Bondsteel das derzeit wichtigste Foltergefängnis der USA in Europa. Der Menschenrechtsbeauftragte des Europarates, Alvaro Gil Robles, dem ein kurzer Einblick gewährt werden musste, beklagte Zustände wie in Guantanamo.

Ebenfalls im Auftrag des Europarates hat auch der frühere Schweizer Parlamentarier und Staatsanwalt Dick Marty Untersuchungen in europäischen CIA-Gefängnissen angestellt. Seine Bilanz ist ernüchternd: „Die Europäer haben mich enttäuscht. Deutschland, das Vereinigte Königreich und viele andere sabotieren die Wahrheitsfindung. Tatsächlich waren die meisten europäischen Länder aktiv an einem System beteiligt, das staatliche Verbrechen großen Ausmaßes legitimierte.“

Das ist heute nicht viel anders. So stellt die Bundeswehr nach wie vor das größte Kontingent der KFOR-Truppe, die ungeachtet der starken militärischen US-Präsenz im Kosovo dafür sorgen muss, dass die Geschäfte Washingtons auf dem Balkan nicht gestört werden. Die Bundeswehr selbst sieht das anders, zumindest in ihrer offiziellen Selbst-Darstellung. Danach ist es ihre Aufgabe, „ein multi-ethnisches, friedliches, rechtsstaatliches und demokratisches Umfeld mit aufzubauen und dies militärisch abzusichern“.

Florian Stumfall


MELDUNGEN

EU-Milliarden »versickert«?

Brüssel – Der Europäische Rechnungshof (ECA) überprüft derzeit die EU-Initiative, die Arbeitsplätze für junge Menschen schaffen soll. Für diese sogenannte Jugendgarantie hat die EU im vergangenen Jahr für den Zeitraum bis 2020 knapp 13 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt bereitgestellt. Damit sollen jungen Menschen innerhalb von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos geworden sind, „qualitativ hochwertige“ Arbeitsplätze angeboten werden. Ob bisher überhaupt ein einziger Jugendlicher dadurch in Arbeit gebracht wurde und wie viel von dem Geld ausgegeben wurde, konnte der ECA jedoch nicht herausfinden. Neun EU-Mitgliedsstaaten machten überhaupt keine Angaben über die Verwendung der Mittel und die übrigen gaben nur mehr oder minder allgemein Auskunft. J.H.

 

Hartz IV für EU-Ausländer

Brüssel – Der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), Melchior Wathelet, hat dafür plädiert, dass arbeitsuchende EU-Ausländer in bestimmten Fällen in Deutschland Anspruch auf Hartz-IV-Leistungen haben sollten. Wenn ein EU-Ausländer mehr als drei Monate in Deutschland lebe und hier bereits gearbeitet habe, solle ihm die Leistung nicht automatisch verweigert werden, falls er dann arbeitslos wird. EU-Ausländer könnten jedoch von Hartz IV ausgeschlossen werden, wenn sie nach Deutschland kämen, um hier erst noch nach Arbeit zu suchen. Keinen Anspruch auf staatliche Sozialleistungen haben demnach auch jene, die in die Bundesrepublik einreisen, „ohne Arbeit suchen zu wollen“. Mitgliedsstaaten seien zu solch einem Ausschluss berechtigt, „um das finanzielle Gleichgewicht der nationalen Systeme der sozialen Sicherheit zu erhalten“. In der Regel übernimmt der EuGH die Empfehlungen des Generalanwalts. U.M.

 

Gericht schützt den Karfreitag

Münster – Das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen schützt die christlichen Feiertage. Mit Beschluss vom

23. März hat es ein von der Stadt Köln gegen einen Gastwirt verhängtes Verbot, seinen Veranstaltungssaal am Karfreitag für muslimische Beschneidungsfeiern zur Verfügung zu stellen, bestätigt. Die Stadt hatte ihm die Nutzung der Gaststätte an sogenannten stillen Feiertagen unter Berufung auf das Feiertagsgesetz untersagt. Zur Begründung hieß es, eine Beschneidungsfeier, die neben Koranlesungen auch Musik und Tanz umfasse, habe auch unterhaltenden Charakter und sei deshalb nach den Bestimmungen des Feiertagsgesetzes am Karfreitag grundsätzlich nicht zulässig. Diese Elemente widersprächen – zumal bei der hier in Rede stehenden Gästezahl von mindestens 400 – dem ernsten Charakter und besonderen Wesen des Karfreitags. Eine Ausnahme komme hier nicht in Betracht, weil die Beschneidungsfeiern weder an einen Kalendertag gebunden seien noch feste Vorgaben in Abhängigkeit vom Lebensalter des Kindes existierten. Es bestehe somit kein schutzwürdiges Interesse, die Feierlichkeiten gerade am Karfreitag abzuhalten. Der Beschluss ist unanfechtbar. J.H.


S. 3 Deutschland

»Eine Ermutigung und ein Auftrag«
Blockupy sieht sich durch die gewalttätige Demonstration in Frankfurt bestätigt und will so weiter machen

Die gewalttätigen Ausschreitungen bei einer Kundgebung des Aktionsbündnisses Blockupy vor rund zwei Wochen in Frankfurt haben ein heftiges politisches Nachspiel.

Die Polizeigewerkschaften haben in diesem Zusammenhang den „Linken“-Abgeordneten und stellvertretenden hessischen Landtagspräsidenten Ulrich Wilken scharf kritisiert. Seine Äußerungen seien „geeignet, eine Kultur der Verharmlosung und Ignoranz der brutalen Angriffe auf das Leben der eingesetzten Polizisten zu etablieren“, heißt es in einer Mitteilung der dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) angehörende Gewerkschaft der Polizei (GdP), die deshalb den Rücktritt des Politikers fordert. Wilken gehört zu den Anmeldern und Organisatoren der Demonstration, die anlässlich der Einweihung des Neubaus der Europäischen Zentralbank (EZB) stattfand und in deren Verlauf es zu massiven Ausschreitungen kam. 150 Polizisten und 200 Demonstranten wurden verletzt. Der Sachschaden wurde auf mehrere Millionen Euro beziffert. So lautet die traurige Bilanz.

Der Frankfurter CDU-Vorsitzende Uwe Becker forderte in einer Erklärung in Richtung der Linkspartei, dass „Wilken und Konsorten“ für die Schäden in der Stadt haften. Die „Linken“-Bundestagsabgeordnete Heike Hänsel verglich die von schweren Ausschreitungen überschattete Demonstration dagegen mit den Protesten in der Ukraine: „Auf dem Majdan in Kiew waren Rauchschwaden für die Presse Zeichen der Freiheitsbewegung“, gegen das kapitalismuskritische Blockupy-Bündnis, das in Frankfurt gegen die EZB demonstrierte, betreibe die Presse hingegen Stimmungsmache.

Die Sympathie der Linkspartei für die Blockupy-Demonstranten kommt nicht von ungefähr. Blockupy ist ein linkes, banken- und kapitalismuskritisches Bündnis von mehr als 90 Organisationen, dem neben der Linkspartei auch Attac, „Ums Ganze“, das Erwerbslosen-Forum Deutschland, das Netzwerk Friedenskooperative, die Interventionistische Linke, Jugend- und Studentenverbände, Gewerkschaften sowie diverse andere linke Gruppen angehören, die sich erklärtermaßen, dem Antifaschismus, Antirassismus, und/oder Feminismus verschrieben haben. Bei zahlreichen Aktionen in der Vergangenheit konnte das Bündnis auf die parlamentarische Infrastruktur der Linkspartei zurückgreifen. Daher beeilten sich auch führende Vertreter der Partei darauf hinzuweisen, dass friedlicher Protest nicht mit den Ausschreitungen in Frankfurt gleichzusetzen sei. „Der Großteil der Menschen wollte gewaltfrei gegen Austerität in Europa demonstrieren. Gewalt hat nicht zum Plan des Bündnisses gehört“, sagte die Parteivorsitzende Katja Kipping.

Frankfurts Polizeipräsident Gerhard Bereswill sieht dies anders. „Diese Ausschreitungen waren vorbereitet, organisiert und gesteuert und keinesfalls spontan. Das müssen sich die Veranstalter schon zurechnen lassen.“

Die Vorfälle von Frankfurt belasten auch das Klima in der Großen Koalition. Familienministerin Manuela Schwesig hatte durchgesetzt, dass das bundesweite Programm gegen Linksextremismus ersatzlos gestrichen wird. Zudem kippte die SPD-Politikerin die sogenannte Extremismusklausel. Diese sah vor, dass Verbände und Gruppierungen, die Steuergelder erhalten, sich zum Grundgesetz bekennen müssen. Schwesig selbst erklärte damals, „es gebe kein großes Problem mit linkem Extremismus in Deutschland“. Die CDU hatte diese Vorgehensweise zunächst ohne nennenswerten Widerstand geschluckt. Nun setzt offenbar eine Kehrtwende ein. Unionsfraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer forderte die Ministerin mit Blick auf jüngste Blockupy-Proteste zu Informationen über Strategien gegen linksextremistische Gewalt auf. Er habe der SPD-Familienministerin, bei der die Finanzierung von Präventionsprogrammen gegen extremistische Gewalt von links- und rechtsgerichteten Gruppen angesiedelt ist, einen entsprechenden Brief geschrieben, sagte der CDU-Politiker, und: „Man darf nicht vernachlässigen, dass es auch massive linksextremistische Gewalt gibt.“ Er wolle wissen, welche Programme „im Angebot“ seien, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Blockupy sieht unterdessen keinen Grund, die Proteste einzustellen. „Wir begreifen die hohe Teilnehmerzahl an der Demo als eine Ermutigung und einen Auftrag weiterzumachen“, sagt ihr Sprecher Frederic Wester, und: „Der Widerstand geht weiter.“ Und so befürchten Sicherheitskreise massive Ausschreitungen bei dem im Juni stattfindenden G7-Gipfel, der in einem ländlichen Gebiet bei Garmisch-Partenkirchen ausgerichtet wird. Bereits Mitte April sollen sich die Außenminister der sieben führenden Industrienationen zur Vorbereitung in Lübeck treffen. Alleine dieses Treffen sollen 350 Polizeibeamte absichern. Spezialkräfte waren auch in Frankfurt vor Ort, um sich einen Blick über die Blockupy-Organisation zu verschaffen. „Die Erkenntnisse aus den gewalttätigen Auseinandersetzungen in Frankfurt sind für uns sehr wichtig“, sagte ein Polizeisprecher der „Frankfurter Rundschau“. Es gehe vor allem um Informationen „zum Vorgehen der Straftäter, deren Organisierungsgrad und Herkunft“. Die neuen Erkenntnisse sollen in das bestehende G7-Sicherheitskonzept einfließen, „um solche Eskalationen so weit wie möglich zu verhindern“.

Peter Entinger


Plünderungen und Randale
Stromausfall in Berlin-Friedrichshain hatte erschreckende Folgen

Ein nächtlicher Stromausfall von einer Stunde hat ausgereicht, um es in Berlin-Fried­richshain zu chaotischen Zuständen mit Plünderungen und Randale kommen zu lassen. Am 21. März ist es nach Angaben des zuständigen Energieversorgers wegen eines defekten Trafos in einem Umspannwerk zwischen zirka drei und vier Uhr zu einem großflächigen Stromausfall gekommen, von dem 17917 Haushalte betroffen waren. Nach dem Ausfall der Straßenbeleuchtung zerrten mutmaßlich Linksextremisten Baumaterial und Gerümpel auf die Fahrbahn und zündeten die entstandene Straßenbarrikade an. Als die ersten Polizeistreifen eintrafen, wurden sie mit Steinen und Böllern beworfen. Einige Hundert Meter weiter wurde die Situation zur Plünderung eines Supermarktes genutzt.

Sicherheitsexperten, die sich mit den Risiken beschäftigen, die von einem, großflächigen Stromausfall ausgehen, kann der nächtliche Spuk in Berlin kaum überraschen. Eine Studie, die im Jahr 2010 im Auftrag des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) entstanden war, kam zu dem Schluss, dass Deutschland bei einem flächendeckenden Stromausfall bereits nach zwei Tagen in eine unkontrollierbare Situation abgleiten würde. Sollte der Stromausfall sogar zwei Wochen andauern, käme dies sogar „einer Katastrophe nahe“, so die Einschätzung. Wie bereits das Berliner Beispiel gezeigt hat, ist relativ schnell damit zu rechnen, dass es zu sozialen Unruhen kommt. Als Katalysator dürfte sich dabei herausstellen, dass als Folge eines Stromausfalls die Geldversorgung flächendeckend zusammenbrechen würde, ebenso die Versorgung mit Benzin und relativ schnell auch die Versorgung mit Lebensmitteln.

Bei der Berliner Feuerwehr, die sich ebenfalls bereits sehr intensiv mit den drohenden Folgen eines längeren Stromausfalls beschäftigt hat, ist man im Zuge der Untersuchungen noch auf zusätzliche Berlin-spezifische Probleme gestoßen. So würde es allein drei Tage dauern, bis die Feuerwehr im gesamten Stadtgebiet die letzten Personen aus stecken gebliebenen Fahrstühlen und U-Bahnen befreit hätte.

Alarmierend ist auch der Befund, dass die in der Vergangenheit getroffenen Vorsorgemaßnahmen im Ernstfall meist viel zu kurz greifen würden. So ist nach Untersuchungen Schweizer und österreichischer Netzbetreiber davon auszugehen, dass nach einem landesweiten Blackout die vollständige Stromversorgung frühestens in einer Woche wieder aufgebaut werden könnte. Aufgrund der zunehmend dezentralen Einspeisung von kleineren Stromerzeugern kann die Ausgangslage für die Bundesrepublik Deutschland als noch schlechter eingeschätzt werden.

Doch nicht nur die Auswirkungen eines Stromausfalls auf hochvernetzte Industriegesellschaften wie die deutsche werden gemeinhin in der Öffentlichkeit unterschätzt, sondern auch das Risiko seines Eintreffens. Viele Medien haben über die Gefährdung der Stromversorgung durch die letzte Sonnenfinsternis berichtet, doch wird selten erwähnt, dass kritische Stromausfälle oftmals schon durch ungleich häufiger vorkommende geradezu banale Ereignisse ausgelöst werden. So ließ im Jahr 2003 ein in der Schweiz auf eine Stromleitung gefallener Baum in der italienischen Hauptstadt und dem Vatikanstaat die Lichter ausgehen. Norman Hanert


MELDUNGEN

Schwarz-Gelb zieht gleich

Stuttgart – Wären jetzt in Baden-Württemberg Landtagswahlen, lägen Grün-Rot und Schwarz-Gelb mit einem Wähleranteil von jeweils 43 Prozent gleichauf. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des SWR und der „Stuttgarter Zeitung“. Demnach könnten die Grünen mit 25 Prozent der Stimmen rechnen. Ihr Koalitionspartner SPD würde weiter verlieren und käme auf 18 Prozent. Die CDU bliebe trotz Verlusten mit 38 Prozent klar stärkste Kraft. Die FDP und die Linkspartei könnten nach Zugewinnen auf einen Einzug ins Parlament hoffen. Allen anderen Parteien, darunter die AfD, bliebe der Einzug in den Landtag verwehrt. Bei einem solchen Wahlausgang wäre erstmals rechnerisch auch eine grün-rot-rote Regierung möglich. U.M.

 

Menschenrechtler werden gestärkt

Berlin – Das 2001 auf Beschluss des Bundestages gegründete Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMRG) erhält eine gesetzliche Grundlage. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht vor, dass das DIMRG die Stellung eines eingetragenen Vereins mit „A-Status“ und damit Rederecht bei den Sitzungen des UN-Menschenrechtsrates erhält. Seine Aufgabe ist die Information über die Lage der Menschenrechte im In- und Ausland, auch in vergleichender Perspektive. Zudem soll das Menschenrechtsinstitut die Bundesregierung bei der Erstellung von Berichten über die Lage der Menschenrechte in Drittstaaten informieren. Einmal jährlich wird es in Zukunft einen Bericht vorlegen, zu dem der Bundestag Stellung nehmen soll. Der Gesetzentwurf sieht ebenfalls vor, dass die Finanzierung des DIMRG in Zukunft nicht mehr aus den Haushalten verschiedener Ministerien, sondern durch den Deutschen Bundestag erfolgt. J.H.


S. 4 Hintergrund: Ostasien

Blüht ein asiatisches Rapallo?
Annäherung zwischen Japan und China dürfte Washington beunruhigen

Vor 93 Jahren schockierten der Verlierer des vorausgegangenen Weltkrieges, Deutschland, und das kommunistische Russland den Westen mit dem Vertrag von Rapallo. Nun muss der Westen erleben, dass sich eine Annäherung des Verlierers des letzten Weltkrieges Japan mit dem kommunistischen China anbahnt.

Am 22. April fand in Seoul das erste Treffen zwischen den Außenministern von China, Japan und Südkorea seit 2012 statt, um diplomatische Spannungen abzubauen und umstrittene Gebietsfragen zu diskutieren. Die Runde war ausgesetzt worden, nachdem der japanische Premierminister Shinzo Abe Ende 2013 den umstrittenen Yasukuni-Schrein besucht hatte.

Wang Yi, Fumio Kishida und Yun Byung-se kamen überein, „die dreiseitige Zusammenarbeit zu stärken“ und dabei „einen ausgewogenen Blick auf die Geschichte zu werfen, der in die Zukunft weist“. Gleichzeitig sollen die jeweiligen Staatsoberhäupter so bald wie möglich wieder zu einem trilateralen Gipfel zusammenkommen, um sensible Themen näher zu besprechen. Denn trotz der engen wirtschaftlichen Beziehungen dieser drei Staaten gibt es zwischen ihnen noch ungelöste, besonders mit dem Zweiten Weltkrieg zusammenhängende Kontroversen.

China und Südkorea beschuldigen Tokio, nach wie vor keine angemessene Wie­dergutmachung für ausländische Zwangsprostituierte, sogenannte Trostfrauen, geleistet zu haben und in Schulbüchern damals begangene Verbrechen zu beschönigen.

Chinas Außenminister sagte: „Der Krieg ist seit 70 Jahren vorbei, doch als geschichtliches Problem ist er nach wie vor aktuell und keine Sache der Vergangenheit.“ Deshalb gehen Beobachter davon aus, dass das Treffen auf höchster Ebene erst nach den Feierlichkeiten anlässlich der Beendigung des Zweiten Weltkrieges stattfindet: China und Südkorea werden wohl abwarten, wie Japan mit dem Datum umgeht.

Ansonsten streiten sich China und Japan nach wie vor um die entweder als „Diaoyu“ oder „Senkaku“ bekannten Inseln, doch soll dieser Konflikt in Zukunft durch eine verbesserte Kommunikation zwischen den dafür zuständigen Stellen in beiden Ländern entschärft werden. Die zwischen Taiwan und Okinawa gelegene und von Tokio seit 1972 erneut verwaltete Inselgruppe wird übrigens auch von Taipeh beansprucht.

Einigkeit herrschte dagegen darüber, Nordkoreas Atomwaffenprogramm möglichst schnell zu beenden. Um dieses Problem und andere eng damit zusammenhängende Themen zu diskutieren, möchte man die seit 2008 ruhenden sechsseitigen Gespräche wiederaufnehmen, an denen auch Russland und die USA sowie Nordkorea teilnahmen. Das Haupthindernis ist nach wie vor die Forderung Pjöngjangs nach Verhandlungen ohne irgendwelche Vorbedingungen.

Die USA betrachten die Wiederannäherung zwischen Japan und Südkorea mit Wohlwollen, denn beide Nationen sind ihre wichtigsten militärischen Partner in Asien. Dort sind zirka 80000 US-Soldaten stationiert. Letzte Woche hatte der stellvertretende US-amerikanische Verteidigungsminister Daniel Russel die Spannungen zwischen „zwei Freunden“ noch als „strategische Belastung“ bezeichnet.

Dagegen dürfte es Washington beunruhigen, dass sich Seoul und Tokio wieder besser mit Peking verstehen, sitzt dort doch der wichtigste Gegenspieler der USA in der Region und der Hauptunterstützer Pjöngjangs. Ein immer stärker werdendes China, das sich auch mit seinen nichtkommunistischen Nachbarn gut versteht, entspricht sicherlich nicht dem Sicherheitsbedürfnis der USA. Markus Matthes


Fast wie am Anfang
Das Reich der Mitte scheint wieder zu einem Zentrum zu werden

Auf den ersten Blick erinnert das Verhältnis zwischen Japan und China etwas an jenes zwischen Deutschland und Russland. Da sind auf der einen Seite Japan und Deutschland, einerseits moderne Industriestaaten mit hoher Bevölkerungsdichte, wirtschaftliche Riesen – aber andererseits politische Zwerge, die den letzten Weltkrieg verloren haben, besetzt wurden und mittlerweile politisch zum Westen gehören. Und da sind auf der anderen Seite China und Russland, einerseits riesige Länder mit großen Bevölkerungen, die zu den Siegern des Zweiten Weltkrieges und zu den Atommächten wie den ständigen Mitgliedern im Weltsicherheitsrat gehören – aber andererseits traditionell eine eher niedrige Bevölkerungsdichte und eine eher agrarische, unterentwickelte Wirtschaftsstruktur besitzen, die jahrzehntelangen planwirtschaftlichen Experimenten ausgesetzt war.

Es gibt aber auch grundlegende Unterschiede zwischen den japanisch-chinesischen und den deutsch-russischen Beziehungen. So kamen die unmittelbaren Vorfahren der Japaner vom asiatischen Festland. Die meiste Zeit seiner Geschichte stand Nippon im kulturellen Schatten Chinas.

Eine Zäsur stellte für beide Länder die Konfrontation mit dem Imperialismus des Westens dar. Das einst stolze Reich der Mitte wurde zum Spielball der imperialistischen Mächte und erlitt eine fast kolonieähnliche Abhängigkeit. Japan hingegen erlebte einen ungemeinen Modernisierungsschub und entwickelte sich selber zum imperialistischen Industriestaat. China wurde nunmehr nicht nur Opfer des westlichen, sondern auch des japanischen Imperialismus. Aus Platzgründen sei hier nur auf die japanisch-chinesischen Kriege von 1894/95 und 1937 bis 1945 verwiesen. Diese Phase prägte bis zum Zweiten Weltkrieg das japanisch-chinesische Verhältnis und belastet es noch heute.

Der Ausgang des Zweiten Weltkrieges eröffnete ein neues Kapitel in den Beziehungen. Es kam zu einem partiellen Rollentausch. So wurde in der Nachkriegszeit China zur Großmacht und Japan zum politischen Zwerg. Andererseits blieb aber China vorerst ebenso ein agrarisch geprägter Staat wie Japan eine Industrienation.

Das hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten geändert. Anders als noch vor einer Generation denkt heute bei „gelber Gefahr“ kaum noch einer an Japan. Das Land leidet unter starker Überalterung, hoher Staatsverschuldung und Stagnation. China hingegen ist seit dem Wechsel vom maoistischen zum kapitalistischen Wirtschaftssystem zu einem auch wirtschaftlichen Riesen angewachsen.

Ungeachtet dieser bemerkenswerten Veränderungen hatte der Historiker Immanuel Geiss bereits schon zwei Jahre nach dem bilateralen Friedens- und Freundschaftsvertrag von 1978 gemutmaßt, dass „sich mit dem neuen Bündnis … eine neue Konstellation von vielleicht weltpolitischer Bedeutung für die Zukunft abzeichnet“. Manuel Ruoff


Asean und Apec umfassen den Pazifik

Die ersten Zusammenschlüsse südostasiatischer Staaten zu größeren Allianzen standen noch unter dem Ziel der Abwehr der kommunistischen Expansion seit den 40er Jahren. Mitten im Vietnamkrieg bildeten Thailand, Indonesien, Malaysia, die Philippinen und Singapur den „Verband Südostasiatischer Nationen“, kurz Asean. Später schlossen sich andere Länder aus der Nachbarschaft an, auch die Indochinastaaten unter Führung von Vietnam sowie Birma.

Die Asean-Gruppe strebt Freihandel sowie kulturellen und politischen Austausch an. Trotz mancher Vergleiche mit der EU ist jedoch bei Weitem kein solches Maß an Verflechtung erreicht worden und ist offenkundig auch nicht geplant.

1997 wurde Asean durch das „Asean plus drei“-Gremium ergänzt und beträchtlich erweitert. Die nunmehr lose assoziierten Länder sind die Volksrepublik China, Japan und Südkorea. Damit haben die drei, sich traditionell eher misstrauisch, wenn nicht feindselig gegenüberstehenden Nationen per Anbindung an die Asean-Gruppe bereits vor fast zwei Jahrzehnten an einen Tisch gefunden.

Die USA versuchen, über die „Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft“ (Apec), der von Neuseeland über China, Japan, Russland, Kanada, die USA, Mexiko bis hinunter nach Chile alle wesentlichen Pazifik-Anrainer angehören, in der ostasiatischen Region Einfluss auszuüben. Darüber hinaus ist Washington über Beistandsabkommen mit Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland eng verbunden. Eigenständige ostasiatische Einigungsbemühungen ohne Aufsicht der USA sieht Washington im Sinne seiner Strategie der „einzigen Weltmacht“ äußerst kritisch. H.H.


Zeitzeugen

Mao Tse-tung – Der Vorsitzende der chinesischen Kommunisten ab 1943 dominierte die Volksrepublik China ab ihrer Gründung 1949. Unter ihm war das Reich der Mitte Atommacht und ständiges Mitglied im Weltsicherheitsrat, aber dessen wirtschaftlicher Aufstieg begann erst nach seinem Tod im Jahre 1976.

Wang Yi – Nach dem Schulabschluss war der 1953 geborene Chinese acht Jahre beim Militär. 1977 bis 1982 studierte er die Sprache des japanischen Gegners im vorangegangenen Weltkrieg und machte seinen Master in Nationalökonomie. Der Ausbildung folgte eine Karriere im Außenministerium. 2001 wurde er stellvertretender Außenminister. 2004 wechselte er als Botschafter nach Tokio. 2013 bekam er seinen jetzigen Posten als Außenminister.

Yun Byung Se – Der 1953 geborene amtierende Außenminister Südkoreas ist gelernter Diplomat. Nach dem Studium der Rechte und der internationalen Beziehungen trat er 1976 in den diplomatischen Dienst ein. Er war Botschafter in den Vereinigten Staaten, Australien, Singapur und bei den Vereinten Nationen, bevor er 2013 zum Leiter des Außenministeriums ernannt wurde.

Fumio Kishida – Der 1957 geborene amtierende Außenminister Japans entstammt einer Politikerfamilie und ist wie sein Regierungschef Liberaldemokrat. Im Nationalparlament sitzt er als Vertreter Hiroshimas, wo er auch geboren ist. Kishida hatte bereits als Staatssekretär im Bau- und im Bildungsministerium gearbeitet, bevor er 2007 erstmals Minister wurde. 2012 berief Shinzo Abe den studierten Rechtswissenschaftler an die Spitze des Außenministeriums.

Shinzo Abe – Der Vorsitzende der Liberaldemokratischen Partei ist seit 2012 der 63. Premierminister Japans. Gegenüber den Gegnern im Zweiten Weltkrieg tritt der Japaner betont selbstbewusst auf. Auf finanz- und wirtschaftspolitischem Gebiet versucht er, ähnlich wie der Präsident der Europäischen Zentralbank in Europa, Mario Draghi, mit kreditfinanzierten Konjunkturprogrammen und einer enormen Geldschwemme der Stagnation entgegenzuwirken.


S. 5 Preussen/Berlin

Mehr junge Polen lernen Deutsch
Projekt eines gemeinsamen Geschichtsbuchs aber verzögert sich aus einem unerwarteten Grund

Das gemeinsame deutsch-polnische Geschichtsbuch für die Schulen lässt auf sich warten. Grund: Die polnische Seite will historische Fakten vermitteln, die deutsche setzt auf allgemeine „gesellschaftswissenschaftliche“ Beurteilungen der Vergangenheit.

Die landes- wie bundespolitisch präsentierten Erfolge im schulischen Sprach- und Kulturaustausch mit Polen spiegeln nicht die Realität wider. Das Interesse junger Polen an der deutschen Sprache wächst, und immer mehr junge Polen lernen in Brandenburgs Bildungsbetrieb. Die Landespolitik zieht jedoch wenig Lehren daraus: Sie baut inhaltliche Unterschiede des Unterrichts aus, statt sie zu überbrücken. Umgekehrt ist das Interesse der deutschen Schüler am polnischen Nachbarn deutlich verhaltener.

„Nirgendwo in der Welt lernen so viele Menschen Deutsch als Fremdsprache wie in Polen: allein weit über zwei Millionen Schülerinnen und Schüler“, zog das deutsche Auswärtige Amt im Februar Bilanz. Die Zahl der polnischen Partnerschulen im Bildungsaustausch beträgt 104, an 94 davon ist es möglich, das Deutsche Sprachdiplom (DSD I und II) zu erwerben.

Der Polnischunterricht an deutschen Schulen führt dagegen ein Randdasein, vergleichbar mit Tschechisch oder Niederländisch. Brandenburg bildete da bislang eine Ausnahme, gehörte lange zu den Bundesländern mit dem umfangreichsten schulischen Sprachangebot auf Polnisch.

Im September stellte die Deutsch-Polnische Gesellschaft jedoch in einer Umfrage fest, dass immer weniger junge Brandenburger Polnisch lernen. Setzten sich im Schuljahr 2007/08 noch 2368 Schüler der Mark mit der Sprache ihres östlichen Nachbarn aktiv auseinander, so sind es nach neuesten Daten nur noch 1800. In 15 Schulen der Grenzregion wird die Sprache noch als Wahlfach angeboten.

Unabhängig davon ziehen immer mehr junge Polen mit ihren schulpflichtigen Kindern in die Mark, ein Zeichen der Attraktivität des Landes. Dass die Zuzügler zunehmend ihre Kinder vor Ort beschulen statt im nahen Polen, spricht für ihren Integrationswillen, denn in den Schulsystemen gibt es viele Unterschiede.

Besonders in der Uckermark beleben polnische Schüler den Schulbetrieb, der lange von Bevölkerungsschwund gekennzeichnet war. Im Amt Gartz nahe Stettin locken leer stehende Immobilien die jungen Familien an. Rund zehn Prozent der 7000 Einwohner des Gebiets sind Polen. Während die polnischen Erwachsenen in Stettin arbeiten, gehen ihre Kinder am neuen Wohnort Brandenburg zur Schule. Ihr Schuljahr beginnt dort wieder mit sechs Klassen, was lange undenkbar schien. Ein Drittel der ABC-Schützen sind Polen. So wird der Ort auch wieder für Kinder deutscher Eltern attraktiv, wie das Amt mitteilt. Die Einstellung neuer Lehrer ist dank des Zustroms ebenfalls möglich. In Gartz steht Polnisch auf dem Lehrplan, doch gebe es noch Sprachbarrieren, sagten die Verantwortlichen der Europastaatssekretärin Anne Quart (Linke) bei ihrem Besuch vor Ort.

Dem rot-rot regierten Land stehen ungeachtet solch atmosphärischer Ortsbesuche große Probleme in der kulturellen Zusammenarbeit bevor. So kritisierte die FDP-Opposition im Herbst, den Märkern müsse „ein konkreter Mehrwert“ erläutert werden, wenn sie Polnisch lernten. Die Grünen bemängelten das Fehlen von Polnischlehrkräften.

Auch das Projekt eines gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichtsbuches für den Schulunterricht verzögert sich, wie Bildungsminister Günter Baaske (SPD) einräumt. Es sei seit dem Start 2007 „langfristig angelegt“, so der Minister. Das Vorhaben steckt nicht wegen inhaltlicher Fragen fest, sondern wegen unterschiedlicher Lehrmethoden. Statt bei jüngsten Bildungsreformen die Inhalte des Geschichtsunterrichts zu stärken, strich Rot-Rot Stunden und Faktenvermittlung. Das gemeinsame Geschichts-Schulbuch droht somit ausgerechnet an der Potsdamer Schulpolitik zu scheitern. „In Polen wird mehr auf Chronologie, Faktenfülle und reproduzierbares Wissen gesetzt, an deutschen Schulen eher auf die Beurteilung historischer Themen“, erklärt Thomas Strobel, Mitarbeiter des bei dem Projekt federführenden „Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung“.

Kritiker monieren, dass auf deutscher Seite immer mehr auf Ideologie und Bewertung statt auf echtes Wissen um die Fakten gesetzt werde. Im fraglichen Geschichtsbuch für die siebte bis zehnte Klasse finden polnische und deutsche Schulpolitiker zudem auch deshalb keine gemeinsame Basis, weil die Unterrichtsformen kaum mehr vergleichbar sind. Brandenburg löste für diese Altersstufen den Geschichtsunterricht zugunsten von „Gesellschaftswissenschaften“ auf. Maximal eine Wochenstunde unbestimmtes Sprechen über im weitesten Sinne historische Themen ist dem polnischen Kulturbewusstsein aber bei Weitem zu wenig.

Das nach dem Vorbild eines gemeinsamen deutsch-französischen Geschichtsbuchs geplante Werk wird somit nicht Anfang dieses Jahres erscheinen. Frühestens im Dezember sei der erste Band fertig. Weitere sollen folgen. Baaske spielte die Blamage herunter: „Ich bedaure die eingetretenen Verzögerungen. Es ist ein ganz wichtiges Vorhaben. Dabei geht es nicht nur um das Buch selbst, bereits der Prozess der gemeinsamen Arbeit ist ein Gewinn für beide Länder.“ Sverre Gutschmidt


Erfolg wirkt
von Vera Lengsfeld

Während Berlin mit dem Flughafen BER und der Restaurierung der Staatsoper mit zwei Vorhaben zu kämpfen hat, die buchstäblich mit jedem Tag teurer werden, wächst und wächst das Schloss, ohne bisher den Kostenrahmen auch nur angekratzt zu haben.

Es ist inzwischen unübersehbar und seine zentrale Stellung weckt Begehrlichkeiten bei Berliner Politikern.

Der Regierende Bürgermeister Müller, der unter hohem Profilierungsdruck steht, hat kürzlich vorgeschlagen, das Konzept des Humboldt-Forums, das im Schloss beheimatet sein wird, zu verändern und auf mindestens einer Etage die Geschichte Berlins zu präsentieren.

Das hat sofort zu heftigen, kontroversen Diskussionen in den Hauptstadtmedien geführt. Nachdem die „Berliner Zeitung“ an einem Tag mit Harald Jähner einen riesigen und gepfefferten Meinungsartikel gegen den Umschwenk hin zum Berlin-Bezug lanciert hatte, predigt am anderen Tag Götz Aly das Gegenteil.

Aly, der sich beim Leserpublikum der „Berliner Zeitung“ großer Beliebtheit erfreut, sagt, der Gedanke sei goldrichtig: „Die Reduktion Berlins auf das Berüchtigte und der damit verbundene – meist vorgetäuschte – Selbsthass folgen einer die Kontexte ignorierenden, daher geschichtsfremden, letztlich wirkungslosen und antiaufklärerischen Nationalpädagogik des Schreckens. Während eifrige Gedenkfunktionäre den klobigen Schreibtisch Erich Mielkes zur musealen Ikone verklärten, erscheint die Frage gleichgültig, wo der Sekretär des Menschenfreunds Theodor Fontane hinverschwunden ist ... Jähners Verdacht, hier könnte ,poppig daherkommender Wilhelminismus‘ verherrlicht werden, erscheint mir ganz unbegründet.“ Gut gebrüllt, Löwe, möchte man Aly zurufen.

Derweil wird die Ausstellung im Gropiusbau über die Ahnenkultur in Papua-Neuguinea als „Lackmustest“ für das Humboldtforum gesehen. Oftmals provozieren Ozeanien-Ausstellungen das Staunen der Besucher über die Fremde. Man geht durch dunkle Säle und huldigt Muschelketten und Tierschädeln in weihevoll erleuchteten Vitrinen. Es ist leicht, sich betören zu lassen von den scheinbar abstrakten Schnitzereien, von großäugigen Masken, von fantastischen Mischwesen aus Vögeln und Reptilien.

So ist diese Ausstellung nicht. Sie imaginiert ganz konkret einen Dorfbesuch. Man betrachtet die Kanus mit den Krokodilköpfen, betritt erst die Wohnhäuser der Frauen, dann das hoch gebaute Männerhaus, bewacht von einer skeptisch schauenden, mächtigen Urmutter ... Die Besucher begleiten die Männer bei der Jagd und den Zeremonien und die Frauen bei ihren häuslichen und handwerklichen Verrichtungen. Fast so wie einst Humboldt.


Rockerszene wird »bunt«
»Piraten« kritisieren die Nennung der Herkunft von Verdächtigen

Der Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses diskutierte am 23. März über Organisierte Kriminalität (OK) – ohne aktuelle Zahlen. Während Rocker demnach durch Haft und „Kuttenverbot“ unter Kontrolle seien, stellten arabische Großfamilien weiter ein Problem dar. Die Art der Debatte legt nahe, dass Politikerängste ein konsequentes Vorgehen im Milieu der ausländischen Bandenkriminalität hemmen.

Ein Mordprozess um Rocker sorgt aktuell für Aufmerksamkeit in der Hauptstadt: Die Verdächtigen sitzen in Panzerglaskabinen, es gibt schusssichere Westen im Gerichtssaal. Die Verhandlung gegen Hells-Angels-Chef Kadir Padir (30), angeklagt in einem Wettbüro-Mord vom 10. Januar 2014 an Tahir Ö. (26), zeigt: Das einst deutsche Rockermilieu ist längst von Zuwanderern geprägt. In der Berliner Szene kursieren Gerüchte über ein Bündnis aus Rockern (Hells Angels) und arabischen Clans mit Drogenverbindungen nach Südafrika. Ethnische Trennlinien der Kriminalität haben sich verlagert, bestehen aber weiter.

In der politischen Debatte fordert nun die Piratenpartei, dass gerade die ethnischen Strukturen und Denkweisen der Verdächtigen nicht mehr untersucht werden. Denn: Kriminelle Clans arabischstämmiger Großfamilien seien wegen ihrer deutschen Pässe „Deutsche“. Die Nennung der Herkunft sei politisch abzulehnen.

Die von SPD und CDU angeregte Diskussion um das „Lagebild OK“ geriet so in Schieflage. Polizei und Senat verteidigten ihr Konzept. Diebstahl ist laut dem neusten politischen Fazit eine zweite Haupteinnahmequelle der Banden. Wirklich neue Kenntnisse gab es bestenfalls hinsichtlich der Rocker: Seit die ihre Vereinsembleme nicht mehr öffentlich tragen dürfen, sei das „Drohpotenzial“ der etwa 1000 Berliner Rocker gemindert, berichtete der für OK zuständige Experte des Landeskriminalamts, Dirk Jacob. Viele Rocker säßen in Haft, die Szene habe sich beruhigt.

Neben der deutschen spielten demnach die polnische, türkische oder die libanesische Staatsangehörigkeit eine dominante Rolle in der OK. Im Bereich der arabischen Banden seien polizeiliche Ermittlungen schwierig, weil viele Taten in dieser Szene über sogenannte Friedensrichter und Streitschlichter intern geregelt würden, so Jacob. Rund 30 in die OK verstrickte arabische Großfamilien, bestehend aus je 25 bis 500 Angehörigen, fordern den Senat somit weiter heraus. SV


Zank statt Frieden
Linksradikale spalten Friedensbewegung

Die Montagsmahnwachen im Rahmen des „Friedenswinters“ waren gut besucht. Die steigende Kriegsgefahr in der Ukraine brachte steigende Teilnehmerzahlen. Allerdings waren diese Aktionen nicht mehr von den Grünen, der „Linken“ und den ihnen angeschlossenen Vorfeldorganisationen dominiert. Die von beiden Parteien beherrschten „Ostermärsche“ schrumpfen seit Jahren dahin.

Der Geschäftsführer der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen“, Monty Schädel (1988 in die SED eingetreten, später PDS-Landtagsabgeordneter, heute parteilos), hat sich trotzdem dafür ausgesprochen, die Zusammenarbeit im Rahmen des Friedenswinters zu beenden und lieber auf seine „bewährten Strukturen“ zurückzugreifen: „Es hätte für den Eklat gesorgt, wenn die Aktionskonferenz ,Friedenswinter‘ den Namen einer Frau auf die Tagesordnung setzt, die vorher wegen Auftritten mit Elsässer gestrichen worden war … Zusammenarbeit mit Ken Jebsen geht für mich persönlich überhaupt nicht.“ Jürgen Elsässer, Ken Jebsen und Lars Mährholz gelten als Architekten des „Friedenswinters“.

Schädel nennt die drei „Nationalisten“ und poltert: „Nationalisten sind nun mal rechts. Das sind auch mit Friedensforderungen keine Partner für die Friedensbewegung. Der Grundkonsens der Friedensbewegung war immer, dass sie internationalistisch, antimilitaristisch und antifaschistisch ist. Das muss wieder Konsens werden.“ Besonders ärgerlich für Schädel: Auch „Linke“-Bundestagsabgeordnete hatten am „Friedenswinter“ teilgenommen. Theo Maass


»Pro Asyl« ohne Resonanz

Nach einer sehr großzügigen Schätzung der Polizei kamen am 21. März in Kreuzberg zu einer Pro-Asyl-Demonstration 1800 Teilnehmer zusammen. Kritische Beobachter zählten keine 1000, die Veranstalter behaupteten hingegen, 4000 Demonstranten mobilisiert zu haben. Zuvor hatten nicht weniger als 119 Organisationen und Einzelpersonen zur Teilnahme an dem Aufzug unter dem Motto „My right is your right“ aufgerufen. Darunter waren sieben von öffentlichen Zuschüssen alimentierte Theater und Bühnen, die Gewerkschaften Verdi und GEW, der Kreisverband Neukölln der Partei „Die Linke“ oder die Naturfreundejugend. Das anschließende Programm wurde laut Veranstaltungshinweis fast ausschließlich „biodeutsch“-frei bestritten. An der Diskussion „Yalla – Name it Racism!“ nahmen beispielsweise Biplab Basu von der Organisation „Reach Out“, Mboro Mnyaka Sururu, Samee Ullah, Dalia El-Heit, Jasmin Ibrahim und Jamil Dishman teil. H.L.


S. 6 Ausland

Ernüchternde Bilanz nach 30 Jahren
Das Schengener Abkommen brachte den Deutschen Massenzuwanderung und mehr Ausländerkriminalität

Drei Jahrzehnte nach Unterzeichnung des Schengen-Abkommens und 20 Jahre, nachdem die letzten Grenzkontrollen zwischen den damaligen EG-Mitgliedsstaaten abgeschafft wurden, will zum Jubiläum in Brüssel keine richtige Feierstimmung aufkommen. Das Projekt „Europa ohne Grenzen“ steckt in einer tiefen Krise.

So missbraucht mit dem griechischen Minister für Bürgerschutz ein Regierungsmitglied eines EU-Landes das Schengen-System in aller Öffentlichkeit als Mittel für eine politische Erpressung. „Wenn die Europäer nicht verstehen, was wir ihnen sagen, werden wir Reisedokumente an 300000 Migranten verteilen, die dann Europa überfluten“, so Giannis Panousis bereits Ende Februar gegenüber dem griechischen Privatsender „Skai“. Keineswegs partnerschaftlich zu nennen ist ebenso die Warnung des griechischen Verteidigungsministers Panos Kammenos: „Wenn sie Griechenland einen Schlag versetzen, dann sollen sie wissen, dass Migranten Papiere bekommen und nach Berlin gehen.“ Wenn darunter Terroristen des Islamischen Staats sein sollten, sei Europa wegen seiner Haltung gegenüber Griechenland in der Schuldenfrage selbst dafür verantwortlich. Ausgerechnet bei einem der ambitioniertesten EU-Projekte überhaupt, dem Wegfall aller Grenzkontrollen, ist mit den Drohungen aus Athen im Jubiläumsjahr 2015 tiefe Ernüchterung eingekehrt.

Bereits 1985 hatten sich Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Niederlande in Schengen darauf geeinigt, Grenzkontrollen fallen zu lassen. Am 26. März 1995 fielen dann die Kontrollen auch zwischen den anderen damaligen EG-Ländern weg. Inzwischen sind 22 von 28 EU-Staaten, dazu die Schweiz, Liechtenstein, Norwegen und Island Teil der Schengenzone. Insbesondere seit der Osterweiterung der EU sind die negativen Aspekte nicht mehr zu übersehen. Gezeigt hat sich, dass der Wegfall der Grenzkontrollen auf Kosten der Sicherheit insbesondere von Grenzbewohnern geht, wie hierzulande vor allem an den Grenzen zu Polen und der Tschechischen Republik. Hieß es vonseiten der etablierten Politik unmittelbar nach dem Wegfall der Grenzkontrollen, es gebe keine Anzeichen für eine Zunahme der Kriminalität, so können die Probleme inzwischen nicht mehr geleugnet werden. Ganz massiv angestiegen sind Delikte wie Autodiebstahl, Einbruch, Schmuggel sowie Menschen- und Drogenhandel.

Speziell für gut organisierte Banden aus Ost- und Südosteuropa hat der Wegfall regulärer Grenzkontrollen ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Quasi als Kriminalitätstouristen ziehen sie von Land zu Land, um europaweit Wohnungseinbrüche und Taschendiebstähle zu verüben oder Autos zu entwenden.

In ihren langfristigen sozialen Folgewirkungen noch nicht einmal im Entferntesten abzuschätzen ist die Flut synthetischer Drogen wie etwa des gesundheitlich ruinösen „Chrystal Meth“, die aus Hinterhof­­labors in Böhmen immer stärker nach Sachsen, Brandenburg und Bayern dringt. Die versprochene Schleierfahndung im Hinterland kann keineswegs den Wegfall der Grenzkontrollen ausgleichen. Dass die Politik das System der offenen Grenzen insgeheim selbst als Sicherheitsrisiko sieht, ist im Laufe der Jahre immer wieder bei Großereignissen wie G8-Gipfeln oder Fußballeuropameisterschaften deutlich geworden. Mit ziemlicher Regelmäßigkeit werden dann nämlich unter Berufung auf Sicherheitsgründe vorübergehende Grenzkontrollen eingeführt.

Der massive Anstieg der Kriminalität ist allerdings nicht die einzige Fehlentwicklung nach dem Wegfall der Grenzkontrollen. Der rapide Anstieg der Asylbewerberzahlen zeigt, dass das Schengen-System von einigen Ländern immer stärker missbraucht wird. Unfähig, für eine Sicherung der eigenen Außengrenzen zu sorgen, werden illegale Einwanderer einfach an andere EU-Länder weitergereicht. Resultat dieser Entwick­­lung ist, dass Deutschland im Jahr 2014 unter allen Industrieländern die meisten Asylbewerber aufgenommen hat (siehe Seite 1).

Importierte Kriminalität und unkontrollierte Massenzuwanderung, die zunehmend den sozialen Frieden infrage stellen, lassen ahnen, dass im Schlachtruf „no border – no nation“ (keine Grenze – keine Nation) der linksextremistischen Szene eine gute Portion Wahrheit steckt. Ein Nationalstaat, der die Kontrolle über seine eigenen Grenzen aufgibt, demontiert sich in einem schleichenden Prozess selbst.

Norman Hanert


Zusammen gegen den IS
Die Erzfeinde USA und Iran kämpfen beide auf Bagdads Seite

An der Großoffensive von Iraks Streitkräften gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor Tikrit haben neben US-amerikanischen Militärberatern auch hochrangige Kommandeure aus dem Iran teilgenommen. Dass der schiitische Iran neben dem von den USA bekämpften Regime des Baschar al-Assad in Damaskus auch die mit den USA verbündete Regierung in Bagdad gegen die sunnitische Terrormiliz IS unterstützt, ist ein offenes Geheimnis.

In Syrien waren vor einigen Wochen hochrangige iranische Offiziere, darunter General Mohammed Ali Allahdadi, bei einem israelischen Luftangriff ums Leben gekommen. Auch im Irak lässt sich die Unterstützung des Iran für die in die Defensive geratene Zentralregierung unter Premier Haider al-Abadi nicht mehr verheimlichen. Sogar die iranische Nachrichten­agentur Fars meldete, dass vor Tikrit „Berater und Beobachter“ dabei seien. Neben Militärberatern hat der Iran auch Drohnen für die Schlacht um Tikrit bereitgestellt. So offen hat der Iran seine Unterstützung noch nie zur Schau gestellt.

Nachdem die US-Invasion 2003 das sunnitisch-laizistische Regime Saddam Husseins gestürzt hatte, siegten bei den ersten freien Wahlen die Schiiten, die im Irak die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Bis heute wird die Regierung in Bagdad von Schiiten dominiert, was dazu geführt hat, dass viele Sunniten diskriminiert wurden und den IS breitwillig bei seinem Vormarsch unterstützt haben. Mit diesem IS-Vormarsch und dem Zusammenbruch großer Teile der Armee haben die schiitischen Milizen einen enormen Zulauf bekommen. Diese sind eng mit dem Iran verbunden. Die Milizen sind es offenbar auch, welche die Offensive gegen den IS in Tikrit anführen. Von den 30000 Soldaten sollen zwei Drittel schiitischen Milizen angehören.

Der Iran versteht sich angesichts des starken Anwachsens des sunnitischen Extremismus immer mehr als Schutzmacht der Schiiten und anderer Minderheiten des Nahen und Mittleren Ostens. Im Libanon unterstützt Teheran die Schiiten-Miliz Hisbollah, in Syrien hält sie den Aleviten Baschar al-Assad über Wasser, der den Bürgerkrieg gegen die Rebellen ohne Hilfe aus Teheran wohl längst schon verloren hätte, allein die Kurden harmonieren nicht mit Teheran, weil es im Iran selbst eine große kurdische Gemeinschaft gibt, die nach Autonomie strebt.

Zudem fühlt sich der Iran durch den IS bedroht. Die Terrormiliz ist bereits bis an seine Grenze vorgestoßen. Der Chef der iranischen Militäroperationen im Irak ist Kassim Suleimani, der Chef der Al-Kuds-Brigaden, einer Eliteeinheit von Irans paramilitärischen Revolutionsgarden. Suleimani plant und koordiniert den Einsatz der schiitischen Milizen und soll die Rückeroberung der beiden Orte Dschalawla und Sadia an der Grenze zum Iran Ende November geleitet haben. Dabei hatte auch die iranische Luftwaffe eigene Angriffe geflogen.

Noch tun sich die USA schwer mit dem Iran als Verbündetem im Kampf gegen die sunnitischen Dschihadisten. Viele mit dem Mullahregime verbündete Milizen, wie etwa die libanesische Hisbollah, stehen auf dem Terrorindex der USA. Dass nun ausgerechnet der Erzfeind auf derselben Seite der Front kämpft, ist für Washington und auch Teheran, das über drei Jahrzehnte in den USA die Inkarnation des Bösen sah, ziemlich peinlich. Allerdings sind wechselnde Fronten für den Nahen Osten nichts Ungewöhnliches. Bodo Bost


Nicht nur Lichtgestalt
Singapurs erster Ministerpräsident Lee Kuan Yew gestorben

Am 23. März starb Singerpurs Politiker Lee Kuan Yew, Ministerpräsident von 1959 bis 1990, „Senior Minister“ von 1990 bis 2004 und „Minister Mentor“ im Kabinett seines Sohnes Lee Hsien Loong von 2004 bis 2011, in seiner Heimatstadt im Alter von 91 Jahren an einer Lungenentzündung. Seine lebenslange Vision eines modernen Singapur und sein unbarmherziger Pragmatismus haben aus einem Stadtstaat ohne Rohstoffe einen der reichsten Staaten Asiens gemacht. So wuchs im Zeitraum von 1960 bis 1980 Singapurs Bruttosozialprodukt um das Fünfzehnfache. Dank des von ihm entscheidend geprägten Wirtschaftswunders ist Singapur heute wohlhabend, modern, effizient, praktisch frei von Korruption und bei Investoren beliebt.

1923 in vierter Generation als Sohn chinesischer Eltern geboren, wurde er durch die britische Kolonialmacht geprägt. Er studierte Jura in Cambridge und praktizierte nach seiner Rückkehr als Rechtsbeistand verschiedener Gewerkschaften. Hochchinesisch begann er dagegen erst ab dem 32. Lebensjahr zu erlernen.

Ein Jahr zuvor hatte Lee die People’s Action Party (PAP) gegründet, die er 38 Jahre lang führen sollte. 1959 gewann die PAP die Mehrheit der Sitze, und Singapur hatte endlich seine eigene Regierung. Die 1963 eingegangene Föderation mit Malaysia sollte nur zwei Jahre halten. Der 9. August 1965 gilt deshalb als das offizielle Geburtsdatum Singapurs.

Lee setzte ein riesiges Reformprogramm inklusive sozialem Wohnungsbau in Gang, um eine „Kloake aus Elend und Verfall“ in einen modernen Industriestaat zu verwandeln. Bei der Wahl seiner Mittel war er nicht zimperlich. Er ließ Kritiker ohne Gerichtsurteil einsperren und nach Studentenprotesten die Universität schließen, zensierte sowohl die einheimische als auch die ausländische Presse und verklagte ihm nicht zugetane Medien.

Außerdem mischte er sich auch in das Privatleben seiner Bürger ein. So wurden Mütter mit geringer Schulbildung, die bereits zwei Kinder hatten, zur Sterilisation aufgefordert beziehungsweise bei Überschreitung dieser Zahl steuerlich belangt. Gleichzeitig ermunterte man seit den 80er Jahren wegen der zurückgehenden Geburtenrate Mitglieder der gebildeten Schichten, mehr Kinder zu haben. Die singapurische Gesellschaft gilt als eine der am meisten regulierten auf der Welt und der Begriff des Gouvernantenstaates macht die Runde.

In der Jugend ein glühender Sozialist, wandelte Lee sich zum überzeugten Antikommunisten, der jedoch als Pragmatiker am Tage der deutschen Wiedervereinigung diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik China aufnahm. Nichtsdestotrotz lässt sich die singapurische Marine nach wie vor von ihrem taiwanesischen Pendant ausbilden.

Als er 1990 sein Ministerpräsidentenamt nach sieben gewonnen Wahlen aufgab, war er mittlerweile der am längsten amtierende Premier der Welt. Er blieb als graue Eminenz aktiv und nahm an zahlreichen politischen Kampagnen teil.

Ein weiteres bleibendes Ergebnis seines Wirkens ist die Schaffung einer gemeinsamen singapurischen Identität der verschiedenen ethnischen Gruppen, welche die Bevölkerung ausmachen: Chinesen, Malaien und Inder. Dies gelang durch eine Politik der eisernen Faust. Bei über 35 Straftaten wird die Prügelstrafe verhängt. Lee, der sich nie mit der liberalen Demokratie anfreunden konnte, war die Abneigung des Westens gegen körperliche Züchtigung zeitlebens unbegreiflich. Markus Matthes


MELDUNGEN

Mehr Rechte für türkische Polizei

Ankara – Das türkische Parlament hat nach heftigen Debatten, die zeitweise in wüste Schlägereien im Plenum ausgeartet waren, ein umstrittenes Sicherheitsgesetz verabschiedet. Das mit den Stimmen der Regierungspartei AKP gebilligte Gesetz erweitert die Befugnisse der Polizei bei Festnahmen, Durchsuchungen und beim Schusswaffengebrauch erheblich. Noch Mitte März hatte die AKP es in die Ausschüsse zurückverwiesen. Beobachter sehen ihre nunmehrige Zustimmung in Zusammenhang mit der Parlamentswahl am 7. Juni. Die AKP würde einen zunehmend nationalistischen Kurs steuern, um rechtskonservative Wähler anzusprechen. Kritiker des Sicherheitsgesetzes sehen die Türkei auf dem Weg in einen Polizeistaat. J.H.

 

Kiew verbietet »Euronews«

Kiew – Die ukrainische Regierung hat die ukrainische Ausgabe des Fernsehsenders „Euronews“ verboten. „Euronews“ ist ein privates Medienunternehmen, das im Laufe der Jahre beträchtliche Mittel von der EU erhielt. Offiziell ist von „rechtlichen Problemen“ die Rede. Tatsächlich dürfte der Schritt mit dem von den EU-Staats- und Regierungschefs beschlossenen Vorgehen gegen „russische Propaganda“ in Zusammenhang stehen (siehe PAZ 13/2015). Mitte März wurde bekannt, dass die Inter Media Group des als pro-russisch geltenden ukrainischen Oligarchen Dmytro Firtasch den Sender gekauft hat. Kiew wirft Firtasch vor, „öffentliche Ereignisse zu manipulieren, in der Ukraine wie auch in Europa“. Firtasch wurde vor einem Jahr in Österreich wegen des Verdachts der Bestechung festgenommen, nach Zahlung einer Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt und wartet derzeit in Wien auf seine Auslieferung an die USA. U.M.


S. 7 Wirtschaft

Erste deutsche Opfer durch Sanktionen
Strafmaßnahmen gegen Russland treiben Magdeburger Maschinenbauer Vakoma in die Insolvenz

Mit dem erklärten Ziel, den Kreml in Sachen Ukraine zum Nachgeben zu bewegen, entfalten die gegen Russland gerichteten Sanktionen inzwischen auch in der EU zunehmend eine vergiftende Wirkung.

Unübersehbar sind die negativen Rück­wirkungen der Sanktionen auf die deutsche Wirtschaft. So ist bereits Ende März ein Unternehmen in die Insolvenz gegangen, das bislang als ein Beispiel der immer noch zu rar gesäten erfolgreichen Mittelständler in den Neuen Bundesländern galt. Mit einem Exportanteil von 90 Prozent, sind der Vakoma GmbH, deren Firmentradition bis 1869 zurückreicht, die EU-Sanktionen gegen Russland zum Verhängnis geworden. Erst vor einem Jahr hatte der Maschinenbauer in Magdeburg einen neuen Standort eröffnet und dafür rund 15 Millionen Euro investiert.

Der gestellte Insolvenzantrag passt zu der düsteren Zwischenbilanz, die vor Kurzem die deutsche Exportwirtschaft in Sachen Russland ziehen musste. Im Januar hat Deutschland über ein Drittel weniger nach Russland exportiert als noch ein Jahr zuvor. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes betrug der Wert der deutschen Exporte nach Russland im Januar nur noch knapp 1,44 Milliarden Euro, das sind fast eine Milliarde Euro oder 35,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Damit hatten selbst die Experten vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) nicht gerechnet. Sie hatten ein Minus von maximal 15 Prozent veranschlagt.

Dieser drastische Rückgang der deutschen Exporte nach Russland wird nur zum Teil auf die Sanktionen zurückgeführt. Denn nicht nur wegen dieser Strafmaßnahmen steckt Russland in einer Rezession, und der Rubel hat stark an Wert verloren. Beides hat zu einem Kaufkraftverlust bei russischen Abnehmern geführt und die Nachfrage nach deutschen Waren zusätzlich geschwächt.

Nichtsdestotrotz hat der rekordverdächtige Rückgang der Exporte gen Osten den Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft inzwischen veranlasst, von der Politik stärkere diplomatische Anstrengungen einzufordern. „Die politische Krise infolge des Ukraine-Konflikts schlägt voll auf die Wirtschaft und die gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen durch.“ Für die Politik müsse das ein Signal sein, „die diplomatischen Bemühungen für eine rasche Entschärfung des Konfliktes weiter hochzuhalten“, so die Mahnung des Vorsitzenden des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes.

Zumindest auf absehbare Zeit stehen die Chancen für eine diplomatische Lösung allerdings schlecht. Bei einem Treffen in Brüssel haben sich die EU-Staats- und Regierungschefs noch im März darauf geeinigt, die im vergangenen Jahr beschlossenen Maßnahmen gegen Russland im Juli 2015 nicht automatisch auslaufen zu lassen. Stattdessen wurde ein Ende der Sanktionen an die Umsetzung des Minsk-II-Abkommens gekoppelt. Mit dieser Entscheidung ist eine baldige Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen zu Russland eher unwahrscheinlich geworden. Da der Zeitplan eine vollständige Umsetzung des Minsker Abkommens bis frühestens Ende Dezember vorsieht, ist eine Lockerung der Sanktionen vor Jahresende nahezu ausgeschlossen.

Ob die in Minsk getroffene Vereinbarung eingehalten wird, hängt zudem nicht nur vom Kreml, sondern auch von der Führung in Kiew ab. Bisher wurde es vom Westen meist toleriert, wenn die ukrainische Führung sich nicht an Vereinbarungen hält oder zur Eskalation beiträgt. Sollte dies weiterhin so bleiben, dann hat es die ukrainische Regierung in der Hand, über eine Torpedierung der Minsker Vereinbarung eine Aufhebung der Sanktionen und eine Normalisierung der Beziehungen zu Russland zu verhindern.

Auf die EU drohte dann früher oder später eine Zerreißprobe zuzukommen, die auf dem Brüsseler Gipfel Ende März noch einmal abgewendet werden konnte. Hinter den Kulissen zeichnet sich in der Sanktionsfrage nämlich eine tiefe Spaltung innerhalb der EU ab. Während sich Bundeskanzlerin Angela Merkel klar für eine Fortführung der bisher beschlossenen Sanktion positioniert hatte, wollten Polen und die baltischen Länder sogar eine Verschärfung. Zahlenmäßig sehr stark ist inzwischen aber auch die Fraktion derjenigen Staaten, die eine Aufhebung der Sanktionen wollen. Zu dieser Gruppe gehört Österreich, dessen Banken in Osteuropa und Russland stark engagiert sind, aber auch Italien, Spanien, Zypern, Tschechien, Ungarn und Griechenland. Der polnische EU-Ratspräsident Donald Tusk, der mit den Balten eher zu den Scharfmachern in Sachen Sanktionen gehört, scheint inzwischen realisiert zu haben, dass sich für eine harte Linie in der EU nur noch schwer eine Mehrheit findet. Einem Bericht der Onlinezeitung „EUobserver“ zufolge soll es von Tusk deshalb im Vorfeld des Gipfels Überlegungen gegeben haben, die Entscheidung über Sanktionen lieber Berlin und Paris zuzuschieben. Norman Hanert


Planwirtschaft à la Juncker
315 Milliarden Euro sollen bis 2017 investiert werden

Die EU-Finanzminister haben grünes Licht für den milliardenschweren Investitionsfonds von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gegeben. Gebilligt wurden bei einem Treffen in Brüssel insbesondere die Regeln für den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), der Kern des Juncker-Plans ist. Vorgesehen ist, dass die EU-Kommission mit Hilfe eines Garantiefonds von 21 Milliarden Euro, der aus EU-Haushaltsmitteln und von der Europäischen Investitionsbank (EIB) gespeist wird, bis zum Jahr 2017 Investitionen in Höhe von insgesamt 315 Milliarden Euro auslöst. In den kommenden drei Jahren sollen so Milliarden-Investitionen in „tragfähige Projekte mit echtem Mehrwert für die europäische soziale Marktwirtschaft fließen“ und die Konjunktur in der EU ankurbeln – so zumindest die Darstellung in Brüssel.

Tatsächlich scheinen viele Projekte aber fragwürdig. So stand auf der Liste der Vorhaben, die bereits im vergangenen Jahr von der Bundesregierung vorgelegt wurden, auch die Vernetzung von Windparks in den deutschen Küstengewässern, die bisher nur schleppend in Gang kommt. Angebracht ist dabei die Frage, mit welchen Summen Windstromerzeugung auf hoher See eigentlich noch subventioniert werden soll. So gibt es bereits seit dem Jahr 2013 eine Offshore-Umlage auf den Strompreis, um die Netzanbindung der Windparks auf hoher See zu finanzieren. Zudem ist die Bundesregierung der Branche auch noch im Erneuerbare-Energien-Gesetz mit einer höheren Vergütungen entgegen gekommen. Zu guter Letzt hat auch noch die Förderbank KfW ein Kredit-Sonderprogramm für Windparks aufgelegt. Wenn sich trotz all dieser Anreize bisher private Investoren zurückhalten, dann sollte dies in Berlin und Brüssel eigentlich zu denken geben. Mit dem Juncker-Plan besteht also die Gefahr, dass Geld in Projekte fließt, die sonst nie realisiert würden, weil sie schlicht und ergreifend wirtschaftlich unrentabel sind.

Der Europäische Rechnungshof kritisiert in einem aktuellen Bericht, dass es bislang keine konkreten Ziele gebe und die operationelle Struktur der Initiative unklar sei. Erschwerend komme hinzu, dass die tatsächlichen Kosten nicht vorhersehbar seien und das EU-Budget durchgehend für zusätzliche finanzielle Zahlungen herhalten müsse. Offenbar sei auch der finanzielle Rahmen von 315 Milliarden Euro viel zu niedrig angesetzt, so die Warnung des Rechnungshofes.

Die laut gewordenen Befürchtungen scheinen angesichts der bisherigen Erfahrungen mit der Wirtschaftskompetenz der EU-Kommission durchaus berechtigt. Bereits mehrfach hat sich gezeigt, dass zentralplanerische Brüsseler Dekrete entweder gar kein Wirtschaftswachstum gerieren oder aber zu einem unverhältnismäßig hohen Preis. Inzwischen ist die vor 15 Jahren verabschiedete Lissabon-Strategie der EU-Kommission, wonach Europa bis 2010 „der dynamischste und wettbewerbsstärkste wissensgestützte Wirtschaftsraum der Welt“ sein sollte, weitgehend in Vergessenheit geraten. Als ähnlich unzutreffend kann die Verheißung betrachtet werden, dass die Beseitigung des Währungswettbewerbs durch die Einführung des Euro den Beteiligten nur Vorteile und Gewinne bringen werde. N.H.


Kiew stürzt Oligarchen
Konflikt führt zur Absetzung des Dnjepropetrowsker Gouveneurs

In der Ukraine ist es erstmals seit dem Euromajdan zu einem offenen Konflikt zwischen einem der bedeutendsten Oligarchen und Präsident Petro Poroschenko gekommen. Am 24. März wurde der Oligarch Igor Kolomojskij seines Amtes als Gouverneur von Dnjepropetrowsk, der ukrainischen Raumfahrt- und Technologieregion enthoben. Zuvor hatte es einen heftigen Streit um den Einfluss auf die Staatsunternehmen „Ukrtransnafta“ und „Ukranaft“ gegeben. Nachdem das Kiewer Parlament ein Gesetz verabschiedet hatte, das den Einfluss von Oligarchen auf Staatsbetriebe einschränken soll, besetzte Kolomojskij am 20. März in Begleitung bewaffneter Personen die Firmenzentrale von „Ukrtransnafta“. Der Oligarch besitzt einen Anteil von 42 Prozent an der Staatsfirma. Mit seiner Aktion wollte er einen Wechsel in der Firmenleitung, den er als feindliche Übernahme wertete, verhindern.

Nach dem Sturm gab Kolomojskij vor dem Gebäude ein mit Flüchen gespicktes Interview, in dem er zudem die anwesenden Journalisten beleidigte. Kolomojskij hatte damit gedroht, einen Aufstand in seinem Gebiet anzuzetteln und im Kiewer Parlament eine eigene Fraktion bilden zu wollen. Kolomojskij, der erst vor einem Jahr den Posten des Gouverneurs von Dnjepropetrowsk angetreten hatte, hätte dem Präsidenten sowohl wirtschaftlich als auch politisch gefährlich werden können. Mit populistischen Parolen trat er in offene Opposition zu Poroschenko.

Weil Kolomojskij versucht hat, sich einen Teil des Besitzes des Janukowitsch-Clans anzueignen und es nun auch auf das Vermögen des durch den Ukrainekrieg in der Region geschwächten Gruben- und Hüttenbarons Rinat Achmetow abgesehen hat, sprechen Experten deshalb von einem Kampf der Oligarchen um Ressourcen.

Kolomojskijs Einfluss ist nicht nur in den kriegswichtigen Gebieten im Osten von Dnjepropetrowsk groß, sondern auch in Odessa. Zur Unterstützung der Kiewer Regierung hatte er eine Privatarmee gegründet, die Poroschenko nun der Staatsarmee unterstellen will. Die Gefahr, dass der einflussreiche Oligarch, der kürzlich die Existenz der abtrünnigen Volksrepubliken als Realität bezeichnete, sich auch um eine Annäherung an Moskau bemühen würde, schien zu groß.

Kolomojskij schlug zurück. Da die „Privatbank“, eine der wichtigsten Banken der Ukraine, ihm gehört, ließ er kurzerhand die Konten von Poroschenkos Firma sperren. Gennadij Korban, Kolomojskijs Stellvertreter, beschuldigte Kiew, Steuereinnahmen aus der Region zu stehlen statt sie für Reformen einzusetzen. Er drohte, die realen Verluste der Ukraine im Krieg um das Donezbecken zu veröffentlichen. Als Kolomojskij Demonstrationen gegen  Poroschenko ankündigte, zwang der Präsident ihn zum Rücktritt vom Posten des Gouverneurs von Dnjepropetrowsk. Neue Unruhen in einer für die Staatseinnahmen so wichtigen Region konnte Poroschenko nicht riskieren. Beim Sturz des unliebsamen Oligarchen erhielt der ukrainische Präsident Rückendeckung vonseiten der USA, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Regierung in Kiew zu unterstützen. Der amerikanische Botschafter in Kiew,

Geoffrey Pyatt, soll Kolomojskij mit Sanktionen gegen dessen Finanzgruppe „Privat“ gedroht haben. Kolomojskij gab nach. MRK


MELDUNGEN

Entlastung für kleine Banken

Brüssel – Aufatmen bei Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken: Der EU-Finanzmarktkommissar Jonathan Hill will bei der Bankenregulierung auf kleinere Geldhäuser Rücksicht nehmen. Um deren übermäßige Belastung zu verhindern, werde es nötigenfalls Abweichungen von weltweiten Vorschriften (Basel III) geben. „Ich möchte kleinere Institute mit geringerem Risiko nicht mit den gleichen Vorgaben belasten, die wir für größere riskantere Häuser brauchen“, sagte er dazu. Er muss bis Ende 2016 entscheiden, ob allen Banken in der EU verbindliche Vorgaben zur Verschuldungsquote gemacht werden. J.H.

 

Die größten Kapitalvernichter

Frankfurt am Main – Die Commerzbank ist der größte Kapitalvernichter unter den DAX-Konzernen. Seit 2010 haben die Anteils­eigner 68,7 Prozent verloren. Das geht aus der jährlich von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz veröffentlichten Liste mit den „50 größten Kapitalvernichtern“ hervor. An erster Stelle steht das einstige Vorzeigeunternehmen Solarworld, dessen Aktienkurs seit 2010 um 99,5 Prozent eingebrochen ist. Weitere DAX-Unternehmen auf der Liste sind RWE, E.on und die Deutsche Bank. J.H.


S. 8 Forum

Ausgespielt
von Jan Heitmann

Eigentlich sollten die Angestellten im öffentlichen Dienst zufrieden sein. Die Arbeitgeber legen in zwei Stufen, in diesem Jahr 2,1, Prozent und im kommenden Jahr nochmals 2,3 Prozent, drauf. Das ergibt ein durchschnittliches Gehaltsplus von 4,61 Prozent, das deutlich über der Inflationsrate liegt.

Davon können die Arbeitnehmer in anderen Branchen nur träumen. Beispielsweise die Kirchenmusiker: Selbst wer als Organist eine Vollzeitstelle hat, verdient lediglich knapp über Hartz- IV-Niveau. Und das, obwohl er eine langjährige qualifizierte Ausbildung durchlaufen hat. Das ist nur möglich, weil die Kirchen ihren arbeitsrechtlichen Sonderstatus rücksichtslos ausnutzen. Sie sind weder an tarifvertragliche Regelungen gebunden noch müssen sie Arbeitsniederlegungen befürchten. Die Gehälter ihrer Angestellten legen sie nach Gutdünken einseitig fest.

Kein Wunder, dass es junge Musiker kaum noch in den Dienst der Kirche zieht. Damit ist einer der ältesten Berufe der Kulturgeschichte in Gefahr und mit ihm ein wichtiger Teil überlieferter religiöser Kultur. Statt das Geld der Kirchensteuerzahler für die Betreuung von Illegalen und die Organisation von „gegen Rechts“-Demos auszugeben, sollten die Kirchenverantwortlichen ihre Organisten und Kantoren angemessen vergüten. Ansonsten hat es sich in den Gotteshäusern bald ausgespielt.


Im Fegefeuer
von Manuela Rosenthal-Kappi

Ein Irrer im Cockpit, Amokpilot, Massenmörder – so titelte die Presse, nachdem der französische Staatsanwalt erste Indizien zum Absturzhergang des Germanwings-Airbusses in den französischen Alpen veröffentlicht hatte. Diese Vermutung soll die Auswertung eines Teils des Stimmenrekorders belegen. In den darauffolgenden Tagen haben sich alle sofort auf die Selbstmordthese geeinigt. Überraschend schnell wurden Belege für die Schuld des Copiloten Andreas Lubitz aus dem Hut gezaubert, unterschlagene Krankschreibungen, Suizidgefährdung, gar eine beginnende Netzhaut-ablösung soll er seinem Arbeitgeber verschwiegen haben. Vieles davon bewegt sich im Bereich der Spekulationen, die uns nun als Wahrheit verkauft werden. Ein bislang unbescholtener junger Mann, der als Jugendlicher in psychologischer Therapie war, also Jahre vor seiner Pilotenkarriere, wird postum durchs Fegefeuer geschickt, sein Foto sowie sein vollständiger Name gehen um die Welt. Einer, der sich nicht mehr wehren kann, wird als Massenmörder abgestempelt und niemand, nicht einmal sein Arbeitgeber, verteidigt ihn.

Dabei gibt es noch keinen Beweis für seine Schuld. Dass jemand, der einen erweiterten Suizid geplant hat, keine Nachricht hinterlässt und im Angesicht der dramatischen Situation kurz vor dem Aufprall keinen Mucks von sich gibt, scheint mehr als fraglich. „In dubio pro reo“ gilt offenbar nicht für den Copiloten.


Hirn aus, Hass ein
von Frank Horns

Was wären die „Bild“-Leute nur ohne ihre Anführungszeichen. Einfach ein böses Wort vorn und hinten mit zwei kleinen Strichen flankieren und schon ist alles halb so schlimm. Schließlich hat es doch jemand anderes irgendwo und irgendwann ausgesprochen. Deutschlands größte Boulevardzeitung zitiert ja nur. Ist das nicht eigentlich sogar Journalistenpflicht, wenn Wichtiges geäußert wird?

Das mag sein, oft genug aber ist es Rufmord. Über den Aufstand gegen einen – aufgepasst, Anführungszeichen – „Nazi-Lehrer“ hechelten die „Bild“-Redakteure in einer ihrer jüngsten Ausgaben. Was war passiert? Georg M., Politiklehrer an einer Schule in Bonn, hatte als Mitglied einer Burschenschaft an einer Buchmesse teilgenommen. Ein Schüler, der gegen die vermeintlich rechtsradikale Veranstaltung protestierte, sah ihn dort „in einer Art militärischen Uniform“.

Hirn aus, Hass ein: Das böse Spiel begann. Der 19-Jährige sowie einige Mitstreiter verfassten unter anderem einen offenen Brief und stellten ihn ins Internet. Der seitenlange Text ist voller unreflektierter Vorwürfe und Anschuldigungen. Auch die Schuldirektorin wird kritisiert. Sie habe es gewagt, die Tätigkeiten der Schülergruppe als Mobbing zu verurteilen. Der Text gipfelt schließlich in der Forderung an Georg M., sich umgehend von seiner studentischen Verbindung loszusagen. „Wir erwarten von Ihnen einige grundlegende Veränderungen“, heißt es schon im ersten Absatz. Natürlich wird der Diffamierte mit vollen Namen genannt. Das hält die Gewerkschaftsjugend von Ver.di NRW-Süd nicht davon ab, das Schriftstück an Journalisten zu verschicken. Unter anderem berichten „SpiegelOnline“, die „taz“ und eben die „Bild“. Der Tenor in den Artikeln ist mehr oder weniger eindeutig: Böser Lehrer droht Schüler mit rassistisch-faschistischem Gedankengut zu infiltrieren.

Nichts davon ist wahr: Georg M. unterrichtet offen und ideologiefrei, bestätigt die Schuldirektorin. Vielen Schülern gilt er als der netteste Lehrer der Schule. Nebenbei engagiert er sich in einem regionalen „Bildungsbüro“, das Jugendlichen unter anderem helfen soll, schneller einen Ausbildungsplatz zu finden. Er habe nichts mit der Nazi-Ideologie zu tun, sagt er selbst ganz klar.

In der Burschenschaft ist er seit 28 Jahren Mitglied. Sein Vater war ebenfalls bei der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ wie einst auch Ferdinand Lassalle, der Begründer der Sozialdemokratie. Wer auf die Internetseite der Raczeks geht, liest dort einen wichtigen Satz: „Für uns hört echte Meinungsfreiheit nicht dort auf, wo die sogenannte ‚Political Correctness‘ beginnt.“


Moment mal!
Werthers Leiden in 15000 Metern Höhe
von Klaus Rainer Röhl

Unglaublich dieses Reale, dieses ganz und gar Gegenständliche, was mir Brigitte Seebacher schreibt über drei Jungen aus dem benachbarten Ort Rothenbach, die harmlos-arglos dahin geflogen sind zu ihren Freunden in Spanien. Und zum Opfer eines seine Befindlichkeit kultivierenden Mörders wurden. Diese Entwicklung ist sicher neu: Wenn ich mich selber nicht mehr gut leiden kann und beschließe, spektakulär und öffentlichkeitswirksam aus dem Leben zu scheiden, lasse ich viele andere Menschen, womöglich auch eine ganze Hundertschaft, daran teilnehmen. Das heißt, ich nehme sie mit in den Tod. Technisch heute kein Problem mehr. Es gab schon immer in der Welt Menschen, die, ihres Lebens überdrüssig, es auf die eine oder andere Art beendeten und dafür sorgten, dass wir, die Nachwelt, daran teilnehmen durften. Die meisten waren wohl mehr mit sich selber und ihrem Problem beschäftigt und dachten weniger an die Öffentlichkeit.

Werthers Leiden, damals schon in ihrer Wirkung sensationell durch die massenhafte Anteilnahme der Leser an Goethes Buch (angeblich nicht ganz verbürgt, soll sein Selbstmord sogar zahlreiche Nachahmer gefunden haben), und heute der technisch leicht durchzuführende Massenmord eines liebeskranken oder sonstwie depressiven Piloten an 149 Mitmenschen. Da stimmt doch etwas nicht! Wir fragen uns, was das Ausschlaggebende für die Täter ist, auch bei den Islam-Terroristen und dem Kriegszug des IS. Und wir finden diesen gemeinsamen Beweggrund: Alles läuft über die Öffentlichkeit, die Medien. Die Medienpräsenz, das scheint eine neue Variante der ersehnten Unsterblichkeit zu werden, die früher den todesverachtenden oder auch todessüchtigen Helden vorbehalten war. Nachruhm: „Besitz stirbt, Sippen sterben, Du selbst stirbst wie sie. Nur eines weiß ich, was ewig lebt: Der Toten Tatenruhm“, heißt es in der „Edda“.

Da haben wir ein schönes rundes Motiv, von den Diktatoren aller Zeiten gepriesen und gern genutzt: „Deutschland, sieh uns: Wir weihen / Dir den Tod als kleinste Tat, / grüßt er einst unsere Reihen, / werden wir die große Saat. Denn, mögen wir auch fallen / wie ein Dom steht unser Staat. / Ein Volk hat hundert Ernten / und geht hundertmal zur Saat.“ Auch in der UdSSR, in allen vaterländischen Liedern, wird immer gerne der Vergleich mit dem Biologischen herangezogen. Das Volk als das Gewachsene, Organische, Naturhafte, also auch Überlebende: Mütterchen Russland besiegt Hitler. Immer ist es der großmäulige Diktator, der bedenkenlos Massen von Menschen auf dem Altar seines Bekanntheitsgrads hinschlachtet.

Neu ist, dass heute bedenkenlos Mitmenschen für die eigene Befindlichkeit geopfert werden. Wer sich noch irgendwo einen anständigen Dschihad oder sonst eine Verrücktheit in den Kopf gesetzt hat, weiß wenigstens, wofür er sein Leben wegschmeißen will, wenn er nun mal so wenig daran hängt. Es scheint, als fehle diesen Menschen der Krieg. Wie vor 1914. Damals schrieb George: „Zehntausende wird die heilige Seuche raffen, Zehntausende der heilige Krieg.“ Dieser heilige Krieg ereignete sich dann tatsächlich und wurde einer der bisher blutigsten in der Menschheitsgeschichte mit Millionen Opfern. Wann ist die Menschheit bereit, aus ihren eigenen Verrücktheiten zu lernen? Ein Einzelner, bisher als psychisch Gestörter nicht entdeckt und deshalb nicht daran gehindert, andere irreparabel zu schädigen, tötete mehr als eine ganze Hundertschaft. Nach allem, was bisher bekannt wurde, weil er sich nicht wohl fühlte oder irgendwie mit dem Verlauf seines bisherigen Lebens nicht ganz zufrieden war.

Die moderne Flugtechnik mit ihren mangelhaften Sicherungen gegen Menschen mit derartigen Krankheiten gab ihm dazu die technischen Möglichkeiten. An jenem Dienstag geschah das, was wir in Zukunft nicht mehr vergessen wollen. Der Copilot einer Germanwings-Maschine, Andreas L. aus Montabaur, drehte durch. Nach Erkenntnissen der französischen Behörden hatte L. den Piloten aus dem Cockpit des Flugzeugs ausgesperrt und bewusst den Sinkflug eingeleitet. Die Maschine zerschellte wenige Minuten später an einem Bergmassiv. 149 Passagiere und Besatzungsmitglieder sowie der Täter selber kamen dabei ums Leben. Er war, wie sich später herausstellte, krank und soll deshalb vor immerhin erst sechs Jahren eineinhalb Jahre lang in psychiatrischer Behandlung gewesen sein. Schon beim Abschluss seiner Ausbildung im Jahre 2009 soll eine „abgeklungene“ schwer depressive Epoche diagnostiziert worden sein. Niemand aber zog ihn aus dem Verkehr. Die nun in seiner Wohnung gefundenen zerrissenen Krankschreibungen bestätigen, dass L. auch weiterhin in Behandlung war. Der 27-Jährige hatte diese Erkrankung – natürlich – seinem Arbeitgeber und seinen Kollegen verheimlicht, weil er sehr zu recht fürchtete, nicht mehr fliegen zu dürfen. Warum er es doch durfte, ist die Frage, der sich die Lufthansa und Behörden stellen müssen. Noch am 10. März war L. in der Universitätsklinik Düsseldorf vorstellig geworden, aber niemand zog dort die Notbremse, obwohl in einem solchen Fall die ärztliche Schweigepflicht nach Aussagen von Fachleuten außer Kraft gesetzt werden sollte, um Schlimmes zu verhüten. Ein depressiver Pilot ist schließlich eine tickende Zeitbombe.

Der Absturz des Germanwings-Flugzeugs mit Mann und Maus, ein schweres Kapitalverbrechen, veranlasst die Fluggesellschaften nun, strengere Vorschriften aus dem Hut zu zaubern und so rasch wie möglich einzuführen. Die meisten dieser Maßnahmen scheinen auch jedem Laien vollkommen selbstverständlich zu sein, und nicht nur die Fluggäste fragen sich, warum sie erst jetzt eingeführt werden. Die Verantwortlichen bei den Fluglinien haben ihren Kopf leichtfertig jahrzehntelang in den Sand gesteckt, denn es gab ja schon häufiger Lebensmüde oder Geistesgestörte, die das Flugzeug als Waffe benutzten und Unbeteiligte in den Tod rissen – siehe die Anschläge auf das World Trade Center.

Manche unter dem Druck der Ereignisse gemachten Vorschläge lassen allerdings gewisse Zweifel an ihrer Wirksamkeit aufkommen. Eine Flugbegleiterin, die den Platz eines Piloten in der Kanzel einnimmt, könnte wahrscheinlich eine solche Tragödie kaum verhindern. Ein zu allem entschlossener Selbstmörder wird sie zweifellos umgehend ausschalten, um sein Ziel zu erreichen. In den USA gelten seit Langem übrigens viel schärfere Bestimmungen. Zum Beispiel, dass stets zwei Piloten im Cockpit anwesend sein müssen. Das erhöhte die Sicherheit um einiges. Sind deutsche Fluggäste eigentlich Menschen zweiter Wahl? Natürlich wird auch die neue Verschärfung der Vorschriften keinen einhundertprozentigen Schutz gewähren. Denn der Mensch selbst stellt das größte Risiko dar, das, wie die Beispiele beweisen, überhaupt nicht sicher einzuschätzen ist. Trotzdem, etwas mehr Vertrauen und Entspannung beim Einsteigen in ein Flugzeug ist den Passagieren schon zu wünschen.


S. 9 Kultur

13 Minuten zu spät
Aufrüttelnd und sehenswert − Der Film über den Hitler-Attentäter »Elser − Er hätte die Zeit verändert« kommt in die Kinos

Von den rund 40 Attentaten und Attentatsversuchen auf Adolf Hitler ist der Anschlag vom 20. Juli 1944 der bekannteste. Georg Elser, der bereits im November 1939 ein Attentat ausführte, kennt dagegen kaum jemand. Ein gelungener Film, der am 9. April in die Kinos kommt, will das ändern.

Hollywood setzte 2008 seine Riesenmaschinerie in Marsch, um den Ki­nofilm „Operation Wal­küre – Das Stauffenberg-Attentat“ zu drehen. Kein geringerer als Superstar Tom Cruise spielte damals den Vorzeigemann des deutschen Widerstands, den Oberst Claus Schenk Graf von Staufenberg. Ge­gen solchen adeligen Glanz fällt der aus einem proletarischen Milieu stammende Georg Elser deutlich ab. Tom Cruise hätte sich mit Elser, der nur ein Einzeltäter war und keine noble Verschwörergruppe um sich versammelt hatte, nicht abgegeben.

So bleibt es deutschsprachigen Schauspielern vorbehalten, den hellsichtigen Mann zu verkörpern, der das Unheil früh kommen sah und der nicht erst bis zum Kriegsende mit einem Anschlag gewartet hatte. 1969 war Fritz Hollenbeck „Der Attentäter“, 20 Jahre später quälte sich der Österreicher Klaus Maria Brandauer als Elser im Münchener Bürgerbräukeller unter die Tischreihen, um dort eine Bombe zu platzieren (siehe Kasten rechts). 2015 ist es Christian Friedel, der in Oliver Hirschbiegels Film „Elser – Er hätte die Welt verändert“ einen viel authentischeren Elser spielt, einen, der in der württembergischen Provinz un­auffällig lebt, liebt, arbeitet − und heimlich Mordpläne schmiedet.

Hirschbiegels Film erzählt die Vor- und Nachgeschichte zum Brandauer-Film. Weitgegend ausgelassen sind die zentralen Szenen im Bürgerbräu, wo Hitler am 8. November 1939 eine Rede hielt und der Explosion durch die in einer Säule angebrachte Zeitzünder-Bombe nur entkam, weil er

13 Minuten zuvor den Saal verließ. Wegen schlechten Wetters musste er statt des Flugzeugs pünktlich den Zug nehmen. Dennoch starben acht Menschen in dem völlig verwüsteten Saal.

Der Film beginnt mit der Verhaftung Elsers an der Schweizer Grenze. So perfekt er das Attentat geplant hat, so dilettantisch war seine Flucht, bei der er sich durch sein Rotftront-Abzeichen am Re­vers – Elser war Sympathisant der linken Kämpfer, aber nie deren Mitglied – und Bombenmaterial unfreiwillig selbst verriet. In den folgenden Verhören wird in Rück­blenden glaubhaft erzählt, wie es der Schreiner und Uhrmacher be­werkstelligte, eine komplexe Bombe herzustellen, ohne dass andere Mitwisser beteiligt waren.

Hirschbiegel, der bereits 2004 mit seinem Film „Der Untergang“ über Hitlers letzte Tage im Berliner Führerbunker seine historische Kompetenz unter Beweis stellte, stützte sich bei seinem Film auf die erhaltenen Verhörprotokolle. Drehbuchautor Fred Breinersdorfer, der schon vor zehn Jahren die Vorlage zu dem Verhör-Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage schrieb“, setzte die polizeiliche Vernehmung in be­währter Manier um. Elser wird dabei von zwei Verhörspezialisten in die Mangel genommen. In den USA nennt man das „böser Cop, guter Cop“. Während Kripo-Chef Nebe auf sanfte Tour ein glaubwürdiges Geständnis herauspressen will, versucht es ein Gestapo-Mann mit Foltermethoden. Just dann, wenn es zu brutal wird, sorgen Rückblenden für idyllischen Kontrast. Elsers heimatliches Königsbronn wird in Bildern gemalt, die an einen Heimatfilm denken lassen. Auf diese Irritation folgt die Ernüchterung: Die letzten Szenen zeigen Elsers Hinrichtung wenige Tage vor Kriegsende im KZ Dachau. Harald Tews


Der Kohlrabi-Apostel spricht
Merkwürdige Typen − Künstler-Propheten in Frankfurt am Main

Der Kunstmaler Karl Wilhelm Diefenbach (1851–1913) verbrachte seine Hochzeitsnacht fernab der Angetrauten allein auf dem Hohenpeißenberg. Bei Tagesanbruch wurde ihm eine Offenbarung zuteil, die er in den Gemälden „Vision“ und „Der Prophet“ verarbeitete. Sie zeigen ihn zwischen wabernden Lichtnebeln, die sich zur Vision ei­ner an Christus er­innernden Gestalt formieren. Nach seiner Offenbarung betrachtete er sich als Nachfolger Christi, legte eine Kutte an und ließ die Haare sprießen. Er predigte freie Liebe, die segensreiche Wirkung nackter Sonnenbäder und vegetarischer Er­nährung. Es brachte ihm den Spottnamen „Kohlrabi-Apostel“ ein.

Diefenbach war der erste „Künstlerprophet“ Deutschlands. Er gilt als Identifikationsfigur für nachfolgende Propheten und die mit ihnen in Verbindung stehenden Künstler. Ihnen ist in der Frankfurter Schirn Kunsthalle eine Schau gewidmet, die über 400 Exponate umfasst.

Diefenbach gründete Kommunen am Stadtrand von München, Wien und auf Capri. Zu seinen prominentesten Jüngern gehörten der mit seinem Gemälde „Lichtgebet“ berühmt gewordene Hugo Höppener (1868–1948), dem „Meister Diefenbach“ den Namen „Fidus“ (der Treue) gab, und Frantisek Kupka (1871–1957), der Pionier der abstrakten Ma­lerei. Kupka war mit dem Wiener Kunstkritiker und ehemaligen Diefenbach-Jünger Arthur Roessler befreundet. Roessler wie­derum war der wichtigste Förderer von Egon Schiele (1890–1918), der das geheimnisvolle „Bildnis Arthur Roessler“ (1910) malte, als dieser gerade eine Vision zu haben scheint.

Auch Gusto Gräser (1879–1958), zollte Diefenbach mit dem Gemälde „Der Liebe Macht“ Tribut. Gräser war Wanderprophet und Mitbegründer der Ansiedlung auf dem Monte Veritá (Berg der Wahrheit). Bei Gräser ging die wohl skurrilste Gestalt der an merkwürdigen Typen reichen Schau in die Lehre: Der ehemalige Champagner-Händler Ludwig Christian Haeusser (1881–1927). Auf einem seiner Flugblätter aus den frühen 20er Jahren präsentiert er sich als Prophet mit Rauschebart, umgeben von der Aufschrift „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Weil er die Mutter seiner ehemaligen Verlobten um das Tafelsilber gebracht haben soll, landete er im Gefängnis. Von dort kandidierte er 1924 erfolglos für den Reichstag.

Der Besucher trifft auch auf Joseph Beuys. Auf dem Plakat „La rivoluzione siamo Noi − Die Revolution sind wir“ (1972) marschiert er in Lebensgröße auf uns zu − oder über uns hinweg. Die Fotovorlage wurde auf Capri aufgenommen, wo Diefenbach seine letzten Lebensjahre verbracht hatte. Beuys könnte dort von seinem „Vorgänger“ Kenntnis erlangt und sich mit dessen närrischen Vorstellungen vom Künstler als Wanderprediger iden­tifiziert haben. Veit-Mario Thiede

Bis 14. Juni in der Schirn Kunsthalle, Römerberg, Frankfurt am Main. Geöffnet Dienstag, Freitag und Sonntag 10 bis 19 Uhr, Mittwoch und Donnerstag bis 22 Uhr. Telefon (069) 2998820, Internet: www.schirn.de. Eintritt: 9 Euro. Das Begleitbuch aus dem Snoeck Verlag kostet in der Schirn 38 Euro, sonst 58 Euro.


Weg nach Budapest
Der »Ungarische Brahms« − Robert Volkmann

Am 6. April 1815 wurde Robert Volkmann in Lommatzsch bei Meißen als Sohn eines Kantors geboren. Er erhielt zeitig eine solide musikalische Ausbildung, da er den Beruf seines Vaters ergreifen sollte. Als dieser starb, musste er vom Gymnasium auf das Lehrerseminar wechseln.

1836 zog er in die damalige Weltmusikstadt Leipzig, traf Ro­bert Schumann und nahm Privatstunden beim Kantor der Nikolaischule. Volkmann musste sich als Klavier- und Gesangslehrer durchschlagen. Er ging über Prag und Budapest nach Wien und von dort zurück nach Bu­da­pest, wo er von 1841 bis zu seinem Tod im Jahr 1883 lebte. 1852 erregte er Aufmerksamkeit mit ei­nem Klaviertrio. Der Verlegerfreund Gustav Heckenast, der auch Herausgeber von Adalbert Stifters Erzählungen war, zahlte ihm für die Druckrechte seiner Werke ein regelmäßiges Einkommen.

1875 wurde Volkmann als Professor für Harmonielehre und Kontrapunkt an die von Franz Liszt geleitete, neugegründete Landesmusikschule berufen. Sei­ne schöpferische Zeit lag da schon ein Jahrzehnt zurück. Mit Johannes Brahms verband Volkmann eine innige Freundschaft. Der berühmte Kapellmeister Hans von Bülow hatte seine Mu­sik auch außerhalb Ungarns be­kannt gemacht. Eine Aufführung seiner ersten Sinfonie wurde in Moskau ein grandioser Triumph. Seine Streicherserenaden regten Peter Tschaikowski an, selbst eine solche zu komponieren.

Inzwischen la­gen die meisten seiner Werke auf Tonträger vor. Während an seiner jahrzehntelangen Wirkungsstätte Bu­dapest weder durch das Philharmonische Or­chester noch an der erst 2013 feierlich wiedereröffneten Liszt-Akademie die Mu­sik des als „Un­garischer Brahms“ be­zeichneten Volkmann erklingen wird, gibt es in Sachsen gleich drei Konzerte zum Jubiläum: Zum 200. Geburtstag musizieren die Chursächsischen Streichersolisten Ostermontag in Bad Elster an der Elbe. Im Schloss Großenhain findet am 11. April ein Trio-Konzert statt, und am 22. April spielt das Philharmonische Kammerorchester Dresden beide Streicher­serenaden. Sebastian Hennig


Elser wird gesellschaftsfähig

Nach dem Zweiten Weltkrieg galt erst einmal die Kollektivschuldthese. Alle Deutsche waren böse. In diesem Klima gediehen die Entnazifizierungspläne sowie der Morgenthau-Plan des gleichnamigen US-amerikanischen Finanzministers, der Deutschland in einen Agrarstaat zurückverwandeln wollte. Doch dann kam der kalte Krieg und die Westmächte mit den Vereinigten Staaten an der Spitz hatten einen neuen Feind: die Sowjetunion.

Bei der Wahl seiner Verbündeten war der Westen nicht wählerisch. Nun sollten auch die Deutschen im eigenen Machtbereich mobilisiert werden. Doch wie sollte der Westen mit der Bundesrepublik verbündet sein, wo die Deutschen doch die Bösen sind? Es mussten also gute Deutsche her, in deren Tradition die junge Bun­desrepublik gestellt werden konnte. Diese guten Deutschen mussten natürlich Antikommunisten sein, und da man an der Un­terstützung durch westdeutsches Militär interessiert war, bot sich der nationalkonservative militärische Widerstand gegen Adolf Hitler an. Dass dieser Widerstand weniger eine Rückkehr zur Weimarer Demokatie denn zu vordemokratischen Zuständen wünschte, war da sekundär.

Dann kam die Entspannungspolitik. In der Bundesrepublik begannen die 68er ihren Marsch durch die Institutionen, die SPD wurde 1966 Regierungs-, 1969 gar Kanzlerpartei. Nun wurde das Spektrum der geehrten Widerstandskämpfer zunehmend nach links erweitert.

Im Jahr der Regierungsübernahme der sozialliberalen Koalition entstand im Auftrag des Süddeutschen Rundfunks und auf der Basis ein halbes Jahrzehnt zuvor entdeckter Verhörprotokolle das von Zeitzeugenaussagen unterbrochene Dokumentarspiel „Der Attentäter“. Mit nachgestellten Verhörszenen und diversen Rückblenden wird Elsers Vorbereitung seines Bombenanschlags geschildert. Für Buch und Regie erhielten Hans Gottschalk und Rainer Erler 1970 den Adolf-Grimme-Preis.

Der erste Spielfilm zu dem Thema entstand im Jahr des Mauerfalls mit „Georg Elser – Einer aus Deutschland“. Sowohl die Regie als auch die Titelrolle übernahm Klaus Maria Brandauer. Im Fokus steht die Vorbereitung der Tat. Großen Raum nehmen eine Bürgerbräukeller-Kellnerin, in die Elser sich verliebt und ein SS-Mann, der ihm auf die Schliche kommt, ein. Man mag das für eine spannende Bereicherung halten, authentisch ist jedenfalls keine der beiden Figuren. Überhaupt ist in dieser Verfilmung manches erfunden. Das ist umso bedauerlicher, als die Fakten spannend genug sind. Insofern lässt das vielgeehrte Brandauer-Werk durchaus Platz für den neuen Spielfilm, der sich wieder mehr an die Verhörprotokolle hält, aber über „Der Attentäter“ insoweit hinausgeht, als er sich um eine ausführlichere Antwort auf die Frage bemüht, wie ein so friedfertiger Mensch wie Georg Elser zu einem derart hoch motivierten Attentäter werden konnte. Manuel Ruoff


MELDUNGEN

Eine Karajan für Salzburg

Salzburg − Ostermontag enden die Osterfestspiele mit der Doppel­aufführung der veristischen Opern „Cavalleria rusticana“ von Mas­cagni und „Pagliacci“ von Leoncavallo. Der künstlerische Leiter Christian Thielemann leitet die Sächsische Staatskapelle Dresden. Am 4. und 5. April spielt das Orchester auch Werke von Tschaikowskij und Schostakowitsch. Isabel Karajan, die Tochter des Dirigenten Herbert von Karajan, kehrt 2015 zu jenem Festival zurück, das ihr Vater 1967 ge­gründet hat. Die Schauspielerin präsentiert das Kammermusikprojekt „Fräulein Tod trifft Herrn Schostakowitsch“ (5. April). Karten unter Te­lefon (0043) 6628045-361, Infos: www.osterfestspiele-salzburg.at tws

 

Schlesische Puppenmutter

München − Ostersonnabend zeigt die ARD um 20.15 Uhr die Geschichte der als Puppenmutter berühmt gewordenen Käthe Kruse. 1883 als Katharina Simon in Breslau geboren, gründete sie in Bad Kösen nahe Weimar ihre Puppen-Manufaktur. Sie gilt als eine der beeindruckendsten Frauen des 20. Jahrhunderts. 1963 starb sie mit 85 Jahren in Murnau am Staffelsee. So ist der Film wie ein gerade rechtzeitig zum Fest ins Nest gelegtes Osterei. Mose


S. 10 Geschichte

Ungewollter Ersatz für Sachsen
Vor 200 Jahren nahm Preußen als Folge Metternichscher Politik die Rheinprovinz und Westfalen in Besitz

Stärker noch als von der Restauration war die Neuordnung Europas nach den napoleonischen Kriegen von dem Streben nach einem kontinentalen Gleichgewicht geprägt. Auf dem Wiener Kongress vor 200 Jahren waren es vor allem der Brite Castlereagh und der Österreicher Metternich, die dieses Prinzip durchzusetzen versuchten.

Der britische Delegationsleiter und Außenminister Robert Stewart, 2. Marquess of Londonderry und Viscount Castlereagh wollte verhindern, dass abermals eine Macht auf dem Kontinent so stark werden konnte, dass sie die britische Seeherrschaft in Frage stellen konnte. Auch der österreichische Kongress­präsident und Staatskanzler Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Fürst von Metternich-Winneburg zu Beilstein wollte keinen zweiten Napoleon erleben. Das Habsburgerreich, dessen Regierungschef er war, hatte den Höhepunkt seiner Macht überschritten. Als Vielvölkerstaat war es im Zeitalter des Nationalismus gefährdet, geradezu anachronistisch. An eine eigene österreichische Hegemonie war nicht zu denken. Und dass Österreich ein weiteres Mal Opfer einer fremden Hegemonie wurde, wollte er auch nicht.

Metternichs Gegenspieler auf dem Kongress war dabei vor allem der russische Zar Alexander I. Das lag zum einen daran, dass Metternich reaktionär und Alexander zumindest stellenweise liberal war. Es lag zum anderen an der von Alexander regierten Großmacht. Nach der Niederlage des napoleonischen Frankreich war Russland zur bedeutendsten Macht des Kontinents aufgestiegen. Von Russland war die Befreiung Europas ausgegangen und bei der Verfolgung Napoleons waren russische Truppen von Moskau bis Paris einmal durch Europa marschiert.

Der russische Zar und der preußische König waren sich einig, dass der Sachse Friedrich August I., der bis zu seiner Gefangennahme nach der Völkerschlacht bei Leipzig zu Napoleon gehalten hatte, die Rechte auf sein Königreich Sachsen und sein 1807 aus vormals preußischem Territorium gebildetes Herzogtum Warschau verloren habe. Der Russe und der Preuße gingen ferner darin konform, dass ersterer das Herzogtum Warschau und letzterer das Königreich Sachsen erhalten solle.

Da Preußen als die kleinste und schwächste der fünf Großmächte galt, stand Castereagh als Gleichgewichtspolitiker der Idee einer Vergrößerung Preußens um Sachsen durchaus positiv gegenüber. Die österreichischen Militärs waren entsetzt. Sachsen hatte sich als Verbündeter gegen Preußen mehrfach bewehrt und die Idee einer Verlängerung der Grenze zu dem aufstrebenden Preußen um die bisherige Grenze zu Sachsen erfüllte sie mit Sorge. Doch Metternich setzte andere Prioritäten. In seinen Augen war ein russischer Machtgewinn gefährlicher als ein preußischer. Er war deshalb bereit, den gemeinsamen Nachbarn Sachsen Preußen zu überlassen, sofern denn Preußen ihn darin unterstützte, Russland das Herzogtum Warschau zu verwehren. Metternich gelang es, Castlereagh für diese Linie zu gewinnen.

Preußens Staatskanzler Karl August Freiherr von Hardenberg war zur Erfüllung dieser Bedingung bereit. Russland stand nun in der Polenfrage der geschlossenen Front der anderen Großmächte der antinapoleonischen Koalition gegenüber. In dieser Situation griff der Zar selber ein. Auf einer Vergnügungsfahrt mit den anderen in Wien weilenden Großmachtherrschern nach Ofen versuchte er, diese für sich und seine Politik zu gewinnen. Österreichs Kaiser Franz I. wollte von Politik nichts wissen und verwies auf seinen Kanzler Metternich. Doch bei seinem Freund Fried­rich Wilhelm III. war der Herrscher aller Reußen erfolgreich. Der Preußenkönig verdonnerte seinen Staatskanzler Hardenberg im Beisein des Zaren zu einer russlandfreundlichen Politik. Dieser muss­te nolens volens gehorchen. Von Preußen nun unterstützt, gelang es dem Zaren, das von seinen Truppen bereits besetzte Herzogtum Warschau größtenteils seinem Herrschaftsbereich einzuverleiben.

Für seinen Seitenwechsel sollte Preußen bezahlen. Metternich und Castlereagh stellten sich nun in der sächsischen Frage quer. Der Mittsechziger Hardenberg, der seine besten Tage hinter sich hatte, war durch diesen Widerstand überfordert und verlor die Nerven. Er drohte mit Krieg. Das entsetzte insbesondere den grundsätzlich doch preußenfreundlichen Castlereagh. Das Ergebnis war eine österreichisch-britische Defensiv­allianz, in der Frankreich der dritte im Bunde war. Gegen den geballten Widerstand dieser drei Großmächte konnte die in Preußen bereits zu Zeiten Fried­richs des Großen erträumte Annexion Sachsens nicht realisiert werden. Preußen musste sich mit gut 57 Prozent des Territoriums und gut 42 Prozent der Bevölkerung Sachsens zufrieden geben, der späteren preußischen Provinz Sachsen. Kernsachsen blieb jedoch als eigenständiges Königreich den Wettinern erhalten.

Der Leiter der französischen Kongressdelegation, der Außenminister Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, frohlockte. Die antinapolenische Allianz war an der sächsischen Frage zerbrochen und Frankreich nun mit Großbritannien und Österreich verbündet. Talleyrand rechtfertigte seine Positionierung in der sächsischen Frage damit, dass der sächsische König mit dem französischen verwandt und Preußen frankreichfeindlich sei. Immerhin hatte Napoleon keine Großmacht derart schlecht behandelt wie Preußen. Talleyrands Kritiker hielten dem entgegen, dass Preußen als Entschädigung für die entgangene Annexion Sachsens nun an Frankreichs Grenze großzügig entschädigt wurde.

An diesem Vorwurf war etwas dran. Preußen war Siegermacht, hatte auf die Rückgabe des größten Teils der im Frieden von Tilsit verlorenen polnischen Gebiete verzichtet und hatte auf die Annex­ion Sachsens verzichten müssen. Metternich sorgte dafür, dass die Ostmacht am Rhein entschädigt wurde. Der österreichische Staatskanzler hatte die Erfahrung vor Augen, dass Preußen und Bayern, um mehr Unabhängigkeit von der habsburgisch dominierten Zentralgewalt zu gewinnen, des Öfteren gemeinsame Sache mit Frankreich gegen Kaiser und Reich gemacht hatten. Und er wusste, dass in Frankreich der Rhein als natürliche Grenze beansprucht wurde, die links des Rheins gelegenen Teile Deutschlands also durch den französischen Expansionsdrang besonders gefährdet waren. Hieraus zog der schlaue Kopf die Konsequenz, dass er dafür sorgte, dass Preußen und Bayern an der Grenze zu Frankreich liegende linksrheinische Gebiete erhielten, auf dass sie sich fürderhin aus ureigenstem Interesse an der Eindämmung des französischen Expansionsdranges beteiligten. Und einen zweiten Vorteil versprach sich Metternich von diesem preußischen Territorialgewinn. Entsprechend dem Ideal des arrondierten Territoriums ohne Exklaven und Enklaven durfte er hoffen, dass Preußen fortan versuchen würde, eine Landbrücke zwischen seinem Kernland und den Erwerbungen im Westen zu schlagen und die Klein- und Mittelstaaten dazwischen dadurch in Österreichs Arme trieb. So bescherte der Wiener Kongress Preußen statt Sachsen die späteren preußischen Provinzen Rheinprovinz und Westfalen.

Durch seine Westverschiebung wuchs Preußen in Deutschland hinein. Die Entwicklung zu einem Staat mit durchgehend deutscher Bevölkerung sowie die Übernahme der „Wacht am Rhein“ ließen Preußen noch mehr zum Hoffnungsträger in der deutschen Nationalbewegung werden, als es dieses während der Befreiungskriege schon geworden war. Schließlich erhielt Preußen mit seinen von Metternich zugeschanzten Besitzungen am Rhein auch noch das Ruhrgebiet und damit einen für den weiteren Verlauf der Geschichte nicht zu unterschätzenden wirtschaftlichen Vorteil im Machtkampf mit Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland, der in der Bis­marckä­ra schließlich eine gewaltsame Entscheidung fand. Österreich wurde aus Deutschland ausgeschlossen und der Rest unter Berlins Führung geeint – eine kleindeutsche Lösung der deutschen Frage, die auch heute das Land (wieder) prägt. Manuel Ruoff


Herzog Albrecht holte ihn an seine Haupstadtuni
Ambrosius Lobwasser lehrte als Professor Rechtswissenschaften an der Abertina und stand fünfmal als Rektor an deren Spitze

Ambrosius Lobwasser aus dem Erzgebirge ist als Humanist, Jurist, Universitätsrektor und Dichter überliefert. Als sein literarisches Hauptwerk gilt seine Verdeutschung des Hugenottenpsalters. Dieses Werk diente den deutschen Protestanten über Jahrhunderte als maßgebliches Gesangbuch, fand auch in Johann Wolfgang von Goethes „Wanderjahren“ Berücksichtigung und erlebte bisher über 100 Auflagen. Daraus ergibt sich seine anhaltende Bedeutung. Wann immer die Geschichte des protestantischen Kirchenliedes thematisiert wird, fällt auch der Name des Juraprofessors aus Königsberg.

Lobwasser wurde am 4. April 1515 in Schneeberg im Erzgebirge geboren, das damals ein Zentrum des Silberbergbaus war. Sein Vater fungierte als Steiger, Vorsteher der Knappschaft des Silberbergwerks sowie Berggeschworener und gehörte zum wohlhabenden Bürgertum der aufstrebenden Bergstadt. Sohn Ambrosius, der noch zwei Brüder besaß, die ebenfalls Karriere machten, hatte zunächst unbeschadet der Umbrüche während der Reformationszeit eine unbeschwerte Kindheit in Schneeberg, ehe er 1528 im Gefolge seines älteren Bruders Paul nach Leipzig wechselte, wo er an der Universität bis zum Magisterabschluss studierte. Im Unterschied zum Bruder Paul, der sofort die Juristen-Laufbahn eingeschlagen hatte und in Leipzig bald als Professor der Rechte lehrte, interessierte sich Ambrosius Lobwasser zuerst vorrangig für alte Sprachen, den Humanismus, Philosophie und Literatur. Das trug ihm 1538 an der Artistenfakultät der Leipziger Universität ein Lehramt ein. Nachdem seine gesamte Familie schon lange vorher den lutherischen Glauben angenommen hatte, wechselte Ambrosius Lobwasser erst 1538 zum Luthertum. Der humanistische Gelehrte, der inzwischen auch selbst dichtete, wurde 1542 Professor und zum Dekan seiner Fakultät berufen.

Doch seine eigene Familie und das Beispiel des Bruders verdeutlichten ihm, dass er als Bürgerlicher im Juristenfach bessere Laufbahnmöglichkeiten besaß. Deshalb ging er 1549 für fünf Jahre zum Studium der Rechtswissenschaften nach Westeuropa. Lobwasser studierte in Löwen, Paris sowie Bourges, fungierte zwischendurch als Hofmeister, lernte hautnah das Glaubensleben der Reformierten kennen und erschloss sich dank seiner Sprachkenntnisse recht umfangreich die französische Literatur bis hin zum Hugenottenpsalter. Wohl auf Empfehlung seines Bruders trat er nach seiner Heimkehr zunächst als Kanzler in den Dienst des Burggrafen von Meißen. Lobwasser profilierte sich als Jurist, erwarb bei einem Aufenthalt an der europaweit führenden Universität von Bologna den Grad eines Dr. jur. und wurde dann von Joachim Camerarius dem Herzog Albrecht von Preußen empfohlen.

Der dichtende Jurist erhielt eine Rechtsprofessur an der Königsberger Universität, fungierte zudem fünfmal als Rektor und ab 1566 als Beisitzer am Hofgericht. Er war klug genug, sich aus den ständigen religiösen Querelen in Preußen herauszuhalten. Parallel zu seinen Königsberger Ämtern widmete er sich, wann immer die Zeit dafür war, der Schriftstellerei, wobei Gedichte und Epigramme im Mittelpunkt standen. 1573 veröffentlichte er nach akribischer Vorarbeit seine Verdeutschung des Hugenottenpsalters unter dem Titel „Der Psalter des königlichen Propheten David, in deutsche reymen verstendiglich und deutlich gebracht“. Das Werk beeindruckt durch formgetreue Übersetzung, die der Singweise angepasst ist, sowie durch Verständlichkeit im Ausdruck und gilt bis heute als sein Hauptwerk. Dazu erschienen aus seiner Feder 1576 die Übersetzung eines Dramas des schottischen Neulateiners George Buchanan zur Enthauptung von Johannes dem Täufer und das Werk „Bewerte Hymni Patrum“, das Hymnen des Mittelalters bis hin zu eigenen Schöpfungen enthält. Während er als Universitätslehrer in lateinischer Sprache agierte, bevorzugte er als Dichter eine volkstümliche deutsche Sprache. Das schlug sich auch in seinem Erbauungsbuch von 1584 und in seinen „Deutschen Epigrammata“ nieder, die erst postum 1611 veröffentlicht wurden. Darin wird in verständlicher Sprache der sittlich-religiöse Zustand aller Bevölkerungsgruppen analysiert. Darüber verstarb Lobwasser in Königsberg am 27. November 1585.

Martin Stolzenau


S. 11 Preussen

Nach der Kapitulation ging das Sterben erst los
Von den anfänglich 130000 Zivilisten in Königsberg überlebten nur 15000 bis 20000 die Sowjetherrschaft

Am 9. April 1945 eroberte die Rote Armee Königsberg. Dabei wurde die ostpreußische Hauptstadt noch weiter zerstört, nachdem schon die britischen Luftangriffe vom August 1944 unermessliche Schäden angerichtet hatten. Außerdem fanden rund 110000 Königsberger den Tod.

Im Zuge ihrer Großoffensive zu Beginn des Jahres 1945 versuchten Josef Stalins Truppen nicht zuletzt auch, Königsberg einzukesseln. Und tatsächlich konnten die Sturmabteilungen der 3. Weißrussischen Front fast alle Landverbindungen der Stadt am Pregel unterbrechen. Am 30. Januar existierte lediglich noch eine schmale Gasse in Richtung des Verteidigungsraumes der 4. Armee bei Heiligenbeil, die von der Panzergrenadierdivision „Großdeutschland“ unter Generalmajor Karl Lorenz (1904–1964) freigehalten wurde. Außerdem lag Königsberg seit dem 26. Januar unter sowjetischem Beschuss.

In dieser Situation ernannte Adolf Hitler einen Festungskommandanten, wobei seine Wahl auf den General der Infanterie Otto Lasch (1893–1971) fiel, der bisher als Befehlshaber des Wehrkreises I (Königsberg) fungiert hatte. Der Träger des Eichenlaubs zum Ritterkreuz gebot damit über rund 135000 Soldaten und reichlich 100 Panzer – sah sich aber mit einem mehr als übermächtigen Gegner konfrontiert. Deshalb erinnert Laschs erster Tagesbefehl an die Verteidiger der ostpreußischen Hauptstadt dann auch an die Worte der antiken Gedenkinschrift für die spartanischen Krieger, die 480 vor Christi Geburt in der Schlacht bei den Thermophylen starben. Alle sollten kämpfen, „wie es das Vaterland von uns verlangt; dann haben wir die Gewissheit, dass wir etwas erkämpfen, wenn nicht unser Leben, so doch unsere Ehre.“

Allerdings griffen die Russen zunächst nicht an, weil sie erst noch die 4. Armee unter General der Infanterie Friedrich-Wilhelm Müller (1897–1947) vernichten wollten, die nach wie vor südwestlich von Königsberg stand – und das machte die Heranführung von Verstärkungen nötig. Deshalb konnte die Armeeabteilung Samland unter General der Infanterie Hans Gollnick (1892–1970) im Verein mit der 5. Panzer- und der 1. Infanteriedivison am 19. Februar einen weiteren Korridor in Richtung Pillau öffnen, der bis zum 6. April offenblieb und zahlreichen Zivilisten die Flucht aus Königsberg ermöglichte. Deren Evakuierung erschien nun umso dringlicher, als durch das Massaker von Metgethen offenkundig geworden war, dass die rote Soldateska weiterhin auch Frauen und Kinder hinmetzelte.

Die Großoffensive der 2. und 3. Weißrussischen Front gegen die Stellungen der 4. deutschen Armee bei Heiligenbeil begann am 13. März, womit eine der beiden Landverbindungen nach Königsberg wegfiel. Dem folgte am 6. April 1945 der lange erwartete Angriff auf die ostpreußische Hauptstadt. Hierfür bot Stalin vier Armeen mit rund 250000 Soldaten auf, die über fünfmal mehr Panzer und 15-mal mehr Flugzeuge verfügten als die Verteidiger.

Bereits am ersten Tag der Schlacht stieß die 39. Armee unter Generalleutnant Iwan Ljudnikow bis zum Frischen Haff vor; hierdurch war Königsberg nun komplett eingekesselt. Einen Tag später drangen die Vorhuten der 43. Armee von Generaloberst Afanassi Beloborodow (1903–1990) in die brennende Stadt ein. Daraufhin beantragte Lasch einen Ausbruch unter Mitführung der restlichen Zivilbevölkerung, der jedoch abgelehnt wurde. Am 8. April forderten die Sowjets die Deutschen zur Kapitulation auf. Aber noch wollte Lasch nicht aufgeben und versuchte in der folgenden Nacht mit Unterstützung der 561. Volksgrenadierdivision und der 5. Panzerdivision, den Belagerungsring zu durchstoßen. Der Versuch misslang, der Führer der Unternehmens, Generalmajor Erich Sudau (1898–1945), fiel.

Ebenso scheiterte am Morgen des 9. April ein weiterer Versuch, nach Westen zu gelangen, am Widerstand der 43. Armee, wonach dann die 11. sowjetische Gardearmee unter Generaloberst Kuzma Galitski von Süden her ins Stadtzentrum vorrückte. Daraufhin entschied sich Lasch am Abend des 9. April 1945 zur Kapitulation, weil seine Truppen nur noch den Nordteil der Innenstadt kontrollierten; außerdem verfügten sie über keinerlei schwere Waffen mehr und litten unter Munitionsmangel. Zu diesem Zeitpunkt waren rund 42000 deutsche Soldaten gefallen, weitere 92000 gingen nun in Kriegsgefangenschaft, darunter auch der Festungskommandant, was Hitler derart erboste, dass er Lasch in Abwesenheit zum Tode verurteilen ließ. Darüber hinaus wurde über die Familie des Generals, dem man „Feigheit vor dem Feind“ vorwarf, „Sippenhaft“ verhängt.

Nach der Kapitulation begann die Herrschaft der sowjetischen „Militärkommandantur der Stadt und Festung Königsberg“. An deren Spitze stand Generalmajor Michail Smirnow, dem am 5. Juli 1945 Generalmajor Michail Pronin folgte.

Beloborodow, Galitski, Smirnow und Pronin sind somit die Hauptverantwortlichen für die zahlreichen Verbrechen an der Zivilbevölkerung, die sich nach der Kapitulation ereigneten – beginnend mit der Plünderung der Stadt vom 10. bis zum 12. April 1945. Nach Schilderungen von Augenzeugen wie dem Chirurgen Hans Graf von Lehndorff (1910–1987), der am Zentralkrankenhaus von Königsberg Dienst tat, haben die Rotarmisten dabei in ganz ähnlicher Weise gehaust, wie man es heute von den Mörderbanden des Islamischen Staates kennt – einschließlich der Enthauptungen und anderer Gräueltaten.

Während der Racheorgie der Sieger sowie den anschließend veranstalteten sinn- und planlosen Todesmärschen quer durch das Samland starben schätzungsweise 50000 Menschen. Weitere Opfer gab es infolge der permanenten Typhus-, Ruhr- und Malaria-Epidemien sowie des allgegenwärtigen Hungers. Nirgendwo im besetzten Deutschland sind die Menschen schlechter versorgt worden als in Königsberg. Aufgrund dessen waren von den 130000 Zivilisten, die sich am 6. April 1945 in der Stadt befunden hatten, nur noch 15000 bis 20000 am Leben, als die Sowjetbehörden im April 1947 mit der Deportation der restlichen Deutschen begannen, die dann 1948 ihren Abschluss fand.

Zu diesem Zeitpunkt war Königsberg bereits in „Kaliningrad“ umbenannt worden. Die Umbenennung erfolgte am 4. Juli 1946 nach dem Tode des formellem sowjetischen Staatsoberhauptes Michail Kalinin (1875–1946). Zuvor waren die Stadt und deren Umfeld am 7. April 1946 der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik und damit der UdSSR zugeschlagen worden.

Wolfgang Kaufmann


Der Nationalismus rettete ihm das Leben
Vor 150 Jahren kam der Geograph und Meteorologe Otto Baschin in Berlin zur Welt

Der Berliner Otto Baschin, dessen Geburtstag sich jetzt zum 150. Mal jährt, war einer der bedeutendsten preußischen Meteorologen und Geographen zur Zeit des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert. Er betätigte sich unter anderem als Ballonfahrer und Polarforscher.

Otto Baschin wurde am 7. April 1865 in eine gutbürgerliche Berliner Kaufmannsfamilie hineingeboren. Nach dem Besuch des Sophien-Realgymnasiums wollte er den Beruf des Apothekers erlernen, musste die Ausbildung aber wegen gesundheitlicher Probleme abbrechen. Dem folgte ab 1885 das Studium der Physik, Chemie, Meteorologie und Geographie an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Dabei besuchte Baschin auch die Vorlesungen des Zentralasienforschers Ferdinand von Richthofen (1833–1905) und des Meteorologen Wilhelm von Bezold (1837–1907). Später lockte ihn vor allem die Erforschung der Arktis. Deshalb nahm er 1891 auf eigene Kosten an Erich von Drygalskis (1865–1949) Vorbereitungsfahrt für die große Grönland-Expedition der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin teil, die 1892/93 stattfinden sollte. Und im Winter darauf reiste er in Gesellschaft des Astronomen Martin Brendel (1862–1939) nach Bossekop am Altafjord im nördlichsten Teil Norwegens. Dort, auf über 70. Grad nördlicher Breite, gelang es den beiden am 1. Februar 1892, erstmals Fotografien von Polarlichtern anzufertigen.

Danach erhielt Baschin eine Anstellung als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Königlich-Preußischen Meteorologischen Institut in Berlin. Dort befasste er sich mit der Luftelektrizität in der Atmosphäre. Dabei kam ihm der Umstand zugute, dass der 1881 gegründete Deutsche Verein zur Förderung der Luftschifffahrt gerade mit einer spektakulären Serie von wissenschaftlichen Ballonfahrten begann, deren Zweck darin bestand, die oberen Schichten der Lufthülle zu erforschen. Möglich wurde dies, weil Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) aufgrund einer Immediateingabe von Kapazitäten wie Bezold und Werner von Siemens (1816–1892) beziehungsweise Hermann von Helmholtz (1821–1894) 50000 Mark aus seinem „Allerhöchsten Dispositionsfonds“ zur Verfügung gestellt hatte, mit denen die Anschaffung und der Betrieb des Ballons „Humboldt“ finanziert werden konnten.

An Bord dieses Gefährtes unternahm dann auch Baschin seine erste Ballonreise. In Begleitung des preußischen Militärluftschiffers und Premierleutnants Hans Groß (1860–1924) und des Meteorologen Arthur Berson (1859–1942) schwebte er am 19. April 1893 auf der siebenstündigen Fahrt von Berlin nach Preschen bei Muskau in der Niederlausitz, wobei eine Höhe von 4565 Metern erreicht wurde. Nur eine Woche später verbrannte die „Humboldt“ bei der Landung nahe dem Kloster Heinrichau bei Münsterberg in Schlesien. Der Kaiser stellte jedoch weitere 32000 Mark zur Verfügung, um den Bau eines Nachfolgemodells, nämlich des „Phönix“, zu finanzieren. Mit diesem 2630 Kubikmeter fassenden Wasserstoffballon aus gummierter Baumwolle, der speziell für die wissenschaftliche Luftfahrt konzipiert war, konnten zwischen dem 14. Juli 1893 und dem 4. Dezember 1894 23 Aufstiege unternommen werden, wobei Berson bei der allerletzten Fahrt bis auf die absolute Weltrekordhöhe von 9155 Metern über Normalnull gelangte. Dazu kamen weitere Unternehmungen mit den Ballons „M.W.“, „Falke“, „Sperber“, „Sportpark Friedenau“, „Herder“, „Majestic“, „Excelsior“, „Bussard“ und „Posen“.

Baschin selbst nahm an vier Fahrten der „Phönix“ teil, bei denen er unter anderem das vertikale Potenzialgefälle der Luftelektrizität maß. Dann waren die zur Verfügung gestellten Mittel erschöpft – allerdings spendete der Kaiser noch einmal 20400 Mark für die Publikation sämtlicher Forschungsergebnisse der 94 bemannten und unbemannten Ballonaufstiege. Diese erfolgte in Form des dreibändigen Werkes „Wissenschaftliche Luftfahrten“, zu dem auch Baschin einige Artikel beisteuerte.

Weil der Berliner sowohl über Kenntnisse hinsichtlich der Verhältnisse in der Arktis als auch über Erfahrungen als Ballonfahrer verfügte, entspann sich ab 1895 eine Zusammenarbeit mit dem schwedischen Ingenieur Salomon August Andrée (1854–1897). Der verfolgte das Ziel, mit dem Ballon „Örnen“ von Spitzbergen aus über den Nordpol bis zur Beringstraße und weiter nach Alaska, Kanada oder Sibirien zu fliegen – ein tollkühnes Unternehmen, das bis dahin noch niemand gewagt hatte und die bestmögliche Ausrüstung und Planung erforderte. Deshalb unterstützte Baschin Andrée mit diversen praktischen Ratschlägen und bot dann auch seine Teilnahme an der Expedition an. Doch Andrée wollte eine rein schwedische Mannschaft, weshalb die „Örnen“ am 11. Juli 1897 ohne den Deutschen aufstieg. Wie sich bald erweisen sollte, rettete diese nationalistisch motivierte Entscheidung Baschin das Leben. Der Ballon ging aufgrund diverser Konstruktionsmängel bereits nach einer Flugzeit von nur 66 Stunden nordwestlich von Franz-Josef-Land auf dem Eis nieder, woraufhin Andrée und seine beiden Begleiter Knut Frænkel (1870–1897) und Nils Strindberg (1872–1897) versuchten, per Fußmarsch den Rückweg anzutreten. Dabei starben sie dann im Oktober 1897 nach Erreichen der Insel Kvitøya – vermutlich an einer Trichineninfektion infolge des Verzehrs von Eisbärenfleisch.

Im Anschluss an die Abfuhr durch Andrée konzentrierte sich Baschin auf die Herausgabe der „Bibliotheca Geographica“, einer vollständigen Jahresbibliographie sämtlicher Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Geographie, die im Auftrag der Gesellschaft für Erdkunde erschien. Baschin hatte diese Aufgabe von Ferdinand von Richthofen übertragen bekommen und erlangte mit den ersten 19 Bänden der Reihe höchste internationale Anerkennung. Parallel dazu bekleidete er ab 1899 die Funktion des Kustos des Geographischen Instituts der Berliner Universität. Dem folgte 1903 die Berufung zum Professor für Erdkunde. Darüber hinaus wurde Baschin 1917 wegen seiner Verdienste zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Als Lehrstuhlinhaber befasste er sich bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1930 mit der Morphologie der Erdoberfläche in den Polargebieten und dem jahreszeitlichen Luftaustausch zwischen den Hemisphären.

Otto Baschin starb am 4. September 1933 in Berlin. W.K.


S. 12 Leserforum

Leserforum

Weltfremde Richter

Zu: Das Fundament attackiert (Nr. 12)

Kein Land der Welt lässt sich von Gerichten beziehungsweise von einem Bundesverfassungsgericht regieren, außer Deutschland. Und das, obwohl die Zahl der Fehlurteile jährlich hoch genug liegt bei allen deutschen Gerichten: etwa bei 200000. Betrachten wir nur zwei jüngste Urteile. So meldete die Presse am 4. November 2014, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dem Bundesverfassungsgericht vorgeworfen habe, es trage mit seinem Urteil von 2012 (Erhöhung der Asylbewerber-Leistungen auf zirka 366 Euro) die Schuld an der unglaublichen Zunahme der monatlichen Asylbewerberzahlen von 770 auf 6977.

Und nun wirft der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach – und natürlich die PAZ – zu Recht dem Gericht vor, mit dem „Kopftuch-Urteil“ die Integrationsgräben zwischen muslimischen und nichtmuslimischen Schülern noch zu erhöhen. Solche gesellschaftlichen Verwerfungen entstehen, wenn von einer Regierung zugelassen wird, dass sechs Damen und Herren in wichtigtuerisch aussehenden roten Roben, die zudem ziemlich weltfremd sind, für „klüger und weitsichtiger“ gehalten werden als die über 550 Abgeordneten im Deutschen Bun­destag, darunter sind viele lebensnahe Juristen.

Und die Wählerinnen und Wähler solcher Abgeordneten gewinnen den Eindruck, dass nicht die von ihnen Gewählten, sondern die von ihnen nicht-gewählten Robenträger die Politik vorgeben. Eine Katastrophe! Deshalb ist, was der TV-Sender „Arte“ am 19. März meldete, dass das italienische Parlament ein Gesetz verabschiedet habe, das es künftig gestatte, Richter wegen grober, andere schädigende Fehler, zu verklagen, voll zu begrüßen. Und ja: Die Sprüche von Gerichten − und eben auch des Bundesverfassungsgerichtes – in politisch-gesellschaftlichen Angelegenheiten dürften nur empfehlenden Cha­rakter besitzen.

Peter Hartwig, Berlin

 

 

Rein in die Kartoffeln

Zu: Mit der Kartoffel wider die Kleine Eiszeit (Nr. 11)

Ihr Beitrag über den Kartoffelanbau in Preußen durch Friedrich den Großen in der kleinen Eiszeit hat mich bewegt. Für den Sandboden Hinterpommerns mussten spezielle Sorten gezüchtet werden. Meinem Großvater, Hermann Linau, gelangen große Erfolge mit den Sorten Parnassia und Deodara. Man züchtete damals nur nach den Mendelschen Gesetzen. Dazu brauchte man große Versuchsfelder, und die überließ der Freiherr von Kameke meinem Großvater. Opa Lienau konnte sich auf diese Weise ein Gut kaufen, „Augustenhof“, mit See und Wald, wo ich als Kind oft Urlaub verbrachte – eine wunderschöne Welt.

Doch die brach zusammen mit dem Kriegsende 1945, das mein Großvater nicht mehr erleben musste. Das Herrenhaus wurde bombardiert, sowjetische Flugzeuge schossen in den Flüchtlingstreck. Den alten Herrn von Kameke schlugen sie tot. Seiner Frau übergaben sie zum Hohn das blutige Hemd. Er war jüdisch und deutscher Patriot. Das NS-Regime hatte ihn völlig verschont und „arisiert“. Seine arische Frau starb wenig später. Diese Welt brach grausam zusammen, die begonnen hatte mit in dem innig dargestellten Bemühen des großen Königs.

Karl-Hermann Dittmar, Bad Arolsen

 

 

Ärgerliches Tuch

Zu: Das Fundament attackiert (Nr. 12) und: „Eine Katastrophe“ (Nr. 12)

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts liegt auf der Linie der Kanzlerin: „Der Islam gehört zu Deutschland.“ Muslimische Lehrerinnen können nun ihre „selbstbestimmte“ Islamzugehörigkeit auch an öffentlichen Schulen präsentieren. Da das Kopftuch im Koran nicht ausdrücklich vorgeschrieben ist, werden zukünftig mehr Lehrerinnen auf Druck fundamentalistischer „Hintermänner“ das Tuch tragen, um den religiös-motivierten Herrschaftsanspruch durch erhöhte Präsenz in den Schulen umzusetzen. Für diesen Kampf wurden sie bis zum Verfassungsgericht vorgeschoben.

Das Kopftuch kann deshalb den Eindruck erwecken, dass die Trägerin ihren Sendungsauftrag gegen die Gleichberechtigung nach Artikel 3 des Grundgesetzes, die Menschenrechte und die freiheitlich-demokratische Grundordnung wahrnimmt. Da Kinder noch nicht beurteilen können, ob sie in diesem Sinne beeinflusst werden und die fehlende Neutralität einer Lehrerin nur äußerst schwer nachzuweisen ist, sähe ich den Schulfrieden schon extrem gestört, wenn mein Kind seine Aufmerksamkeit ständig auf das Symbol des Islam richten müsste.

Muslimische wie nicht-muslimische Schüler können durch die Vorbild-Funktion einer Lehrerin einer möglichen Beeinflussung nicht ausweichen und dadurch unter anderem auch zum Tragen des Kopftuchs animiert werden. Mit diesem Urteil wurden – ganz im Sinne der fundamentalistischen Islam-Verbände und ihrer zahlreichen Verbündeten – Scheunentore geöffnet, denn es wird sich mit Sicherheit auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens auswirken. Sie haben damit ihr vorgegebenes Zwischenziel erreicht, die Mehrheitsgesellschaft durch ständig zunehmende Präsenz (Moscheen, Bekleidungen, Koranverteilungen) schleichend an die Beeinflussung durch den Islam zu gewöhnen.

Die inzwischen aufgestauten berechtigten Vorbehalte gegen­über fundamentalistischen Muslimen sind insbesondere auf die aggressiven Forderungen nach Privilegien und Sonderrechten zu­rück­zuführen, die auch immer zugestanden wurden. Spätestens jetzt kann niemand mehr sagen, eine Islamisierung Deutschlands fände nicht statt.

Gisela Recki, Troisdorf

 

 

Tourismus-Boykott

Zu: So reden Kriminelle (Nr. 11)

Mit Griechenland in Europa ist es momentan ein Trauerspiel. Der damals reichste Grieche, der Reeder Aristoteles Onassis (1906−1975), hatte zu Lebzeiten in Interviews getönt, warum er in der Steueroase Monaco seinen Wohnsitz hat. Er wollte natürlich Steuern sparen und fand sich dabei besonders clever. Damals bekam er weltweit viel Applaus für diese Ansichten. Vielleicht hat er aber auch als Grieche den Durchblick gehabt, dass sonst sein schwer verdientes Geld innerhalb seines Staates in undurchsichtige Kanäle fließen wird. Er hat wohl keine große Lust gehabt, die Korruption zu unterstützen.

Gleichzeitig betonte er aber immer wieder, dass er stolz darauf sei, ein Grieche zu sein. Aber seinem Land das Geld zu lassen, damit es sich entwickeln kann, dafür hat er nicht viel übrig gehabt. Viel ärmer wäre er dadurch auch nicht geworden.

Er machte weltweite Geschäfte und schleuste seine Millionen an der Steuer vorbei. Dadurch wurde er einer der reichsten Männer der Welt. Wenn einer das durchzieht, ist es für den Staat schmerzhaft, aber einigermaßen verkraftbar. Aber heute eifern die vielen kleinen Onassis des Staates dem Alten nach. Jeder will noch cleverer sein.

Können sie noch stolze Griechen sein, wenn sie ihr Land untergehen sehen? Diese Praxis ist der Tod eines jeden Staates. Diesen Schlendrian von heute auf morgen abzustellen, ist fast nicht möglich. Dass aber die gewählten griechischen Politiker den EU-Mitgliedern auf der Nase herumtanzen, ist ein starkes Stück. Sie haben sich doch zu Beginn mit getürkten Zahlen in die EU geschlichen. Jetzt erwarten sie Solidarität von allen.

Zum Glück sehen die Europäer insgesamt, dass sie alle für das Land der Griechen zahlen müssen. Das Geld ist sicher weg. Doch Griechenland geht nur Deutschland an, weil wir, auch für die anderen Europäer, hart bleiben und uns nicht alles gefallen lassen.

Mein Vorschlag: Warum Urlaub in Griechenland machen? Die Nachbarländer sind auch gute Gastgeber. Wenn die Urlauber erst einmal Griechenland als Urlaubsland links liegen ließen, würden die Menschen dort merken, dass ihre Politiker ihre „Machtspielchen“ bei den Europäern überzogen haben.

Die alternativen Urlaubsländer, die Nachbarn der Griechen, sind von antiken Sehenswürdigkeiten auf Hellas nicht weit entfernt. Im Tagesausflug kann man genauso die Zeugen der Antike aufsuchen und genießen. Wenn so die Griechen zur Vernunft gekommen sind, kann die Gemeinsamkeit in Europa wie auch in dem Land an der Ägäis wieder ihren gewohnten Gang nehmen.

Jürgen Schultz, Soest

 

 

Eine Schande für die griechische Geschichte

Zu: So reden Kriminelle (Nr. 11)

In die Euro-Zone sind die Griechen doch genauso und durch nichts anderes gekommen: durch Betrug auf der ganzen Linie und staatliche Bilanzfälschungen im großen Stil. Man kann nur Fachleuten folgen und fordern: Griechenland sollte sofort raus aus der Euro-Zone. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Oder wollen wir zusehen, bis der Euro sich langsam aber sicher dem Niveau des russischen Rubels nähert? Das ist im Moment für die Exportwirtschaft noch ganz „lustig“. Man sieht es am Dax, nur für deutsche Urlauber im Nicht-Euro-Ausland ist das dann nicht mehr so lustig, denn das Leben wird dort langsam unerschwinglich, so zum Beispiel in der Schweiz, in Norwegen, den USA oder Kanada.

Solange jedoch unsere eigenen Politiker immer wieder beteuern, alles zu tun, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibt, solange tanzt uns das Problem weiter auf der Nase herum.

Die permanenten Forderungen und Drohungen dieser – wie Franz Josef Strauß gesagt hätte – geistigen Kleingärtner darf man sich einfach nicht länger gefallen lassen. Gewisse Bevölkerungsschichten der Griechen waren in den letzten 100 Jahren immer schon korrupte Betrüger, egal ob Reeder, Politiker oder hohe Staatsbeamte.

Ich kannte griechische Beamte (Marineangehörige höherer Ränge) und Politiker aus den 70er- und 80er Jahren im Zuge der Übernahme älterer deutscher Zerstörer der ehemaligen US-Fletcher-Klasse, wie Kimon/D42 und Nearchos/D65. Ich arbeitete damals für einen US-Konzern auf dem Gebiet der Feuerleit- und Radar-Technik. Auch damals war das sogenannte „Handgeld“ notwendig, damit entsprechende Angebotsunterlagen an die richtigen Stellen weitergereicht wurden. Lobbyisten mussten zudem mit „Handgeld“ ausgestattet werden, damit Entscheidungsträger entsprechend abstimmten oder unsere Systeme befürworteten.

Nicht gerade wenige griechische Reeder folgten einer mehr als 100-jährigen Tradition und haben sich schon immer auf Kosten anderer, nicht zuletzt auf Kosten der vielen armen Matrosen von den armseligen Inseldörfern, bereichert. Zum Teil wurden die Matrosen auf „Seelenverkäufern“ dem Untergang geweiht, wenn der Reeder dafür eine fette Versicherungsprämie einstreichen konnte. Das waren keine Einzelfälle!

Der jetzige griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos sollte sich schämen, Flüchtlingsdrohungen auszusprechen, ebenso der Justizminister Nikos Paras­kevopoulos, der damit droht, deutsches Eigentum in Griechenland zu beschlagnahmen. Diese beiden, zusammen mit dem Ministerpräsidenten Alexis Tsipras und seinem Finanzminister Giannis Varoufakis sind eine erbärmliche Gruppe naiver Populisten, die jetzt nicht mehr wissen, wie sie gegenüber dem Volk ihre Wahlversprechen einlösen sollen.

Bevor Kammenos und Paraskevopoulos sich an ausländischem Eigentum vergreifen wollen, sollten sie besser vor jedem Jachthafen ein Kriegsschiff postieren, jegliches Auslaufen einer Jacht verhindern und also alle diese Boote an die Kette legen. Die Besitzer bekommen ihre Schiffe erst dann zurück, nachdem alle unterschlagenen Steuern, die diese Jachtbesitzer ganz bestimmt hinterzogen haben, in die Staatskasse eingezahlt worden sind. Ich bin sicher, da kommt eine ganz schöne Summe zusammen.

Und was ist mit dem griechischen Auslandsvermögen auf Schweizer Bankkonten. Die EU muss Griechenland dazu zwingen, dass diese mit der Schweiz sofort ein entsprechendes Doppelbesteuerungsabkommen abschließt. Ratzfatz wären somit einige Zigmilliarden Euro im Sack. Aber nein, man ziert sich. Warum eigentlich?

Oder hält vielleicht diese naive Polit-Laienspielgruppe selbst noch die Hand auf bei ihren Multimillionären, um sich noch ganz schnell entsprechend zu bereichern, bevor sie von der Bevölkerung in die Wüste geschickt wird? Anstand und Moral sind für diese Papiertiger unaussprechliche Fremdwörter.

Diese griechische Regierung ist eine Schande für die europäische Kultur und außerdem auch eine Schande für die griechische Geschichte.

Lothar Kortüm, Haimhausen

 

 

Die Tradition des Trachtenwebens bleibt bewahrt

Zu: Neue Weberei (Nr. 9)

Es ist erfreulich, dass das Weben der Trachtenstoffe nach der langen Tradition fortgesetzt wird. Die ehemalige Leiterin der Webschule in Lyck, B. Sytkus, hat nach der Vertreibung ihre Weberei in Osnabrück wieder aufgebaut und dort die Traditionsstoffe gewebt.

Als sie 1972 ihre Weberei aufgab, hat sie I. Burchert, die schon in Lyck die Webschule besucht hatte, einen großen Webstuhl übergeben mit der Bitte, Trachtenstoffe, Ranken und Kränzchenmuster zu weben. Dies hat Burchert mit großem Elan getan und auch Stoffe für Tanzgruppen, die ihr später dankten, gewebt. Erst als sie 1983 das Doppelweben der historischen Teppiche begann, hat sie das Weben der Tracht an die Weberei Peters weitergegeben.

Übrigens, der Webstuhl von ihr mit angefangenem Trachtenstoff steht im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg. Der neuen Weberei Friedland wünsche ich viel Glück und Freude am Wirken.

Christel Grunwald, Krefeld

 

 

Ein Prügelknabe

Zu: Berlin unter Feuer (Nr. 12)

Einmal mehr ist Deutschland der Prügelknabe. Kein Wunder: Vasallen, Leisetretern und Anpassern wurde noch nie mit Respekt begegnet. Oder andersherum und den Berliner Politikern hinter den Spiegel gesteckt: Gefragt sind Rückgrat, Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit und Nationalstolz. Denn souveränen Chefs ans Bein zu pinkeln werden Hunde sich nicht erdreisten. Dies gilt im Alltag genauso wie in der hohen Politik.

Vincenz Oertle, Teufen AR/Schweiz


S. 13 Das Ostpreußenblatt

Petition gegen Verunstaltung der Stadt
Bürgerinitiativen wollen den Bau neuer Hochhäuser in Königsberg verhindern – Politiker bislang untätig

Wie soll das Zentrum Königsbergs gestaltet werden? Darüber wird in der Pregelmetropole seit Jahren gestritten. Zwar erklärten Bürgermeister und Gouverneur mehrfach, dass sie „verunstaltende Bebauung“ verhindern wollen, den Worten folgen allerdings kaum Taten. Mit einer Petition wollen Bürgerinitiativen auf das Problem aufmerksam machen.

Immer wieder sorgen neue Bauzäune, die quasi über Nacht vor den Wohnungsfenstern der Bewohner Königsbergs entstehen, für Ärger. Weil den Worten der verantwortlichen Politiker zu selten Taten folgen, sammeln zurzeit mehrere Bürgerinitiativen Unterschriften für eine Petition gegen die Bebauung des Geländes des städtischen Stadions mit der Bezeichnung „Die werktätigen Reserven“. Wie bekannt wurde, soll dort ein Hotel für Sportdelegationen gebaut werden. Die Aktiengesellschaft „Sportliche Jugend“, die aktuell das Stadion gepachtet hat, soll den Bau realisieren. Die Vertreter der Firma verweisen auf die Notwendigkeit, annehmbare Bedingungen für Sportler und deren Begleiter zu gewährleisten, wie auch darauf, dass die jetzt übliche Unterbringung der auswärtigen und ausländischen Gäste in anderen Hotels zusätzliche Kosten verursacht.

Das Hotel ist auf einem Areal von 10000 Quadratmetern geplant, fast ein Viertel der Größe des Stadiongeländes. Bis jetzt ist unklar, zu welchem Zweck in Königsberg eine solch beeindruckende Sportdelegation anreisen sollte, welche den Bau eines mehrstöckigen Hotels rechtfertigen würde. Der Hotelneubau soll an das Stadion entlang der Samitter Allee [Gorkij-Straße] angrenzen. Vertreter der Bürgerinitiativen meinen, dass es zwar in der Stadt zu wenige Sportstadien gebe, aber freie Hotels in Hülle und Fülle vorhanden seien. Ihre Petition wollen sie Bürgermeister Alexander Jaroschuk und dem Königsberger Stadtrat Andrej Kropotkin überreichen. Bei Jaroschuk könnten sie Gehör finden, denn der Bürgermeister hat mehrfach erklärt, er werde eine „verunstaltende“ Bebauung nicht zulassen.

Darüber hinaus haben sich Mitglieder der Königsberger Gesellschaft zu der Bewegung namens „StadtRat“ zusammengeschlossen. Aktionen gegen eine Verunstaltung der Stadt und von Parks unternimmt auch die Stiftung „Regionalinitiative“.

In der Grünanlage beim Denkmal für die Eroberer des Weltalls neben der Hufenallee [Prospekt Mira] gab es vor Kurzem eine Protestkundgebung gegen moderne Bebauung. Während der Aktion richteten sich die Proteste gegen die Bebauung der Robertstraße [ul. Molotschinskowo], der Luisenallee [Komsomolskaja] und der Leonowstraße. Die Demonstranten sammelten Unterschriften für eine an Gouverneur Nikolaj Zukanow gerichtete Petition. Das Gebietsoberhaupt wird darin aufgefordert, eine Bebauung des Zentrums zu untersagen. Die Aktivisten kritisieren, dass in einer der attraktivsten Gegenden der Stadt Hochhäuser entstünden, die doppelt so hoch seien wie die historischen Gebäude. Viele Häuser auf der Luisenallee seien Architekturdenkmäler, doch die Stadt führe keine historischen und kulturellen Expertisen durch, um diese unter besonderen Schutz zu stellen. Die Stadtbewohner meinen, dass neue Hochhäuser das wenige, was von der historischen Architektur der Stadt noch geblieben sei, zerstören würden. Die Bürgerinitiative schlägt einen dreijährigen Bauaufschub vor sowie die Einrichtung eines Grüngürtels in Königsberg. Eine solche Idee wurde schon auf der Tagung der Gesellschaftskammer des Gebiets im Sommer vergangenen Jahres angeregt, aber sie fand keine Beachtung seitens der Behörden. Darüber hinaus sind die Aktivisten gegen eine Bebauung von Grünflächen und wenden sich gegen den Abriss von Gebäuden aus der Vorkriegszeit. Gouverneur Zukanow teilt zwar grundsätzlich solche Bestreben, zeigte sich jedoch eher besorgt darüber, dass durch die allgegenwärtige Bebauung zu viele Parkplätze in der Stadt verloren gingen.

An der Diskussion über die Verunstaltung der Stadt hat sich fernmündlich auch der ehemalige Bürgermeister Alexej Sawenko beteiligt, den viele beschuldigen, er habe in seiner Amtszeit Grundstücke großzügig zur Bebauung freigegeben und die Folgen zeigten sich jetzt. Er rechtfertigte sich damit, dass Königsberg sehr dicht bebaut gewesen sei und die sogenannte „Gartenstadt“ nach den Aufräumarbeiten in den ersten Nachkriegsjahren bereits verschwunden sei. Den Bürgerinitiativen unterstellte er, von interessierter Seite bezahlt zu werden.

Von solchen Äußerungen und der Untätigkeit der Politiker vor Ort enttäuscht, appellieren die Bürgerinitiativen inzwischen an alle möglichen Instanzen, sogar bis zum Präsidenten der Russischen Föderation, in der Hoffnung, dass sie dort auf Verständnis treffen. Jurij Tschernyschew


Allenstein erhält eine Umgehungsstraße
31 Investoren wollen sich an der Ausschreibung beteiligen – Baubeginn noch in diesem Jahr

Der Baubeginn der südlichen Umgehungsstraße von Allenstein ist für Mitte 2015 geplant. Wenn man Allenstein von Süden erreicht, kann man bereits intensive Baumfällarbeiten beobachten. Die Anlieger der Allensteiner Hauptstraßen warten schon ungeduldig auf die Umgehungsstraße und hoffen, dass damit der Verkehr in der Stadt abnehmen wird, besonders der von Lastkraftwagen, die derzeit noch durch die Stadt fahren müssen.

Sehr wichtig für den Baubeginn war der Umweltbescheid. Das Dokument war Ende Februar vom Regionaldirektor für Umweltschutz erteilt worden. Die darin formulierten Bedingungen erfordern zwei zusätzliche Durchgänge für Tiere in der Gegend von Jomendorf [Jaroty]. Dort wird die Umgehungsstraße die Ramucker Heide durchqueren, die zum geschützten Waldgebiet Natura 2000 gehört. Gleichzeitig wurde die öffentliche Ausschreibung für den Bau der Allensteiner Umgehungsstraße durchgeführt. Vorläufig wird die Investition auf über eine Milliarde Zloty (245 Millionen Euro) geschätzt. Deswegen gibt es ein sehr großes Interesse bei den potenziellen Auftragnehmern. An der Ausschreibung wollen sich über 31 polnische und ausländische Unternehmen beteiligen. Diese Firmen haben an die Generaldirektion für Landesstraßen und Autobahnen innerhalb weniger Monate über 1100 Anfragen bezüglich der Allensteiner Umgehungsstraße gerichtet. Durchschnittlich gibt es bei jeder öffentlichen Ausschreibung 300 bis 400 Anfragen.

In Zahlen ausgedrückt wird die Allensteiner Umgehungsstraße etwa 25 Kilometer lang und mit zwei Fahrbahnen in jeder Fahrtrichtung ausgestattet sein. 15 Kilometer werden als Schnellstraße ausgebaut, es wird fünf Ausfahrten aus der Stadt geben, eine Kreuzung in Kuhdiebs [Kudypy] ist geplant. Darüber hinaus soll es fünf Verkehrsknotenpunkte geben: Allenstein West [Olsztyn Zachód], Allenstein Süd [Olsztyn Południe], Jomendorf [Jaroty], Stolzenberg [Pieczewo], Allenstein Ost [Olsztyn Wschód]. Außerdem wird es 32 Brücken, unter anderem eine 300 Meter lange über den Kleberger Sumpf, eine 324 Meter lange in der Gegend von Ostrzeszewo sowie eine über die Alle von 240 Meter Länge geben. Insgesamt sollen die Bauarbeiten ab Vertragsunterzeichnung in 31 Monaten vonstattengehen.

95 Kilometer Zufahrtstraßen werden gebaut. Die Investitionskosten werden insgesamt auf 1,4 Milliarde Zloty (etwa 343 Millionen Euro) geschätzt. Edyta Gładkowska


MELDUNGEN

Grenzbeamte halten Diebe

Wehrkirchen – Grenzbeamte im südlichen Ostpreußen haben in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen aus Podlachien ein Fahrzeug der Marke Lexus im Wert von 51000 Euro angehalten. In der Umgebung von Wehrkirchen, Kreis Goldap, sahen sie zwei Autos mit großer Geschwindigkeit vorbeifahren. Beide wurden zur Kontrolle angehalten. Als sie den Fahrer des Lexus um die Dokumente baten, gab der Mann Gas und floh in Richtung litauische Grenze. Nach einigen Minuten gelang es den Beamten, das flüchtige Auto anzuhalten. Es stellte sich heraus, dass der Lexus in Deutschland gestohlen worden war. Das vor ihm fahrende Auto erfüllte die Rolle des Lotsen. Im Kofferraum des Autos befanden sich die deutschen Kennzeichen, elektronische Gegenstände und Silbermünzen. In den Autos fuhren litauische Staatsbürger. PAZ

 

FSB entdeckt Kriegswaffen

Königsberg – Der Königsberger Föderale Sicherheitsdienst (FSB) hat ein größeres Kriegswaffenlager in der Königsberger Innenstadt ausgehoben. Versteckt in einem Betonfundament in der Nähe der Lawsker Allee [Prospekt Pobedy] fanden sich verschiedene Granatwerfer nebst mehreren Dutzend dazu passenden Geschossen, zwei Anti-Tank-Granaten, 15 Kilogramm Schießpulver sowie weitere Munition und weitere Waffen. Ob es sich um ein Arsenal von Waffensammlern oder von Kriminellen handelt, ist bisher unklar. T.W.W.

 

Touristentafeln in Planung

Königsberg – Das Tourismusministerium plant die Errichtung von Hinweistafeln für Touristen in Königsberg. Noch in diesem Jahr sollen 20 der Tafeln aufgestellt werden, die einen Stadtplan Königsbergs mit den touristisch relevanten Sehenswürdigkeiten und verschiedenen Infrastruktureinrichtungen zeigen. T.W.W.

 

Störungen des Verkehrs

Allenstein – Straße Nr. S7: Liebemühl [Miłomłyn], Baustelle. Straße Nr. 7: Liebemühl [Miłomłyn] – Osterode [Ostróda], Baustelle. Straße Nr. 16: Nikolaiken [Mikołajki], Baustelle; Arys [Orzysz] – Lyck [Ełk], Instandsetzen der Fußgängerzonen. Straße Nr. 16c: Reushhagen [Ruszajny] – Großborken [Borki Wielkie], Baustelle. Straße Nr. 51: Heilsberg (Lidzbark Warminski), Reparatur der Kanalisation; Heilsberg [Lidzbark Warminski], Olsztynskastraße, Baustelle. Straße Nr. 54: Verkehrsknoten Braunsberg Süd [Braniewo], Baustelle. Straße Nr. 63: Possessern [Kolonia Pozezdrze], Baustelle. PAZ


S. 14 Ostpreussische Familie

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

unsere Fluchtberichte bewegen doch so manche Leser, die sonst nie zur Feder gegriffen hätten, ihre eigenen Erlebnisse aufzuschreiben. Auch wenn sie nicht veröffentlicht werden können, lese ich sie alle und bewahre sie, denn sie sind für mich ein Vertrauensbeweis. Wie der Brief von Herrn Walter Dörfer, den das Gedicht „Der Treck“, das wir in Nummer 11 brachten, veranlasst hat, uns auch seine eigenen Verse zu übermitteln, die er verfasst hat, als er sein Heimatdorf Köskeim, Kreis Angerapp aufsuchen wollte – und es nicht mehr fand, es ist einfach vom Erdboden verschwunden. „Ich wünschte ich wäre noch ein Kind und hätte das alles nur geträumt!“ so endet das kleine Gedicht. Seine reale Kindheit wurde abrupt beendet, als die Familie im Oktober 1944 fliehen musste. Was dann kam, war eine Irrfahrt, die er kurz und knapp schildert: „Wir kamen nach etwa drei Wochen in Hermsdorf bei Pr. Holland mit Pferd und Wagen an. So um den 21. Januar 1945 zog sich die deutsche Wehrmacht zurück, und in derselben Nacht kamen die Russen. Nach fünf Tagen eroberten deutsche Soldaten wieder das Dorf. Wir waren in einen sogenannten Kessel geraten und mit einem ,eroberten‘ Panjewagen und einem Pferd begann die zweite Flucht. Ich war damals 14 Jahre alt und übernahm die Verantwortung für Mutter und Geschwister im eisigen Winter. Niemand wusste wohin, wir überquerten das zugefrorene Frische Haff und kamen bis Stutthof, dann ging es nicht mehr weiter. Das Pferd war verletzt, und wir waren fast am Ende. Man brachte uns mit einem Kleinbahnzug nach Danzig. Dann erreichten uns auch dort die Kampfhandlungen mit Luftangriffen und Bränden, die letzten Tage verbrachten wir in Keller und Bunker, dann gab es Straßenkämpfe und Anfang Mai hatte der Russe die zertrümmerte Stadt erobert. Wir wurden aus dem Bunker getrieben und landeten nach einer langen Suche nach einer Unterkunft in Ora an der Mottlau. Auf Anweisung der Russen durften wir auch dort nicht bleiben, und nach einem 14-tägigen Elendsmarsch waren wir wieder zu Hause.“ Aber war das noch ein Zuhause? Von Walters Heimatdorf standen nur noch ein Haus und zwei Ställe. Es folgten dann eineinhalb schwere Jahre bis zur Ausweisung im Oktober 1946, wo die Familie im Auffanglager Pirna landete. Zurück blieb in der verlassenen Heimat eine verlorene Jugend. Aber die Liebe zu diesem Land ist geblieben. Und deshalb ist Herr Dörfer froh, dass es unsere Zeitung gibt, die er sofort nach der „Wende“ abonnierte. „Für uns Vertriebene ist sie doch eine Verbindung zur verlorenen Heimat“, schreibt er und findet anerkennende Worte für unsere Familienarbeit, für die er sich auch im Namen seiner Bekannten bedankt. Und wir danken zurück.

Jede kleinste Angabe in einem unserer Fluchtberichte kann längst vergessen Geglaubtes wieder in die Erinnerung zurück bringen. Für Herrn Karl-Heinz Gast war es der Ortsname Soldin, den er in Folge 5/15 in dem Bericht einer 95-jährigen Ostpreußin entdeckte, der Name eines Ortes, der nicht in Ostpreußen, sondern in der Kurmark lag – damals, als sich das Geschehen dort abspielte, das in dem Bericht geschildert wird. Herr Gast schreibt dazu:

„Ich las in diesem Beitrag von einem Mädchen, das auf der Flucht aus Ostpreußen in Soldin eine Bleibe fand. Nun habe ich mit meiner Großmutter Emma Marquardt in diesem Ort einen Vorfall erlebt, der vielleicht mit der Frau in Verbindung zu bringen ist. Nach einem Telegramm der Deutschen Reichspost befanden wir uns am 3. Februar 1945 in Soldin. Wir wohnten dort bei einer Familie Stöhr in der Wildhelmstraße 2. Der Einmarsch der Roten Armee muss einige Tage später, wahrscheinlich am 6. Februar, gewesen sein. Wir suchten am Nachmittag Schutz in einem Keller der Pfarrkirche, der hinter der Wilhelmstraße lag. Der Keller war mit Flüchtlingen voll belegt, sie lagen auf Strohsäcken dicht an dicht, es müssen ungefähr 150 gewesen sein. Hinter uns kamen noch einige junge Mädchen, die auch Schutz suchten. Sie trugen noch Teile einer Uniform, die aber als solche nicht mehr erkennbar war. Die Flüchtlinge versteckten diese Mädchen schnell unter ihren Strohsäcken. Eine davon verbarg sich unter dem Strohsack meiner Großmutter. Mein Strohsack lag dicht daneben. Im Laufe des Abends hörten wir Lärm auf dem Pfarrhof. Es fiel ein Schuss und durch die geöffneten Klappfalltüren drangen Rotarmisten in den Keller, die Waffe im Anschlag. Sie gingen die Strohsackreihen hindurch und suchten nach deutschen Soldaten, dann wurden auch Frauen ausgesondert. Es war inzwischen dunkel geworden, der Raum war mit Lärm und Geschrei erfüllt. Meine Großmutter und mich ließ man nach einer Inaugenscheinnahme in Ruhe. Als die Rotarmisten nach einiger Zeit den Keller verließen, waren die Mädchen unentdeckt geblieben. In der Nacht, als auf dem Pfarrhof Ruhe herrschte, kamen sie aus ihren Verstecken hervor, öffneten vorsichtig ein Kellerfenster und stiegen dann aus. Wir haben von den Mädchen nichts mehr gehört. Wenn die in dem Bericht von ihrem Strohsackversteck berichtende Schreiberin eines von unseren versteckten Mädchen war, müsste ihnen die Flucht aus der von den Russen besetzten Stadt gelungen sein. Der Pfarrer, der den Soldaten den Zugang zum Keller verwehren wollte, wurde am Morgen erschossen vor der Kellertüre gefunden. Soweit meine Erinnerungen. Sie werden verstehen, dass ich ein großes Interesse habe, zu erfahren, ob die betreffende Frau eines von unseren ,Kellerkindern‘ war und wie den Mädchen die Flucht gelang.“

Ich glaube zwar nicht, dass sich hier eine Verbindung ergeben könnte, einiges spricht wohl dafür, vieles aber auch dagegen. In dem Bericht der Königsbergerin war diese ja bereits mit zwei anderen Mädchen in russischer Gefangenschaft und entkam erst Ende Juni 1945 über Soldin nach Berlin. Die Ereignisse, die Herr Gast schildert, spielten sich aber bereits im Februar ab. Dass sich eines der unter Stroh versteckten Mädchen jetzt nach 70 Jahren melden wird, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Trotzdem haben wir die Geschichte gebracht, denn vielleicht waren auch andere Vertriebene aus unserem Leserkreis in Soldin und würden mit Herrn Gast gerne Erinnerungen austauschen. (Karl-Heinz Gast, Maarstraße 29, Lindern, 52511 Geilenkirchen, Telefon 02462/6670.)

Weil es sich immer wieder zeigt, wie gut sich viele Landsleute, die als Kinder Krieg und Vertreibung erlebten, an die damaligen Geschehnisse erinnern, so glaube ich auch, dass die Frage, die Herr Alfred Hoyer aus Schwarzenbek an unsere Ostpreußische Familie stellt, aus unserem Leserkreis beantwortet werden kann. Alfred Hoyer ist geborener Königsberger, die Familie wohnte in der Selkestraße 16. Sein Vater, der bei der Luftwaffe war, wurde im März 1944 über Braunschweig im Luftkampf abgeschossen. Wie er sich zu erinnern glaubt, wurden zu Weihachten die Königsberger Waisenkinder zu einer gemeinsamen Feier eingeladen, der fünfjährige Alfred war auch dabei. Jedenfalls kann er sich an einen großen Saal erinnern – wo sich dieser befand, weiß er nicht mehr, hat es vielleicht damals auch nicht so bewusst wahrgenommen. Nun möchte Herr Hoyer wissen, ob auch andere damalige Waisenkinder an dieser Weihnachtsfeier teilgenommen haben und sich daran erinnern, wo sie stattfand. Da müsste man zuerst feststellen, wer der Veranstalter war. Wenn es sich um eine größere Feier handelte, wurde sie wahrscheinlich von der Partei ausgerichtet Es könnte aber auch sein, dass die Wehrmacht für die Hinterbliebenen der Gefallenen eine Weih­nachtsfeier veranstaltete. Wer sich also von unseren Königsberger Senioren noch an solch eine Feier im Dezember 1944 erinnert, an der er selber als Kind teilgenommen hat, teile dies bitte Herrn Alfred Hoyer, Blinde Koppel 6 in 21493 Schwarzenbek mit.

Schwerer wird da schon die nächste Frage zu lösen sein, obgleich sie eigentlich nur aus einer Bildunterschrift besteht. Es geht um eine Silberschale, die sich im Besitz der Familie Held befindet und die 1937 als Ehrenpreis in Königsberg verliehen wurde. Das Etikett weist den Stifter aus: „Ehrenpreis gegeben von der Königsberger Allgemeinen Zeitung, Volz & Co. K.G. Königsberg Pr. 15. August 1937“. Die Frage ist nun: An wen und zu welchem Anlass wurde die Silberschale verliehen? Leider konnte man trotz emsiger Suche in entsprechenden Archiven keine Informationen finden, die auf eine entsprechende Veranstaltung hinweisen. Hoffen wir also, dass jemand aus unserem Leserkreis brauchbare Hinweise geben kann. (Held, Telefon 0211/2204510.)

Nun steht das Osterfest vor der Türe und gibt uns wieder einmal Anlass, in Gedanken in die Kinderheimat zurückzukehren. „Schmackoster, Grünoster …“, so beginnt ein ostpreußischer Ostervers, der bei diesem uralten Brauch des Schlagens mit Birkenzweigen aufgesagt wurde, mit dem wir Kinder am frühen Ostermorgen recht unliebsam die Großen weckten. Mutter Erde schenkte uns das erste junge Grün, das den Gründonnerstag und den fleischlosen Karfreitag bestimmte, wenn die erste Sauerampfersuppe auf den Tisch kam. Wie die duftete! Und schmeckte rein tom Huckebliewe! Ja, Heimat lässt sich eben auch schmecken! Dazu passt meine Geschichte vom „armen Sauerampfer“ – so habe ich mir gedacht –, vor langen Jahren geschrieben, gern gelesen und vorgelesen und nun leider zu einer Kurzgeschichte zurechtgestutzt. Und damit wünsche ich unserer ganzen großen Ostpreußischen Familie ein frohes Osterfest!

Eure Ruth Geede


Der arme Sauerampfer – frei nach Ringelnatz
Eine heitere Geschichte aus vergangenen Frühlingstagen

Die Geschichte spielt im vorösterlichen Königsberg, als Krieg und Vertreibung noch unvorstellbar waren. Und so beginnt sie recht heiter, nämlich mit der Witwe Kurbjuweit und ihrer Sauerampfersuppe, mit der sie ihren Untermieter erfreuen wollte, was ihr aber leider nicht gelang. Denn stud. jur. Karl-Friedrich Müller war denkbar schlechtester Laune trotz dieses ersten warmen Hauchs von Frühling, der die Gemüter aller anderen Königsberger erwärmte. Es ging dem langen Hessen einfach alles auf die Nerven: der Wetterumschlag, der kühle Abschiedsbrief seiner Erlanger Studentenliebe, die spürbare Pleite, die ihn gezwungen hatte, nicht zu Ostern in das heimatliche Kassel zu fahren, und erst recht das durchdringende Organ der Witwe Kurbjuweit, die soeben einen randvollen Suppenteller durch die offene Tür balancierte. Ihre Stimme schwappte voller Mitgefühl über wie die grüne Masse auf dem Teller: „Na, Herr Müllerchen, nu vergraben Se sich man nich bei dem herrlichen Wetter, schmecken Se man mein Suppchen, das wärmt den Bauch und das Jemüt und Se werden sehen, Se werden foorts e andrer Mensch!“ Müller starrte entgeistert auf die dampfende Masse – so etwas hatte er noch nie gegessen. Das war wieder eines dieser komischen ostpreußischen Gerichte wie Beetenbartsch oder Graue Erbsen oder – noch schlimmer – Königsberger Fleck! „Schönen Schmand hab’ ich dran“, strahlte die gute Witwe Kurbjuweit und begab sich auf Beobachtungsposten, denn sie wollte sehen wie aus dem blassen Studentchen „foorts e andrer Mensch“ wurde.

Vorläufig wurde diese Verwandlung allerdings durch das Erscheinen von Müllers Freund Martin verhindert, der mit einem höflichen „Brennt bei Ihnen auch nuscht an?“ die Witwe Kurbjuweit hoch schreckte. „Ach Gottchen, mein Glumskuchen!“ Mit diesem Aufschrei verschwand die Wirtin, und ihre Hinterlassenschaft stieg mit ihrem würzigsäuerlichem Duft nun dem Freund in die Nase. „Ah, Sauerampfersuppe! Und mit harten Eiern! Herrlich!“

„Iss du bloß das Zeug“, sagte Müller erleichtert. „Für mich ist Sauerampfer höchstens ein literarischer Begriff!“ Und er zitierte, während Martin die Suppe mit sichtlichem Behagen genoss, das Gedicht von Ringelnatz von dem Kräutchen, das am Bahndamm stand: „… sah niemals einen Dampfer, der arme Sauerampfer.“ Nachdem Martin den Teller restlos geleert hatte, kam er endlich auf den Grund seines plötzlichen Erscheinens: „Ich wollte dich überreden, mit mir nach Neukuhren zu fahren. An so einem Tag wie heute kann man nicht in der Bude bleiben. Papa hat mir einen Osterbonus zukommen lassen. Ich lade dich ein!“

Neukuhren! Die herrliche Steilküste! Und dazu eingeladen. Das war bestimmt ein annehmbarer Vorschlag. „Einverstanden!“, sagte Müller. Eine Viertelstunde später schlenderten die Freunde über den Tragheim zum Nordbahnhof, genossen die laue Luft und den Anblick der Mädchen, die ihre Wintermäntel wie abgelegte Puppenhüllen über den Arm trugen und wieder Hals und Beine bekommen hatten. In recht heiterer Stimmung kamen sie am Nordbahnhof an und stiegen in den schon stehenden Zug der Samlandbahn.

Die Überraschung in Martins Stimme schien echt zu sein, als er die junge Dame in der Fensterecke des Abteils entdeckte: „Fräulein Hanna! Das ist aber ein Zufall!“ Eine reizende Mitbewohnerin seines Hauses, wie er seinem Freund erklärte. Karl-Friedrich Müller stellte sich höflich mit einer Verbeugung vor und als er den Kopf hob, sah er in ein paar Augen von ganz hellem Blau, so blau wie die Leberblümchen in den ostpreußischen Laubwäldern. Und da war die Erlanger Studentenliebe vergessen! Als der Zug Tannenwalde passierte, hatte sich seine trübe Stimmung längst geklärt. Als sie in Drugehnen hielten, hätte er jeden, der behauptete, Müller studiere nicht gerne in Königsberg, glattweg als Lügner bezeichnet. Und in Neukuhren schlängelte sich der lange Hesse wie selbstverständlich an Fräulein Hannas linke Seite, während auf der rechten Freund Martin seine älteren Rechte zu verteidigen suchte. Sie wanderten am Strand der frühlingsblauen See entlang, suchten nach Bernsteinstückchen, spielten mit den im Sand ausrollenden Wellen und genossen diesen zauberhaften Frühlingstag mit allen Sinnen. In einer Schlucht kletterten sie am Hang des Steilufers hinauf und wanderten weiter zu dem kleinen Gasthof, den Martin kannte und von dem er wusste, dass es dort einen vorzüglichen Lachs gab. Auf dem schmalen Weg zwischen Äckern und Feldern mit grüner Saat blieb Hanna plötzlich stehen, bückte sich und pflückte ein Kraut ab, ein grünes lanzenartiges Blatt. „Sauerampfer!“ rief sie, „seht doch bloß, der erste Sauerampfer!“ Martin frohlockte; „Essen Sie den auch so gerne, Fräulein Hanna?“ Sie lachte: „Mit Schmand und Eiern! Dafür lass ich alles stehen. Ich will noch mehr sammeln!“ Und der sonst jeder körperlichen Anstrengung abholde Martin ging in die Knie und pflückte Blättchen für Blättchen, eifrig wie ein Goldschürfer am Klondike. Sein langer Freund klappte wie ein Taschenmesser zusammen und machte es ihm nach. Er opferte sogar seine Mütze als Korbersatz für die Beute.

In dem kleinen Gasthof verschwand Hanna in der Küche und kam mit einem geheimnisvollen Lächeln zurück. Martin hatte inzwischen den Lachs bestellt, aber zuvor gab es eine Suppe, die von der Wirtin an den Tisch gebracht wurde. Gedanken verloren setzte Karl-Friedrich den Löffel an den Mund und erst, als er das schadenfrohe Grinsen im Gesicht des Freundes sah, bemerkte er, dass es eine sämiggrüne Suppe war. Mit einer Anwandlung von Selbstverachtung schluckte er den Löffelinhalt hinunter, und eine wohlige Wärme durchströmte ihn, er atmete tief durch: Sie schmeckte ja, diese Suppe, sie schmeckte wirklich, so würzig und lieblich zugleich. Hanna strahlte ihn an: „Na, was sagen Sie zu unserm ostpreußischen Leibgericht? So frisch gepflückt schmeckt Sauerampfer am besten! Wir können auf dem Rück-weg ja mehr pflücken, und dann lade ich Sie morgen zum Essen ein! Sie natürlich auch“, wandte sie sich fast entschuldigend an Martin. „Danke“ sagt der, ging in die Küche und bestellte den Lachs ab.

Zu seiner Ehre sei gesagt: Die Freundschaft ging nicht in die Brüche. Sie wurde sogar noch fester, als Martin auf der Hochzeit seines Freundes die Schwester der Braut kennen lernte. Ihre Augen waren noch blauer als die von Hanna. Er aber hatte seinen Spitznamen weg: „Der arme Sauerampfer!“ R.G.


S. 15 Glückwünsche

Wir gratulieren

ZUM 99. GEBURTSTAG

Hoffmann, Ella, geb. Koose, aus Deschen, Kreis Elchniederung, am 10. April

Rubsch, Luise, aus Neukirch, Kreis Elchniederung, am 10. April

ZUM 98. GEBURTSTAG

Bernotat, Ernst, aus Prostken, Kreis Lyck, am 7. April

ZUM 97. GEBURTSTAG

Liebe, Dorothea, aus Friedeberg, Kreis Elchniederung, am 6. April

ZUM 96. GEBURTSTAG

Buttkus, Otto, aus Ruckenfeld, Kreis Elchniederung, am 8. April

Karkossa, Anna, geb. Fortunewitz, aus Maschen, Kreis Lyck, am 7. April

Meyer, Hildegard, geb. Eckstein, aus Partheinen, Kreis Heiligenbeil, am 4. April

ZUM 95. GEBURTSTAG

Bernotat, Gertrud, geb. Schwarz, aus Fischhausen, Kreis Samland, am 10. April

Girgsdies, Bruno, aus Loye, Kreis Elchniederung, am 6. April

Stenzeleit, Gertrud, geb. Schmeminoneck, aus Tilsit, am 22. März

ZUM 94. GEBURTSTAG

Apfelbaum, Hedwig, geb. Pillath, aus Altkirchen, Kreis Ebenrode, am 7. April

Bruderek, Walter, aus Ortelsburg, am 9. April

Timm, Adolf, aus Medenau, Kreis Samland, am 6. April

ZUM 93. GEBURTSTAG

Balsam, Alma, geb. Kirstein, aus Berndhöfen, Kreis Lyck, am 9. April

Broßeitis, Elsbeth, geb. Barsuhn, aus Kischen, Kreis Elchniederung, am 8. April

Däumel, Irmela, geb. von Kannewurf, aus Baitenberg, Kreis Lyck, am 9. April

Domnick, Charlotte, aus Dippelsee, Kreis Lyck, am 4. April

Dyck, Hella, aus Lyck, Prostker Vorstadt, am 4. April

Götze, Elfriede, geb. Milewski, aus Soffen, Kreis Lyck, 5. April

Hardt, Ida, geb. Hahn, aus Neu Trakehnen, Kreis Ebenrode, am 9. April

Hoffmann, Heinrich, aus Deumenrode, Kreis Lyck, am 4. April

Janz, Kurt, aus Grüneberg, Kreis Elchniederung, am 5. April

Jessolat, Erich, aus Schwanen, Kreis Ebenrode, am 9. April

Kleimann, Marta, geb. Itzek, aus Steinberg, Kreis Lyck, am 7. April

Mildner, Ruth, geb. Gonschorrek, aus Herrendorf, Kreis Treuburg, am 9. April

Rauch, Gertrud, geb. Snoppek, aus Deutscheck, Kreis Treuburg, am 5. April

Saborowski, Ida, aus Hornheim, Kreis Neidenburg, am 8. April

Schulewski, Hildegard, geb. Dombrowski, aus Waldwerder, Kreis Lyck, am 10. April

Siemokat, Hans, aus Altsnappen, Kreis Schloßberg, am 10 April

ZUM 92. GEBURTSTAG

Brozio, Walter, aus Lyck, Morgenstraße 10, am 8. April

Hübner, Frieda, geb. Tanski, aus Fürstenwalde, Kreis Ortelsburg, am 6. April

Klein, Margarete, geb. Dorroch, aus Lank, Kreis Heiligenbeil, am 4. April

Klein, Margarete, geb. Dorroch, aus Neuendorf, Kreis Lyck, am 10. April

Kossak, Helga, geb. Gricksch, aus Groß Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, am 10. April

Krohn, Ellinor, geb. Hinz, aus Klein Engelau, Kreis Wehlau, am 8. April

Kusch, Günther, aus Nickelsdorf, Kreis Wehlau, am 8. April

Macheit, Gisela, geb. Rose, aus Ostseebad Cranz, Kreis Samland, am 10. April

Martsch, Willi, aus Pillau, Kreis Samland, am 4. April

ZUM 91. GEBURTSTAG

Abelmann, Hildegard, geb. Redszus, aus Streulage, Kreis Elchniederung, am 7. April

Albrecht, Edeltraud, geb. Wiemer, aus Ostseebad Cranz, Kreis Samland, am 4. April

Bukowski, Ehrenfried, aus Neidenburg, am 5. April

Grubert, Werner, aus Großwingen/Großwingsnupönen, Kreis Tilsit-Ragnit, am 10. April

Haupt, Fritz, aus Inse, Kreis Elchniederung, am 8. April

Hess, Liesbeth, aus Lyck, am 7. April

Henseleit, Ursula, geb. Bartnick, aus Fronicken, Kreis Treuburg, am 9. April

Hintze, Erika, geb. Krause, aus Leißienen, Kreis Wehlau, am 7. April

Krüger, Gerhard, aus Poppendorf, Kreis Wehlau, am 4. April

Masuch, Erika, geb. Karrasch, aus Erben, Kreis Ortelsburg, am 5. April

Medendorp, Christel, geb. Mauritz, aus Groß Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, am 7. April

Michaelis, Helmut, aus Mossycken, Kreis Samland, am 9. April

Lindemann, Karl-Wilhelm, aus Schirrau, Kreis Wehlau, am 10. April

Persian, Arno, aus Weidlacken, Kreis Wehlau, am 5. April

Polten, Elisabeth, geb. Schliebenow, aus Lyck, am 4. April

Rasch, Helga, geb. Kaminski, aus Lötzen, am 8. April

Scheerenberger, Heinz, aus Rauschmünde, Kreis Ebenrode, am 10. April

Seeck, Christel, geb. Wohlgemuth, aus Balga, Kreis Heiligenbeil, am 8. April

Wöllmer, Frieda, geb. Rydzewski, aus Merunen, Kreis Treuburg, am 5. April

ZUM 90. GEBURTSTAG

Andruck, Elfriede, geb. Cirkel, aus Breitenfelde, Kreis Neidenburg, am 4. April

Borrek, Edith, aus Rhein, Kreis Lötzen, am 7. April

Eilert, Irmgard, geb. Homuth, aus Nußberg, Kreis Lyck, am 9. April

Dmytrow, Margarete, geb. Bonk, aus Suleiken, Kreis Treuburg, am 10. April

Donder, Otto, aus Gutenborn, Kreis Lyck, am 5. April

Dronsek, Herbert, aus Hennenberg, Kreis Lyck, am 8. April

Klein, Reinhold, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 9. April

Klimmeck, Margarete, aus Lyck, am 5. April

Koyro, Heinz, aus Nußberg, Kreis Lyck, am 7. April

Kubillus, Edith, aus Seckenburg, Kreis Elchniederung, am 6. April

Pille, Hedwig, geb. Nientkewitz, aus Eichhorn, Kreis Treuburg, am 10. April

Radeck, Horst, aus Eisermühl, und aus Schützendorf, Kreis Ortelsburg, am 8. April

Rogowsky, Margot, geb. Remscheidt, aus Masuren, Kreis Treuburg, am 10. April

Schmall, Elisabeth, aus Parnehnen, Kreis Wehlau, am 7. April

Schweighöfer, Maria, geb. Köke, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 4. April

Wetzel, Hildegard, geb. Metschulat, aus Klein Friedrichsgraben, Kreis Elchniederung, am 7. April

Woyda, Gerhard, aus Willenberg, Kreis Ortelsburg, am 4. April

ZUM 85. GEBURTSTAG

Barske, Käthe, geb. Sand, aus Treuburg, am 10. April

Beyer, Heinz-Werner, aus Rhein, Kreis Lötzen, am 10. April

Birth, Alfred, aus Schwengels, Ortsteil Dothen, Kreis Heilligenbeil, am 8. April

Bogdahn, Ursula, aus Tranatenberg, Kreis Elchniederung, am 8. April

Classen, Oswald, aus Gardienen, Kreis Neidenburg, am 6. April

Drews, Elfriede, geb. Heimann, aus Rossen, Kreis Heiligenbeil, am 6. April

Frech, Herta, geb. Boseniuk, aus Garbassen, Kreis Treuburg, am 6. April

Frommberg, Waltraut, geb. Graf, in Königsberg, am 6. April

Fries, Hedwig, geb. Solinski, aus Kleinkosel, Kreis Neidenburg, am 7. April

Gassewitz, Martin, aus Lyck, Freystraße 10, am 10. April

Gedenk, Günter, aus Tannenhöhe, Kreis Elchniederung, am 9. April

Jentsch, Heidi, aus Lübz, Kreis Parchim, am 9. April

Junghans, Brigitte, geb. Pietrzyk, aus Kölmersdorf, Kreis Lyck, am 4. April

Kähler, Günther, aus Weißensee, Kreis Wehlau, am 8. April

Kalkstein, Ernst, aus Grünwiese, Kreis Heiligenbeil, am 7. April

Kaesler, Edith, geb. Ragnitz, aus Zeysen, Kreis Lyck, am 5. April

Konrad, Helga, geb. Rahn, aus Altenkirch, Kreis Tilsit-Ragnit, am 10. April

Krach, Dr. Karl, aus Plauen, Kreis Wehlau, am 7. April

Krause, Erika, geb. Wiebranitz, aus Friedrichshof, Kreis Samland, am 10. April

Mikoteit, Gerhard, aus Finkenhagen, Kreis Tilsit-Ragnit, am 9. April

Mombrei, Bernhard, aus Allenburg, Kreis Wehlau, am 6. April

Mucha, Willi, aus Flammberg, Kreis Ortelsburg, am 6. April

Nabel, Siegfried, aus Lyck, Königin-Luisen-Platz 3, am 10. April

Niksa, Anna, geb. Zielitzki, aus Lindenort, Kreis Ortelsburg, am 6. April

Pawelzick, Herbert, aus Grabnick, Kreis Lyck, am 10. April

Peters, Inge, geb. Tharann, aus Peyse, Kreis Samland, am 6. April

Prinz, Hiltrud, geb. Bahl, aus Mingfen, Kreis Ortelsburg, am 4. April

Quadt, Christel, geb. Kobialka, aus Steinberg, Kreis Lyck, am 4. April

Richter, Waltraut, geb. Pelz, aus Balga, Kreis Heiligenbeil, am 9. April

Schipper, Marliese, geb. Hamann, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 6. April

Schubert, Edith, geb. Schmidt, aus Kinderfelde, Kreis Ebenrode, am 7. April

Schulz, Walter, aus Goldensee, Kreis Lötzen, am 8. April

Schwarte, Hildegard, geb. Sdunkowski, aus Milden, Kreis Lyck, am 5. April

Schwarzer, Ursula, geb. Kallweit, aus Hochdünen, Kreis Elchniederung, am 8. April

Seitz, Georg, aus Thierenberg, Kreis Samland, am 5. April

Steinkühler, Ursula, geb. Syska, aus Mingfen, Kreis Ortelsburg, am9. April

Stremming, Margarethe, geb. Böhnke, aus Genslack, am 5. April

Ungermann, Hertha, geb. Schwiderowski, aus Bieberswalde, Kreis Wehlau, am 8. April

Wieck, Annemarie, geb. Brenneisen, aus Fuchshagen, Kreis Ebenrode, am 10. April

ZUM 80. GEBURTSTAG

Ariceus, Ruth, aus Usdau, Kreis Neidenburg, am 5. April

Balkenhol, Ina, aus Fischhausen/Samland, am 5. April

Basche, Erika, geb. Wiechert, aus Plibischken, am 5. April

Cirkel, Helga, geb. Sontopski, aus Breitenfelde, Skurpien, Kreis Neidenburg, am 9. April

Dams, Herbert, aus Gilgenfeld, Kreis Elchniederung, am 8. April

Eschrig, Lieselotte, geb. Kerstan, aus Kornau, Kreis Ortelsburg, am 7. April

Fleischhauer, Paul, aus Gerswalde, Kreis Mohrungen, am 8. April

Gantowski, Ulrich, aus Hellengrund, Kreis Ortelsburg, am 4. April

Gimbott, Lieselotte, geb. Weigel, aus Nickelsdorf, Kreis Wehlau, am 6. April

Heick, Ilse, geb. Niedzwetzki, aus Kölmersdorf, Kreis Lyck, am 10. April

Keuchel, Else, geb. Grabowski, aus Usdau, Fylitz, Kreis Neidenburg, am 5. April

Kohls, Herta, geb. Schneider, aus Sargensee, Kreis Treuburg, am 7. April

Krohm, Waltraud, aus Dorntal, Kreis Lyck, am 7. April

Kühn, Brigitte, geb. Huhmann, aus Treuburg, am 6. April

Kujawa, Eliza, aus Saalfeld, Kreis Mohrungen, am 8. April

Lambrecht, Horst, aus Imten, Kreis Wehlau, am 7. April

Leidig, Herbert, aus Dannenberg, Kreis Elchniederung, am 10. April

Leser, Annemarie, geb. Annuß, aus Hellengrund, Kreis Ortelsburg, am 6. April

Malchin, Christel, geb. Taudien, aus Grünhausen, Kreis Elchniederung, am 4. April

Maurer, Margitta, geb. Helbig, aus Lyck, am 6. April

Maxin, Ernst, aus Hardichhausen, Kreis Neidenburg, am 9. April

Mursall, Brunhilde, geb. Malessa, aus Ortelsburg, am 9. April

Neumann, Helmut, aus Köllmisch Damerau, Kreis Wehlau, am 4. April

Ollech, Willy, aus Rohmanen, Kreis Ortelsburg, am 8. April

Piorr, Herbert, aus Wehlau, am 4. April

Rüther, Evelin, geb. Hasse, aus Neidenburg, am 6. April

Sadowski, Georg, aus Scharnau, Kreis Neidenburg, am 5. April

Salmann, Ernst, aus Lindenort, Kreis Ortelsburg, am 8. April

Schwittay, Alfred, aus Davidshof/Mingfen, Kreis Ortelsburg, am 5. April

Sieper, Charlotte, geb. Waasner, aus Groß Marienwalde, Kreis Elchniederung, am 7. April

Steinau, Ingeborg, geb. Sadegor, aus Engelbostel, und Canditten, Kreis Preußisch Eylau, am 5. April

Stoll, Ruth, geb. Parczanny, aus Fließdorf, Kreis Lyck, am 7. April

Stephan, Ruth, geb. Olschewski, aus Gollen, Kreis Lyck, am 7. April

Thamm, Hilde, geb. Radke, aus Amalienhof, Kreis Ebenrode, am 8. April

von Glasow, Anna, geb. von Harnier, aus Stettin/Partheinen, Kreis Heiligenbeil, am 8. April

ZUM 75. GEBURTSTAG

Bose, Karla, geb. Opalka, aus Nareythen, Kreis Ortelsburg, am 9. April

Brinlinger, Lothar, aus Neu Sellen, Kreis Elchniederung, am 9. April

Bültmann, Gisela, geb. Bald, aus Ortelsburg, am 4. April

Dickmann, Gerhard, aus Damerau, Kreis Wehlau, am 10. April

Geisler, Karin, geb. Sparka, aus Nikolaiken, Kreis Sensburg, am 1. April

Geisler, Rosemarie, geb. Sparka, aus Nikolaiken, Kreis Sensburg, am 1. April

Giret, Käthe, geb. Kulessa, aus Altkirchen, Kreis Ortelsburg, am 8. April

Grau, Manfred, aus Tapiau, Kreis Wehlau, 4. April

Lehmkuhl, Renate, geb. Lux, aus Groß Gablick, Kreis Lötzen, am 4. April

Marks, Ulrich, aus Treuburg, am 4. April

Mintel, Ulrich, aus Bladiau, Kreis Heiligenbeil, am 9. April

Müller, Hannelore, geb. Brodde, aus Wokellen, Kreis Preußisch Eylau, am 4. April

Napierski, Wolfgang, aus Kallenau, Kreis Ortelsburg, 7. April

Ratt, Lothar, aus Wissowatten, Kreis Lötzen, am 9. April

Schlenke, Siegfried, aus Klein Engelau, Kreis Wehlau, 7. April

Seidlitz, Joachim, aus Schwentainen, Kreis Treuburg, am 9. April

Symanowski, Ute, geb. Borrek, aus Nußdorf, Kreis Treuburg, am 7. April


S. 16-17 Heimatarbeit

Landsmannschaftliche Arbeit

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Uta Lüttich, Feuerbacher Weg 108, 70192 Stuttgart, Telefon und Fax (0711) 854093, Geschäftsstelle: Haus der Heimat, Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, Tel. und Fax (0711) 6336980.

Göppingen – Jeweils am ersten Mittwoch im Monat trifft sich um 14 Uhr im Lokal Glashaus, Salach, die Kreisfrauengruppe der Ost- und Westpreußen zu ihren Kulturnachmittagen. Ansprechpartner ist Vera Pallas, Telefon (07162) 5870.

– Bericht –

Die Landsmannschaft der Ost & Westpreußen hatte alle Mitglieder mit Angehörigen und Freunden herzlich zur diesjährigen Frühlingsfeier am 14. März ins Vereinsheim „Frisch-Auf“ in Göppingen eingeladen. Das Kaffeetrinken, an den mit großen bunten Frühlingssträußen geschmückten Tischen, ging wie immer in zwangloser Unterhaltung vor sich. Danach begrüßte der stellvertretende Vorsitzende W. Korn die recht zahlreich erschienenen Gäste. Als Ehrengäste durfte er Herrn und Frau Bayreuther vom BdV ebenfalls herzlich willkommen heißen. Grüße gingen dann an unseren Ehrenvorsitzenden Günter Rudat und seine Frau, die leider nicht mehr teilnehmen können.

Im Rückblick des vergangenen Jahres zählte Herr Korn die verschiedenen Vereinstreffen auf, die ja auch immer im schönen „Frisch-Auf“ stattfanden. Dann berichtete er über das große Deutschlandtreffen in Kassel, an denen er und verschiedene Mitglieder teilgenommen hatten. Er erzählte auch vom Besuch der Landesdelegiertentagung in Stuttgart. Viel konnte er ebenso über den Ausflug nach Kloster Irsee in Bayern berichten, und dem anschließenden Besuch im berühmten Cafe „Schwärmer“ in Bad Wörishofen.

Es hatte im vergangenen Jahr auch wieder viele runde Geburtstage gegeben. Da wurde, soweit möglich, persönlich gratuliert, und eine Flasche „Bärenfang“ überreicht. Erfreut konnte er auch berichten, dass kein Mitglied im letzten Jahr verstorben war. Dafür erinnerte er an verstorbene „Große Ostpreußen“, wie Max Schmeling, Siegfried Lenz, und auch Udo Lattek. Mit viel Beifall wurden sein Worte gewürdigt. Anschließend las Vera Pallas den Jahresbericht der „Frauengruppe“ vor. Auch Sie konnte wieder über 12 gut besuchte Nachmittage im „Glashaus“ in Salach berichten, ebenso über die vielen Programme und Unternehmungen, wie den Ausflug nach Bad Ditzenbach. Durch Ihre persönliche aktive Teilnahme an den Werkswochen in Bad Pyrmont bringt Vera Pallas immer neue Ideen zu Handarbeiten, Geschichtenerzählen, Sketchen und der beliebten „Stuhlgymnastik“ für die Frauengruppe mit. Sie leitet in Deutschland immerhin die größte ostpreußische Frauengruppe mit 35 Frauen und einem Mann!

Anschließend las Margit Korn den Kassenbericht vor. Die Kassenprüfer (anwesend Frau Lutz) bestätigten die Richtigkeit der genannten Zahlen. Die Mitglieder durften nun die Hand heben und unsere Kassenwartin Margit Korn entlasten. Danach wurden die Urkunden für langjährige Mitgliedschaft verteilt. Jutta Brinker konnte sie persönlich in Empfang nehmen, den anderen, die nicht anwesend waren, werden sie vorbeigebracht.

Mit dem Lied: „Im Märzen der Bauer…“ fing nun der bunte Nachmittag an. Mit vorgetragenen Sketchen, Gedichten und Erzählungen, auch in „Platt“, sowie weiteren fröhlichen Liedern, war der Nachmittag schnell wieder vorbei. Ehe das gemeinsame Frühlingsessen serviert wurde, sangen alle gemeinsam und einander die Hände reichend, das Ostpreußenlied: „ Land der dunklen Wälder“!

Herr Korn bedankte sich bei verschiedenen Mitgliedern für die tatkräftige Unterstützung zur Programmgestaltung, und wünschte Allen eine gute Heimfahrt, und ein gesundes Wiedersehen beim nächsten Treffen!

Metzingen – Der Vorsitzende Heinz Scheffler begrüßte die Mitglieder und Gäste bei der Jahreshauptversammlung im Restaurant Bohn. Nach nunmehr 70 Jahren seit der Heimatvertreibung wird der Kreis der Heimatvertriebenen immer älter und kleiner, aber ist immer noch voller Leidenschaft und Treue mit der alten Heimat verbunden. An den Tod des Mitgliedes Irmgard Jentsch sowie an alle durch Flucht und Gefangenschaft Verstorbenen wurde ehrend gedacht. Dann wies er auf einige große Veranstaltungen in diesem Jahr hin:

8. Mai, 17 Uhr: Gedenkfeier am städtischen Stein vor der Bonifatius Kirche aus Anlaß der Gesamtkapitulationsurkunde vor 70 Jahren zur Beendigung des Krieges. Wir wollen unsere Dankbarkeit für das Überleben mit unseren Familien in den Kriegswirren der Flucht bekräftigen und unsere Verbundenheit mit der neuen Heimat aussprechen. Gestaltet wird die Feier mit Grußworten von Oberbürgermeister Dr. Fiedler und Dankgebet der katholischen und evangelischen Geistlichen, Mitgestaltung Chor der Siebenbürger Sachsen.

9. Mai: 65 Jahre Bestehen der Landsmannschaft, Feier im Restaurant Bohn. Gemeinsames Essen, Musik: Helmut Stahl. Die Festrede hält der Landesvorsitzenden Lüttich.

28. Juni: Jahresausflug nach Rain am Lech in den Dehner Blumenpark und Donauwörth.

10. Oktober: Königsberger-Klopse-Essen mit Tombola, Musik und Tanz im Restaurant Bohn.

6. Dezember: Weihnachtsfeier im Restaurant Bohn.

Große Anteilnahme bei der Jahreshauptversammlung brachte die Vorführung der Dokumentation über die Samlandbahn Königsberg-Rauschen-Cranz. Dazu muß man sich an die Aufteilung Ostpreußens nach dem Krieg an drei Länder erinnern. Die Teilung zwischen Polen und der UdSSR verlief per Lineal. Die UdSSR nahm sich das nördliche Ostpreußen um Königsberg und die Ostseeküste, weil sie Zugang zum Meer brauchte und nannte es Kaliningrad. Es wurde 500 Kilometer von Russland entfernt zum Sperrgebiet. Polen erhielt den südlichen Teil und Litauen 52 Kilometer der Kurischen Nehrung.

Erst nach der Wiedervereinigung und dem Abzug der Russen aus Deutschland wurden Reisen in die Enklave Kaliningrad möglich. Der Film über die Samlandbahn entstand 1993. Die Samlandbahn läuft wieder, ausgehend vom Königsberger Nordbahnhof, früher Bäderbahnhof genannt, zu den Bädern Rauschen und Cranz. Die Züge hatten früher Namen von Seevögeln. Cranz war damals das schönste Ostseebad des Landes. Die 28 Kilometer zum Strand waren nach 30 Minuten und oft mit dem Bademantel über die Schulter erreicht. Heute ist das eine Stunde entfernte und vom Krieg unbeschädigte Rauschen das beliebteste Bad. Es gilt als das Rimini der Russen. Die Fahrt geht nicht mehr durch fruchtbare Felder, sondern durch brachliegendes Grünland und verfallene Dörfer. Wenn man auf den einzelnen Stationen aussteigt sieht man Kirchen, die nach dem Kriege von den Russen als Lagerhallen oder Viehställen und Pfarrhäuser, die als Werkstätten benutzt wurden. Das ganze Elend in diesem zugrunde gerichteten jetzt russischen Land muß man vergessen. Bei der Rückreise in das südliche jetzt polnische Ostpreußen stimmt der wirtschaftliche Aufschwung beruhigend. Die Landsmannschaft meint, dass die Vorführung solcher Dokumentationen auch für die Mitbürger empfehlenswert und sicher sehr interessant wäre.

Abschließend dankte der Vorsitzende seinen vier Helfern, Horst Sauff, Georg Weiß, Dagmar Voss und Gerda Haushalter für ihre Mitarbeit und bat, weiter zur Stange zu halten.

Ulmer/Neu Ulm – Sonnabend, 11. April, 14.30 Uhr, Ulmer Stuben, Adolph-Kolping-Platz 11: Monatliches Treffen – Sonntag, 26. April, 14.30 Uhr, Ulmer Stuben: Jahreshauptversammlung.

Weinheim – Mittwoch, 8. April, 14.30 Uhr, Café Wolf: Treffen der Frauengruppe. Dem Frühling soll gehuldigt werden mit schönen Gedichten und Lieder. An ostpreußisches Brauchtum soll erinnert werden.

 

BAYERN

Vorsitzender: Friedrich-Wilhelm Böld, Telefon (0821) 517826, Fax (0821) 3451425, Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg, E-Mail: info@low-bayern.de, Internet: www. low-bayern.de.

Altmühlfranken – Freitag, 24. April, 19 Uhr, Gasthof „Krone“, Gunzenhausen: Heimatliches Essen mit Königsberger Klopsen anschließend Filmabend: „Das deutsche Kaiserreich einmal anders“ – Ein Dokumentarfilm über den Höhepunkt deutscher Geschichte.

Bamberg – Mittwoch, 15. April, 15 Uhr, Hotel Wilde Rose: Erlebnisfluchtbericht von Friedegund Edelmann.

Hof – Sonnabend, 11. April, 15 Uhr, Altdeutsche Bierstube: Monatsversammlung.

– Bericht –

Trotz der winterlichen Temperaturen, hatte sich doch eine stattliche Anzahl von Mitgliedern und Gästen zu ihrer monatlichen Zusammenkunft im März 2015 in der Altdeutschen Bierstube eingefunden. Der Erste Vorsitzende Christian Joachim ließ sich entschuldigen, da er zeitgleich an der Landeskulturtagung der Landesgruppe Bayern in Ellingen teilnehmen musste. Kulturreferent Bernd Hüttner übernahm die Begrüßung der Anwesenden, die Gratulation der gewesenen Geburtstagskinder und die Mitteilungen vom Vereinsgeschehen. Als Prominenten des Nachmittags hatte er den Physiker und Raketeningenieur Wernher Freiherr von Braun ausgewählt, der 1912 in Posen geboren wurde und 1977 starb. Er schilderte lebendig das Leben dieses Mannes, der maßgeblich an der Entwicklung von antriebsstarken Weltraumraketen beteiligt war. Nach gemeinsam gesungenen Liedern sprach Bernd Hüttner noch den Frühling in Ost- und Westpreußen an. Er erinnerte an die grimmigen Wintermonate, und dass der Frühling dort circa vier Wochen später einzog. Besonders die Landwirte mussten mit großem Fleiß die Äcker und Wiesen bearbeiten. Ein Frühlingsgedicht von Agnes Miegel schloss den interessanten Nachmittag ab.

Mit Frühlingsliedern und harmonischem Plausch saß man noch zusammen. Bernd Hüttner dankte den Anwesenden für ihr Kommen, wünschte allen ein buntes Frühjahr und vor allem ein gesegnetes, frohes Osterfest.

Renate Pfaff, Schriftführerin

Kitzingen – Freitag, 10. April,

15 Uhr, Hotel Würzburger Hof: Gemütlicher Kaffeenachmittag mit Ehrungen.

Landshut – Dienstag, 7. April, 14 Uhr, Haus der Heimat: Bestückung unserer Glasvitrine. – Dienstag, 21. April, 14 Uhr, Gasthaus „Zur Insel“: Jahreshauptversammlung mit Kassenprüfung und Rückblick auf 2014.

München – Freitag, 17. April, 14.30 Uhr, Haus der Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München: Vortrag von Friedrich Werner, Sicherheitsberater für Senioren der Landeshauptstadt München. Zu Beginn gemeinsame Kaffeetafel.

 

BERLIN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch, Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon (030) 2547345, E-Mail: info@bdv-bln.de, Internet: www.ostpreussen-berlin.de. Geschäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb der Geschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

Gumbinnen – Sonnabend, 4. April, 13 Uhr, Restaurant „Mazedonia“, Hans-Sachs-Straße 41 (direkt am S-Bahnhof Lichterfelde): Gemeinsames Treffen. Weitere Informationen: Joseph Lirche, Telefon (030) 4032681.

Rastenburg – Sonntag, 12. April, 15 Uhr, Restaurant Stammhaus, Rohrdamm 24 B, 13629 Berlin; Gemeinsames Treffen. Anfragen: Martina Sontag, Telefon (033232) 188826.

Angerburg, Darkehmen, Goldap – Donnerstag, 23. April, 14 Uhr, Restaurant „Oase Amera“, Borussiastr.62 , 12102 Berlin: Ostpreußische Bräuche, Anfragen: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

 

BREMEN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Telefon (0421) 25 09 29, Fax (0421) 25 01 88, Hodenberger Straße 39 b, 28355 Bremen. Stellvertrende Vorsitzende: Marita Jachens-Paul, Ratiborer Straße 48, 27578 Bremerhaven, Telefon (0471) 86176. Landesgeschäftsführer: Jörg Schulz, Am Anjes Moor 4, 27628 Uthlede, Telefon (04296) 74 77 01.

Bremen-Nord – Sonnabend, 11. April, 12 Uhr, „Waldschmiede“ , Beckedorf: Heringsessen. Zur Unterhaltung gibt es Musik und Darbietungen in ostpreußischer Mundart. Der Kostenbeitrag beträgt für Mitglieder 15 Euro und für Nichtmitglieder 17 Euro. Anmeldungen unter Telefon (04296) 747701 oder (0421) 483424 – jedoch spätestens bis zum 4. April.

 

HAMBURG

Erster Vorsitzender: Hartmut Klingbeutel, Haus der Heimat, Teilfeld 8, 20459 Hamburg, Telefon (040) 444993, Mobiltelefon (0170) 3102815. 2. Vorsitzender: Manfred Samel, Fried-rich-Ebert-Straße 69 b, 22459 Hamburg, Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

KREISGRUPPEN

Insterburg – Die Gruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat (außer im Juli) zum Singen und einem kulturellem Programm um 12 Uhr, Hotel Zum Zeppelin, Frohmestraße 123–125. Kontakt: Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69b, 22459 Hamburg. Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

Heiligenbeil – Sonnabend, 11. April, 14 Uhr, AWO Seniorentreff, Beuerbergweg 7: Frühlingsfest. Der Vorstand lädt alle Mitglieder und Freunde der Gruppe ein, um bei Kaffee und Kuchen fröhliche Stunden in geselliger Runde zu verbringen. Gleichzeitig wird das Treffen laut Satzung der Landesgruppe Hamburg zur Jahreshauptversammlung genutzt. Der Vorstand wünscht sich ein zahlreiches Erscheinen von allen Mitgliedern der Kreisgruppe. Sie erreichen den Seniorentreff mit der Bus-Linie 116 ab U-Bahnstation Hammer Kirche, Wandsbek Markt oder Billstedt. Kostenbeitrag für Kaffee und Kuchen: 5 Euro. Anmeldung bei K. Wien, Telefon (040) 32049041, bis Freitag, 10. April.

Gumbinnen – Das Treffen im Restaurant Lackermann, Litzowstieg 8, ist verlegt worden. Es findet nicht 23. Mai statt, sondern am 6. Juni. Weitere Auskünfte: Siegfried Grawitter, Telefon (040) 205784.

 

HESSEN

Vorsitzender: Eberhard Traum, Wächtersbacherstraße 33, 63636 Brachtal, Telefon (06053) 708612.

Darmstadt/Dieburg – Sonnabend, 11. April, Stammtisch der Insterburger mit Programm im Restaurant Taverna Hellas, Bahnhofstraße 17. Beginn: 11 Uhr. Weitere Informationen: Jürgen Pantel, Telefon (06103) 42744.

– Bericht –

Erfreulicherweise war unsere Veranstaltung am 14. März gut besucht. Nach den Mitteilungen unseres Vorsitzenden und den Bibel-Worten von Herrn Turowski wurden wie immer die Geburtstagskinder beglückwünscht. Als nächster Programmpunkt stand die Verleihung der Treuezeichen an verdiente Mitglieder auf der Tagesordnung. Diese sollte durch den Landesvorsitzenden Eberhard Traum vorgenommen werden. Leider konnte er aus beruflichen Gründen diese nicht übernehmen, und so wurde die Verleihung der Treuezeichen in Silber und Gold, sowie einer Ehrennadel durch unseren Vorsitzenden Gerhard Schröder vorgenommen und der Brief mit den Grußworten von Eberhard Traum vorgelesen:

„Liebe Mitglieder der Kreisgruppe, liebe Landsfrauen und -männer aus Ostpreußen, ich gratuliere jedem Einzelnen von Ihnen für die langjährige Treue zur Heimat im Kreise von Gleichgesinnten, sowie die großartige Leistung, die Bindung zur alten Heimat an die nächste Generation weiter zu geben.

Treue oder Ehrenzeichen, das ist ein gewaltiges Zeugnis für Verdienste und Leistungen im Sinne der Gemeinschaft und dem Bekenntnis zur Heimat. Dass wir in unserer Zeit noch immer mit dem Herzen bei denen sind, die nicht mehr unter uns weilen und eine Verbundenheit zu einer Region haben, in der wir aufgewachsen sind, zeigt, wie die Erinnerung sich in das Leben einmischt. Die Erinnerung lässt uns fröhlich werden, gibt uns Kraft und bereichert uns. Sei es durch stille Erlebnisse in uns selbst oder durch Austausch von Erlebnissen mit ehemaligen weitläufigen Nachbarn. Immer wieder ergeben sich dadurch fröhliche Momente, die den Tag bestimmen und unser Leben erträglich machen. Aber auch die traurigen Erinnerungen gehören, dazu, denn sie sind in vielen Fällen die Triebfeder, dass nichts vergessen wird.

Nur allein diesem Phänomen nachzuhängen, wäre aber nicht ratsam. Und deshalb haben sich ja auch die Ostpreußen und andere Vertriebene zusammengefunden, die Erinnerung an die Heimat zu erhalten, mit immer neuen und schönen Geschichten, die sich erst in Gesprächen wieder melden. Und es wäre natürlich besonders schön, wenn sich die Nachkommen etwas mehr mit der Geschichte von uns Alten anfreunden könnten, und nicht nur am ipad oder am PC hängen würden. Eine solche „Heimat“ bringt wenig innere Zufriedenheit. Viele von Ihnen sind inzwischen auch schon in der alten Heimat herumgereist Und haben das eine oder andere entdecken können, was in ihren Erinnerungen viel Platz eingenommen hat.

Es ist schön, wenn das heute so funktioniert und die Menschen ihren Hass und die Feindschaft abgelegt haben und ohne großen Groll den Fuß auf die ehemalige Scholle setzen. Mir sagte eine Russin, inzwischen eine gute Freundin, auf der Kurischen Nehrung einmal, als ich dort drei Wochen verbringen durfte: „Ihr seid aus eurer Heimat einmal vertrieben worden, und wir aus unserer. Vertriebene sind wir alle. Eure Heimat war es, unsere ist es inzwischen geworden, also genießen wir es einfach gemeinsam!“

Bleiben Sie der Heimat treu und geben sie schöne Erinnerungen weiter, leben Sie in Ihrer kleinen Gemeinschaft die Erinnerungen an die schönen Zeiten der Vergangenheit, und genießen Sie es einfach Ostpreußen zu sein. In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Tag, mit vielen fröhlichen Gesprächen, Ihr Landesvorsitzender Eberhard Traum“

Wie in unseren Satzungen festgelegt ist alle zwei Jahre eine Vorstandswahl vorzunehmen. Diese fand unter der Wahlleitung von Willy Posegga statt. Beisitzer waren Christiane Mertz und Ruth Rescheleit. Als Vorsitzenden wurde Gerhard Schröder, als erster Stellvertreter Christian Keller und als zweiter Stellvertreter Dieter Leitner bestätigt. Ebenso Christiane Mertz als Schriftführerin, Gisela Keller als Kassenverwalterin, Christian Keller als Presse-Referent und Margarete Ahlheim für den Besuchsdienst. Die Kassenprüfung erfolgt durch Carla Jaenich. Wir wünsche dem neuen Vorstand eine glückliche Hand für die nächsten zwei Jahre. Schon jetzt geben wir den Termin für unseren nächsten Zusammenkunft am 11. April 2015 bekannt. An diesem Tag zeigt Peter Struwecker einen Lichtbildervortrag über die Stadt Königsberg.

Kassel – Donnerstag, 9. April, 14.30 Uhr, AWO-Heim, Am Wehrturm 3: Vortrag von Günter Meyer: „Wie kam es zur DJO (Deutsche Jugend des Ostens), und was ist aus ihr geworden?“

Wetzlar – Montag, 13. April, 19 Uhr. Restaurant „Grillstuben“, Stoppelberger Hohl 128: „Als Heimwehtourist im Königsberger Gebiet“ – so lautet das Thema beim Treffen der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Wetzlar. Dazu zeigt Rudolf Virnich einen Lichtbildervortrag. Der Eintritt ist frei. Kontakt: Kuno Kutz, Telefon (06441) 770559.

Wiesbaden – Dienstag, 14. April, 15 Uhr, Wappensaal, Haus der Heimat, Friedrichstraße 35: Treffen der Frauengruppe zum Thema „Der Frühling lässt sein blaues Band …“ – Sonnabend, 18. April, 15 Uhr, Großer Saal, Haus der Heimat: Jahreshauptversammlung. Die Tagesordnung: 1. Abstimmung über die Tagesordnung, 2. Feststellen der Anwesenheit und des Stimmrechts, 3. Geschäftsbericht des Vorstandes, 4. Bericht des Schatzmeisters, 5. Bericht der Kassenprüfer, 6. Aussprache zu den Tagesordnungspunkten 3 und 4, 7. Entlastung des Vorstandes, 8. Verschiedenes. Vor dem offiziellen Teil ist Zeit zur Unterhaltung bei Kaffee und Kuchen.

 

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Vorsitzender: Manfred F. Schukat, Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam, Telefon (03971) 245688.

Parchim – An jedem dritten Donnerstag, 14.30 Uhr, Café Würfel, Scharnhorststraße 2: Treffen der Kreisgruppe. Gemütlicher Nachmittag, um über Erinnerungen zu sprechen, zu singen und zu lachen. Weitere Informationen: Charlotte Meyer, Kleine Kemenadenstraße 4, 19370 Parchim, Telefon (03871) 213545.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke, Alter Hessenweg 13, 21335 Lüneburg, Telefon (04131) 42684. Schriftführer und Schatzmeister: Gerhard Schulz, Bahnhofstraße 30b, 31275 Lehrte, Telefon (05132) 4920. Bezirksgruppe Lüneburg: Manfred Kirrinnis, Wittinger Straße 122, 29223 Celle, Telefon (05141) 931770. Bezirksgruppe Braunschweig: Fritz Folger, Sommerlust 26, 38118 Braunschweig, Telefon (0531) 2 509377. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto v. Below, Neuen Kamp 22, 49584 Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

Göttingen – Vom 17. bis 24. Juli bietet die Gruppe Göttingen wieder eine achttägige Fahrt nach Masuren an. Sie umfasst sieben Übernachtungen (inklusive jeweils einer Zwischenübernachtung auf der Hin- und Rückreise) mit Halbpension in Hotels der Mittelklasse, je eine Rundfahrt in Masuren und im Ermland sowie ein Besuch des Treffens der deutschen Minderheit in Bischofsburg. Nähere Informationen und schriftliche Anmeldungen bis zum 15. März an: Werner Erdmann, Holtenser Landstraße 75, 37079 Göttingen.

Helmstedt – Donnerstag, 9. April, 15 Uhr, Begegnungsstätte Schützenwall 4: Gemeinsames Treffen. Weitere Informationen erteilt Frau Anders, Telefon (05351) 9111.

Oldenburg – Mittwoch, 8. April, 15 Uhr, Stadthotel Oldenburg: „Tannenberg 1914“ – Vortrag von Dr. Manuel Ruoff, Redakteur der Preußischen Allgemeinen Zeitung (Ressort Geschichte). Freunde und Bekannte sind herzlich willkommen.

Osnabrück – Dienstag, 7. April, 16.30 Uhr, Hotel Ibis, Blumenhaller Weg 152: Kegeln. – Sonnabend 11. April, 14 Uhr Bürgerbräu, Blumenhaller Weg 41: Frühjahrstreffen der Teutonen. Weitere Informationen: Barbara Kleine, Telefon (0541) 74282 oder Renate Berger, Telefon (05471) 4926. – Freitag, 17. April, 15 Uhr, Gaststätte „Bürgerbräu“, Blumenhaller Weg 43: Treffen der Frauengruppe.

Rinteln – Donnerstag, 9. April, 15 Uhr, Hotel Stadt Kassel, Klosterstraße 42, 31737 Rinteln: Beim nachösterlichen Monatstreffen wird die Rintelner Stadtführerin Karin Gerhardt einiges über „Traditionelle Osterbräuche hier und dort“ berichten. Neben den Mitgliedern der Gruppe und Freunden sind interessierte Gäste aus Nah und Fern ebenfalls herzlich willkommen. Weitere Auskünfte zur landsmannschaftlichen Arbeit in Rinteln gibt es beim Vorsitzenden Joachim Rebuschat unter Telefon (05751) 53 86 oder über: rebuschat@web.de.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Geschäftsstelle: Buchenring 21, 59929 Brilon, Telefon (02964) 1037, Fax (02964) 945459, E-Mail: geschaeft@ostpreussen-nrw.de, Internet: www.ostpreussennrw.de

Bonn – Die Reise nach Ostpreußen vom 22. Juni bis 1. Juli wird von der Kreisgruppe Bonn organisiert. Es sind noch einige Plätze frei. Interessenten melden sich bei Manfred Ruhnau, Telefon (02241) 311395.

Ennepetal – Donnerstag, 16. April, 16 Uhr, Heimatstube, Kirchstraße 52: Monatsversammlung.

Essen – Freitag, 24. April, 15 Uhr, Gastronomie St. Elisabeth, Dollendorfstraße 51, 45144 Essen: Frühlingslieder-Singen mit Julius Wermter.

Gütersloh – Donnerstag, 30. April, Haus Henkenjohann, eiserstarße 16, 33415 Verl: Tanz in den Mai. Karten gibt es nur an der Abendkarte. Eintritt: Zehn Euro, für Mitglieder sieben Euro. Weitere Infos unter Telefon (05241) 29211 oder www.jagalla.info.

Köln – Dienstag, 21. April: Diavortrag über Masurens Schönheiten. Dirk Makoschey und seine Begleiterin Claudia hielten sich in der Sommerzeit des vergangenen Jahres über mehrere Wochen in Masuren auf und machten viele Aufnahmen. – Mittwoch, 22. April, Gaststätte „Em Kappeseng“, Aachener Straße 1332: Treffen der Insterburger. Weitere Informationen: Carola Maschke, Telefon (0221) 796942, E-Mail: C.Maschke@netcologne.de.

Leverkusen – Sonnabend, 18. April, 14 Uhr, Gaststätte Kreuzbroich, Heinrich-Lübke-Straße 61: Jahreshauptversammlung, mit Neuwahlen des Vorstandes. Nach Berichten und Wahlen wird eine Vesper und ein kulturelles Programm geboten. Wir bitten alle Mitglieder um ihr Kommen. Ihre Meinung über die Tätigkeit und die Zukunft der LM ist uns sehr wichtig. Gäste sind willkommen.

Remscheid – Jeder zweite Donnerstag im Monat, 14.30 Uhr, Gemeindehaus der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde in der Eschenstraße: Treffen der Frauengruppe. – Jeder dritte Donnerstag im Monat, 14.30 Uhr, ,,Zunftstuben”, Palmstraße 10: Treffen der Ostpreußenrunde.

Siegen – Die Frauengruppe der Ost-und Westpreußen trifft sich regelmäßig an jedem 3. Dienstag im Monat um 14 Uhr ab sofort im barrierefreien Café Patmos in Siegen-Geisweid in der Sohlbacher Straße.

Wesel – Sonnabend, 11. April, 17 Uhr, Heimatstube, Kaiserring 4: Traditionelles Grützwurstessen. Verschiedene Darbietungen stehen auf dem Programm. Anmeldungen bis zum 31. März bei Paul Sobotta, Telefon (0281) 45657 oder Manfred Rohde, Telefon (02852) 4403.

Witten – Montag, 20. April, 15 Uhr, Versammlungsraum, Evangelisch Lutherische Kreuzgemeinde Witten, Lutherstraße 6–10: Gedichte und Kurzgeschichten zum Vortragen.

Wuppertal – Die Ostpreußenrunden finden jeden zweiten Sonnabend im Monat im Kolkmannhaus, Hofaue 51 in Wuppertal-Elberfeld um 14 Uhr statt. Bei dieser Zusammenkunft ist die Kuchentheke reichlich bestückt und Kaffee wird an liebevoll gedeckten Tischen getrunken. Mit einem Gedicht, meistens einem ostpreußischen, begrüßt der 1. Vorsitzende Hartmut Pfecht die Anwesenden. Die Geburtstagskinder werden mit einem Ständchen geehrt und ein Schnäpschen gibt es für alle. Je nach Jahreszeit wird an Bräuche, geschichtliche oder aktuelle Ereignisse erinnert, auch Filme von Veranstaltungen und Fahrten sind sehr beliebt. Hans Berndt, ein Mitglied der Gruppe, hält viele schöne Momente mit seiner Kamera fest und versteht es auch, trotz verschiedener Systeme, seine Aufnahmen auf den Bildschirm zu bannen zur Freude der Zuschauer. Auf Initiative des 1. Vorsitzenden wurden weiße Polohemdchen mit der gestickten Elchschaufel angeschafft, die als „Dienstkleidung“ gerne getragen werden. Jede Zusammenkunft endet mit dem gemeinsam gesungenem Ostpreußenlied und dem Lied „Kein schöner Land“.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Wormser Straße 22, 55276 Oppenheim.

Ludwigshafen – Sonnabend,

11. April, 15 Uhr, Haus der AWO, Forsterstraße: Treffen.

Mainz – Donnerstag, 16. April, 15 Uhr, Mundus Residenz, Große Bleiche 44, 55116 Mainz: Johannes Freitag zeigt den Film „Ostern in Ostpreußen“.

 

SACHSEN

Vorsitzender: Alexander Schulz, Willy-Reinl-Straße 2, 09116 Chemnitz, E-Mail: alexander.schulz-agentur@gmx.de, Telefon (0371) 301616.

Chemnitz – Sonnabend, 11. April, 10 Uhr, St. Matthäusgemeinde, Zinnsendorferstraße, 09116 Chemnitz: Kirchentag der evangelischen Gemeinschaft der Ostpreußen. Der Kirchentag beginnt mit dem Gottesdienst, gehalten vom Pfarrer i. R. Klaus Plorin. Im Anschluss wird ein Grußwort des CDU-Kreisverbandes von Ralph Burckhard übermittelt. Der Vortrag vom Direktor des Kulturzentrums aus Ellingen, Wolfgang Freyberg, wird mit Spannung erwartet. Am Nachmittag wird uns der Kindergarten der Gemeinde mit einem schönen Kulturprogramm erfreuen. Alexander Schulz

 

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Michael Gründling, Große Bauhausstraße 1, 06108 Halle, Telefon privat (0345) 2080680.

Desslau-Roßlau – Montag, 13. April, 14 Uhr, Krötenhof, Wasserstadt 50: Treffen zum Thema Osterbräuche.

Gardelegen – Freitag, 24. April, Begegnungsstätte des VS Gardelegen: Dia-Vortrag „Eine Reise durch Ostpreu0en“.

Magdeburg – Sonntag, 12. April, 14 Uhr, Sportgaststätte Post, Spielhagenstraße: Treffen zum Thema „Orte und Flüsse der Heimat“ – Dienstag, 7. April, 13 Uhr, Immermannstraße: Treffen der Stickerchen – Freitag, 10. April, 16 Uhr, Sportgaststätte TuS Fortschritt, Zielitzer Straße: Treffen des Singekreises.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vors.: Edmund Ferner. Geschäftsstelle: Telefon (0431) 554758, Wilhelminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

Bad Schwartau – Donnerstag, 9. April, 14.30 Uhr, AWO Begegnungszentrum: Zu Gast sind diesmal Ingrid und Christian Frahm, die an allen drei Etappen einer einzigartigen Radreise von Hamburg bis nach St. Petersburg teilnehmen konnten. Mit eindrucksvollen Bildern werden Ingrid und Christian Frahm über die letzte Etappe berichten und alle auf eine ungewöhnliche Reise mitnehmen. Mit der dritten Etappe dieser geführten Radreise erreichen Ingrid und Christian Frahm das Ziel St. Petersburg. Von Danzig über Riga ging es durch Lettland nach Estland. Dort sind die Höhepunkte der Reise die Wälder, die Altgläubigen, die in einzigartigen Dörfern am Peipussee wohnen, und ein Ausflug nach Tallin. Krönender Abschluß sind die großen Parks und der Peterhof sowie eine Radtour durch St. Petersburg.

Burg auf Fehmarn – Dienstag, 14. April, 15 Uhr, Haus im Stadtpark: Siegfried Göller zeigt eine Dia-Show über seine Reise mit dem Wohnmobil durch Alaska. Gäste sind herzlich willkommen.

Flensburg – Dienstag, 14. April, 15 Uhr, AWO Stadtteilcafe Mathildenstraße 22: Vortrag von Uwe Carstens; Die ungewöhnliche Lebensgeschichte des Kolonisten Ernst Weigle aus Westpreußen.

Kiel – Mittwoch, 15. April, 15 Uhr, Haus der Matthias-Claudius-Gemeinde, Alte Dorfstraße 53: Jahrestreffen der Insterburger mit dem Thema Siegfried Lenz. Ansprechpartner: Hellmut Jucknat, Telefon (0431) 311972. Pinneberg – Sonntag, 19. April, 15 Uhr: Film über Ostpreußen. Wegen der Kaffeetafel bitte vier Tage vorher anmelden: Telefon (04101) 62667 oder (04101) 73473.


S. 18-19 Heimatarbeit

Aus den Heimatkreisen

ALLENSTEIN LAND

Kreisvertreter: Hans-Peter Blasche, Lankerstraße 40, 40545 Düsseldorf, Telefon (0211) 17181290; (02131) 902700 (dienstl.), Telefax (02131) 902430 (dienstl.) Geschäftsstelle: Gemeindeverwaltung Hagen, Postfach 1209, 49170 Hagen, Telefon (05401) 9770. www.allenstein-landkreis.de

Hiermit werden die eingetragenen Mitglieder der Kreisgemeinschaft Allenstein-Land zu der am 11. April 2015 um 10.00 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses Hagen am Teutoburger Wald stattfindenden Mitgliederversammlung eingeladen. Die vom Kreisvertreter geleitete Versammlung ist öffentlich, so dass auch Interessierte zu ihr Zugang haben. Sie wird am Nachmittag enden. Die Tagesordnung liegt aus. Die Mitglieder des Kreistages sind schriftlich eingeladen worden.

 

ALLENSTEIN STADT

Kreisvertreter: Gottfried Hufenbach, Danziger Str. 12, 53340 Meckenheim. Geschäftsstelle: Stadtgemeinschaft Allenstein, Vattmannstraße 11, 45879 Gelsenkirchen, Telefon (0209) 29131 und Fax (0209) 4084891, E-Mail: Stadt-Allenstein@t-online.de

Heimattreffen 2015: Leider hatte sich in der PAZ-Ausgabe Nummer 12, Seite 16 der Fehlerteufel eingeschlichen. Hier die korrekten Angaben:

11. bis 13. September, Gelsenkirchen: 60. Jahrestreffen der Stadtgemeinschaft Allenstein.

12. September, Gelsenkirchen: Gemeinsames Jahrestreffen der Stadt- und Kreisgemeinschaft Allenstein im Schloss Horst.

 

ELCH-NIEDERUNG

Kreisvertreter: Manfred Romeike, Anselm-Feuerbach-Str. 6, 52146 Würselen, Telefon/Fax (02405) 73810. Geschäftsstelle: Barbara Dawideit, Telefon (034203) 33567, Am Ring 9, 04442 Zwenkau.

Eine neuntägige Flugreise nach Ostpreußen – Elchniederung und Samland – plant der Heimatkreis vom 1. bis 9. Juni. Die Reiseleitung hat Dieter Wenskat. Dies ist der Programmablauf:

1. Tag: Gegen Mittag Linienflug mit Air Berlin von Berlin nach Königsberg (Andere Abflughäfen mit Umstieg in Berlin auf Anfrage und gegen Aufpreis möglich). Am Flughafen in Königsberg werden wir von unserer russischen Reiseleitung empfangen. Anschließend Busfahrt nach Tilsit in das Hotel „Rossija“.

2. Tag: Rundfahrt über Insterburg mit Besichtigungsstopps. Eintritt und Führung durch das Gestüt Georgenburg, Gumbinnen und Ragnit. Danach zurück nach Tilsit. Übernachtung in Tilsit.

3. Tag: Heute erleben wir das Naturparadies Ostpreußen pur. Wir unternehmen einen Ausflug in das Große Moosbruch am Rande des Elchwaldes und besuchen bei Lauknen das Moosbruchhaus, einem mit deutschen Mittel unterstützen Naturschutzzentrum. Die Rückfahrt am Nachmittag führt durch die südliche Elchniederung mit Besuch von Heinrichswalde, Groß Friedrichsdorf und Gerhardsweide. Übernachtung in Tilsit.

4. Tag: Besichtigungsfahrt durch die Elchniederung nördlich der Gilge mit dem Besuch von Sköpen, Kuckerneese, Herdenau, Karkeln und Inse, Weiter geht es über Milchhof, Alt-Dümpelkrug, Rautersdorf, Bretterhof, Rautenburg und zurück nach Tilsit. Übernachtung in Tilsit.

5. Tag: Rundfahrt mit individuellen Besichtigungsstopps in Kreuzingen und Labiau mit Fahrt über die Adlerbrücke. Hier mündet die Deime in das Kurische Haff. Anschließend vorbei an Königsberg und auf der neuen Autobahn an die ostpreußische Ostseeküste bis nach Cranz. Übernachtung in Cranz.

6. Tag: Der heutige Tagesausflug führt durch das Samland. Zunächst besuchen wir Palmnicken, wo im Tagebau aus der blauen Erde der Bernstein, für den Ostpreußen berühmt ist, gewonnen wird. Beim Blick von der Aussichtsterrasse oberhalb des Tagebaus können wir uns einen guten Eindruck verschaffen. Anschließend erreichen wir Pillau. Die Hafenstadt hatte eine besondere Bedeutung für viele Ostpreußen im Winter 1945, als tausende Menschen von hier aus ihre Heimat für immer verlassen mussten. Heute gibt es in Pillau neben den historischen Bauten, Befestigungsanlagen und dem bekannten Leuchtturm eine große Kriegsgräbergedenkstätte als Ort der Besinnung. Übernachtung in Cranz.

7. Tag: Ausflug nach Königsberg. Bei der Stadtrundfahrt durch die frühere Provinzhauptstadt besuchen wir natürlich die erhaltenen Sehenswürdigkeiten wie den wiedererrichteten Königsberger Dom, die Luisenkirche oder den früheren Hansa-Platz mit dem ehemaligen Nordbahnhof und die erhaltenen Stadttore und Befestigungsanlagen wie das restaurierte Königstor und den Litauer Wall. Darüber hinaus erleben wir eine aufstrebende russische Großstadt im Umbruch und voller Kontraste, sowohl sozial als auch städtebaulich. Am neuen Fischdorf unternehmen wir eine kleine Bootsfahrt auf dem Pregel und erleben den Dom und die Kneiphofinsel aus der Perspektive vom Wasser aus. Ein weiterer Höhepunkt der Reise ist der Besuch des Königsberger Doms mit einem Anspiel der Orgel zu einem kleinen Konzert. Übernachtung in Cranz.

8. Tag: Ganztägiger Ausflug auf die Kurische Nehrung. Die etwa 100 Kilometer lange Landzunge trennt das Kurische Haff von der Ostsee und ist durch eine einzigartige Naturlandschaft mit den höchsten Wanderdünen Europas geprägt. Bei Rossitten besuchen wir dann die Feldstadion Fringilla der Vogelwarte. Einst war sie die erste ornithologische Beobachtungsstation der Welt. Je nach Wettersituation unternehmen wir einen Spaziergang auf die Epha-Düne, eine der größten noch frei wandernden Sandflächen der Nehrung. Von hier bietet sich ein einzigartiger Ausblick über das Haff, die Nehrung und die Ostsee. Übernachtung in Cranz.

9. Tag: Der Vormittag bleibt zur freien Verfügung. Gegen Mittag Bustransfer von Cranz zum Flughafen Königsberg, Linienflug mit Air Berlin ab Königsberg, Ankunft in Berlin am Nachmittag.

Programmänderungen bleiben vorbehalten. Reiseleiter Wenskat betont, dass trotz der derzeitigen Situation in der Weltpolitik die Reisen nach Ostpreußen in keiner Weise davon betroffen seien, und dass nach wie vor beste Kontakte zu allen Reisepartnern vor Ort bestünden. Weitere Informationen und Anmeldung bei Dieter Wenskat, Horstheider Weg 17, 25365 Sparrieshoop, Telefon (04121) 85501 oder bei Partner-Reisen-Grund-Touristik in Lehrte, Telefon (05132) 588940.

 

EBENRODE (STALLUPÖNEN)

Kreisvertreter: Dr. Gerhard Kuebart, Schiefe Breite 12a, 632657 Lemgo, Telefon (05261) 8 81 39, E-Mail: gerhard.kuebart@ googlemail.com.

25./26. April, Bergen: Kirchspieltreffen Birkenmühle/Mehlkehmen im Hotel Michaelishof, Hauptstraße 5. Anmeldung und Informationen bei Kirchspielvertreterin Margarete Malchow.

 

GERDAUEN

Kreisvertreter: Walter Mogk, Am Eichengrund 1f, , 39629 Bismark (Altmark), Telefon (0151) 12 30 53 77, Fax (03 90 00) 5 13 17. Gst.: Doris Biewald, Blümnerstraße 32, 04229 Leipzig, Telefon (0341) 9600987, E-Mail: geschaeftsstelle@ kreis-gerdauen.de.

27. April bis 1. Mai, Bad Pyrmont: Stadttreffen Gerdauen im Ostheim.

 

INSTERBURG − Stadt und Land

Vorsitzender Stadt & Land: Reiner Buslaps, Am Berg 4, 35510 Butzbach-Kirch-Göns, Tel.: (06033) 66228, Fax (03222) 3721953, E-Mail: R.Buslaps@t-online.de. Kreisgemeinschaft Insterburg Stadt & Land e. V., Geschäftsstelle, Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld, Postfach 111 208, 47813 Krefeld, Tel.: (02151) 48991, Fax (02151) 491141, E-Mail: info@insterburger.de, Internet: www.insterburger.de, Bürozeiten: Montag – Freitag von 8 bis 12 Uhr.

Mittwoch, 15. April, Kiel: Jahres treffen mit dem Thema „Siegfried Lenz“ im Haus der Matthias-Claudius-Gemeinde, Alte Dorfstraße 53. Beginn: 15 Uhr. Weitere Informationen: Hellmut Jucknat, Telefon (0431) 311972.

Osnabrück – Sonnabend, 11. April, 14 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu, Blumenhaller Weg 43, 49080 Osnabrück: Gemütliches Zusammensein der Insterburger Teutonen. Gäste sind herzlich willkommen.

 

GOLDAP

Kreisvertreter: Stephan Grigat, Telefon (05231) 37146, Fax (05231) 24820, Heidentalstraße 83, 32760 Detmold. Geschäftsstelle: Annelies Trucewitz, Hohenfelde 37, 21720 Mittelnkirchen, Telefon (04142) 3552, Telefax (04142) 812065, E-Mail: museum@goldap.de. Internet: www.goldap.de.

23. April, Berlin: „Ostpreußische Bräuche“ – Veranstaltung der Heimatkreise Angerburg, Darkehmen und Goldap im Restaurant Oase Amera, Borussiastraße 62. Beginn: 14 Uhr. Weitere Informationen: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

 

GUMBINNEN

Kreisvertreterin: Karin Banse, Wiesengrund 9, 29559 Wrestedt, OT Wieren, Telefon (05825) 642, E-Mail: karin.banse@t-online.de, www.kreis-gumbinnen.de.

14. April, Berlin: Treffen im Restaurant „Mazedonia“, Hans-Sachs-Straße 41 (direkt am S-Bahnhof Lichterfelde). Beginn: 13 Uhr. Weitere Informationen: Joseph Lirche, Telefon (030) 4032681.

 

JOHANNISBURG

Kreisvertreter: Dr. Manfred Solenski, Fichtenstraße 14, 26316 Varel, Telefon (04451) 4581, Fax (04451) 9189298, E-Mail: solenski@kreisgemeinschaft-johannisburg.de. Internet: www.kreisge-meinschaft-johannisburg.de

12. April, Dorsten: „Pilchen 550 Jahre“ – 10. Heimattreffen im Hotel Jägerhof, Dorfstraße 3. Beginn: 10 Uhr. Eingeladen sind alle Heimatfreunde aus Pilchen sowie Nachbargemeinden des ehemaligen Kirchspiels Adlig Kessel in Masuren.

 

LYCK

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesensee, Diesberg 6a, 41372 Niederkrüchten, Telefon (02163) 898313. Stellvertr. Kreisvertreter: Dieter Czudnochowski, Lärchenweg 23, 37079 Göttingen, Telefon (0551) 61665. Karteiwart: Siegmar Czerwinski, Telefon (02225) 5180, Quittenstraße 2, 53340 Meckenheim.

Unser diesjähriges Regionaltreffen Nord findet am Sonntag, 26. April statt. Beginn ist wieder um 11Uhr im Hotel Hanseatischer Hof in Lübeck. Es ist keine Anmeldung erforderlich.

 

ORTELSBURG

Kreisvertreter: Dieter Chilla, Bussardweg 11, 48565 Steinfurt, Telefon (02552) 3895, Fax (02552) 996905, E-Mail: kontakt@kreisgemeinschaft-ortelsburg.de. Geschäftsführer: Hans Napierski, Heinrichstraße 52, 45701 Herten, Telefon (0209) 357931, Internet: www.kreis-ortelsburg.de

24. bis 26. April, Bad Pyrmont: Sechstes Ortelsburger Heimatseminar.

25. April, Herne: Heimattreffen der Amtsbezirke, Altkirchen, Klein Jerutten und Wildenau.

25. April, Herne: Heimattreffen der Amtsbezirke Deutschheide und Wilhelmsthal.

25. April, Herne: Heimattreffen des Amtsbezirkes Rheinswein.

25. April, Herne: Heimattreffen der Amtsbezirke Farienen und Friedrichshof.

25. April, Herne: Heimattreffen der Amtsbezirke Fürstenwalde, Lindenort und Liebenberg

26. April, Herne: Heimattreffen der Amtsbezirke Groß Schöndamerau, Lehmanen und Schöndamerau.

 

OSTERODE

Kreisvertreter: Prof. Dr. Edgar Steiner, Friedrich-Hegel-Straße 18, 15230 Frankfurt (Oder), Tel. (0335) 539096, E-Mail: Prof.steiner@arcor.de. Geschäftsstelle: Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Telefon (05522) 919870. KGOeV@t-online.de; Sprechstunde: Di. 9–12, Do. 14–17 Uhr.

17. bis 19. April, Bad Laer: Dorftreffen Frögenau und Kaulbruch.

 

RASTENBURG

Kreisvertreter: Hubertus Hilgendorff, Tel. (04381) 4366, Dorfstr. 22, 24327 Flehm. Gst.: Patenschaft Rastenburg: Kaiserring 4, 46483 Wesel, Tel. (0281) 26950.

Johanna Malkiewicz arbeitet an einen Buch über Schönfließ vor 1945 Eine Menge Informationen hat sich die junge Lehrerin, die selbst in Schönfließ (Kraskowo) lebt, aus den Bibliotheken und Archiven in Allenstein und Warschau beschafft. Sie bittet nun alle Schönfließer um Mithilfe und Unterstützung. Ihr fehlen ein Ortsplan, Einwohnerlisten, Informationen über die Schule, die Lehrer, die Kirche und die Pfarrer – insbesondere Pfarrer Martin Grundwald. Außerdem sucht sie Fotografien aus der Zeit vor 1945. Wir bitten alle Schönfließer um Mithilfe. Informationen bitte an die geschäftsstelle „Patenschaft Rastenburg“, Kaiserring 4, 46483 Wesel senden.

Ursula Paehr, Ortsvertreterin

 

SENSBURG

Kreisvertreterin: Gudrun Froemer, In der Dellen 8a, 51399 Burscheid, Telefon (02174) 768799. Alle Post an: Geschäftsstelle Kreisgemeinschaft Sensburg e.V., Stadtverwaltung Remscheid, 42849 Remscheid, Telefon (02191) 163718, Fax (02191) 163117, E-Mail: info@kreisgemeinschaftsensburg.de, www. kreisgemeinschaftsensburg.de

11. April, Unkel /Rhein: 19, Kirchspieltreffen Hoverbeck und 14. Ortstreffen Selbongen im „Weinhaus zur Traube“, Lühlingsgasse 5. Beginn: 10.15.

11. April, Essen: 21. Ortstreffen Giesenau im Restaurant „Hügoloss“, Freiherr-vom-Stein-Straße 211a. Beginn 13 Uhr.

25. April. Gelsenkirchen: 11. Treffen der Kirchspiele Peitschendorf und Aweyden in der Gaststätte „Zum Türmchen“, Oststraße 41. Beginn: 10.30 Uhr.

25. April, Bad Sassendorf: 20. Kirchspieltreffen Sorquitten im Hotel „Haus Rasche-Neugebauer“, Wilhelmstraße 1. Beginn: 9.30 Uhr.

 

TILSIT–STADT

Stadtvertreter: Hans Dzieran, Stadtgemeinschaft Tilsit, Postfach 241, 09002 Chemnitz. Geschäftsführer: Manfred Urbschat, E-Mail: info@tilsit-stadt.de.

Das diesjährige Schultreffen findet in Lübeck statt. Das Treffen ist für Montag, 1. Juni, bis Mittwoch, 3. Juni, geplant. Austragungsort ist das Hotel Excelsior in der Hansestraße 3. Dort haben wir unter dem Stichwort „Schultreffen“ eine Option auf Hotelzimmer zum Preis von 98,97 Euro pro Doppelzimmer und Nacht und 88,74 Euro pro Einzelzimmer und Nacht, alle einschließlich Frühstück.

Ein interessantes Programm ist vorbereitet. Bitte anmelden bei Schulsprecher Siegfried Dannath-Grabs, Telefon (0351) 8037740 oder direkt im Hotel Excelsior, Hansestraße 3, 23558 Lübeck, Telefon (0451) 88090. Eine Stornierung ist bis vier Wochen vor dem Termin kostenfrei möglich.

 

WEHLAU

Kreisvertreter: Gerd Gohlke, Syker Straße 26, 27211 Bassum. Telefon (04241) 5586. 2. Vors. und Schriftleiter: Werner Schimkat, Dresdener Ring 18, 65191 Wiesbaden, Telefon (0611) 505009840. Internetseite: www.kreis-wehlau.de

Gerhard Kugland und Otto Daniel erinnern sich an den am 10. März verstorbenen Gustav Guzeit aus Pregelswalde:

Nach dem Schulbesuch in Pregelswalde trennten sich unsere Wege. Gustav blieb im Heimatdorf, um bei Schmiedemeister Möller das Schmiedehandwerk zu lernen. Nach Abschluss und Gesellenzeit musste er zu den Soldaten als Hufbeschlagschmied. Das war sehr sinnvoll. Die Liebe zum Tier hat ihn zeitlebens begleitet. Ein treuer Begleiter war in späteren Jahren sein Hund. Seine Treue und Zuverlässigkeit waren für Gustav sehr wichtig. Ebenso wichtig die Bienen. Die Arbeitsteilung der Völker und die Suche nach Nahrung, weckten immer wieder seine Neugier. Von dieser Naturverbundenheit erzählte mir Gustav beim Treffen der Pregelswalder am 8. und 9. Mai 1986 bei Fritz und Irmgard Retat in Heiligenhaus. Nach 46 Jahren das erste Wiedersehen.

Es folgten noch weitere 24 Treffen in Volmerdingsen und Löhne. Die Verbundenheit zu unserer Heimat Ostpreußen und besonders Pregelswalde, waren für Gustav sehr wichtig. Beispielsweise spielte er beim Ortstreffen in Löhne die Rolle seines Vaters, der sich beim Gastwirt Krohn mit Bekannten zu einer Bierrunde traf. Oder im Dialog mit seiner Schwester Hanna. Beide wohnen nur wenige Gehminuten entfernt in Osterholz-Scharnbeck. Man traf sich täglich oder telefonierte, bis auf den 10. März 2015. Frühmorgens teilte uns telefonisch Hanna mit, dass vor wenigen Stunden ihr Bruder Gustav gestorben ist. Die vertriebene Gemeinde Pregelswalde dankt Gustav für viele Stunden der Besinnung und Fröhlichkeit.


Interesse für »Platt«?
Jubiläum: 30 Jahre Arbeitsgemeinschaft »Ostpreußisch Platt«

Bielefeld – Die AG „Ostpreußisch Platt“ kann nach ihrer Gründung im November 1985 ihr 30jähriges Jubiläum begehen. Auf Initiative der Kreisgemeinschaft Gumbinnen wurden damals mit dem Ziel der Erhaltung des ostpreußischen Dialektes aus dem Bereich des Regierungsbezirkes Gumbinnen interessierte Personen nach Bielefeld zusammengerufen. Sie sollten versuchen, den heimatlichen Dialekt zu bewahren, zu pflegen und an die jüngere Generation weiter zu vermitteln.

Gründungsmitglieder von der Kreisgemeinschaft Gumbinnen waren unter anderem Dietrich Goldbeck, Otto Elmer, Fritz Raudschus, Albrecht Hagen und die Damen Eva Behling, Grete Grün, Herta Grün, Christa Raudschus und Gerda Nasner. Zur wissenschaftlichen Begleitung wurde Ulrich Tolksdorf von der Universität Kiel eingeladen. Er arbeitete gerade an einem Preußischen Wörterbuch. Weitere Mitarbeiter der Uni Kiel, wie Reinhard Goltz, Martin Schröder und Thomas Braun, unterstützen die Arbeit und setzten diese nach dem Tode von Ulrich Tolksdorf fort.

Die Teilnehmer der AG kamen vorwiegend, wie auch jetzt noch, aus den Kreisen Gumbinnen, Goldap, Insterburg, Wehlau, Ebenrode, Schloßberg, Angerapp und Tilsit-Ragnit sowie aus dem Memelland.

Zweimal jährlich, im April und im Oktober, kommen etwa 40 Personen aus ganz Deutschland angereist, um sich jeweils von Freitagmittag bis Sonnabendmittag dem Heimatdialekt Ostpreußisch Platt zu widmen. Dabei werden Tonträgeraufnahmen gefertigt und dem Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas in Marburg, dem Kulturzentrum Ellingen, dem Bundesarchiv Bayreuth, dem Ostpreußenmuseum in Lüneburg und den jeweiligen Kreisarchiven zugestellt.

Die alten ostpreußisch sprechenden Teilnehmer nehmen naturgemäß zahlenmäßig ab. Es sind jedoch jüngere Interessierte nachgerückt, die das Plattdeutsche nicht mehr als Sprache beherrschen, jedoch interessiert mitwirken. Insofern sind auch neue Mitglieder, die sich für die ostpreußische Kultur, die Gebräuche und Sprache der Vorfahren interessieren, stets willkommen. Die nächste Sitzung der Arbeitsgemeinschaft findet am 17. Und 18. April in Bielefeld statt. Unter anderem wird der Deutschlehrer im Ruhestand, Klaus Papies, aus Bremen sein Buchmanuskript „Ostpreußisches Wortschatzkästchen“ vorstellen. In diesem Werk hat er unter anderem litauische, polnische, russische und französische Spracheinflüsse nachgewiesen.

Die nächste Tagung wird dann für Ende Oktober vorgeplant. Dort wird Dr. Braun. aus Lübeck über deutsche Dialekte in Ostpreußen referieren. Das Programm der Tagung und die Anmeldeformalien für den 17. und 18. April sind erhältlich bei: Dieter Mau, Hinter den Kämpen 2, 58730 Fröndenberg/Ruhr, Telefon (02378) 3663, Email: dimaufroem@t-online.de. Dieter Mau


Osterkonzert
Königsberger Chor kommt nach Hamburg

Das Vokal-Ensemble „Legende“ kommt! Am Ostermontag, den 6. April, wird die Königsberger Gesangstruppe in Hamburg-Rissen im Haus der Stiftung Hanna Reemtsma, Kriemhildstraße 15, auftreten.

„Legende“ besteht aus Studentinnen und Absolventinnen der Fachschule für Musik. Das Vokal-Ensemble wurde 2004 gegründet. Seit 2005 gehen die Sängerinnen, die zumeist fünfstimmig singen, regelmäßig auf Konzertreisen. Alle Legende-Mitglieder haben bereits Erfahrungen in verschiedenen Chören Königsbergs sammeln können.

Das Repertoire des Ensembles umfasst vor allem geistliche Lieder und Romanzen verschiedener Komponisten und Epochen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf russischen, ukrainischen und weißrussischen Volksliedern. Die Werke werden sowohl a capella als auch in Begleitung vorgetragen. Musikkritiker schwärmen: „Die Schönheit der Stimmen, die flexible Dynamik und Tonfülle sowie die reine und ausdrucksvolle Intonation ziehen das Publikum in den Bann.“

Zum vierten Mal tritt „Legende“ jetzt im Hanna-Reemtsma-Haus auf. „Ihr bisheriger Erfolg in Hamburg und die Begeisterung der Zuhörer tragen dazu bei, dass der Chor mit seinen Studentinnen so gerne zu uns komnmt“, erklärt Veranstalter Christian Papendieck.

Der Eintritt für das Osterkonzert ist frei. Um eine Kulturspende wird gebeten. Organisator Christian Papendick bittet um vorherige Anmeldung bei ihm, Telefon (040) 81958370 oder in der Zentrale der Reemtsma Stiftung, Telefon (040) 819580.


S. 20 Heimatarbeit

Von Osterhasen und stillen Freitagen
Ostern in Ostpreußen: Die Heimatdichterin Charlotte Wüstendorfer aus Königsberg beschreibt es besonders liebevoll

Kein Fest in Ostpreußen wird mit so tiefer, wundergläubiger Naturverbundenheit erlebt wie das Osterfest. Ist es die Freude am Frühling oder die Freude am Auferstehungswunder des Heilandes?

Ach, alles beides! Und noch ein Drittes kommt hinzu, etwas ganz heimliches. tiefstes: Bewusste Erinnerungen an längst vergessene Feste heidnischer Vorfahren sind es, die uns auch noch dazu im Blute herumspuken. Heißt doch das Osterfest nach der germanischen Frühlingsgöttin Ostara, deren Lieblingstier der Hase war, und feierten doch auch unsere altpreußischen Vorfahren, ehe der Pflug ausging, also um die Osterzeit, ein großes Fest zu Ehren des Frühlingsgottes Pergrubios, „der Laub und Gras wachsen lässt“. „Du schenkst die Hochzeit, durch dich wächst das Gras auf den Fluren. Felder und Wälder, du lässt sie lieblich ergrünen.“ Das ist der in lateinischer Wiedergabe überlieferte Anfang eines bei diesem Fest gesungenen Liedes.

Und so will ich denn mit den Osterruten beginnen. Oft schon mehrere Wochen vor dem Fest werden sie gepflückt und in einem Glas Wasser hinter dem Ofen, wo es dunkel und warm ist, zum Ergrünen gebracht; denn zu Ostern muss man unbedingt grüne Ruten haben. Das hat seine besondere Bewandtnis. Auch die Weiden oder „Palmen“-Kätzchen für den Palmsonntag erblühen meist hinter dem Ofen.

Am Palmsonntag muss man drei davon herunterschlucken. Das ist ein sicheres Vorbeugungsmittel gegen Fieber. In der Karwoche hat jeder Tag einen besonderen Namen: Blaumontag, Weißdienstag, Aschermittwoch, Gründonnerstag, Stillfreitag, Ostersonnabend. Zum Gründonnerstag muss ein großer Kringel gebacken werden. Meist ist er so groß, dass er noch für den Karfreitag als Kaffeegebäck ausreicht, und man isst etwas Grünes.

Der Karfreitag heißt mit Recht der stille Freitag. An ihm, dem einzigen Fasttage und größten Feiertag der evangelischen Kirche, ist alles ernst und still. Der Herr ist tot. Da trauert die ganze Natur mit, und der Mensch darf kein lautes Wort sprechen, auch nicht lachen oder gar singen und Musik machen. Vor allen Dingen aber auch nicht nähen, sonst würde ihn der Blitz treffen. An einem rechten Karfreitag muss der Himmel bedeckt sein, und wenn es regnet, dann gibt es ein fruchtbares Jahr. Sonnenschein an diesem Tage aber empfindet man wie etwas Verletzendes, und man prophezeit einem solchen Jahr keine gute Ernte.

In den katholischen Gegenden der Provinz aber erzählt man sich, dass die Glocken, die an diesem Tage nicht geläutet werden, eine Wallfahrt nach Rom unternommen hätten. Am Ostersonntag macht die Sonne drei Freudensprünge, wenn sie aufgeht. Und wer gute Augen hat, kann das „Osterlämmchen“ darin hüpfen sehen. Das Osterlamm hat in Ostpreußen durchaus nicht die Verpflichtung, den Braten für das Fest zu liefern. Das richtige ostpreußische „Ostergericht“ ist nämlich ein gepökelter Schweineschinken mit Backobst, Klößen und hartgekochten Eiern dazu.

Der Ostersonntag ist der Tag des Osterwassers. Ganz früh vor Sonnenaufgang gehen die Mädchen an das nächste fließende Wasser, um es zu schöpfen. Wer sich damit wäscht, dem verleiht es Gesundheit und Schönheit. Aber man darf nicht sprechen und nicht lachen, während man es holt, und sich auch nicht umsehen. Sonst geht die wunderbare Wirkung verloren. Mit dem Wasser zu dieser Zeit hat es überhaupt eine wunderbare Bewandtnis, soll doch das Regenwasser, das im März aufgefangen wird, niemals faul werden. Das Osterei kommt erst am Ostersonntag zu seinem Recht. Natürlich wird es wie überall in Deutschland auch in Ostpreußen vom „Osterhasen“ gelegt und versteckt und von den Kindern mit Begeisterung gesucht. Vielfach spielen sie mit den buntgefärbten Eiern ein auch im Baltikum bekanntes Spiel. Sie ticken sie gegeneinander, und wessen Ei dabei zerbricht, hat es an seinen Gegner verloren.

Nach alter Art werden die Ostereier mit Zwiebelschalen gefärbt, die man schon monatelang vorher dazu aufsammelt, und mit einer Speckschwarte poliert. Je nach der Menge und der Sorte der Zwiebelschalen lassen sich die verschiedensten Farbtöne hervorbringen, gelbe, orangerote und dunkelbraune. Junger Roggen und Weidenringe sollen grüne Ostereier hervorbringen. Wer geschickt ist und zeichnerisch begabt, nimmt eine Nadel oder ein Federmesserchen und ritzt in feiner, weißer Strichzeichnung Bildchen auf die Ostereier, Vögelchen, Häschen, Lämmchen, Glocken und was dergleichen österliche und frühlingsfrohe Dinge mehr sind.

Mit bunten Ostereiern werden auch die Kinder beschenkt, die die Gutsherrschaft schmackostern kommen. Ich erlebte es einmal auf einem ostpreußischen Gut, dass man 200 Eier für diesen Zweck färbte. „Schmackostern“ heißt, mit grünen Osterruten schlagen. „Oastre, Schmackostre, fief Eier, Stick Speck, denn goah eck gliek weg.“ Neben den Eiern erhalten die Kinder ein Stück Fladen und ein Stückchen Speck zum Geschenk. Von Rechts wegen sollen alle Langschläfer am Ostersonntag aus den Betten geprügelt werden. Aber auch die Fleißigen, schon Aufgestandenen, bekommen ein paar zarte Hiebe an die Beine. „Dass die Flöhe nicht beißen“, sagen die Kinder. Die Gelehrten sagen, es stecke ein alter Fruchtbarkeitszauber dahinter. Auch beim Fest des altpreußischen Frühlingsgottes Pergrubios schlug man sich mit grünen Ruten. Alle Krankheiten und Plagen kamen damals von den bösen Geistern her, warum also nicht auch die Flöhe? Der Deutsche Ritterorden war trotz des offenbar heidnischen Ursprungs nicht gegen das Schmackostern. Sind doch in seinen Wirtschaftsbüchern die Geschenke verbucht, welche „die Margellens“ erhielten, „so den Hochmeister schmackostern kamen“.

Schönes Osterfest, wie bald bist du vorbei. Morgen werden nur noch ein paar bunte Eierschalen, hier und da auf den Wegen verstreut, an dich erinnern. Aber die Lämmchen werden springen, die grünen Ruten weitergrünen und die helle Frühjahrssonne wird weiterstrahlen auf Saaten und Wiesen und Wälder und uns tausendfach das ewig junge Lied von Auferstehung und Leben ins Herz singen.

Über die Autorin Charlotte Wüstendörfer (1892–1945): „Sie wissen, die Schriftstellerin, die wunderschöne Märchen, Gedichte und Spiele schuf“, schrieb Ruth Geede in der Ostpreußischen Familie vor einigen Jahren. Die Königsberger Schriftstellerin wurde 1892 als einzige Tochter eine Fotografen geboren. Als Heimatdichterin schrieb sie meist in samländischem Platt. Ihr bekanntestes Werk ist die Erzählung „Patulne und Turune“. Nach der Flucht aus Ostpreußen endete Charlotte Wüstendörfers Leben mit 53 Jahren in einem Flüchtlingslager in Stralsund.


S. 21 Frohe Ostern

Pilgertour nach Görlitz
Die Neißestadt ist das deutsche Jerusalem − Ein sündiger Bürger suchte Sühne durch Nachbau des Heiligen Grabes

Ostern herrscht in Jerusalem immer viel Trubel. Dabei kann es der Pilgerfahrer auch eine Nummer kleiner haben. Man muss dazu nur nach Görlitz reisen.

Angefangen hat alles ganz irdisch. 1464 kommt der junge Georg Emmerich, Sohn des Ratsherren und Tuchhändlers Urban Emmerich, vom Studium der Rechte zurück aus Leipzig in seine Heimatstadt Görlitz. Auf einem Fest lernt er die Tochter des Ratsherren Niklas Horschel kennen. Benigna gefällt ihm, und er gefällt ihr. Die Liaison hat Folgen. Als Benigna schwanger wird, soll entweder eine Hochzeit die gesellschaftliche Katastrophe verhindern oder die Hälfte des Vermögens der Familie Emmerich der entehrten Familie zukommen. Georg flieht lieber und macht eine Pilgerreise ins Heilige Land.

Als er 1465 zurückkehrt, sieht er seine Tat als gesühnt an. Immerhin wurde er in Jerusalem zum Ritter des Heiligen Grabes geschlagen. Seine alte Liebe hat er vergessen, tritt in die Fußstapfen des Vaters, wird Tuchhändler und wie sein Erzeuger später ebenfalls Bürgermeister der Stadt. Selbstredend, dass er sich nun eine Frau nimmt mit ausgezeichnetem Ruf und viel Geld. Doch gänzlich ging dem Tüchtigen das Erlebte nicht aus dem Sinn. Er legte mit einer Stiftung den Grundstein für ein Gesamtkunstwerk, das zu einer Pilgerstätte nördlich der Alpen wurde. Das sogenannte „Lausitzer Jerusalem“.

Emmerich soll die Konzeption der Anlage sogar selbst entworfen haben. Das gesamte Ensemble unter freiem Himmel besteht aus der Doppelkapelle zum Heiligen Kreuz, dem Salbhaus und der Grabkapelle. Es ist somit eine Nachbildung der wichtigsten Teile in der großen Grabeskirche in Jerusalem als Orte der Erinnerung des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu Christi.

Auf einem Hügel etwas außerhalb der Neißestadt entstand zwischen 1481 und 1504 diese Stätte. Die Heilig-Grab-Kapelle ist ein originalgetreuer, maßstabsgerecht verkleinerter Nachbau des Jerusalemer Originals. Die im maurisch-romanischen Stil gebaute Kirche weist unzählige Pilgerinschriften aus 500 Jahren auf. Wie selbstverständlich und beinahe unwirklich erscheinend liest man die Mitteilung eines frommen Menschen, der 1542 an genau dieser Stelle stand. Ein anderer verewigte sich 1655 mit ungelenken Buchstaben.

Was wollten sie der Nachwelt mitteilen? Während des Mittelalters sehnten sich Christen danach, dem Ort der Kreuzigung und der Auferstehung Jesu Christi nahe zu sein. Wer es er­möglichen konnte, begab sich auf den langen Weg ins Heilige Land. Und wo immer es machbar war, erschuf man Kopien des Heiligen Grabes als Zeichen der Verbundenheit mit dem christlichen Glauben.

Wer die beeindruckende Görlitzer Grab-Anlage be­sucht, findet sich immer wieder vor in Stein geritzten Zeugnissen spätmittelalterlicher Gottesfurcht. Es sind Hinterlassenschaften von Pilgern, die glaubten, auf diese Weise dem Himmelreich ein Stückchen näher zu kommen. Mit Rötelstift kritzelten sie Zunftzeichen, Initialen und andere Botschaften aus ihren Epochen.

Drei große Steine vor der leeren Grabkammer symbolisieren die Wachen, die so den Diebstahl des Leichnams Jesu verhindern sollten. Es gibt sicher nur wenige Menschen, die beim Betreten des Grabraumes nicht ein eigenartig bewegendes Gefühl verspüren.

Ein paar Schritte von dort liegt das Salbhaus. Ein kleines, offenes Ge­bäude mit einer Skulpturengruppe, die zum Verweilen einlädt. Um 1500 schuf Hans Olmützer diese Sandsteinplastiken. Die weinende Maria, gebeugt über ihren vom Kreuze abgenommenen toten Sohn. Darunter steht ein kaum noch lesbarer Schriftzug: „O mater Dei, miserere mei, Jesu Christe, propicius mihi esto!“ (O Mutter Gottes, erbarme dich meiner; O Jesus Christus, sei mir gnädig!). Von hier aus schweift der Blick zur Doppelkapelle. Im unteren Bereich die Adamskapelle, wo sich symbolisch das Grab Adams befindet, direkt unter dem Kreuz Jesu. An der östlichen Stirnwand zieht sich ein Riss in die obere Kapelle. Dieser symbolisiert die sich öffnende Erde zum Zeitpunkt des Todes des Gottessohnes.

Die mit großen Fenstern sehr hell gestaltete obere Golgatha-Kapelle führt den Besucher nun zur Hinrichtungsstätte Jesu. Drei Löcher stellen die Aufstellungsorte seines Kreuzes und der beiden mit ihm Gerichteten dar. Die Gesamtanlage befindet sich auf einem Hügel, der dem Ölberg und dem Garten Gethsemane nachempfunden ist. Ja, selbst der am Fuße des Berges sich schlängelnde Lunitz-Bach ist in das Ensemble mit einbezogen als Darstellung des Flusses Kidron. Durch ein kleines Tor in der Nähe des Grabes gelangt man in den landschaftlich reizvollen Ölberggarten, zur Jüngerwiese und dem Ölbaum (heute ein Spitz­ahorn), der Stätte des Gebetes im Garten Gethsemane.

Genau 1000 Schritte sind es, die den originalen Kreuzweg ausmachten. So auch in Görlitz. Ausgehend vom sogenannten „Richthaus des Pilatus“, dem Westportal der Kirche St. Peter und Paul, der größten fünfschiffigen gotischen Hallenkirche Sachsens, führt der Kreuzweg auf der Görlitzer Via Dolorosa durch die Nikolaivorstadt mit 1000 Schritten bis zum Heiligen Grab. Station ist unter anderem die „Jesus-Bäckerei“. Ein Bildstock steht hier neben der Haustür, erkennbar als Station des Passionsweges Christi. Im Bildstock ist ein Kreuz von einer Dornenkrone überschnitten, darunter das Gesicht Christi. Die Hand des Simon von Kyrene ergreift die schwere Last und hilft, das Kreuz zu tragen.

Jedes Jahr am Tag der Kreuzigung findet wie in Jerusalem die große Karfreitags-Prozession in Görlitz statt. Auf dem über 500 Jahre alten Weg ziehen die Christen mit ihren Gästen von der Peterskirche zum Heiligen Grab. Bei der Prozession wird an sechs Kreuzwegstationen zur Andacht gehalten. So auch am Jesusbäcker.

Dort wird symbolisch Trost ge­spendet durch ein Salzbrot, auch Tränenbrot genannt, das der Bäcker den Gläubigen als Wegzehrung reicht. Die Feierlichkeiten enden Ostersonntag mit der gottesdienstlichen Feier der Auferstehung.

Das Görlitzer Heilige Grab ist die älteste erhaltene Kopie der Grabkapelle Jesu. Daher historisch getreuer als das, was man heute in Israel besichtigen kann. Das Bild, das sich in der östlichsten Stadt der Bundesrepublik bietet, hatten genau so bereits die Kreuzfahrer vor Augen. Silvia Friedrich

Heiliges Grab in Görlitz, Heilige-Grab-Straße 79/80. Geöffnet April bis September: Montag bis Sonnabend 10 bis 18 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 2 Euro, mit Führung: 3 Euro.


Am Leidensweg angelangt
Eine »Troitza« für Beratzhausen − Rumänischer Künstler gab Kreuzweg eine moderne Form

Der „Kreuzweg“ des rumänischen Bildhauers Aurel Vlad, der seit 1992 in Beratzhausen im Landkreis Regensburg steht, unterscheidet sich stark von sonst geläufigen Kreuzwegen in Kirchen oder im Freien. Aber der Künstler stammt auch aus einer anderen christlichen Tradition. Auch künstlerisch hat er andere Bezüge. Doch in einem immer mehr zusammenwachsenden Europa hat auch ein solcher Kreuzweg seinen Platz.

Der Kreuzweg ist in der katholischen Kirche verbreitet und stellt in 14 Stationen − in künstlerischen Darstellungen oft auch mehr − den Leidensweg Jesu Christi von der Verurteilung bis zur Grablegung dar. Dabei fließen auch Ereignisse ein, die nicht biblisch belegt, aber in der Tradition über die Jahrhunderte dazugekommen sind. Der Kreuzweg ist die bildlich-künstlerische Darstellung der 14 Stationen in Kirchen oder im Freien. Unter freiem Himmel sind die Kreuzwege in Richtung eines Gotteshauses angeordnet. Denn der „Kreuzweg“ ist auch die in der Fasten- beziehungsweise Passionszeit, also der Zeit von Aschermittwoch bis Karsamstag, gebetete Andacht, bei der dann der Leidensweg Jesu durch Schriftlesung und mit Gebeten nachvollzogen wird.

Eine Andeutung der Strapazen Jesu können Teilnehmer auf dem Kreuzweg im Freien nachempfinden, denn meist führt der Weg bergauf zu einer höher gelegenen Kirche. In erster Linie dienen die Kreuzwege neben der beschriebenen Funktion auch zum persönlichen Gebet der Gläubigen während des übrigen Jahres. Natürlich hat der eine oder andere Kreuzweg wegen seiner künstlerischen Gestaltung auch einen kulturellen oder touristischen Wert.

Der letztgenannte As­pekt gilt – auch angesichts seiner Entstehung – für den hier näher zu betrachtenden „Kreuzweg“. Der rumänische Bildhauer Aurel Vlad hat ihn beim Rumänischen Bildhauersymposium in Beratzhausen von Juli bis August 1992 geschaffen. Seither steht er – mit weiteren zum gleichen Zeitpunkt und später geschaffenen Kunstwerken − im Skulpturenpark an der Laberwiese und kann das ganze Jahr über besichtigt werden. Na­türlich lädt er auch zum Meditieren ein.

Vlad selbst spricht von einem Kreuzweg mit dem Titel „Troitza“, was „Dreieinigkeit“ heißt. Sein Kreuzweg erinnert an einen Scherenschnitt. Aus zwei sich rechtwinklig überlappenden Steinplatten hat er eine Figurengruppe herausgearbeitet. Das Werk ist durchsichtig und filigran, aber auch sehr stark mit den Figuren besetzt. Für Interpretationen lässt er wenig Spielraum. Die Grundform ist die eines Kreuzes.

In einem „Bild“ zeigt Vlad die Flucht Mariä und Jesu auf dem Esel nach Ägypten, die andere Darstellung bildet die Kreuzabnahme (Pieta) ab. Damit wird ausgedrückt, dass das Leben, vom Anfang bis zum Ende, in gewisser Weise ein Kreuzweg ist. Das Werk basiert sehr stark auf Vlads byzantinisch-orthodox geprägter Welt und darf nicht nur vom Künstlerischen und Ästhetischen her gesehen werden. „Meine Werke sind auf Gott bezogen“, sagt der Künstler 1992 über seine Arbeit. Angelehnt ist diese Skulptur an die traditionelle Sakralkunst Südosteuropas.

Die von ihm gedachte optische Wirkung erläutert der Bildhauer so: „Es handelt sich um zwei Figurengruppen, die sich kreuzen und so gestaltet werden, dass das Licht hindurch scheinen kann. Dadurch ergeben sich, je nach dem Stand der Sonne, veränderte Schattenbilder. Wie eine Sinfonie, mit wechselnden Motiven.“

In gewisser Weise bestehen auch Parallelen zu den in Bayern weit verbreiteten Marterln und Wegkreuzen, da es auch in Rumänien viele Heiligenfiguren gibt. An die Ausstrahlung dieser religiösen Volkskunst wollte Vlad ebenso mit seinem Werk anknüpfen. Markus Bauer


Greinen und feiern
Warum Hasen zu Ostern viel Stress haben

Zu Ostern feiern alle Christen ihr wichtigstes Fest. Am Ende der Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt und 40 Tage dauert, gedenkt man der Auferstehung Christi. Für die Kinder ist es eine Feier mit vielen Überraschungen, denn überall haben sich die christlichen und nichtchristlichen Bräuche erhalten.

Am Donnerstag vor Ostern, dem Gründonnerstag, erinnert man sich in der Kirche an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern einnahm. Die Bezeichnung „Grün“ bedeutet hier aber nicht die Farbe, sondern stammt von dem alten deutschen Wort „greinen“. Damit ist das Klagen gemeint über den nahenden Tod Jesu am Karfreitag.

Ostersonnabend bereiten sich die Menschen auf das Osterfest vor, und dazu gehören die bunten Ostereier. Das Ei ist ein Symbol der Fruchtbarkeit, und im Mittelalter bezahlten Bauern die Steuerabgaben an ihre Herren häufig mit Eiern. In den verschiedenen Ländern entwickelten die Menschen kunstvolle Verzierungen für dieses Zeichen des neuen Lebens. Durch das Schmücken der Eier mit Ornamenten und Farben wurden diese wertvoller.

In der Nacht zum Ostersonntag versteckt die Eier traditionell der Osterhase in Nestern. Warum das ausgerechnet der Osterhase macht und nicht der Osterfuchs oder − was logischer wäre − das Osterhuhn, weiß man nicht genau. Manche meinen, dass Hasen im Frühling wegen der Futtersuche in den Gärten des Dorfes herumschnupperten. Andere sa­gen, dass auch der Hase ein Zeichen für Fruchtbarkeit sei.

In der Nacht vor Ostern zündet man in vielen Orten die Osterfeuer an. In der Dunkelheit sind diese weit sichtbar und sollen an die Auferstehung des Herrn und den Sieg des Lebens über den Tod erinnern. Mit den Feuern will man aber auch den Frühling begrüßen. Heutzutage trifft man sich dort zu einem gemeinsamen Fest mit Freunden und Nachbarn. Man isst und trinkt etwas und erfreut sich an der Wärme der lodernden Flammen.

Ein Grund zur Freude ist das Osterfest auf jeden Fall. Die Menschen gehen in die Kirche und feiern dort mit den anderen Christen. Die Kinder spielen mancherorts noch das Eierdüpfen. Dazu schlagen zwei Mitspieler vorsichtig eines ihrer hartgekochten Eier gegeneinander. Derjenige gewinnt, dessen Eier die härteste Schalen haben und nicht sofort zerspringen. Silvia Friedrich


S. 22 Neue Bücher

Reformfähig und normal
Neuer Blick aufs Kaiserreich

Jahrzehntelang war es üblich, publizistisch und wissenschaftlich auf den vermeintlich verkrusteten „Obrigkeitsstaat“ des deutschen Kaiserreiches einzuschlagen. Diesem, nicht zuletzt politisch motivierten Trend setzt Frank-Lothar Kroll, in Chemnitz Professor für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, seine Analyse der letzten anderthalb Jahrzehnte dieses Reiches entgegen. In „Geburt der Moderne“ orientiert er sich an einer vergleichenden Perspektive, und es fällt ihm nicht schwer zu zeigen, dass Deutschland mitnichten einen „Sonderweg“ beschritten hatte, sondern sich im europäischen Maßstab auf einem „Normalweg“ befand.

Bei aller gebotenen Kritik – reformunfähig war das Deutsche Reich in der zweiten Hälfte der Wilhelminischen Epoche nicht, im Gegenteil, über weite Strecken war es äußerst modern. Politische Partizipation und Interessenartikulation waren möglich, der Mo-narch wurde nicht nur innerhalb der Staatsrechtslehre dieser Zeit als wichtiges Gegenstück zur Ausbildung subjektiver Teilinteressen angesehen.

Der Souverän des Reiches, laut Verfassung von 1871 der Bundesrat, trat im Verlauf der Entwick-lung des Kaiserreichs praktisch hinter dem Reichstag immer weiter zurück. Der Reichskanzler wurde ausschließlich vom Kaiser ernannt. Kroll zeigt jedoch klar, dass erfolgreiches Regierungshandeln ohne das Parlament, welches über Budgetrecht verfügte und ohne dessen Zustimmung Gesetze nicht zustande kamen, nicht möglich war. Ein kaiserliches Veto oder gar ein Notverordnungsrecht, wie es dann die Weimarer Verfassung kennen sollte, gab es nicht.

Von allen Industriestaaten Europas besaß das Deutsche Reich in dieser Zeit die „in materieller Hinsicht fortschrittlichste und arbeiterfreundlichste Sozialgesetzgebung“. Eng verbunden ist diese mit dem Namen des Vizekanzlers Arthur von Posadowsky-Wehner. Unter ihm kam es 1905 auch zur Novelle zum Preußischen Berggesetz – die Bestimmungen gelten als Vorläufer einer betrieblichen Mitbestimmung der Arbeitnehmer.

Das von vielen als problematisch empfundene preußische Dreiklassenwahlrecht, welches an die Steuerleistung gebunden war, blieb bis zum Kriegsende in Kraft. Für den Reichstag hingegen galt das allgemeine und gleiche Männerwahlrecht, in Großbritannien waren bei der letzten Vorkriegswahl im Jahr 1911 noch etwa 41 Prozent der männlichen Bevölkerung ohne Stimmrecht.

Als Bürgergesellschaft stellte sich der föderale Staat dar, aber auch die Sozialdemokratie wirkte zunehmend mit. In Baden war sie seit 1905 an der Landesregierung beteiligt. Modernes brach sich auf künstlerischem Gebiet Bahn, wenn auch nicht zur persönlichen Freude Wilhelms II. Jedoch waren derartige Entwicklungen im Kaiserreich möglich. Als besonders weitreichend erwies sich der zu dieser Zeit maßgeblich von Friedrich Althoff vorangetriebene Ausbau des Universitätswesens.

Diese und weitere Entwicklungen stellt Kroll konzise, gut lesbar und mit einer Vielzahl von Beispielen pointiert dar. So manches leider auch von der historischen Forschung gut gepflegte Vorurteil wird man nach der Lektüre getrost streichen können.

Erik Lommatzsch

Frank-Lothar Kroll: „Geburt der Moderne. Politik, Gesellschaft und Kultur vor dem Ersten Weltkrieg (Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, Bd. 1)“, be.bra-Verlag, Berlin 2013, gebunden, 216 Seiten, 19,90 Euro


Nur Trockenobst
Seltene Innenansichten aus der »Deutschland AG«

Vollmundig ist schon der Titel seiner Autobiografie: „Ich halte nicht die Klappe“, bekennt der Top-Manager im Ruhestand Thomas Sattelberger (66). Den Beweis dafür tritt er umgehend auf den folgenden 290 Seiten an. Während andere Wirtschaftsbosse vornehm schweigen, wenn es sich um Interna aus der „Deutschland AG“ handelt, plaudert Sattelberger unbekümmert drauflos. Das macht sein Buch besonders spannend, denn der Autor hat viele Jahre in den Chef-etagen der größten deutschen Konzerne gewirkt. Er war Personalvorstand bei Continental und der Telekom. Daimler Benz und die Lufthansa zählen ebenfalls zu seinen Karrierestationen. Er berichtet aus einer ansonsten verschwiegenen Welt, in der die Protagonisten über enorme Machtfülle verfügen und über die Lebenswege Hunderttausender ihrer Angestellter entscheiden.

Dabei entstammt Sattelberger selbst nicht dem Großbürgertum, aus dem sich die meisten der deutschen Top-Manager rekrutieren, wie er schreibt. Der Autor kommt aus einer Familie von einfachen Handwerkern und Bauern auf der Schwäbischen Alp. Der Vater wiederum diente „als mustergültiges Karrierevorbild“. Ohne studiert zu haben, brachte er es durch unermüdlichen Fleiß in Baden-Württemberg zum Ministerialrat. Für den Sohn sind dann als Manager ebenfalls 90 Arbeitsstunden in der Woche die Regel. Jetzt im Ruhestand seien es nur noch 60, schreibt er.

Bevor Sattelberger in Nadelstreifen durchstartete, tat sein Leben allerdings einen ungewöhnlich Schwenk – und zwar scharf nach links. Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre war er als APO-Aktivist im Einsatz. Als Mitglied „der revolutionären Jugend Deutschlands / Marxisten-Leninisten“ betrieb Sattelberger – teilweise an der Seite Joschka Fischers – kräftig die Abschaffung des Kapitalismus. Der „Klassenfeind“ aber lockte mit festem Gehalt und vielversprechenden Karriereaussichten. Sattelberger absolvierte daraufhin bei Daimler das „Stuttgarter Modell“, eine bezahlte Ausbildung zum Industriekaufmann kombiniert mit einem Studium der Betriebswirtschaft.

Als Macher, als Durchstarter, der ganz oben angekommen ist, erzählt uns der Autor all dies. Wenn sich dabei Erfolg an Erfolg reiht, dann kann das zuweilen ermüdend sein. Da berichtet einer, der sich selbst sehr gerne mag und der jederzeit und überall die richtige Antwort parat hat – oft genug im feinsten „Denglisch“. Es geht um „Skill-Entwick-lungen“ oder um den „Corporate-Responsibility-Bereich“.

Manches, was der Auto anspricht, wirkt zudem abgehoben und geradezu naiv. Die Gehälter zwischen oben und unten sollten sich angleichen, verlangt er von seinen Kollegen in der Chefetage. Gleichzeitig berichtet er, wie sehr es ihn Anfang der 90er Jahre schmerzt beim Wechsel von der DASA zur Lufthansa 20000 D-Mark weniger zu verdienen. Er erhält zu diesem Zeitpunkt „nur“ noch 177000 D-Mark jährlich. Später beläuft sich sein Gehalt bei der Telekom auf 1,8 Millionen Euro im Jahr. Kann man sich wirklich vorstellen, dass so ein begeisterter Gehaltscheck-Liebhaber selber auf einen Teil seines Gehaltes verzichten mag?

Die Frauenquote ist dem „60-Stunden-Pensionär“ Sattelberger, der mit seinem Lebensgefährten in München lebt und jetzt mit dem Gedanken spielt, in die Politik zu gehen, ein besonderes Anliegen. Er hat eine 30-Prozent-Quote bei allen Führungspositionen der Telekom durchgesetzt. Was ihn allerdings nicht daran hindert, kräftig über seine Nachfolgerin als Telekom-Vorstand, Marion Schick, herzuziehen. Er vergleicht sie gar mit den Taliban. Die vernichteten 2001 in Afghanistan die größten Buddha-Statuen der Welt. Marion Schick „richtete ihre Granatwerfer auf alle Relikte der Sattelberger-Vergangenheit“.

Nein, die Klappe hält Sattelberger wirklich nicht. So tut der Leser trotz aller Kritik einen ungewohnten und empfehlenswerten Einblick in das Innenleben der „Deutschland AG“ und erhält spannende Charakterisierungen ihrer prägenden Figuren. Über den ehemaligen Daimler-Chef Jürgen Schrempp urteilt der Autor: „Er steht für mich als Prototyp des machtversessenen und gleichzeitig verführenden Konzernchefs. Wenige in der DAX-30-Welt sind in ihrer Verführungskunst so gut wie er. Ihnen fehlt die persönliche Magie. Sie sind sozusagen nur Trockenobst.“ Frank Horns

Thomas Sattelberger: „Ich halte nicht die Klappe. Mein Leben als Überzeugungstäter in der Chefetage“, Murmann Publishers, Hamburg 2015, gebunden, 290 Seiten, 22 Euro


Senecas laute Nachbarn
15 packende Beschreibungen über das Alltagsleben im antiken Rom

Geschichte ist häufig am spannendsten, wenn man in die Hütten des Volkes schauen kann. Die Herausgeberin Karin Schlott ermöglicht diesen Einblick ins Alltagsleben der Antike. Sie hat 23 Beiträge des Magazins „Spektrum der Wissenschaft“ im Buch „Brot und Spiele. Alltag im Alten Rom" zusammengestellt. Den 15 Archäologen, Historikern und Wissenschaftsjournalisten gelingt es fast immer, packende Beschreibung mit aktuellem wissenschaftlichen Dis-kurs zu verbinden. Von den römischen Aquädukten als Glanzleistungen der Planung und Vermessung erzählt der Archäologe und Ingenieur Klaus Drewe. Anhand von Zeichnungen erklärt er das damalige technische Wissen und wird nicht müde, die Meisterhaftigkeit antiker Wasserbaukunst zu betonen. Herausgeberin Karin Schlott berichtet über eine weitere technische Revolution: die Herstellung kunstvoller Glasgefäße.

Um „Wehrdienstverweigerer“ geht es in einem anderen Beitrag. Viele junge Männer verstümmelten sich lieber als ins Heer einzutreten. Feldjäger durchkämmten Landstriche nach Deserteuren. Wer denunzierte, wurde belohnt.

Fast alle Beiträge liefern interessante Einblicke ins normale Alltagsleben. Man schaut in den Tavernen den Menschen beim Glücksspiel zu, begleitet sie am Nachmittag in die Thermen und staunt über die sportlichen Ertüchtigungen zu der Zeit. Der Brief des Philosophen Seneca an seinen Freund Lucilius könnte aus der heutigen Zeit stammen. Seneca beklagt sich über den Lärm in seiner Nachbarschaft: „Ich wohne genau über einem Bad. Stell dir den schrecklichen Lärm, das wirre Geschrei in allen Tonlagen vor. Am liebsten möchte man taub sein. Ich höre das Stöhnen der Leute, die mit den Hanteln arbeiten; sie pusten und keuchen angestrengt ...“

Der Rundgang durch die Antike führt auch auf die Sklavenmärkte, wo man über das Geschäft mit der Ware Mensch informiert wird. „Stets gefesselt, immer sitzend“, so sehen die kleinen Bronzefiguren aus, die man bei Ausgrabungen im römischen Britannien, entlang des Hadrianwalles fand. Möglicherweise ein Gürtelschmuck von Sklavenhändlern.

Natürlich fehlt auch ein Bericht über den legendären Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 nach Christus nicht: Pompejis Ende mit Schrecken, das uns heute eine Momentaufnahme des Altertums liefert.

Wo trafen sich die Menschen, wenn sie Partner zum Heiraten suchten? War die Prostitution ein verbotenes Gewerbe? Gab es bereits damals eine Art Tourismus der Reichen in mondäne Kurorte, und wie feierte man den Karneval am Tiber? Die wissenschaftlichen Abhandlungen in „Brot und Spiele“ liefern die Antworten.

Silvia Friedrich

Karin Schlott (Hrsg.): „Brot und Spiele. Alltag im Alten Rom“, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014, broschiert, 148 Seiten, 19.80 Euro


Unternehmen in der Arroganzstarre
Der Wirtschaft mangelt es an qualifizierten Leuten? – Was für ein Unsinn, meint Autor und Firmenchef Martin Gaedt

Allerorten tönt es aus Wirtschaft und Politik, dass Deutschland die Fachkräfte fehlen. Ebenso gebetsmühlenartig schließt sich dann die Forderung nach mehr Einwanderung und damit letztlich auch nach einer weiteren gravierenden Umgestaltung unserer Gesellschaft an. Insofern ist es durchaus wichtig, kritisch zu hinterfragen, ob die Unternehmen heute tatsächlich nicht mehr genügend qualifizierte Mitarbeiter finden können. Dies tut der Gründer und Geschäftsführer der Berliner Younect GmbH Martin Gaedt in seinem Buch „Mythos Fachkräftemangel“.

Wie der Titel schon verrät, vertritt Gaedt, dessen Firma Software für das Personalmanagement entwickelt, entschieden die Ansicht, dass es hierzulande genügend fachlich versierte Arbeitnehmer gebe. Statistiken, die etwas anderes besagen, bezeichnet er ohne Umschweife und unter Verweis auf deren Zustandekommen als „geschönt und tendenziös“: Dass Firmen für die Zukunft einen Fachkräftemangel erwarten, bedeute ja noch lange nicht, dass sie bereits darunter leiden. Hier werde einfach prophylaktisch gejammert, weil permanentes Barmen in der deutschen Wirtschaft zum guten Ton gehöre. So stelle es für viele Unternehmen bereits eine Katastrophe dar, wenn Bewerbungen nicht mehr wäschekörbeweise eingingen, was den Personalverantwortlichen erlaube, wie wild aus dem Vollen zu schöpfen.

Andererseits gesteht auch Gaedt ein, dass viele Hochqualifizierte ins Ausland abwandern. Aber das sei ja nicht das Resultat von höherer Gewalt, sondern eine Folge der Zustände auf dem Arbeitsmarkt der Bundesrepublik. Und die gehen eben ganz maßgeblich auf das Konto der Arbeitgeber: Deren altmodische „Arroganzstarre“ vertreibe sowohl die in den Unternehmen befindlichen Fachkräfte als auch potenzielle Kandidaten für freie Stellen. Heutzutage könne man es sich aber einfach nicht mehr leisten, Bewerber wie lästige Bittsteller von oben herab abzufertigen, weil dies zu einer negativen Mund-zu-Mund-Propaganda führe, welche enorme Imageschäden und Abschreckungseffekte nach sich ziehe. Das gleiche gelte für albern-hölzerne Stellenausschreibungen und dilettantische In-ternet-Auftritte, die Interessierte eher vergraulen, als zu einer Bewerbung animieren. Aber hier Änderungen herbeizuführen erfordere natürlich Mühe und die Aufgabe von liebgewordenen Gewohnheiten. Deshalb sei der „Mythos Fachkräftemangel ... nichts anderes als der Ausdruck dafür, dass sich die Unternehmen nach der guten alten Zeit zurück-sehnen“.

Ebenso radikal zerpflückt der Autor das Ammenmärchen von der Einwanderung, welche dem angeblichen Fachkräftemangel abhelfen könne: Unter Bezug auf die Zahlen des Jahres 2012 stellt er dazu fest, dass sich unter den rund 1081000 Menschen, welche aus dem Ausland in die Bundesrepublik kamen, um hier dauerhaft zu leben, gerade einmal 30000 bis 40000 Fachkräfte befanden. Und diese ernüchternde Relation bleibt auch in Zukunft so, weshalb Deutschland gut beraten wäre, sich endlich auf das immer noch beachtliche, aber systematisch kleingeredete Potenzial an eigenen Arbeitskräften zu besinnen.

Dazu gehören laut Gaedt auch die Auszubildenden, also die Facharbeiter von morgen, die man nicht erst in anderen Ländern einkaufen müsse. Was sollen die Klagen über einige zehntausend unbesetzte Lehrstellen, wenn zugleich doppelt so viele Schüler keinen Abschluss erreichen und jeder vierte Azubi seine Ausbildung abbreche? Hier müsse man doch wohl beim deutschen Bildungssystem ansetzen und darüber hinaus die notorisch unfähigen Berufsberater der Agentur für Arbeit auf Vordermann bringen, statt nach Einwanderern zu rufen.

Wolfgang Kaufmann

Martin Gaedt: „Mythos Fachkräftemangel. Was auf Deutschlands Arbeitsmarkt gewaltig schiefläuft“, Wiley-Verlag, Weinheim 2014. Gebunden, 240 Seiten, 19,99 Euro.


S. 23 Rautenberg Buchhandlung

Rautenberg Buchhandlung


S. 24 Panorama

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Fakten und andere Zufälle / Was politisches Desinteresse anrichten kann, warum fertige Urteile besser sind als eigenes Wissen, und was wir sonst noch alles glauben

Das waren noch Zeiten, als hunderttausende junge Deutsche in den Straßen demonstriert haben für irgendein politisches Ziel. Als sie die Ju­gendorganisationen der Parteien fluteten – nicht etwa, um den Oberen zuzujubeln, sondern um sich dort zum Dauerärgernis für die Parteispitze zu mausern. In den Parteien fand nicht selten der „Generationenkonflikt“ mit den Eltern seine Fortsetzung. Die Eltern waren nämlich auch hochpolitisch und gaben das an ihre Kinder weiter. Ergebnis: Wer sich mit 17 nicht für Politik interessierte (oder der Etikette halber zumindest so tat), der war ja sowas von ... das Wort kann man hier nicht schreiben.

Und heute? Ein Autor des Polit-Magazins „Cicero“ schlägt Alarm. Eine Allensbach-Studie zu den Erziehungszielen zeitgenössischer Eltern habe ergeben, dass sie kaum noch Wert darauf legten, ihre Kinder für Politik zu begeistern. Bei den Erziehungszielen lande das fast auf dem letzten Platz.

Das hat schlimme Folgen, sagt der Autor. Und welche? Beschäftigen sich die Leute jetzt nur noch mit Geld oder anderen privaten Sachen und lassen die Politiker treiben, was die wollen? Weigern sich die Deutschen, für politische Ziele friedlich demonstrierend auf die Straße zu gehen oder sich in Parteien zu engagieren?

Es ist viel beklemmender, weiß der Autor. Die böse Frucht des Desinteresses seien der Erfolg der AfD („Selbst in einer so weltläufigen Stadt wie Hamburg zieht die AfD ins Parlament ein.“) und die „lokalen Pegida-Erdbeben“.

Das muss man erst einmal verdauen. Also wie war das jetzt? Es ist ein beunruhigendes Zeichen von „politischem Desinteresse“, wenn tausende Bürger Montag für Montag für politische Ziele auf die Straße gehen? Wenn sie so sehr für Politik brennen, dass sie sogar eine neue Partei aufbauen?

Ja, genauso sieht er das. Für ihn, so lässt er durchblicken, wäre die Welt erst wieder in Ordnung, wenn die Deutschen – vor allem die jungen – wieder massiv in die traditionellen Parteien strömen und jenen Parteien mit hoher Wahlbeteiligung an den Urnen den Segen geben. Dann erst dürfen wir uns wieder „politisch interessiert“ nennen.

Da haben wir wohl einiges missverstanden, heute und auch früher schon, in unserer politisch bewegten Jugendzeit. Damals galt es nämlich als besonders schick und mutig, zu den Mächtigen in Opposition zu stehen. Renitenz war angesagt und als besonders „engagiert“ galt derjenige, der sich querlegte zum Gebaren der Herrschenden. Der „Cicero“-Autor hätte uns vermutlich allesamt als gefährliche Ausgeburten „politischen Desinteresses“ verdammt.

Um die junge Generation von irrlichternden Demonstranten und Parteigründern weg und zurück ins Körbchen der treubraven Traditionell-Wähler zu locken, schlägt er vor, die politisch-historische Bildung an den Schulen zu intensivieren.

Was die Verantwortlichen unter solcher Bildung verstehen, wissen wir seit Kurzem genauer. Auf Seite 5 dieser Zeitung erfahren Sie, dass es hakt beim Projekt eines gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichtsbuches für die Schulen.

Warum? Nein, nicht das, was Sie denken. Inhaltlich wird die deutsche Seite sicherlich bereit sein, jede polnische Interpretation der Geschichte unserer Länder komplett zu übernehmen. Vorausgesetzt, Deutschland kommt hinreichend schlecht dabei weg. Angesichts der bisherigen Erfahrungen dürften wir hier aber auf die Zuverlässigkeit der offiziellen polnischen Geschichtsschreibung bauen.

Das ist es also nicht. Es geht vielmehr um den Unterrichtsaufbau, der nicht harmoniert, der Grund: Im polnischen Unterricht wird mehr Wert auf Fakten gelegt, im deutschen dagegen mehr auf „Beurteilungen“.

Die jungen Polen sollen also lernen, was Sache ist, um sich dann frei ihre Meinung dazu zu bilden. Ein riskantes Unterfangen. Was, wenn sich die jungen Leute eine Meinung bilden, welche die Herrschenden „nicht hilfreich“ finden?

Eben, deshalb lässt man es bei den Deutschen gar nicht erst soweit kommen. Ihnen werden keine Fakten preisgegeben, mit denen sie noch wer weiß was anstellen könnten. Nein, den Deutschen wird sicherheitshalber nur eingebläut, was sie zu meinen haben. Worauf sich diese Meinung stützt, ist egal, denn begründen müssen sie sie nicht, weil diese Meinung als moralisch einzig vertretbare verkauft und verinnerlicht wird. Beispiel: Einwanderung, Multikulti oder Euro sind gut, „rechts“ ist böse, Deutschland ist schuld – das reicht.

Mit anderen Worten: Die Polen werden zu Bürgern erzogen, die Deutschen zu Untertanen. Der Bürger soll wissen wollen, was wirklich passiert ist oder passiert, um eine eigene Position dazu zu finden. Der Untertan hingegen muss nur „wissen“, dass die Obrigkeit sowie ihre Organe und Fürsprecher Recht haben und dass nur Finsterlinge das bestreiten können. Sogenannten „Fakten“, die ihn auf gefährliche Gedanken bringen könnten, miss­traut er nicht nur. Er reagiert auf sie mit Hass und Abscheu wie ein aufrechter Mann des Mittelalters auf Galileis Fernrohr.

Für die Obrigkeit ist ein Volk, das so geformt ist wie die heutigen Deutschen, recht komfortabel. Sie muss sich nicht herumschlagen mit aufmüpfigen Bürgern. Wenn die sich doch mal hervorwagen, hat man ja immer noch die Antifa und gehorsame Medien, die alles ins gewünschte Licht rücken.

In weniger glücklichen Ländern sieht es anders aus. Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hatte einen lästigen Staatsanwalt am Hals, der drauf und dran war, ihr eine ziemlich hässliche Affäre nachzuweisen. Doch kurz bevor er loslegen konnte, fand man ihn erschossen in seiner Wohnung. „Selbstmord“, was sonst, wusste Fernández sofort zu verkünden.

Ach ja? Seltsamer Zufall, schrien ihr die Argentinier ins Gesicht und sind seitdem nicht mehr von der Straße zu bekommen. Solche „Zufälle“ kann man ihnen nicht verkaufen.

Uns sehr wohl. Schon wieder ist eine wichtige Zeugin im Prozess um den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007, einer der angeblichen NSU-Taten, plötzlich von uns gegangen. Lungenembolie, heißt es. Ihr Freund war kurz vor einer wichtigen Aussage im September 2013 tot in seinem verbrannten Auto gefunden worden. Selbstmord, was sonst?

Die „Ermittler“ wollten den Wagen damals gleich am nächsten Tag verschrotten lassen. Sie hatten es also sehr, sehr eilig. Das haben die Eltern in letzter Minute verhindert, die das Auto an sich nahmen und darin unter anderem ein Messer und eine Pistole fanden. Ein anderer mutmaßlicher Zeuge des Kiesewetter-Mordes war schon 2009 tot vor seinem ausgebrannten Wagen gefunden worden. Ein „Unfall“. Ein tragischer Zufall eben, wie bei der Zeugin und ihrem Freund. In der Tagespresse lesen wir: „Politiker warnen vor Verschwörungstheorien.“

Das tun wir natürlich auch. Schließlich haben wir mittlerweile eines herausbekommen: Das Wort „Verschwörungstheorie“ nehmen die immer dann in den Mund, wenn ihnen keine Ausreden für das beinahe Offenkundige mehr einfallen. Mit anderen Worten: Da lauert ein Riesenskandal im Gebüsch. Die Geschichte über das „NSU-Terror-Trio“ wirkt dermaßen fadenscheinig, dass man sie immerzu wiederholen muss, damit die Deutschen sie weiterhin glauben.

Was wir klaglos tun, denn wir sind ja keine lausigen Argentinier und wollen die hässlichen Tatsachen gar nicht so genau erfahren. Gebt uns eine hübsch-gruselige Legende, umrahmt sie mit ein bisschen „Kampf gegen rechts“, und schon singen wir mit. Wehe, einer blickt hinters Notenblatt! „Verschwörungstheorie“! Wenn nicht gar: „Verharmlosung des Neonazi-Terrors!“

Nazi-Keule und der Vorwurf, Verschwörungstheorien zu verbreiten auf einen Schlag! Da traut sich keiner mehr zu fragen.


MELDUNGEN / ZUR PERSON

Holländer gegen Windräder

Amsterdam – In den Niederlanden wächst der Widerstand gegen Windkraftwerke. Wie die Zeitung „De Volkskrant“ meldet, glaubt laut Umfrage nur eine Minderheit von Regionalpolitikern, dass die Regierung ihren Plan umsetzen kann, die Zahl der Turbinen ausgehend von 2013 bis 2020 zu verdreifachen. Dafür müssten 2000 neue Anlagen aufgestellt werden. Die Menschen fürchten Gesundheitsschäden und einen Wertverlust ihrer Grundstücke. H.H.

 

Soros bangt um sein Geld

New York – Der US-Multimilliardär George Soros bangt um sein Geld. Laut Informationen hat er in ukrainische Staatsanleihen investiert, die hohe Zinsen bringen. Nun aber droht Kiew der Staatsbankrott, Soros verlöre seine Investition. Er fordert von der EU einen Kredit von 50 Milliarden US-Dollar für die Ukraine, um die Pleite abzuwenden. Europa lasse die Ukrainer, die um ihre Freiheit kämpften, fallen. Das, so Soros, sei ein „schrecklicher Fehler“. H.H.

 

Stresstest für Pilotenmanager

Der Mann ist ein Profi. Denn egal wie schlimm es gerade kommt – Carsten Spohr setzt keinen Notruf ab. Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine mit 150 Toten navigiert der Chef der Deutschen Lufthansa das Unternehmen durch eine ihrer größten Krisen, und das mit Worten und Gesten, die sonst nur ein von Kommunikationsexperten gut trainierter Manager beherrscht. Er zeigt sich betroffen, wenn es um die Opfer geht. Er gibt sich kämpferisch, wenn es um die Vermarktung des Themas in Talk­shows geht. Und er vermeidet Antworten auf die Schuldfrage, da er weiß, dass jede unbedachte Handlung das Image der Lufthansa noch stärker beschädigen kann.

Seit er vor einem Jahr den Steuerknüppel der Lufthansa übernommen hat, durchfliegt der aus Wanne-Eickel stammende 48-Jährige eine Turbulenz nach der nächsten. Da ist die Konkurrenz der Billigflieger und der staatlich gepäppelten Fluggesellschaften aus den reichen Ölstaaten, die das Kon­zern­ergebnis schrumpfen lassen. Sein Plan, ab 2015 mit „Eurowings“ eine neue Billigline einzuführen und damit Kosten zu sparen, sorgte für Ärger in der Belegschaft. Dann gab es Stress mit dem Aufsichtsrat, der ein Finanzmodell zur Beschaffung neuer Flugzeuge vom Tisch fegte. Es folgten der Tarifstreit mit den Piloten und tagelange Streiks. Und nun die Katastrophe mit dem Flieger des Tochterunternehmens Germanwings.

Schlimmer kann es also kaum kommen. Doch wenn jemand besonders belastbar ist, dann sind es Piloten. Und Spohr, ein verheirateter Vater zweier Töchter, ist ein bei der Lufthansa ausgebildeter Pilot mit Fluglizenz. Man kann darauf vertrauen, dass er diese stressigen Turbulenzen am Lufthansa-Himmel routiniert überstehen wird. Harald Tews


MEINUNGEN

Bettina Röhl zeigt sich im Portal „Tichys Einblick“ (24. März) enttäuscht von Ergebnissen des Berlin-Besuchs von Griechenlands Premier Alexis Tsipras:

„Merkels jüngste Äußerungen nach dem ersten offiziösen Berlin-Besuch von Alexander Tsipras zeigen, dass das bloße ,weiter so‘ weitergeht. Dieses ,weiter so‘ ist die Garantie dafür, dass die notwendigen Reformen, derer es in großer Zahl und gleichzeitig bedarf, allenfalls auf kleinstem Niveau auch tatsächlich durchgezogen werden.“

 

 

Im „Focus“ (28. März) kritisiert FDP-Veteran Hermann Otto Solms die Politik der Großen Koalition, welche sich nicht mehr um die Zukunft Deutschlands kümmere:

„Unter der großen Koalition ist jeder Wille, das Land zukunftssicher zu machen, erlahmt. Jedes Interesse ist verschwunden, Anstrengungen zu unternehmen, um Ziele über den Tag hinaus zu erreichen. Die finanziellen Spielräume werden weder für den Abbau der Verschuldung noch für die Entlastung der Bürger genutzt, sondern für teure Wahlgeschenke und das weitere Aufblähen der staatlichen Bürokratie.“

 

 

In der Ukraine-Krise hätten die USA und Deutschland keineswegs die gleichen Interessen, meint Altkanzler Gerhard Schröder. Dem „Spiegel“ (28. März) sagte er:

„Es gibt kein gemeinsames Interesse des Westens. Die Amerikaner sehen in der Auseinandersetzung mit Russland ein globales Problem. Man will keinen weiteren Konkurrenten neben China. Die Europäer hingegen wissen aus historischer Erfahrung, dass es immer dann gut ging, wenn es einen Ausgleich mit Russland gab, und immer schwierig wurde, wenn der fehlte. Das allerdings wusste schon Bismarck. Für uns handelt es sich also um ein europäisches Problem.“

 

 

Konrad Kustos warnt in „Geolitico“ (28. März) vor der Eroberung des Landes durch gewaltkriminelle Linksextreme, die das Wohlwollen einflussreicher Kreise genössen:

„Gewalt gegen Andersdenkende wird legitim, solange sie der herrschenden Ideologie folgt. Schließlich geht es ja in die Richtung, die viele und vor allem die veröffentlichte Meinung für die richtige halten. Freiheitlichkeit, Bemühen um Konsens und Kooperation werden ersetzt durch Ideologie, derzeit eine linke, wer weiß aber, wem damit der Weg bereitet wird. Die Fälle der Gewalt häufen sich, die vielleicht mit besten Absichten angeworfene Maschine beginnt heißzulaufen. Eine neue Links-Scharia stellt sich so nicht nur über das Grundgesetz, sondern auch alle ungeschriebenen Gesetze des Miteinanders und der Wahrhaftigkeit.“

 

 

Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands für mittelständische Wirtschaft, erklärt in der „Zeit“ (30. März), wer vom Freihandelsabkommen TTIP und den darin vorgesehenen Schiedsgerichtsverfahren profitiert:

„Da geht es ganz einfach um einen Wachstumsmarkt, den die großen amerikanischen Kanzleien in den letzten Jahren entdeckt haben. Und zwar weltweit. Sie machen Geld damit, dass sie Staaten verklagen.“